17.3.43

Anella zwang mich, den größten Teil des Vormittags in der Nähstube zu verbringen. Ständig mäkelte sie an unserer Arbeit herum. Ab und zu mußten wir eine Naht auftrennen, die völlig in Ordnung war, während sie tatsächliche Schlampereien übersah. Nach einer Weile begannen meine Nerven zu flattern. Lilla, Nia und Mara zeigten mehr Geduld als ich, aber immerhin sollten sie ja neue Kittel für ihre Mühe erhalten.

Anella war zudem geschmacklos genug, uns Baron Tolocamps neueste Anweisungen an den Burgverwalter und Campen zu übermitteln: Ab sofort durfte aus den Vorratskammern der Burg nichts mehr an die Bedürftigen abgegeben werden. Da Fort die Verantwortung für die Bewohner seines Herrschaftsbereiches trage, sei es in dieser Zeit der Krise verpflichtet, mit gutem Beispiel voranzugehen und äußerste Sparsamkeit walten zu lassen. Das gelte auch, fuhr Anella mit sichtlichem Vergnügen fort, für die Heiler- und Harfner-Halle. Meister Capiam und Meister Tirone hätten sich bereits zu einem Gespräch angesagt - vermutlich um Lebensmittel und Arzneien zu erbitten.

Als ich das hörte, reichte es mir endgültig. Meine Geduld, meine Höflichkeit und meine Loyalität waren erschöpft. Ich konnte weder die Anwesenheit dieser Frau ertragen noch die Feigheit und den Geiz meines Vaters, der mit seinem Verhalten Schande über unser altehrwürdiges Geschlecht brachte. Mein Entschluß stand fest: Ich würde Burg Fort verlassen.

Unter dem Vorwand, daß ich ein neues Konfekt-Rezept für das Abendessen ausprobieren wolle, verließ ich die Nähstube. Ich durchquerte die Küchengewölbe und begab mich in den kleinen Apotheken-Raum. Dort destillierte ich Fellis in dem größten Kessel, den ich fand, und kochte noch einmal eine Riesenmenge Tussilago-Sirup. Während die Flüssigkeit auf dem Herd siedete, plünderte ich die vollgestopften Regale. Ich zweigte von sämtlichen Kräutern und Wurzeln großzügige Portionen ab, bündelte und verpackte sie und stapelte sie in einer kühlen Ecke des inneren Lagerraums. Ich war ziemlich sicher, daß Anella hier nicht auftauchen würde. Dann füllte ich den Fellissaft und den Tussilago-Sirup in strohumwickelte Glasballons und schnürte ein kleines Bündel mit meiner persönlichen Habe. Um keinen Verdacht zu erregen, bereitete ich noch etwas von dem klebrigen Konfekt, das Anella und ihre Eltern so sehr schätzten.

An diesem Abend suchte ich Onkel Munchaun auf. Ich überreichte ihm den persönlichen Schmuck meiner Mutter und bat ihn, die Sachen später an meine Schwestern zu verteilen.

»Hm.« Er warf einen nachträglichen Blick auf das Päckchen und wog es in der Hand. »Hast du nichts davon für dich behalten?«

»Nur einige Erinnerungsstücke. Ich glaube nicht, daß ich an meinem neuen Wirkungsort Schmuck brauchen werde.«

»Gib mir die Nachricht, wenn du kannst, Rill. Ich werde dich sehr vermissen.«

»Ich dich auch, Onkel. Gibst du ein wenig auf meine Schwestern acht?«

»Habe ich das nicht immer getan?«

»Mehr als alle anderen.«

Ich konnte nichts mehr sagen, sonst wäre mein Entschluß ins Wanken geraten. Hastig floh ich aus dem zweiten Stock in mein Zimmer.

18.3.43

Ich hatte am nächsten Tag eben wieder einen Kessel mit Kraftbrühe angesetzt, als ich den Meisterharfner und den Meisterheiler zu ihrer Unterredung in die Burg kommen sah. Ich winkte Sim zu mir und befahl ihm, mit zwei anderen Knechten vor dem Apothekenraum auf mich zu warten, weil ich in Kürze einen Auftrag für sie hätte.

Hastig schlüpfte ich in meine vorbereiteten Reisekleider und stopfte noch ein paar persönliche Dinge in die Gürteltaschen. Dann warf ich einen Blick in den kleinen Spiegel an der Wand meines Zimmers. Einen Moment lang zögerte ich. Auf mein langes dichtes Haar war ich immer sehr stolz gewesen. Aber dann nahm ich kurzentschlossen die Schere, schnitt die dicken Flechten ab und schob sie in den dunkelsten Winkel meines Zimmers. In den nächsten Stunden würde wohl kaum jemand auf den Gedanken kommen, mein Zimmer zu durchsuchen. Und das kurze Haar paßte gut zu der Rolle, die ich von nun an im Leben spielen wollte.

