»Diesmal Hook oder ich«
MERKWÜRDIGE Dinge passieren uns alen auf unserem Weg durchs Leben, ohne daß wir eine Zeitlang überhaupt merken, daß sie passiert sind. Zum Beispiel entdecken wir plötzlich, daß wir auf einem Ohr taub sind seit wer weiß wie langer Zeit, aber mindestens, sagen wir, seit einer halben Stunde.
Nun hatte Peter in dieser Nacht eine ähnliche Erfahrung gemacht. Wir haben ihn zuletzt gesehen, als er über die Insel schlich, einen Finger an den Lippen und den Dolch gezückt. Er war dem Krokodil begegnet, ohne daß ihm etwas aufgefallen wäre, aber nach und nach wurde ihm klar, daß es nicht getickt hatte.
Zuerst war ihm das nicht ganz geheuer, aber dann zog er den einzig richtigen Schluß: Die Uhr war abgelaufen.
Ohne einen einzigen Gedanken daran zu verschwen-den, was diese arme Kreatur wohl empfand, nachdem sie so plötzlich ihren treuesten Gefährten verloren hatte, erkannte Peter gleich, wie er diese Katastrophe zu seinem Vorteil nutzen könnte. Und er beschloß zu ticken, damit die wilden Tiere ihn ungehindert durchließen in dem Glauben, er sei das Krokodil. Er tickte hervorragend – mit unvorhergesehenem Erfolg. Das Krokodil hörte das Ticken auch und lief ihm gleich hinterher. Ob mit dem Vorsatz wiederzubekommen, was es verloren hatte, oder bloß in dem Irrglauben, daß es selber wieder tickte, wird nie sicher zu ergründen sein, denn wie alle, die einer fixen Idee hinterherrennen, war das Krokodil ein dummes Vieh.
Peter gelangte ohne einen Zwischenfal an den Strand und lief einfach immer weiter. Er bewegte sich im Wasser, als hätte er gar nicht wahrgenommen, daß er sich in einem anderen Element befand, und als er so schwamm, hatte er nur noch einen Gedanken: »Diesmal Hook oder ich.« Er hatte so lange getickt, daß er nun weiter tickte, ohne zu wissen, daß er tickte. Hätte er’s gewußt, dann hätte er aufgehört, denn mit Hilfe des Tickens an Bord zu gelangen, diese Idee – diese geniale Idee – wäre ihm nicht gekommen.
Im Gegenteil, er glaubte, er wäre mucksmäuschenstill an Bord geklettert, und es verblüffte ihn, daß die Piraten sich vor ihm duckten, und Hook mit ihnen – so bleich, als hätte er das Krokodil gehört.
Das Krokodil! Erst als er das Ticken bemerkte, erinnerte er sich. Zuerst glaubte er, das Geräusch käme tatsächlich vom Krokodil, und drehte sich rasch um.
Dann begriff er, daß er selber tickte, und blitzartig erfaßte er die Lage. Wie schlau von mir, dachte er und gab den Jungen ein Zeichen, daß sie ihm nicht applau-dieren sollten.
Genau in diesem Augenblick erschien Ed Teynte, der Steuermann, auf dem Vorschiff und kam näher. Jetzt, lieber Leser, guck auf die Uhr. Peter stieß mächtig zu.
John drückte dem unseligen Piraten die Hand auf den Mund, um das Todesstöhnen zu ersticken. Er fiel vornüber. Vier Jungen fingen ihn, damit er nicht laut aufschlug. Peter gab das Signal, und das Aas wurde über Bord befördert. Ein Platscher. Dann Stille. Wie lang hat das gedauert?
»Nummer eins!« (Slightly hatte zu zählen begonnen.) Peter entging nichts, Peter war auf dem Sprung.
Gerade noch rechtzeitig verschwand er in der Kajüte, denn mehr als ein Pirat rappelte sich auf und fand den Mut, sich umzuschauen. Sie hörten jetzt ihren eigenen schweren Atem, und dabei fiel ihnen auf, daß dieses andere schrecklichere Geräusch nicht mehr da war.
»Es ist weg, Käptn«, sagte Smee. »Alles wieder ruhig.«
Langsam steckte Hook seinen Kopf aus dem Kragen und lauschte so angestrengt, daß er selbst das Echo eines Tickens noch gehört hätte. Kein Laut war zu vernehmen, und entschlossen richtete er sich zu seiner vollen Größe auf.
