12
Am nächsten Abend holte sich Jill ein Exemplar des Hörrohrs aus der Regalablage außerhalb des Pressegebäudes. Mehrere Leute, die offensichtlich bereits in den Genuß des Artikels gekommen waren, grinsten. Sie öffnete die Zeitung, blätterte die Rubrik Neu bei uns Zuhaus auf und wußte, noch bevor sie es gefunden hatte, was dort stehen würde.
Die Seiten knisterten in ihren zitternden Händen. Das Interview war grauenhaft, aber an sich hätte sie wissen müssen, daß von einem Mann wie Bagg, der dem späten neunzehnten Jahrhundert entstammte, nichts anderes als derartig geschwätziger Schund zu erwarten war. Was war er gewesen? Redakteur irgendeines Klatschblattes in einem Pionierkaff in Arizona? Ah, ja. Tombstone. Firebrass hatte ihr einiges über ihn erzählt.
Was sie am meisten ärgerte, war das Foto. Sie hatte zwar nichts davon gemerkt, aber irgend jemand mußte sie an jenem Morgen, als sie hier angekommen war, aus der Menge heraus abgelichtet haben. Und da stand sie nun: eingefangen in einer kindisch wirkenden, beinahe obszönen Stellung, nackt, vornübergebeugt, während ihre Brüste nach unten baumelten wie die Euter einer Kuh, in den Händen das gerade zwischen den Beinen durchgezogene Handtuch, um sich den Unterleib abzutrocknen. Sie schaute gerade auf, mit offenem Mund und schien nur aus Nase und Vorderzähnen zu bestehen.
Garantiert hatte der Fotograf noch andere Aufnahmen von ihr gemacht, aber Bagg hatte dieses genommen, um sie der allgemeinen Lächerlichkeit preiszugeben.
Jill war darüber so wütend, daß sie beinahe ihren Gral liegengelassen hätte. Schließlich schwang sie ihn in der Hand und stellte sich vor, Bagg damit den Schädel einzuschlagen, während sie in der anderen die Zeitung hielt, die sie ihm gleichzeitig durch das Gesicht fetzen würde. Schließlich riß sie sich zusammen und stürmte auf das Pressehaus zu. Erst als sie vor der Tür stand, hielt sie inne.
»Hör auf damit, Jill!« sagte sie vor sich hin. »Damit tust du genau das, was dieser Kerl von dir erwartet. Nimm die Sache leicht; sei keine Mimose. Sicher, es wäre ein berauschendes Gefühl, ihn ein bißchen in seinem Büro herumzuschubsen, aber es würde dir die ganze Tour vermasseln. Es würde sich nicht auszahlen; im Endeffekt gerätst du nur noch mehr in die Schlagzeilen.«
Langsam begab sie sich heimwärts und las im matter werdenden Licht den Rest der Zeitung. Sie war nicht die einzige, die Bagg verunglimpft, verleumdet und durch den Kakao gezogen hatte: Firebrass selbst mußte ebenfalls einiges an Kritik einstecken, obwohl man mit ihm im Gegensatz zu ihr noch recht glimpflich umsprang. Und die Kritik kam nicht nur von Bagg. Die Leserbriefseite enthielt eine ganze Reihe unterzeichneter Meinungen von Bürgern, die mit seiner Politik ganz und gar nicht einverstanden waren.
Nachdem sie die Ebene hinter sich gelassen hatte und in das Hügelgebiet kam, war ihr Zorn weitgehend verraucht. Als sie sich umwandte, sah sie Piscator. Er kam lächelnd auf sie zu und sagte mit seinem Oxfordakzent: »Guten Abend, Bürgerin. Darf ich Sie begleiten? Waren wir nicht glücklicher, wenn wir uns gegenseitig Gesellschaft leisteten? Oder vielleicht nicht?«
Jill mußte lächeln. Er sprach so aufgesetzt, beinahe im Stil des siebzehnten Jahrhunderts, und dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch seinen Hut, einen großen Zylinder mit einem breitkrempigen Rand, der sie irgendwie an die der Pilgerväter erinnerte, die nach Neu-England ausgewandert waren. Er war aus dem dunkelrotem Leder irgendeines Fisches hergestellt, und an der Krempe baumelten mehrere Aluminiumfliegen. Um seine Schultern hing ein schwarzer Umhang, der am Hals zusammengehalten wurde. Er trug einen dunkelgrünen Kilt und Rotfischledersandalen.
