KAPITEL 4
Las Vegas
Die Penthouse-Suite des Kasinos nahm den größten Teil der obersten Etage ein. Sie war geschmackvoll in gedeckten Brauntönen eingerichtet und verfügte über ein großes Wohnzimmer, das mit langen Sofas und dick gepolsterten Sesseln ausgestattet war, welche um eine Bar mit Spülbecken und ein Warmwasserbecken herum arrangiert waren.
Auf jeder Seite gab es vollkommen gleiche Schlafzimmer, die jeweils über ein eigenes Badezimmer verfügten, groß wie die meisten Spas.
Eine solche gedämpfte Eleganz war eine willkommene Erholung von den überfüllten Spielsälen, aber der atemberaubende Ausblick durch die Glaswände zog die meisten Gäste an.
Einschließlich Caine, wenn auch nicht aus den üblichen Gründen, dachte Kassandra trocken.
Der überfürsorgliche Werwolf interessierte sich nicht dafür, dass der nächtliche Ausblick ein blendendes Feuerwerk bot, bestehend aus den Lichtern der umliegenden Kasinos, oder dass man tagsüber das atemberaubende Panorama der Wüste und der zerklüfteten Bergkette, die sie umgab, sehen konnte.
Sein Interesse galt einzig und allein der Tatsache, dass er den bestmöglichen Rundumblick hatte, um dafür zu sorgen, dass nichts sich an sie heranschleichen konnte. Und natürlich dem Umstand, dass sie sich hier so weit über der Erde befanden, dass alles, was nicht gerade Flügel hatte, davon abgehalten wurde, sich durchs Fenster einzuschleichen.
Kassandra wusste seine Besorgnis zu schätzen. Wirklich. Es war nur so, dass …
Sie durchwanderte das Wohnzimmer von einem Ende zum anderen und bemühte sich, den Grund ihrer Unzufriedenheit herauszufinden. Keine leichte Aufgabe. Sie erinnerte sich nur selten daran, dass sie abgesehen von ihren Visionen eine normale Frau mit normalen weiblichen Emotionen war. Und ganz sicher holte sie sie nie hervor, um sie zu erforschen.
Jedenfalls war es so gewesen, bevor sie Caine getroffen hatte.
Und jetzt mühte sie sich also mit dem Versuch ab, die seltsamen Widersprüche zu verstehen, die sie quälten.
Das atemberaubende Prickeln der Erregung, die sie durchzuckte, jedes Mal wenn Caine sie zufällig berührte, gefolgt von dem schmerzhaften Gefühl der Enttäuschung, wenn er sich ihr entzog. Die Unruhe und die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, wenn er sich in demselben Raum aufhielt wie sie, und die alberne Furcht, sobald er die Hotelsuite ohne sie verließ.
Das passierte immer häufiger, kam ihr in den Sinn, und sie blieb stehen, um durch die Glaswand nach draußen zu starren. Allerdings nicht, um auf die Straßen zu achten, die unter der unbarmherzigen Sommersonne glühten, oder auf die ermatteten Touristinnen und Touristen, die sich in die Busse zwängten, welche kurz anhielten, bevor sie zum nächsten Kasino weiterfuhren.
Im Lauf der vergangenen vier Tage hatte Caine ungemein viel Zeit damit verbracht, nach Feinden zu suchen, die nach seiner Überzeugung direkt vor der Tür lauerten. Sie spürte, dass es mehr war als der starke Drang, sie zu beschützen, der ihn aus der Tür trieb, aber sie verfügte über keine Erfahrung im zwischenmenschlichen Bereich, um zu wissen, was sie falsch machte.
Oder, was von noch größerer Bedeutung war, wie sie ihn aufhalten konnte.
Sie drehte sich um und suchte impulsiv mit dem Blick nach der Uhr, die über dem TV-Schrank hing. Es war drei Stunden her, seit Caine gegangen war.
Weitaus länger, als er normalerweise fortblieb.
Das eigenartige Gefühl des Verlassenseins verstärkte sich noch mehr. War er dieses Mal endgültig weg?
Das wäre nur zu verständlich. Das Kindermädchen für eine Frau zu spielen, die den größten Teil ihres Lebens von Blicken in die Zukunft bedrängt wurde, war eine Rolle, die kein Mann gern übernahm. Sie konnte es Caine nicht verdenken, wenn er es satthatte und nicht länger ihren Beschützer spielen wollte.
Kaum war ihr dieser tapfere, edle Gedanke gekommen, da ruinierte sie ihn auch schon wieder durch einen kleinen Schluchzer der Erleichterung, als sie Caines vertrauten Geruch wahrnahm.
Er hatte sie nicht verlassen …
Sie umschlang sich selbst mit den Armen und zwang sich, den armen Mann nicht anzuspringen und zu Boden zu werfen, als er die Hotelsuite betrat und die Tür hinter sich schloss. Unglücklicherweise konnte sie ihren zittrigen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken, ebenso wenig wie die Worte, die ihr wie von selbst über die Lippen traten, noch ehe sie sie hinunterschlucken konnte. »Du bist wieder da.«
Er wirkte erschöpft. An seinem Kinn war ein Hauch von goldenen Stoppeln zu erkennen, und dunkle Ringe zeigten sich unter seinen herrlichen Saphiraugen. Sein hellblondes Haar war zerzaust, als habe er es sich gerauft, und seine Muskeln unter dem engen weißen T-Shirt und den ausgebleichten Jeans waren stark angespannt.
Trotzdem war er sofort in Alarmbereitschaft, als er ihr bleiches Gesicht erblickte. Mit schnellen, fließenden Bewegungen kam er auf sie zu und packte sie mit festem Griff an den Schultern.
»Was ist los?« Er ließ seinen Blick über ihre schlanke Gestalt gleiten, um sich davon zu überzeugen, dass sie unverletzt war. »Ist irgendwas passiert?«
»Nein, du warst einfach nur so lange fort. Ich dachte …« Sie biss sich auf die Lippe, nicht willens, ihn mit ihren lächerlichen Ängsten zu belasten.
Aber natürlich konnte er mit Leichtigkeit ihre Gedanken lesen. Das war einer seiner Tricks, die sie nicht sonderlich schätzte.
»Es tut mir leid.« Er machte einen Schritt zurück und rieb sich mit den Händen das Gesicht. »Ich wollte nicht, dass du dich sorgst.«
»Wo warst du?«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe das Hotel durchsucht.«
Sie runzelte die Stirn. Es dauerte keine drei Stunden, das Hotel zu durchsuchen. Zumindest, wenn er nicht jeden Raum einzeln überprüfte.
»Witterst du Schwierigkeiten?«, fragte sie.
»Immer.«
Der trockene Unterton in seiner Stimme entging ihr nicht. Es war nicht das Gefühl, dass es Schwierigkeiten geben könnte, das ihn beunruhigte. Jedenfalls nicht nur.
