
11
Nate kam nun tatsächlich regelmäßig vorbei. Und seit der Herbst Manhattan fest in seinem farbenfrohen Griff hatte, stattete er meinem Laden praktisch jede Woche einen Besuch ab – meistens am Donnerstagnachmittag, wenn er sich unbemerkt aus dem Büro fortstehlen konnte –, und unsere Freundschaft schien mit jedem Gespräch prächtiger zu gedeihen. Ich mochte Nate. Ich mochte ihn wirklich. Mir gefiel seine unbeschwerte Art, mit der er so mühelos durchs Leben kam, und mir gefiel der Respekt, den er vor mir und meinem Beruf hatte. Nichts schien ihm besser zu gefallen, als sich bei Kowalski’s einen Becher von Old Faithfuls Bestem zu gönnen und mir und meinem Team bei der Arbeit auf die Finger zu schauen. Im Laufe der Wochen ertappte ich mich immer öfter dabei, dass ich mich auf seine Besuche schon Tage vorher freute. Es versprach der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu werden: die unverbesserliche Optimistin und der (zugegebenermaßen glückliche) Pessimist, die sich bei Kowalski’s, Ecke West 68th und Columbus, inmitten von Blumen bei einer guten Tasse Kaffee über Gott und die Welt unterhielten.
Eines Donnerstags Mitte Oktober kündigte das Bimmeln des kleinen Glöckchens über der Tür schon kurz nach der Mittagszeit Nates Besuch an. Nach zwei Monaten hatte sein plötzliches Auftauchen immerhin nicht mehr ganz so verheerende Auswirkungen auf meinen Pulsschlag wie noch am Anfang.
»Das ist aber eine Überraschung«, meinte ich, während ich einen großen Strauß gemischter Blumen einwickelte, der von Mrs Katzinger bereits ungeduldig erwartet wurde. Mrs Katzinger war Mitglied der episkopalischen Gemeinde und besorgte jede Woche Blumen für die Kirche, die zwei Blocks südlich von Kowalski’s lag. »Und ich dachte, in der Verlagsbranche würde einem nichts geschenkt?«
»So ist es«, grinste Nate, und seine schokoladenbraunen Augen funkelten so übermütig wie die eines kleinen Jungen, der die Schule schwänzt. »Deshalb sollte man auch beizeiten kleine Fluchten einplanen. Heute beispielsweise – nur falls es dich interessiert – bist du ein pensionierter Geschichtsprofessor, den ich gern unter Vertrag nehmen würde. Du hast mir nämlich ein äußerst faszinierendes Manuskript über englische Industrielle des späten achtzehnten Jahrhunderts zugeschickt, von dem ich kaum noch die Finger lassen konnte.«
Ich überhörte die zweideutige Bemerkung geflissentlich und gab mich betont gelassen. Mrs Katzinger jedoch hob sichtlich amüsiert die Brauen und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
»Nun, werter Lektor meines Vertrauens, leider muss ich Ihr großzügiges Angebot ausschlagen«, entgegnete ich und lächelte Nate zu. Unser kleines Geplänkel ließ meine Haut vor Glück prickeln. »Ein Professor meines Kalibers ist schließlich nicht käuflich. Aber es hat mich gefreut, junger Mann, dass Sie Zeit für mich hatten. So, wäre das alles, Mrs Katzinger?«
»Ja, doch … ich denke schon«, erwiderte sie ungewohnt zögerlich, und ich sah ihr an, dass ihre Fantasie auf Hochtouren lief.
Am liebsten wäre sie wohl noch geblieben, aber Mrs Katzinger ist eine der Frauen, die immer so viel zu tun haben, stets etwas gehetzt wirken und am liebsten überall gleichzeitig wären. Marnie vermutet, dass für sie sogar Schlafen Stress ist. In dieser Hinsicht ist sie sehr New York – und auf diese Eigenart war ich ganz und gar nicht vorbereitet, als ich hierherkam. In England ist man einfach nur beschäftigt, während New Yorker geradezu manisch sind. Selbst der kurze Abstecher in den Coffeeshop um die Ecke ist eine zeitraubende Tätigkeit von vielen, die wohlgeplant sein will im niemals endenden Wahnsinn ihrer langen Tage. Ed meinte mal halb im Scherz, dass in New York sogar die Obdachlosen einen randvollen Terminkalender hätten. Als er mal ehrenamtlich in einer Suppenküche in seinem Viertel ausgeholfen hatte (er hatte es auf eine der Mitarbeiterinnen abgesehen), glaubte er seinen Ohren kaum zu trauen, als er hörte, wie einige in der Warteschlange sich lauthals darüber beschwerten, wie viel ihrer kostbaren Zeit sie hier mit Rumstehen verschwendeten.
