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Ich, Dray Prescot, Mann zweier Welten, neige eigentlich dazu, alles als Waffe zu benutzen, was mir gerade zwischen die Finger kommt. Tiris verzierte Tasche, die ich noch immer in der Linken hielt, beschrieb einen hinterhältigen Bogen und traf den ersten Möchtegern-Mörder am Kopf. Ich weiß nicht, was die junge Dame da alles mit sich herumschleppte. Es wog genug, bei Krun! Der Bursche jaulte auf und ging zu Boden. Ich gab ihm noch einen Tritt mit auf den Weg und schnappte mir sein Schwert, als es seinen schlaff gewordenen Fingern entglitt.

Soviel zu den zur Waffe umfunktionierten Handtaschen der holden Weiblichkeit!

Die beiden Rapas, die dem zu Boden gegangenen Burschen auf dem Fuß folgten, sprangen vor, um Tiri und mich niederzustechen. Zwei klirrende Abwehrhiebe, gefolgt von einem sauberen Stoß, schalteten den ersten aus. Ich war mir des allgemeinen Aufruhrs in dem Zimmer durchaus bewußt; doch der trat jetzt erst einmal in den Hintergrund. Der zweite Rapa führte einen wilden Hieb aus. Eine gleitende Abwehr mit der geborgten Klinge öffnete seine Deckung. Ich traf ihn genau dort, wo der Kopf unter dem gelben Federkleid in den Hals überging. Er brach zusammen, doch das verdammte minderwertige Schwert zersprang mit einem höhnischen Klirren in zwei Teile.

»Hinter dir!« rief Tiri, doch ich duckte mich bereits und wirbelte herum. Der Brokelsh war offensichtlich der Überzeugung, daß ich mich im Nachteil befand. Das schwarz behaarte Gesicht verriet Vergnügen. Ich schleuderte den Schwertgriff in die häßliche Fratze, riß den Braxter, den ich dem Opfer des Hinterhalts abgenommen hatte, aus der Scheide und streckte den ungehobelten Brokelsh nieder.

Ein schneller Blick zur Seite verriet mir, daß sich Tiri mit dem Schwert in der Faust gegen einen schwerfälligen Brokelsh zur Wehr setzte. Ich sah einen Herzschlag lang aufmerksam zu, bevor ich nach vorn sprang. Sie konnte mit einer Klinge umgehen, soviel stand fest.

Bei einem unübersichtlichen Kampf dieser Art muß man sich auf die unmittelbare Bedrohung konzentrieren. Gleichzeitig ist man sich des allgemeinen Kampfverlaufs bewußt. Ich vermute, daß die meisten Soldaten im Auge behalten, ob sie tapfer weiterkämpfen oder die Flucht ergreifen sollen. In diesem Fall setzten sich die Wachen des jungen Edelmanns nach der ersten Überraschung heftig zur Wehr, und die Angreifer kamen nicht so richtig voran. Der junge Edelmann zerrte San Paynor zur Seite, und der Priester versuchte mit aller Kraft, sich aus seinem Griff zu befreien.

Der Brokelsh wurde von meiner Vorwärtsbewegung völlig überrascht. Die Tempeltänzerin und ich nahmen ihn in die Zange und schickten ihn zu Boden.

»Geh zum San rüber, Tiri.«

»Ja, das ist das Beste«, sagte sie bissig. »Und wenn du mein Besoulon zerbrochen hast, wirst du es büßen.«

Einmal davon abgesehen, daß ich nicht wußte, was ein Besoulon war – ich hatte nur soviel verstanden, daß in ihrer Tasche etwas Zerbrechliches gewesen sein mußte –, fiel mir natürlich auf, wie sehr sie sich jetzt von dem Mädchen unterschied, das ich auf der Straße aufgelesen hatte.

Unsere Verteidigung hatte uns Raum verschafft, und so eilten wir an die Seite des Sans, der noch immer gegen den Griff des Edelmannes ankämpfte. Paynor stellte seine Gegenwehr ein und sagte: »Tiri!« Er hörte sich an, als wüßte er nicht, ob er froh oder bestürzt sein sollte, sie zu sehen.