»Du musst keine Vorwände suchen, weißt du?«
»Vorwände?«
»Dafür, dass du den Raum verlässt.« Sie versuchte eine feste Stimme zu behalten. »Ganz eindeutig bist du nicht gerne hier bei mir.«
»Nicht gerne?« Er sah sie fassungslos an, und seine Augen verdunkelten sich. »Das denkst du also?«
»Ich kann deine Anspannung spüren.«
»Todsicher liegt es nicht daran, dass ich nicht gerne mit dir zusammen wäre.« Sie konnte hören, wie er mit den Zähnen knirschte. »Ich wünschte bei Gott, das wäre der Grund.«
Sie sah ihn verwirrt an, als sie bemerkte, dass sie wieder einmal etwas falsch verstanden hatte. »Was macht dir dann so zu schaffen?«
»Ich brauche eine Dusche.«
Er drehte abrupt auf dem Absatz um und hielt auf das Schlafzimmer zu, das er mit Beschlag belegt hatte. Einige Minuten später hörte sie, dass die Dusche angestellt wurde.
Einen irritierten Augenblick lang verletzte sie sein schroffer Rückzug. Was hatte sie jetzt wieder getan, dass er so bestrebt war, vor ihrer Gesellschaft zu fliehen?
Dann wurde ihr der unverkennbare Geruch seiner Erregung bewusst.
Oh.
War er deshalb so schnell verschwunden? Weil er Liebe mit ihr machen wollte?
Dieser Gedanke war erregend. Berauschend.
Sie erzitterte, als sie blitzartig ein Gefühl der Begierde durchzuckte. Zusammen mit der Entschlossenheit, etwas gegen ihr heftiges Verlangen zu unternehmen. Vielleicht verstand sie nicht, aus welchem Grund Caine eine Dusche nahm, statt sie in die Arme zu schließen, wie sie es sich von ihm wünschte, aber sie wusste, dass sie lange genug darauf gewartet hatte, dass er den ersten Schritt tat.
Bevor sie die Nerven verlieren konnte, durchquerte Kassandra den Raum und ging in Caines Schlafzimmer. Sie hatte keine Erfahrung. Aber sie besaß primitive Instinkte.
Was sollte sie sonst noch benötigen?
Sie zog ihre Kleider aus und betrat dann das Badezimmer. Sie überquerte den Mosaikfliesenboden und trat in die Duschkabine, die so groß war wie die meisten Wohnungen.
Die Luft, die von feuchtem Dampf erfüllt war, durchsetzt mit dem Duft von Seife und warmer Männerhaut, umwehte sie wie eine zarte Liebkosung. Kassie erbebte, und ihre Brustwarzen zogen sich erwartungsvoll zusammen, als Caine sich umdrehte und sie mit einem wachsamen Blick ansah.
»Kassie.« Er stellte das Wasser ab. »Was zum Teufel …«
Sie lächelte ihn an und ging langsam auf ihn zu, obwohl er zurückwich, bis er gegen die Wand stieß. Auf seinem goldenen Körper schimmerten Wassertröpfchen, und sein Haar war aus seinem wunderschönen Gesicht gestrichen.
»Ich bin gekommen, um deine Anspannung zu lindern.«
Er kniff die Augen fest zusammen, als habe er Schmerzen. »Eine Rückenmassage ist nicht das, was ich brauche, Schatz. Vielleicht später.«
Kassandra blieb direkt vor ihm stehen und ließ ihre Hände über seine breite Brust gleiten. Sie genoss das Gefühl seiner Muskeln, die sich unter ihrer sanften Berührung anspannten. »Dann sag mir, was du brauchst.«
Er riss die Augen auf und streckte die Hände aus, um ihre Handgelenke zu umfassen, auch wenn er keinerlei Anstalten machte, ihre Hände wegzuziehen.
Den Göttern sei Dank.
»Du musst gehen, bevor ich etwas tue, was wir beide später bereuen werden«, stieß er heiser hervor.
»Du würdest es bereuen, Liebe mit mir zu machen?«
In seinen Augen loderte ein triebhaftes Verlangen auf, aber sein Gesicht verzerrte sich und nahm einen Ausdruck äußerster Qual an. »Versuchst du, mich mit Absicht in den Wahnsinn zu treiben?«
Sie beugte sich vor und ließ ihre Lippen über die seidige Glätte seiner Brust gleiten. Er schmeckte nach Hitze und wildem Tier. Köstlich.
»Ich will dir nur helfen.«
»Helfen?«, keuchte er. Sein Herz pochte heftig unter ihrem innigen Kuss, und mit einem Mal war die Luft von seinem Wolfsgeruch erfüllt.
Kassie fühlte, wie ihre innere Wölfin darauf reagierte. Nur weil sie sich nicht verwandeln konnte, war sie deswegen nicht weniger eine Werwölfin. Ihr inneres Tier regte sich unter ihrer Haut und strebte ruhelos nach der Berührung dieses Mannes. »Deine Spannung abbauen.«
Unerwarteterweise erstarrte Caine, und seine gemurmelten Flüche wiesen darauf hin, dass er über ihre Erklärung nicht erfreut war. »Also willst du deine Jungfräulichkeit für einen Mitleidsfick herschenken?«, knurrte er.
Sie wich zurück, verwirrt über seine plötzliche Verärgerung. »Ich weiß nicht, was das bedeuten soll.«
Er schnitt eine Grimasse und bereute seine harten Worte sofort. »Es bedeutet, dass ich Sex nicht so dringend nötig habe, dass ich bereit wäre, dir deine Unschuld zu nehmen.«
Aha. Erleichterung überkam sie. Er beschützte sie nur.
Schon wieder.
Kassie griff nach seinem Gesicht und ließ ihre Lippen über sein störrisches Kinn gleiten. »Aber was, wenn das bei mir der Fall ist?«
Sie spürte, wie er zitterte. Seine Muskeln waren so angespannt, dass es ein Wunder war, dass er keinen Krampf bekam.
»Was, wenn was bei dir der Fall ist?«, stieß er hervor.
»Dass ich es dringend nötig habe«, gestand sie bereitwillig und biss sanft in sein Ohrläppchen. »Würdest du mir einen Mitleidsfi…«
Caines Kopf stieß herab, um sie mit einem Kuss zu unterbrechen, der einen heißen Blitzschlag der Lust durch ihren Körper zucken ließ. Sie keuchte auf und klammerte sich an seinen Schultern fest, während ihre Zehen sich in dem warmen Wasser krümmten, das sich vor ihren Füßen sammelte.
»Sag so was nicht«, kommandierte er dicht an ihren Lippen.
Sie ließ ihre Zunge über die fein geschnittenen Linien seines Mundes gleiten und war befriedigt, als er hilflos vor Lust aufstöhnte.
»Du hast es selbst gesagt«, rief sie ihm sanft ins Gedächtnis.
»Ich rede eine ganze Menge dummes Zeug, wenn ich …«
»Angespannt bin?«, beendete sie seinen Satz, als er seine Erklärung unterbrach. Seine Wangenknochen waren gerötet.
»Ja.« Seine Stimme war rau, und in seinen glühenden Augen war im aufsteigenden Dampf sein innerer Wolf zu erkennen. »Kassie, du musst wirklich gehen.«
Als Reaktion presste sie sich gegen seinen nackten Körper und hielt den Atem an, als sie seine harte Erektion spürte, die gegen ihren Unterbauch pulsierte.
Sie hatte nicht erwartet, dass sein Penis so groß sein würde. Nicht nur lang, sondern auch dick. Und heiß. Er brannte an ihrer Haut wie ein Brandeisen.
