Hewlett-Packard

10

»Sechs Schwestern«, sagte Chastity eine Weile später fast ehrfürchtig. »Ich dachte immer, zwei wären schon eine Menge.«

»Mir hätten zwei genügt«, sagte Douglas und blieb vor einer schmiedeeisernen Bank mit Aussicht auf Serpentine stehen. »Sollen wir uns eine Weile setzen?«

Chastity setzte sich erleichtert. Sie hatten während Douglas' Bericht einen langen Weg zurückgelegt. Also ... von Verstoßen werden konnte bei ihm keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. Er war vom Moment seiner Geburt an mit Liebe und Aufmerksamkeit verwöhnt worden. Und es gab auch keine Erklärung für seine Geldknappheit, da er aus einer vermögenden und geadelten Familie entstammte. Sie war dem Geheimnis seines plötzlichen Umzuges in die Londoner Slums keinen Schritt näher gekommen, noch viel weniger dem Grund seiner Suche nach einer reichen Frau.

»Was geht Ihnen jetzt durch den Kopf?«, fragte er.

»Ich möchte Ihnen eine sehr persönliche Frage stellen und suche nach den richtigen Worten«, sagte sie offen.

»Ach.« Er schaute sie mit einem Lächeln in den schwarzen Augen an. Die kalte Luft hatte ihre Nasenspitze gerötet, und er verspürte den absurden Wunsch, diese zu küssen. Lächerlich natürlich. »Und warum fragen Sie nicht einfach? Ich finde, dass dies meist der unkomplizierteste Weg ist, persönlich zu werden. Es vermeidet zumindest Missverständnisse.«

Chastity strich ihren Rock über den Knien glatt und ging die Sache indirekt, aber von jenem Blickwinkel an, der sie vor allem interessierte. »Ich fragte mich, warum Sie keine Frau oder Verlobte erwähnten. Es muss doch eine Frau in Ihrem Leben gegeben haben.« Sie beobachtete seine Miene, ängstlich, dass Mr. Hyde sich wieder zeigen würde, falls sie einer unsichtbaren Grenze zu nahe gekommen war.

Douglas war klar, dass er die Frage hätte erwarten müssen. Sie war völlig natürlich in einem Gespräch, bei dem es um die Wahrheitsfindung ging. Er versuchte eine Ausflucht und sagte mit etwas verlegenem Auflachen: »Meine Liebe, ich bin von Frauen umgeben. In meinem Leben gibt es mehr Frauen, als einem Mann zumutbar ist.«

»Sie wissen, was ich meine. Ich sprach nicht von Schwestern oder Müttern. Waren Sie je verheiratet, oder planten Sie eine Ehe?« Sie lehnte sich mit Entschiedenheit zurück. »Direkter kann ich nicht sein.« Und jetzt wollen wir mal sehen, wie Sie darauf antworten, Dr. Mitgiftjäger.

Nun, die Ausflucht hatte nichts genützt, aber eigentlich hatte er es auch nicht erwartet. »Nein, wirklich nicht«, gab er ihr Recht. »Um ehrlich zu sein, verschwendete ich nicht viel Gedanken daran. Ich war viel zu beschäftigt.« Ehe sie das Thema weiter verfolgen konnte, sagte er rasch: »Und jetzt die Retourkutsche, Miss Duncan. Wie steht es mit Ihnen? Einen Ehemann sehe ich nirgends, gibt es aber einen Verlobten? Einen besonders engen Freund ... Viscount Brigham beispielsweise?«

Chastity schüttelte den Kopf und fand sich mit ihrer Niederlage ab. Er würde einer oberflächlichen Bekanntschaft nicht enthüllen, was er einer professionellen Ehevermittlung anvertraut hatte. »Nein, niemanden Besonderen. Ich habe viel Freunde beiderlei Geschlechts, aber ...« Sie zuckte mit den Schultern. »An meinem Horizont kann ich keine Ehe entdecken.« Plötzlich knurrte ihr Magen zu laut und hartnäckig, um ignoriert zu werden. Sie waren nun schon viel länger unterwegs als eine halbe Stunde. »Ich bin hungrig wie ein Wolf«, gestand sie überflüssigerweise und schnupperte prüfend.

Ein aromatischer, satter Duft wurde ihnen zugeweht, und gleich darauf vernahm man das Klingeln und den lauten Ausruf des fliegenden Händlers, der seine Waren anpries. »Heiße Stückchen ... heiße ... kommen Sie, und holen Sie sich eines. Steak-und-Nieren-Stückchen ...«

»Ein Pie-Mann«, rief Chastity aus und sprang auf. »Wo ist er nur?«

»Er kommt den Weg entlang«, stellte Douglas fest, der mit ihr aufstand. »Mal sehen, was er anbietet.« Er winkte dem Händler zu, der ein volles Tablett auf einem dicken runden Kissen auf seinem Kopf balancierte.

