Kapitel 12

Das Menetekel

Vermutlich war es unvermeidlich, dass ich in der Nacht diesen Traum hatte.

Nachdem ich den neuen Eintrag zur Kenntnis genommen hatte, konnte ich ironischerweise nicht mehr einschlafen. Hellwach lag ich im Bett, und meine Gedanken kreisten unaufhörlich um den Tagebucheintrag, den ich am Nachmittag im Schloss gelesen hatte. Zum Glück hatte ich die Zeilen so oft gelesen, dass ich sie fast auswendig konnte, bevor der Text wieder verschwunden war. Und heute war alles wahr geworden. Ob sich die Prophezeiungen für den morgigen Tag wohl ebenso erfüllen würden? Oder war alles doch nur ein schlechter Scherz? Vielleicht hatte ja auch Schwester Ignatius recht, und es handelte sich um belanglose schlafwandlerische Kritzeleien, die zufällig mit der Wirklichkeit übereinstimmten.

Anscheinend machten Menschen im Schlaf ja wirklich die seltsamsten Dinge. Ich hatte schon von Schlafepilepsie, sonderbaren sexuellen Praktiken, somnambulem Putzen und sogar von Morden gehört, die angeblich im Schlaf begangen worden waren. In zwei ziemlich bekannten Fällen waren die Täter in die Psychiatrie eingeliefert worden, wo sie die Nächte von nun an allein und hinter verschlossenen Türen verbringen mussten. Ob ich das in einer der Dokumentationen gesehen hatte, die Mae sich so gern im Fernsehen anschaute, oder ob es eine Folge von Perry Mason gewesen war – Perry Mason und die Nichte des Schlafwandlers –, wusste ich allerdings nicht mehr genau. Aber egal – wenn das alles möglich war, dann war sicher nicht auszuschließen, dass ich im Schlaf Tagebuch geschrieben und beim Schreiben die Zukunft vorausgeahnt hatte.

Aber ehrlich gesagt konnte ich eher daran glauben, dass man im Schlaf fähig war zu morden.

Da ich wusste, was ich träumen würde – zumindest, wenn es stimmte, was die Tamara von morgen aufgeschrieben hatte –, versuchte ich, mir Methoden auszudenken, wie ich den Traum verändern und vielleicht verhindern konnte, dass Dad sich in meinen Englischlehrer verwandelte. Ich wollte lieber, dass er bei mir blieb und wir die Chance hatten, uns ein bisschen zu unterhalten. Ich versuchte mir irgendeinen Code auszudenken, etwas, was nur Dad verstand – vielleicht war es möglich, ihn damit aus dem Totenreich herbeizurufen und mit ihm Verbindung aufzunehmen. Aber ich steigerte mich so in das Problem hinein, dass ich am Ende doch einschlief und genau das träumte, was die Tamara von morgen prophezeit hatte: Aus meinem Dad wurde mein Englischlehrer, meine Schule zog nach Amerika um, ich konnte die Sprache nicht, dann wohnten wir auf einem Boot. Der einzige Unterschied war, dass ich mehrmals von anderen Schülern – die teilweise zum Ensemble von High School Musical gehörten – gebeten wurde zu singen, aber wenn ich den Mund aufmachte, kam wegen der Halsentzündung kein Ton heraus. Allerdings glaubte mir das niemand, weil ich deswegen ja schon einmal gelogen hatte.

Und es gab noch einen anderen Unterschied zu dem Tagebucheintrag, den ich wesentlich beunruhigender fand: Das Boot, auf dem ich wohnte und das aussah wie eine hölzerne Arche Noah, war gerammelt voll mit Menschen, dichtgedrängt wie Bienen in einem Bienenstock. Rauch zog durch die Gänge, aber außer mir bemerkte es niemand. An langen Banketttischen, die aussahen wie aus einem Harry-Potter-Film, aßen alle seelenruhig weiter, stopften sich voll, und keiner nahm zur Kenntnis, wie der Rauch sich immer weiter ausbreitete. Aber als ich versuchte, die anderen zu warnen, konnte keiner mich hören, denn ich war ja so heiser, dass ich keinen Ton herausbrachte. Es war wie in dem Spruch von dem Jungen, der so oft unnütz Alarm geschlagen hatte, dass keiner mehr auf sein Gezeter achtete.

Man könnte nun sagen, dass das Tagebuch recht gehabt hatte, oder – wenn man es zynischer formulieren will – dass ich den Traum nur deshalb gehabt hatte, weil ich mich so zwanghaft mit seinen in dem Tagebuch dokumentierten Details beschäftigt hatte. Aber genau wie vorhergesagt, erwachte ich davon, dass Rosaleen einen Topf auf den Boden fallen ließ und einen lauten Schreckensschrei ausstieß.

Ich warf die Decke weg, sprang aus dem Bett und kniete mich auf den Boden. Letzte Nacht war ich dem Rat meiner prophetischen Stimme gefolgt und hatte das Tagebuch unter dem lockeren Dielenbrett versteckt. Wenn die Tamara von morgen das so wichtig fand, wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen. In den letzten Nächten hatte ich meine Schlafzimmertür mit dem Holzstuhl blockiert. Natürlich konnte ich so nicht wirklich verhindern, dass Rosaleen hereinkam, aber ich hätte es wenigstens merken müssen. Seit der ersten Nacht hatte sie mich, soweit ich wusste, nicht mehr beim Schlafen beobachtet.

Ich saß auf dem Fußboden neben meiner Tür und las gerade noch einmal den Eintrag von gestern Abend, als ich Schritte auf der Treppe hörte. Schnell spähte ich durchs Schlüsselloch und sah, dass Rosaleen meine Mum die Treppe hinaufführte. Fast wäre ich aufgesprungen und hätte einen Freudentanz vollführt. Nachdem sich die Zimmertür meiner Mutter geschlossen hatte, klopfte Rosaleen bei mir an.

»Guten Morgen, Tamara. Alles in Ordnung?«, rief sie von draußen.

»Äh, ja, danke, Rosaleen. Was war das denn unten grade für ein Lärm?«

»Ach nichts. Mir ist nur ein Topf runtergefallen.«

Jetzt begann sich der Türknauf zu drehen.

»Nicht reinkommen! Ich hab nichts an!« So schnell ich konnte, drückte ich die Tür wieder zu.

»Oh, okay …« Die Erwähnung von Körpern, vor allem von nackten Körpern, war ihr offensichtlich peinlich. »Ich wollte nur Bescheid sagen, dass das Frühstück in zehn Minuten fertig ist.«

»Schön«, sagte ich und fragte mich, warum sie mich angelogen hatte. Mums Ausflug nach unten war doch ein gigantischer Fortschritt! Natürlich nicht für eine normale Familie, aber für uns war es zurzeit ein Grund zum Feiern.

In diesem Moment begriff ich, wie wichtig das Tagebuch war. Jeder Satz war eine Brotkrumenspur, die ich von meinem alten Zuhause hierher auslegte. Jedes Wort war ein Hinweis, der etwas von dem enthüllte, was sich hier vor meiner Nase abspielte. Als ich geschrieben hatte, dass ich von dem runtergefallenen Topf und dem Schrei aufgewacht war, hätte mir sofort klar sein müssen, dass Rosaleen so etwas normalerweise nie passieren würde und dass es einen Grund dafür geben musste. Warum hatte sie mir nicht gesagt, dass Mum unten gewesen war? Um mich zu schützen? Um sich zu schützen?