Vielleicht entsprangen diese Empfindungen allerdings auch nur ihrer übersteigerten Fantasie. Nicht, weil sie nervös war. Oder unsicher. Sondern weil sie so verdammt gierig auf ihn war.
Sie mochte noch Jungfrau sein, aber sie zweifelte nicht im Geringsten daran, dass sie Caine begehrte. Tatsächlich war er der einzige Mann, den sie jemals begehrt hatte.
Und zwar mit Haut und Haaren.
»Willst du mich nicht?«, wollte sie wissen.
Seine Hände umfassten ihre Hüften, und er grub die Finger in ihr Fleisch, als sei er hin- und hergerissen zwischen dem Drang, sie dichter an sich zu ziehen, und dem Bedürfnis, sie wegzustoßen. »Ich will dich so sehr, dass ich kaum klar denken kann«, keuchte er.
Sie ließ ihre Finger über seine Schultern und dann an seiner Halsbeuge entlang nach oben gleiten. Ihre Berührung war zaghaft. Ein Werwolf war sehr wählerisch im Hinblick darauf, wer seinen Hals berühren durfte. Die Tatsache, dass er keinerlei Anstalten machte, ihre Erkundung zu unterbrechen, bewies, dass er sie bereits auf der vertrautesten Ebene akzeptiert hatte. »Dann mache Liebe mit mir.«
Sein Körper spannte sich an, und seine Augen verdunkelten sich vor Qual. »Nein.«
Dieser halsstarrige Mann! Aber glücklicherweise konnte sie genauso halsstarrig sein.
Kassandra grub ihre Finger in sein feuchtes Haar und rieb vorsätzlich die festen Knospen ihres Busens an seinem Brustkorb. Sie stöhnte auf, als sie winzige Pfeile der Erregung direkt in ihrer Magengrube spüren konnte.
O … Götter.
»Weshalb denn nicht?«
Caine fluchte und bohrte seine Finger fester in das Fleisch ihrer Hüften. »Ich will dir nicht die Unschuld nehmen, weil ich dir leidtue.«
Sie hielt inne und legte den Kopf in den Nacken, um ihn verwirrt anzusehen. »Das denkst du also? Dass du mir leidtust?«
»Warum solltest du sonst in meiner Dusche stehen?«
»Weil ich …«
Er sah sie mit gerunzelter Stirn an, als sie versuchte, die richtigen Worte zu finden, um das Verlangen zu beschreiben, das tief in ihrem Inneren schmerzte. »Was?«
»Das hier will.«
Sie mochte vielleicht nicht die richtigen Worte finden, aber sie wusste, was sie wollte. Außerdem wurde Reden selbst unter den optimalsten Bedingungen überschätzt. Und in diesem Moment war es vollkommen überflüssig.
Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihre Lippen in einem Kuss unverhohlener Sehnsucht auf die seinen zu pressen.
Caine erstarrte, und Kassie spürte, wie sie der Mut verließ. So viel zu ihrem ungeschickten Verführungsversuch.
Und dann, gerade, als sie sich zurückziehen wollte, schlangen sich Caines Arme um ihren Körper, und er hob sie hoch, sodass er den Kuss mit einer befriedigenden Eindringlichkeit intensivieren konnte. Im Gegensatz zu ihr besaß dieser Mann all die Erfahrung und all das Geschick, die nötig waren, um die ungeschickte Verbindung ihrer Münder in reine Magie zu verwandeln.
Eine Hitzewelle überrollte sie, als er geschickt ihre Lippen öffnete und seine Zunge in ihren Mund schob. Sie erzitterte. Lieber Himmel. Es war genauso wundervoll, wie sie es sich erträumt hatte.
Das hungrige Drängen seiner Lippen. Die verführerische Liebkosung seiner warmen Zunge. Die Arme, die sie so fest hielten, dass sie kaum atmen konnte.
Aber sie brauchte …
Was?
Verdammt, sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass Caine ihr noch nicht nahe genug war.
Ihre angeborene Stärke nutzend, schlang Kassie die Beine um seine Körpermitte, und beide stöhnten auf, als ihr sensibelster Körperteil sich an seinem voll erigierten Schaft rieb.
O ja. Das war genau das, was sie brauchte.
Kaum war dieser Gedanke in ihren benommenen Verstand gedrungen, da hob Caine den Kopf und sah ihr mit Augen, in denen ein saphirfarbenes Feuer leuchtete, in das gerötete Gesicht. »Kassie«, stöhnte er, und eine fiebrige rote Farbe war auf seinen hohen Wangenknochen zu erkennen. »Himmel. Du weißt nicht, was du tust.«
Sie leckte mit der Zunge an seinem Hals entlang und fing die Tröpfchen auf, die an seiner gebräunten Haut hafteten. »Noch nicht, aber du wirst es mir beibringen.«
Ihm entrang sich ein zitternder Seufzer. »Ja, wirklich?«
Sein schwerer Moschusduft hüllte sie ein, und sein Penis zuckte an ihrer Haut.
»Hmm«, machte sie mit heiserer Stimme.
»Nein.« Seine Hand glitt über ihren Rücken nach oben, bis sie ihren Nacken umfasste. »Warte.«
Sie liebkoste den Puls, der an seinem Hals hämmerte, und fragte sich, was sie falsch machte. In den Liebesromanen war es nie so schwer, einen Mann dazu zu bringen, Liebe mit einer Frau zu machen. Dort waren sie immer bereit, zur Sache zu kommen.
»Was jetzt?«, fragte sie murmelnd.
Er stöhnte, als sie ihn leicht in den Hals biss. »Das ist nicht der richtige Moment, um Entscheidungen zu treffen, die das ganze Leben verändern.«
»Das ganze Leben verändern?« Sie legte den Kopf in den Nacken, um seinen glühenden Blick zu erwidern. »Ist das nicht etwas melodramatisch?«
Sein Blick glitt über ihr gerötetes Gesicht bis zu den kleinen Brüsten, die um seine Aufmerksamkeit flehten.
»Schatz, wenn ich dich zu der Meinen mache, wird das deine Welt erschüttern«, meinte er. Das Verlangen ließ seine Stimme rau klingen.
»Ich will, dass sie jetzt erschüttert wird«, murmelte Kassandra, nicht zu stolz, ihn anzuflehen. »Bitte, Caine.«
Seine Kiefermuskeln spannten sich an, als sein Blick nach unten glitt und an der kleinen Tätowierung hängen blieb, die die Haut direkt unter ihrem Bauchnabel verunzierte. »Du bist schon genug ausgenutzt worden.«
Kassie musste gegen den Wunsch ankämpfen, die purpurrote Hieroglyphe zu bedecken, die flackerte und beunruhigend schimmerte. Es war nicht so, als ob Caine das Mal des Dämonenlords nicht schon gesehen hätte. Oder die Kälte gespürt hätte, die dem seltsamen Tattoo anhaftete.
»Hier geht es nicht darum, dass ich ausgenutzt werde«, berichtigte sie ihn sanft. »Es geht darum, etwas Wunderbares miteinander zu teilen. Ich brauche dich, Caine.«
Ein drückendes Schweigen folgte, als Caines wildes Verlangen sichtlich mit seinem Gewissen kämpfte. Kassie hielt den Atem an. Sie wusste, dass sie bereits zu viel gesagt hatte.
