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26Sie wachte auf, bewegte sich aber gute fünf Minuten lang nicht. So hatte man es sie gelehrt. Manchmal war es schlau, so zu tun, als wäre man tot oder bewusstlos, bis man genau wusste, wie schlimm die Lage war.
Keine Geräusche, abgesehen von einem Schnarchen. Einem relativ lauten Schnarchen. Das mussten wilde, blutdürstige Monster sein, die so laut schnarchten.
Talaith öffnete die Augen und sah sich in dem Raum um. Kerzen und ein offenes Feuer erleuchteten alles recht hübsch, ohne dass es in ihren Augen schmerzte.
Morfyd schlief auf einem Sessel, eingerollt wie eine Katze. Fearghus lehnte an der Wand und starrte an die Decke. Éibhear schlief auf dem Boden, Arme und Beine ausgestreckt. Sie beneidete die Frau nicht, die die nächsten achthundert Jahre neben ihm würde schlafen müssen. Überraschenderweise war er nicht derjenige, der schnarchte. Diese Ehre kam Gwenvael zu. Er saß in einem großen Sessel, die muskulösen, langen Beine vor sich ausgestreckt, den Kopf zurückgeworfen, und schnarchte wie ein riesiger Bär. Lächelnd wanderte ihr Blick zu der Gestalt ihrer Tochter. Izzy saß auf einer Bank am Fenster, die Beine hochgezogen, das Kinn auf die Knie gelegt. Sie war wach und starrte aus dem Fenster in die schwarze Nacht hinaus.
Und neben ihr saß Briec. Wie Izzy und Fearghus war auch er wach, aber er starrte Talaith an; wahrscheinlich wartete er darauf, dass sie ihn bemerkte. Arroganter Mistkerl.
Sie sahen sich schweigend an. Ausnahmsweise wusste Talaith, dass keine Worte nötig waren. Sie konnte alles, was sie wissen musste, an Briecs Gesicht ablesen. An der Art, wie er sie beobachtete und an seiner Erleichterung, als er sah, dass sie wach war.
»Mum?«
Talaith sah wieder zu Izzy hinüber und lächelte.
»Mum!« Das Mädchen kletterte von der Bank, warf sich aufs Bett und landete in Talaiths ausgestreckten Armen. Sie schloss ihre Tochter fest in die Arme und ließ das Mädchen an ihrem Hals weinen.
Morfyd stand auf. »Es ist gut zu sehen, dass du wach bist, Schwester.« Sie schubste Gwenvael an der Schulter. »Wach auf!«
Erschrocken fuhr Gwenvael hoch und schrie: »Ich habe sie nicht angerührt!«
Morfyd verdrehte die Augen und steuerte auf die Tür zu. »Du bist wirklich eine stete Quelle der Peinlichkeiten, kleiner Bruder. Fearghus, folge mir.«
Fearghus nickte Talaith zu und folgte seiner Schwester nach draußen. Gwenvael stand auf und streckte sich. »Talaith, meine Liebe!«
»Gwenvael, meine Nervensäge!«
Kichernd bückte er sich, packte eine von Éibhears Händen und schleppte den immer noch schlafenden Drachen aus dem Zimmer.
Endlich stand Briec auf. Mit einem Lächeln auf den Lippen ging er zur Tür und ließ Talaith dabei nicht aus den Augen. Er blieb im Türrahmen stehen, um sie noch einmal anzusehen, bevor er hinausging und leise die Tür hinter sich schloss.
»Izzy?« Talaith hielt ihre Tochter etwas von sich weg und sah sie eindringlich an. »Geht es dir gut?«
Mit tränennassen Wangen nickte sie.
»Bist du sicher?«
Sie konnte sich nicht an viel erinnern, nachdem sie mit Rhydderch Hael gesprochen hatte.