Während er über der Schulter einen Bambusstab trug, hielt er in der anderen Hand den Griff seines Grals, und unter dem Arm klemmte eine Zeitung. Von der anderen Schulter baumelte ein Weidenkörbchen.
Für einen Japaner war Piscator ziemlich groß; er reichte ihr beinahe bis zur Nase. Seine Gesichtszüge waren durchaus attraktiv und fast gar nicht mongolisch.
»Ich nehme an, daß Sie die Zeitung schon gelesen haben?« fragte Jill.
»Leider schon das meiste«, erwiderte Piscator. »Aber das sollte Sie nicht betrüben, wie schon Salomon in den Sprüchen XXIV. 9 über die Spötter sagt. Sie sind des Menschen Fluch.«
»Ich bevorzuge der Menschen«, sagte Jill.
Er schaute sie verwirrt an. »Aber wie…? Ah, ich verstehe. Sie beziehen sich auf die scheinbar männliche Komponente in des Menschen. Aber in diesem Falle – und dieser Ausdrucksweise – schließt die Bezeichnung sowohl alle Männer, wie auch Frauen und Kinder mit ein.«
»Das weiß ich«, sagte Jill, als müßte sie dies zum tausendsten Male wiederholen (was auch stimmte). »Ich weiß, daß das so ist. Aber wenn man von dem Menschen spricht, hat man als Zuhörer immer den Eindruck, hier sei ausschließlich der männliche Mensch gemeint. Erst der Menschen bringt den Leuten nahe, sich daran zu erinnern, daß sich der Spruch auf beide Geschlechter bezieht.«
Piscator sog zwischen den Zähnen hindurch die Luft ein. Jill erwartete jetzt, daß er »Ach so!« sagen würde, aber das tat er nicht. Statt dessen meinte er: »In meinem Körbchen hier habe ich drei Bohnenkrautschleien, wenn ich sie mal so nennen darf, denn sie sehen dem irdischen Fisch dieses Namens ziemlich ähnlich. Sie sind zwar nicht unbedingt so delikat wie der Grauling, den man hauptsächlich in den Bergströmen findet, aber dennoch den wohlschmeckendsten und herzerfrischendsten Wasserbewohnern zuzurechnen.«
Jill kam zu dem Schluß, daß er sein Englisch aus dem Perfekten Angler gelernt haben mußte.
»Würden Sie so freundlich sein und heute Abend ein Stückchen von diesem Fisch mit mir teilen? Sie werden beim Pfeifen der Wasseruhr zur sechzehnten Stunde pünktlich fertig sein, und dazu gibt es einen erquickenden Schluck aus Birnenblüten.«
Birnenblüten nannte man die Flechten, die man von den Felsen schabte und zu Alkohol verarbeitete. Sie wurden mit Wasser versetzt (drei zu eins), dann wurden die Blüten der Eisenbaumschlingpflanzen getrocknet, zerstampft und mit Alkohol vermischt. Nachdem die Blüten dem ganzen eine purpurne Farbe und ein rosen-duftähnliches Aroma verliehen hatten, war das Getränk fertig.
Jill zögerte mehrere Sekunden lang. Es machte ihr nichts aus, die meiste Zeit allein zu sein. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Zeitgenossinnen geriet sie weder in Verzweiflung noch in Panik, wenn sie auf sich allein angewiesen war. Aber an sich hatte sie jetzt lange genug ihre einzige Gesellschaft dargestellt. Die Reise, die sie flußaufwärts geführt hatte, hatte sie einhundertzwanzig Tage gekostet, während der sie größtenteils allein gewesen war – auch am Tage. Des Nachts hatte sie meist mit Fremden gegessen und sich unterhalten, und auch unter den schätzungsweise 500.000.000 Menschen, an denen sie vorbeigekommen war, hatte sie nicht ein einziges bekanntes Gesicht gesehen. Nicht eins.