Das Letzte, was sie wollte, war, dass er irgendetwas tat, was er vielleicht später bereuen würde.
Dann trug er sie mit einem leisen Knurren in den hinteren Bereich der Dusche und setzte sie auf der nassen Marmorbank ab. Sanft löste er ihre Beine von seinen Hüften, aber ließ sie gespreizt, sodass er sich zwischen sie knien konnte. Sein Gesicht war jetzt auf derselben Höhe wie das von Kassandra.
Merkwürdigerweise fühlte sich ihre neue Position sogar noch intimer an. Dieses Gefühl wurde noch verstärkt, als sein glühender Blick über ihre Brüste glitt, bis hin zu der Quelle ihrer Weiblichkeit, die bereits feucht vor Erregung war.
»Caine«, flüsterte sie und zeichnete mit dem Finger die Kurve seiner edlen Stirn sowie die Linie seiner schmalen Nase nach.
Seine Augen wirkten mehr wölfisch als menschlich, als er den Blick hob, um ihr in die Augen zu sehen, die ihn unverwandt anblickten. »Du bist so unglaublich schön.«
Sie schenkte ihm ein Grübchenlächeln. »Nein, du bist schön.«
Er nahm ihre Hand, die gerade sein Gesicht erkundet hatte, und drückte sie an seine Lippen. »Ich bin ein unmoralischer Mistkerl, der kein Anrecht auf das Paradies hat«, korrigierte er sie mit rauer Stimme. »Aber wenn du mir den Himmel anbieten willst, dann werde ich mit beiden Händen danach greifen.«
Kassandra öffnete den Mund, aber ihre Worte blieben ungesagt, als er sich vorbeugte, um sie mit geöffneten Lippen auf den Hals zu küssen. Oh. Instinktiv schlang sie die Arme um seine Schultern und ließ den Kopf nach hinten sinken, damit er leichteren Zugang zu seinem Ziel hatte.
Er ließ seine Lippen in ihrer Halsbeuge nach oben gleiten, nahm sich einen Moment Zeit, um der Linie ihres Kiefers zu folgen, bevor er schließlich ihren Mund fand und ihn mit einem besitzergreifenden Kuss eroberte. Kassandras innere Wölfin knurrte befriedigt, als ihre Lippen von seinem hungrigen Ansturm zermalmt wurden, und ihre Fingernägel kratzten über die glatte Haut seines Rückens.
Noch immer umgeben von dem sich auflösenden Dampf und der Stille der unerhört teuren Suite, schien es, als wären sie die Einzigen auf der Welt. Es gab nichts anderes als das Gefühl, das Caines Kuss und die leichte Berührung seiner Finger in ihr hervorriefen, als er Kassie das Haar hinter die Ohren strich.
Sie stöhnte. Das Wasser war abgedreht, aber sie fühlte sich, als ertrinke sie in der Flutwelle der Gefühle, die auf sie einstürmten.
Als ob er ihre zunehmende Leidenschaft spüre, ließ Caine den Kuss sanfter werden und seine Lippen über ihr nach oben gewandtes Gesicht gleiten. Zärtlich liebkoste er jede Linie und jede Kurve, bevor er seine Aufmerksamkeit dem empfindlichen Fleisch ihres Nackens zuwandte.
»Ja«, flüsterte sie ermutigend und erzitterte, als seine Hände langsam nach unten glitten und endlich die geschwollene Fülle ihrer Brüste umfassten.
»So perfekt«, murmelte er.
Sie hörte kaum seine sanften Worte, als sie vor Lust den Rücken krümmte, und ihre Augen schlossen sich wie von selbst, als seine Finger leicht die zusammengezogenen Spitzen ihrer Nippel neckten. Wer hätte gedacht, dass ihr Busen so sensibel sein konnte? Oder dass Caines Berührung imstande war, ihr solchen Genuss zu bereiten?
Einen Genuss, der von sensationell in erschütternd überging, als Caine den Kopf noch tiefer senkte und eine ihrer Brustwarzen zwischen die Lippen nahm.
Ein leiser Schrei entrang sich ihren Lippen, sie grub die Finger in seine dichten Haarsträhnen und rutschte unruhig auf der Marmorbank hin und her.
Das war es also, worum so viel Aufhebens gemacht wurde, dachte sie und erbebte, als seine Zunge und seine Zähne sie in Flammen aufgehen ließen. Sie wollte, dass er nie wieder aufhörte. Und doch …
Zwischen ihren Beinen existierte eine schmerzende Lücke, die Aufmerksamkeit verlangte.
»Caine«, murmelte sie, darauf vertrauend, dass er wusste, was sie brauchte.
»Nur Geduld, Schatz«, gab er zurück.
Sie wollte protestieren, aber dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf ihre andere Brust, und sie kam zu dem Entschluss, dass Geduld nicht einmal so etwas Schlechtes war. Insbesondere, als sie fühlte, wie seine geschickten Finger über die Wölbung ihrer Hüfte und an ihrem ganzen Bein entlangwanderten.
Ihr Kopf presste sich gegen die Fliesen, als er immer drängender an ihr saugte und seine suchenden Finger an der Innenseite ihres Oberschenkels nach oben glitten. Er war dicht dran. So dicht.
Und dann war er plötzlich da.
»Oh.«
Ihr Herz schlug schmerzhaft gegen ihren Brustkorb, als seine Finger durch ihre feuchte Hitze glitten. War sie von einem Blitz getroffen worden? Es schien ihr unmöglich zu sein, dass der elektrische Schlag allein von einer Berührung stammen konnte.
Doch dann bewies Caine, dass seine Berührung Elektrizität erzeugen konnte, als seine Finger zurückkehrten, um eine winzige Lustperle zu finden.
»Gefällt dir das, Schatz?«, fragte Caine mit rauer Stimme.
Ob es ihr gefiel? Sie stöhnte und war sich ziemlich sicher, dass sie imstande war, süchtig nach seinen geschickten Liebkosungen zu werden.
Aber als die schimmernde Erregung ihre Muskeln anzuspannen begann, umfasste Kassie sein Gesicht mit ihren Händen. »Ich will dich, Caine«, brachte sie hervor. »Ich will dich in mir spüren.«
Sein ungezähmter Hunger ließ seine Saphiraugen dunkler werden, aber überraschenderweise machte er keine Anstalten, sie von der Bank zu ziehen und sie seinem bösen Willen zu unterwerfen. Stattdessen begann er wieder damit, seine Lippen über ihre Brüste gleiten zu lassen, bevor sein Mund langsam an ihrem bebenden Bauch entlang nach unten wanderte.
Was zum Teufel tat er da?
Die Antwort darauf bekam sie, als er sanft ihre Beine sogar noch weiter spreizte und, indem er sich vorbeugte, seinen suchenden Finger durch seine Zunge ersetzte.