»Mir geht es gut, Mum. Wirklich.«
»Arzhela?«
Ein merkwürdiger Ausdruck flog über das Gesicht ihrer Tochter, war aber so schnell wieder verschwunden, dass Talaith sich nicht sicher war, ob es nur ein Spiel des flackernden Lichtes gewesen war. »Fort. Ich glaube nicht, dass sie wiederkommt.«
»Hat sie gelitten?«
»Ich glaube ja.«
Talaith zog Izzy wieder in die Geborgenheit ihrer Arme. »Gut. Das bringt mich zum Lächeln.«
»Mich auch, Mum. Mich auch.«
Annwyl lehnte sich in der Badewanne zurück und seufzte tief. Nun war sie doch erschöpft. Irgendwann zwischen ihrem Kampf mit dem letzten Bataillon und dem Verbrennen von Hamishs immer noch verwesenden und schreienden Überresten hatte sie die Energie verloren, weiterzukämpfen. Sie hatte ihre Männer aufräumen lassen und war mit ihrer Elitegarde zurück nach Garbhán geritten. Nachdem sie das meiste Blut am Brunnen bei den Ställen abgewaschen hatte und auch Violence vom geronnenen Blut befreit hatte, war sie in ihr Zimmer zurückgekehrt. Die Diener hatten ihre Badewanne gefüllt und waren rasch verschwunden. Sie wagten nicht, sie anzusehen, hauptsächlich wohl, weil sie gesehen hatten, wie sie vor wenigen Stunden den Rittersaal in Trümmer gelegt hatte.
Die Schlafzimmertür ging auf und Fearghus kam herein. Er sah sie ebenfalls nicht an. Er kam nur ins Zimmer, stellte eine Flasche Wein auf einen Beistelltisch am Fenster und machte sich daran, seine Kleider auszuziehen.
»Was ist das?« Annwyl deutete auf die Weinflasche.
Er würdigte sie kaum eines Blicks. »Das ist von Morfyd. Falls du es brauchst.«
Sie hatte im Kampf keine Wunden davongetragen. Zumindest nichts, was mehr als ein wenig von Morfyds Salben gebraucht hätte. Es sei denn, es war für ihr anderes »Problem«.
»Wie geht es Talaith?«
»Sie ist wach.«
»Gut.« Sie sollte sich vielleicht bei Talaith entschuldigen. Sie war sich nicht sicher, aber es konnte sein, dass sie einen Stuhl nach dem Kopf der Frau geworfen hatte. Und einen Tisch.
Fearghus ließ seine Kleider zu Boden fallen, wie es seine Art war. Sie erwartete, dass er ins Bett gehen würde, aber er kam zur Wanne herüber und sah auf sie herab.
»Du wirst mich doch nicht untertauchen, oder?«
Endlich lächelte er. »Mach mal ein bisschen Platz.« Sie tat es, und er setzte sich hinter sie, die Beine an beiden Seiten von ihr ausgestreckt. »Zurück.«
Sie lehnte sich an Fearghus’ Brust zurück.
»Fühlst du dich besser?«
»Jetzt, wo ich eine komplette Armee vernichtet und Hamishs verrottenden Leichnam in Brand gesteckt habe – geht es mir gar nicht so übel.«
»Gut.« Muskulöse Arme schlangen sich um sie, und Annwyl entspannte sich mit dem einzigen Wesen, in dessen Anwesenheit sie sich je würde entspannen können. »Wir haben Entscheidungen zu treffen, Schatz.«
»Ich weiß«, seufzte sie. »Ich weiß.«
»Bevor du mich kennengelernt hast, wolltest du da eine Familie? Kinder?«
»Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass ich so lange leben würde. Also habe ich nie darüber nachgedacht. Du?«
»Manchmal. Aber es hat mir keine schlaflosen Nächte bereitet. Ich weiß aber, dass ich nicht gern benutzt werde.«
Und das war auch Annwyls größtes Problem mit alledem. Götter, die sich einen Spaß mit ihrem Körper und mit ihrer und Fearghus’ Liebe füreinander erlaubten. »Aye. Das nervt mich auch.«
»Dennoch …«
»Dennoch was?«
»Stell dir die Kinder vor, die wir hätten.«
Das hatte sie den ganzen Tag lang getan, wenn sie gerade nicht tötete natürlich. »Verfluchte Albträume von Blagen – das hätten wir, Fearghus.«
»Aye.«
»Killer«, fügte sie hinzu.
