6. Kapitel

 

Ihre erste Aufgabe bestand darin, nach Websters Mietwagen zu sehen. Tonya entdeckte ein paar Meter vom Autowrack entfernt ein silberfarbenes Objekt im Schlamm. Sie ging hin und zog es mit spitzen Fingern heraus.

"Danke", sagte Webster, als sie es ihm reichte. "Die jämmerlichen Reste meines Handys." Er versuchte, es anzuschalten, aber selbst die ausgefeilteste Technologie war so viel Wasser nicht gewachsen.

Seufzend warf er das Handy durch die zersplitterte Windschutzscheibe in den Wagen.

"Das ist ein Totalschaden", bemerkte Tonya, die Hände auf die Hüften gestützt.

"Ich glaube, das sagte ich bereits."

"Und die Straße", fuhr sie kopfschüttelnd fort, "wird bestimmt noch tagelang unpassierbar sein."

"Auch das erwähnte ich schon."

Ja, das hatte er. Aber sie hatte insgeheim gehofft, er hätte übertrieben. Jetzt, wo sie die Schäden mit eigenen Augen sah, erstarb ihre Hoffnung, Webster würde bald wieder verschwinden.

Für die nächste Zukunft war er im Wald gefangen. Und sie mit ihm.

Anfangs schien es erträglich, als er sich noch nicht erinnert hatte, wer sie war und dass sie sich dermaßen vor ihm blamiert hatte. Doch jetzt wusste er es wieder, und er hatte ihre rosa Dessous gesehen, hatte auf ihrem Fußboden geschlafen, mit ihr gegessen. Sie hatte ihm das Hemd ausgezogen, seine nackte Haut berührt – konnte es noch schlimmer kommen? Wie glatt seine Haut war, wie kräftig seine Muskeln sich anfühlten! Ganz davon zu schweigen, wie gut er geduftet hatte. An den Kuss im Taxi vor Jahren durfte sie erst gar nicht denken, es machte sie schwindelig, und ihr Puls raste, als wäre das alles erst gestern passiert.

Außer dass sie jetzt eine erfolgreiche Fotografin war, hatte sich nichts geändert. Webster war noch immer so distanziert wie früher, ein kühler Zyniker und amüsierter Beobachter, und Welten trennten ihn von ihr. Dass er momentan auf ihre Hilfe angewiesen war, änderte nichts an den grundsätzlichen Unterschieden zwischen ihnen.

"Na schön", sagte sie entschlossen. Die Straße würde irgendwann freigeräumt sein, und dann würde Webster sofort abreisen. "Brauchst du etwas aus dem Auto?"

"Nein. Bis auf das Handy hatte ich alles in meiner Reisetasche."

"Dann lass uns zum See gehen und nach Charlies Boot sehen, bevor ich anfange zu fotografieren. Vielleicht hat es bei dem Sturm Schaden genommen."

"Du bist der Boss", sagte Webster und trottete folgsam hinter ihr her.

Das passte ihr nun auch wieder nicht. Bislang hatte sie sich kaum darum gekümmert, wie sie aussah, jedenfalls in den letzten Jahren nicht mehr. Sie zog sich bei ihrer Arbeit in der freien Natur nur praktische Sachen an. Bei ihren Streifzügen durch die Wälder konnte sie sich nicht mit irgendwelchem Modeschnickschnack abgeben. Jetzt ärgerte es sie, dass Webster sie nur als verträumte Neunzehnjährige und als Waldläuferin mit Schrammen an den Knien und Schmutz im Gesicht in Erinnerung behalten sollte. Und ihren Po, den sie am wenigsten von allen Teilen ihres Körpers mochte, hatte er sozusagen direkt vor der Nase.

 

Wenn man ihn gefragt hätte, welchen Körperteil von Tonya er am hübschesten fand, hätte Webster vermutlich ihren Po genannt. Ihr Po war einsame Spitze – und möglicherweise sein Untergang. Seit er die knackigen Rundungen zum ersten Mal in den weiten Shorts erblickt hatte, fantasierte er davon, wie er sie mit beiden Händen umfasste.