Ich machte es mir wieder auf dem Boden bequem, lehnte mich mit dem Rücken an die Tür und las den Eintrag, den ich gestern Abend entdeckt hatte.

Sonntag, 5 . Juli

Ich hätte Weseley nichts von Dad erzählen sollen. Wie er mich angesehen hat, so voller Mitleid! Wenn er mich nicht mag, dann mag er mich eben nicht. Dass mein Vater Selbstmord begangen hat, macht mich nicht netter – obwohl es für ihn anscheinend so war –, aber woher sollte er das wissen? Wahrscheinlich ist es ziemlich scheinheilig, wenn ausgerechnet ich das sage, aber ich möchte nicht, dass die Leute ihre Meinung über mich ändern, weil mein Dad sich umgebracht hat. Eigentlich habe ich gedacht, das Gegenteil würde der Fall sein – dass ich mich im Mitgefühl suhlen würde bis zum Gehtnichtmehr. Dass ich es genießen würde, wenn sich die ganze Aufmerksamkeit auf mich richtet, weil ich mir dann alles erlauben könnte.

Ich hab gedacht, das würde mir gefallen. Weil ich Dad ja gefunden hatte, wurde ich auf der Polizei, wo ich heulend meine Aussage machte, mit Fragen, Tee und freundlichem Rückentätscheln geradezu überhäuft, und als wir dann bei Barbara unterschlüpften, las Lulu uns jeden Wunsch von den Augen ab – was bei mir größtenteils auf stündlich eine heiße Schokolade mit einer Extraportion Marshmallows hinauslief. Aber mal abgesehen von diesem ersten Monat nach Dads Tod, hat man sich eigentlich nicht besonders um mich gekümmert. Es sei denn, das, was Rosaleen und Arthur hier veranstalten, ist eine Art ganz spezieller Fürsorge, und nächsten Monat werde ich Aschenputtel.

Anfangs konnte ich die Neue in unserer Klasse, Susie, echt nicht ausstehen, aber dann hab ich herausgefunden, dass ihr Bruder bei Leicester im Rugbyteam spielte, und plötzlich saß ich in Mathe neben ihr und verbrachte einen Monat lang jedes Wochenende bei ihr zu Hause, bis man ihren Bruder aus der Mannschaft geschmissen hat, weil er verhaftet worden war. Anscheinend hatte er einen Red Bull Wodka zu viel gekippt, war auf ein Auto gesprungen und hatte es komplett demoliert. Die Klatschpresse fiel über ihn her, und er verlor seinen Vertrag mit einer Kontaktlinsenfirma. Keiner wollte mehr etwas mit ihm zu tun haben.

Und dann war ich weg.

Ich kann nicht glauben, dass ich das wirklich aufgeschrieben habe. Schäm.

Jedenfalls hat Weseley sich total verändert, als ich ihm erzählt habe, dass Dad sich umgebracht hat. Ich hätte mir irgendwas anderes einfallen lassen sollen. Dass er im Krieg umgekommen ist oder so, keine Ahnung, nur irgendwas anderes, irgendeinen normaleren Tod. Wäre es zu seltsam, wenn ich ihm jetzt sagen würde: »Übrigens, wegen der Selbstmordgeschichte? Das war ein Scherz. In Wirklichkeit ist mein Dad an einem Herzinfarkt gestorben. Hahaha.«

Nein. Keine gute Idee.

Wer zum Teufel war dieser Weseley nur? Ich schaute auf das Datum des Eintrags. Na klar, morgen. Also würde ich irgendwann zwischen jetzt und morgen Abend einen Weseley kennenlernen. Aber wie? Würde er über die Mauer von Fort Rosaleen klettern, um mir hallo zu sagen?

 

Nachdem ich letzte Nacht total seltsam geträumt habe, war ich beim Aufwachen noch viel müder als am Abend vorher. Ich hatte kaum geschlafen und wollte den Vormittag im Bett bleiben, oder besser noch den ganzen Tag. Aber es kam anders. Die sprechende Uhr klopfte an meine Tür, und dann stürzte sie auch schon herein.

»Tamara, es ist halb zehn. Wir gehen jetzt zur Zehn-Uhr-Messe und dann noch kurz auf den Markt.«

Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren, was sie mir damit sagen wollte, aber schließlich hab ich wohl etwas davon gemurmelt, dass ich eigentlich nicht so der Kirchgänger bin, und darauf gewartet, dass sich ein Eimer Weihwasser über mich ergießt. Nichts dergleichen geschah. Rosaleen warf mir nur einen kurzen Blick zu, um sich zu vergewissern, dass ich über Nacht nicht die Wände mit Kot beschmiert hatte, und meinte dann, es wäre gut, wenn ich zu Hause bleiben und Mum im Auge behalten könnte.

Halleluja.

Kurze Zeit später hörte ich das Auto wegfahren und stellte mir Rosaleen in einem Twinset mit Brosche und einem Blumenhut vor, obwohl sie vorhin gar keinen Hut aufgehabt hatte. Dann hab ich mir ausgemalt, wie Arthur mit Zylinder in einem Cadillac Cabrio sitzt, und die ganze Welt wird sepiafarben, während sie zur Sonntagsmesse brausen. Ich war so froh, dass sie mir erlaubt hatten, zu Hause zu bleiben, und kam erst mal gar nicht auf die Idee, dass Rosaleen vielleicht nicht mit mir in der Kirche oder auf dem Markt gesehen werden wollte. Das fiel mir erst später ein, und da war ich ziemlich gekränkt. Aber dann bin ich wieder eingeschlafen und erst einige Zeit später wieder aufgewacht, weil jemand vor dem Haus hupte. Keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte. Zuerst hab ich den Lärm ignoriert und versucht, wieder einzuschlafen, aber das Hupen wurde immer lauter und penetranter. Schließlich kroch ich aus dem Bett, ging zum Fenster und wollte gerade anfangen zu fluchen, als ich Schwester Ignatius mit drei weiteren Nonnen in einem gelben Fiat Cinquecento entdeckte und furchtbar lachen musste. Sie saß hinten, das Fenster war heruntergekurbelt, und sie beugte sich weit hinaus, als wollte sie der Sonne entgegenwachsen.

»Romeo!«, rief ich und stieß das Fenster weit auf.

»Du siehst aus, als hätte man dich rückwärts durch eine Hecke geschleift«, entgegnete sie, und dann versuchte sie mich zu überreden, mit ihr zur Messe zu kommen. Aber ihre Mühe war vergeblich, und schließlich zerrte eine der anderen Schwestern sie ins Auto zurück. Sie quetschte sich neben die anderen, und das Auto setzte sich in Bewegung. Ich hab nur noch eine winkende Hand gesehen und eine Stimme gehört, die rief: »Danke für das Buuuuuch!«, und schon sind sie um die Ecke gesaust, ohne abzubremsen.

