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Sellers wollte in San Bernardino unbedingt anhalten. »Es gibt ja Vorschriften für derartige Fälle«, sagte er. »Wir müssen einen Sheriff dabei haben. Der Ort liegt doch wohl nicht im Bezirk Riverside, wie?«
»Nein, in San Bernardino«, antwortete ich.
»Also schön, dann brauchen wir den zuständigen Sheriff. Die Vorschriften müssen befolgt werden.«
Er hielt vor dem Gerichtsgebäude, ging auf die Freitreppe zu, machte plötzlich kehrt und kam ans Auto zurück. »Hören Sie zu, Kleiner«, sagte er, »wenn sich dies als fauler Zauber herausstellt, dann...«
»Ach was!« gab ich zurück. »Garantie kann ich bei meinen Tips natürlich nicht übernehmen. Ich bringe Sie auf eine Spur, und dann sind Sie dran.«
Er zog eine neue Zigarre aus der Tasche, schob sie ins Gesicht und begann gleich auf ihr zu kauen, während er mich mürrisch betrachtete. Dann machte er ohne weitere Worte wieder kehrt und ging die Treppe zum Gericht hinauf. Kurz darauf erschien er wieder mit dem Sheriff. Uns vorzustellen hielt er gar nicht für nötig. Die beiden Beamten nahmen vom Platz, ich setzte mich hinten neben Wanda Warren.
Sie streifte mich mit einem kurzen Blick, lächelte und lehnte sich ein bißchen an mich. »Alter Brummbär«, sagte sie, »ich fühlte mich hier schon ganz einsam ohne Sie.«
Sellers drehte sich grienend nach uns um.
Nachdem sie so den zwei ernsten Männern, die uns im Rückspiegel sehen konnten, gezeigt hatte, wie lieb und anpassungsfähig sie war, fragte sie mich, den Mund dicht an meinem Ohr, ganz leise: »Donald, können Sie dafür sorgen, daß ich nicht in die Zeitung komme?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Versuchen Sie’s bitte«, sagte sie, indem sie sich noch enger anschmiegte. Sie berührte mit den Lippen meine Wange, dann rutschte sie ganz in die andere Ecke zurück. »Du meine Güte«, sagte sie, »einen Verein von so eiskalten Männern habe ich noch nie gesehen!«
Wir fuhren durch Banning. Sellers sagte: »So, welches ist nun der kürzeste Weg, Lam?«
Ich erklärte ihm, wo er einbiegen mußte, und ein paar Minuten später hielten wir vor dem Hause.
»Welcher Nachbar hat den Spektakel gehört?« fragte er.
Ich wies auf eins der Nebenhäuser.
Seiler sah den Sheriff mit hochgezogenen Brauen fragend an. Der nickte stumm.
»Sie warten hier mit der Dame«, sagte Sellers zu mir. »Und merken Sie sich, Lam: keine Menkenke. Wenn ich zurückkomme, wünsche ich die Dame hier noch sitzen zu sehen, und in der Zwischenzeit kommt sie auf keinen Fall ’raus. Ist das klar?«
Ich nickte.
Die beiden stiegen aus und begaben sich zur Haustür.
»Donald, diese Männer können mich in Teufels Küche bringen«, sagte Wanda Warren ängstlich. »Da braucht bloß ein bißchen was Schlimmes in die Zeitung zu kommen, nur eine Notiz, daß...«
»Ich werde mein Bestes tun«, unterbrach ich sie. » Versprechen kann ich allerdings nichts.«
»Donald, ich möchte mal drüben in der Tankstelle zur Toilette gehen«, sagte sie.
Ich griente sie an.
»Das können Sie doch nicht verhindern.«
»Lassen Sie’s nicht darauf ankommen«, entgegnete ich. »Tragen Sie das Leutnant Sellers vor, der wird’s dann gewiß gestatten.«
»Meinen Sie?«
»Vorausgesetzt, daß Sie ihm nicht eins überbraten.«
Eine Weile blieb sie nachdenklich.
»Na«, sagte ich, »vielleicht fangen Sie jetzt mal an, mir von Yvonne Clymer zu erzählen?«
»Sie gehört zu unserem Laden.«
»Auch Fotomodell und so?«
Sie nickte.
»Also hat Wells sie da kennengelernt?«
»Nein, er kannte sie schon vorher. Hat sie erst in die Tätigkeit eingeführt.«
»Und wie ging’s weiter?«
»Nach einiger Zeit lebten sie zusammen, aber ohne verheiratet zu sein.«
»Und dann?«
»Dann hat, glaube ich, bei ihnen die Zankerei angefangen. Solange sie bloß als Modell arbeitete, kamen sie gut miteinander aus, doch als er dann aus ihr eine Hausfrau machen wollte.. Na, das klappte eben nicht.«
»Wo ist sie jetzt, Wanda?«
Sie wandte hastig den Blick von mir ab.
