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Masago beobachtete von unten, wie Hitt und die beiden anderen
Delta-Force-Jungs sich den Sandstein-Hang hochschoben, sich
unmittelbar vor den Höhleneingang duckten und verteilten, um die
Leute da drin von drei Seiten unter Beschuss nehmen zu können. Das
war ein klassisches Manöver, ein bisschen übertrieben vielleicht,
wenn man bedachte, dass die Zielpersonen höchstwahrscheinlich
unbewaffnet waren.
Als sie in Position waren, erhob Hitt die Stimme; er sprach nicht besonders laut, aber mit einer stahlharten Autorität. »Sie dort in der Höhle. Sie sind uns zahlenmäßig und waffentechnisch unterlegen. Wir kommen jetzt rein. Keine Bewegung, und halten Sie die Hände so, dass wir sie sehen können.«
Masago musste gegen ein ungewohntes Gefühl nervöser Anspannung kämpfen.
Hitt richtete sich auf und lieferte sich damit den unsichtbaren Zielpersonen drinnen aus. Die anderen beiden verharrten geduckt und gaben ihm Deckung.
»So ist es gut. Hände hoch, über den Kopf. Niemandem wird etwas passieren.« Er gab den beiden anderen Jungs einen Wink, die sich ebenfalls aus ihrer Deckung erhoben.
Es war vorbei. Die drei Zielpersonen standen mit erhobenen Händen in der offenen Höhlenmitte.
»Gebt mir Deckung.«
Hitt trat an sie heran, klopfte sie ab und vergewisserte sich, dass sie nicht bewaffnet waren. Er sprach in sein Headset. »Sir, wir haben die Höhle gesichert. Sie können jetzt raufkommen.«
Masago legte die Hand auf die erste kleine Stufe, zog sich hoch, stand wenige Minuten später im Eingang der Höhle und musterte die drei jämmerlichsten Bastarde, die er seit langem gesehen hatte: den Mönch, Broadbent und seine Frau.
»Unbewaffnet?«
Hitt nickte.
»Durchsuchen Sie alle noch einmal. Ich will alles sehen, was sie bei sich tragen. Alles. Legen Sie es hier vor mir in den Sand.«
Hitt nickte einem seiner Jungs zu, der sofort begann, das klägliche Grüppchen zu durchsuchen. Zum Vorschein kamen eine Taschenlampe, Brieftaschen, Schlüssel, ein Führerschein, alles sorgfältig im Sand aufgereiht. Der Rucksack des Mönchs enthielt eine leere Wasserflasche, ein paar leere Blechdosen und anderen Camping-Kram.
Als Letztes kam etwas ans Licht, das der Mönch in seiner Kutte verborgen hatte.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte der Soldat und hielt es hoch.
Ohne mit der Wimper zu zucken, befahl Masago: »Bringen Sie es mir.«
Der Junge reichte es ihm. Masago starrte auf den gezackten Reißzahn, drehte ihn um, wog ihn in der Hand.
»Sie.« Er deutete auf den Mönch. »Sie müssen Ford sein.«
Der Mönch nickte kaum merklich.
»Vortreten.«
Der Mönch trat einen Schritt vor.
Masago hielt den riesigen Zahn hoch. »Sie haben ihn also gefunden. Sie wissen, wo er ist.«
»Allerdings«, erwiderte der Mönch.
»Sie sagen mir sofort, wo er ist.«
»Ich bin der Einzige, der über diese Information verfügt. Und ich sage kein Wort, ehe Sie mir nicht einige Fragen beantwortet haben.«
Masago zog seine Beretta aus dem Halfter und legte auf Ford an. »Reden Sie.«
»Sie können mich mal.«
Masago schoss, und die Kugel zischte knapp an Fords Ohr vorbei. Der Mönch zuckte nicht mit der Wimper.
Masago ließ die Waffe sinken. Der Mann würde sich nicht einschüchtern lassen – das war ihm nun klar.
»Wenn Sie mich töten, werden Sie den Dinosaurier nie finden. Niemals.«
Masago lächelte dünn. »Also schön – Sie haben eine Frage.«
»Warum wollen Sie den Dinosaurier?«
»Er enthält hochgefährliche, infektiöse Partikel, die Bio-Terroristen als Waffe einsetzen könnten.« Er sah zu, wie der Mönch diese Erklärung verdaute. Mehr würde er nicht sagen: Er wollte dem Einsatzbefehl nicht widersprechen, den er an die Männer ausgegeben hatte.
»Der Name Ihrer Abteilung?«
»Das wäre schon die zweite Frage.«
»Dann gehen Sie doch zum Teufel«, sagte der Mönch.
Masago trat blitzschnell einen Schritt vor und rammte dem Mönch die Faust in den Solarplexus; der Mann kippte in den Sand wie ein Sack Zement. Masago machte einen großen Schritt über ihn hinweg, während der Mönch hustete, sich auf die Knie wälzte und seine Hände sich krampfhaft in den Sand gruben beim vergeblichen Versuch, sich aufzurichten.
»Der Dinosaurier, Mr. Ford: Wo ist er?«
»Wasser … bitte …«
Masago hakte seine Wasserflasche aus dem Gürtel und schüttelte sie verführerisch. »Wenn ich den exakten Fundort des Dinosauriers erfahren habe.« Er schraubte den Deckel ab und beugte sich über den zitternden Mönch, der sich kaum auf Händen und Knien halten konnte.
Der Mönch explodierte wie eine zustoßende Schlange. Seine Hand flog aus dem Sand – sie hielt eine Waffe. Bevor Masago reagieren konnte, hatte Ford den linken Arm um seinen Hals geschlungen und ihn zurückgerissen. Masago spürte, wie ihm der Lauf der Waffe ins Ohr gerammt wurde, und die Arme waren ihm so auf den Rücken gedreht, dass er seine Beretta nicht erreichen konnte.
»Also«, sagte Ford und benutzte Masago wie einen Schild, als er sich an die Soldaten wandte, »dieser Mann wird uns allen jetzt erzählen, was hier wirklich los ist – oder er ist tot.«