»Zerstörer.«
»Kriegsherren.«
»Auf jeden Fall.«
»Was willst du mir also sagen, Drache?«
»Wir würden sie aufziehen, wie wir es für richtig halten. Es wären unsere, Annwyl.«
»Aye. Sie wären zum einen Teil Fearghus der Zerstörer und zum anderen Teil Annwyl die Blutrünstige. Zwei der brutalsten und bösartigsten Wesen der neueren Geschichte, wie mir neulich ein alter Zauberer sagte, der auf der Durchreise war.«
»Aye. Das sind wir.«
»Und willst du wirklich das unheilige Produkt unserer Vereinigung auf die Welt loslassen?«
»Nein, Annwyl.« Er strich ihre nassen Haare zur Seite. »Ich will das unheilige Produkt unserer Vereinigung auf sie loslassen.«
Annwyl versuchte, sich aufzusetzen, aber Fearghus hielt sie mit festem Griff in seinen Armen, während er ihren Hals küsste. »Das kann nicht dein Ernst sein, Fearghus.«
»Warum nicht«, murmelte er an ihrem Hals. »Sie spielen mit uns, Annwyl, und sie tragen das Risiko für das, was dabei herauskommt. Sie riskieren es zu verlieren.«
»Was willst du also sagen?«
»Ich will sie mit einem Ziel im Hinterkopf aufziehen. Einem Zweck.«
»Du willst, dass sie die Götter herausfordern?«
Fearghus antwortete ihr nicht, sondern küsste sie vom Hals abwärts zu den Schultern.
»Das kann nicht dein Ernst sein«, sagte sie noch einmal. Nein, nein. Das war falsch. Es hatte in der Vergangenheit nur wenige gegeben, die die Götter herausgefordert hatten. Manche hatten verloren. Manche hatten knapp überlebt. Und sehr wenige hatten je gewonnen.
»Das haben sie verdient.«
Annwyl rückte von Fearghus weg. Sie musste es. Seine Küsse brachten sie vollkommen aus dem Konzept. Sie drehte sich in der großen Wanne um, damit sie ihrem Gefährten ins Gesicht sehen konnte.
»Du willst, dass wir Göttermörder aufziehen?«
»Nein. Ich will Krieger aufziehen, die keine Angst haben, Götter herauszufordern.«
»Hast du den Verstand verloren, Drache?«
»Nein, ich habe nicht den Verstand verloren. Denk darüber nach, Annwyl. Sie werden schon jetzt gejagt – anscheinend von allen. Genau wie du. Wenn das auch der einzige Grund ist, so müssen wir zumindest dafür sorgen, dass sie sich verteidigen können. Und irgendwann uns, wenn wir alt und tatterig sind.«
»Fearghus …« – sie lächelte schwach – »du bist verrückt geworden.« Aber die Idee gefiel ihr immer besser. Obwohl sie wusste, wie falsch es war – es war ihr egal.
»Man wird sie fürchten«, beharrte er.
»Eher hassen.«
»Respektieren. Niemand wird sie je benutzen. Sie werden nicht getötet werden. Sie werden zu böse sein, um zu sterben.«
»Ich dachte, das sei dein Vater.«
Grinsend packte Fearghus sie um die Hüfte und zog sie auf seinen Schoß. Sie spürte, wie sein steifer Penis gegen sie drückte. »Stell dir vor, Annwyl«, neckte er sie, während er ihren Körper mit seinen Händen streichelte und mit seiner Zunge entflammte, »Nachwuchs, den sogar mein Vater fürchten wird.«
»Na, na, Drache«, stöhnte sie und bäumte sich auf, als er sich langsam in sie schob, »du versuchst doch nur, mich zu beschwatzen.«
Briec spürte ein Tippen auf seiner Schulter und zwang sich, die Augen zu öffnen. Izzy stand neben ihm.
»Ist alles in Ordnung, Izzy?«
»Oh ja. Alles ist gut. Ich wollte nur sagen, dass ich ins Bett gehe.«
Briec rieb sich die Augen und setzte sich auf. Sehr frühes Morgenlicht ergoss sich durch die Fenster. Er blickte an sich hinab und sah erleichtert, dass er am Vorabend so erschöpft gewesen war, dass er sich angezogen auf sein Bett fallen lassen hatte und sofort eingeschlafen war. Gut. Sonst hätte das eine sehr unangenehme Situation sein können. »Du gehst jetzt ins Bett?«
»Wir haben viel geredet letzte Nacht. Deshalb bin ich erschöpft.«
»Na gut.« Er wusste immer noch nicht, warum sie das Bedürfnis verspürte, ihm das zu erzählen.
»Also gehe ich jetzt in mein Bett und werde dort stundenlang schlafen. Ich habe Mum alleingelassen.«
»Izzy!«, lachte Briec.