»Wo ist sie?« wiederholte ich.
»Ich wünschte, ich wüßte das.«
»Was glauben Sie denn, wo sie sein kann?«
»Ich - Donald, ich weiß es nicht.«
»Was hat Wells von Ihnen eigentlich verlangt, hm?«
»Zu Anfang überhaupt nichts. Nur, daß ich schleunigst hierherfahren sollte. Und zwar sollte ich mich als seine Frau ausgeben.«
»Sagte er, warum?«
»Ja.«
»Wie begründete er seinen Wunsch?«
»Ach, das ist schwer zu erklären, Donald. Es handelte sich um eine mexikanische Scheidung. Er sagte mir, er sei verheiratet, doch das wußte ich schon von Yvonne selbst. Seine Frau sei eine richtige Hexe, behauptete er. Wollte ihn nicht freigeben, aber auch nicht zurückkommen und bei ihm bleiben. Sie hielte ihn von seinen Kindern fern und hetzte die gegen ihn auf.
Er hat Papiere nach Mexiko geschickt und von dort ein Scheidungsurteil bekommen. Das sind Papiere, die, glaube ich, hier nicht anerkannt werden… Aber vermutlich waren sie besser als gar nichts.«
»Nur weiter. Was entwickelte sich daraus?« drängte ich.
»Nun, er lebte dann eben mit Yvonne so zusammen.«
»Damit ist aber noch nicht erklärt, weshalb Sie für ihn als seine Frau auftreten sollten.«
»Er rechnete damit, daß ihm seine erste Frau Steine in den Weg legen würde. Ich glaube, er erwartete die Zustellung gerichtlicher Vorladungen, für sich selbst und für Yvonne. Soviel ich verstand, sollte ich an Yvonnes Stelle die Papiere vom Gerichtsboten annehmen, falls der käme. Wells wollte dann zur gegebenen Zeit den Nachweis führen, daß der Gerichtsbote sie nicht der richtigen Person ausgehändigt hätte.«
»So hat er’s Ihnen also dargestellt?«
»Darauf lief es hinaus. Ja.«
»Und wo war Yvonne währenddessen?«
»Er sagte, sie bliebe vorläufig im Hintergrund, um abzuwarten.«
»Und Sie haben gar keine Fragen gestellt?«
»Da kennen Sie Drury Wells aber schlecht, Donald. Dem stellt man keine Fragen - jedenfalls nicht, wenn man mit dem Verdienst von seinen Launen abhängig ist.«
»Sind Sie das denn?«
»In gewisser Weise schon. Er ist ja Mitinhaber der Agentur und kann sehr rücksichtslos sein, wenn er’s für angebracht hält. Eins der Mädels - na, was der passiert ist, das war wirklich nicht zum Lachen.«
»Erzählen Sie mal.«
»Er ordnete an, daß ihr kein Auftrag mehr gegeben werden dürfte, und als sie versuchte, auf eigene Kappe zu arbeiten, sorgte er dafür, daß sie verhaftet wurde und - nein, das hatte sie wahrhaftig nicht verdient!«
»Was - nicht verdient?«
»Er gab dem Rauschgiftdezernat einen Wink, und da wurde sie tatsächlich unter Anklage gestellt. In ihrer Wohnung fanden sie Marihuanazigaretten, dabei weiß ich ganz genau, daß sie so ein Zeug nie geraucht hat.«
»So. Wie hatte sich Wells das mit den Nachbarn gedacht, daß da keiner den Schwindel merkte?« blieb ich beim Thema.
»Sie müssen sich das richtig vorstellen, Donald. Wells war mit ihr doch eben erst da eingezogen. Genau einen Tag waren sie zusammen dort, und Yvonne hatte noch keinen Menschen in der Nachbarschaft direkt kennengelernt. Die Leute hatten sie gesehen, mehr aber auch nicht. Yvonne und ich, wir sehen uns sehr ähnlich. Haben beide die gleiche Figur, den gleichen Teint, die gleiche Haarfarbe. Ich kann ihre Kleider tragen und sie meine.
Ich fuhr dann also hin und benahm mich, als wäre ich seine Frau, und schon kurz nach meiner Ankunft platzte die Zeitungsmeldung von der Erbschaft ins Haus. Wells wußte gar nicht, was er machen sollte. Jedenfalls telefonierte er mit Yvonne, und die sagte, er solle ganz unbesorgt mit dem Täuschungsmanöver weitermachen.«
»Er telefonierte mit Yvonne?« fragte ich.
Sie nickte.