»San! Es ist furchtbar!«

»Oh, aye«, sagte der junge Edelmann. »Und du wirst mir helfen, diesen großartigen, aber sturen San in Sicherheit zu bringen – und zwar sofort!«

Einige seiner Leibwächter lagen tot am Boden, und einer stolperte uns mit einem Speer im Leib entgegen. Hinter ihm stürmten Angreifer heran, und es folgte ein häßliches, schnelles Handgemenge. Wir mußten uns ducken, parieren und einen Ausfall machen oder zuschlagen, bevor wir den Raum vor uns gesäubert hatten. Ein übergroßer Fristle griff uns an und brüllte den anderen zu, ihn zu unterstützten. Sein olivgrünes Gewand war mit schäbiger Goldspitze buchstäblich übersät. Das schnurrbärtige Katzengesicht war vor Wut gerötet, und er fuchtelte mit einem gewaltigen Krummschwert herum, voller Lust, Köpfe abzuschlagen.

Der junge Edelmann handhabte sein Rapier mit einigem Geschick, doch ich sah, daß ihm die feineren Fertigkeiten fehlten, die man für den Gebrauch dieser präzisen Waffe brauchte. Zumindest ließ er sie im Moment vermissen.

Ein geschleuderter Speer raste auf Tiris Kopf zu, und ich riß mein Schwert hoch, um die tödliche Waffe abzuwehren. Die Klinge des Fristles sauste auf meinen Körper zu. Tiri stieß mit ihrem Braxter nach dem Katzenmann, während ich auswich. Ich spürte einen brennenden Schmerz an der linken Hüfte. »Kommt schon! Kommt schon!« brüllte der Fristle, während seine Rüstung unter Tiris Stoß nachgab. »Schnappt euch die Blintze!«

Einen Augenblick lang wurde alles irgendwie verzerrt und vage, als würde das alles anderen Menschen passieren. Der Hytak, der die Mannschaft des Edelmannes anführte, rief: »Geht, Notor! Schnell!«

San Paynor hatte genug. Er lief auf die innere Tür zu und rief nach Tiri. Sie wollte nicht von der Stelle weichen, und ich versetzte ihr einen Stoß, so daß der junge Edelmann und ich der Horde einen Moment lang allein gegenüberstanden. Es war wirklich nur ein kurzer Augenblick. Als die Angreifer heranstürmten, fauchte er: »Geh durch diese Tür. Ich werde dich decken. Bratch!«

Nun war es noch nie meine Gewohnheit, denjenigen zu gehorchen, die mir ein ›Bratch!‹ entgegenrufen. Natürlich waren die Absichten dieses jungen Draufgängers höchst ehrenvoll. Außerdem wissen Sie ja mittlerweile, daß Dray Prescot manchmal vor Feinden die Flucht ergreift; allerdings muß ich dazu sagen, daß das nur sehr selten geschieht, wenn Kameraden zurückbleiben. O ja, ich weiß ...

Also sagte ich hochmütig und von dummem Stolz erfüllt:

»Du gehst zuerst, Dom!«

In demselben Augenblick war es erforderlich, einen weiteren Speer abzuwehren. Das alles fand natürlich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit statt. Ich sah den Edelmann an und erkannte, daß er gar kein Jüngling war, sondern ein Mann, der die erste Phase seines kregischen Erwachsenendaseins erreicht hatte. »Geh, Fambly!« knurrte ich.

Vermutlich hätte sich nun eine wütende Diskussion entwickelt, wenn wir nicht gezwungen gewesen wären, den nächsten Angriff abzuwehren. Sein Kommandant erreichte uns und hieb auf dem Weg einen Polsim nieder. »Notor!«

»Uns bleibt keine Zeit, dieses Gespräch weiter zu verfolgen«, sagte der Edelmann. »Aber ich ...«

Ein Schrei durchschnitt den Kampfeslärm, und er kam aus der offenen Tür, durch die Tiri und der Priester gegangen waren.

Ich stürmte wie ein Besessener durch die Tür und den sich anschließenden schmalen Korridor. Zur Hölle mit den Artigkeiten, wer sich nun zuerst vom Feind absetzte. Zwei Männer versuchten Tiri und den Priester zu töten, und die Tempeltänzerin führte geschickt ihr Schwert. San Paynor hatte den Schrei ausgestoßen. Kluger Bursche! Ich warf mich auf die beiden Männer – es waren Apim – und machte kurzen Prozeß mit ihnen.