Ich kämmte die Haare straff nach hinten und band sie mit einer Lederschnur im Nacken zusammen. Dann verließ ich das Zimmer, das mir seit meinem achtzehnten Sommer Zuflucht geboten hatte, und huschte über die Wendeltreppe in den ersten Stock, wo sich die Suite meines Vaters befand.

Dicht neben der Tür zu seinen Räumen bildete ein Torbogen eine Nische an der inneren Korridorwand. Kaum hatte ich in seinem Schatten Stellung bezogen, als von der Harfner-Halle die Trommeln herüberdröhnten. Sie verkündeten, daß Orlith fünfundzwanzig Eier gelegt hatte und daß sich darunter ein Königinnen-Ei befand. Endlich eine gute Nachricht! Sicher herrschte im Fort-Weyr großer Jubel über das Ereignis. In diesem Moment vernahm ich die mürrische, unzufriedene Stimme meines Vaters jenseits der Tür. Ich schüttelte den Kopf. Zu normalen Zeiten hätte er ein Gelege des Fort-Weyrs mit einer Runde Wein für alle gefeiert.

Es befand sich niemand in der Nähe. Zu dieser frühen Stunde hatte das Gesinde in den Wirtschaftsräumen mehr als genug zu tun. Ich trat dicht an die Tür heran und preßte das Ohr gegen das Holz. So konnte ich den größten Teil der Unterredung verstehen. Capiam und Tirone hatten klare, kräftige Stimmen, die weit trugen - besonders jetzt, da sie ärgerlich schienen. Nur meinen Vater verstand ich schlecht.

»Fünfundzwanzig Eier sind eine ganze Menge!« sagte Capiam gerade. »Wir befinden uns immerhin kurz vor einem Intervall.«

»Moreta… Kadith… Paarungsflug aufsteigt. Sh'gall… sehr krank.«

»Das sind Dinge, die uns nichts angehen«, hörte ich Meister Tirone sagen. »Außerdem hat die Krankheit eines Reiters keine Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit eines Drachen. Und da Sh'gall heute in Nerat gegen die Sporen kämpft, scheint er wieder gesund zu sein.«

Ich wußte, daß beide Weyrführer an der Seuche erkrankt waren, denn man hatte in aller Eile Jallora von der Heiler-Halle in den Fort-Weyr entsandt, nachdem der dortige Heiler gestorben war. Weshalb Sh'gall allerdings in Nerat Fäden bekämpfte, entzog sich meiner Kenntnis.

»Ich wollte, man würde uns über die Verhältnisse in den Weyrn besser aufklären«, meinte mein Vater. »Ich mache mir solche Sorgen…«

»Die Weyrn«, - Tirone betonte das Wort -, »haben ihre Pflichten gegenüber den Burgen auch in dieser schweren Zeit erfüllt, wie es die Tradition verlangt.«

»Habe ich etwa die Krankheit in den Weyrn eingeschleppt?« fragte mein Vater streitsüchtig. »Oder in den Burgen? Wenn die Drachenreiter nicht ständig hierhin und dorthin flögen…«

»Und die Burgherren nicht so sehr darauf bedacht wären, in jedem Winkel des Kontinents…«, zischte Capiam wütend.

»Jetzt ist nicht der geeignete Augenblick für gegenseitige Vorwürfe!« unterbrach Tirone sie rasch. »Tolocamp, Sie wissen ebensogut, wenn nicht besser als wir alle, daß ein paar Seeleute dieses Katzenscheusal auf unseren Kontinent brachten!« In der Stimme des Meisterharfners schwang Mißbilligung mit. »Kehren wir lieber zu dem Thema zurück, das von der Trommelbotschaft unterbrochen wurde. In dem Lazarett, das Sie errichten ließen, liegt eine Reihe von Schwerkranken. Wir haben im Moment nicht genug Impfstoff, um ihnen zu helfen, aber man könnte ihnen wenigstens anständige Quartiere beschaffen und eine gute Pflege angedeihen lassen.«

»Sagten Sie nicht selbst, daß Heiler bei ihnen sind?« Die Stimme meines Vaters klang unwirsch.

»Heiler sind nicht immun gegen Viren, und auch sie können ohne Medikamente nichts ausrichten«, sagte Capiam drängend. »Sie besitzen große Arzneivorräte…«

»… die noch meine verstorbene Gemahlin gesammelt und zubereitet hatte…«

»Baron Tolocamp«, - ich konnte den Zorn in Meister Capiams Stimme spüren -, »wir brauchen diese Arzneien!«

»Für Ruatha, habe ich recht?«

»Es gibt noch mehr Burgen und Höfe auf Pern!« erklärte Capiam, und das klang, als stünde Ruatha ganz unten auf seiner Liste.

