27
27Morfyd war so in Gedanken an tausend verschiedene Dinge vertieft, nachdem ihr Bruder ihr erzählt hatte, dass er und Annwyl ihren Nachwuchs behalten wollten, dass sie Brastias nicht bemerkte, bis sie direkt in ihn hineinlief. Und selbst dann brauchte sie einen Moment.
»Entschuldige«, murmelte sie, immer noch in Gedanken.
»Du gehst mir aus dem Weg.«
Sie riss den Kopf hoch beim Klang dieser tiefen Stimme, die ihr bis in die Seele drang. »Oh. Brastias. Du bist es.«
»Aye. Ich bin es.«
»Tut mir leid. Ich hab’s ziemlich eilig.« Sie versuchte, an ihm vorbeizukommen, aber er hielt ihren Arm fest und zog sie zurück.
»Du kannst mir nicht ewig aus dem Weg gehen, Morfyd.«
»Tue ich auch nicht.« Nur, dass sie ihm nicht in die Augen sehen konnte. »Es ist einfach so viel los im Moment. Ich habe keine Zeit …«
»War unser Kuss so unangenehm?«
»Was? Äh … nein.« Unangenehm war nicht das Problem. Aufzuwachen und zu merken, dass man sich gerade an einem Mann rieb wie eine Schlange auf Drogen, das war das Problem.
Er ging mehrere Schritte und hielt sie immer noch mit der Hand am Arm fest, sodass sie gezwungen war, rückwärts zu gehen. »Interessant. Wenn der Kuss nicht unangenehm war, dann kann ich nur vermuten, dass dich etwas anderes stört. Etwas, was uns betrifft.«
Sie spürte die kalte Steinwand in ihrem Rücken. »Hör mal, Brastias, ich …«
»Nein.«
Sie blinzelte. »Nein? Nein was?«
»Keine Diskussionen mehr. Es bringt nichts, oder?«
»Du hast recht«, gab sie resigniert zu. »Es bringt nichts.«
Er stützte seine großen Hände rechts und links von ihrem Gesicht an die Wand. »Das dachte ich mir.« Dann küsste er sie. Sein warmer Mund nahm ihren in Besitz. Sein harter Körper drängte sie gegen die Wand.
Und genau, als Morfyd dahinschmolz, hörte er auf.
»Wenn du so weit bist, Morfyd, weißt du ja, wo du mich findest.«
Verwirrt und schmerzerfüllt sah sie, wie er sich von ihr entfernte, doch bevor er drei Schritte gegangen war, packte sie ihn am Arm und zog ihn zurück. Sie lehnte sich an ihn und ließ ihre Lippen über seine gleiten.
»Es tut mir leid, Brastias. Ich wollte nicht, dass du glaubst, ich sei eine Schlampe … oder wie meine Schwester.«
Er grinste. »Auf diese Idee würde ich nie kommen. Ich habe deine Schwester mit meinen Rittern erwischt.«
Sie verzog das Gesicht. Verfluchtes Gör.
»Aber all das zählt nicht.« Er trat vor und drängte sie in die dunkle Ecke. Seine großen Hände liebkosten ihr Gesicht. »Das Einzige, was zählt, sind du und ich.«
»Es gibt ein Du und ich?«
»Es wird eines geben.« Er küsste sie, und all die Gefühle, die sie verleugnet hatte, seit sie mit ihm am See aufgewacht war, brachen über sie herein. So stark, dass sie sie fast erdrückten.
Sie klammerte sich fest an ihn, wimmerte in seinen Mund und genoss das Gefühl seiner Hand, die durch die dicke Wolle ihrer Gewänder ihre Brust griff. Wenn es sich mit Kleidern so gut anfühlte, wie wundervoll musste es dann völlig nackt sein?
Kurz bevor sie ihn in ihr oder sein Zimmer zerren wollte– welches eben näher lag –, stieß sie einen erschrockenen Schrei aus, als etwas fest ihr Handgelenk ergriff und sie von Brastias wegriss.
»He!«, blaffte Brastias und wirbelte herum, bereit zu kämpfen. Aber er hielt inne und starrte nur, und Morfyd sah hinauf … in das Gesicht von Gwenvael. Bei den dunklen Göttern: Er war wütend. Sehr wütend.
»Du. Lass deine Finger von meiner Schwester!«
»Entschuldige bitte«, sagten sie und Brastias gleichzeitig.
