FÜNFUNDDREISSIG
Der Mond war ein Stück weitergewandert. Er stand jetzt zwischen den Bäumen und sein silbriger Schein fiel durch die dunklen Blätter auf die Wiese. Wir hatten uns auf die Treppenstufen der Veranda gesetzt, Seite an Seite. Unsere Knie berührten sich, es war fast so wie damals am Falkensteiner Ufer, nur dass Lucian diesmal seinen Arm um mich legte und ich mich fest an ihn schmiegte.
Die Katze war zurückgekommen, mit einer toten Maus zwischen den Zähnen. Sie hatte sie vor der Veranda ins Gras gelegt und sich dann hocherhobenen Hauptes daneben niedergelassen. Wie eine schwarze Sphinx saß sie vor uns im Gras und sah uns an. Der Wind strich leise durch die Wipfel der Bäume, es war ein sanftes Rauschen, fast wie ein Flüstern. Das dunkle Gras war hochgewachsen, hier und dort ragte Unkraut hervor und an einem der Bäume lehnte eine rote Sandschaufel.
Es war seltsam, vorhin hatte für mich nur die Veranda existiert, vielleicht nicht mal sie, vielleicht nur der Mensch darauf. Auch jetzt zählte einzig und allein Lucian, aber die Welt um uns herum gehörte nun dazu, verschmolz mit uns und der hereinbrechenden Nacht.
Die Katze erhob sich, kam auf lautlosen Pfoten die Treppenstufen hinauf und strich zwischen Lucians Beinen hindurch. Ich fragte mich, ob Tiere spürten, was wir Menschen nicht in Worte fassen konnten. Als Lucians Hand über ihr schwarzes Fell strich, fing sie leise an zu schnurren, dann glitt sie an uns vorbei. Wir drehten uns um, sahen, wie die Katze auf den Schaukelstuhl sprang, sich ein paar Mal im Kreis drehte und sich dann zu einer Kugel zusammenrollte, den Kopf in unsere Richtung gewandt. Sie klappte ein Auge zu, das andere blieb offen.
Wir rückten voneinander ab, sodass wir uns jetzt gegenübersaßen. Lucian griff nach meinen Händen.
»Ich muss dir etwas sagen.« Es war nur ein Satz, aber wir sprachen ihn gleichzeitig aus, als ob wir eine Person wären.
Ich wollte wieder ansetzen, aber Lucian drückte meine Hände ganz fest.
»Du musst mir zuerst zuhören«, bat er mich eindringlich. Sein Gesicht verzog sich. Sein Kiefer und die Adern auf seiner Stirn pulsierten und ich sah, wie sehr er mit sich kämpfte.
Da begriff ich, dass ich ihn zuerst reden lassen musste, um ihm meine Wahrheit schonend beizubringen. Denn daran, dass er noch immer nicht wusste, wer er war, bestand kein Zweifel.
»Hey«, sagte ich und lächelte ihn an. »Try me. Ich habe Zeit.«
Lucian holte Luft. »Erinnerst du dich noch«, fragte er leise, »wie du mir sagtest, ich solle versuchen, davon zu träumen, wann ich dich das letzte Mal gesehen hatte?«
Ich nickte und sah hinaus auf die Wiese. Das Mondlicht fiel jetzt direkt auf die Sandschaufel. Rot schimmerte sie im dunkelgrünen Gras.
»Ich habe es probiert«, sagte Lucian. »Noch in derselben Nacht, nachdem ich dich mit deiner Mutter und ihrer Freundin in der Bar getroffen hatte. Erst gelang es mir nicht, aber dann folgte ich den Anweisungen in dem Buch deiner Mutter. Wieder und wieder wünschte ich mir diesen Traum, konzentrierte mich immer stärker darauf, bis . . .«
Lucian schloss die Augen. ». . . bis er dann kam.«
Der Wind trug die kühle Seeluft zu uns herüber.
»Wir standen vor einer Tür«, sagte Lucian. »Du hast die Klinke heruntergedrückt und dann sind wir in diesen Raum getreten.«
»Grüner Teppich? Kronleuchter?« Ich fragte es tonlos.