»Was wollen der Herr, die hübsche Dame?«, sagte der Mann gut gelaunt, schwang das Tablett herunter und stellte es auf die Bank. Sein Angebot ruhte auf einem Rost über einer Lage heißer Holzkohle. »Einen hübschen Muffin oder ein saftiges Stückchen Steak-und-Nieren ... genau richtig für einen kalten Tag.«

Douglas sah Chastity an, der das Wasser im Mund zusammenlief. Sie deutete auf einen Pie mit goldener Kruste. »Diesen«, entschied sie.

Der Mann wickelte das Stück in einen Bogen Zeitungspapier und überreichte es ihr. »Für mich auch«, sagte Douglas und griff in die Tasche nach Münzen. Er gab dem Mann einen Shilling und nahm seine Pie. Chastity hatte sich bereits wieder gesetzt und biss mit Genuss in die heiße, knusperige Kruste, sehr darauf bedacht, dass die Soße aus dem saftigen Inneren ihr nicht übers Kinn lief.

Douglas lachte und griff in die Tasche, um ein großes, frisches Taschentuch herauszuziehen. »Serviette, gefällig, Madam?« Er präsentierte sie ihr schwungvoll.

»Danke«, murmelte sie mit vollem Mund, nahm das angebotene Tuch und wischte ihr Kinn ab. »Es ist herrlich, obwohl man sich bekleckert.«

Sie aßen rasch und wortlos. Es war keine Mahlzeit, die einem Gespräch förderlich war, aber schließlich knüllte Chastity die Zeitung zusammen und seufzte befriedigt. »Das war herrlich.«

»Und wie«, stimmte er in ihr Lob ein. Er nahm ihr das Papier ab und warf es mit seinem in einen Abfallkorb. »Darf ich das Taschentuch zurückhaben? Danke.« Er nahm es und wischte sich Hände und Mund ab, ehe er es in die Tasche steckte. Eine Schneeflocke schwebte ins Gras zu seinen Füßen, dann noch eine.

»Im Dezember ist ein Essen alfresco einigermaßen ungewöhnlich«, bemerkte er. »Gehen wir lieber zurück. Ich möchte ja nicht, dass Sie auf der Bank anfrieren.«

»Nach dem Essen ist mir wärmer«, sagte Chastity, stand aber auf und steckte die Hände in den Muff. Sie hatte viel über seine Familie erfahren, kannte jedoch noch immer nicht die Antwort auf die wichtigste Frage. Bereute er den Entschluss, sich ihr anzuvertrauen, und hoffte er, sie hätte den Grund für diesen kleinen Ausflug vergessen?

Sie gingen in Richtung Cumberland Gate, und nach ein paar Schritten sagte sie direkt: »Sie wollten mich über den gestrigen Nachmittag aufklären.«

Douglas hatte gehofft, die Schilderung seiner Familiengeschichte hätte das andere Thema in Vergessenheit geraten lassen. Er genoss ihre Gesellschaft wie schon unlängst am Abend und wollte diese leichte und freundschaftliche Unbefangenheit erhalten. Erstaunt und enttäuscht merkte er, dass es für ihn wichtig war, ob sie jetzt falsch auf das reagierte, was er ihr anvertraut hatte, und ihre plötzlich aufkeimende Vertrautheit damit beendet wäre. Nun konnte er sie nicht mehr als verwöhnte, privilegierte Dame der Gesellschaft abtun. Etwas hatte seine Einschätzung verändert, und er hatte keine Ahnung, was es war. Doch plötzlich war es ihm sehr wichtig, dass er ihre Reaktion auf seine Klinik und seine Patienten missdeutet hatte und dass sie nicht den instinktiven und jähen Abscheu gezeigt hatte, den er automatisch erwartete und daher voraussetzte.

Es wäre so viel einfacher, ihr nichts zu sagen und somit keine falsche Reaktion zu riskieren, doch als er in ihre entschlossene Miene blickte, den festen Zug um den vollen Mund sah, die blitzenden Lichter in den Tiefen ihrer braunen Augen, wusste er, dass sie ihn an sein Versprechen erinnern würde. Nun denn. »Fanden Sie es ungewöhnlich, dass ich eine Praxis in den Slums habe?«, fragte er.

»Ja, natürlich. Sie sagten, Sie hätten eine in der Harley Street.« Sie war stehen geblieben und schaute zu ihm auf. In ihren Augen lag eine Mischung aus Neugierde und Wachsamkeit. Schnee bestäubte ihren Hut, und die Straußenfeder sah schon etwas mitgenommen aus.