»Ihr habt mich verstanden. Ihr beide. Sie ist nicht irgendein Flittchen, Mensch. Also halte dich von ihr fern.«
Morfyd wusste nicht, was sie sagen sollte. Gwenvael war in den vergangenen Jahren oft mit Brastias trinken gegangen. Es war ihr immer vorgekommen, als seien sie gute Freunde. Außerdem war es Gwenvael. Um ihre eigene Mutter zu zitieren: »Keine Muschi, die er nicht geliebt hat.«
»Gwenvael, hast du den Verstand verloren?«
»Du bist meine Schwester, Morfyd. Nicht irgendeine Hure, die man auf der Straße aufliest … oder Keita.« Da ging es ihr plötzlich auf – Gwenvael wollte sie beschützen! Sie hätte nicht gedacht, dass er je das Bedürfnis haben würde, jemanden oder etwas zu beschützen. Noch einmal … es war Gwenvael!
Ihr kleiner Bruder richtete warnend den Zeigefinger seiner freien Hand auf Brastias, denn dieser schien fest entschlossen, sie nicht loszulassen. »Du hältst dich einfach von meiner Schwester fern. Oder wir haben ernsthafte Probleme, General.« Sie zuckte zusammen, als sie hörte, wie er die letzten Worte höhnisch schnaubte.
Gwenvael ging und zerrte Morfyd hinter sich her. Sie blickte zurück auf den schockierten Brastias und betete, dass er von ihren Lippen lesen konnte, denn sie konnte nicht riskieren, dass Gwenvael sie hörte.
Lautlos flüsterte sie: »Später.«
Nach seinem erleichterten Lächeln zu urteilen, konnte er sehr gut von ihren Lippen lesen.
»Hör auf!« Talaith umrundete das Bett in dem Versuch, es immer zwischen sich und Briec zu halten. »Sie warten auf uns.«
»Sie können warten. Komm her.« Er bewegte sich weiter, genau wie sie.
»Es ist uns zu Ehren, Briec!« Annwyl hatte darauf bestanden, dieses Festmahl zu Ehren ihrer Vereinigung zu geben. Es war eine nette Geste von ihrer Freundin. »Wir dürfen es nicht verpassen!«
»Wer hat etwas von verpassen gesagt? Ich rede nur von einem dramatischen Auftritt … in ein oder zwei Stunden.« Wieder umrundete er das Bett und sie tat es ihm gleich.
»Das ist lächerlich.« Sie richtete sich auf. »Ich bin eine erwachsene Frau mit einer Tochter, die fast siebzehn Winter alt ist.«
»In sechs Monaten.«
»Und ich weigere mich, mich um ein Bett jagen zu lassen wie eine unerfahrene Jungfrau!«
»Gut.« Er kam wieder auf sie zu, und Talaith schrie auf und lief davon. Er erwischte sie an der Tür, und sie wusste, dass sie verloren war, wenn er es schaffte, mit seinen Händen unter ihr Kleid zu kommen. Aber bevor er seine Hände irgendwo hinbekommen konnte, klopfte es an der Tür.
»Verpiss dich«, bellte er die Tür an.
»Herein!«, übertönte sie ihn.
Sie schlug nach seinen Händen, als die Tür aufging. Als Izzys süffisant grinsendes Gesicht auftauchte, trat Briec einen Schritt von Talaith zurück. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst die Finger von mir nehmen, Frau … ich bin ein respektabler Drache. Nicht irgendeine Hure, die du auf der Straße aufgelesen hast.«
»Briec!« Sie boxte ihn gegen die Schulter. »Das ist nicht lustig!«
»Es tut mir leid, dass ich Briecs Misshandlung unterbrechen muss, Mum.«
»Iseabail!« Die beiden zusammen waren absolut unmöglich.
»Aber ich muss mit dir über etwas reden. Etwas Wichtiges.«
»Natürlich. Komm herein.«
»Soll ich gehen?«
»Oh, nein. Überhaupt nicht«, antwortete Izzy mit einem Kopfschütteln auf Briecs Frage. »Eigentlich würde ich gerne mit euch beiden reden.« Sie schloss die Tür.
Briec setzte sich aufs Bett, und Talaith blieb an der Tür stehen. Sie konnte sehen, dass Izzy allen Mut für das Gespräch zusammennahm, was Talaith mehr als nur ein wenig beunruhigte.
Endlich, nachdem sie tief Luft geholt und sich die Hände an der Hose abgewischt hatte, was eine nervöse Angewohnheit von Talaiths Tochter war, drehte sich Izzy zu ihnen um. »Ich sage es einfach.«
»Das ist wahrscheinlich das Beste«, ermutigte sie Talaith und gab sich größte Mühe, nicht in Panik zu geraten.