Mit einem bedauernden Kopfschütteln reichte Mrs Katzinger mir das Geld. »Ich danke Ihnen, Rosie. Ach, wenn Sie wüssten, wie viel ich heute noch zu erledigen habe! Die Blumen für die Kirche, das Kaffeekränzchen am kommenden Donnerstag … Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, guten Kuchen zu einem vernünftigen Preis zu bekommen!«
»Haben Sie es schon mal bei M&H an der Achtundachtzigsten probiert?«, schlug ich vor.
Mrs Katzingers Miene hellte sich auf. »Nein, das habe ich noch nicht. Das ist aber eine gute Idee, vielen Dank! Ach, und schon wieder eine Sache mehr auf meiner Liste …« Den großen Strauß Blumen in den zupackenden Armen eilte sie zur Tür hinaus. Das silberne Glöckchen bimmelte ihr aufgeregt ein lautes Lebewohl hinterher.
»Du bist wirklich ein unerschöpflicher Quell des Wissens«, bemerkte Nate. »Gehört das auch zum Service?«
»Natürlich. Kowalski’s ist hier im Viertel eine Institution: Wir sind Blumenladen, Therapiezentrum, Fremdenverkehrsamt – und Zufluchtsort für flüchtige Lektoren«, grinste ich.
Nates Augen funkelten vergnügt. »Noch dazu ein so unwiderstehlicher.«
Ich wurde rot und fand es höchste Zeit für einen Themenwechsel. »Kaffee?«
»Ja, bitte.« Sein Blick blieb irritierenderweise auch dann noch auf mich gerichtet, als ich Old Faithful zu überreden versuchte, uns ihren köstlichen Kaffee zu brauen. Nachdem das geschafft war, wechselten wir hinüber zum Sofa.
»Mit ›unwiderstehlich‹ meinte ich übrigens den Laden – nicht mich«, sagte Nate, und ich kam mir ziemlich dämlich vor, weil ich gedacht hatte, er könnte mich gemeint haben.
Als er sein maßgeschneidertes Jackett über die Armlehne warf und seine langen Beine von sich streckte, konnte ich einmal mehr seinen lässig-eleganten Stil bewundern: dunkelgrüner Pullover mit V-Ausschnitt, darunter ein blütenweißes T-Shirt, hellbraune Hose und teure Lederschuhe. Nate war elegantes Understatement in Person.
»Ich liebe diesen Laden, Rosie. Wenn ich hier bin, kann ich endlich mal abschalten und einfach nur ›ich selbst‹ sein – wer auch immer das sein mag.« Er lachte.
»Freut mich, dass ich dir diesen Gefallen tun kann – oder vielmehr mein Laden.«
Nate schüttelte den Kopf. »Nein, es liegt nicht nur am Laden, es liegt an dir. Seien wir mal ehrlich: Du bist Kowalski’s. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich genau dasselbe Gefühl hätte, wenn ich dir anderswo begegnet wäre – nämlich dass ich dir nichts vormachen muss. Mein Leben …« Er suchte nach Worten. »Also, was ich damit sagen will, ist, dass die meisten Menschen gar nicht mich zu sehen bekommen, sondern das, was andere von mir erwarten oder sehen wollen. Weißt du, was ich meine?«
Ehrlich gesagt nicht. »Nein, tut mir leid.«
»Bei Gray & Connelle bin ich der Wunderknabe: ein junger Lektor, der gleich im ersten Monat drei Bestseller unter Vertrag genommen und danach eine steile Karriere im Verlag hingelegt hat. Für meine Eltern bin ich der Goldjunge – schwer vorstellbar, angesichts meiner dunklen Haare –, dem immer alles gelingt und der überhaupt nichts falsch machen kann. Zumindest nicht in ihren Augen. Und für Caitlin bin ich … eigentlich weiß ich gar nicht, was sie in mir sieht – mal abgesehen davon, dass ich ein ziemliches Talent dafür zu haben scheine, sie zu enttäuschen und ihr auf die Nerven zu gehen. Und was Mimi angeht: Sie hat das perfekte Drehbuch für ihren Familienfilm geschrieben und mir meine Rolle längst bis ins kleinste Detail zugewiesen. Der einzige Mensch, der mich so akzeptiert, wie ich bin – der nicht mehr von mir verlangt, als dass ich ab und an auf einen Kaffee vorbeikomme –, bist du. Schau mich nicht so an, Rosie. Ich meine das ernst. Seit ich hier zu dir in den Laden komme, beginne ich alles mit anderen Augen zu sehen. Ich hatte immer alles, mir hat es nie an etwas gefehlt. Aber das war alles nur … es waren Äußerlichkeiten. Ich hatte nie das Gefühl, wirklich ich selbst zu sein oder so gesehen zu werden, wie ich wirklich bin. Du siehst den wahren Nate. Und ich hoffe, dass du mir helfen kannst herauszufinden, wer er eigentlich ist. Mir gefällt, was du in mir siehst, und ich würde es auch gern selbst sehen. Vielleicht bin ich ja deshalb heute schon so früh gekommen.«
Seine Worte schmeichelten mir, aber ich war auch ein wenig irritiert. Vielleicht täuschte Nate sich ja in mir. So klug und weise, wie er mich darstellte, bin ich nämlich nicht – was ich in der Vergangenheit immer wieder eindrucksvoll bewiesen habe. Wahrscheinlich bin ich einfach nur an Menschen interessiert, an ihren Geschichten und Persönlichkeiten.