Du lieber Himmel …
Kassie vergaß ihr dringendes Bedürfnis zu spüren, wie er ihr die Unschuld nahm, und stöhnte auf. Ihre Finger verkrampften sich in seinem Haar, als er sie mit unverkennbarer Geschicklichkeit streichelte und neckte und an ihr knabberte. Die Erfahrung, über die er ganz eindeutig verfügte, störte sie allerdings überhaupt nicht, dachte sie, als seine Zunge in ihren engen Kanal eindrang, bevor er seine großzügige Aufmerksamkeit wieder dem kleinen Nervenknoten zuwandte. Nicht wenn sie die Empfängerin seiner erlesenen Gabe war.
Mittlerweile atmete sie schnell und keuchend, während ihre Lust sogar noch größer wurde, und ihre Zehen rollten sich voller Vorfreude ein.
O Gott, war das herrlich. So herrlich!
Caine, der mühelos spüren konnte, dass sie sich ihrem Höhepunkt näherte, schloss seine Arme um ihre Schenkel und saugte sie zwischen seine Lippen.
Mehr war nicht nötig, um Kassie in reine Ekstase ausbrechen zu lassen.
Sie schrie auf und bemerkte kaum, dass sie von Kopf bis Fuß zitterte. Nicht, bevor Caine sie ein letztes Mal mit seiner Zunge liebkost hatte. Dann zog er sie sanft hoch und nahm sie fest in die Arme.
»Pst«, flüsterte er in ihr Haar, während seine Lippen über ihre Schläfe glitten.
Sie klammerte sich an seine Schultern. Die winzigen Lustbeben erschütterten sie noch immer. »Das war …«
Er lachte leise, als sie Mühe hatte, die richtigen Worte zu finden. »Ja?«
»Fast perfekt«, flüsterte sie.
Sie spürte, wie er sich unter ihren Händen anspannte. Er hob den Kopf, um sie mit einem forschenden Blick anzusehen.
»Fast?«
Ihre Lippen kräuselten sich, amüsiert über seine männliche Verärgerung. Er war eindeutig nicht erfreut über ihre Weigerung zuzugeben, dass das, was soeben passiert war, das spektakulärste Ereignis ihres Lebens war.
Dann ließ sie, indem sie seinen Blick absichtlich mit dem ihren festhielt, eine Hand über seine Brust nach unten wandern. Er hielt den Atem an, als sie die angespannten Muskeln an seinem Bauch nachzeichnete.
»Kassie?«
»Ich will den Genuss mit dir teilen.«
Er stöhnte auf und streckte die Hand aus, um sie am Handgelenk zu packen. »Das werden wir auch tun.«
»Und wann?«
Er spannte die Kiefermuskeln an, und sein Atem entwich krächzend durch seine zusammengebissenen Zähne. »Sobald die Gefahr vorbei ist und du klar denken kannst.«
Obwohl sie beträchtlich kleiner war als Caine, war Kassandra eine reinrassige Werwölfin mit einer Kraft, die andere stets unvorbereitet traf.
Sie drehte ihren Arm und befreite ihr Handgelenk aus seinem Griff. Und dann setzte ihre Hand ihren Weg nach unten fort, bis sie schließlich ihr Ziel erreichte.
»Du magst ja mein Beschützer sein, aber du darfst mir nicht sagen, dass ich nicht selbst entscheiden kann, was ich will.« Sie legte die Finger um seine dicke Erektion. »Oder wann ich es will.«
Er fluchte, war aber klug genug, nicht den Versuch zu unternehmen, mit ihrer Hand Tauziehen zu spielen. Nicht, wenn sie gerade solch ein empfindliches Objekt hielt.
»Ich nehme dir nicht die Unschuld«, knurrte er.
»Na schön.« Kassie, die schon auf seine störrische Weigerung vorbereitet gewesen war, presste ihre Lippen auf Caines Brustkorb, direkt über seinem heftig pochenden Herzen. »Dann werde ich einen anderen Weg finden, damit wir diesen Moment miteinander teilen können.«
»Gott«, keuchte er, als sie eine Reihe von Küssen auf seine zusammengezogene Brustwarze drückte.
Sie hatte keine Ahnung, ob es sich für ihn so gut anfühlen würde, wie es sich für sie angefühlt hatte, aber sie hoffte, dass er ihr einen Anhaltspunkt gab. Er wählte den perfekten Zeitpunkt, um verhalten aufzustöhnen und die Hand in Kassies Haar zu graben, sodass er sie an sich drücken konnte.
Mehr Ermutigung brauchte Kassandra nicht.
Sie ließ ihre innere Wölfin zum Spielen heraus. Mit der Zunge kostete sie seinen Nippel, während ihre Finger die harte Länge seiner Erektion erkundeten. Diese war erstaunlich glatt und warm. Köstlich warm.
Neugierig strich sie mit der Hand über seinen Schaft und fand den schweren Hodensack am Ende. Caine zuckte unter ihrer Berührung zusammen. Sie legte den Kopf in den Nacken und begegnete seinem wilden Blick. »Habe ich dir wehgetan?«, fragte sie heiser. »Es tut mir leid.«
»Ich …« Es war deutlich zu erkennen, dass er sich bemühte zu schlucken. »Nein, es hat nicht wehgetan.«
»Ah.«
Er hatte es genossen zu spüren, wie sie seinen erregten Penis streichelte. Und zwar ungemein.
Mit einem durchtriebenen Kichern ließ sie ihre Finger wieder zu seiner Penisspitze gleiten, wo sie einen winzigen Flüssigkeitstropfen fand. Sie rieb ihn sanft und umkreiste mit den Fingern die große Eichel, bevor sie ihre Hand wieder nach unten gleiten ließ.
Diese Liebkosung wiederholte sie noch zweimal, bevor er einen explosionsartigen Seufzer ausstieß. »Um Gottes willen, Kassie, bitte foltere mich nicht!«
Obwohl die Vorstellung, Caine um seine Erlösung flehen zu lassen, verführerisch war, konnte sie ihm seine Verzweiflung nachfühlen. Sie steuerten bereits seit Wochen auf diesen Augenblick zu. Später würde sie die berauschende Macht auskosten, ihn stundenlang warten zu lassen, bevor sie seinem Flehen nachgab.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihre Lippen sanft auf seinen Mund zu drücken.
»Zeig es mir.«
Mit einem erstickten Stöhnen griff Caine nach ihren Fingern und legte seine Hand darum, um sie fest um seinen Penis zusammenzudrücken. Dann drängte er sie, den Schaft langsam von oben nach unten zu streicheln und umgekehrt. Sein Atem drang fauchend durch seine Zähne, als seine Hüften nach vorn stießen.
Kassandra konnte spüren, wie das Blut unter der samtigen Haut pulsierte, und konnte riechen, wie sein Moschusduft stärker wurde. Instinktiv erhöhte sie das Tempo und empfand Genugtuung, als Caine ein leises, zustimmendes Knurren ausstieß.
»Ja … so ist es gut«, stieß er hervor. Mit der Hand umfasste er ihren Hinterkopf und presste ihr Gesicht wieder an seinen Hals.
Ihre innere Wölfin wusste genau, was er wollte. Ohne zu zögern, grub sie ihre Zähne seitlich in seinen Hals. Sein roher männlicher Geschmack auf ihrer Zunge verschaffte ihr einen weiteren Orgasmus.
Gleichzeitig stieß Caine einen Freudenschrei aus, während er in ihrer Hand einen Samenerguss hatte und sein warmes Sperma sich über ihren Bauch ergoss.