Lucian sah mich verwirrt an. Dann sprach er weiter, seine Stimme klang rau, als wäre seine Kehle zugeschnürt.
»Der Teppich war grün«, wiederholte er. »Es war ein plüschiges, kreischend hässliches Teil. Die Wände des Zimmers waren holzgetäfelt. Von der Decke hing ein Kronleuchter herab, ein riesiger, schwerer Lüster. Irgendwo muss ein Fenster offen gestanden haben, denn durch den Zug der geöffneten Tür kamen die gläsernen Tropfen in Bewegung. Sie klingelten leise.«
Unwillkürlich drehte ich mich um und blickte in das geöffnete Fenster, hinter dem sich die Gardinen aufbauschten.
Lucian schüttelte mit einem dunklen Lächeln den Kopf. »Ich weiß nicht, welcher Raum es war«, sagte er. »Jedenfalls nicht dieser. In seiner Mitte stand ein Bett mit einer geblümten Überdecke. Über dem Bett hing ein kitschiges Bild. Ein Foto von grünen Wiesen und Bergen. Und du . . .«
Lucian ließ seine Finger über die hölzernen Stäbe des Treppengeländers streifen. » . . . du warst das einzig Schöne in diesem Raum. Wie immer war kein Kontakt zwischen uns. Aber du sahst glücklich aus. Du hast über die Bettdecke gestrichen, du hast gekichert und dann ist es geschehen.«
Lucian hielt inne.
»Was?« Auch ich hielt jetzt den Atem an. Es war, als hätte Lucians Traum ein paar Minuten früher eingesetzt als meiner. »Was ist geschehen?«
»Du hast angefangen zu singen«, sagte er. »Ein kleines, albernes Lied. Heidi, Heidi . . . Du warst so ausgelassen. Du hast angefangen, dich zu drehen, du hast gelacht. Und ich . . .« Er sah mich traurig an. ». . . Ich fühlte plötzlich, dass ich dich liebte. Es war das erste Mal, dass ich etwas fühlte und auf dich reagierte. Und dann wurden andere Gefühle in mir wach. Ich wollte dich berühren. Ich wollte mit dir sprechen. Mit dir lachen. Dich küssen. Und du . . .«
Lucian schüttelte den Kopf. » . . . du hast aufgehört zu singen. Du hast dich verwundert umgeblickt. Du fingst wieder an, dich im Raum zu drehen. Ganz offensichtlich hast du nach jemandem gesucht.« Lucian wandte seinen Kopf zum Schaukelstuhl. Ich folgte seinem Blick. Die Katze hatte jetzt beide Augen geschlossen und schien zu schlafen. Seltsamerweise sah sie noch immer aus, als würde sie jedes Wort mitbekommen, das wir sprachen.
»Ich glaube, du hast mich gesucht, Rebecca«, sagte Lucian. »Aber du hast mich nicht gesehen. Du warst verwirrt, dann traurig. Ich konnte nichts sagen, aber ich hatte wieder und wieder nur diesen einen Gedanken: Ich wollte dir zeigen, dass ich da war. Ich wollte dich berühren. Plötzlich fühlte ich, dass ich alles dafür geben würde, wenn ich dich nur einmal berühren dürfte. Und dann . . .«
Lucian brach gequält ab. Die Katze zuckte mit den Ohren. Ein Teil des Vorhangs wehte aus dem Fenster, ein weißer, dünner Schleier.
»Was war dann?«
»Filmriss«, sagte Lucian. »Der Traum wurde zum Albtraum, ganz unmittelbar, als hätte sich eine Szene an die andere gereiht. Da waren Scherben. Da war Blut. Du hast mir direkt in die Augen geblickt. Und dann hast du mich angefleht, dich am Leben zu lassen.«
Lucian vergrub sein Gesicht in den Händen. »Oh Gott, Rebecca, was habe ich getan?«, flüsterte er. »Ich habe solche Angst, dass es wieder geschieht. Dass es wahr wird, wie alle anderen Träume auch. Dass ich schuld bin. Deshalb bin ich zu deiner Mutter gegangen. Sie sollte dich fortschicken, so weit wie möglich von mir fort.«
Lucian senkte den Kopf, eine Weile saßen wir nur da und schwiegen.