Sie hob die Hände. »Ich wollte nur sichergehen, dass alle genau wissen, was los ist. Und was los ist, ist, dass ich ins Bett gehe – in mein Bett – und meine Mutter ganz allein gelassen habe.«
»Iseabail.«
Sie schenkte ihm das Lächeln, das ihn immer an Talaith erinnerte, küsste ihn auf die Wange und hüpfte zur Tür.
»Izzy?«
Sie blieb direkt an der Tür stehen und sah ihn über die Schulter an. »Ja?«
»Ich bin froh, dass du wieder da bist.«
»Ich auch – Daddy.« Sie zwinkerte ihm zu und ging. Er hatte altkluge Kinder immer gehasst … bis jetzt.
Nein, er würde definitiv stolz sein, dieses verrückte kleine Mädchen »Tochter« zu nennen. Sie passte jetzt schon perfekt in seine Sippe, und seine Mutter würde sie lieben … und zwar nicht als Mahlzeit.
Briec wälzte sich vom Bett und ging direkt in Talaiths Zimmer. Die Felldecken bis zum Kinn hochgezogen, schlief sie tief und fest. Das überraschte ihn nicht, bei allem, was sie in den letzten zwei Tagen durchgemacht hatte. Er wollte sie nicht wecken, ihr aber nahe sein, zog sich die Kleider aus und schlüpfte zu ihr ins Bett. Dann schlang er ihr die Arme um die Taille und schmiegte sich von hinten an sie.
»Izzy?«
»Das ist doch lächerlich«, knurrte er.
Sie warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Es hätte schlimmer sein können. Ich hätte Gwenvael sagen können.«
»Und mich zwingen, meinen eigenen Bruder zu töten.«
Sie war in Sicherheit. Sie war zu Hause. Sie hatte ihre Tochter. Und sie hatte den arrogantesten Drachen im Universum. Sie hatte ihren Briec.
Götter, ist das Glück, was ich da fühle? Nein, nein. Besser nicht infrage stellen. Das würde nur ins Chaos führen.
»Und was trägst du da?«, wollte Briec wissen.
»Ein Nachthemd. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich nackt herumlaufe, wenn meine Tochter dabei ist, oder?«
»Natürlich nicht. Aber sie ist in ihr Zimmer gegangen und schläft.«
Sie setzte sich auf, damit Briec ihr das Nachthemd ausziehen konnte, ohne es zu zerreißen, was er ansonsten sicher getan hätte. Sie runzelte die Stirn. »Woher weißt du das?«
»Weil sie zu mir kam, um mir zu sagen, dass sie ins Bett gehen wollte – ihr eigenes Bett – und viele Stunden schlafen.«
Talaith barg das Gesicht in den Händen. »Warum muss dieses Kind mich nur immer in Verlegenheit bringen?«
»Das war nicht ihre Absicht.« Briec warf das Nachthemd auf den Boden, gefährlich nahe am offenen Kamin. Er zog die Silberkette aus, die er um den Hals hatte, und gab sie ihr wieder. Und er passte auf, dass der Anhänger, als sie sie umlegte, direkt zwischen ihre Brüste und an ihr Herz fiel. »Sie will, dass du glücklich bist, Talaith. Und sie weiß, dass ich der Einzige bin, der das für dich tun kann.« Er drückte sie wieder zurück aufs Bett.
»Sag mir, Drachenlord, macht deine Arroganz auch mal Urlaub?«
»Nein. Dein Mund?«
Er sah auf ihren jetzt nackten Körper hinab und schnurrte. Nein, diese Reaktion von ihm würde sie nie satt bekommen. »Viel besser. Ich mag dich nicht in diesen Dingern.«
Briecs veilchenblaue Augen richteten sich auf ihr Gesicht. »Solange wir ein Bett teilen, und das wird für immer sein, wirst du so etwas nicht tragen.«
»Tja, zufällig mag ich ›so etwas‹ und werde es tragen, wann immer und wo immer ich … würdest du bitte deine Hände da herausnehmen, während ich dich anschreie!«
»Nein. Und jetzt heb die Hände über den Kopf. Ich glaube, ich werde dich ans Bett fesseln.«
»Nein, ich werde die Hände nicht heben! Und glaub bloß nicht, dass ich dir durchgehen lasse, was du mir angetan hast!«
»Ich habe dir nichts angetan« – er hob eine Augenbraue – »noch nicht.«
»Ach? Und was ist mit diesem … diesem Ding?« Sie zeigte in Richtung ihres Rückens. Sie und Izzy hatten eine Stunde damit verbracht, mehrere Spiegel so zu positionieren, dass sie das Mal gut sehen konnte, das Briec ihr eingebrannt hatte. Die schwarzen Umrisse eines Drachenkörpers erstreckten sich von ihrer rechten Schulter über ihren Rücken; sein Schwanz schlängelte sich verführerisch um ihre Hüfte, die Spitze zeigte direkt auf ihr Geschlecht – was sie sich heimlich ansah, als Izzy etwas zu essen und Wasser holte. Nachdem sie über den ersten Schock hinweg war, ihren Körper mit so liebevollen Details gebrandmarkt zu sehen, hatte sie Izzy gegenüber am Ende zugeben müssen: »Es ist furchtbar hübsch, was? Der Mistkerl hat seine Sache gut gemacht.«
Nicht, dass sie ihm das je sagen würde. Sein riesiges Ego nahm schließlich schon mehr als genug Platz in ihrem Bett ein.