»Die Vorratshaltung gehört zu den Pflichten eines jeden Burgherrn. Ich denke nicht daran, meinen Untertanen die Dinge zu rauben, die sie vielleicht selbst dringend benötigen.«

Tirone mischte sich in das Streitgespräch ein. »Wenn es die Weyr schaffen, in dieser harten Zeit ihre Verantwortung weit über die Grenzen der ihnen anvertrauten Gebiete auszudehnen, dann werden Sie sich doch nicht weigern, das gleiche zu tun.« In seinem vollen Baß schwang ein bittender Ton mit.

Ich war empört über die grobe Antwort meines Vaters:

»O doch! Ich weigere mich! Kein Fremder soll es wagen, meinen Besitz zu betreten! Ich will nicht, daß diese Seuche oder sonst eine ansteckende Krankheit eingeschleppt wird. Ich setze das Wohl von Burg Fort nicht länger aufs Spiel. Und ich gebe nichts mehr von meinen Vorräten ab!«

Hatte mein Vater denn keine einzige der Botschaften vernommen? Wußte er nicht, daß in Keroon, Ista, Igen, Telgar und Ruatha Tausende den Tod gefunden hatten? Meine Mutter und vier meiner Schwestern gehörten zu den Opfern, desgleichen wohl auch die Wächter und Diener, die sie begleitet hatten - aber das waren insgesamt vierzig von… vierhundert, viertausend, vierzigtausend?

»Dann werden meine Heiler die Burg verlassen.« Ich nickte zustimmend, als ich Capiams Drohung hörte.

»Aber, aber, das können Sie nicht tun!«

»Selbstverständlich kann er, können wir das tun«, entgegnete Meister Tirone. Stuhlbeine scharrten über den Boden; offenbar hatten sich die Männer erhoben. Ich preßte beide Hände gegen die Lippen. »Sie haben vergessen, daß die Gildeangehörigen unserer Rechtssprechung unterstehen…«

Ich zog mich hastig in den Schatten des Torbogens zurück, als die Tür heftig aufgerissen wurde und Capiam in den Korridor stürmte. Zorn lag auf den Zügen des Meisterheilers. Tirone folgte ihm und schmetterte die Tür ins Schloß.

»Ich trommle meine Leute zusammen. Dann treffen wir uns im Lager.«

»Ich hätte nicht gedacht, daß es dazu kommen würde.« Capiam schüttelte düster den Kopf.

Ich hielt den Atem an. Einen Moment lang befürchtete ich, daß sie ihren Entschluß rückgängig machen könnten - dabei brauchte mein Vater Widerstand, um zur Vernunft zu kommen.

»Tolocamp hat die Großherzigkeit der Gilden einmal zu oft ausgenützt. Ich hoffe, dieser Vorfall erinnert auch andere Burgherren daran, daß wir gewisse Rechte besitzen.«

»Holen Sie Ihre Leute, Tirone, aber kommen Sie nicht mit ins Lager. Sie werden in der Halle dringend gebraucht.«

»Wozu?« Tirone lachte bitter. »Meine Leute schmachten bis auf wenige Ausnahmen in diesem verdammten Lager…«

In diesem Moment wußte ich, wohin ich gehen würde, wenn ich die Burg verließ, und ich wußte auch, wie ich die Schande, die mein Vater über die Familie gebracht hatte, wieder tilgen konnte.

»Meister Capiam.« Ich trat aus dem Schatten. »Ich besitze die Schlüssel zu den Vorratsräumen.«

»Aber wie…?« Tirone beugte sich vor und musterte meine Züge. Er kannte mich ebensowenig wie Meister Capiam, aber ihnen war wohl klar, daß ich zur ›Fort-Horde‹ gehörte.

»Baron Tolocamp machte seinen Standpunkt bereits klar, als der Hilferuf nach Arzneien hier eintraf. Aber einen Großteil der Pflanzen und Kräuter habe ich gesammelt und zubereitet.«

»Lady?« Capiam wartete darauf, daß ich meinen Namen nannte. Seine Stimme klang sanft und freundlich.

»Nerilka«, sagte ich hastig. »Es ist mein Recht, Ihnen die Früchte meiner Arbeit anzubieten.« Tirone schien zu begreifen, daß ich an der Tür gehorcht hatte, aber das war mir gleichgültig. »Allerdings stelle ich eine Bedingung.« Ich ließ die Schlüssel durch die Finger gleiten.

»Wenn ich sie erfüllen kann«, meinte Capiam vorsichtig.

»Ich möchte die Burg mit Ihnen verlassen und die Kranken in diesem schrecklichen Lazarett vor den Toren von Fort pflegen. Ich bin geimpft. Baron Tolocamp war an jenem Tag ungemein großzügig. Aber wie dem auch sei, ich habe keine Lust mehr, in einer Burg zu leben, in der mich ein Mädchen, das jünger ist als ich, als billige Arbeitskraft auszunützen versucht. Sie und ihre Familie durften die Burg betreten, während die Heiler und Harfner da draußen starben.« Beinahe hätte ich hinzugefügt: ›So wie er meine Mutter und meine Schwestern auf Ruatha sterben ließ!‹ Statt dessen faßte ich Capiam leicht am Ärmel.