»Was war danach?«, fragte ich. »Was ist nach dieser Nacht geschehen, nachdem du mit Janne gesprochen hast?«
Lucian hob ein Blatt auf, das auf der Veranda lag. Er strich es mit den Fingern glatt. »Ich hatte Schmerzen«, sagte er. »Schmerzen, die unbeschreiblich waren und die einfach nicht aufhörten.«
Lucian zerdrückte das Blatt zwischen seinen Händen. »Ich hätte sie ausgehalten«, stieß er fast trotzig hervor. »Aber dann wurde mir klar, dass du dasselbe durchmachst.«
Ich brauchte nicht einmal zu nicken.
»Deshalb«, sagte er, »nur deshalb bin ich dir gefolgt.«
Ich musste lächeln. »Du hast dich also auch erinnert?«
Lucian nickte. »Als mein Flieger in San Francisco landete, ließen die Schmerzen nach.«
Er öffnete seine Hand und ließ das zerkrümelte Blatt auf die Wiese gleiten. Der Mond verschwand hinter den Bäumen und mit einem Mal lag um uns herum alles im Dunkeln.
Lucian erhob sich von den Stufen und verschmolz mit der Schwärze. Der Schein eines Feuerzeuges flammte auf und ich sah, wie Lucian ein Windlicht anzündete, das auf dem Tisch der Veranda stand. Die Katze maunzte.
Als Lucian mit dem Windlicht in der Hand zurückkam und sich vor mir auf den Stufen niederließ, war sein Gesicht halb im Schatten und halb im Licht.
»Warum hast du keine Angst vor mir, Rebecca?«, fragte er leise und stellte das Windlicht zwischen uns auf die Stufen. »Warum läufst du nicht schreiend davon? Ich könnte dein Mörder sein.«
Das bist du nicht, dachte ich. Du bist mein Engel.
Unsere Schatten tanzten jetzt über den Holzboden der Veranda.
Ich dachte an Faye, die mit Finns Hilfe herausgefunden hatte, wer sie war. Ich dachte an Tyger, der es von Faye erfahren hatte. Und ich dachte daran, wie beide, Faye und Tyger, mir auf ihre sehr unterschiedliche Weise klargemacht hatten, wer Lucian war.
Nun musste ich es schaffen.
Ich hatte mir nicht überlegt, wie ich anfangen sollte, und sagte einfach das, was mir als Nächstes in den Sinn kam. »Erinnerst du dich an deinen Traum von dem Mädchen am Strand? Dem Mädchen mit den roten Haaren und dem silbernen Kleid?«
»Ja.« Lucian nickte verwirrt. »Wieso fragst du das?« »Ich habe sie kennengelernt«, sagte ich.
Lucian lehnte sich an das Treppengeländer. Aus der Ferne hörte ich das Geräusch eines Motorrads.
»Ihr Name ist Faye«, fuhr ich fort. »Sie ist das Kindermädchen meiner kleinen Schwester. Sie ist mit mir an den Strand gefahren. Wir saßen genau an der Stelle, an der du uns im Traum gesehen hast. Und sie hat mir gesagt, der Grund, dass meine Schmerzen plötzlich aufhörten, seist du. Sie sagte, du wärst mir gefolgt.«
»Moment.« Lucian schüttelte den Kopf. »Woher will dieses Mädchen wissen, was ich getan habe? Wer ist sie? Woher kennt sie mich?«
»Sie kennt dich nicht«, entgegnete ich. »Aber sie wusste es, weil sie genau wie du ein . . .«
Ich zögerte. »Sie hat genau wie du keine Handlinien. Sie kann sich unsichtbar machen, sie kann nicht sterben und sie war einst ein Mensch ohne Vergangenheit. Und erinnerst du dich an deinen Gastgeber aus Hamburg?«
Lucian nickte und runzelte verwirrt die Stirn.