»Hmm. Das war schön.« Kassie leckte das Blutrinnsal auf, das ihre Zähne hatten fließen lassen. »Können wir das noch einmal machen?«
Mehrere Stunden später lag Caine, die Arme um Kassie geschlungen, in einem der breiten Betten. Erwartungsgemäß war sie fest eingeschlafen, sobald ihr Kopf das Kissen berührt hatte, während er hellwach geblieben war. Er betrachtete sie mit fassungsloser Verwunderung.
Er war ein Idiot.
Das war weiter keine Überraschung. Er hatte sich so sehr bemüht, die Finger von dieser schönen und allzu verletzlichen Werwölfin zu lassen. Kalte Bäder, lange Läufe durch die Wüste, stundenlange Patrouillen durch das sechzigstöckige Hotel, um auch das kleinste Gefahrenanzeichen zu entdecken.
Aber eine sanfte Berührung von Kassies Hand, und all seine guten Absichten waren wie weggeblasen. Buchstäblich. Er unterdrückte ein raues Stöhnen, als er sich den Nachmittag in lebhaften Einzelheiten ins Gedächtnis zurückrief. Jeder Kuss, jedes vorsichtige Streicheln ihrer Hand, jedes leise Stöhnen.
Sein einziger Trost bestand darin, dass er zumindest nicht die größte Sünde begangen hatte, ihr die Jungfräulichkeit zu nehmen, obwohl er ihr vielleicht die Unschuld geraubt hatte.
Warum war das eigentlich so wichtig?
Caine verzog das Gesicht. Er wollte nicht über diese gefährliche Frage nachdenken. Es war einfacher, sich einzureden, dass er einfach nur edelmütig war. Dass er hatte warten wollen, bis Kassie außer Gefahr und imstande war, mit klarem Verstand die Konsequenzen zu bedenken.
Er wollte die kleine Stimme nicht wahrhaben, die ihn warnend darauf hinwies, dass es ihn auf irgendeine Art unwiderruflich an die schöne Werwölfin binden würde, wenn er ihr die Jungfräulichkeit nahm. Und dass er, sobald er sie wirklich zu seiner Geliebten gemacht hatte, nie mehr bereit sein würde, sie gehen zu lassen.
Ganz egal, was sie wollte.
Gefährtin …
Mit einem leisen Knurren unterdrückte er grimmig das erschreckende Wort.
Nein. Darüber würde er nicht weiter nachdenken. Die Dinge standen auch so schon schlimm genug.
Wie um das zu unterstreichen, drehte sich Kassie im Schlaf um, und ihr schlanker Körper kuschelte sich an ihn. Sie strahlte ein Vertrauen aus, das sein Herz hüpfen ließ.
Zum Teufel. Er hätte nie zulassen dürfen, dass sie zu ihm ins Bett stieg. Nicht nur, weil er ein vollblütiger Mann war und kein verdammter Heiliger, und weil es vorherbestimmt war, dass das Gefühl ihrer warmen Kurven, die lediglich von dem winzigen Body bedeckt wurden, den zu kaufen er dumm genug gewesen war, dafür sorgen würde, dass sein Körper hart war und die ganze Nacht lang schmerzte. Sondern auch, weil die pure Vertrautheit Seiten in ihm berührte, die nicht berührt werden wollten.
Andererseits hatte er keine Wahl gehabt. Ein einziger flehender Blick aus diesen großen Smaragdaugen, und er war verloren gewesen. Erbärmlich. Mit einem kläglichen Lächeln vergrub er sein Gesicht in ihrem weichen, seidigen Haar. Was sollte ein armer Mann denn tun?
Geistesabwesend ließ Caine seine Hand beruhigend über Kassies Rücken gleiten und war kurz davor einzuschlafen, als er plötzlich spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten. Er runzelte die Stirn und hob den Kopf. Träumte sie, oder hatte seine sanfte Berührung sie geweckt?
Er bekam die Antwort darauf in dem Moment, als sie die Augen aufschlug. Da zeigte sich, dass das wunderschöne Grün bereits von einem beunruhigenden weißen Film verhüllt wurde.
»Kassie.« Er packte sie bei den Schultern und versuchte unsinnigerweise, sie wachzurütteln. »Kassie!«
Kassandra, die seine Anwesenheit gar nicht bemerkte, schüttelte seine Hände ab und sprang aus dem Bett. Dann verließ sie mit mechanischen Bewegungen das Schlafzimmer.
»Verdammt.« Caine sprang aus dem Bett und zog sich schnell Jeans und Sweatshirt an, die er auf einen Stuhl in der Nähe geworfen hatte. Die geladene Glock-Pistole verstaute er hinten an seiner Hüfte. Dann riss er einen Morgenmantel, der an der Tür im Bad hing, vom Haken und folgte Kassie auf den Fersen.
Es hatte keinen Zweck zu versuchen, sie aufzuhalten. Da sie derart in ihren machtvollen Visionen versunken war, würde sie nicht anhalten, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Ob dieses Ziel nun darin bestand, im Wohnzimmer eins der merkwürdigen schimmernden Bildzeichen zu wirken, die eine Vorhersage offenbarten, oder darin, ihn durch das halbe Land zu schleifen.
Alles, was er tun konnte, war, sie davon abzuhalten, sich zu verletzen. Er betrat das Wohnzimmer und fand es leer vor. Die Tür stand offen. Einen Fluch ausstoßend lief er auf den Flur hinaus und holte sie endlich ein, als sie in einen leeren Aufzug trat.
»Warte, Liebling, ich bin bei dir«, sagte er leise und betrat die kleine Kabine in dem Augenblick, als sie den Knopf für die Eingangshalle drückte.
Sie starrte geradeaus, und ihr Gesicht war ausdruckslos, sogar als er ihr den Morgenmantel anzog und den Gürtel zuband. Er verzog das Gesicht. Aber wenigstens war das Hotel fast völlig still. Nun ja, wenn man die scheußliche Musik außer Acht ließ, mit der der Fahrstuhl berieselt wurde.
Es war diese seltsame Stunde, unmittelbar ehe die Morgendämmerung anbrach.
Jene Zeit, in der selbst die hartgesottensten Spielerinnen und Spieler in ihre Betten zurückgekehrt waren und das Personal der Frühschicht noch seine erste Tasse Kaffee hinunterstürzte. Kassie und er würden nicht von ungebetenen Gaffern gestört werden. Noch wichtiger war allerdings, dass es jetzt wohl keine Menschenmengen gab, die ein Feind dazu nutzen konnte, seine Ankunft zu tarnen.
Der Aufzug wurde schließlich langsamer, bebte leicht, und die Metalltüren glitten auf. Ohne zu zögern trat Kassie in die Vorhalle und ging gemessenen Schrittes über den gefliesten Boden durch die Glastüren hinaus auf die Straße.
Caine blieb neben ihr. Als ihn der uniformierte Fahrer, der sich in der Hoffnung auf Fahrgäste gegen seine Limousine lehnte, fragend ansah, schüttelte er den Kopf. Er nahm Kassie am Arm, als sie vom Bordstein auf die Straße treten wollte, direkt vor ein Taxi, das gerade angefahren kam.