Ihre einzige Tochter lächelte. »Ich habe mich Annwyls Armee angeschlossen.«
»Was hast du?«
Briec trat zwischen Mutter und Tochter, bevor Talaith ihre Hände um den Hals des Mädchens legen konnte.
»Vielleicht sollten wir das in Ruhe besprechen.«
»In Ruhe? Was gibt es da in Ruhe zu besprechen?« Sie schob Briec beiseite. »Du gehst jetzt sofort nach unten, Iseabail, und sagst Annwyl, dass du einen Fehler gemacht hast.«
Schluckend schüttelte ihre Tochter wieder den Kopf. »Nein.«
»Was meinst du mit Nein?«, knurrte Talaith. Hatte sie alles riskiert, damit dieses Kind sein Leben auf dem Schlachtfeld dieser verrückten Wilden schenken konnte, die in letzter Zeit zu einer ihrer besten Freundinnen geworden war?
»Ich denke, ich bin alt genug, um diese Entscheidung zu fällen. Ich hoffe, dass ich eines Tages Teil von Annwyls Elitegarde werde. Aber wenn ich Glück habe erst einmal ihr Knappe.« Ihre Tochter richtete sich auf. »Und ich fange morgen mit der Ausbildung an.«
»Nein, du wirst nicht morgen mit der Ausbildung anfangen. Morgen schicke ich dich in irgendeinen Tempel, damit du Priesterin wirst. Oder sonst etwas Ungefährliches.«
»Nichts ist sicher auf dieser Welt. Ich habe keine Magie wie du, Mum. Ich habe nur kräftige Schenkel, ein Rückgrat aus Stahl und ungefähr sechshundert Jahre auszufüllen. Wenn du denkst, ich habe vor, diese Zeit gebückt und kratzfußend zu verbringen, hast du dich schwer getäuscht.«
»Ich werde nicht zulassen, dass meine Tochter der Knappe dieses blutrünstigen Weibsstücks wird!«
»Du hast erst heute Morgen noch mit ihr gegessen und gelacht.«
»Wir reden hier nicht über mich!«
»Du bist unlogisch.«
»Das liegt mir im Blut, Schätzchen. Gewöhn dich daran.«
»Ein Jahr.«
Mutter und Tochter sahen Briec an, der sich entspannt auf dem Bett zurückgelehnt hatte.
»Was?«, fuhr ihn Talaith an; sie konnte die Bilder von ihrer Tochter mit einem Schwert in der Brust in ihrem Kopf nicht stoppen.«
»Gib dem Ganzen ein Jahr. Das erscheint mir fair, was meinst du, Izzy?«
»Aye«, antwortete diese eifrig.
»Talaith?« Er sah sie an, und sie spürte, wie ihre Augen schmal wurden. Sie hätte ihn aus dieser Entfernung töten können.
Wenn sie jetzt anfing zu diskutieren, sah sie aus wie ein richtiger Trottel. Und der arrogante Mistkerl wusste das. »Also gut. Ein Jahr.«
»Ja!« Iseabail umarmte ihre Mutter und gab ihr einen dicken, nassen Kuss auf die Wange. Dann rannte sie zu diesem Verräter hinüber, der sich ihr Gefährte nannte, und küsste ihn auf die Stirn.
»Ich muss mich umziehen gehen. Ich hoffe, heute Abend wird getanzt!«
Sobald die Tür zu war, wandte sich Talaith zu Briec um. »Warum hast du das getan?«
»Weil es sinnvoll war.«
»Was ändert ein Jahr?«
»Jetzt, wo Annwyl beschlossen hat, ihre und Fearghus’ Dämonenbrut zu behalten, wird sie mindestens ein Jahr, wahrscheinlich eher zwei, keine Schlachten in anderen Reichen anzetteln.«
Da hatte er recht … der Mistkerl.