Natürlich besaß Tonya noch andere körperliche Pluspunkte. Zum Beispiel das Haar. Zwar fand er heute sogar den Zopf sexy, aber am Abend zuvor hatte es ihm noch besser gefallen – feucht, zerzaust und seidig. Oder ihre Augen, blau wie der Frühlingshimmel, und ihr Mund, so weich und sinnlich wie sein Lieblingsobst, Pflaumen. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie er in eine Pflaume biss und ihren süßen Saft schmeckte.

Verflixt, wenn er nicht aufpasste, würde er in ihren Po hineinrennen, und dann wäre es um ihn geschehen.

Er ging langsamer.

Diese vielen Bäume, diese Stille. Es gab nichts zu tun, außer an Tonya zu denken. Bäume, Stille und Muße – der direkte Weg in den Abgrund.

Vor zwölf Stunden hätte er sich glücklich geschätzt, mit Tonya in einer solchen Lage zu sein, um sie in Ruhe zu umgarnen. Jetzt musste er an sich halten, um sie nicht zu verführen.

"Wie weit ist es noch?" knurrte er, wütend auf sich selbst.

Sie seufzte wie eine Mutter, die mit einem quengelnden kleinen Kind unterwegs war. "Wie oft willst du mich das noch fragen?"

"Bist du sicher, dass wir uns nicht verlaufen haben?"

"Also darauf gebe ich dir wirklich keine Antwort."

"Erklär mir doch mal, woher du weißt, wo wir sind. Hier gibt es keine Straßenschilder, ja nicht einmal Straßen. Nicht einmal Brotkrümel sind hier gestreut, Gretel. Es gibt bloß Felsen und Bäume und einen See." Sie waren auf eine Lichtung gelangt, die zum Seeufer führte.

"Bist du jetzt endlich zufrieden?"

"Das kommt darauf an. Zufrieden, dass wir uns nicht verlaufen haben, ja. Zufrieden, dass das Boot dort drüben zwischen den Felsen steckt, nein."

"So etwas hatte ich befürchtet." Tonya holte tief Luft. "Der Sturm hat so daran gezerrt, dass sich das Tau, mit dem es am Liegeplatz festgemacht war, losgerissen hat. Gut, dass das Boot wenigstens wieder an Land gespült wurde. Charlie hängt sehr daran."

Webster musterte das Boot. Zugegeben, er kannte sich mit Booten nicht aus. Aber dies war eindeutig kein schickes Motorboot, denn es hatte weder ein Steuer noch einen Motor oder eine Windschutzscheibe. Nein, bei diesem ungefähr sechs Meter langen Exemplar von einem Wasserfahrzeug handelte es sich um ein ganz schlichtes Ruderboot, das unbedingt mal einen neuen Anstrich brauchte. Und alt war es dazu.

"Wie kann man an einem so jämmerlichen Kahn hängen?" fragte er. Misstrauisch beobachtete er, wie Tonya ihre Stiefel und Socken auszog. "Du hast doch nicht etwa vor …"

"Charlie und das Boot haben eine gemeinsame Vergangenheit", erklärte sie und krempelte ihre Hosenbeine hoch.

"Ich frage mich nur, ob sie auch eine gemeinsame Zukunft haben", sagte er mit einem Blick auf das ramponierte Ruderboot.

"Genau das will ich feststellen." Im nächsten Moment ging sie von einem schmalen, verwitterten Steg aus ins flache Wasser.

Er würde es bereuen, das wusste Webster, aber sein männlicher Stolz zwang ihn, sich zu erkundigen: "Brauchst du Hilfe?"

Sie drehte sich um und blinzelte in die Sonne. "Kannst du schwimmen?"

"Ziemlich gut."

Sie musterte ihn, grinste und schaute weg. "Ich rufe, wenn ich dich brauche, okay?"

Das war ihm sehr recht. Es war ein warmer Tag, aber hier im Norden war das Wasser im September bestimmt reichlich kalt.

Die Hände in die Seiten gestemmt, sah Webster zu, wie Tonya durch das knietiefe Wasser die circa dreißig Meter zum Boot watete. Er brauchte sich keine Vorwürfe zu machen, fand er, denn alles in ihrem Verhalten drückte aus, dass sie diese Sache als ihre Aufgabe betrachtete.