Es verblüfft mich immer wieder, wie viele Geschichten ich tagtäglich bei der Arbeit zu hören bekomme. Da könnte ich so allerhand erzählen! Viele unserer Kunden leben hier im Viertel, manche kommen nur gelegentlich vorbei, andere sehen wir fast jede Woche. Manche von ihnen, Mrs Katzinger und Mrs Schuster beispielsweise, waren schon lange vor meiner Zeit bei Kowalski’s Kunden. So wie auch Gloria O’Keefe, die mir erzählt hat, dass schon ihre Großmutter ihr Blumen von Kowalski’s zum Geburtstag geschenkt habe – und Mrs O’Keefe ist mittlerweile selbst Großmutter und kauft bei uns Blumen für den Geburtstag ihrer kleinen Enkelin. Aber seit ich den Laden übernommen habe, sind auch viele neue Gesichter und Geschichten hinzugekommen.
Billy Whitman beispielsweise. Ende letzten Jahres war er das erste Mal im Laden und kam seitdem regelmäßig. Er ist hoffnungslos in die junge Frau verliebt, die das Büro ihm gegenüber hat. Der Höhepunkt seines Tages ist der Augenblick, wenn sie an ihm vorbei zum Wasserautomaten läuft und ihn dabei kurz anlächelt. Wegen dieses Lächelns kann er es jeden Morgen kaum erwarten, zur Arbeit zu kommen. Und obwohl es der einzige Kontakt ist, den er mit ihr hat, hat sie mit diesem Lächeln sein Herz erobert. Jeden ersten Montag des Monats schickt Billy seiner Kollegin Rosen von Kowalski’s – immer rote Rosen, und stets ein Dutzend, dazu eine Karte, auf der steht: »Von Ihrem Verehrer aus dem Büro«. Wir (Ed, Marnie und ich) haben alle schon versucht, ihn zu überreden, endlich auch seinen Namen dazuzuschreiben, aber bislang hat er sich nicht getraut. Weshalb Miss Emily Kelly noch immer glaubt (oder hofft), dass die Blumen von einem der Abteilungsleiter sein müssen, und sich langsam durch das mittlere Management datet, um ihren heimlichen Verehrer ausfindig zu machen. Billy gibt sich derweil mit ihrem täglichen Lächeln zufrieden und versucht noch immer, den Mut aufzubringen, sie anzusprechen.
Solche Geschichten sind es, die mir bei meiner Arbeit so viel Freude bereiten: kleine Momentaufnahmen aus dem Leben anderer Menschen. Fast ist es so, als würde man nachts durch die Straßen laufen und einen verstohlenen Blick in die hell erleuchteten Fenster fremder Häuser werfen.
Aber nicht alles, was man zu sehen bekommt, ist auch erfreulich. Auf jede schöne, hoffnungsfrohe Geschichte kommen auch ebenso viele, die sehr traurig und erschreckend sind. Wie die des Mannes, der sich vor gar nicht langer Zeit in unseren Laden verirrt und bei uns dreien solches Befremden hervorgerufen hatte, dass noch heute eine kurze Erwähnung des »BlackBerry-Typen« genügt, um Ed und Marnie auf die Palme zu bringen.
Es hatte die ganze Woche in Strömen geregnet, und das Geschäft lief entsprechend schlecht, da sich nur die unerschrockensten New Yorker bei diesem Wetter hinauswagten. Am Freitagnachmittag war so wenig los, dass ich beschloss, früher als sonst zu schließen. Wir waren gerade dabei, den Laden dichtzumachen, als der BlackBerry-Typ hereinkam. Er trug einen gut geschnittenen dunklen Anzug und einen Trenchcoat und war so sehr in ein Gespräch auf besagtem BlackBerry vertieft, dass er Ed gar nicht wahrnahm, der ihn eben gegrüßt hatte. Ed musste sich ihm praktisch in den Weg stellen, um bemerkt zu werden.