Er zuckte die Achseln. »Ich habe dich in Besitz genommen.«
»Und?«
»Und was?«
Sie schubste ihn an der Schulter. »Du hast mich nicht gefragt!«
»Ich hatte zu dem Zeitpunkt andere Dinge im Kopf, wenn du dich erinnern willst. Abgesehen davon« – er grinste sie lüstern an – »hättest du Nein gesagt?«
Was für ein eingebildeter kleiner … »Möglicherweise.«
Er schnaubte und lümmelte sich gegen das Kopfende. »Versuch’s noch mal.«
»Du unausstehlicher …«
»Ich habe langsam genug davon. Komm« – er deutet auf seinen Schoß und seine stetig wachsende Erektion – »reite mich.«
»Nein.« Sie kniete sich hin und sah ihm ins Gesicht. »Wir sind noch nicht fertig.«
Sein lautes Seufzen schallte durch den ganzen Raum. »Was gibt es da zu diskutieren?«
»Du hast die Entscheidung für mich getroffen.« Er öffnete den Mund, aber sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Ich weiß, in dem Moment war alles außer Kontrolle, aber ich will, dass wir das jetzt klären. Falls ich bei dir bleibe …«
»Falls?«
Sie ignorierte seinen ungläubigen Aufschrei. »Falls ich bei dir bleibe, wird so etwas nicht noch einmal passieren. Niemand trifft mehr Entscheidungen für mich außer ich selbst. Wir können diskutieren und als Team zusammenarbeiten, aber weniger werde ich nicht akzeptieren. Wenn das ein Problem für dich ist, Briec der Arrogante, dann finden wir das besser jetzt heraus.«
Sie wartete auf seine Antwort, aber er starrte an die Decke.
»Also?«, drängte sie.
Er sah sie an. »Oh, hast du etwas gesagt?«
»Briec!« Sie boxte ihn gegen die Schulter.
Lachend schnappte er sie um die Taille und zwang sie auf den Rücken. Er legte sich auf sie und hielt sie mit seinem Gewicht fest, während er ihr ins Gesicht sah. »Glaubst du wirklich, ich will einen fügsamen, hirnlosen Weichling als Gefährtin? Die überlasse ich den Menschen.«
»Bist du sicher? Ich will nicht, dass du das drei-, vierhundert Jahre lang bereust.«
Er zog ein finsteres Gesicht, und sie wusste, dass sie zwei Monde vorher schreiend vor diesem Blick davongelaufen wäre. Jetzt dagegen spürte sie nichts als Lust. »Willst du mit mir streiten?«, knurrte er.
»Ja«, knurrte sie zurück.
»Für immer?«
»Ja.«
Briecs finsterer Blick wich einem sanften Lächeln. »Versprochen?«
Talaith strich ihm über die Wange. »Ja, Briec. Ich verspreche, dass ich den Rest meines Lebens damit verbringen werde, über alles mit dir zu streiten, egal über welches Problem, jeden Augenblick bis zum Ende unserer Tage.«
»Hör auf, Talaith.« Er küsste sie, bis er sie dazu gebracht hatte, gleichzeitig zu stöhnen und zu kichern. »Du machst mich wild mit deiner Wut und Feindseligkeit.«
Sie reckte sich zu ihm hinauf und flüsterte ihm ins Ohr: »Dann wirst du dich freuen, wenn ich dir sage, dass du deine verfluchten Finger von mir nehmen und verdammt noch mal aus meinem Zimmer verschwinden sollst.«