Ich hab noch ein paar Stunden gedöst und den Raum und die Freiheit genossen, faul sein zu können, ohne dass klappernde Töpfe in der Küche mich wecken oder der Staubsauger gegen meine Tür knallt, weil Rosaleen unbedingt den Teppich auf dem Treppenabsatz saugen muss. In meinen wachen Momenten ging mir durch den Kopf, dass Rosaleen gestern Abend gesagt hatte, Mum wäre eine Lügnerin. Haben sie sich vielleicht gestritten? Oder haben Arthur und Mum sich gestritten? Als wir angekommen sind, hat sie sich doch so gefreut, ihn zu sehen. Hat sich seither etwas verändert? Und wenn ja, was? Ich muss unbedingt unter vier Augen mit Arthur sprechen.

Schließlich bin ich aufgestanden und hab nach Mum gesehen, die noch schlief, obwohl es schon elf Uhr war. Für sie ist das ziemlich ungewöhnlich, und ich hab ihr vorsichtig die Hand unter die Nase gehalten, um festzustellen, ob sie noch atmet. Neben dem Bett stand das übliche, von Rosaleen zusammengestellte Frühstückstablett, und offensichtlich hatte Mum an den Sachen auch ein bisschen herumgepickt. Ich hab ein bisschen Obst aus der Küche geknabbert, bin durchs Haus geschlendert, hab mir das eine oder andere angeschaut und die Fotos studiert, die im Wohnzimmer an der Wand hängen. Arthur mit einem riesigen Fisch, Rosaleen in Pastell, wie sie an einem windigen Tag lachend ihren Hut festhält. Dann Rosaleen und Arthur Seite an Seite, aber ohne sich zu berühren, als wären sie Kinder, die man gezwungen hat, nebeneinanderzustehen und für ein Kommunionsfoto zu posieren, die Hände an der Hosennaht oder vor dem Bauch gefaltet, als könnten sie kein Wässerchen trüben.

Schließlich hab ich mich ins Wohnzimmer gesetzt und in dem Buch gelesen, das Fiona mir gegeben hat. Punkt ein Uhr, als das Auto mit Arthur und Rosaleen vor dem Haus hielt, wurde mir plötzlich ganz schwer ums Herz. Jetzt würde es keinen Freiraum mehr geben, die üblichen Spielchen und Geheimniskrämereien würden weitergehen.

Was in aller Welt hab ich denn erwartet?

Ich hätte Nachforschungen anstellen sollen. Ich hätte in den Schuppen einbrechen und nachsehen sollen, wie viel Platz es dort wirklich gibt. Ich glaube nämlich, dass Rosaleen mich anlügt. Ich hätte einen Arzt anrufen sollen, damit er sich Mum anschaut. Ich hätte das Haus gegenüber auskundschaften oder zumindest einen Blick in den Garten riskieren sollen. Alles Mögliche hätte ich machen können, aber stattdessen hab ich nur rumgehangen und Trübsal geblasen. Und es wird eine ganze Woche dauern, bis ich das nächste Mal so eine Gelegenheit kriege.

Was für ein verschwendeter Tag.

Anmerkung für mich selbst: Benimm dich in Zukunft nicht so idiotisch und nutze deine Chancen!

Ich schreib dir morgen wieder.

Nachdenklich legte ich das Tagebuch wieder zurück unter die lose Bodendiele. Dann holte ich ein frisches Handtuch aus dem Schrank und mein gutes Shampoo, das inzwischen fast leer und nicht ersetzbar war – weil ich es hier nicht kaufen konnte und weil es zum ersten Mal in meinem Leben sowieso zu teuer für mich war. Gerade wollte ich unter die Dusche, als mir einfiel, dass im Tagebuch für heute Vormittag ein Besuch von Schwester Ignatius angekündigt war. Eine ideale Gelegenheit zu testen, ob die Vorhersage stimmte. Ich ließ das Wasser laufen und wartete auf dem Treppenabsatz.

Kurz darauf klingelte es, und schon diese einfache Tatsache jagte mir gehörig Angst ein.

Rosaleen öffnete die Tür, und ehe sie etwas sagen konnte, erkannte ich an der Atmosphäre, dass es Schwester Ignatius war.

»Guten Morgen, Schwester.«

Ich lugte um die Ecke, sah aber nur Rosaleens Rückseite. Das heutige Teekleid war von Fyffes gesponsert und mit Bananenbüscheln dekoriert. Der Rest von Rosaleen quetschte sich so in den Türspalt, als wollte sie um jeden Preis verhindern, dass Schwester Ignatius ins Haus sehen konnte. Hätte es nicht in diesem Augenblick angefangen zu regnen, hätte Rosaleen die Nonne bestimmt nicht hereingelassen. Aber dann standen die beiden Frauen in der Diele, und Schwester Ignatius schaute sich um. Unsere Blicke trafen sich, ich lächelte ihr verstohlen zu und verschwand rasch wieder im Schatten.

»Kommen Sie doch rein, wir gehen in die Küche«, sagte Rosaleen mit einer Dringlichkeit, als drohte die Dielendecke über ihnen einzustürzen.

»Nein, nein, nur keine Umstände, ich bleibe nicht lang«, winkte Schwester Ignatius ab und blieb, wo sie war. »Ich wollte nur kurz vorbeikommen und schauen, wie es Ihnen geht. In den letzten Wochen hab ich Sie gar nicht gesehen und auch nichts von Ihnen gehört.«

»O ja, hm, tut mir leid. Arthur war schrecklich beschäftigt mit der Arbeit am See, und ich musste … ich musste hier für Ordnung sorgen. Aber wollen Sie nicht doch mit in die Küche kommen?« Sie sprach mit gedämpfter Stimme, als würde ein Baby im Nebenzimmer schlafen.

Raus damit, Rosaleen, du versteckst hier eine Mutter und ihr Kind.

In Mums Zimmer wurde deutlich hörbar ein Stuhl über den Boden geschleift.

Schwester Ignatius blickte auf. »Was war denn das?«

»Ach, nichts. Jetzt beginnt doch bald die Honigsaison, nicht wahr? Kommen Sie in die Küche, kommen Sie, kommen Sie.«

Sie versuchte Schwester Ignatius am Arm aus der Diele zu ziehen.

»Wenn das Wetter hält, will ich nächsten Mittwoch den Honig schleudern.«

»So Gott will, wird es sicher halten.«

»Wie viele Gläser soll ich Ihnen denn diesmal bringen?«

In Mums Zimmer fiel etwas krachend auf den Boden.