»Über die Planke!« rief er mit eiserner Stimme; jetzt haßte er die Jungen mehr als je zuvor, denn sie hatten ihn schwach gesehen. Er sang das verbrecherische Lied: »Ahoi, ahoi, die Planke steht Zum Todessprung bereit, Und wer über die Planke geht, Geht in die Ewigkeit.«
Um die Gefangenen noch mehr zu verschrecken (das war freilich unter seiner Würde), tanzte er auf einer imaginären Planke und schnitt beim Singen Grimassen, und dann rief er: »Wollt ihr noch ein paar mit der Peitsche, bevor ihr über Bord geht?«
Da fielen sie auf die Knie. »Nein, nein«, schrien sie so erbärmlich, daß alle Piraten grinsten.
»Hol die Peitsche, Jukes«, sagte Hook, »sie ist in der Kajüte.«
Kajüte! Peter war in der Kajüte! Die Kinder starrten sich an.
»Ay, ay«, sagte Jukes fröhlich und stolzierte los. Sie folgten ihm mit den Augen, sie merkten kaum, daß Hook schon wieder sang, und seine Hunde mit ihm: »Ahoi, ahoi, die Peitsche tut, wenn sie dich trifft, nicht weh.
Im Gegenteil, sie tut dir gut …«
Wie die letzte Zeile lautet, werden wir nie erfahren, denn plötzlich wurde das Lied von einem schrecklich schril en Schrei unterbrochen. Er drang aus der Kajüte durchs ganze Schiff und verstummte. Dann war ein Krähen zu hören. Die Jungen wußten gleich Bescheid, aber für die Piraten war das noch gespenstischer als der Schrei.
»Was war das?« rief Hook.
»Nummer zwei«, sagte Slightly feierlich.
Der Italiener Cecco zögerte einen Augenblick, dann schwang er sich in die Kajüte. Verstört kam er wieder zum Vorschein.
»Was ist los mit Jukes, du Hund?« zischte Hook und stürzte sich auf ihn.
»Mit ihm is los, daß er tot is. Erstochen«, antwortete Cecco mit hohler Stimme.
»Bill Jukes tot!« riefen die verschreckten Piraten.
»Die Kajüte is finster wie’n Kellerloch, aber da is was drin, was kräht«, sagte Cecco, und es klang irgendwie blöd.
Der Jubel bei den Jungen, die niedergeschlagenen Blicke der Piraten – Hook sah beides.
»Cecco«, sagte er hart, »geh zurück und hol mir diesen Kikeriki!«
Cecco, der Tapferste der Tapferen, fiel vor dem Kapitän auf die Knie und rief: »Nein, nein!« Aber Hook sah nur seine Klaue an und fragte nachdenklich: »Hast du gesagt, du willst nicht, Cecco?« Cecco warf verzweifelt die Arme in die Luft und ging. Alle lauschten, und wieder kam ein Todesschrei und wieder dieses Krähen.
Keiner sprach, nur Slightly sagte: »Nummer drei.«
Mit einer Handbewegung winkte Hook die Seinen wieder zu sich. »Mord und Pulverfaß«, donnerte er, »wer bringt mir diesen Kikeriki?«
»Erst soll Cecco rauskommen«, brummte Starkey, und die anderen stimmten ihm bei.
»Hast du gesagt, du meldest dich freiwillig, Starkey?«
fragte Hook und streichelte den Haken.
»Zum Donnerwetter: nein!« rief Starkey.
»Mein Haken sagt aber: ja!« Hook ging auf ihn zu.
»Ich frage mich, Starkey, ob es nicht ratsam wäre, dem Haken zu gehorchen.«
»Lieber will ich hängen, als daß ich da hineingehe«, sagte Starkey störrisch, und wieder stimmte ihm die Mannschaft bei.
»Meuterei?« fragte Hook ganz ungewöhnlich liebenswürdig. »Starkey, der Rädelsführer!«
»Gnade, Käptn«, wimmerte Starkey; jetzt schlotterte er am ganzen Leib.
»Gib mir die Hand, Starkey«, sagte Hook und streckte ihm die Klaue entgegen.