»Warte«, befahl er und weigerte sich, sie loszulassen, bis er sicher war, dass die Straße frei war.
Kassie stand unter seiner Berührung teilnahmslos da und wartete stumm darauf, dass er sie endlich losließ, damit sie schnellen Schrittes die Straße überqueren konnte. Rasch lief sie auf den Stadtrand zu.
Caine seufzte, als er ihr folgte. Wenn dieses Engagement als Ritter und Beschützer vorbei war, hatte er vielleicht eine Karriere als Schülerlotse vor sich. Darüber sollte er mal nachdenken.
Caine konzentrierte sich auf diese absurden Gedanken, um nicht in Panik zu geraten, während Kassandra weiterhin in ihrer Vision gefangen war. Trotzdem war er äußerst vorsichtig, als sie einen Bogen um den Flughafen machten und die Wüste ansteuerten.
Allerdings gab es nicht vieles, gegen das man Vorkehrungen treffen konnte. Ein paar Kojoten, Echsen, Schlangen … Nichts, was Rassewölfen gefährlich werden konnte. Den Göttern sei Dank.
Schließlich hatten sie das immerwährende Leuchten der Stadt hinter sich gelassen, und alle Anzeichen der Zivilisation hatten sich in der öden Wüste verloren. Dennoch strebte Kassie weiterhin vorwärts, gleichgültig gegenüber der kühlen Brise und der lastenden Stille.
Wohin zum Teufel waren sie unterwegs?
Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bevor er die Antwort auf seine Frage erhielt, und selbst da ergab sie keinen Sinn.
Kassie blieb mitten in einer flachen Talmulde stehen und nahm eine starre Haltung an. Ihr helles Haar wehte in der Brise. Dann sank sie auf die Knie, als hätte sie plötzlich den Verstand verloren. Caine fluchte und sprang zur Seite, als sie nach einem scharfkantigen Stein griff und fieberhaft Symbole in den trockenen Boden zu ritzen begann.
Er biss die Zähne zusammen und versuchte seine Urinstinkte zu zügeln, die ihn aufforderten, Kassie auf die Arme zu nehmen und sie in das sichere Hotelzimmer zurückzubringen. Es gelang ihm sogar mehrere quälende Minuten lang. Aber als ihm der Geruch von Kassandras Blut in die Nase stieg, wurden seine guten Absichten in eine Million Stücke zerschmettert.
Ihre Knie waren zerschrammt und ihre Hände mehr als einmal von dem Stein zerschnitten worden. Jetzt reichte es.
»Kassie.« Er schaffte es, einen Schritt auf sie zu zugehen, als plötzlich eine sanfte Stimme erklang.
»Nicht unterbrechen, Werwolf.«
Das unvermittelte Geräusch in Kombination mit dem Geruch von Schwefel ließ ihn herumwirbeln, die Glock in der Hand.
Caines Augen verengten sich beim Anblick der kleinen Kreatur, die direkt hinter ihm stand. Scheiße. Wie hatte sie es geschafft, sich an ihn heranzuschleichen?
Das Wesen sah nicht gerade nach einer riesigen Bedrohung aus. Es war kaum einen Meter groß, und sein winziger Körper wurde momentan von einer weißen Robe verdeckt, die im Mondlicht schimmerte. Das herzförmige Gesicht sah beinahe kindlich aus und trug zarte Züge, die die Illusion von Unschuld erweckten.
Zumindest, bis man die rasiermesserscharfen Zähne und die uralte Macht bemerkte, die in den schwarzen Mandelaugen glühte.
Ja, dieses Wesen war etwa so hilflos wie eine scharfe Granate. Oder eine Atombombe.
Caines innerer Wolf war in höchster Alarmbereitschaft, aber seine Hand war vollkommen ruhig, als er die vollgeladene Waffe direkt auf den Brustkorb der kleinen Frau richtete. »Wer bist du?«, fauchte er.
Sie hielt ihre winzigen Hände hoch, als könne ihn das überzeugen, ihr zu trauen. »Yannah.«
Sein Finger fand den Abzug. »Nenn mir einen Grund, dir keine Kugel ins Herz zu jagen.«
Sie legte den Kopf auf die Seite. »Du kannst mich mit Menschenwaffen nicht verletzen.«
Er zuckte mit den Schultern, nicht weiter überrascht. »Dann reiße ich dir die Kehle heraus.«
»Es ist nicht nötig, mir zu drohen. Ich bin nicht hier, um deiner Gefährtin zu schaden.«
»Sie ist nicht …« Er verschluckte sein lächerliches Leugnen. »Warum bist du dann sonst hier?«
»Um eine Warnung auszusprechen.« Die schwarzen Augen verengten sich, als unverkennbar zu hören war, wie Caine den Abzugshammer spannte. »Verdammt noch einmal, was stimmt nicht mit dir? Ich sagte, ich spreche eine Warnung aus, keine Drohung.«
»Und ich soll dem Ehrenwort einer Kreatur trauen, die aus dem Nichts auftaucht, um mysteriöse Warnungen auszusprechen – und zwar, weil …?«, spottete Caine und stellte sich zwischen Yannah und Kassandra, die weiterhin wie wild in der Erde grub.
Die winzige Dämonin hielt den Blick klugerweise auf Caine gerichtet. Wenn sie der verletzlichen Kassandra auch nur einen Seitenblick zugeworfen hätte, hätte Caine ihr den Kopf abgerissen.
Oder er hätte es zumindest versucht, korrigierte er sich insgeheim und erzitterte, als Yannah einen Funken ihrer furchtbaren Macht in den schwarzen Augen aufleuchten ließ.
»Die Warnung ist nicht mysteriös«, versicherte ihm Yannah. »Tatsächlich könnte sie nicht eindeutiger sein.«
»Na schön, ich spiele mit.« Als hätte er eine andere Wahl. »Wie lautet die Warnung?«
»In allernächster Zukunft wird Kassandra verlangen, dass du sie verlässt.«
Sie verlassen? Caine wurde augenblicklich wütend. »Das wird sie nicht tun!«
Yannah stieß einen resignierenden Seufzer aus. »Weshalb müssen Männer immer alles so schwierig gestalten?«
»Bist du eine Prophetin?«, stieß Caine zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Nein.« Die Dämonin schüttelte den Kopf, ihr langer Zopf glitt über ihren Rücken. »Kassandra ist unerreicht, was ihre Gabe angeht.«
»Gabe?«, knurrte Caine. »Es ist ein verdammter Fluch.«
»Vielleicht.«
Er senkte die Waffe, da er Angst hatte, in seiner augenblicklichen Stimmung möglicherweise etwas Dummes zu tun. Das war sein üblicher Modus Operandi. Außerdem würde es ihm verdammt noch mal nichts nützen.
»Wenn du keine Seherin bist, woher weißt du dann, was Kassie in Zukunft machen oder nicht machen wird?«
»Meine Mutter, Siljar, ist ein Orakel.«
»Verdammt.« Das Letzte, was er brauchte, war eine Einmischung der Kommission, oder, wie er sie nannte, der Quälgeister, die über die Dämonenwelt herrschten. »Und woher weiß sie es?«
»Sie besitzt das Talent, ein Principium wahrzunehmen.«
Caine schnitt eine Grimasse, als er den Ausdruck wiedererkannte. Er bedeutete, dass Kassandra so bedeutend für die Zukunft der Welt war, dass ihr Leben vom Schicksal selbst gewebt wurde.