Das zweite, was Ed höllisch auf die Nerven ging, war die Tatsache, dass der BlackBerry-Typ sein Telefonat auch dann nicht beendete. Er murmelte nur »Bleib mal kurz dran, ja? Ich muss hier schnell was erledigen« in das Gerät, und an Ed gewandt kam ein knappes: »Ich brauche ein paar Blumen, okay?«
Ich sah, dass Ed sich die Bemerkung verkneifen musste, die ihm auf der Zunge lag, und stattdessen höflich fragte: »Dachten Sie an etwas Bestimmtes?«
Der BlackBerry-Typ warf einen flüchtigen Blick auf unser wirklich beeindruckendes Sortiment an Schnittblumen. »Egal«, meinte er. »Teuer soll es sein. Geld spielt keine Rolle. « Ehe Ed noch etwas sagen konnte, hing der Typ wieder am Telefon. »Bist du noch dran, Murray? Yeah, kleines Friedensangebot für Susie, damit sie mir nicht noch den letzten Cent abknöpft. Was? Ja, klar, was denkst du – das mit der Kleinen, die ich in Philadelphia aufgegabelt hatte, hat sie spitzbekommen. Hat gleich wieder mit Scheidung gedroht. Ja, ja … immer dasselbe. Was? Schadensbegrenzung … yeah.« Sein Lachen klang so dreckig, dass es fast schon faszinierend war.
Und da aller guten Dinge drei sind, regte sich Ed noch mehr über die Reaktion des BlackBerry-Typen auf, als Ed sich hörbar räuspern und gar winken musste, um den Kunden abermals auf sich aufmerksam zu machen.
»Wart mal, der Typ will was von mir«, sagte der genervt und schaute Ed wütend an. »Was ist?«
Ed biss die Zähne zusammen und lächelte. »Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber ich müsste schon wissen, was Sie sich in etwa vorstellen, und ob Sie es gleich mitnehmen oder geliefert haben wollen.«
Der BlackBerry-Typ verdrehte die Augen und wandte sich wieder seinem Telefonat zu. »Murray? Ich ruf dich zurück. Die stellen sich hier vielleicht an wegen ein paar Blumen. Ha, wem sagst du das! Jep, bis gleich.« Er steckte sein BlackBerry weg und hob ergeben beide Hände. »So, zufrieden?«
»Schon besser, vielen Dank«, erwiderte Ed, und nur dem BlackBerry-Typen schien der Sarkasmus zu entgehen.
Als der Typ endlich weg war – nachdem er noch drei weitere Anrufe angenommen und etliche E-Mails verschickt hatte –, hatten wir alle so einen Hals! Dafür, dass er seine Frau betrogen hatte (und das in Serie, wie es schien), hatte er herzlich wenig Reue erkennen lassen – tatsächlich hatte er erst dann mit seinen blöden Sprüchen aufgehört, als uns unsere Abneigung wohl gar zu offensichtlich im Gesicht gestanden hatte. Über hundert Dollar hatte er sich sein kleines Friedensangebot kosten lassen, das wohl weniger als Entschuldigung gedacht war, sondern ihm eine teure Scheidung ersparen sollte.
Traurig, aber auch das gehört zum Leben und dem Mosaik aus Geschichten, das diese Stadt und unsere Arbeit so einzigartig und interessant macht.
»Denkst du auch manchmal, dass du eines Tages vielleicht selbst so werden könntest wie der BlackBerry-Typ?«, fragte Ed mich eines Sonntags, als wir auf der weinrot gepolsterten Fensterbank des Caffe Marco an der Lafayette Street in NoLita saßen und bombolini aßen – kleine italienische Donuts, die mit Schokolade, Vanillecreme oder Marmelade (Eds Favorit) gefüllt waren.
Auf unseren Wochenendtouren kommen wir ziemlich oft hier vorbei. Ed ist von der opulenten Einrichtung ganz angetan: große Kristallkronleuchter und weiß lasierte barocke Holzstühle, während die Backwaren, unter der weißen Marmortheke in spartanischen Glasvitrinen ordentlich aufgereiht, fast schon puristisch wirken. Opulent ist auch der Kaffee – tiefschwarz und so stark, dass er sogar einen Langschläfer wie Ed am Sonntagmorgen wachkickt.
»Nein, ich glaube nicht, dass wir dazu abgebrüht genug wären«, erwiderte ich und trank einen Schluck von meinem göttlichen Espresso, der sofort ein herrlich waches Kribbeln durch meinen Körper jagte.