"Wie sieht's aus?" rief Webster, nachdem sie sich einen ersten Überblick verschafft hatte.

"Der Bug liegt sicher an Land, doch das Heck schleift über die Steine am Ufer. Es ist leicht angeschlagen, aber ansonsten okay. Aber ich muss das Boot erst ausschöpfen, bevor ich es bewegen kann."

Sie durchs Wasser waten zu sehen, das ging für ihn in Ordnung. Sie ein Boot ausschöpfen zu lassen und es mit Muskelkraft wieder flottzumachen, während er sich von Mücken stechen und von der Sonne die Nase verbrennen ließ, nicht. Also biss er in den sauren Apfel und streifte den Rucksack ab. Er zog Stiefel und Socken aus, krempelte die Hose hoch und beäugte das Wasser.

"Was sein muss, muss sein", sagte er sich. "Uh!" schrie er auf, als er das eiskalte Wasser an den Fußsohlen spürte.

Webster konnte nur hoffen, dass seine Beine schnell taub würden. Wie hielt Tonya das nur aus? Steifbeinig stakste er über die Kiesel, sie fühlten sich an wie Eiswürfel, scharfkantig und glitschig. Allein sein Stolz hielt ihn aufrecht. Wenn Tonya nicht klagte, würde er auch nicht jammern.

Nein, war das kalt! Er biss die Zähne zusammen und kämpfte sich vorwärts.

Tonya verkniff sich das Lachen, das wusste er, ohne hinzusehen. Er jedenfalls würde herzlich lachen über das erbärmliche Bild, das er abgab.

"Alles okay?" fragte sie, als er gegen die Bordwand des Bootes taumelte.

"Könnte gar nicht besser sein", stieß er grimmig hervor. "Was soll ich tun?"

"Ich habe schon das meiste Wasser ausgeschöpft. Aber dummerweise klemmt das Boot fest. Kannst du mir helfen, es aus der Felsspalte zu schieben?"

"Klar." Immerhin würde er so aus dem Eiswasser kommen.

Leider wollten ihm seine Beine, die mittlerweile völlig gefühllos waren, nicht gehorchen. Doch seine Fußsohlen waren keineswegs taub, er spürte jeden Stein, als er zum Bug hüpfte.

"Bei drei schiebst du." Tonya packte die Steuerbordseite.

Er nahm seinen Platz backbords ein und wartete auf ihr Signal. Bei drei schob er mit voller Wucht.

Das Positive war, dass das Boot wie geölt aus dem Felsspalt glitt. Negativ dagegen wirkte sich aus, dass er seine ganze Muskelkraft eingesetzt und sich dabei grausam verschätzt hatte.

So sauste er dem Boot hinterher, zumindest seine obere Hälfte. Die Füße blieben fest am Boden. Folglich fiel er kopfüber ins Wasser.

Prustend und Wasser schluckend platschte er wie ein Irrer im eiskalten See. Im Geist hörte er bereits seinen Nachruf: "Multimillionär und Verleger unter höchst seltsamen Umständen ums Leben gekommen. Er ertrank in knietiefem Wasser mit einem Boot in Reichweite."

Er spürte Hände an seinen Schultern zerren, wurde hochgezogen, auf den Rücken gedreht und in Sitzhaltung gebracht.

"Alles okay?"

Er brauchte einen Moment, um zu Atem zu kommen, und etwas länger, um seine Würde wiederzufinden. Er sah in zwei blaue Augen, die bei weitem nicht so viel Besorgnis verrieten, wie er für richtig hielt.

Er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und bemerkte ihr kaum verhohlenes Grinsen. "Freut mich, dass du deinen Spaß hattest."

Tonya hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu verbergen, und hatte gleichzeitig Gewissensbisse.

Da dämmerte es ihm. "Das verdammte Boot war gar nicht eingeklemmt, stimmt's?"

Sie zuckte die Schultern. "Kann sein."

Er nickte langsam. "Du wolltest mir eine Lehre erteilen." Er brachte ein gequältes Lächeln zu Stande. "Das ist dir gelungen."

Zögernd erwiderte sie sein Lächeln. "Du verstehst hoffentlich Spaß."