»Hier entlang, rasch!«

Ich wußte, daß Tolocamp sich bald von seinem Schock erholen und dann nach Barndy oder einem meiner Brüder rufen würde.

»Ich werde inzwischen unsere Gildenangehörigen verständigen und mit ihnen die Burg verlassen«, sagte Tirone. Er wandte sich ab und ging über den Hof.

»Junge Frau, sind Sie sich über die Folgen dieses Schrittes im klaren? Wenn Sie die Burg ohne Erlaubnis Ihres Vaters verlassen, besonders jetzt, da seine Stimmung mehr als gereizt ist…«

»Meister Capiam, ich bezweifle, daß er mein Verschwinden überhaupt bemerkt«, unterbrach ich ihn. Vielleicht hatte sogar er Anella gesagt, daß ich Nalka hieße. »Vorsicht, die Stufen sind sehr steil!« warnte ich, als mir einfiel, daß es der Meisterheiler nicht gewöhnt war, Hintertreppen zu benutzen. Ich entfachte eine Handlampe.

Capiam stolperte einige Male, während wir die gewundene Treppe hinunterstiegen, und ich hörte seinen erleichterten Seufzer, als wir endlich den breiteren Gang zu den Vorratsräumen erreicht hatten. Sim und zwei andere Knechte saßen mit unbewegten Mienen auf der Holzbank neben der Tür.

»Ihr seid pünktlich, wie ich sehe.« Sim hatte wohl nicht damit gerechnet, hier dem Meisterheiler zu begegnen, und ich nickte ihm beruhigend zu. »Vater schätzt Pünktlichkeit.« Mit diesen Worten sperrte ich die Tür auf.

Ich ging voraus und machte Licht. Meister Capiam tat einen erstaunten Ausruf, als er den Raum erkannte, in dem er und meine Mutter oft die Kranken der Burg behandelt hatten. Ich betrat den Vorratsraum.

»Sehen Sie, Meister Capiam! Das sind die Früchte meiner Arbeit, seit ich alt genug war, Blätter und Blüten zu pflücken oder Wurzeln und Knollen auszugraben.

Ich will nicht behaupten, daß ich jedes einzelne Regal bis an den Rand gefüllt habe, aber meine Schwestern würden mir ihren Anteil nicht verweigern, wenn sie noch lebten. Leider sind nicht mehr alle dieser Schätze zu gebrauchen, selbst Kräuter und Wurzeln verlieren mit der Zeit ihre Heilkraft. Nur die Tunnelschlangen werden fett von dem Zeug.« Ich hatte das Rascheln gehört, als ich die Leuchtkörbe ansteckte und die lästigen Schmarotzer die Flucht ergriffen. »Sim, verteil die Joche, die dort drüben in der Ecke liegen!« Ich hob meine Stimme, denn meine vorangegangenen Worte waren nur für den Meisterheiler bestimmt gewesen. Er sollte nicht den Eindruck erhalten, daß er unsere Burg um lebensnotwendige Dinge beraubte. »Ihr schafft zuerst die Ballen ins Freie.« Sie gehorchten, und ich wandte mich Meister Capiam zu. »Darf ich Ihnen den Fellissaft anvertrauen? Ich nehme das da.« Ich packte den zweiten Glasballon an der Trageschlaufe und schlang ihn mir über die Schulter. »Ich habe heute nacht frischen Tussilago gemischt, Meister Capiam. So ist es gut, Sim. Ihr könnt jetzt losgehen. Wir benutzen den Küchenausgang. Baron Tolocamp hat sich erst kürzlich darüber beschwert, daß die Dienstboten die Teppiche des Wohntraktes zu sehr abnützen.« Das war eine schamlose Lüge. »Wir richten uns am ehesten nach seinen Befehlen, auch wenn es einen Umweg für uns bedeutet.«

Ich deckte die Leuchtkörbe zu und setzte den Glasballon ab, um die Tür zum Vorratsraum wieder zu versperren. Capiam warf mir einen sonderbaren Blick zu, aber ich kümmerte mich nicht darum. Jetzt kam es nur darauf an, die Burg ungesehen zu verlassen.

»Ich würde gern mehr mitnehmen, aber so ist es sicherer. Vier Knechte bei der mittäglichen Wachablösung, das fällt dem Posten vermutlich nicht auf.« Jetzt erst bemerkte Capiam mein grobes Arbeitsgewand und die schweren Stiefel. »Keiner wird sich Gedanken darüber machen, wenn einer der Knechte zum Lager weitergeht. Und das Gesinde in der Küche wird nichts dabei finden, daß der Meisterheiler Vorräte mitnimmt.« An solche Dinge hatte ich die Dienstboten seit langem gewöhnt. »Im Gegenteil, es würde die Leute wundem, wenn Sie mit leeren Händen gingen.«

Ich hatte die Außentür verschlossen und warf einen nachdenklichen Blick auf meinen Schlüsselbund. Ich konnte ihn nicht so einfach an den Wandhaken hängen. »Man weiß nie«, murmelte ich und schob ihn in meine Gürteltasche. »Meine Stiefmutter hat ihre eigenen Schlüssel. Sie denkt, es seien die einzigen. Mutter dagegen fand immer, daß die Kräuterküche das geeignete Reich für mich sei. Hier entlang, Meister Capiam!«

Er folgte mir, und ich spürte, wie er nach Argumenten suchte, um mich zum Hierbleiben zu bewegen.