»Sie sind durch den Innenhof gekommen«, keuchte Tiri; das Haar hing ihr in der Stirn.

Ein Ruf des Edelmannes ließ mich herumwirbeln. Er kam mit dem Kommandanten seiner Wache durch die Tür und den Korridor entlang geeilt. Sein Gesicht war verzerrt. »Lauft!« brüllte er.

Mir kam der Gedanke, die Tür hinter ihnen zu verbarrikadieren, doch ich verwarf diese Idee sofort wieder. Sie würde Muskelkraft, Gewicht und Äxten nicht lange standhalten. San Paynor suchte bereits hastig das Weite, gefolgt von Tiri und mir. Der Edelmann und sein Leibwächter schlossen sich uns an.

In dem Innenhof kam das schräg einfallende Licht der Sonnen besonders zur Geltung; die Blätter niedriger Bäume funkelten wie grüne Münzen. Ihr Duft paßte in keiner Weise zu dem Gestank vergossenen Blutes, der diesen friedlichen Hof sicherlich gleich verpesten würde. Weitere Männer – Apim – kamen über die Mauer zur linken Seite. Sie trugen alle olivgrüne Gewänder.

»Das haben sie fein ausgeklügelt«, sagte Tiri angespannt.

»Es hat seine Vorteile, wenn man sich hier auskennt«, sagte ich mit bitterer Ironie. »Tiri! Du und der San! Ich weiß nicht, was diese Rasts hier wollen, doch sollten sie es auf dich und den San abgesehen haben, werden sie Pech haben, bei Krun. San Paynor! Bring Tiri in Sicherheit – und zwar sofort!« Mein Tonfall war unmißverständlich.

»Aber Drajak ...«

»Sofort!«

Diese dringende Bitte an Cymbaros Priester, etwas Vernünftiges zu tun, hatte ihren beabsichtigten Effekt. Er schien direkt etwas größer zu werden. Er nahm Tiri bei der Hand und sagte:

»Dein Freund hat recht, meine Liebe. Komm!«

Sie verschwanden unter einem langen Säulengang aus lemonenfarbenem Marmor, der mit früchtetragenden Büschen bewachsen war. Ich, der typische harte, ungehobelte Kämpfer par excellence, stellte mich dem Feind entgegen, bereit zum Kampf bis in den Tod, um die Sicherheit meiner Freunde zu gewährleisten. Nun ja, so etwas kommt auf Kregen öfters vor.

Das Handgemenge nahm seinen Verlauf; ein paar Männer stürzten tot zu Boden, und es floß Blut. Der Wachkommandant des Edelmannes war ein guter Kämpfer, wie man es von einem Hytak erwarten konnte, und wir schlugen uns tapfer. Doch die schiere Überzahl trieb uns zurück.

»Kennst du den Grundriß dieses Tempels?« fragte ich den Hytak während einer jener Pausen, die in Kämpfen dieser Art unweigerlich entstehen, wenn sich beide Seiten zurückziehen, um Luft zu schöpfen.

»Nein, Dom.« Er wischte Blut von der am Schwanz festgeschnallten Klinge. »Du bist ein ordentlicher Kämpfer. Ich bin Chulgar ti Daster. Ich verdiene meinen Sold und kämpfe für meinen Herrn bis in den Tod, und ...«

»Und du redest zuviel, Chulgar, mein Freund«, wurde er von seinem Herrn unterbrochen. Chulgar verstummte und beschäftigte sich weiter mit der Säuberung der Schwanzklinge. Doch ich wußte, was er hatte sagen wollen. Nun war die Zeche für Sold und Dienst fällig.

»Ich bin Drajak. Wir müssen einen Weg aus diesem Schlamassel finden. Und falls das bedeuten sollte, daß wir flüchten müssen« – ich blickte den Edelmann mit gerunzelter Stirn an und bedachte ihn mit einem teuflischen Blick – »dann werden wir das tun!«

»Es ist nicht meine Art ...«, sagte er steif.