»Wissen Sie das bestimmt? Haben Sie das Gespräch mitgehört?«
»Ja.«
»Und selbst auch mit Yvonne gesprochen?«
»Nein, aber ich hörte ihn ja mit ihr sprechen.« »
»An welchem Tage war das?«
»Das war einen Tag, nachdem ich angefangen hatte, seine Frau zu spielen.«
»Und telefoniert hat er am Apparat in der Wohnung?«
»Ja.«
»Wie verlief das Gespräch? In freundlichem Ton, oder..«
»Oh, sehr freundlich sogar.«
»Und wo ist Yvonne jetzt?«
»Sie hält sich noch versteckt.«
»Wells ist dann mit Ihnen ganz plötzlich von dort aufgebrochen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Weshalb?«
»Er wollte die Leute, die an der Aushändigung der Vorladungen interessiert sind, in Verwirrung setzen.«
»Aber hören Sie mal, Wanda - haben Sie ihm das etwa geglaubt?«
»Ich - damals habe ich’s ihm geglaubt.«
»Und jetzt?« fragte ich.
»Jetzt? Ich - ich weiß es wirklich nicht. Die Art, wie er mich zum Fortfahren drängte, als wir kaum in das Haus an der Forstmore Road gekommen waren, und wie er mich dann zurückkommen ließ - das kam mir doch etwas merkwürdig vor. Und dann las ich in der Zeitung, daß er gegen Sie und Ihre Partnerin eine Klage eingeleitet hat. Ich befürchte, dahinter steckt eine große Gaunerei.«
»Und wenn das der Fall ist?«
»Dann sitze ich mittendrin, und das macht mir Sorge.«
»Sehen Sie mich mal an, Wanda«, sagte ich.
Sie wandte mir das Gesicht zu, im Moment noch ernst, dann gleich mit ganz zärtlichem Blick. »Ich habe Sie gern, Donald«, sagte sie in bezauberndem Ton.
»Darin haben Sie ja nun schon so große Übung, daß man von Perfektion reden könnte«, sagte ich. »Probieren Sie’s gar nicht, jetzt ist nicht der Zeitpunkt dafür. Haben Sie überhaupt schon mal daran gedacht, daß es sich um Mord handeln kann?«'
Sie zuckte zurück, als hätte ich sie geschlagen, und wandte das Gesicht ab. Zur Antwort auf meine Frage - ich brauchte übrigens auch keine - blieb ihr aber nicht mehr Zeit, denn die Haustür wurde geöffnet, Sellers kam zum Wagen, riß die Tür auf und sagte: »Kommen Sie mit ’rein.«
»Ich?« fragte Wanda Warren und hob mit übertrieben erstaunter Miene ihre scharf nachgezogenen Augenbrauen"
»Beide«, gab Sellers zurück.
Wir folgten ihm in das Wohnzimmer. Dort saßen neben dem Sheriff Mr. Boswell und Frau, die sich äußerst unbehaglich zu
fühlen schienen.
»Ist dies die junge Frau?« fragte Sellers gleich bei unserem
Eintreten.
»Hallo«, rief Miss Warren den Boswells fröhlich zu.
»Ja, ja, das ist sie«, erklärte Amanda Boswell.
»Betrachten Sie sie genau«, verlangte Sellers.
»Ja, sie ist es!«
Sellers richtete den Blick auf Oscar Boswell, der energisch nickte.
Mit finsterem Gesicht zerrte Sellers wieder eine Zigarre aus der Tasche, rammte sie in den Mund, biß grimmig darauf und sagte: »Jetzt sind Sie aber richtig verratzt, Lam.«
Ich bemerkte dazu nichts.
Sellers wechselte Blicke mit dem Sheriff, dann drehte er sich plötzlich um, sagte zu den Boswells: »So, mehr wollten wir von Ihnen nicht, Herrschaften«, und zu uns, indem er mit dem Kopf winkte: »Mitkommen.«
Wir gingen wieder zum Auto.
Sellers trat heftig auf den Starter und setzte den Wagen mit Schwung in einer vollen Wendung vom Bordstein ab.
»Wohin fahren wir jetzt?« fragte ich.
»Wohin denn schon, Mensch!« rief Sellers über die Schulter. »Ich bringe meinen Kollegen Jerry wieder nach San Bernardino, und dann rausche ich heimwärts. Und wenn Sie mir noch einmal mit einem Ihrer genialen Einfälle kommen sollten, dann werde ich..«
»Wenn Sie diese Richtung beibehalten, wird man Sie im Dezernat so auslachen, daß Sie den Dienst quittieren. Wenden Sie lieber und fahren Sie entgegengesetzt, Richtung Twentynine Palms.«
»Wozu?« fragte er.
»Na, was meinen Sie wohl?« lautete meine Gegenfrage.
Etwa zwei Minuten fuhr er noch geradeaus, dann mäßigte er das Tempo, lenkte an den Rinnstein, drehte sich nach mir um und studierte, auf seiner Zigarre kauend, in dem schon schwindenden Tageslicht mein Gesicht.
Der Sheriff aus San Bernardino blickte wie bisher stur vor sich hin. Es war ihm anzumerken, daß er mit mir oder meinen Ideen überhaupt nichts zu tun haben wollte.