»Lady Nerilka, wenn Sie jetzt die Burg verlassen…«

»Daran besteht kein Zweifel.«

»… wird Baron Tolocamp…«

Ich blieb mit einem Ruck stehen und sah den Heiler an. Das Küchengesinde mußte nicht unbedingt mitanhören, daß wir ein Streitgespräch führten. »Er wird meine Abwesenheit gar nicht bemerken. Und das da fehlt ihm sicher nicht.« Während ich den Glasballon aufnahm, verschwand Sim bereits durch den Nebenausgang. Ich hielt es für besser, ihm zu folgen. »Ich kann den Leuten im Lager echte Hilfe bringen, denn ich weiß, wie man Pulver mischt und Heiltränke braut. Es ist besser, etwas Nützliches zu vollbringen, als abgeschoben in irgendeiner Ecke herumzusitzen.« Und Säume für die Prunkgewänder meiner Stiefmutter zu nähen, dachte ich, aber ich sprach es nicht aus. »Und ich weiß, daß Ihre Helfer überfordert sind. Sie brauchen jede Unterstützung.

Außerdem«, - ich berührte die Schlüssel in meiner Gürteltasche -, »kann ich notfalls immer noch zurückkehren. Sehen Sie mich nicht so erstaunt an! Die Dienstboten tun das ständig. Warum nicht auch ich?«

Ich mußte Sim und die anderen einholen, wenn ich nicht unangenehm auffallen wollte. Und ich durfte nicht vergessen, mich wie ein Knecht zu verhalten. Sobald wir das Küchengewölbe verlassen hatten, ließ ich die Schultern hängen, senkte den Kopf, schlurfte mit schwerfälligen Schritten über den Sand und tat, als würde mich meine Last völlig niederdrücken.

Meister Capiam warf einen Blick nach links, wo der Haupthof und der Treppenaufgang zur Burg lagen. Tirone kam mit den Heilern, die bis jetzt unsere alten Leute versorgt hatten, und mit drei Harfnern die Rampe herunter.

»Er wird sie beobachten und nicht uns«, erklärte ich Meister Capiam, denn auch ich hatte die Gestalt meines Vaters am offenen Fenster bemerkt. Vielleicht holte er sich noch durch eine Erkältung den Tod. »Gehen Sie etwas gebückter, Meister Capiam! Im Augenblick sind Sie nur ein Knecht, der widerwillig bis zur Burggrenze geht, weil er Angst hat, sich anzustecken und wie alle im Lager zu sterben.«

»Es sterben nicht alle im Lager!«

»Natürlich nicht«, erklärte ich hastig, als ich den Ärger in seiner Stimme spürte. »Aber Baron Tolocamp ist davon überzeugt. Und er hämmert es den Burgbewohnern immer wieder ein. Oh, ein verspäteter Versuch, den Exodus aufzuhalten!« Ich entdeckte Helmspitzen an der Balustrade.

»Gehen Sie weiter, als sei nichts geschehen!«

Der Meisterheiler war für einen Moment stehengeblieben, und ich wollte vermeiden, daß Vater seine Aufmerksamkeit uns zuwandte. Der Abzug der Heiler und Harfner bot eine willkommene Ablenkung.

»Sie können so langsam gehen, wie Sie wollen, das tun alle Dienstboten, aber halten Sie auf keinen Fall an!«

Ich drehte den Kopf nach links. Das fiel sicher nicht auf, denn das Gesinde hatte die Angewohnheit, Befehle zu mißachten, wenn es etwas Interessanteres als den Alltagstrott zu sehen bekam. Und Wachen, die eine Gruppe von Heilern und Harfnern verfolgten, waren ein aufregender Anblick. Ganz besonders Wachen, die nur widerwillig zu gehorchen schienen. Ich konnte mir Barndys Bestürzung vorstellen. »Den Meisterharfner festhalten, Baron Tolocamp? Aber das geht doch nicht! Die Heiler ebenfalls? Werden sie nicht dringend in ihrer Gildehalle gebraucht?«

Nach einem kurzen Wortwechsel mit Tirone blieben die Wachen stehen, und die Gruppe setzte ihren Weg zur Harfnerhalle unbehelligt fort.