Starkey schaute sich nach Hilfe um, aber al e guckten weg. Als er weglaufen wollte, folgte ihm Hook, und jetzt war der rote Funke in seinem Auge. Mit einem verzweifelten Schrei sprang der Pirat auf die Kanone und stürzte sich ins Meer.
»Nummer vier«, sagte Slightly.
»Und nun?« fragte Hook höflich. »Denkt einer von den Gentlemen noch an Meuterei?« Er griff nach einer Laterne und hob seine Klaue mit einer drohenden Ge-bärde. »Ich hole diesen Kikeriki persönlich«, sagte er und lief in die Kajüte.
»Nummer fünf.« Slightly hätte es so gern gesagt. Er feuchtete sich die Lippen und hielt sich bereit. Aber Hook taumelte wieder heraus – ohne die Laterne.
»Irgend etwas hat sie ausgeblasen«, sagte er etwas unsicher.
»Irgend etwas!« echote Mullins.
»Was ist los mit Cecco?« wollte Noodler wissen.
»Er ist so tot wie Jukes«, sagte Hook kurz.
Sein Widerwille, zur Kajüte zurückzukehren, machte auf die Männer einen schlechten Eindruck, und sie wurden wieder rebellisch.
Alle Piraten sind abergläubisch, und Cookson rief: »Es heißt, wenn einer mehr an Bord ist als ausgemacht, dann ist das Schiff verflucht. Dann ist der Teufel an Bord.«
»Ich hab gehört«, brummte Mullins, »daß zum Schluß immer der Teufel kommt. Hat er einen Schwanz, Käptn?«
»Es heißt«, sagte ein anderer und schaute Hook tückisch an, »wenn er kommt, dann kommt er in Gestalt des übelsten Burschen an Bord.«
»Hat er einen Haken, Käptn?« fragte Cookson anzüglich, und einer nach dem anderen riefen sie: »Das Schiff ist verdammt.« Da konnten die Kinder nicht länger an sich halten und brachen in Jubel aus. Hook hatte seine Gefangenen fast vergessen, aber als er sich jetzt nach ihnen umdrehte, strahlte sein Gesicht wieder.
»Jungs«, rief er der Mannschaft zu, »ich habe eine Idee. Macht die Kajütentür auf und schickt sie hinein.
Sie sollen um ihr Leben kämpfen mit diesem Kikeriki.
Wenn sie ihn töten, um so besser für uns, wenn er sie tötet, auch gut.«
Zum letztenmal bewunderten die Piraten ihren Kapitän, und ergeben führten sie seinen Befehl aus. Die Jungen, die so taten, als wehrten sie sich, wurden in die Kajüte gestoßen, dann fiel die Tür hinter ihnen zu.
»Pst, seid still«, rief Hook, und alle lauschten. Aber keiner traute sich, nach der Tür zu sehen. Nur eine: Wendy, die die ganze Zeit an den Mast gefesselt stand.
Sie wartete nicht auf einen Schrei und auch nicht auf das Krähen, sie wartete darauf, daß Peter sich wieder zeigte.
Sie mußte nicht lange warten. In der Kajüte hatte er gefunden, was er gesucht hatte: den Schlüssel, der die Kinder von ihren Handschellen befreite. Jetzt schlichen sie hinaus, mit Waffen, die sie gerade fanden. Erst machte Peter ihnen ein Zeichen: Sie sol ten sich verstecken. Dann schnitt er Wendys Fesseln durch, und danach hätten sie mühelos verschwinden können. Aber etwas hielt sie zurück, der Schwur: »Diesmal Hook oder ich.« Als Peter Wendy befreit hatte, flüsterte er ihr zu, sie solle sich mit den anderen verstecken, und er selber stellte sich an den Mast und zog ihren Mantel über; man sollte ihn für Wendy halten. Dann holte er tief Luft und krähte.
Für die Piraten hieß das: Alle Jungen liegen tot in der Kajüte, und das versetzte sie in Panik. Hook versuchte, sie aufzumuntern, aber wie die Hunde, zu denen er sie gemacht hatte, zeigten sie ihm die Zähne, und er wußte: Wenn er sie aus den Augen ließ, würden sie ihn anfallen.