"Aber immer. Hilf mir mal hoch."

Er streckte ihr die Hand hin, und schon war sie geliefert. Mit festem Griff packte er ihr Handgelenk, zog kräftig daran und sagte: "Jetzt bist du dran, Spatz."

Mit einem Schrei landete sie auf ihm. Er warf sie auf den Rücken, so dass sie mit dem Po im Wasser saß.

"Hör auf!" schrie sie. Doch er packte ihren Kopf und gab ihr die wohlverdiente Strafe für ihren gemeinen Streich: Er tauchte sie unter.

Unter Lachen, Keuchen und Spucken kam Tonya hoch. Sie setzte sich auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Webster neben ihr zitterte vor Kälte, doch er grinste triumphierend.

"Okay", sagte sie. "Das hatte ich wohl verdient."

"Und ob."

Sie wusste selbst nicht recht, weshalb sie ihm den Streich gespielt hatte. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie fühlte sich ihm unterlegen, weil er die Geschichte ihrer Blamage vor zwölf Jahren in New York wieder ausgegraben hatte. Also hatte sie ihre kleine Rache gehabt.

"Jetzt bist du ein echter Nordländer", erklärte sie, während er sich mühsam aufrichtete. Eine bessere Ausrede fiel ihr nicht ein.

Hilfsbereit streckte er ihr die Hand hin. "Aha, das Gegenstück zur Äquatortaufe", gab er mit deutlichem Sarkasmus zurück. "Willst du so die Verantwortung für die Lungenentzündung abwälzen, die mir droht?"

Tonya packte seine Hand und wollte sich aufrichten, als sie plötzlich wieder im Wasser saß. Er hatte sie losgelassen.

"Oh, tut mir Leid. Meine Hand war wohl noch glitschig oder so." Doch in seiner Stimme lag keine Spur von Reue. "Versuchen wir's noch mal?"

Erneut hielt er ihr die Hand hin, und zu seiner Überraschung ergriff sie sie kommentarlos. Gleichzeitig hakte sie den Fuß hinter sein Knie und zerrte kräftig.

Es klatschte laut, und wieder lag Webster mit dem Gesicht nach unten im See.

Hüfttief im Wasser sitzend, funkelten sie einander an.

"Das war ein hübscher Bauchklatscher", lobte Tonya ihn fröhlich.

"Das fängt allmählich an, Spaß zu machen." Webster strich sich das Haar aus der Stirn, an seinen dichten Wimpern hingen dicke Tropfen. "Aber wenn du das noch einmal machst …"

"Was dann? Lässt du mich hier sitzen und ganz allein den Rückweg zur Hütte finden?"

Die Drohung war so klar wie das eiskalte Wasser, das dafür sorgte, dass ihr Shirt an ihren Brüsten klebte. "Verstehe." Er schaute sie forschend an. "Du willst es mir richtig zeigen, wie?"

"Sagen wir mal so, ich weiß meinen Vorteil sinnvoll zu nutzen."

Tonya wollte aufstehen, doch Webster packte ihren Arm und zog sie zu sich herab. "Auch ich erkenne meine Vorteile, Spatz."

Seine Stimme war tief, er hatte den Blick gesenkt. Tonya schaute an sich herunter. Ihr nasses Shirt überließ nichts der Fantasie, alles zeichnete sich ab, einschließlich ihrer harten Brustknospen. Und das lag nicht nur an der Kälte, sondern zum größten Teil an Webster Tyler.

Sie schluckte und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. Und da zog er sie an sich und küsste sie.

Es ist ein Fehler, und zwar ein großer. Die Warnung schoss Webster durch den Kopf wie ein Blitz, aber im Moment war es ihm egal. Er war so wütend auf Tonya, so durchgefroren und so erregt, dass er nicht einmal die scharfen Felskanten im Rücken spürte. Er gab einfach seinem spontanen Drang nach.

Und wie gut sie sich anfühlte! Ihre Hüften waren nass und glatt, ihre Brüste mit den harten Spitzen drückten gegen seinen Oberkörper. Ihre Lippen waren eiskalt und anfangs fest geschlossen. Doch als Webster ihr Kinn umfasste und mit der Zunge in ihren Mund vordrang, spürte er nichts als Glut und Entgegenkommen.