»Und was ist dann nach einem Jahr?«
Briec stand auf. »Sei realistisch, Talaith. Wenn es nicht das Richtige für sie ist, wird sie das in einem Jahr wissen, wenn nicht sogar früher.«
»Und wenn es das Richtige für sie ist?«
»Dann lässt du sie es am besten tun.«
»Aber …«
Er nahm ihre Hand. »Wenn du es nicht tust, verlierst du sie. Genau wie deine Mutter dich verloren hat. Und genau wie du wird Izzy bekommen, was sie will, selbst wenn sie sich eine andere Armee suchen muss, der sie sich anschließen kann. Aber das wäre nicht Annwyls Armee, wo sie sie behandelt wird wie die Tochter eines Mitglieds des Königshauses, die sie ja schließlich auch ist.«
Schon wieder richtig. Mistkerl. Aber sie musste trotzdem lachen. »Meine Familie gehört nicht zum Königshaus.«
»Nein, aber meine. Und Izzy ist jetzt eine von uns … genau wie du.«
»Oh.«
Briec machte einen Schritt auf sie zu. »Das wusstest du doch, oder?«
Talaith machte einen Schritt rückwärts. »Ähm, na ja, ich hatte eigentlich nie darüber nachgedacht.«
»Du wurdest von mir markiert, Talaith. In Besitz genommen. Das bedeutet, dass wir ein Paar sind. Fürs Leben. Izzy ist meine Tochter. Ich bin vielleicht nicht ihr leiblicher Vater, aber sie ist meine Tochter. Ich werde sie beschützen und lieben.«
»Oh.«
»Das sagst du ständig.«
Er kam weiter auf sie zu, und sie zog sich weiter zurück. »Ich habe einfach nicht die ganzen Auswirkungen unserer, äh, Beziehung gesehen.«
Ihr Rücken knallte gegen die Wand, und plötzlich waren Briecs Arme rechts uns links von ihr und hielten sie gefangen. »Siehst du die Auswirkungen jetzt, Prinzessin?«
»Äh …«
Bevor sie antworten konnte, klopfte es schon wieder an der Tür, und sie war sich sicher, dass Briec die Burg in Brand setzen würde. Aber er brüllte nur: »Was denn?«
Éibhear streckte den Kopf herein. »Wo ist Izzy?«
»Sie ist zurück in ihr Zimmer gegangen. Warum?«
»Nur so. Sie hat etwas, das mir gehört.« Er grinste sie an. »Macht weiter.«
Die Tür ging zu, und Briec richtete seinen Blick wieder auf Talaith. »Das war’s. Wir gehen.«
»Was? Wohin?«
»In meine Höhle. Wir brechen morgen auf.«
»Ich glaube nicht, dass …«
»Nicht für immer, Talaith. Aber ich brauche ein bisschen Zeit allein mit dir. Ich habe meine Sippe langsam satt. Sehr, sehr satt.«
»Na ja, wenn du es so sagst …«
»Gut.«
»Aber wir können nicht lange fortbleiben. Ich will für Annwyl da sein. Ich fürchte mich davor, was sie anderen antun könnte, wenn sie nicht ruhig gehalten wird.«
Er verdrehte die Augen. »Wenn es sein muss.«
»Und Izzy …«
»Noch ein Grund für uns, eine Weile zu verschwinden, meinst du nicht? Es wäre keine gute Idee, wenn du hier wärst, wenn sie ihre Ausbildung beginnt.«
Damit hatte der Drache bestimmt nicht unrecht. »Na schön. Aber wie ich gesagt habe. Nicht lange.«
»Gut. Und jetzt« – er beugte sich vor – »küss mich.«
»Briec«, sie zog den Namen in jammerndem Tonfall lang. »Das geht nicht.« Aber seine Hände waren bereits unter ihrem Kleid, glitten an ihren Beinen hinauf und über ihre nackten Hüften. Für ihn trug sie nichts unter ihren Kleidern, wenn sie allein in ihrem Schlafzimmer waren, bis auf ihren Dolch in seiner Scheide – auf den er bestand –, und er grinste anerkennend. Er hielt ihre Oberschenkel fest, hob sie an und legte ihre Beine um seine Taille. Dann zog der Drache seine Lederhose bis zu den Knien herunter. Sie spürte, wie sein Glied sich an sie presste, heiß, hart und pulsierend. Ihre Hände legten sich um seinen Hals, ihre Stirn ruhte an seiner.
Keuchend sahen sie sich in die Augen, während er sich langsam in sie bohrte, einen köstlichen Zentimeter um den anderen. Sie stöhnte, und er brachte sie zum Schweigen, indem er sagte: »Du weißt nicht, wer auf der anderen Seite der Tür stehen könnte, kleine Hexe«, flüsterte er und schob noch mehr von sich in ihren willigen Körper. »Jeder könnte uns hören.«
Seine Worte ließen sie schaudern, und sie klammerte sich enger an ihn. Sie biss sich auf die Lippen, um keinen Lärm zu machen, als er den letzten Zentimeter seiner Erektion in sie rammte.
»Denk daran«, grollte er an ihrem Ohr, »du musst still sein.«
Nicht so einfach, wenn er seine harte Erektion zuerst aus ihren Tiefen zog und sie dann gleich wieder hineinstieß. Wieder und wieder und wieder.