»Jungs«, sagte er, bereit, zu schmeicheln oder zuzu-schlagen, wie es gerade käme; jedenfalls wich er keinen Schritt zurück. »Jetzt weiß ich es. Wir haben einen bösen Geist an Bord.«
»Nein, Jungs, nein, es ist ein Mädchen. Noch nie hat eine Frau den Piraten Glück gebracht. Wenn sie weg ist, ist alles in Ordnung.«
Manche erinnerten sich, daß dies ein Spruch von Flint gewesen war. »Na ja, probieren wir’s«, sagten sie zweifelnd.
»Schmeißt das Mädchen über Bord«, rief Hook, und sie stürzten sich auf die Gestalt im Mantel.
»Jetzt, mein Fräulein, kann dich keiner mehr retten«, zischte Mullins höhnisch.
»Doch«, erwiderte die Gestalt.
»Wer ist das?«
»Peter Pan, der Rächer!« rief der Junge und warf den Mantel weg. Da wußten alle, daß es Peter war, der in der Kajüte gewütet hatte; zweimal versuchte Hook zu sprechen, und zweimal mißlang es ihm. In diesem fürchterlichen Augenblick, glaube ich, brach sein wildes Herz.
Schließlich rief er (aber ohne Über-zeugung): »Haut ihn in Stücke.«
»Los, Jungs, immer drauf!« tön-te Peter, und schon im nächsten Augenblick hörte man auf dem Schiff nur noch das Klirren der Waffen. Hätten die Piraten gemeinsam zugeschlagen, dann hätten sie sicher gewonnen, aber der Angriff überraschte sie, als sie vereinzelt herumstanden. Sie rannten kopflos hin und her, schlugen wild um sich, und jeder dachte, er sei der letzte Überlebende der Mannschaft. Mann für Mann waren die Piraten die Stärkeren, aber sie kämpften gar nicht, und die Jungen konnten sie paarweise jagen und sich die Beute aussuchen. Einige von den Schurken sprangen ins Meer, andere versteckten sich in dunklen Ecken, aber Slightly stöberte sie auf. Er kämpfte nicht, sondern lief mit einer Laterne herum und hielt sie den Piraten ins Gesicht, die dann, vom Licht geblendet, den Degen der anderen Jungen zum Opfer fielen. Außer dem Waffenlärm war nicht viel zu hören, gelegentlich ein Schrei oder ein Platschen – und Slightly, der eintönig weiterzählte: »Nummer fünf – sechs – sieben – acht – neun – zehn – elf.«
Ich glaube, alle waren schon erledigt, als ein Haufen wilder Jungen Hook umstel te. Sein Leben schien durch einen Zauber geschützt. Sie hatten seine Hunde zur Strecke gebracht, aber dieser Mann war eine einzige Herausforderung für sie alle. Immer wieder griffen sie ihn an, und immer wieder verschaffte er sich einen klaren Abstand. Eben hatte er einen Jungen mit dem Haken hochgehoben
und benutzte ihn als Schild, als ein anderer sich in das Getümmel stürzte und rief: »Die Degen weg, Jungs, dieser Mann gehört mir!« So standen Hook und Peter sich plötzlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
»Also, Pan«, sagte Hook endlich, »das ist alles dein Werk.«
»Ay, James Hook, das ist al es mein Werk.«
»Stolzer, unverschämter Jüngling«, sagte Hook, »rüste dich für deinen Untergang.«
»Unheilvol er, finsterer Mann«, antwortete Peter, »das ist dein Verhängnis.«
Ohne weitere Worte begannen sie den Kampf, und für eine Weile war keine Klinge im Vorteil. Peter war ein hervorragender Degenfechter und parierte mit verblüffender Geschwindigkeit. Einige Male benutzte er Finten, machte er Ausfäl e, gegen die sein Feind machtlos war. Aber weil er eine kürzere Reichweite hatte, konnte er die Klinge nicht ins Ziel bringen. Hook, kaum weniger brillant, aber nicht ganz so flink, drängte ihn zurück und hoffte, ein schnel es Ende herbei-zuführen mit einem besonderen Stoß, den er vor langer Zeit von John Silver gelernt hatte. Aber zu seinem Erstaunen ging dieser Stoß immer wieder daneben. Dann versuchte er, den Kampf mit dem eisernen Haken zu beenden. Aber Peter wich aus, machte einen kühnen Vorstoß und durchbohrte ihm die Rippen. Beim Anblick seines eigenen Blutes, dessen merkwürdige Farbe (erinnerst du dich?) ihm unerträglich war, fiel Hook der Degen aus der Hand.