»Jetzt haben Sie schon soviel Zeit aufgewendet«, sagte ich zu Sellers, »daß es auf anderthalb Stunden nicht mehr ankommen dürfte.«
Er dachte einen Moment nach, sah den Sheriff an und sagte: »Was halten Sie davon, Jerry?«
»Mir egal«, antwortete der.
Sellers steuerte zur Straßenmitte, schlug plötzlich einen vollen Halbkreis und sagte über die Schulter zu mir: »Ich mache den Weg bis zum Ende, Kleiner, aber nicht, weil ich glaube, daß Sie wissen, was Sie tun, sondern weil ich dafür sorgen will, daß Ihnen kein Türchen zum Auskneifen offenbleibt. Diesmal behalten Sie kein Bein auf dem Boden!«
Man konnte im Auto die feindseligen Gedanken und das Mißtrauen förmlich knistern hören wie elektrische Funken.
Wanda Warren versuchte die Spannung ein wenig zu lösen, indem sie fragte: »Wann fahren wir eigentlich zum Essen?«
»Gar nicht«, entgegnete Sellers grob und gab Gas, daß der Tachometerzeiger wild vibrierte.
Noch bevor wir Cabazon erreichten, schaltete er die Scheinwerfer ein. Es war ein herrlicher Sonnenuntergang in dieser einsamen Gegend. Im Westen leuchtete der Himmel karminrot, die schneebedeckten Gipfel des San Jacinto waren rosa angestrahlt, im Osten war der Horizont grün und violett. Ich war der einzige im Wagen, der auf den Sonnenuntergang achtete. Sellers, der seine breiten Schultern wie ein Boxer vor dem Angriff hochgezogen hatte, jagte das Polizeiauto in tollem Tempo durch den Abend.
»An der nächsten Kreuzung nach Twentynine Palms abbiegen«, sagte ich zu ihm.
Er ließ nicht merken, ob er das gehört hatte, schlug aber richtig nach links ein, und nun ging es bergan durch das Morongo-Tal, bis wir Yucca erreichten.
»Hier geht’s nach links ein Stück hinunter«, erklärte ich. »Bitte langsamer jetzt, damit ich mich genau orientieren kann.«
Es war nicht ganz einfach, im Dunkeln die richtigen Feldwege wiederzufinden. Ich wußte auch, daß, falls ich den Weg nicht rechtzeitig fand, der Sheriff denken würde, ich jagte sie von Anfang an blindlings in der Gegend umher, wovon er dann Sellers leicht überzeugen konnte.
So konzentrierte ich mich ganz auf die Wegkreuzungen und stützte mich mit dem Arm auf die Lehne des Vordersitzes, um die Gegend besser übersehen zu können.
Wanda Warren rutschte näher, ergriff meine rechte Hand, hielt sie fest wie ein greifbares Beruhigungsmittel und drückte sie hin und wieder.
Ich hatte Glück und fand alle Kreuzungen aus dem Gedächtnis wieder. Schließlich strahlten die Scheinwerfer den zerfurchten Weg an, der nach der verfallenen Hütte führte.
»Hier einschlagen«, sagte ich zu Sellers.
Er bog ein, das Licht der Scheinwerfer fiel auf die schief hängende Tür mit dem Segeltuch.
»Drehen Sie so, daß die Scheinwerfer hinter das Haus fallen«, forderte ich Sellers auf. »Da ist eine kleine Erhöhung, die beleuchtet werden müßte. Nein, so zeigen sie zu weit südlich. Ein bißchen rückwärts fahren und die Scheinwerfer mehr nach Norden bringen. Halt! Das war sie eben. So ist es zu weit. Noch mal zurück. Ja, so ist’s richtig. Wollen mal hingehen.«
Ich stieg zuerst aus, die anderen folgten. Ich führte sie an die hölzerne Plattform.
»Wir müssen die Plattform hochheben«, sagte ich.
Sellers bückte sich, ohne etwas zu sagen, packte mit seinen großen Fäusten eine Ecke der schweren Plattform, hob sie an und warf sie mit Schwung ein Stück zur Seite.
»Vorsicht, daß Sie nicht hineinstürzen«, warnte ich ihn.
Er prallte unwillkürlich zurück.
»Fassen Sie mal mit an, Jerry«, sagte er zu dem Sheriff. »Wir müssen die Platte ganz abnehmen, ich will alles genau sehen.«
Gemeinsam hoben wir sie von dem quadratischen Schacht.
»Haben Sie die Stablampe da?« fragte Sellers.
Der Sheriff gab sie ihm. Sellers leuchtete in die Tiefe.
»Also, Lam, was gibt’s hier zu sehen?« fragte er mich.
»Es ist der bewußte Ort«, erwiderte ich.