Schwester Ignatius blieb stehen, aber Rosaleen zog sie unerbittlich weiter und laberte dabei ohne Punkt und Komma, lauter leeres Geschwätz. Plapper, plapper, plapper. Soundso ist gestorben. Soundso ist krank geworden. Mavis ist in Dublin von einem Auto angefahren worden, als sie ihrem Neffen John zum dreißigsten Geburtstag ein Hemd kaufen wollte, und war tot. Sie hatte das Hemd schon gekauft und alles. Sehr traurig, denn ihr Bruder ist voriges Jahr an Darmkrebs gestorben, und jetzt ist keiner mehr übrig von der Familie. Ihr Vater ist ganz allein und musste ins Pflegeheim ziehen. Die letzten Wochen war er krank. Er sieht auch nicht mehr so gut wie früher, dabei war er immer ein exzellenter Dartspieler. Und Johns dreißigster Geburtstag war schrecklich traurig, denn alle waren fix und fertig wegen Mavis. Plapper, plapper, plapper, alles Blödsinn. Kein Wort über Mum und mich. Wieder mal der Elefant im Zimmer.

Als Schwester Ignatius wieder weg war, lehnte Rosaleen einen Moment die Stirn an die Tür und seufzte. Dann richtete sie sich wieder auf, drehte sich um und spähte argwöhnisch zum Treppenabsatz hinauf. Ich zog mich schnell zurück, und als ich mich wegduckte, sah ich, dass die Tür zu Rosaleens Schlafzimmer offenstand. Ein Schatten huschte vorüber.

Beim Frühstück hielt ich es nicht aus, bei Rosaleen und Arthur am Tisch zu sitzen. Jeder Ort auf der ganzen Welt wäre mir lieber gewesen als diese Küche mit dem Brutzelgeruch aus der Pfanne, von dem mir nur noch schlecht wurde. Aber jetzt wusste ich genau, was ich als Nächstes tun würde. Ich ging in Mums Zimmer.

»Mum, komm mit mir nach draußen, bitte.« Ich nahm ihre Hand und wollte sie ganz sanft aus ihrem Schaukelstuhl ziehen.

Aber sie blieb sitzen wie ein nasser Sack.

»Bitte, Mum. Komm mit mir an die frische Luft. Wir können einen Spaziergang machen, im Wald, bei den Seen, wir können die Schwäne beobachten. Ich wette, du bist noch nie richtig in der Gegend rumgelaufen. Komm! Es gibt auch ein wunderschönes Schloss hier und jede Menge hübsche Spazierwege. Sogar einen Garten mit einer Mauer drum herum.«

Auf einmal sah sie mir direkt ins Gesicht, ihre Pupillen wurden ganz groß, und sie musterte mich. »Der geheime Garten«, sagte sie leise und lächelte.

»Ja, Mum. Warst du schon mal dort?«

»Rosen.«

»Ja, da gibt es viele Rosen.«

»Mmmm. Hübsch«, sagte sie leise und fügte hinzu: »Hübscher als Rose.« Ich wunderte mich, warum sie so nuschelte oder auf einmal nicht mehr wusste, wie man einen Satz konstruiert. Vielleicht hatte ich sie nur nicht richtig gehört, weil sie den Kopf abgewandt hatte und aus dem Fenster schaute. Doch dann wandte sie sich wieder mir zu, fuhr mit dem Zeigefinger die Umrisse meines Gesichts nach und wiederholte genauso falsch: »Hübscher als Rose.«

»Danke, Mum«, antwortete ich lächelnd.

Voller Freude über unseren kleinen Dialog rannte ich hinunter in die Küche. »Mum war hier unten, stimmt’s?«, rief ich. Rosaleen zuckte erschrocken zusammen und legte den Finger auf die Lippen.

Arthur war am Telefon, einem altmodischen, an der Wand befestigten Apparat.

»Rosaleen«, flüsterte ich. »Mum hat mit mir geredet.«

Rosaleen, die mal wieder einen Teig ausrollte, hielt inne und drehte sich zu mir um. »Was hat sie denn gesagt?«

»Sie hat gesagt, dass der Garten hinter der Mauer ein geheimer Garten ist und dass ich hübsch bin wie eine Rose«, strahlte ich. »Oder eigentlich noch hübscher.«

Rosaleens Gesicht verhärtete sich, aber sie sagte: »Das ist ja nett, Liebes.«

»Das ist nett? Wieso ist das scheißnett?«, explodierte ich.

Jetzt machten beide Zeichen, dass ich leise sein sollte.

»Ja, das ist Tamara«, sagte Arthur ins Telefon.

»Mit wem redet er denn?«, wollte ich wissen.

»Mit Barbara«, antwortete Rosaleen. Sie legte sich so ins Zeug mit dem Teigausrollen, dass ihr schon der Schweiß auf der Stirn stand und ihre strenge Frisur beeinträchtigte.

»Kann ich auch mal mit ihr sprechen?«, fragte ich.

Arthur nickte. »In Ordnung. In Ordnung. Wir werden uns irgendwie einigen. Ja. Gut. Allerdings. In Ordnung. Tschüss.«

Dann legte er auf.

»Ich hab doch gesagt, ich möchte mit ihr sprechen.«

»Oh, na ja, sie musste weg.«

»Wahrscheinlich schläft sie mit dem Pooljungen. Immer viel zu tun, na klar«, fauchte ich gehässig. Keine Ahnung, wo das herkam. »Was wollte sie denn?«

Arthur sah zu Rosaleen. »Tja, leider müssen sie das Haus verkaufen, in dem eure Sachen untergestellt sind, und deshalb können die da nicht mehr bleiben.«

»Na ja, hier ist auch kein Platz dafür«, sagte Rosaleen sofort, wandte sich wieder zur Arbeitsplatte und streute Mehl darauf.

»Wie wäre es mit der Garage?«, fragte ich. Endlich ergab der Tagebucheintrag einen Sinn.

»Da passt nichts mehr rein.«

»Aber wir finden schon eine Möglichkeit«, beruhigte Arthur mich freundlich.

»Wie denn? Es gibt keine.« Rosaleen nahm den nächsten Teigklumpen, klatschte ihn auf die Platte und begann, ihn zu kneten, drückte ihn, stieß ihn und zwang ihn in die von ihr gewünschte Form.

»In der Garage gibt es schon noch Platz«, meinte Arthur.

Rosaleen zögerte kurz, drehte sich aber nicht um. »Nein, keinesfalls«, beharrte sie.

Ich blickte von einem zum andern, denn diese ausnahmsweise öffentlich ausgetragene Meinungsverschiedenheit fand ich äußerst interessant.

»Warum, was ist denn in der Garage?«, fragte ich.

Rosaleen hatte nur Augen für den Teig.

»Dann müssen wir eben Platz schaffen, Rosaleen«, sagte Arthur mit fester Stimme, und gerade als sie ihn unterbrechen wollte, wurde er sogar noch etwas lauter: »Es ist die einzige Möglichkeit.«

Das klang endgültig und duldete keinen Widerspruch.

Auf einmal hatte ich das unangenehme Gefühl, dass auch das Gespräch darüber, ob Mum und ich hier einziehen konnten, wahrscheinlich nicht viel anders verlaufen war.

Keiner von den beiden protestierte, als ich mit der Kaschmirdecke und einem Teller Obst in den Garten verschwand und mich unter den großen Baum setzte. Das Gras war noch ein bisschen feucht, aber ich wollte nirgendwo anders hin. Die Luft war frisch, und die Sonne kämpfte sich durch die Wolken. Von meinem Platz auf der Wiese konnte ich Mum am Fenster sitzen sehen. Ich versuchte, sie mit purer Willenskraft dazu zu bringen, in den Garten zu kommen – ebenso meiner wie ihrer geistigen Gesundheit zuliebe. Aber sie kam nicht – was mich leider auch nicht überraschte.