»Trotzdem. Manchmal mache ich mir schon Sorgen, dass ich eines Tages so sehr mit mir selbst und meinem Leben beschäftigt sein könnte, dass andere Leute mir gleichgültig werden. Wahrscheinlich merkt man das erst, wenn es zu spät ist. Oder gar nicht.«
»Du solltest mit diesem Espresso aufpassen«, meinte ich lächelnd. »Der lässt sogar Eisberge schmelzen.«
»Mach dich ruhig über mich lustig, Rosie, aber weißt du – jeder unserer Kunden könnte so sein, wie wir mal werden. Was hat Mr Kowalski immer gesagt? ›Die Geschichte der anderen ist nur einen Schritt von deiner entfernt.‹« Bei dem Gedanken schüttelte es ihn. »Erinnere mich bitte daran, dass ich mir niemals ein BlackBerry kaufen werde, okay?«
»Das arme BlackBerry konnte nun wirklich nichts dafür, Ed. Der Typ war schon vorher so.«
»Ich weiß, aber wenn man so viele verschiedene Leute sieht, fängt man doch irgendwann an, Vergleiche zu ziehen, oder?« Er steckte sich noch einen Marmeladen-Donut in den Mund, und während er kaute, konnte ich förmlich sehen, wie seine Gedanken auf Hochtouren liefen. »Schau dir doch mal Billy Whitman an: Der hätte sich wahrscheinlich auch nie träumen lassen, dass er sich irgendwann mal in eine Frau verliebt, für die er Hunderte von Dollar ausgibt, weil er sich nicht traut, sie anzusprechen und ihr seine Gefühle zu gestehen.«
Es gibt ja viel in meinem Leben, dessen ich mir absolut nicht gewiss bin, aber eins weiß ich ziemlich sicher – dass ich höchstwahrscheinlich niemals in die Lage von Billy Whitman käme.
»Billy wird es Emily eines Tages schon sagen«, zeigte ich mich überzeugt. »So was braucht einfach Zeit. Und nein, ich mache mir keine Sorgen, dass mir das passieren könnte.«
Ein seltsamer Ausdruck stand in Eds blauen Augen, als er mich nachdenklich ansah. »Trotzdem ein erschreckender Gedanke, oder?«
Und da kam auch schon eine hübsche junge Kellnerin an unseren Tisch, die Ed sofort auf andere Gedanken brachte.
»Hi, ich bin Lydia«, strahlte sie ihn an.
»Hi, Lydia«, strahlte Ed zurück. Ich stöhnte leise und wandte den Blick ab.
Lydia wurde rot und schien verunsichert. »Ähm … kann ich euch noch was bringen?«
»Rosie? Noch Kaffee?«
Ich lehnte höflich ab, aber er hörte mir sowieso nicht zu.
Lydia wandte sich fragend an Ed.
»Also, was den Kaffee angeht, bin ich wunschlos glücklich, aber deine Telefonnummer hätte ich gern.«
Es ist immer wieder erheiternd, den Serientäter Ed in Aktion zu sehen. Gegen den Steinmann-Charme hatte Lydia naturgemäß keine Chance. Ich habe mir dieses Schauspiel schon so oft angesehen, dass ich längst aufgehört habe mitzuzählen, aber es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Mit seinem unwiderstehlichen Lächeln lässt er jede Frau glauben, sie wäre einzigartig und er hätte nur Augen für sie.
»Na ja, wenn du mich so nett fragst …« Eilig kritzelte Lydia ihre Nummer auf eine Papierserviette und gab sie ihm. Ed wandte nicht eine Sekunde den Blick von Lydia, als er die Serviette dankend nahm und sie mit großer Sorgfalt in seine Hemdtasche steckte.
»Ab sieben bin ich zu Hause. Du kannst auch noch ganz spät anrufen«, strahlte sie ihn an.
»Das werde ich machen«, erwiderte er lächelnd. »Ich danke dir.«
Er sah ihr noch einen Augenblick nach, dann wandte er sich wieder mir zu. »Was ist?«, fragte er mit Unschuldsmiene.
Ich lachte. »Du bist unmöglich, Ed! Mit dir kann man nirgends hingehen.«
Zufrieden trank er seinen Kaffee. »Ich verstecke mich nur nicht, Rosie.«
Eine Antwort blieb mir zwar erspart, aber …
»Ja, wen haben wir denn da?«, unterbrach uns eine irgendwie bekannte Stimme. Das Herz rutschte mir in die Knie, als ich Philippe Devereau an unserem Tisch stehen sah, die teuer gewandeten Arme vor der breiten Brust verschränkt, die Dauerbräune zornig gerötet. »Die untalentierte Rosie Duncan und ihren … ihren struppigen Wachhund, wenn ich mich nicht täusche.«
Mein warnender Blick hielt Ed davon ab, etwas zu sagen, das er später unter Umständen bereuen könnte.
»Philippe, das ist aber eine Freude. Haben Sie heute Ihren freien Tag?«
Philippe schnaubte verächtlich. »Manche Menschen haben auch noch ein Privatleben, Ms Duncan. Ich befinde mich ja in der glücklichen Lage, mich in meinem Laden nicht um alles selbst kümmern zu müssen – im Gegensatz zu manch anderen.«
»Ich bin stolz auf Kowalski’s«, meinte ich lächelnd und hob meine Kaffeetasse. »Auf dass es sich immer seinen Charme bewahren mag.«
Ehe ich wusste, wie mir geschah, hieb Philippe mit der Faust auf den Tisch, dass weißes Porzellan, silberne Kaffeekanne und Besteck nur so klirrten. Die anderen Gäste verstummten und starrten zu dem orange getönten, schwarz gekleideten Mann hinüber, der sich wutentbrannt über unseren Tisch beugte.