Wir hatten bereits die Straße überquert. Ich ging noch immer in der gebückten Knechtshaltung, aber ich bezweifelte, daß mein Vater auch nur einmal in unsere Richtung geschaut hatte. Sim und die beiden anderen hatten die Postenkette erreicht, und Theng warf einen mißtrauischen Blick auf die Lasten, die sie schleppten, aber dann sah er den Korb mit dem Mittagessen für seine Leute, und er entspannte sich.

Ich begann mir Sorgen um Meister Capiam zu machen. Er wurde dringend in der Gildehalle gebraucht, und ich wollte nicht, daß man ihn im Lager festhielt.

»Wenn Sie den Grenzzaun überschreiten, Meister Capiam, läßt er Sie nicht mehr zurück.«

»Wenn es mehr als einen Weg in die Burg gibt, dann wird es auch mehr als einen Weg über den Grenzzaun geben«, meinte er mit einem spöttischen Lächeln. »Wir sehen uns später, Lady Nerilka.«

Ich nickte erleichtert. Wir waren dem Lager inzwischen so nahe, daß ich die Männer und Frauen erkennen konnte, die in gebührendem Abstand warteten, um die Sachen in Empfang zu nehmen.

»Einen Moment, Meister Capiam!«

Theng kam erschrocken auf uns zu, als er sah, daß sich der Meisterheiler zielstrebig der Wachhütte näherte. »Sie müßten im Lazarett bleiben, wenn Sie…«

»Keine Sorge. Ich möchte lediglich verhindern, daß diese Medizin hier mehr als nötig herumgestoßen wird, Theng. Machen Sie den Leuten klar, daß die Fracht kostbar und sehr zerbrechlich ist.«

Ich wandte mich ab und beschäftigte mich eingehend mit dem Glasballon. Theng kannte mich gut, und er würde für einigen Wirbel sorgen, wenn er meine Absicht durchschaute.

»Gut, den Gefallen kann ich Ihnen gern erweisen«, entgegnete Theng. Er stellte den Glasbehälter neben die Ballen und schrie den wartenden Männern und Frauen zu: »He, das hier ist ein Medikament, das ihr mit Vorsicht behandeln sollt!

Am besten übergebt ihr es gleich einem Heiler.«

Ich hätte Capiam gern gesagt, daß ich mich um den Glasballon und die übrigen Medikamente kümmern würde, aber ich wagte mich nicht in Thengs Nähe. Der Wachoffizier geleitete Meister Capiam ein Stück zur Straße zurück, um sich zu vergewissern, daß er jenseits der Grenzlinie blieb. Ich nutzte die Gelegenheit und ging mit schnellen Schritten den Weg hinunter, auf die Abordnung des Lagers zu.

»Äh, Sie verstehen, Meister Capiam«, hörte ich Theng sagen, »ich kann nicht zulassen, daß Sie mit einem Ihrer Gildeangehörigen zusammenkommen.«

Ich war ungemein erleichtert, daß Theng den Meisterheiler so energisch am Betreten des Lazaretts gehindert hatte. Vielleicht war es anmaßend von mir, aber ich fand, daß Capiam in der Halle mehr ausrichten konnte als hier. Er mußte seine Leute führen und sich mit den Meistern der anderen Gilden beraten - besonders jetzt, da er und der Meisterharfner meinem Vater den offenen Kampf angesagt hatten. Auch wenn ich seine Haltung als Heiler bewunderte - es hatte keinen Sinn, wenn er sich in diesem Lager in Gefahr brachte. Vielleicht konnte man das Lazarett nun, da der neue Impfstoff zur Verfügung stand, ohnehin bald auflösen. Dagegen würde es noch lange dauern, bis Burg, Halle und Weyr die Folgen der Seuche überwunden hatten und zum Alltag zurückkehrten.

Außerdem hatte ich einen sehr selbstsüchtigen Grund, wenn ich mich gegen Capiams Anwesenheit im Lager sträubte. Ich hatte nämlich die Absicht, nicht nur meine Identität, sondern auch meine Burgzugehörigkeit zu wechseln. Möglich, daß einige der Harfner und Heiler im Lazarett mein Gesicht schon gesehen hatten, aber sie würden mich nicht mit Baron Tolocamp in Verbindung bringen. Eine Tochter aus gutem Hause hatte in der Unbequemlichkeit eines Internierungslagers, umgeben von Ansteckungsgefahr und Tod, nicht das geringste zu suchen.

Desdra hatte mein Hilfsangebot zweifellos auch aus diesem Grund abgelehnt. Sie wußte, daß eine junge Dame des Erbadels nicht öffentlich als Heilerin arbeiten konnte. Möglicherweise sah sie in mir aber auch eine verwöhnte, trotzige Person, und damit hatte sie nicht so ganz unrecht. Einige meiner jüngsten Reaktionen mußte man in der Tat als kleinlich und störrisch bezeichnen. Mir ging es jedoch nicht darum, heroisch auf meinen hohen Rang zu verzichten. Ich suchte vielmehr eine echte Aufgabe, anstatt auf Burg Fort festzusitzen, wo ich meine Energie mit Trivialitäten verschwendete. Zu den passenden Beschäftigungen für Mädchen meines Standes zählte beispielsweise das Säumen von Anellas Kleidern - und das konnte jede Magd aus der Web- und Nähstube besser erledigen als ich.