Dann setzte sein Denken aus, und er zitterte nicht mehr.

Mit einem lustvollen Stöhnen hob er Tonya hoch, setzte sie auf seinen Schoß und vergaß das kalte Wasser. Es war ein wilder, unkontrollierter freier Fall, und seine Gefühle wirbelten durcheinander.

Webster dachte nicht mehr an Vergeltung. Er schob die Finger unter ihren nassen Zopf, umfing ihren Hinterkopf und zog Tonya noch fester an sich, so dass sie spürte, wie sehr sie ihn erregte.

Als sie leise stöhnte und voller Begeisterung auf sein heißes Zungenspiel einging, hatte seine tiefe Befriedigung nichts mit Rache zu tun, dafür umso mehr mit ihrer leidenschaftlichen Reaktion.

Sie war so süß. Er hatte es gewusst, hatte sich all die Jahre immer wieder an ihre rückhaltlose Hingabe erinnert. Deshalb war sein irrationaler Wunsch, dies alles wieder zu spüren, nie erloschen.

Und jetzt war es noch schöner, als er es sich im geheimsten Winkel seines Herzens erhofft hatte. Tonya reagierte ganz spontan auf ihn und vertiefte den Kuss – entweder würden sie gleich beide nackt und extrem glücklich sein, oder sie würden ertrinken. Oder erfrieren.

Jemand musste Vernunft beweisen. Wahrscheinlich er, denn sie hatte beide Arme um seinen Hals geschlungen und stöhnte verlangend.

Mit heftig pochendem Herzen beendete er den Kuss und hob den Kopf. Tonya wollte Webster nicht gehen lassen, doch er strich ihr zärtlich über den Hals und legte seine Stirn an ihre. "Sollten wir das nicht lieber in der Hütte beenden?"

Sie atmete zitterig ein, schaute ihn benommen unter ihren feuchten Wimpern an und sprang plötzlich von seinem Schoß.

"Allmächtiger, was war das denn?" rief sie entsetzt. Wasser spritzte auf, sie strich sich übers Haar und zerrte zu seiner Enttäuschung das nasse Shirt von ihren Brüsten weg.

"Ich glaube, das nennt man einen Kuss." Verwirrt über ihren abrupten Sinneswandel stand Webster auf und starrte sie an.

Ihre Augen blitzten vor Zorn, als wäre er über sie hergefallen, und da kochte auch seine Wut wieder hoch. "He, ich fand, du warst ziemlich willig."

"Ich rudere das Boot zurück an den Steg", fauchte sie und watete ins Wasser.

Die Hände in die Hüften gestemmt, sah Webster zu, wie sie an Bord kletterte und zu rudern begann.

"Mach dir keine Gedanken um mich", knurrte er hinter ihr her. "Ich fühle mich pudelwohl hier und finde allein zurück."

Was hatte sie bloß auf einmal? Sie hatte seinen Kuss erwidert, sie war weit mehr als einverstanden.

Wütend stolperte er zum Steg und spürte kaum die scharfen Kiesel. Wütend, dass er es hatte so weit kommen lassen. Wütend auf Tonya, weil sie auf ihn wütend war. Wütend, weil er bei einer Frau gestrandet war, für die er Vergangenheit war und es offenbar auch dabei belassen wollte.

Das Ganze war Pearls Schuld. Sobald er wieder in New York war, würde er ihr gehörig die Meinung sagen.

Er wollte Tonya nicht mögen, ihre Courage nicht bewundern. Nicht die emotionale Anziehung eingestehen, die ihn all die Jahre gehindert hatte, ernsthafte Beziehungen einzugehen.

Auf gar keinen Fall wollte er mit ihr schlafen.

Sein unrasiertes Kinn fühlte sich an wie Sandpapier, als er sich übers Kinn strich. Natürlich begehrte er sie, aber an dem Vertrag lag ihm noch mehr. Das redete er sich zumindest ein, und das würde ihn von jetzt an bei der Stange halten.

Schluss mit Küssen.

Schluss mit Fantasien, sie in dem breiten, quietschenden Bett zu lieben.

Er würde keine weiteren Fehler machen.