»Geben Sie auf, Ms Duncan. Bleiben Sie in Ihrem Revier, bedienen Sie die ignoranten Massen, für die Lilien noch etwas Besonderes sind – aber lassen Sie meine Kunden in Ruhe!«
Ich begegnete seinem Blick unerschrocken und bemühte mich, meine Stimme ruhig und kühl klingen zu lassen: »Ganz im Gegenteil, Mr Devereau, meine Kunden sind etwas Besonderes und verstehen viel mehr von Blumen als Sie. Meine Kunden wissen die Schönheit der Natur zu schätzen – etwas, das Sie schon vor Jahren aus dem Blick verloren haben.« Dem nervös dreinblickenden Assistenten, der sich lautlos an Philippes Seite eingefunden hatte, stockte vor Empörung der Atem. Aber ich war noch nicht fertig. »Und was Ihre Kunden anbelangt, so hatte ich ja bereits gesagt, dass ich es keineswegs auf sie abgesehen habe – vielmehr scheinen sie es auf mich abgesehen zu haben, wofür ich nun wahrlich nichts kann. Und wenn Sie nun bitte entschuldigen würden, aber heute ist mein freier Tag, und ich würde ihn gern in Ruhe genießen.«
»Ich glaube Ihnen kein Wort!«, zischte Philippe. »Nicht zu fassen, dass ich – Manhattans fraglos bester und begehrtester Floralkünstler – mir das von einer größenwahnsinnigen Blumenverkäuferin bieten lassen muss! Ja, was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?«
Jetzt reichte es Ed. Bevor ich ihn davon abhalten konnte, war er auch schon aufgesprungen. »Sie wollen wissen, wer sie ist? Das kann ich Ihnen sagen, Sie kleiner Wichtigtuer. Sie ist eine kreative und innovative Designerin, die mit Herz und Seele Floristin ist. Diese Stadt braucht einen Laden wie Kowalski’s. Rosie hat ein Gespür für Farben und Formen und die natürliche Schönheit der Blumen, das Ihnen völlig abgeht. Lassen Sie sich eins gesagt sein, Mr Devereau: Kowalski’s wird den Markt so sehr aufmischen, dass Ihnen noch Hören und Sehen vergeht. Und wenn Sie uns nun bitte allein lassen würden.« Kopfschüttelnd setzte er sich wieder. »Schon erstaunlich, wen man hier sonntags so alles reinlässt, was?«
Es rührte mich, dass Ed sich so ritterlich für mich geschlagen hatte. Dankbar lächelte ich ihn an. »Du sagst es.«
Philippe samt Assistent setzten derweil wutschnaubend ihren Abgang in Szene.
Blumen sind Geschmackssache – nicht jeder mag dieselben. Und ich wage mir kaum vorzustellen, was Philippes Lieblingsblume ist … Doch das nur am Rande. Celia kann beispielsweise Lilien im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen. Überhaupt ist sie bei Blumen ziemlich pingelig: Auch Hyazinthen und Jasmin finden bei ihr keine Gnade. Weshalb meine Aufgabe als Floristin nicht nur die reine Ästhetik, sondern auch die Analyse ist – was vielleicht auch die Couch erklärt. Blumen, so hat Mr Kowalski uns stets in Erinnerung gerufen, seien wie Menschen: So wie wir alle unsere ganz eigenen, unverwechselbaren Eigenschaften hätten, hätten auch Blumen ihre jeweils ganz spezifischen Farben, Formen, Düfte.
Einmal hat Celia mich gefragt, was wir drei bei Kowalski’s denn dann für Blumen wären. Ich musste gar nicht lange nachdenken. Ed wäre eine Silberdistel oder eine Protea – ein beeindruckendes Äußeres, hinter dem sich ein vielschichtiges Inneres verbarg. Marnie wäre eindeutig eine Gerbera – bunt, fröhlich und unverwechselbar. Bei Mr Kowalski musste ich immer an eine Chrysantheme denken – rund und ausgeglichen, unprätentiös und solide, vielschichtig, doch irgendwie auch zugänglich und vertraut.
Celia selbst ist übrigens ganz einfach: Sie wäre eine Gladiole – stolz und unerschrocken, ein bisschen grell und nicht zu übersehen, für manche unwiderstehlich, für andere gewöhnungsbedürftig und überzüchtet. Und ich … Tja, ich mache meinem Namen alle Ehre: Ich bin durch und durch eine Rose – außen voller Leben, doch unter der schönen Blüte unglaublich gut gegen alles von außen gewappnet. Auch die Dornen sind nicht ohne Grund da: Sie waren nötig, damit ich wieder nach vorn schauen und mich dem Leben stellen konnte.