Heisere Laute kamen gegen ihren Willen aus ihrer Kehle, was ihren Drachen nur weiter antrieb. Wie üblich gewährte er ihrem Körper keine Gnade, und es fühlte sich wundervoll an. Sie grub ihre nackten Fersen in seinen Rücken und ihre Hände in sein Haar. Ihr Höhepunkt kroch ihr das Rückgrat hinauf, breitete sich in ihrem Körper aus wie Feuer. Sie konnte sich nicht zurückhalten und öffnete den Mund, um zu schreien, aber Briec bedeckte ihren Mund sofort mit seinem. Seine Zunge schlang sich um ihre und er stöhnte, als sie explosionsartig kam. Briec hielt sie fest umschlungen, wiegte sich mit ihr, und sie spürte, dass er es genoss, wie ihr Geschlecht ihn fest umklammerte.
Er machte weiter, bis ein zweiter, noch mächtigerer Höhepunkt sie erbeben ließ, und dann, ebenfalls laut stöhnend, kam Briec. Er schoss heiß und hart in sie, flüsterte ihren Namen an ihrem Hals und zitterte, als der Höhepunkt seinen Körper aufzehrte, und zumindest für den Augenblick auch seine Kraft.
»Schau, was du mit mir gemacht hast, kleine Hexe.« Briec knabberte an ihrer Wange. »Du hast mich geschwächt.«
Sie lachte. Er hielt sie so mühelos wie ein Baby. »Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas geschwächt habe, Drache. Du erscheinst mir immer noch ziemlich stark.«
Lächelnd küsste er ihre Nase und Stirn und setzte sie sanft auf dem Boden ab. »Rühr dich nicht.« Er ging weg, aber nur für einen Moment, um ein Tuch und frisches Wasser zu holen. Sie hielt ihr Kleid hoch, während er sie langsam säuberte. Dann erwies sie ihm den gleichen Dienst. Bevor sie es sich versah, hatte er sie schon wieder an die Wand gedrückt.
»Oh nein.« Sie schlüpfte unter seinem Arm hindurch und ging auf die Tür zu. »Wir fangen nicht noch mal damit an. Ich bin mir sicher, dass schon alle auf uns warten.«
Sie riss die Tür auf und fand dort Gwenvael, der hastig sein Ohr zurückzog, das er an das Holz gepresst hatte. Er grinste sie an, und sie wusste, dass er höchstwahrscheinlich alles gehört hatte.
»Oh«, sagte er und versuchte überrascht zu klingen. »Hallo Schwester. Ich suche Briec. Ich glaube, wir müssen uns über Morfyd und Bras – au!« Er hielt sich die blutende gebrochene Nase. »Was sollte das denn?«
Izzy drehte sich vor dem Spiegel und musterte sich in dem Kleid, das Briec extra für sie hatte anfertigen lassen. Sie schüttelte den Kopf, zog die linke Schulterpartie vorsichtig herunter und verzog das Gesicht, als der Schmerz durch ihren Körper tanzte. Sie sah sich das noch nicht verheilte Drachenbrandzeichen an, das in die Haut an ihrer Schulter gebrannt war. Sie wusste wirklich nicht, ob das Kleid das verdammte Ding verbergen würde.
Obwohl es viel weniger schmerzte als in dem Moment, als sie zurückgekehrt war, würde es nicht leicht werden, es vor ihrer Mutter zu verbergen.
»He!«
Izzy fuhr herum, als Éibhear ihre Tür mit einem Tritt öffnete und hereinmarschiert kam. »Wo ist es, du kleine Rotzgöre?«
»Wo ist was?«
»Mein Schwert. Gwenvael hat gesehen, wie du es geklaut hast. Also spar dir die Mühe zu lügen.«
»Warum sollte ich lügen? Es war nur mal wieder eine Wette, die Gwenvael verloren hat. Er sagte, ich könne es dir nicht noch einmal wegnehmen. Wie immer hatte er kein Vertrauen in mich.«
»Gib es her!«
»Maul mich nicht an, weil ich dir dein Schwert weggenommen habe. Wenn du besser darauf aufpassen würdest …«
»Gib es mir. Ich habe heute mit Gwenvael noch etwas vor, bevor er in die Nordländer aufbricht, und ich werde meine Zeit nicht mit dir verschwenden.«
»Na toll!« Sie stapfte zu ihrem Bett, griff darunter und beförderte die schwere Waffe hervor. »Wie du nicht bemerken konntest, dass ich es genommen habe, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Ich habe es dreimal fallen gelassen.«
»Ich war mitten in einem Gespräch.«
»Mit dieser reichen Hure?«
Éibhear sparte sich eine Antwort und riss ihr stattdessen das Schwert aus der Hand. »Halt dich von meinen Sachen fern, Dämonenbrut!«
»Geh. Du langweilst mich jetzt schon.«
Sie drehte sich von ihm weg, aber er schnappte ihren Arm und riss sie zurück. Izzy war kurz davor, ihr Messer aus ihrem Stiefel zu ziehen, als ihr auffiel, dass ihr Kleid an der linken Schulter immer noch heruntergezogen war.