Allerdings war es ihr auch selten genug vergönnt gewesen, am helllichten Tag nahe genug am Ufer entlangzufahren, um einzelne Gesichter zu unterscheiden. Ihre sozialen Kontakte hatten sich auf die Nacht und eine Handvoll Leute beschränkt. Was ihr mentalen Schmerz zugefügt hatte (oder hätte, vorausgesetzt, sie gestattete sich eine solche Emotion), war der Gedanke gewesen, an jemandem vorbeizupaddeln, den sie auf der Erde geliebt oder zumindest gemocht hatte. Es gab mehrere Leute, die sie sich wiederzusehen sehnte.
Und diejenige, nach der es sie möglicherweise am meisten verlangte, war Marie. Was mochte sie gefühlt haben, als ihr klar wurde, daß ihre grundlose Eifersucht schuld am Tode ihrer geliebten Jill gewesen war? Hatte der Kummer sie zerfressen? Hatte sie sich angesichts dieser Erkenntnis das Leben genommen? Marie war stets selbstmordgefährdet gewesen, oder – um genau zu sein – hatte dazu geneigt, sich dermaßen mit Pillen vollzustopfen, daß es zumindest den Eindruck erweckte. Gleichzeitig war sie sehr geschickt gewesen und hatte stets darauf geachtet, daß noch genügend Zeit übrig war, um ärztliche Hilfe herbeizurufen. Jill selbst war mindestens dreimal Zeugin eines solchen Versuchs geworden.
Nein, Marie würde höchstens in eine dreitägige finstere Stimmung verfallen und sich selbst bemitleiden. Anschließend würde sie etwa zwanzig Schlaftabletten schlucken und ihre nächste Freundin – möglicherweise eine andere Geliebte, dachte Jill mit einem dumpfen Schmerz in der Brust – anrufen, damit diese sie in einen Wagen verfrachtete und zum nächsten Hospital fuhr, wo man ihr den Magen auspumpen würde und mit einem Gegenmittel versorgte, während die andere aufgeregt im Korridor wartete und schließlich an ihr Bett trat, wo Marie sich noch halb besinnungslos und leidend (allerdings wach genug, um die Anwesenheit ihrer Geliebten zu bemerken) hin und her wälzte. Und dann würde sie, angeblich umnebelt von der Wirkung der Droge, einiges sagen, das auf die Gefühle ihrer Freundin einwirkte und ihr Mitleid erregte. Natürlich würde die sadistische kleine Schlampe auch einige verletzende Bemerkungen von sich geben, von denen sie später behauptete, sich nicht daran zu erinnern.
Dann würde Marie von ihrer Geliebten aus dem Hospital abgeholt und in deren Apartment mitgenommen werden. Die Freundin würde sich eine Weile zärtlich um sie kümmern und dann… Es war Jill beinahe unmöglich, die Sache nicht weiter auszuspinnen.
Sie konnte nicht anders, als grimmig über sich selbst zu lachen, wenn sie soweit gekommen war. Es war jetzt einunddreißig Jahre her, daß sie aus dem Haus gestürmt war, sich in den Wagen geschwungen hatte und mit kreischenden Pneus drei Stopplichter überfahren hatte, bis… bis die blendenden Lichter und die jaulende Hupe des gewaltigen Lastwagens sich ihrem Mercedes zugewandt hatten und…
Sie war mit zahllosen anderen zu einem neuen Leben erwacht, nackt, und ihr ehemals dreißig Jahre alter Körper besaß nun wieder die Formen einer Fünfundzwanzigjährigen. Und ein Alptraum von einem Paradies. Vielleicht hätte man ein Paradies daraus machen können, hätten sich nicht so viele andere Leute bemüht, hier eine Hölle zu etablieren.
Es war einunddreißig Jahre her. Und die Zeit hatte es trotzdem nicht geschafft, alle Wunden zu heilen. Zumindest diese nicht. Eigentlich hätte sie längst darüber hinweg sein sollen. Wieso verblaßten die Erinnerungen an Marie nicht unter dem Eindruck der jetzigen Probleme? Normalerweise hätte sie sie längst vergessen müssen. Aber das konnte sie nicht.