Wenn ich Nate noch auf die Liste setzen würde, wäre er wahrscheinlich ein Gänseblümchen: sorglos und glücklich, gleichmütig der Welt seine Sonnenseite zeigend, unter der sich jedoch – ähnlich den dicken, dunklen Blättern unter der leichten, hellen Blüte – ein weitaus tieferes und komplizierteres Wesen verbarg.
Derzeit genügte es mir völlig, mich an Nates heiterer, sonniger Seite zu erfreuen, doch ich merkte, dass seine verborgenen Eigenschaften zunehmend an die Oberfläche drängten. Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto klarer wurde mir, dass sich hinter dem unkomplizierten Äußeren noch ganz andere Dinge abspielten. Ob er sich das eingestehen und seine wahre Geschichte entdecken würde, blieb abzuwarten.
Wie kaum anders zu erwarten, war Celia auch weiterhin höchst interessiert an meiner Freundschaft mit Nate. Jede neue Entwicklung wurde von ihr bis ins kleinste Detail analysiert. Die meisten ihrer Verhöre fanden beim Essen statt – entweder in ihrer Wohnung oder in einem der zahlreichen Restaurants und Cafés, in denen sie sich ebenso zu Hause fühlte.
»Ist Brunch nicht eine göttliche Erfindung?«, seufzte Celia eines Samstagmorgens und butterte ein getoastetes Brioche. »Wer immer sich das ausgedacht hat, sollte umgehend heiliggesprochen werden.«
»Vielleicht steht ja schon irgendwo ein Denkmal«, lachte ich. »Oder es gibt einen Pfannkuchen, der zu Ehren des Erfinders nach ihm benannt ist.«
»Wenn nicht, wird es höchste Zeit«, fand Celia und fegte mit der Hand ein paar Krümel vom blau karierten Tischtuch. »Vielleicht schreibe ich nächste Woche mal was darüber.«
Brunch ist eine New Yorker Institution – besonders an den Wochenenden und ganz besonders in meinem Viertel. Kaum war ich in der Stadt, machte Celia mich schon mit diesem besonderen Vergnügen bekannt. Und man mag es kaum glauben, aber die Auswahl an Lokalitäten ist so zahlreich, dass kein Brunch-Wunsch unerfüllt bleibt. Heute vergnügten wir uns mit pochierten Eiern, Pfannkuchen, Brioche und knusprigem Speck im Annie’s, einem kleinen, aber feinen (im Sinne von gemütlichen) Restaurant drei Blocks östlich von Celias Wohnung. Es liegt im Souterrain eines alten Brownstones, und der Legende nach soll es mal eine illegale Spelunke gewesen sein, die zu Zeiten der Prohibition in den Zwanzigern berühmt-berüchtigt war. Davon ist jetzt nicht mehr viel zu sehen. Jerry war früher sehr gern im Annie’s gewesen, und er hatte hier einst viele glückliche Wochenenden damit zugebracht, Celia zu hofieren. Celia gibt es zwar nicht gern zu, aber manches aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit möchte sie sich vielleicht doch bewahren. Ich könnte mir vorstellen, dass alte Gewohnheiten sie trösten – irgendwie. So liegt beispielsweise noch immer sein Mets-Baseball auf ihrem Schreibtisch, und sie kauft ihren Räucherlachs nach wie vor bei Schumann’s Deli, obwohl sie ständig über die horrenden Preise jammert und mir jedes Mal versichert, künftig garantiert woanders einzukaufen.
Im Annie’s ist Platz für maximal zwanzig Leute, und heute waren alle Tische besetzt, weshalb sich auf der steilen Treppe schon eine kleine Schlange gebildet hatte, die bis zur Straße reichte.