Nun war er Peters Gnade ausgeliefert.
»Jetzt!« riefen die Jungen. Aber mit großer Gebärde forderte Peter den Gegner auf, seinen Degen wieder aufzuheben. Das tat Hook sofort – aber mit dem unbe-haglichen Gefühl, daß Peter »guten Stil« bewiesen hatte.
Bisher hatte Hook geglaubt, er kämpfe mit irgendeinem Feind, aber nun kamen ihm Zweifel.
»Pan, wer und was bist du?« rief er heiser.
»Ich bin die Jugend, ich bin die Freude«, antwortete Peter auf gut Glück. »Ich bin ein kleiner Vogel, der aus dem Ei geschlüpft ist.«
Das war natürlich Blödsinn, aber für den unglücklichen Hook war es der Beweis, daß Peter nicht im geringsten wußte, wer oder was er war – was bekanntlich der Gipfel guten Stils ist.
»Weiter!« rief er verzweifelt.
Er kämpfte wie ein Dreschflegel, und jeder Hieb dieses schrecklichen Degens hätte jeden, der ihm in die Quere kam, entzweigehauen. Aber Peter flatterte um ihn herum, als bliese ihn der Wind, den der Degen selber machte, aus der Gefahrenzone. Und immer wieder schoß er vor und stach zu.
Hook kämpfte jetzt hoffnungslos. Diese feurige Brust kannte nur noch eine Sehnsucht, bevor sie erlosch: einmal zu sehen, wie Peter schlechten Stil bewies.
Er verließ den Kampfplatz, rannte ins Pulvermagazin und steckte es in Brand.
»In zwei Minuten«, rief er, »fliegt das Schiff in die Luft.«
Jetzt, jetzt, dachte er, wird der wahre Stil sich zeigen.
Aber Peter kam aus dem Pulvermagazin mit der Bombe in der Hand und warf sie seelenruhig über Bord.
Welchen Stil zeigte Hook selber? Die Jungen flogen jetzt um ihn herum und spotteten und lachten, und er taumelte über Deck und schlug kraftlos um sich. Sein Geist war schon in einer anderen Welt.
James Hook, du nicht ganz unheroische Gestalt, leb wohl!
Denn jetzt kam sein letzter Augenblick.
Als er sah, wie Peter mit gezücktem Dolch auf ihn zuflog, sprang er auf die Reling und wollte sich ins Meer stürzen. Er wußte nicht, daß das Krokodil auf ihn wartete. Das wollten wir ihm ersparen. Wir haben die Uhr nämlich absichtlich angehalten: ein kleines Zeichen des Respekts am Ende.
Er hatte einen letzten Triumph, den wir ihm, denke ich, gönnen sollten. Als er auf der Reling stand und sah, wie Peter durch die Luft schwebte, forderte er ihn mit einer Geste auf, seinen Fuß zu benutzen. Da gab ihm Peter einen Tritt und stach nicht zu.
So hatte sich am Ende Hooks Sehnsucht doch erfüllt.
»Schlechter Stil!« rief er hämisch und stürzte zufrieden ins Krokodil.
So ging Hook dahin.
»Siebzehn«, frohlockte Slightly, doch die Zahl stimmte nicht ganz. Fünfzehn büßten mit dem Tod für ihre Ver-brechen, aber zwei erreichten das Ufer: Starkey wurde von den Rothäuten gefangen und als Kindermädchen für die kleinen Indianer benutzt; Smee zog durch die Welt und verdiente seinen unsicheren Lebensunterhalt mit der Behauptung, er sei der einzige, den James Hook gefürchtet habe.
Wendy hatte natürlich nicht mitgekämpft, sie hatte Peter mit leuchtenden Augen zugeschaut. Aber jetzt, wo alles vorüber war, wurde sie wieder die Hauptperson.
Sie lobte alle gleichermaßen und brachte sie in Hooks Kajüte zu Bett.
Bloß Peter nicht. Der stolzierte auf Deck herum, bis er an der Seite von Long Tom endlich einschlief. In dieser Nacht hatte er einen seiner Träume, und er weinte lange im Schlaf, und Wendy hielt ihn ganz fest.