»Meine auch nicht, Dom«, unterbrach ich ihn. »Aber ...« Ich verstummte. Ich hatte sagen wollen ›Seit ich auf Kregen bin‹, doch das war hier fehl am Platz. »Aber ich habe lange genug überlebt und dabei gelernt, wann man kämpfen muß und wann man ... äh ... sich zurückzieht und neu formiert.« Dann fügte ich etwas leiser das Wort für ›Kapiert?‹ hinzu, das, wenn man es im Befehlston ausspricht, die Leute ziemlich aufbringt. »Nun?«

Er versuchte meinen wilden Blick mit aller Kraft zu erwidern. Dann wandte er sich ab und sah wieder in den Innenhof. »Da kommen sie. Möge Cymbaro sie verfaulen lassen!« stieß er hervor. Mit diesen Worten konnte er mühelos jegliche Verwirrung verbergen, die er in diesem Augenblick möglicherweise empfand.

Ein paar Rapa und Polsim kamen zusammen mit den Apim vorsichtig auf uns zu. Ein Geräusch in unserem Rücken ließ mich nach hinten sehen. Priester in braunen Gewändern traten in das Licht der Sonnen. Sie hielten Waffen und kamen entschlossen näher, doch ich hatte kein großes Vertrauen in ihre Kampfkraft. Natürlich war die junge Dame bei ihnen.

Die beiden Seiten trafen mit lautem Gebrüll aufeinander, und es hieß parieren, zur Seite springen und zustoßen. Der Kampf breitete sich über den ganzen Innenhof aus. Natürlich war ich dazu entschlossen, mir Tiri zu greifen und mit ihr bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu fliehen. Wie bereits gesagt, hatte ich keine Ahnung, was die olivgrün gekleideten Schurken eigentlich wollten. Doch je schneller Tiri und ich uns aus der Angelegenheit heraushalten konnten, desto besser.

Die Dinge nahmen nicht ganz den Verlauf, den ich erwartet hatte. Nun, so ist das eben auf Kregen, und das hätte ich eigentlich wissen müssen.

Der häßliche Fristle mit dem gewaltigen Krummschwert war da, hieb Priester nieder und brüllte dabei wie ein Verrückter. Auf der Steuerbordseite seiner Nase hatte er eine häßliche, große haarige Warze. Einen kurzen Augenblick lang standen wir uns wieder gegenüber, dann wich er zur Seite aus und stürzte sich auf ein paar Priester, die sich erstaunlich gut schlugen. Ich verfolgte ihn, das Kampfgetümmel verschluckte uns, und plötzlich wurde ich von olivgrün gekleideten Mördern umzingelt.

Die Schmerzen an der Hüfte, wo mich dieser verflixte schnurrbärtige Katzenmann getroffen hatte, waren im Verlauf des Kampfes in Vergessenheit geraten. Als ich nun gegen ein halbes Dutzend Angreifer kämpfte und mein Bestes gab, um nicht aufgespießt zu werden, bemerkte ich erst, was der Krummschwerthieb des Fristle noch angerichtet hatte.

Ich ließ einen Brokelsh zu Boden gehen, verschaffte mir etwas freien Raum und zog mich zu den Priestern zurück. Ein klirrendes Geräusch ertönte, das deutlich über dem ganzen Lärm zu hören war. Eine Art Lasso schlang sich um meine Beine, und ich stürzte der Länge nach hilflos auf die Steinplatten. Ich strampelte meine Beine frei, drehte mich zweimal um die eigene Achse und kam mit einem Wutschrei wieder auf die Füße. Der warzennasige Fristle brüllte seinen Triumph heraus und sprang.

Er stürzte sich nicht auf mich. Er packte ein in der Scheide steckendes Schwert am Griff und hob es auf. Ich verstand. Ich stellte mich ihm in den Weg. Er riß Strom Kordens Schwert aus der Scheide und stand mir nun mit dem Braxter in der einen und dem Krummschwert in der anderen Hand gegenüber. Der Treffer an der Hüfte hatte nicht nur meine Haut aufgerissen, sondern den Schwertgürtel des Stroms so weit beschädigt, daß er nach meinen wilden Bewegungen gerissen war. Der Fristle brüllte noch einmal triumphierend auf, drehte sich um und flüchtete.