»Auch er ist wie du. Deshalb hat er dich in Hamburg gefunden. Das war kein Zufall, Lucian. Morton Tyger hat dich bei sich aufgenommen, weil du anders bist. Er hat das erkannt.«
Lucian zuckte zusammen. Er blinzelte mit den Augen.
»Woher weißt du das?«, fragte er misstrauisch. »Und woher kennst du auf einmal seinen Namen?«
»Nicht auf einmal.« Ich seufzte. »Ich kannte Tyger schon lange vor dir. Er war mein Englischlehrer in Hamburg. Allerdings wusste ich damals nicht, dass er dich bei sich wohnen ließ.«
»Was?« Lucian war jetzt völlig fassungslos. Er rückte kaum merklich von mir ab. »Aber warum . . . wieso hat er mir nichts von alldem erzählt?«
Ich schüttelte den Kopf. Tygers Beweggründe gehörten nicht hierher, zumindest wollte ich jetzt nicht daran erinnert werden.
»Als du in jener Nacht nach deinem Gespräch mit Janne verschwunden bist, war es zu spät«, fuhr ich fort. »Er hat dich überall gesucht und schließlich über Faye erfahren, dass du in meiner Nähe sein musst. Also ist er nach Los Angeles geflogen. Alles, was ich über uns weiß, habe ich von ihm und Faye erfahren.«
Lucian hob die Hand. »Sorry«, sagte er. »Aber jetzt komme ich wirklich nicht mehr mit.« Er fixierte mich und seine Stimme klang inzwischen extrem misstrauisch.
Ich biss mir auf die Lippen. Ich wusste nicht, ob ich richtig angefangen hatte, aber jetzt war ich drin. Und langsam musste ich zur Sache kommen. Aber wie?
Ich kniete mich auf die Treppenstufe vor Lucian, sodass wir Auge in Auge waren. Sein blasses Gesicht leuchtete im Schein des Windlichts.
»Was wäre, wenn wir nicht allein zur Welt kämen?«, flüsterte ich.
»Was wäre, wenn mit jedem Menschen ein Engel geboren würde, der uns begleitet, von der Geburt bis zum Tod? Und was . . .« Ich legte meine Hand auf Lucians Hand. ». . . was wäre, wenn ein Engel liebt?«
Lucian fuhr jäh zusammen. Er schien noch immer nicht zu begreifen. Genauso hatte ich reagiert, als Tyger es mir erklärt hatte. Lucian presste die Lippen aufeinander. Er schüttelte den Kopf. Aber er widersprach mir nicht. Er sah mich nur an und sein Blick wurde leer.
»All deine Träume, die du in den letzten Monaten von mir hattest«, flüsterte ich. »Kein Kontakt, hast du gesagt. Du hattest nie Kontakt zu mir. Außer einem einzigen Mal. Damals im Krankenhaus, als ich ein kleines Mädchen war. Ich war von der Schaukel gefallen, ich lag auf der Intensivstation. Fast wäre ich gestorben. Ich habe dich gesehen, Lucian. Du hattest Kontakt zu mir, weil ich dich in diesem Moment zum ersten Mal gesehen habe. Du warst Lu, aber dann haben die Ärzte mein Leben gerettet und du wurdest wieder unsichtbar.«
Ich strich mit meinen Fingern über Lucians Handfläche. »Was wäre, wenn?«, fragte ich. »Was wäre, wenn ich in den kurzen Sekunden in diesem Raum mit dem grünen Teppich wieder gespürt hätte, dass du da warst? Wenn ich dich gesucht hätte? Wenn dein Wunsch, mir nah zu sein, plötzlich auch mein Wunsch gewesen wäre?«
Lucians dunkle Brauen zogen sich zusammen. Er öffnete den Mund, aber ich legte ihm den Finger auf die Lippen. »Was auch immer von deinem Wunsch, mich zu berühren, zu meinem Tod geführt hat, muss ein schrecklicher Zufall gewesen sein«, sagte ich. »Aber es war nicht deine Schuld. Ich habe um mein Leben gebettelt und du wolltest mich retten. Aber das konntest du nicht. Weil du ein Engel warst und Engel können nichts tun. Sie können nur begleiten.«
Ich rückte näher an Lucian heran und sprach weiter.