Rosaleen werkelte in der Küche herum, Arthur saß am Tisch, hatte das Radio voll aufgedreht und blätterte in der Zeitung. Dann sah ich, wie Rosaleen die Küche mit einem Tablett verließ, und eine Minute später erschien sie oben in Mums Zimmer. Auch dort das übliche Gewerkel. Fenster, Tisch, Laken, Besteck.

Nachdem Rosaleen schließlich das Tablett abgesetzt hatte, richtete sie sich auf und sah Mum an. Ich stutzte. Das war ungewöhnlich. Was machte sie da? Ihr Mund bewegte sich. Redete sie etwa mit Mum?

Mum blickte zu ihr empor, sagte ebenfalls etwas und sah dann weg.

Automatisch stand ich auf, um die beiden besser sehen zu können.

Dann rannte ich kurz entschlossen ins Haus – wobei ich um ein Haar Arthur umgelaufen hätte – und eilte die Treppe hinauf. Ohne anzuklopfen stürmte ich in Mums Zimmer – und hörte einen Aufschrei und ein Krachen, denn die Tür war gegen Rosaleen und ihr Tablett geknallt und die ganze ungegessene Mahlzeit auf dem Boden gelandet.

»Ach du meine Güte!« Panisch kauerte Rosaleen über dem Chaos und begann, alles hektisch zusammenzuraffen. Vor lauter Eifer rutschte ihr das Kleid bis zum Oberschenkel hoch, wobei mir auffiel, dass sie erstaunlich jugendliche Beine hatte. Sogar Mum drehte sich in ihrem Stuhl um, sah mich an, lächelte, wandte sich dann aber rasch wieder zum Fenster. Ich versuchte, Rosaleen zu helfen, aber sie scheuchte mich weg, und jedes Mal, wenn ich etwas aufheben wollte, riss sie es mir sofort aus der Hand. Schließlich folgte ich ihr wie ein Hündchen die Treppe hinunter.

»Was hat sie gesagt?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme, weil ich nicht wollte, dass Mum uns hörte.

Doch Rosaleen hatte den Schock anscheinend noch nicht verkraftet, denn sie zitterte und war ganz blass, als sie mit dem großen Tablett vor mir her in die Küche wankte.

»Also?«, hakte ich erbarmungslos nach.

»Was?«

»Was war denn das für ein Krach?«, fragte Arthur.

»Was hat sie gesagt?«, fragte ich.

Rosaleen sah zwischen Arthur und mir hin und her. Ihre Pupillen waren winzig, ihre grünen Augen blitzten.

»Das Tablett ist auf den Boden gefallen«, sagte sie zu Arthur, und mich fertigte sie mit einem »Nichts« ab.

»Warum lügst du mich an?«

Schlagartig verwandelte sich ihr Gesicht und wurde so wütend, dass ich mir sofort wünschte, ich könnte meine Frage zurücknehmen. Bestimmt hatte ich mir alles nur eingebildet. Ich hatte es mir nur ausgedacht, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu kriegen … keine Ahnung. Jedenfalls war ich total verwirrt.

»Tut mir leid«, stammelte ich. »Ich wollte dich nicht beschuldigen. Aber es sah so aus, als hätte sie mit dir geredet. Weiter nichts.«

»Sie hat ›danke‹ gesagt. Und ich hab ›gern geschehen‹ geantwortet.«

Ohne lange nachzudenken, rief ich mir Mums Mundbewegungen in Erinnerung. »Nein, sie hat ›sorry‹ gesagt«, platzte ich heraus.

Rosaleen erstarrte. Sogar Arthur hob den Kopf von der Zeitung.

»Sie hat ›sorry‹ gesagt, oder nicht?«, fragte ich und sah von einem zum anderen. »Aber warum?«

»Das weiß ich nicht«, antwortete Rosaleen leise.

»Weißt du es vielleicht, Arthur?«, beharrte ich und sah ihn flehend an. »Kannst du dir vorstellen, warum sie sich entschuldigt?«

»Vermutlich hat sie einfach nur Angst, sie könnte eine Last für uns sein«, kam Rosaleen ihm zu Hilfe. »Aber das ist sie natürlich nicht. Es macht mir nichts, für sie zu kochen. Das ist überhaupt kein Problem.«

»Oh.«

Arthur schwieg. Offensichtlich konnte er es kaum abwarten loszukommen, und als er weg war, wurde der Tag wieder so, wie die Tage hier immer waren.

Ich brannte darauf, mich in der Garage umzuschauen, aber das konnte ich nur, wenn Rosaleen nicht da war. Inzwischen hatte ich herausgefunden, dass es am leichtesten war, sie loszuwerden, wenn ich so tat, als wollte ich nicht, dass sie ging. Dann schöpfte sie nie Verdacht.

»Kann ich dir helfen und was zum Bungalow rüberbringen?«, bot ich ihr deshalb an.

»Nein«, antwortete sie nervös, und man merkte ihr an, dass sie immer noch sauer auf mich war.

»Oh, okay.« Ich verdrehte die Augen. »Aber vielen Dank für das nette Angebot, Tamara«, fügte ich ironisch hinzu.

Aber sie ging nicht darauf ein, sondern holte das frische Brot und den Apfelkuchen, den sie gerade gebacken hatte, eine Auflaufform und ein paar Tupperdosen. Essen für etwa eine Woche.

»Wer wohnt da drüben eigentlich?«

Keine Antwort.

»Ach komm, Rosaleen. Ich weiß nicht, was dir in deinem letzten Leben passiert ist, aber ich bin nicht von der Gestapo. Ich bin sechzehn Jahre alt und ein bisschen neugierig, weil es hier sonst absolut nichts für mich zu tun gibt. Vielleicht wohnt da drüben jemand, der noch nicht mit einem Fuß im Grab steht und mit dem ich mich mal unterhalten könnte.«

»Meine Mutter«, verkündete sie endlich.

Gespannt wartete ich auf den Rest des Satzes. Vielleicht: Meine Mutter hat mir immer gesagt, ich soll mich um meinen eigenen Kram kümmern. Oder: Meine Mutter hat mir eingeschärft, immer Teekleider zu tragen. Meine Mutter hat mir verboten, jemals jemandem ihr Apfelkuchenrezept zu verraten. Meine Mutter hat mir gesagt, man soll keinen Spaß am Sex haben. Aber es kam nichts. Ihre Mutter. Aha. Ihre Mutter wohnte gegenüber.

»Warum hast du mir nie was davon gesagt?«

Rosaleen machte ein verlegenes Gesicht. »Ach, weißt du …«

»Nein, ich weiß nichts. Ist sie dir irgendwie peinlich? Ich fand meine Eltern früher öfter mal peinlich.«

»Nein, sie ist … sie ist alt.«

»Alte Leute sind doch süß. Kann ich sie mal kennenlernen?«

»Nein, Tamara. Jedenfalls jetzt noch nicht«, fügte sie etwas milder hinzu. »Ihr geht es nicht besonders. Sie kann schlecht laufen. Außerdem hat sie mit neuen Bekanntschaften Probleme, die machen sie nervös.«

»Deshalb rennst du also immer hin und her. Du hast es ganz schön schwer mit all den Leuten, um die du dich kümmern musst.«

Meine Reaktion schien sie zu rühren.

