KAPITEL 42

Brad wirkt in seinem Sonderbericht attraktiv und ernst.

»Viele werden sich an Special Agent Smoky Barrett erinnern, über die wir vor einem halben Jahr an dieser Stelle berichtet haben. Damals jagte sie einen Serienmörder, Joseph Sands, der eines Abends sie und ihre Familie überfiel. Es gelang Smoky, sich aus seiner Gewalt zu befreien und ihn zu erschießen, doch er brachte vorher ihre gesamte Familie um und verstümmelte sie grauenvoll. Trotz dieser persönlichen Tragödie hat Smoky Barrett ihre Arbeit wieder aufgenommen.

Sie verfolgt gegenwärtig einen Mann, von dem nichts bekannt ist, außer, dass er sich Jack Junior nennt. Er behauptet, ein direkter Nachfahre von Jack the Ripper zu sein …«

Sein Bericht ist nüchtern und sachlich. Er hat es nicht nötig, irgendetwas auszuschmücken. Die Wahrheit ist grauenhaft genug. Gegen Ende des Berichts taucht mein Gesicht auf der Mattscheibe auf, und ich liefere die schockierende Wahrheit über den Inhalt des Glases. Ich betrachte mich leidenschaftslos. Allmählich gewöhne ich mich an meine Narben. Ich bezweifle, dass die Zuschauer ähnlich empfinden.

»Das FBI fordert alle Frauen mit diesem Beruf auf, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.« Er spult eine Liste von Maßnahmen ab, die wir ihm gegeben haben und die wir für durchführbar halten. Er sieht eindringlich in die Kamera. »Seien Sie auf der Hut, seien Sie wachsam. Ihr Leben könnte auf dem Spiel stehen.«

Der Beitrag endet.

»Er hat gute Arbeit geleistet«, sagt Callie. »Du ebenfalls, Zuckerschnäuzchen.«

»Sie versuchen ihn wütend zu machen, habe ich Recht?«, ertönt hinter uns eine Stimme. Wir waren so in den Bericht vertieft, dass wir nicht bemerkt haben, wie Leona aus ihrem Büro zurückgekommen ist.

»Ja«, sage ich. »Das versuchen wir.«

Sie lächelt mich bewundernd an. »Sie sind wirklich beeindruckend, Agent Barrett. Wenn ich das hätte durchmachen müssen, was Sie durchgemacht haben …« Sie schüttelt den Kopf.

»Ich weiß nicht, Leona. Sie haben eine ähnliche Geschichte erlebt, und Sie sind auch nicht untergegangen.«

Es klopft an der Tür, und unsere Unterhaltung endet abrupt. Leona versteift sich.

»Bleiben Sie hier«, murmele ich ihr zu, während ich meine Waffe ziehe.

Ich gehe zur Tür. »Ja?«, frage ich.

»Special Agent Barrett? Hier sind die Agents Decker und McCullough, zusammen mit zwei Mitgliedern des LAPD-SWAT-Teams.«

Ich blicke durch den Spion. Erkenne Decker.

»Warten Sie«, rufe ich und öffne die Tür, winke alle vier herein.

Gemäß meinen Anweisungen sind sie in Zivil gekommen. Amüsiert bemerke ich, dass sie alle die gleichen Sachen tragen: Jeans und Hemd und Pullover. Selbst in ihrer Freizeit kleiden sie sich uniform. Doch keiner von ihnen würde auf den ersten Blick als Gesetzesvertreter auffallen.

»Sie sind alle informiert?«, frage ich, nachdem wir im Wohnzimmer angekommen sind.

Ein Chor aus »Ja, Ma’am!«.

»Gut. Wir legen hier eine Falle aus, Gentlemen. Die Täter haben zweimal zugeschlagen. Sie sind gefährlich, extrem gefährlich. Sie operieren mit Präzision – wenig Zögern, voller Entschlossenheit. Wir kennen ihren gegenwärtigen Modus Operandi von ihren früheren Opfern. Einer von ihnen kundschaftet die Wohnung des geplanten Opfers als Kammerjäger verkleidet aus, und wir hoffen, dass sie diesmal genauso vorgehen. Unterschätzen Sie die Täter nicht, Gentlemen. Wenn einer von ihnen oder beide ein Messer ziehen, dann nicht, um einzuschüchtern oder zu verängstigen. Sie benutzen es ohne eine Sekunde des Zögerns. Wer von beiden hier auftaucht, wir brauchen ihn lebendig, damit er uns zu seinem Komplizen führen kann.« Ich deute auf Leona. »Das hier ist Miss Waters. Wir sind sicher, dass er sie als Opfer ausgewählt hat.«

Ich sehe, wie sie Leona mustern. Abschätzen. Einer der SWAT-Typen starrt sie unprofessionell an, voll sexueller Anspielung. Ich bin außer mir vor Empörung und Entsetzen. Ich trete vor ihn, bohre ihm den Finger in die Brust, hart genug, um ein Hämatom zu hinterlassen. »Ich erwarte von jedem, dass er mit höchster Professionalität arbeitet. Sie sollten wissen, dass ich Miss Waters gebeten habe, woanders zu wohnen, während wir diese Operation durchführen. Sie hat sich geweigert, ist freiwillig geblieben.« Ich beuge mich vor und lasse den Typen sehen, wie wütend ich auf ihn bin. »Wenn diese Frau verletzt wird, weil du mit dem Schwanz gedacht hast, Kerl, dann fresse ich dich bei lebendigem Leibe, kapiert?«

Zu seinen Gunsten ist der entschuldigende Blick des Kerls offen und ohne Groll. Er nickt.

»Wie lautet der Plan, Ma’am?«, fragt Agent Decker und bringt mich wieder zum Thema zurück.

Ich verdränge meinen Ärger. »Wir halten die Operation so einfach wie möglich. Einer auf dem Dach, einer draußen beim Lift. Zwei hier drin, zusammen mit mir und Agent Thorne. Der Mann auf dem Dach wird uns alarmieren, sobald sich jemand von der Straße her nähert. Der Mann am Aufzug wird angeben, ob die betreffende Person auf diesem Stockwerk aussteigt. Wir hier drinnen halten uns bereit, um den Verdächtigen zu überwältigen. Sie haben alles an Ausrüstung dabei, was gebraucht wird?«, frage ich Decker.

»Ja, Ma’am. Ohrhörer und Kehlkopfmikrophone. Und Waffen.«

»Einschließlich eines Scharfschützengewehrs für die Arbeit auf dem Dach«, ergänzt einer der SWAT-Leute.

Ich nicke. »Gut. Es sollte Ihnen klar sein, dass Sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfen. Wir haben Hinweise, dass einer der beiden Täter mich beschattet hat. Wenn sie einen Verdacht hegen, werden sie ihre Aktion abbrechen und fliehen.« Ich sehe alle der Reihe nach an. »Irgendwelche Fragen?«

Alle verneinen. »Dann begeben Sie sich auf Ihre Positionen. Bleiben Sie wachsam, aber machen Sie sich auf eine lange Wartezeit gefasst.«