»Ein Schicksalsfaden«, flüsterte er.
»Also besitzt du tatsächlich nicht nur Schönheit, sondern auch Verstand.« Yannah ließ ihre rasiermesserscharfen Zähne aufblitzen. »Ungewöhnlich.«
»Ich tue mein Bestes«, entgegnete er trocken. »Mir ist immer noch nicht ganz klar, warum du hier bist.«
»Das Schicksal von uns allen liegt in Kassandras Hand.«
»Nun ja, soweit es mich betrifft, kann mich das Schicksal mal«, gab er zurück. Er wusste, dass er sich kindisch benahm. Aber verdammt, er stand hier hilflos mitten in einer Wüste, während die Frau, von deren Sicherheit er besessen war, durch den Dreck kroch, bis sie blutete. Er hatte das Recht zu denken, dass das Schicksal, oder wie auch immer man es nennen mochte, ihm absolut auf die Nerven ging.
Etwas wie Mitgefühl zeigte sich auf dem herzförmigen Gesicht. »Es ist ihr Schicksal«, sagte Yannah sanft, »doch sie muss ihren Weg nicht allein gehen.«
»Sie ist nicht allein.« Caine runzelte irritiert die Stirn. »Oder meinst du ihre Schwestern? Kassie hat sich geweigert, Kontakt zu ihnen aufzunehmen.«
»Nein, ich spreche von dir. Du darfst dich nie beirren lassen.«
Er durfte sich nicht beirren lassen? Sollte das ein verdammter Scherz sein? Seine Wut kehrte zurück. Und zwar mit Zinsen. »Stellst du etwa meine Loyalität infrage?«
»Nein, aber wie die meisten Alphamännchen verfügst du über mehr Stolz als Verstand.«
»Was zum Teufel soll das wieder heißen?«
»Ich habe es dir gesagt.« Sie blickte ihn an, als frage sie sich, ob er schon immer so dumm gewesen war. »Kassandra wird an einen Scheideweg gelangen. In diesem Augenblick wird sie versuchen, dich wegzustoßen. Du darfst es ihr nicht gestatten, dich zu verlassen.«
»Sie wird ohne mich nirgendwo hingehen«, bellte er. »Niemals.«
Seine wild hervorgestoßenen Worte hingen noch immer in der Luft, als er hinter sich ein leises Stöhnen hörte. Er drehte sich um, und sein Herz blieb stehen, als er sah, wie Kassandra auf dem Wüstenboden zusammenbrach.
»Verdammt!« Mit einem Satz war er bei ihr und beugte sich zu ihr hinunter, um ihr den Stein aus der Hand zu schlagen, bevor er ihre schlanke Gestalt an seine Brust drückte. Es hatte keinen Zweck, das Risiko einzugehen, den Schädel eingeschlagen zu bekommen. Das war immerhin sehr gut möglich, solange sie in ihrer Vision gefangen war.
Er ließ seine Lippen über ihre Stirn gleiten, wich aber ein Stück zurück, als ihre Wimpern sich zitternd bewegten und ihre Augen sich öffneten. Sie waren wieder smaragdgrün. Den Göttern sei Dank.
»Caine?«, flüsterte sie.
»Ich bin bei dir.«
Sie blinzelte und betrachtete benommen den sternenübersäten Himmel, ehe sie ihre Position veränderte, um ihren Blick über die öde Wüste schweifen zu lassen. »Wo sind wir?«
Er schnitt eine Grimasse. »Mitten im verdammten Nirgendwo.«
Sie legte verwirrt die Stirn in Falten. »Ich dachte …«
»Was denn?«
»Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.«
Verdammt. Caine riss den Kopf hoch. Er hatte den seltsamen Eindringling völlig vergessen.
Aber Yannah war verschwunden. Den Göttern sei Dank. Es interessierte ihn nicht weiter, warum sie überhaupt hergekommen war. Oder wie sie es geschafft hatte, aus dem Nichts aufzutauchen und sich dann wieder in Luft aufzulösen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Wichtig war nur, dass die mächtige Dämonin sich nicht in Kassies Nähe aufhielt.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Frau in seinen Armen zu. »Wir sind allein«, versicherte er ihr leise. »Bist du okay?«
»Ich glaube schon.« Sanft wand sie sich aus seinem festen Griff und untersuchte irritiert ihre allmählich verheilenden Schrammen und Blutergüsse. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Zeichen, die sie in den Wüstenboden geritzt hatte, als suche sie nach dem Grund für diese Verletzungen. »Habe ich das getan?«
»Wie ein echter Picasso«, antwortete Caine und zwang sich, ein neckendes Lächeln aufzusetzen, während er ihr auf die Beine half. Er hatte nicht die Absicht, sie mit seiner großen Angst davor zu belasten, dass sie sich eines Tages in ihren Visionen verlieren könne, ohne je zurückzukehren. Sie musste sich weiß Gott schon mit genug anderen Dingen auseinandersetzen. »Weißt du zufällig, warum du das getan hast?«
»Nein, aber ich denke, das ist der Grund, weshalb wir hier sind.«
Das war eine gute Neuigkeit. Wenigstens hoffte er das. Er hatte es satt, Kassie in einer so bevölkerten Gegend zu beschützen. Allerdings gab es natürlich keine Garantie, dass sie demnächst nicht an einen noch schlimmeren Ort geführt werden würden.
Als seine Gedanken bis zu dieser aufmunternden Vorstellung gediehen waren, zeigte er auf die eigenartigen Symbole. »Was bedeutet das?«
»Es ist eine Warnung.« Sie schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Zumindest denke ich, dass es eine Warnung ist.«
Er nahm ihr Kinn in die Hand und hob ihr Gesicht an, sodass er ihre blassen Züge betrachten konnte. Sein Herzschlag setzte für einen Moment aus. Das Mondlicht fiel auf ihr Gesicht, sie war so unglaublich schön.
»Wie kannst du eine Prophezeiung offenbaren, ohne zu wissen, worum es dabei geht?«
»Sie ist nicht für mich gedacht«, antwortete Kassandra, als würde der Inhalt ihrer einfachen Worte kein schwieriges Problem darstellen.
»Für wen …?« Er schüttelte heftig den Kopf, als sie vor Erschöpfung schwankte. »Es spielt keine Rolle«, murmelte er, hob sie hoch und legte fest die Arme um sie. »Sind wir hier fertig?«
»Ja.«
Er sah ihr tief in die smaragdgrünen Augen. »Bedeutet das, dass wir nach Hause gehen können?«
»Nach Hause?«
»Musst du irgendwo anders hin?«, erkundigte er sich, während er zu allen Göttern betete, dass sie Nein sagte.
Sie sah ihn irritiert an. »Das ist es nicht.«
»Was dann?«
»Ich hatte noch nie ein Zuhause.«
Eine gefährliche, berauschende Wärme erfüllte Caines Herz und strömte durch seinen Körper. Aber das war ihm egal. Er neigte den Kopf und berührte ihre Lippen mit seinen, um ein ehrfürchtiges Gelübde abzulegen.
»Jetzt hast du eins.«