»Sie hat sonst niemanden, sie braucht mich.«

»Bist du ganz sicher, dass ich dir nicht helfen kann? Ich rede auch nicht mit ihr, wenn das zu anstrengend ist für sie.«

»Nein, Tamara. Aber danke für das Angebot.«

Na, immerhin. »Ist sie in deine Nähe gezogen, damit du dich besser um sie kümmern kannst?«

»Nein.« Sie löffelte Hähnchen in Tomatensauce in eine Auflaufform.

»Bist du in ihre Nähe gezogen, damit du dich besser um sie kümmern kannst?«

»Nein.« Sie legte zwei Reisbeutel in eine Tupperdose. »Sie hat schon immer dort gewohnt.«

Ich beobachtete sie weiter und ließ mir dabei ihre Erklärung durch den Kopf gehen. »Warte mal, dann bist du da drüben aufgewachsen?«

»Ja«, antwortete sie schlicht und stellte alles auf ein Tablett. »Das ist das Haus, in dem ich groß geworden bin.«

»Da hast du dich ja nicht sehr weit von zu Hause entfernt, was? Seid ihr zwei, also Arthur und du, hier eingezogen, als ihr geheiratet habt?«

»Ja, Tamara. Aber jetzt hast du mir wirklich genug Fragen gestellt. Du weißt doch, Neugier ist ungesund.« Mit einem kurzen Lächeln verließ sie die Küche.

»Ach was, Langeweile ist viel schlimmer!«, rief ich ihr nach, als die Tür ins Schloss gefallen war.

Dann schlenderte ich genau wie jeden Morgen ins Wohnzimmer und sah sie über die Straße flitzen, wie ein paranoider Hamster, der jeden Moment darauf wartet, dass der Falke herabstürzt und ihn packt.

Vor lauter Eile verlor sie unterwegs ein Geschirrtuch, und obwohl ich fest damit rechnete, dass sie sich bücken und es aufheben würde, schien sie es nicht mal zu bemerken. Ich lief nach draußen und den Gartenpfad hinunter bis zum Tor. Da blieb ich stehen wie ein braves Kind und wartete, dass Rosaleen wieder herausgerannt kam.

Dann fasste ich mir doch ein Herz, trat durchs Tor und lief an den Straßenrand, immer in der Erwartung, dass Rosaleen das fehlende Geschirrtuch im nächsten Augenblick bemerken würde. Alarmstufe rot, da ist irgendwo ein Apfelkuchen, der Hitze ausstrahlt! Der Bungalow war ein unauffälliges Gebäude aus rotem Backstein, zwei Fenster mit weißen Netzgardinen, die aussahen wie glaukomgetrübte Augen, dazwischen eine schleimgrüne Tür. Die Fenster wirkten, als wären sie dunkel getönt, aber sie reflektierten nur das Tageslicht. Drinnen konnte ich kein Anzeichen von Leben entdecken. Ich überquerte die Straße, in deren Mitte das Geschirrtuch lag, und hob es auf. Zum Glück kam hier so gut wie nie – so gut wie nie, endgültig tot – ein Auto vorbei. Das Tor zum Vorgarten war so niedrig, dass ich locker mein Bein drüberschwingen konnte, und ich dachte mir, Klettern wäre das Sicherste, weil mich sonst wahrscheinlich das Quietschen von fünfzig Jahren Rost verraten hätte. Langsam ging ich den Weg hinauf und schaute durch das Fenster auf der rechten Seite, drückte mein Gesicht fest an die Scheibe und versuchte, durch die scheußliche Gardine zu spähen. Ich weiß nicht, was ich nach der ganzen Geheimnistuerei dort zu sehen erwartete. Irgendetwas ganz Abgefahrenes, eine durchgedrehte Satanistensekte, ein paar Leichen, eine Hippie-Kommune, irgendeine perverse Sexgeschichte mit vielen Schlüsseln in einem Aschenbecher … keine Ahnung. Alles, aber ganz bestimmt nicht das, was ich jetzt vor mir sah: ein elektrischer Heizofen, der den offenen Kamin ersetzte, drum herum braune Fliesen und ein getäfeltes Kaminsims, grüner Teppich und abgewetzte Stühle mit Armlehnen aus Holz und grünen Knautschsamtkissen. Eigentlich ein ziemlich trauriger Anblick. Ein bisschen wie ein Wartezimmer beim Zahnarzt. Ich fühlte mich ziemlich fies. Also hatte Rosaleen überhaupt nichts vor mir versteckt. Na ja, mal abgesehen von einer der größten innenarchitektonischen Geschmacksverirrungen des Jahrhunderts.

Statt an der Haustür zu klingeln, ging ich um die Ecke und seitlich am Gebäude entlang. Vor mir lag ein kleiner Garten mit einer großen Garage, genau wie die hinter dem Torhaus, ganz am Rand des Grundstücks. Außerdem gab es einen Schuppen, in dessen Fenster etwas glitzerte. Zuerst dachte ich, es wäre ein Kamerablitz, aber dann begriff ich, dass das, was mich geblendet hatte, nur so hell war, wenn das Sonnenlicht darauf fiel. Was mochte das sein? Die Neugier trieb mich vorwärts.

Aber kurz bevor ich um die Ecke bog, vertrat mir Rosaleen den Weg. Ich erschrak so, dass ich einen lauten Schrei ausstieß, der in dem engen Weg widerhallte. Dann fing ich an zu lachen.

Rosaleen versuchte mich sofort zum Schweigen zu bringen. Sie machte einen sehr nervösen Eindruck.

»Sorry«, lächelte ich. »Hoffentlich hab ich deine Mum nicht erschreckt. Aber du hast das hier auf der Straße fallen lassen, ich wollte es dir nur schnell bringen. Was ist denn das für ein Licht?«

»Was für ein Licht denn?« Sie trat ein Stück nach rechts, so dass sie mir die Sicht endgültig versperrte.

»Danke«, sagte ich sarkastisch und rieb mir die Augen.

»Am besten gehst du jetzt wieder zurück ins Haus«, flüsterte sie eindringlich.

»Ach, komm schon, kann ich nicht wenigstens kurz hallo sagen? Das ist alles ein bisschen zu Scooby-doo für meinen Geschmack. Du weißt schon, geheimnisvoll.«

»Es gibt kein Geheimnis hier, meine Mutter kommt nur nicht mit fremden Menschen zurecht. Vielleicht können wir sie mal zum Essen einladen, wenn sie einen guten Tag hat.«

»Cool.« Endlich noch ein Mensch über fünfzig auf meiner Bekanntenliste.

Gerade als ich zu einem letzten Überredungsversuch ansetzte, hörte ich ein Auto die Straße herunterkommen, und weil ich hoffte, dass es Marcus war, winkte ich Rosaleen zum Abschied zu, drehte mich um und lief los.