»Izzy, wo zum Teufel hast du das her?«
Sie versuchte, ihren Arm loszureißen. »Das geht dich nichts an.«
Éibhear schüttelte sie, und sie hörte auf, sich zu winden. »Antworte mir.«
Izzy senkte den Blick. »Es ist das Mal von Rhydderch Hael.«
»Warum hast du es?« Als sie nicht antwortete, stieß Éibhear sie weg. »Was zum Teufel hast du getan?«
Sie gab keine Antwort, aber er erwartete auch gar keine. »Ich hole Talaith.«
Sie hielt ihn fest, bevor er die Tür erreichte. »Wenn du das tust, mache ich dir das Leben zur Hölle!«
»Das tust du doch sowieso schon.« Er schob sie von sich, aber schnell wie sie war, sprang sie zwischen ihn und die Tür, bevor er sie öffnen konnte.
»Bitte, Éibhear.«
»Ich kann das deiner Mutter nicht verschweigen, Prinzessin.«
»Nenn mich nicht so!« Er hatte vor ein paar Tagen angefangen, sie so zu nennen, und sie hatte keine Ahnung, warum. Sie wusste nur, dass sie es nicht mochte, wie er es sagte.
»Geh aus dem Weg!«, befahl er.
»Sie wird weglaufen«, stieß sie verzweifelt hervor.
Éibhear hielt inne.
»Wir wissen beide, dass sie das tun wird. Und sie wird mich mitnehmen.« Als Éibhear sich nicht rührte, sprach sie weiter. »Im Moment fühlt sie sich sicher, weil sie das Gefühl hat, ich sei sicher. Sie ist endlich glücklich. Briec macht sie glücklich, genauso wie sie ihn glücklich macht. Aber wenn sie auch nur eine Sekunde glaubt, dass ich in Gefahr sei oder dass sie mich schon wieder an einen Gott verlieren könnte … dann läuft sie davon. Zurück nach Alsandair. Und ihr würdet uns niemals finden.«
»Das glaubst du wirklich, oder?«
»Sie mag jetzt vielleicht die Heilkunst erlernen, Éibhear, aber mach dir über meine Mutter nichts vor. Sie ist immer noch eine ausgebildete Assassinin, die alles tun würde um zu überleben. Und sie würde absolut alles tun, um mich zu schützen.«
Endlich ließ er die Türklinke los. »Warum hast du das getan, Izzy?«
»Ich hatte keine Wahl. Es war der einzige Weg, um sie lebend zurückzubringen. Aber das darf sie nie wissen.«
»Was hast du ihm versprochen?«
Sie zuckte die Achseln. »Alles.«
Éibhear stieß einen tiefen Seufzer aus. »Verdammt, Izzy!«
»Ich weiß. Aber was hätte ich tun sollen? Sie ist meine Mutter.«
Éibhear nickte. »Ich verstehe.«
»Dann sagst du ihr nichts?«
Er schüttelte den Kopf, und sie hätte ihm gern mit den Händen durch seine blaue Mähne gestrichen. Er hätte so bezaubernd ausgesehen mit Kriegerzöpfen. Aber jedes Mal, wenn sie versuchte, ihn anzufassen, schleuderte er sie praktisch quer durch den Raum.
»Danke.«
»Aber hör mir gut zu, kleines Mädchen. Wenn er versucht, etwas von dir zu verlangen, bevor du achtzehn Winter alt bist, werde ich zu deiner Mutter und zu Briec gehen.«
Sie nickte. »In Ordnung.« Irgendwie wusste sie, dass es Jahre dauern würde, bis Rhydderch Hael sie rief. Er wollte sie ausgebildet und bereit. Und sie würde es sein.