»War gut, dass wir so früh gekommen sind«, meinte ich. »Die stehen jetzt schon an, und es ist gerade mal halb elf.«
»Meine Mutter ist der Ansicht, dass man sich bei der Wahl des Restaurants immer nach der Länge der Schlange richten sollte. Läden, vor denen die Leute sich nicht scharenweise die Füße in den Bauch stehen, traut sie nicht über den Weg. Andererseits hasst sie es zu warten, was die ganze Sache etwas verkompliziert. Ich weiß nicht, wie oft ich mit ihr schon reihenweise an absolut reizenden Restaurants mit freien Tischen vorbeigehen musste, bis wir endlich eins gefunden hatten, wo wir uns anstellen konnten – und dann durfte ich mir ihr Gejammer anhören, wie schrecklich es sei, hier so lange warten zu müssen. Ein wahres Dilemma, aber wie geschaffen für meine Mutter, die erst dann zufrieden ist, wenn sie nicht zufrieden ist.«
»Aber du liebst sie trotzdem, oder?«
Celia strich ihre rot karierte Serviette glatt. »Natürlich. Nur ist das nicht immer so einfach, wie ich es gern hätte. Dazu musst du wissen, dass unsere Beziehung schon immer ein bisschen kompliziert war. Ganz anders als bei dir und deiner Mutter. Mom will für mich immer etwas Besseres: besserer Job, bessere Beziehung, besseres Geld … Geschadet hat mir das nicht, nur damit wir uns hier nicht falsch verstehen, aber letztlich ist sie eben auch nie mit dem zufrieden, was ich mache oder wer ich bin. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, dass sie von mir enttäuscht ist, weil es ja schließlich auch noch besser geht. Tja …«, schloss sie, und ihre strahlende Miene ließ vermuten, dass dieses leidige Thema damit abgehakt war, »… und wie ergeht es dir so? Stimmt es, dass du mit Nate letzte Woche im Noguchi Museum auf Long Island warst?«
»Stimmt, waren wir. Es war toll – ich war ganz begeistert von der Ausstellung.«
»Das war für euch beide eine Premiere, oder? Euch außerhalb des Ladens zu treffen?«
Ich musste lachen. »Nate wollte mal ausprobieren, ob wir uns auch in freier Wildbahn unterhalten können. Und siehe da: Experiment geglückt!«
»Aha!«, frohlockte Celia. »Und – hat er in freier Wildbahn verlauten lassen, wie es mit Caitlin steht?«
Gute Frage, aber das war das Seltsame letzten Samstag: Wir hatten praktisch vier Stunden ununterbrochen geredet, aber ich könnte beim besten Willen nicht mehr sagen, worüber genau. Weil ich noch nie auf Long Island war, und Nate einen der Kuratoren des Museums kennt, hatte er den Ausflug vorgeschlagen. Das Noguchi ist wirklich fantastisch. Wir hatten den Fußweg über die Roosevelt Bridge genommen, was – wie Nate aus zuverlässiger Quelle wusste – genau der Weg war, den der Bildhauer jeden Morgen zur Arbeit ins Atelier gegangen war. Es ist unmöglich, dass Isamu Noguchis erstaunlich einfache Skulpturen aus Marmor, Alabaster, Terrakotta und Schiefer einen nicht berührten. Ich hatte den Eindruck, dass es den anderen Besuchern bei der Betrachtung seiner Werke genauso ging, herrschte doch in jedem Raum eine geradezu meditative Ruhe.
Der einzige Moment unserer Unterhaltung, an den ich mich noch genau erinnere, war, als wir durch den Skulpturengarten schlenderten und die warme Herbstsonne genossen. Wir hatten über irgendetwas anderes geredet, als Nate auf einmal ganz still wurde.
»Es ist wunderschön hier«, sagte ich schließlich, um irgendetwas zu sagen.
Nate blieb vor einer Steinskulptur stehen, über die Wasser rann, und sein Gesicht spiegelte sich gebrochen in der leichten Wellenbewegung.
»Es ist so ruhig und friedlich«, meinte er, und seine Stimme klang weit entfernt. »Hier kann man alles vergessen, was einem sonst so durch den Kopf geht.«
»Zum Beispiel?«
Er seufzte so schwer, dass ich fast zu sehen meinte, wie die Last seiner Sorgen ihn niederdrückte. »Ach, keine Ahnung, Rosie. Manchmal wünsche ich mir, das Leben wäre wie dieser Garten – so ruhig und friedlich, so einfach und klar strukturiert.«
»Klingt schön, würde dich aber wahnsinnig machen.«
Überrascht sah er mich an. »Warum?«
»Weil du ein echter New Yorker bist und inmitten von Chaos und Unvorhersehbarkeit erst so richtig aufblühst. Wäre in deinem Leben alles einfach und klar strukturiert, würdest du dich bald langweilen.«
»Wie gut du mich doch kennst«, meinte er und lächelte zu meiner Erleichterung wieder.
»Und was hat er dann gesagt? Hat er Mimi oder Caitlin erwähnt? Oder sonst jemanden?« Celia schaute mich so ungeduldig an wie ein Kind, das wissen will, wann denn nun endlich der Weihnachtsmann komme.
»Nein, das war eigentlich alles. Und dann hat er das Thema gewechselt.« Ich piekste mit der Gabel in das pochierte Ei auf meinem Teller und schaute zu, wie das sattgelbe Dotter über meine Pfannkuchen sickerte. »Aber ich hatte den Eindruck, dass das mit den beiden abgemachte Sache ist. Nate redet zwar viel davon, was wäre wenn, aber am Ende bleibt er dann doch mit ihr zusammen.«
Das Pärchen am Nebentisch fing auf einmal an zu kichern. Celia und ich schauten zu den beiden hinüber – sie hielten Händchen auf dem blau karierten Tischtuch.
»Hast du auch manchmal das Gefühl, dass es bei allen anderen immer irgendwie weitergeht, nur du kommst nicht von der Stelle?«, rutschte es mir heraus.
Celia seufzte schwer. »Nicht nur manchmal, Rosie. Nicht nur manchmal.«