Wenn es nicht Marcus gewesen wäre, wären diese fünf Sekunden Hoffnung das Aufregendste gewesen, was ich an diesem Tag erlebte. Aber er war es wirklich. Als ich über die Straße rannte, stand er schon an der Veranda des Pförtnerhäuschens, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe.

»Direkt über dem Ohr ist ein Haar nicht ganz an der richtigen Stelle«, rief ich ihm zu, als ich durchs Tor trat.

Mit einem breiten Grinsen drehte er sich um. »Goodwin! Schön, dich zu sehen.«

»Bist du wegen dem Buch hier?«

Er lächelte. »Äh, ja, das Buch, natürlich. Ist mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen … das verdammte Buch.«

»Um ehrlich zu sein – es gibt ein Problem mit dem Buch.«

»Was ist denn los mit dir?«

»Nein, ich meine wirklich das Buch, nicht im übertragenen Sinn.«

»Du hast es verloren.«

»Nein, ich hab es nicht verloren …«

»Das glaub ich dir nicht. Weißt du, was die Strafe dafür ist, wenn man ein Buch aus der Bibliothek verliert?«

»Muss man einen Tag mit dir verbringen?«

»Nein, Goodwin. Ein Verbrechen muss geahndet werden. Und das tue ich, indem ich dir den mobilen Bibliotheksausweis entziehe.«

»O nein – alles, aber nicht meinen mobilen Bibliotheksausweis!«

»Doch, doch. Komm schon, her damit.« Er kam auf mich zu und begann mich zu kitzeln und zu knuffen. »Wo ist er? Hier drin?« Frech versuchte er, in die Taschen meiner Jeans zu greifen.

»Nein, ich weigere mich, ihn herzugeben!«, lachte ich. »Im Ernst, Marcus. Ich habe das Buch nicht verloren, aber ich kann es dir auch nicht zurückgeben.«

»Anscheinend hast du die Regeln der mobilen Bibliothek nicht verstanden. Siehst du, man leiht sich ein Buch aus, man liest es oder tanzt damit herum, wenn einen das glücklich macht, und dann gibt man es dem gutaussehenden Bibliothekar wieder zurück.«

»Nein, das geht nicht – weißt du nämlich, was passiert ist? Jemand hat das Schloss aufgebrochen und entdeckt, dass es gar kein normales Buch ist, sondern ein Tagebuch. Die Seiten waren total leer.«

Total leer. Endgültig tot.

»Aber dann hat jemand was reingeschrieben.«

»Aha … jemand. Dieser Jemand warst nicht zufällig du?«

»Nein – ich weiß nicht, wer reingeschrieben hat.« Obwohl ich das natürlich ganz ernst meinte, musste ich grinsen. »Es sind auch bloß die ersten paar Seiten. Ich könnte sie rausreißen und dir das Buch zurückgeben, aber …«

»Du könntest doch einfach sagen, du hast es verloren. Das wäre wesentlich unkomplizierter.«

»Warte mal kurz.«

Ich rannte ins Haus, die Treppe hinauf, hob das Dielenbrett hoch und holte das Tagebuch heraus. An meine Brust gedrückt, brachte ich es nach draußen.

»Du darfst es nicht lesen, aber hier ist der Beweis, dass ich es nicht verloren habe. Ich bezahle es oder tue, was immer du verlangst … nur zurückgeben kann ich es nicht.«

Inzwischen hatte er begriffen, dass ich keine Witze machte.

»Nein, das ist schon in Ordnung. Ein Buch mehr oder weniger spielt keine Rolle. Aber ich würde es echt gern lesen. Steht was über mich drin?«

Ich lachte, achtete aber darauf, dass das Buch außerhalb seiner Reichweite blieb. Leider war er zu flink für mich und außerdem viel größer, und im Handumdrehen hatte er es sich geholt. Ich bekam Panik. Er schlug die erste Seite auf. Ich wartete. Gleich würde er das peinliche Eingeständnis lesen, dass mein Vater sich umgebracht hatte.

»Ich hätte Weseley nichts von Dad erzählen sollen«, las er. »Wer ist Weseley?«, fragte er und sah mich an.

»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete ich, während ich ihm das Buch wieder wegzunehmen versuchte. Jetzt lachte ich nicht mehr. »Gib es mir zurück, bitte, Marcus.«

Er gehorchte. »Sorry, ich hätte das nicht lesen sollen, aber du hast das falsche Datum reingeschrieben. Der Fünfte ist erst morgen.«

Ich schüttelte nur langsam den Kopf. Wenigstens war nicht nur alles meine Einbildung. Es gab sie wirklich, die seltsamen Tagebucheintragungen.

»Tut mir leid, dass ich es gelesen habe.«

»Ist schon okay. Ich hab das sowieso nicht geschrieben.«

»Vielleicht war es einer von den Kilsaneys.«

Ich schauderte und klappte das Buch zu. Am liebsten hätte ich alles gleich noch einmal gelesen.

»Oh, ich habe übrigens Schwester Ignatius gefunden!«

»Hoffentlich lebend.«

»Sie wohnt auf der anderen Seite des Grundstücks. Ich kann es dir genau beschreiben.«

»Nein, Goodwin, ich trau dir nicht mehr. Das letzte Haus, zu dem du mich geführt hast, war ein verfallenes altes Schloss.«

»Ich bringe dich persönlich zu ihr. Komm, Büchermann, auf zum Buchmobil!« Ich rannte den Weg hinunter und kletterte in den Bus.

Lachend folgte er mir.

Vor dem Haus der Nonnen hielten wir an, und ich drückte auf die Hupe.

»Tamara, das kannst du doch nicht machen. Das hier ist ein Kloster.«

»Das ist kein normales Kloster, ehrlich nicht.« Wieder hupte ich.

Eine Frau in einem schwarzen Rock, einem schwarzen Pulli und einer weißen Bluse, mit einem Goldkreuz und einem schwarzweißen Schleier öffnete die Tür. Sie sah ziemlich ärgerlich aus und war noch älter als Schwester Ignatius. Ich sprang aus dem Auto.

»Was soll der Lärm?«

»Wir suchen Schwester Ignatius. Sie wollte ein Buch ausleihen.«

»Jetzt ist Gebetszeit, da kann man sie nicht stören.«

»Oh. Na ja, warten Sie einen Moment, bitte.« Ich kramte hinten im Bus herum. »Könnten Sie ihr dann bitte das hier geben und ihr sagen, es ist von Tamara. Es handelt sich um eine Speziallieferung. Die hat sie letzte Woche bestellt.«

»Ich werde es ihr ausrichten.« Die Nonne nahm das Buch und schloss die Tür.

»Tamara«, sagte Marcus streng. »Welches Buch hast du ihr gegeben?«

»Die Geliebte des türkischen Multimillionärs. Einer der schönsten Groschenromane von Mills und Boons.«

»Tamara! Deinetwegen werde ich noch gefeuert!«

»Als würde dir das was ausmachen! Fahr los, Büchermann! Bring mich weg von hier!«

So fuhren wir in die Stadt und hielten am Straßenrand für die Bücherfreunde. Aber eigentlich fuhren wir nach Marokko. Und Marcus küsste mich bei den Pyramiden von Gizeh.