Andere Angreifer stellten sich mir in den Weg. Der Zorn, der in meinem Inneren loderte, vermischte sich mit der Wut über meine eigene Dummheit. Der Innenhof wurde von den Geräuschen aufeinandertreffenden Stahls erfüllt. Die Olivgrünen zogen sich überall zurück, dafür liefen nun andere Männer heran, Männer in Rüstungen.

Die Neuankömmlinge waren über dieselbe Mauer gekommen, die schon die Angreifer benutzt hatten. Der Kampf verlagerte sich, und Amak Dagert von Paylen schlenderte lässig auf mich zu und reinigte dabei das Rapier.

»Hai!« sagte er. »Damit habe ich ja wohl meine Schuld bezahlt, mein Freund.«

»Zweifellos«, erwiderte ich, hob die leere Schwertscheide auf und warf sie über die Schulter. Das Schwert des Stroms würde wieder an den ihm zustehenden Platz zurückfinden, und wenn es meine letzte Tat sein sollte. Dann erkannte ich die lächerliche Schwülstigkeit dieser Prahlerei. »Ich bin froh, dich zu sehen, Amak. Diese Blintze wurden zur Plage.«

»Alle Plagen landen in den Eisgletschern von Sicce, wenn Hanitcha der Verheerende ihre Zeit für gekommen hält. Nun sag aber, was hat dich an diesen Ort gebracht?«

Palfrey der Pfiffer kam heran. Sein Kurzschwert war verdächtig sauber für einen treuen Diener, der seinem Herrn in einem Kampf beigestanden hatte. »Sie sind alle geflohen, Notor.«

»Palfrey«, sagte ich und nickte ihm zu. »Was meine Anwesenheit an diesem Ort betrifft, so handelte es sich um Tempelangelegenheiten.«

Paylen hörte mir gar nicht zu. »Hat man sie verfolgt?« verlangte er tyrannisch zu wissen.

»Oh, aye, Herr.« Palfrey klang gekränkt. »Darum kümmert sich Nath der Iarvin und seine Leute.«

Dagert nickte. Er hörte auf, sein Rapier zu polieren, und steckte es weg. Dann strich er sich charakteristischerweise mit dem schlanken Zeigefinger über den bleistiftdünnen schwarzen Schnurrbart.

»Sie haben etwas mitgenommen, das mir gehörte ...«, sagte ich und wurde dann von dem Geräusch heraneilender Schritte, dem Geraschel von Röcken und einer atemlosen Stimme unterbrochen. »Cymbaro sei Dank!« stieß Tiri hervor. »Ich dachte schon, du wärest tot!«

Sie hielt noch immer das Schwert in der Hand, und die Klinge war blutig. »Ich bin froh, dich heil zu sehen«, sagte ich recht trocken. »Der San und der junge Edelmann?«

»In Sicherheit. Dank ...« Ihr Blick verweilte auf Dagert.

Ich machte das nötige Pappattu, um sie einander vorzustellen, und fragte mich beiläufig, ob es einer Tempeltänzerin gestattet war, einen Amak zu heiraten. Und wenn es möglich war? Doch das war nicht meine Sache. »Anscheinend bist du nicht einmal im Schrein sicher«, sagte ich Tiri.

»Der junge Edelmann ist in Sicherheit?« fragte Dagert.

»Ja, Notor.«

Mich beschäftigten nur zwei Gedanken. Erstens: Tiri mußte zurück in Nandishas Palast, um ihrer eigenen Sicherheit willen. Zweitens: Ich mußte mich auf die Spur von Strom Kordens Schwert setzten, und zwar schnell. Sein Verlust war ärgerlich.

Plötzlich ertönte das Getrampel eisenbeschlagener Stiefel, die den nächsten Akt des Dramas einläuteten. Wir wurden von waffenstarrenden Männern in vollständiger Rüstung und mit harten, gebräunten Gesichtern eingekreist. Ein Hikdar trat vor. Es war alles sehr förmlich. Er sprach mich an.

»Bist du Drajak, der auch als der Schnelle bekannt ist?« Ich nickte. »Du wirst dich zu meiner Verfügung halten.« Er wandte sich seinen Männern zu. »Führt ihn ab!«