Sie stellte plötzlich fest, daß der Japaner sie ansah. Offensichtlich harrte er immer noch einer Antwort auf seine Frage, die er ihr gestellt hatte.
»Verzeihen Sie«, sagte Jill. »Manchmal verliere ich mich einfach im Irrgarten der Vergangenheit.«
»Das tut mir leid«, erwiderte Piscator. »Manchmal… wenn man Traumgummi nimmt, um ihr zu entgehen, oder wenn man verhindern will, daß die Erinnerungen einem geistigen Schaden zufügen, verliert man sich statt dessen.«
»Nein«, sagte Jill und versuchte den Ärger in ihrer Stimme zu verbergen. »Es liegt daran, daß ich einfach zu lange allein war… da verfällt man in Träumereien. Es ist, wie… wie… wenn ich in einem Kanu säße und mich treiben ließe, geschähe das ganz automatisch. Es ist mir so oft passiert, daß ich plötzlich herausfand, zehn Kilometer hinter mich gebracht zu haben, ohne die geringste Erinnerung daran zu besitzen. – Aber jetzt bin ich hier, und die Arbeit, die auf mich wartet, verlangt nach einer ständigen Einsatzfähigkeit. Sie werden sehen, daß ich ebenso fix auf den Beinen sein kann wie jeder andere.«
Den letzten Satz fügte sie hinzu, weil sie damit rechnete, daß Piscator mit Firebrass über sie sprechen würde. Zerstreutheit konnte man bei einem Luftschiffoffizier einfach nicht tolerieren.
»Ich bin sicher, daß Sie das können«, sagte Piscator. Er machte eine Pause, lächelte und fügte hinzu: »Sie brauchen sich übrigens keine Sorgen meinetwegen zu machen. Ich habe in dieser Hinsicht keinerlei Ambitionen. Ich würde mich mit jedem Rang zufrieden geben, den man mir anbietet, weil ich weiß, daß ich ihn aufgrund meiner Erfahrungen ausfüllen kann. Firebrass ist ein fairer Mann.
Was mich allerdings mit Neugier erfüllt, ist unser Ziel, dieser sogenannte Nebelturm oder Große Gral, dem man noch ein Dutzend andere Bezeichnungen verliehen hat. Ganz ehrlich gesagt, bin ich ziemlich gespannt darauf, ihn zu sehen und seine Geheimnisse zu entschlüsseln. Ich bin gespannt darauf, aber nicht etwa begierig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich möchte Ihnen nur zu verstehen geben, daß ich glaube, nicht Ihre Qualifikationen zu besitzen und jederzeit bereit sein werde, mich rangmäßig unter Ihnen einstufen zu lassen.«
Jill Gulbirra war für eine Weile still. Dieser Mann war Angehöriger einer Nation, die ihre Frauen praktisch versklavt hatte. Zumindest hatte sie das zu seinen Lebzeiten (1886 bis 1965) getan. Sicherlich hatte es nach dem Ersten Weltkrieg ein gewisses Maß an Freiheit für sie gegeben, aber dennoch hätte sie es als normal empfunden, wenn Piscator Frauen gegenüber die gleichen altmodischen Ansichten vertreten hätte: Und diese mußten schrecklich sein. Aber offenbar hatte die Flußwelt doch die Leute verändert. Einige zumindest.