»Vielleicht hast du dir in diesem Moment gewünscht, ein Mensch zu werden, und dein Wunsch ist erfüllt worden«, fuhr ich leise fort. »Und dann standest du als Mensch vor meinem Fenster, ohne Handlinien, ohne Erinnerung an dein früheres Dasein, mit nichts als deinen Träumen. Kannst du dir das vorstellen?«
Lucian schwieg.
Sein schmaler Körper warf einen langen Schatten auf die Veranda und in diesen Schatten hinein sprang jetzt auf lautlosen Pfoten die Katze, sodass sie für einen Augenblick unsichtbar war. Dann tauchte sie in den Schein des Windlichts, glitt lautlos vor das Fenster, setzte abermals zum Sprung an und verschwand im Inneren des Hauses.
»In der Nacht, in der ich bei dir geblieben bin«, flüsterte ich und mein Gesicht war jetzt so nah an seinem, dass ich Lucians Atem auf meiner Haut fühlte. »Da hast du mich angeschaut und gesagt, es käme dir vor, als ob mir etwas fehlen würde, das andere haben. Du warst es, Lucian. Du hast mir gefehlt, weil du nicht mehr als Engel an meiner Seite warst, sondern als Mensch.«
Lucian hob die Hände. Ich sah, wie hinter seinem Gesicht eine Welt zerbrach und aus den Scherben eine neue entstand.
Er begriff. Lucian begriff, wer er war.
»Vertraust du mir?«, flüsterte ich.
Wir waren der Katze gefolgt und das kleine Zimmer, in dem wir landeten, war dasselbe, in dem ich früher als Kind geschlafen hatte. Lucian hatte seine letzte Nacht hier verbracht. Wie er hierhergekommen war, wusste ich noch immer nicht, aber es hatte jetzt auch keine Bedeutung.
Das Laken, auf das wir uns legten, roch nach ihm und das Windlicht stand nun auf dem kleinen Tisch vor dem Fenster. Der Himmel davor hatte ein tiefdunkles Blau angenommen und die kleine Flamme ließ unsere Schatten im Raum umhertanzen. Die Katze war irgendwo im Haus verschwunden.
»Ich vertraue dir«, flüsterte Lucian. Er hatte mir den Pullover ausgezogen, dann den Badeanzug, dann hatte er seine Jeans abgestreift und das Shirt.
Ich spürte seine warme, lebendige Nähe neben mir.
Sie war realer als je zuvor und ich konnte mich nicht erinnern, mich jemals so gefühlt zu haben wie jetzt. Auf seinem Gesicht lag ein Leuchten, das diesmal durch und durch menschlich war.
Mit einer sanften Bewegung zog er mich an sich und dann begannen seine Hände meinen ganzen Körper zu erforschen und auch ich wollte ihn jetzt überall fühlen, seine Arme, die Schultern, die Wirbel auf seinem flachen, sehnigen Rücken und die Schulterblätter, die unter meinen Fingerspitzen zuckten.
Obwohl wir nicht sprachen, waren wir nicht länger still. Lucians Atem, mein Atem, sie flossen beide zusammen, waren nicht länger zu unterscheiden und das Geräusch füllte den Raum. Sein Körper glitt auf meinen und das, was folgte, war wie tauchen, tief unter Wasser, nur unendlich viel schöner.
Als Lucians Kopf auf meine Brust sank, war das Windlicht längst verloschen und der Himmel vor dem Fenster war blass vom Morgen.
»Schläfst du mit mir?«, murmelte er, während meine Finger durch sein feuchtes Haar strichen. »Schläfst du mit mir ein, Schneewittchen?«
Ich nickte und lächelte und ich fühlte mich so wunderbar müde wie schon lange nicht mehr.