NENNEN SIE MICH KAMINSKI
Ich habe zu Hause ein Telephon. Ich habe ein Telephon zu Hause. Zu Hause habe ich ein Telephon. Ich kann's mir gar nicht oft genug wiederholen. Ich bin noch ganz verrückt vor Freude darüber, daß ich zu Hause ein Telephon habe. Endlich ist es soweit. Jetzt brauche ich nicht mehr zu meinem widerwärtigen Wohnungsnachbarn zu gehen und ihn anzuflehen, er möchte mich doch bitte noch ein Mal - ein letztes Mal, Ehrenwort - sein Telephon benützen lassen. Dieser entwürdigende Zustand ist zu Ende. Ich habe ein Telephon zu Hause. Ein eigenes, tadelloses, prächtiges Telephon. Niemand, nicht einmal ich, könnte die Ungeduld beschreiben, mit der ich auf den ersten Anruf wartete. Und dann kam er. Gestern kurz nach dem Mittagessen wurde ich durch ein gesundes, kräftiges Läuten aus meinem Nachmittagsschlaf geweckt, stolperte zum Telephon, nahm den Hörer ab und sagte:
»Ja.«
Das Telephon sagte:
»Weinreb. Wann kommen Sie?«
»Ich weiß noch nicht«, antwortete ich. »Wer spricht?«
»Weinreb.« Offenbar war das der Name des Anrufers.
»Wann kommen Sie?«
»Ich weiß es noch immer nicht. Mit wem wünschen Sie zu sprechen?«
»Was glauben Sie, mit wem? Mit Amos Kaminski, natürlich.«
»Sie sind falsch verbunden. Hier Kishon.«
»Ausgeschlossen« sagte Weinreb. »Welche Nummer haben Sie?«
Ich sagte ihm die Nummer.
»Richtig. Diese Nummer habe ich gewählt. Es ist die Nummer von Amos Kaminski. Wann kommen Sie?«
»Sie sind falsch verbunden.«
»Welche Nummer haben Sie?«
Ich wiederholte die Nummer.
»Stimmt«, wiederholte Weinreb. »Das ist Amos Kaminskis Nummer.«
»Sind Sie sicher?«
»Hundertprozentig sicher. Ich telephoniere jeden Tag mit ihm.«
»Ja, also dann ... Dann sind Sie wahrscheinlich doch mit Kaminski verbunden.«
»Selbstverständlich. Wann kommen Sie?«
»Einen Augenblick. Ich muß meine Frau fragen.«
Ich legte den Hörer ab und ging zu meiner Frau ins Zimmer:
»Die Weinrebs wollen wissen, wann wir zu ihnen kommen.«
»Donnerstag abend«, antwortete meine Frau. »Aber erst nach dem Essen.«
Ich ging zum Telephon zurück, zum eigenen, tadellosen, prächtigen Telephon, nahm den Hörer auf und sagte:
»Paßt Ihnen Donnerstag abend?«
»Ausgezeichnet«, sagte Weinreb.
Damit war das Gespräch beendet. Ich erzählte es meiner Frau mit allen Details. Sie behauptete steif und fest, daß ich nicht Amos Kaminski sei. Es war sehr verwirrend.
»Wenn du mir nicht glaubst, dann ruf die Auskunft an«, sagte meine Frau. Ich rief die Auskunft an. Sie war besetzt.
Der Mensch hat sich die Kräfte der Natur dienstbar gemacht und bringt sogar die Wüste zum Blühen. Im Negev wächst bereits Baumwolle. Die einzige Wüste, die dem Menschen noch Widerstand leistet, befindet sich in seinem Kopf.