Das Haus in der Faculty Row

Selbst ein Blick, der Welten umfaßt, kann von Tränen getrübt sein.

Arthur Deighton war über seinem Schreibtisch zusammengesunken und vergrub weinen den Kopf in den Armen.

Eine ferne Stimme schien zu wispern:

Seltsam. Du behandelst einige von ihnen wie Figuren in einem Spiel, doch andere wiederum liegten dir am Herzen. Das ist höchst amüsant, nehme ich an, und während ich daran gewöhnt bin, daß Regeln und Maßstäbe sich ständig ändern, werde ich nie die Regeln begreifen, nach denen du lebst, Arta Myrdhyn.

»Ich habe mir den Luxus erlaubt, ihn gernzuhaben, Titania. Sie alle.«

Du wirst langsam weich, alter Mensch. Schwach. Deine Sorge ist verschwommen, sinnlos. Ich finde dein Betragen ganz und gar nicht amüsant.

»Eines Tages werden meine Bemühungen weder verschwommen noch sinnlos sein.«

Leere Drohungen. Leere Versprechungen. Du weißt, was getan werden muß, doch du tust es nicht. Feigling. Verrückter, nutzloser Feigling. Jetzt hast du glücklich wieder eine Ausrede, um zu warten.

Arthur Simpson Deighton weinte, bis er keine Tränen mehr hatte.

Später, in Pandathaway: Gildehaus der Sklavenhändler

»Bei unserem Eintreffen waren sie alle tot, jeder einzelne von ihnen. Bevor wir zurückgeschlagen wurden, gelang es uns, einige von den Weibern der Melawei gefangenzunehmen; sie sind draußen und harren Eurer gnädigen Beachtung. Sie konnten es nicht sehen, aber sie berichten: Cullinane und eine Handvoll seiner Männer kämpften gegen hundert von unseren Leuten und siegten!«

»Alle tot? Alle?«

»Jeder einzelne. Der Strand war mit verwesenden Leichen übersät. Man konnte sehen, daß einige durch Schußwaffen umgekommen waren, andere in einer Explosion. Aber die anderen ... wir fanden welche, die man erdrosselt hatte, andere fanden den Tod durch eine Axt, wieder andere durch ein Schwert. Ich bereitete eine genauere Erkundung vor, als die Melawi angriffen - ja, mit Gewehren.«

»Beute von Ahrmins Truppe?«

»Ich weiß nicht, ob es unsere Waffen waren oder die Gewehre dieses verfluchten Cullinane.«

»Ahrmin, ein Dutzend Gildekrieger und hundert Söldner tot, die Melawi verfügen über Schußwaffen, und du sagst, das wäre noch nicht das Schlimmste?«

»Allerdings. Ich weiß, daß man in Holtun-Bieme zu glauben scheint, Karl Cullinane sei tot.«

»Willst du andeuten, daß er noch lebt?«

»Ich sage nur, daß niemand außer uns das hier gesehen hat. Wir fanden es an die Brust eines unserer Männer geheftet; man hatte ihn an den Füßen aufgehängt und abgeschlachtet wie eine Ziege. Wir sollten es finden; die Melawi griffen erst an, nachdem wir es entdeckt hatten.«

»Die Zeichen ganz unten scheinen die Unterschriften darzustellen. Es sind drei Symbole. Drei: eine Axt, ein Dolch, ein Schwert. Die Schrift ganz oben halte ich für dieses verfluchte Englits, das er spricht, aber hier könnt Ihr sehen, was man in Erendra nachgetragen hat.«

Er hielt ein Stück sonnengebleichtes Leder in die Höhe, worauf in Lettern aus dunklem, getrocknetem Blut einige Worte in einer fremden Sprache geschrieben standen, die sie nicht verstanden.

Doch unter den Worten, die sie nicht verstanden, hatte man - gleichfalls mit Blut - drei Worte in Erendra auf das Leder gemalt, die sie sehr wohl verstanden:

der Krieger lebt

ENDE