 

»Und was hast du die letzten Tage so gemacht?«, fragte Rosaleen mich gut gelaunt, während sie dreitausend Kalorien auf meinen Teller schaufelte. Wieder einmal hatte das Tagebuch recht gehabt: Es gab Shepherd’s Pie.

Ich war kaum zur Tür herein, da stürzte sie sich schon auf mich, und ich hatte gerade noch Zeit, das Tagebuch oben zu verstecken und schnell wieder herunterzukommen. Weil ich ahnte, dass ihr das nicht gefallen würde, erzählte ich ihr lieber nicht, dass ich den Tag mit Marcus verbracht hatte. Aber an einer Nonne war ja wohl nichts auszusetzen, oder?

»Ich war bei Schwester Ignatius«, antwortete ich deshalb.

Sie ließ die Vorleglöffel in die Schüssel fallen und fischte sie dann mit zittrigen Fingern mühsam wieder heraus.

»Schwester Ignatius?«, wiederholte sie.

»Ja.«

»Aber … woher kennst du sie denn?«

»Ich hab sie vor ein paar Tagen kennengelernt. Und wie geht es deiner Mum heute? Kommt sie bald mal zum Essen?«

»Du hast nie erwähnt, dass du Schwester Ignatius getroffen hast.«

Ich sah sie einfach nur an. Ihre Reaktion war genauso, wie ich es im Tagebuch beschrieben hatte. Sollte ich sagen, dass es mir leidtat? Hätte ich versuchen sollen, die Situation zu verhindern? Ich wusste nicht, wie ich mit der Information umgehen sollte, die ich besaß. Welchen Zweck hatte sie überhaupt?

Also erklärte ich stattdessen: »Ich habe auch nicht erwähnt, dass ich am Dienstag meine Tage gekriegt habe. Hab ich aber.«

Arthur seufzte, Rosaleens Gesicht wurde hart.

»Du hast sie vor ein paar Tagen kennengelernt, ja? Bist du sicher?«

»Natürlich bin ich sicher.«

»Vielleicht bist du ihr aber auch erst heute begegnet.«

»Nein.«

»Weiß sie denn, wo du wohnst?«

»Ja, na klar. Sie weiß, dass ich hier bin.«

»Verstehe«, meinte Rosaleen atemlos. »Aber … aber sie ist heute Morgen vorbeigekommen und hat kein Wort davon gesagt.«

»Ach wirklich? Und was hast du ihr über mich erzählt?«

Manchmal macht der Ton die Musik, ich weiß. In einer SMS zum Beispiel denken die Leute oft nicht daran, interpretieren irgendwelche Dinge rein, die gar nicht da sind, und verstehen die Botschaft vollkommen falsch. Mit Zoey hatte ich schon unzählige Kräche deswegen, weil sie in eine Nachricht von gerade mal fünf Worten alles Mögliche reingelesen hat. Aber die Bemerkung jetzt kam genau in dem Ton heraus, den ich beabsichtigt hatte. Und Rosaleen kriegte es mit. Schlau wie sie ist, wusste sie in diesem Moment, dass ich ihr Gespräch mit Schwester Ignatius belauscht hatte. Sie wusste, dass die Dusche nur zur Tarnung gelaufen war.

»Hast du ein Problem damit, dass ich mit ihr befreundet bin? Meinst du, sie ist ein schlechter Einfluss? Vielleicht schließe ich mich bald einer seltsamen Sekte an und ziehe mich jeden Tag von Kopf bis Fuß schwarz an. O nein, warte, schwarz könnte sogar hinkommen – sie ist ja Nonne!« Lachend sah ich zu Arthur, aber der starrte Rosaleen grimmig an.

»Worüber redet ihr denn miteinander?«, forschte Rosaleen weiter. Ihre Stimme klang panisch.

»Spielt es denn eine Rolle, worüber wir reden?«

»Ich meine, du bist ein junges Mädchen. Was hast du mit einer Nonne zu besprechen?« Rosaleen lächelte, aber mir war klar, dass sie damit nur ihre Angst zu überdecken versuchte.

Jetzt war der Moment gekommen. Ich wollte über das Feuer im Schloss reden und über die Tatsache, dass es längst nicht so lange unbewohnt war, wie ich geglaubt hatte. Ich wollte Rosaleen fragen, wer gestorben war und wo all die anderen jetzt lebten. Aber da fiel mir der Tagebucheintrag wieder ein. Ich hätte ihr vielleicht lieber nicht erzählen sollen, was ich über das Schloss erfahren habe. War es das, worüber ich nicht hätte sprechen sollen? Während ich mir den Kopf nach einer Antwort zerbrach, starrte Rosaleen mich unverwandt an. Um etwas Bedenkzeit zu gewinnen, nahm ich eine Gabelvoll Hackfleisch.

»Na ja … wir haben über eine Menge verschiedener Dinge gesprochen …«

»Was denn für Dinge?«

»Rosaleen«, sagte Arthur leise und beschwichtigend.

Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um, wie ein Reh, das aus der Ferne hört, wie der Abzug betätigt wird.

»Dein Essen wird kalt.« Er schaute auf ihren Teller, der unberührt war.

»Oh. Ja.« Sie spießte eine Karotte auf die Gabel, führte sie aber nicht zum Mund. »Sprich weiter, Kind. Was hast du damit gerade gemeint?«

»Rosaleen«, seufzte ich.

»Lass sie doch erst mal essen«, warf Arthur wieder beruhigend ein.

Ich sah ihn an, um mich zu bedanken, aber er blickte nicht auf, sondern schaufelte sich nur weiter Essen in den Mund. In unbehaglichem Schweigen aßen wir, und unser Kauen und das Geräusch des Bestecks auf unseren Tellern erfüllte den Raum.

»Entschuldigt mich bitte. Ich muss nur mal kurz zur Toilette«, sagte ich schließlich, weil ich das Schweigen nicht mehr länger aushielt.

Aber vor der Tür blieb ich stehen und lauschte.

»Was war das denn?«, blaffte Arthur.

»Psst, sprich bitte leise.«

»Ich denke gar nicht daran, leise zu sprechen«, zischte er – mit gedämpfter Stimme.

»Schwester Ignatius war heute Morgen hier und hat Tamara mit keinem Wort erwähnt«, zischte sie zurück.

»Und?«

»Sie hat getan, als wüsste sie nichts von ihr. Wenn Tamara ihr begegnet wäre, hätte sie mir das bestimmt erzählt. So etwas behält Schwester Ignatius nicht für sich, dafür ist sie nicht der Typ. Und warum sollte sie auch?«

»Und was willst du damit andeuten? Dass Tamara lügt?«

Mir fiel fast die Kinnlade herunter, und um ein Haar wäre ich wutentbrannt zurück in die Küche gestürzt, aber Rosaleens nächster Satz hielt mich auf.

»Natürlich lügt sie. Sie ist genau wie ihre Mutter.«

Ein langes Schweigen trat ein. Arthur antwortete nicht.