Diese Gedanken gingen mir flüchtig durch den Kopf, während ich in das Lager schlurfte - obwohl ich als Tochter aus vornehmem Hause gelernt hatte, in winzigen Trippelschritten gleichsam über dem Boden zu schweben. Nun, ich hatte es in dieser Disziplin ohnehin nie zur Perfektion gebracht. Gebückt folgte ich den Männern und Frauen, die mit den Körben zur Grenzlinie gekommen waren. Nun konnte ich sehen, daß die meisten von ihnen die Harfnertracht trugen. Ich erkannte die Farben der Burg am Fluß und die der Meeresburg. Wanderer, die sich nach Burg Fort begeben hatten, um von Baron Tolocamp Hilfe zu erbitten? Der Weg bog in ein Wäldchen ab, und vor mir tauchten die primitiven Baracken und Zelte auf, die mein Vater hatte errichten lassen. Es war in der Tat ein Glück, daß wir bis jetzt so mildes Wetter hatten; meist brachte nämlich der dritte Monat noch Stürme, Schnee und schneidende Kälte. In Steinkreisen brannten offene Feuer. Ich sah Eisengestelle zum Befestigen von Kesseln und Bratspießen. Hatte Desdra meine Kraftbrühen hierher geschickt? Hohlwangige Gestalten mit glanzlosen Augen, gezeichnet von der eben erst überstandenen Krankheit, drängten sich um die Feuerstellen. Obwohl sie in Decken oder Felle gehüllt waren, schienen sie zu frieren.

Etwas abseits am Waldrand stand eine große, aus allerlei Resten zusammengeflickte Hütte. Lautes Stöhnen und heftige Hustenanfälle verrieten mir, daß sich dort das eigentliche Lazarett befand. Der Glasballon mit dem Fellissaft wurde dorthin geschleppt, während die Leute mit den Essenskörben Brot an die Menschen verteilten, die um die Feuer saßen. Drei Frauen füllten das Gemüse und die Fleischreste in die Kessel. Das Schweigen, das über der Szene lastete, war für mich das allerschlimmste.

Ich hastete zum Lazarett und wurde am Eingang von einem hochgewachsenen unrasierten Heiler empfangen. »Fellis, Kräuter - und was haben Sie mitgebracht?« fragte er eifrig.

»Tussilago. Lady Nerilka hat ihn letzte Nacht frisch hergestellt.«

Er schnitt eine Grimasse, als er mir den Glasbehälter abnahm. »Erfreulich zu wissen, daß nicht alle in der Burg die Anordnungen des Barons gutheißen.«

»Dieser feige Heuchler!« stieß ich hervor.

Der Heiler zog strafend die Augenbrauen hoch. »Junge Frau, es ziemt sich nicht, so von Ihrem Burgherrn zu sprechen, selbst wenn er Ihren Unwillen herausgefordert hat.«

»Er ist nicht mein Burgherr«, erklärte ich und begegnete gelassen seinem strafenden Blick. »Ich bin hergekommen, um Ihnen meine Hilfe anzubieten. Ich kenne die meisten Heilpflanzen und verstehe mich darauf, Arzneien herzustellen. Ich… habe Lady Nerilka in der Kräuterküche geholfen. Sie und ihre verstorbene Mutter, Lady Pendra, brachten mir alles Notwendige bei. Ich bin auch in Krankenpflege ausgebildet, und ich habe keine Angst mehr vor dieser Seuche. Alle, die mir nahestanden, sind tot.«

Er legte mir tröstend die Hand auf die Schulter. Niemand hätte sich eine solche Geste gegenüber Lady Nerilka erlaubt, aber ich empfand sie nicht als störend. Im Gegenteil, sie vermittelte mir menschliche Wärme.

»Dieses Schicksal teilen Sie mit vielen.« Er schaute mich fragend an, und ich nannte meinen Namen. »Also gut, Rill, ich bin froh um Freiwillige. Meine beste Pflegerin hat sich nun ebenfalls angesteckt…«

Er deutete auf eine Gestalt, die weiß und reglos auf einer Matte aus geflochtenen Zweigen lag. »Wir können im Grunde nicht viel tun. Nur die Symptome lindern«, - er strich mit einer Geste der Erleichterung über den Glasbehälter mit dem Tussilago -, »und hoffen, daß es nicht zu Sekundärinfektionen kommt. Sie führen zum Tod, nicht die Seuche selbst.«

»Es wird bald genug Impfstoff für alle geben«, sagte ich, um ihn aufzumuntern, denn ich spürte, wie sehr ihn seine Hilflosigkeit angesichts der Krankheit verbitterte.

»Wo haben Sie das gehört, Rill?« Er senkte die Stimme und umklammerte hart meinen Arm.

