Lieber Leser,
als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal auf die herzzerreißende Geschichte von Daisy, Gräfin Warwick, stieß, rührte mich das Leid, das sie wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte erlitt. Das Schicksal ging nicht freundlich mit ihr um, denn als sie endlich die große Leidenschaft ihres Lebens gefunden hatte, war es für sie unmöglich, den Mann zu heiraten, ›den sie am liebsten in der ganzen Welt hatte‹. Ich wünschte damals, daß ich ihr den Mann hätte geben können, den sie so liebte.
Mit literarischer Freiheit und einem kleinen Eingriff in die Geschichte bietet ihr das vorliegende Buch – in Gestalt der Angela de Grae – das Glück, das sie verdiente. Daisy Warwick (Lady Brooke, ehe ihr Mann den Titel erbte) war eine bemerkenswerte Frau voller Unabhängigkeit und Geist. Sie wehrte sich gegen die Einengungen ihrer Epoche. Perfekt war sie nicht, sie machte auch Fehler – als Produkt ihrer Klasse und ihrer Erziehung. Doch von allen Frauen der oberen Zehntausend war sie die einzige, die die Ungleichheiten des Lebens ernsthaft in Frage stellte.
Sie schreibt in ihren Memoiren: »Wenn Sie meinen Nachruf verfassen, sollten Sie von einer Frau berichten, die sich lebhaft viele Dinge ausdachte, wie sie das menschliche Los verbessern könnte, während die Götter über ihre bescheidenen Anstrengungen einer gefangenen Seele lächelten, die nach einem Fluchtweg suchte.«
Am klarsten drückt sich Daisy Warwick in einem Gespräch aus, das sie 1896 führte. Damals fragte sie die Reporterin eines Frauenmagazins: »Wie stehen Sie dazu, daß man Frauen auch öffentliche Berufe ermöglicht?«
»Ich weiß nicht, warum die Menschen immer einen Unterschied zwischen Männern und Frauen treffen«, hatte Daisy geantwortet. »Es gibt bestimmte Menschen in unserem Land, die fähig sind und Geist haben und die Zeit, der Gemeinschaft zu dienen. Warum sollte man dann fragen, ob sie männlich oder weiblich sind? Wenn sie die Arbeit tun können, sollen sie sie tun. Frauen haben genug Widerstände gegen sich, ohne daß das andere Geschlecht auch noch diesen Einwand anführt. Ich bin nie auf Widerstände gestoßen, nur weil ich eine Frau war, wenn ich etwas tun wollte.«
»Außer, daß Sie in ihrer Dorfkirche nicht predigen dürfen«, hatte die Interviewerin eingeworfen. »Das wird Ihnen niemals gestattet sein.«
»Wer weiß?« hatte Daisy rasch geantwortet. »Wenn ich das tun will, dann wird sich vermutlich auch diese Tür öffnen.« Sie war eine Frau mit großem Optimismus.
Ich hoffe, Angela hat Ihnen gefallen. Ich finde, daß Kit Braddock der perfekte Mann für diese unabhängige Frau ist.
Mit besten Grüßen
Susan Johnson
P.S. Ich höre immer gern von meinen Lesern und Leserinnen. Wenn Sie eine Kopie meines Rundbriefes möchten, den ich zwischen den einzelnen Veröffentlichungen verschicke, bitte schreiben Sie an folgende Adresse:
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