KAPITEL 5

Ich starre für einen Moment hinein, ohne einzutreten. Meine Angst ist sauber und klar und Übelkeit erregend. Mir wird bewusst, das dies der Kern dessen ist, was ich an meinem Leben am meisten hasse, seit das große Unglück passiert ist. Die konstante Unsicherheit. Eine der Eigenschaften, die ich an mir immer gemocht habe, war meine Entschlossenheit. Es war immer ganz einfach. Entscheiden und handeln. Heute heißt es: was, wenn … was, wenn … nein, ja, vielleicht … halt, geh, halt … was, wenn … was, wenn … und hinter alledem: Ich habe Angst …

Mein Gott, habe ich Angst. Ständig. Ich wache auf und habe Angst, ich gehe herum und habe Angst, ich gehe voller Angst schlafen. Ich bin ein Opfer. Ich hasse es, kann ihm nicht entkommen und vermisse dieses Gefühl von Unverwundbarkeit, das ich früher einmal gehabt habe. Ich weiß auch, ganz gleich, wie gesund ich wieder werde, dass diese Sicherheit nie wieder zurückkehren wird. Nie wieder.

»Reiß dich zusammen, Barrett!«, sage ich.

Das ist die andere Sache, die ich heute tue. Herumwandern, ohne je irgendwo anzukommen.

»Dann ändere es!«, murmele ich zu mir selbst.

O ja, sicher – und ich rede die ganze Zeit laut vor mich hin.

»Du bist vielleicht eine seltene Irre, Barrett«, flüstere ich.

 

Ein tiefer Atemzug, und ich gehe durch die Tür. Es ist kein großes Büro. Nur wir vier, Schreibtische und Computer, ein kleiner Konferenzraum, Telefone. Korktafeln mit Bildern des Todes. Es sieht nicht anders aus als vor sechs Monaten, als ich noch hier war. Doch so, wie ich mich fühle, könnte ich genauso gut auf dem Mond herumlaufen.

Dann sehe ich sie. Callie und Ann, mit dem Rücken zu mir, unterhalten sich leise, während sie auf eine der Korktafeln deuten. James ist auch da, mit seiner üblichen kühlen Konzentration in eine Akte vertieft, die aufgeschlagen vor ihm auf dem Schreibtisch liegt. Es ist Alan, der sich als Erster umdreht und mich sieht. Er sieht mich, und seine Augen werden weit, sein Unterkiefer sinkt herab, und ich wappne mich innerlich gegen einen Ausdruck des Abscheus auf seinem Gesicht.

Er lacht laut auf.

»Smoky!«

Es ist eine Stimme, die erfüllt ist von Freude, und in diesem Augenblick bin ich gerettet.