»Dann geh. Schnüre dein Kleid fest. Sorge dafür, dass man das Ding nicht sieht. Und wir sehen uns unten.«
Er öffnete die Tür, und Izzy fragte: »Tanzt du dann heute mit mir?«
Seine Schultern spannten sich, und ohne sich auch nur umzudrehen, brummte er: »Vielleicht in noch einmal sechzehn Jahren, Prinzessin.«
Sie wartete, bis er draußen im Flur war, bevor sie antwortete: »Kein Problem. Ich kann warten.«
Grinsend schloss sie die Tür, aber erst, als sie gesehen hatte, wie er mit dem Gesicht voraus gegen die Wand rannte.
Briec packte sie gerade noch rechtzeitig. »Nein, Talaith!«
»Ich bringe ihn um!«
Er verdrehte die Augen. Er hätte nicht ausschlafen sollen. Bis sie unten waren, um zu seiner Höhle aufzubrechen, hatte Izzys Ausbildung bereits begonnen. Zu sehen, wie ihre Tochter versuchte, richtig mit Schild und Lanze umzugehen und dabei immer wieder zu Boden geworfen wurde, war nicht förderlich für Talaiths gute Laune.
»Du kannst nicht hingehen, Talaith.«
»Aber er ist nicht einmal einer der Ausbilder!«
Das stimmte. Sie wollten vermutlich Izzys Kraft testen, damit sie wussten, in welche Klasse sie gehörte, also ließen sie sie gegen einen der älteren Jungen kämpfen. Einen Jugendlichen mit weißblonden Haaren und einem fast permanenten höhnischen Grinsen. Einen, den seine kleine Izzy zurückgewiesen oder verspottet hatte, schätzte Briec. Der Junge schien großen Spaß daran zu haben, Briecs Tochter in den Schmutz zu schubsen.
Annwyl, die auf dem Zaun gesessen und den Übungen zugesehen hatte, sah Talaith und rief sofort eine Pause aus.
»Iseabail, Tochter der Talaith. Geh und sage deiner Mutter auf Wiedersehen.«
Izzy ließ ihren Schild und die Lanze fallen und rannte zu den beiden hinüber. Für ein Mädchen, das den größten Teil des Vormittags Dreck gefressen hatte, sah sie überraschend glücklich aus. Talaith dagegen würde nicht glücklich sein, wenn ihr aufging, dass Izzys Jahr viel länger dauern würde. Das Mädchen hatte eindeutig seinen Weg gefunden.
»Gute Reise.« Izzy umarmte und küsste ihre Mutter. »Ich werde euch vermissen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um Briec zu umarmen und dankte ihm mit einem raschen Kuss auf die Wange.
»Izzy, bist du sicher …«
Izzy ächzte und umarmte ihre Mutter noch einmal. »Du hast mir ein Jahr versprochen, Mum.«
»Schon gut, schon gut. Also, denk daran, ich bin nur einen Gedanken weit entfernt. Wenn du mich für irgendetwas brauchst, kann Morfyd Kontakt zu mir aufnehmen. Wir werden nicht lange fort sein.«
»Lasst euch Zeit. Ich bin überzeugt, ihr zwei braucht ein bisschen Zeit für euch.« Sie zwinkerte Talaith zu, und Briec dachte, seine arme Gefährtin würde vor Verlegenheit aus der Haut fahren.
»Iseabail!«
Lachend ging Izzy zurück, bevor ihre Mutter ihr einen Klaps auf den Kopf geben konnte. »Ich mache nur Spaß.«
»Iseabail«, rief Annwyl. »Geh zurück auf den Platz.«
»Ich muss gehen. Kommt gut an.«
Izzy machte einen Schritt von ihr weg, aber Talaith hielt ihre Tochter am Arm fest. Briec stöhnte innerlich. Er hatte gedacht, dass er sie endlich überzeugt hätte, dass dies das Richtige war – irgendwann, nachdem er sie in der Nacht zum vierten Mal zum Höhepunkt gebracht hatte. Er hätte es besser wissen müssen.
»Mum« – Izzy sah über die Schulter zu all jenen, die auf ihre Rückkehr warteten – »bitte.«
Talaith holte tief Luft und sagte: »Der Junge, mit dem du kämpfst. Seine Schwäche ist die linke Seite. Schalte den kleinen Mistkerl am Knie aus.«
Mit einem kurzen Blick zu ihrer Mutter und dann zu Briec zuckte Izzy die Achseln. »Äh, also dann.« Sie lächelte. »Das werde ich tun.«
»Gut. Und jetzt los und viel Glück.«
Izzy nickte und ging. Sie war auf halbem Weg zum Übungsplatz, als sie umdrehte und zu ihrer Mutter zurückrannte. Sie warf sich in ihre Arme, und Briec hörte sie eindringlich flüstern, wobei sie ihre Mutter fest umarmte: »Ich liebe dich, Mum.«
Damit ließ sie Talaith los und rannte auf den Übungsplatz, wo sie sofort Ihre Lanze und den Schild aufnahm und von vorn begann.