»Das ist allgemein bekannt. Gestern wurde die Familie des Burgherrn geimpft. In der Heiler-Halle stellen sie bereits neues Serum her. Das Lager liegt nicht weit entfernt…«

Der Mann zuckte nur verbittert mit den Schultern. »Es liegt nicht weit entfernt, aber es steht sicher nicht an der Spitze der Dringlichkeitsliste.«

Die Frau auf der Matte begann sich im Fieber hin und her zu werfen, und ihre Decke glitt zu Boden. Ich trat rasch an ihr Lager. Und so begann mein erster Zwanzigstundentag als Pflegerin. Wir waren zu dritt - neben dem Heilergesellen Macabir -, um die insgesamt sechzig Schwerkranken des primitiven Lazaretts zu versorgen. Ich erfuhr nie, wie viele Menschen sich insgesamt im Lager befanden, denn die Bewohner wechselten ständig. Manche waren zu Fuß oder auf Rennern hierhergekommen, in der Hoffnung, von Burg Fort oder der Heiler-Halle Hilfe zu erhalten, und sie zogen wieder davon, als sie merkten, daß man ihnen keinen Beistand geben wollte oder konnte. Ich fragte mich oft, wie viele Menschen die Quarantänevorschriften tatsächlich befolgt hatten. Aber hier im Westen blieben mehr Menschen am Leben als im Ostteil des Kontinents. Und im Herrschaftsbereich von Fort gab es längst nicht so hohe Verluste wie auf Ruatha. Wir erfuhren, daß Meister Capiams energisches und frühes Eingreifen in Süd-Boll eine Katastrophe verhindert hatte. Und es gab nicht wenige, die sich zuraunten, im Grunde habe Ratoshigan das Schicksal verdient, das Ruatha und den jungen Baron Alessan getroffen hatte.

Alessan war durchgekommen, wie ich hörte. Aber er und seine jüngste Schwester waren die einzigen Überlebenden des Ruatha-Geschlechts. Seine Verluste mußten also weit mehr schmerzen als meine. Ob er daraus den gleichen Gewinn ziehen konnte wie ich?

Mich quälte die Sorge um die Kranken, ich rackerte Tag und Nacht, war übermüdet und schlecht ernährt - aber ich hatte mich noch nie im Leben so glücklich gefühlt. Glücklich? Ein merkwürdiges Wort im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit im Lager, denn an diesem und dem nächsten Tag verloren wir zwölf der sechzig Kranken im Lazarett, und für sie kamen fünfzehn neue. Aber ich konnte mich zum ersten Mal in meinem Leben nützlich machen, ich wurde gebraucht, und ich spürte den stummen Dank jener, die ich pflegte. Natürlich hatte ich meine Anfangsschwierigkeiten. Als Tochter aus gutem Haus war ich nie mit Dingen wie Blut, Schweiß und menschlichen Ausscheidungen in Berührung gekommen. Nun mußte ich Männer wie Frauen waschen und versorgen. Ich unterdrückte meinen anfänglichen Ekel, schnitt mein Haar noch kürzer, krempelte die Ärmel auf und arbeitete weiter. Wenn das mit zu meiner Aufgabe gehörte, dann gab es für mich kein Kneifen.

Außerdem wußte ich, daß ich geimpft war und die Seuche, die ich bekämpfte, selbst nicht bekommen konnte. Manchmal wurde ich richtig verlegen, wenn Macabir meinen Mut lobte. Und dann betrat ein Heiler unser Lager. Er brachte so viel Serum mit, daß wir alle Anwesenden impfen konnten, und verkündete die Auflösung des Lazaretts. Die Kranken sollten zur Harfner-Halle transportiert werden, wo man die Lehrlingsquartiere freigemacht hatte, um sie unterzubringen. Alle übrigen erhielten eine Nacht das Gastrecht in der Halle und durften dann ihren Heimweg antreten. Man bat sie allerdings, Medikamente und Impfstoff zu den entlegenen Höfen mitzunehmen.

Ich meldete mich freiwillig für diese Aufgabe, obwohl Macabir mich noch einmal bat, in der Heiler-Halle eine richtige Ausbildung mitzumachen. »Sie besitzen ein Naturtalent für den Heilerberuf, Rill.«

»Ich bin viel zu alt, um irgendwo als Lehrling anzufangen, Macabir.«

»Was heißt alt, wenn jemand mit Kranken so gut umgehen kann wie Sie? Ein Planetenumlauf, und Sie besitzen das nötige Grundwissen. Drei, und jeder Heiler nimmt Sie mit offenen Armen als Assistentin auf.«

»Ich möchte im Moment meine Freiheit genießen und etwas mehr von diesem Kontinent sehen als Burg Fort und ihre nähere Umgebung.«

Macabor seufzte und strich sich über die zerfurchte Stirn. »Ich hoffe, Sie erinnern sich an meinen Vorschlag, wenn Sie einmal Heimweh bekommen.«