Der Sheriff beugte sich über den Rand vor, blickte ein Weilchen stumm hinunter, probierte, ob die Leiter tragfähig sei und sagte: »Ich werde hineinsteigen.«
»Einverstanden. Wir sind ja in Ihrem Bezirk«, antwortete Sellers.
Stufe für Stufe abtastend, kletterte der Sheriff langsam hinunter, indem er den Kopf so hielt, daß der Hutrand seine Augen vor dem Licht schützte, während Sellers die Lampe so hielt, daß der Strahl senkrecht nach unten fiel.
»Sie sind mir für das Mädchen verantwortlich, Lam«, sagte Sellers. »Behalten Sie sie im Auge. Ich möchte keinen Lapsus in dieser Affäre erleben.«
»Haben Sie etwa geglaubt, ich würde Ihnen weglaufen?« fragte Wanda. »Hier in der Wüste?«
»Kann man nicht wissen«, gab Sellers zurück.
Wir sahen zu, wie der Sheriff tiefer in den Schacht stieg, ein wenig schneller jetzt, nachdem er sich überzeugt hatte, daß die Leiterstufen auch unten stabil waren.
Er hatte noch eine Stablampe in der Tasche, und als er den Grund erreicht hatte, sahen wir den Lichtkegel suchend hin und her huschen.
»Ich brauche die Schaufel!« rief er herauf.
»Kommt gleich!« rief Sellers zurück.
Er befestigte ein leichtes Seil am Griff der Schaufel und ließ sie im Schacht hinab, bis sie den Boden berührte.
Wir hörten den Sheriff »gut« sagen, dann das Kratzen der Schaufelkante an Stein, und auf einmal war es still, eine volle
Minute. Plötzlich rief der Sheriff aus der Tiefe: »Ich komme ’rauf, Leutnant!«
»Was gibt’s denn da unten?« schrie Sellers in den Schacht.
»Ich sagte doch, daß ich ’raufkomme!« gab der Sheriff zurück.
Sellers beleuchtete die Leiterstufen, während wir den Sheriff beim Aufstieg beobachteten. Oben griff Sellers ihm unter die Achseln und half ihm über den Rand.
»Kommen Sie mal mit«, sagte der Sheriff zu ihm.
Sie gingen ein Stück beiseite, wo wir ihr Gespräch nicht mithören konnten, und redeten eine Weile miteinander. Dann kam Sellers wieder zu uns.
»Der Sheriff wird hierbleiben«, sagte er, »wir fahren nach Yucca.«
»Was ist denn? Was ist passiert?« fragte Wanda Warren.
»Nichts.« Sellers ging zum Auto. »Wir werden alle drei vorn sitzen«, sagte er im Gehen. Und plötzlich drehte er sich zu mir um und sagte: »Okay, Kleiner, Sie hatten recht.«
Er nahm meine Hand, und der starke Druck seiner Pranke bewies mir, wie erleichtert er sich fühlte.
Wir fuhren nach Yucca, einem kleinen Ort, in dem die Läden und Lokale abends schon früh geschlossen waren. Immerhin fand Sellers eine Telefonzelle, in der er mehrere Gespräche führte.
Als er fertig war, sagte ich: »Zwei Anrufe müßte ich auch jetzt machen.«
Er hatte nichts dagegen. Ich rief den Zeitungskorrespondenten in Banning an, der mich kürzlich so gut informiert hatte. »Sprechen Sie gleich mit der Zeitung in San Bernardino. Es können sich schon jetzt Reporter vor der Dienststelle des Sheriffs aufbauen«, sagte ich zu ihm, »und wenn Sie selbst nach Yucca kommen und eine Weile hierbleiben wollen, werden Sie wahrscheinlich als erster in eine neue Sache einsteigen.«
»In was für eine?« fragte er.
»Eine wichtige.«
»Daß es sich lohnt, noch bei Nacht dort hinzugondeln?«
»Ein Knüller«, versicherte ich ihm. »Versäumen Sie auf keinen Fall, Ihrem Chefredakteur in San Bernardino zu empfehlen, daß er gleich jemand zum Büro des Sheriffs schickt.« Ich hängte ein und wählte die Nummer vom >Hotel Dartmouth<. Es traf sich günstig: Corning war in seinem Appartement. Ich sagte: »Hier Donald Lam. Ich habe Mrs. Wells gefunden.«
»Ja, ja«, sagte er, »wo sind Sie denn jetzt, Lam?«
»Im Moment befinde ich mich an einem Ort, der Yucca heißt, an der Straße nach Twentynine Palms.«
»Was haben Sie denn ausgerechnet da draußen zu tun?«
»Es ist die nächstgelegene Telefonzelle«, antwortete ich.