»Sie hätten wirklich nichts dagegen?« fragte sie. »Auch nicht im Unterbewußtsein?«
»Ich lüge selten«, sagte der Japaner. »Und wenn, dann nur, um die Gefühle anderer nicht zu verletzen oder mich davon abzuhalten, meine Zeit an Narren zu verschwenden. Würde es Ihnen helfen, wenn ich Ihnen sagte, daß einer meiner Herren in Afghanistan eine Frau war? Ich verbrachte zehn Jahre in ihren Diensten, ehe sie zu dem Schluß gelangte, daß ich nicht mehr so dumm sei wie an jenem Tage, an dem ich zu ihr gekommen war, und sie mich zum nächsten Scheich weiterschickte.«
»Und was haben Sie dort getan?«
»Ich würde mich glücklich fühlen, darüber ein anderes Mal sprechen zu können. Lassen Sie mich Ihnen sagen, daß ich weder gegen Frauen noch gegen Nichtjapaner eingestellt bin. Das war ich einmal, aber diese Narretei habe ich schon vor langer, langer Zeit abgestreift. Zum Beispiel war ich einige Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkrieges Zen-Mönch. Aber lassen Sie mich zuerst fragen, ob Sie überhaupt etwas über Zen wissen?«
»In den sechziger Jahren wurde eine Menge Bücher darüber geschrieben«, erwiderte Jill. »Einige davon habe ich gelesen.«
»Ja. Und haben Sie hinterher mehr gewußt als vorher?« fragte Piscator lächelnd.
»Ein bißchen.«
»Sie sind aufrichtig. Wie ich bereits sagte, nahm ich nach dem Krieg meinen Abschied von der Marine und zog mich in ein Kloster bei Ryukyu zurück. Im dritten Jahr kam ein weißer Mann, ein Ungar, als ehrenwerter Novize in dieses Kloster. Als ich sah, wie man ihn behandelte, wurde mir plötzlich klar, was ich unterbewußt schon immer gewußt hatte. Ich hatte mich nur geweigert, dieses Wissen anzuerkennen: Selbst die langen Jahre der Praxis in diesem Kloster hatten niemandem außer mir gezeigt, wie stark man doch noch rassistischen Vorurteilen verhaftet war. Vielleicht sollte ich besser nationalistische Vorurteile sagen, denn die anderen zeigten ihre Ablehnung nicht nur diesem Mann, sondern auch den unter uns befindlichen Chinesen und Indochinesen gegenüber.
Nachdem ich mir selbst das erste Mal gegenüber ehrlich gewesen war, gestand ich mir ein, daß die Zen-Praxis weder in mir noch in den anderen irgend etwas Grundsätzliches geändert hatte. Natürlich darf man nicht vergessen, daß Zen keine Ziele verfolgt Ziele zu haben heißt, frustriert zu sein, wenn man sie erreicht. Ist das ein Widerspruch? Es ist einer.
Es ist genau der gleiche Unsinn wie der, sich zu entleeren. Vielleicht ist es kein Unsinn, entleert zu sein, aber zumindest waren es die Methoden, um diesen Zustand zu erreichen, soweit die Sache mich betraf. Und so verließ ich eines Morgens das Kloster und schiffte mich nach China ein. Von dort aus begann ich meine langen Wanderungen, geleitet von einer körperlosen Stimme, die mich nach Zentralasien führte. Und von dort aus… Nun, für heute ist es genug. Ich werde Ihnen gerne mehr erzählen, wenn Sie wollen.
Wir sind beinahe zu Hause. Ich wünsche Ihnen alles Gute, bis heute abend. Damit Sie sehen können, daß das Essen fertig ist, werde ich zwei Fackeln entzünden, die Sie von Ihrem Fenster aus sehen können.«
»Ich habe noch nicht gesagt, daß ich komme.«
»Und dennoch haben Sie meine Einladung akzeptiert«, sagte Piscator. »Stimmt das etwa nicht?«
»Ja – aber woher wissen Sie das?«
»Es hat mit Gedankenübertragung nichts zu tun«, sagte Piscator lächelnd. »Ich sehe das an Ihrem Verhalten; daran, wie Sie Ihre Muskeln bewegen, an der Verfärbung Ihrer Pupillen, dem Unterton in Ihrer Stimme. Niemand, der nicht meine Ausbildung hat, würde das erkennen, aber mir ist klar, daß Sie unserem Essen mit Freuden entgegensehen.«
Jill sagte nichts. Sie hatte selbst nicht bemerkt, wie sehr sie sich über die Einladung freute, und sie war sich nicht einmal sicher, ob es stimmte. Konnte Piscator in ihr Innerstes sehen?