Briec legte die Arme um seine Frau. Er spürte ihr Bedauern, aber auch ihren Stolz. Vor allem, als Izzy ihren Gegner rechts antäuschte, um ihm das linke Knie mit der Lanze wegzuschlagen. Schreiend ging er zu Boden.
»Lasst uns gehen, bevor ich sie da herausreiße.«
»Gute Idee.« Er nahm ihre Hand und ging in Richtung der Ställe. Erst als sie an den Ställen vorbei waren, fing sie an, sich zu wehren.
»Oh, Götter! Nicht wieder fliegen!«
»Ich habe gehört, du bist schon eifrig auf meiner Schwester geritten.«
»Den Satz will ich nie wieder von dir hören.«
»Du erwartest doch nicht von mir, dass ich zu Fuß zu meiner Höhle gehe, oder?«
»Aber es gibt Pferde!«
»Ich habe Pferde.«
»Ach ja?«
»Natürlich. Sie gehören zu meinen Lieblingsspeisen.«
»Jetzt versuchst du nur, mich zu ärgern!«
»Und funktioniert es?«
»Ja.«
»Gut. Dann ist meine Arbeit hier getan.«
Er schaffte es bis zur Lichtung, wo er sich rasch verwandelte, ohne sich die Mühe zu machen, seine Kleider auszuziehen, bevor Talaith versuchte, davonzulaufen. Gut, dass er so schnell war. Sein Schwanz fing sie gerade noch rechtzeitig ein.
Er hob sie hoch und ließ sie auf seinen Rücken fallen. »Mach es dir gemütlich, meine Liebe.«
»Ich hasse dich.«
»Merk dir das Gefühl, süße Talaith. Du wirst es brauchen, wenn ich dich in meiner Höhle habe und die ganze Nacht vögle.«
»Nur, damit wir uns richtig verstehen, Drache: Du bist eines meiner meistgehassten Wesen.«
Er drehte um und sah sie über seine Schulter hinweg an. »Aber du liebst mich doch. Oder, Talaith?«
Sie belohnte ihn mit einem warmen, schönen Lächeln. Und das war wirklich eine Belohnung. »Natürlich liebe ich dich. Du bedeutest mir alles, Briec.«
Er grinste. »Natürlich. Ich bin schließlich Briec der Mächtige.«
Sie lachte prustend, während sie es sich auf seinem Rücken bequem machte. »Ich bin direkt hineingelaufen, was?«
»Aye, meine süße Talaith. Das bist du auf jeden Fall. Wie in einen brutalen Hinterhalt auf einem schneebedeckten Berggipfel.«
Sie räusperte sich. »So etwas hast du tatsächlich einmal gemacht, oder?«
»Oh ja. Willst du, dass ich dir davon erzähle?«, fragte Briec, als er sich in die Luft erhob.
»Nein!«
»Na gut. Du musst nicht garstig werden. Wirst du auch noch so sein, wenn wir nach Hause kommen?«
»Ja. Das habe ich vor. Ich werde dir das Leben zur Hölle machen.«
»Wie kommst du darauf, dass du das nicht jetzt schon tust?«
»Vielleicht durch die Art, wie du meinen Namen stöhnst, o Arroganter.«
Er segelte an Bäumen vorbei, und Talaith bemerkte es nicht einmal, so beschäftigt war sie damit, mit ihm zu streiten. Gut. Bis sie zu Hause waren, würde sie so feucht und bereit für ihn sein, dass sie es vermutlich nicht einmal bis ins Bett schafften.
»Das ist kein Stöhnen, kleine Hexe. Es ist eher eine Beschwerde.«
»Ha! Die Kontrolle in dieser Beziehung hast du nur in deinen Träumen, mein Liebling.«
»Wir werden sehen, wer die Kontrolle hat, wenn ich dich zu Hause ans Bett fessle.«
»Dann musst du mich zuerst einmal fangen, Drache. Und ich bin ziemlich gut im Wegschleichen. Das ist eines meiner Talente.«
»Ich dachte, dich zu beschweren und dich zu verlaufen seien deine Talente … au! Zieh mich nicht an den Haaren!«
»Dann mach mich am besten nicht wütend, Briec der Arrogante.«
Briec lachte. »Und wo wäre dann der Spaß dabei, mein Schatz?«