»Sagten Sie eben, Sie hätten Mrs. Wells gefunden?«
»Ja.«
»Wo denn?«
»Ich glaube, Sie wissen, wo das Stück Land liegt, das früher Bedford gehörte, westlich von Yucca, nicht wahr?«
»Na, und wenn ich das weiß?«
»Da ist sie.«
»Das glauben Sie doch selber nicht, Mann!«
»Aber sicher.«
»Also wissen Sie, Lam, ich bin ja nicht von gestern«, sagte Corning. »Sie haben die Frau bestimmt schon seit heute mittag oder nachmittag an der Hand, wenn ich’s so ausdrücken soll. Was bedeutet dieser Humbug, daß Sie erst so weit ins Land ’rausfahren, um mir von da zu melden, Sie hätten sie?«
»Wenn Sie hierherkommen, kläre ich Sie auf.«
»Na, die weite Fahrt mache ich jedenfalls nicht mehr heute nacht.«
»Wie Sie wollen«, sagte ich. »Ich habe meine Pflicht erfüllt und Ihnen gemeldet, daß sie sich hier befindet.«
»Verdammt noch mal«, sprudelte er los, »Sie hätten sie mir schon zwanzig Minuten nachdem ich Ihnen schriftlich die Prämie versprochen habe, in mein Hotelzimmer bringen können, davon bin ich überzeugt! Sie hätten..«
»Wollen Sie mit mir streiten, oder wollen Sie Mrs. Wells sehen?« gab ich zurück.
»Ich will sie sehen.«
»Dann kommen Sie schleunigst hierher.« Ich hängte den Hörer ein und ging wieder zum Wagen, wo Sellers mit Wanda Warren sprach.
»Was machen wir jetzt?« fragte ich.
»Jetzt werden wir speisen«, antwortete er.
In einem kleinen Restaurant, das noch geöffnet war, bekamen wir ganz ordentliche Steaks mit Pommes frites. Sellers trank drei Tassen Kaffee und sprach nur wenig. Miss Warren saß in Ängsten, versuchte aber trotzdem, den Leutnant durch Charme zu bestricken. Ebensogut hätte sie das mit einem Eisschrank probieren können.
Nach dem Essen fuhren wir wieder auf das Ödland hinaus, wo wir die Scheinwerfer und den Motor gleich abschalteten. Die Stablampe des Sheriffs tanzte wie ein Glühwürmchen durch die Finsternis, als er auf uns zukam.
»Alles soweit geordnet?« fragte er.
»Alles«, antwortete Sellers. »Nehmen Sie jetzt diesen Wagen, fahren Sie nach Yucca, essen Sie erst mal was Ordentliches und trinken Sie tüchtig Kaffee. Wenn die andern da an- schwirren, können Sie ihnen den Weg hierher zeigen.«
»Wird gemacht«, sagte der Sheriff. »Diese elende Taschenlampe will auch nicht mehr.«
»Ich habe in Yucca noch eine andere und ein paar Batterien besorgt«, sagte Sellers.
Der Sheriff stieg ein, und der Wagen verschwand rasch in der Dunkelheit.
Aus verdorrten Strünken von Josuapalmen, vertrocknetem Salbeiholz und Wurzeln machte ich ein Lagerfeuer an.
Es war eine geisterhafte Szenerie, als die Flammen zuckende Lichter und Schatten über die Gesichter warfen, auf den finster grübelnden, schweigsamen Leutnant und die sichtlich von Furcht bedrückte Wanda Warren, deren einzige, sonst immer einsatzbereite »Waffe« in dieser Situation unwirksam blieb.
Sie wechselte wiederholt ihre Haltung, indem sie sich, auf einen Ellbogen gestützt, in den Sand legte und von einer Seite auf die andere drehte, stets bemüht, die hübschen Rundungen ihres Körpers zu besonderer Geltung zu bringen.
Sellers aber blickte überhaupt nicht hin. Manchmal ließ sie von ihren hübschen Beinen etwas mehr als üblich sehen, und wenn sie meinte, ihn dadurch aufmerksam gemacht zu haben, zog sie züchtig den Rock wieder bis über die Knie hinunter. Doch von ihm aus hätte an ihrer Stelle auch ein Stück Holz liegen können.
Ein- oder zweimal blickte sie mich ein bißchen kläglich an. Ich lächelte ihr verständnisvoll zu, sagte aber auch nichts. Fast die ganze Zeit beschäftigte ich mich damit, in der Umgebung trockenes Holz zu sammeln.
Die Sterne blinkten über uns, das prasselnde Feuer mit seinem rötlichen Schein wärmte nur in kleinem Umkreis; die nächtliche Kälte der Einöde kroch immer näher.
Nach einer Weile mußten wir aufstehen, weil es auf dem Erdboden zu kalt wurde. Abwechselnd drehten wir den Rücken und die Vorderseite zum Feuer. Ich schleppte fortwährend neues Holz herbei.
In der Ferne sahen wir Scheinwerfer aufblitzen: Vier Autos kamen über den Feldweg, die Lichtstrahlen tanzten auf und ab, weil die Räder ihren Weg über Anhöhen und durch Vertiefungen suchen mußten.
Die Wagenkolonne, an der Spitze der Sheriff in Frank Sellers’ Dienstwagen, bog auf das Landstück ein und hielt in unserer Nähe.
Nun konnte man fachmännische Arbeit beobachten, bei der alles Hand in Hand ging und wie am Schnürchen. Ein Scheinwerfer wurde aufgestellt, über dem Schacht ein Dreibeinmast errichtet, an dessen Spitze eine Seilrolle befestigt und an das Seil eine viereckige Zeltbahn an stählernen Haken eingehängt.
Ich ging noch einmal Brennholz holen.
Ein Wagen von der Zeitungsredaktion kam hüpfend über das unebene Gelände. Ein Fotoreporter sprang heraus und begann alle Beteiligten mit seinen grellen Blitzlichtern zu blenden. Der Korrespondent, den ich in Banning kennengelernt hatte, war auch mit diesem Wagen gekommen. Er schüttelte mir die Hand.
Mehrere Männer stiegen in den Schacht hinab. Wir hörten sie sprechen und Kommandos geben. Schließlich ertönte das vereinbarte Signal, die Männer oben begannen an dem Seil zu ziehen, das über die Rolle in der Spitze des Dreibeinmastes lief.
Nach einer Weile kam die Hülle aus Segelleinen, die nicht mehr schlaff hing, ans Tageslicht. Der Polizeiarzt beugte sich gleich über sie. Dann holte jemand eine Decke.
Ich sah auf meine Uhr. Gerade Mitternacht. Der ganze Vorgang hatte sich so schnell vollzogen, daß einem gar nicht bewußt geworden war, wie viele Einzelheiten, die immerhin einige Zeit brauchten, dabei beachtet werden mußten.
Noch weit entfernt von uns sah ich wieder einen Lichtpunkt, der immer größer wurde. Bald waren Autoscheinwerfer zu erkennen, deren Strahlen immer wieder in Vertiefungen tauchten, bis der Wagen das halbwegs ebene Gelände erreichte. Er kam in schnellem Tempo heran.
Sellers sagte zu mir: »Wir sind hier jetzt fertig, Kleiner.«
»Eine Minute nur noch«, sagte ich. »Bleiben Sie noch hier, ich möchte einen Zeugen haben.«
»Für was?«
»Für das, was noch passiert.«
Der Wagen holperte in wilder Fahrt über die Erdfurchen. Als er so nahe war, daß der Fahrer die Lampen unserer kleinen Karawane bei der Hütte sehen konnte, gab er erst richtig Gas. Schlingernd und rutschend bremste er, eine Wolke von Staub aufwirbelnd, ein Stück vor uns. Die Beleuchtung erlosch, ich sah Cornings klobige Gestalt, wie er sich, steif von der langen Fahrt, hinter dem Lenkrad hervorschob.
Ein paar Schritte ging ich ihm entgegen.
»Was hat das hier zu bedeuten, Lam?« fragte er aufgebracht.
»Daß ich Mrs. Wells gefunden habe, sonst nichts«, entgegnete ich kurz.
Er spähte an mir vorbei nach der kleinen Gruppe von Männern, die Seile aufrollten und das Dreibein abmontierten. Sein Blick fiel auf Wanda Warren.
Mit langen Schritten ging er auf sie zu.
»Nanu, wen sehe ich denn hier!« sagte er. »Ich muß Sie doch kennen, schöne Frau. Habe ja Ihr Bild in der Zeitung gesehen.«
Wanda atmete sichtlich auf, weil endlich wieder jemand da war, der ihrem Charme zu verfallen schien. Sie klapperte sofort mit den Augenlidern und sagte, kokett lächelnd: »Ach nein, wirklich?«
»Sie befinden sich im Irrtum, Corning«, fuhr ich kühl dazwischen.
»Was soll das schon wieder heißen?« fragte er über die Schulter.
»Das ist nicht Mrs. Wells«, anwortete ich. »Die Dame heißt Wanda Warren.«
Verblüfft schaute er ringsum und sagte: »Sie ist doch die einzige Frau hier!«
Ich wies auf das, was nicht weit von uns reglos unter der Decke lag, und sagte: »Nein, ist sie nicht. Hier ist noch Yvonne Clymer, verschiedentlich auch bekannt als Yvonne Wells.«
Bevor mich jemand daran hindern konnte, sprang ich hin und riß die Decke zurück.
In der gleichmäßigen Kälte auf dem Grund des Schachtes war die Verwesung noch nicht weit fortgeschritten, aber der nackte Leichnam doch schon ziemlich stark aufgedunsen. Lawton Corning warf nur einen kurzen Blick auf das vom Todeskampf verzerrte Gesicht, dann stolperte er abseits in die Finsternis, denn ihm wurde so übel, daß wir hören konnten, wie es ihn würgte.
Sellers kam zu mir und fragte: »Wo steckt Wells?«
Ich zuckte die Schultern.
»Kommen Sie mit«, sagte er.
Mit ihm ging ich zu Wanda Warren. Er fragte auch sie: »Wo ist Drury Wells?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Lassen Sie die Kopfschüttelei«, sagte Sellers drohend, »sonst sperre ich Sie ins Kittchen, aber nicht bloß wegen Landstreicherei, sondern wegen Beihilfe an einem Mord. Wo steckt Drury Wells, he?«
»Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Ich weiß nur, daß er Teilhaber der Agentur Waldorf ist. Vielleicht kann Norwalk Lykens Ihnen sagen, wo er sich jetzt aufhält. Ich kann’s jedenfalls nicht.«
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Ich... vor zwei Tagen. Da sagte er mir genau, was ich zu tun hätte und gab mir einen Schlüssel zu seiner Wohnung.«
Ich sagte zu Sellers: »Ich glaube, wir können ihn finden.«
»Wo denn?« fragte er.
»Kommen Sie, dann werde ich’s Ihnen zeigen.«
Ich ging ihm voraus zu Lawton Corning, der auf seinen Wagen zuwankte, die vordere Tür aufmachte, mit unsicherem Griff eine Flasche aus dem Handschuhfach holte und einen langen Zug nahm.
»Sie können zum Abschluß der Sache morgen mal in mein Büro kommen«, sagte ich.
Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche. »Zu was für einem Abschluß?« fragte er.
»Über die Auffindung der Yvonne Clymer.«
Er glotzte mich an, als hätte ich ihm einen Magenschlag ver-
paßt. »Sie hinterlistiger Winkeladvokat, Sie! Uber Tote mache ich keinen Abschluß!«
»In unserem Vertrag steht nicht, daß ich sie lebend zu finden hätte. Und Sie hatten mich neulich ausgelacht, worauf ich Ihnen sagte, von mir aus könnten Sie lachend sterben. Lachen Sie ruhig weiter, aber erscheinen Sie morgen vormittag bei uns im Büro. Und vergessen Sie bitte Ihr Scheckbuch nicht!«
»Meinen Anwalt werde ich mitbringen!« brauste er auf.
»Dann aber einen erstklassigen«, sagte ich. »Den werden Sie nämlich brauchen.«
»Darauf können Sie sich verlassen!« entgegnete er. »Und wenn der mit Ihnen Fraktur geredet hat, werden Sie sich nicht mehr so oberschlau Vorkommen!«
Sellers sagte: »Nun wollen wir uns beeilen, Kleiner. Das Hühnchen nehmen wir mit. Mit dem Kerl da können Sie sich später noch streiten.«
Unser Wagen war der erste, der zur Rückfahrt startete. Sellers schaltete die Heizung gleich auf Vollstrom. »Bin durchgefroren bis ins Mark«, sagte er.
»Wir können ja in Banning erst mal Kaffee trinken«, schlug ich vor. Er nickte stumm.
Wanda Warren schmiegte sich an mich, ihre Finger tasteten wieder nach meiner Hand.
Als wir in Banning beim Kaffee saßen, fragte mich Sellers:
»Na, Lam, was haben Sie jetzt noch in petto?«
Mit einem Blick auf Miss Warren schüttelte ich den Kopf.
»Schon gut, ich lasse mich überraschen«, sagte Sellers.
Wir verließen das Café. Als Wanda eingestiegen war, knallte Sellers die Wagentür von außen zu und drehte sich rasch nach mir um. »Also, jetzt können Sie reden, Lam.«
»Drury Wells hat einen Bruder, Carleton Wells, der Zahnarzt in Los Angeles ist. Carleton kann sich jederzeit mit Drury in Verbindung setzen, wenn’s nötig ist.«
Über Sellers’ Gesicht zog langsam ein breites Lächeln, während er mich noch forschend ansah. »Worauf warten wir denn noch, Menschenskind?« sagte er.
Wir stiegen ein. Sellers trat bald den Gashebel ganz durch, daß der Zeiger des Tachometers dicht um die 120 zitterte.
»Werden Sie mich nach Hause fahren?« fragte ihn Wanda Warren in verführerischstem Ton.
»Aber klar«, antwortete er grienend. »Wo sind Sie denn zu Hause?«
Sie nannte ihm ihre Adresse.
»Vorher möchte ich Sie allerdings noch mit einigen Leuten ins Gespräch bringen«, sagte Sellers.
»Doch nicht etwa mit Reportern?«
»Nein, bestimmt nicht, ich dachte zunächst mal an eine Frau«, gab er zurück. »Eine furchtbar nette Frau.«
»Wie heißt die denn?« fragte Miss Warren.
»Ach, nennen Sie sie einfach Vorsteherin oder Aufseherin, mehr Mühe brauchen Sie sich mit der Anrede nicht zu geben«, sagte Sellers.