»Gehen Sie weiter«, sagte er, nahm ihren Arm und drängte sie weiter. »Beantworten Sie mir eines, Chastity: Können Sie sich vorstellen, warum ein Arzt sich entscheidet, diesen Menschen zu helfen?«

Chastity furchte die Stirn. Es handelte sich hier um eine Art Prüfung, und sie hatte das Gefühl, dass sehr viel davon abhing, diese zu bestehen. »Jemand muss es tun«, sagte sie. »Nur weil sie arm sind, heißt das ja nicht, dass sie nie krank werden ... ganz im Gegenteil, nach allem, was ich sah.«

»Und was meinen Sie, welche Art Arzt sie haben sollten?«

Chastitys Stirnrunzeln wurden tiefer. Sie fühlte sich wie bei einem Verhör. Mit gesenktem Kopf beobachtete sie ihre Füße, die über eine dünne Schneeschicht auf dem Rasen gingen. »Einen approbierten, nehme ich an«, sagte sie. »Gibt es denn noch andere?«

»Unqualifizierte.«

»Ach.« Sie glaubte, erfasst zu haben, um was es ging.

»Ich kann mir nicht denken, dass dies eine Sparte der Medizin ist, die sich bezahlt macht.«

Er lächelte, doch war es eher ein verbittertes als humorvolles Lächeln. »Nicht nur das, Medikamente sind nicht billig.«

»Ach«, sagte sie wieder und dachte daran, wie sie gesehen hatte, dass fast alle Patienten mit irgendeiner Arznei aus dem Sprechzimmer gekommen waren. Mit einem Mal begriff sie. »Um sie zu behandeln, muss man sie mit Heilmitteln versorgen.«

»Und um das zu tun, brauche ich eine zweite Einkommensquelle«, erklärte er.

Chastity spitzte die Lippen zu einem stummen Pfiff totalen Verständnisses. »Daher die Harley Street.«

»Daher die Harley Street.«

Chastity runzelte die Stirn noch mehr und zog die geschwungenen Brauen zusammen, als ob sie überlegte, was dies bedeutete. Schließlich fasste sie zusammen: »Wollen Sie damit sagen, dass diesen armen Teufeln in Earl's Court Ihre erste Sorge gilt, Douglas? Dass Sie die Reichen nur behandeln, um den Armen helfen zu können?«

»Im Grunde genommen verhält es sich so.« Er konnte nicht beurteilen, wie sie wirklich auf seine Enthüllung reagierte, doch gefiel ihm die Art, wie sie die Sache aus allen Blickwinkeln betrachtete und wie sie überlegte, ehe sie etwas sagte.

Jetzt schaute sie zu ihm empor, und in ihren Augen lag ein warmes Licht. Ihr schöner Mund formte ein Lächeln so aufrichtiger Freude und Sympathie, dass es sein Herz zum Erklingen brachte.

Sie zog ihre Hand aus dem Muff und ließ sie in seine gleiten. »Douglas, das ist wundervoll, wirklich großartig.« Sie spürte deutlich ein unangenehmes Prickeln, als sie daran dachte, wie er ihr missfallen hatte und wie abfällig sie sich zu ihren Schwestern über ihn geäußert hatte. Er war ein guter Mensch. Ein wirklich guter Mensch. Gewiss, er war sonderbar und arrogant und wich keinem Streit aus. Das milderte aber nicht ihr Wissen, dass sie sich geirrt hatte, schrecklich geirrt. Da sein ganzes Mitgefühl den Bedürftigen galt, war es ganz natürlich, dass er reiche Hypochonder mit besonders kritischem Blick sah. Ebenso natürlich war es, dass er eine reiche Frau brauchte, um seine Mission ausführen zu können.

Und sie würde ihm eine verschaffen.

Douglas lächelte und umfasste ihre Hand fester. »Jetzt verstehen Sie, warum ich Sie bat, dies vertraulich zu behandeln.«

»Das verstand ich immer. Ich verstand aber nicht, was Sie dort taten. Sie hatten nicht den Eindruck erweckt, ein Mann mit menschenfreundlichen Ambitionen zu sein.«

»Ich glaube nicht, dass diese großartige Beschreibung auf mich zutrifft«, sagte er. Er sah auf seine Uhr. »Wir müssen eine Droschke nehmen. Um drei habe ich einen reichen Patienten, und zahlende Kunden soll man nicht warten lassen.«

»Nein, vermutlich nicht.« Chastity zog ihre Hand zurück. Plötzlich fröstelte sie trotz des warmen Mantels und griff nach hinten, um den Kragen hochzustellen.

Douglas nahm den dicken Schal ab, den er trug, blieb stehen und drehte sie zu sich, um den Schal um ihren Hals zu wickeln und die Enden in den Halsausschnitt ihres Mantels zu stecken. Seine Bewegungen waren flink und geschickt, während sich seine Stirn vor Konzentration in Furchen legte. Er zog den Mantel an ihren Schultern zurecht und strich ihn mit einer Geste glatt, die zu verweilen schien. Und dann beugte er den Kopf und küsste sie ganz leicht auf die Nasenspitze. Chastity wurde gewahr, dass sie den Atem anhielt, während sie versuchte, so zu tun, als geschähe es nicht. Er hob den Kopf und lachte auf sie hinunter.

»Ihr armes Näschen ist vor Kälte ganz rot. Ich wünschte mir schon eine Zeit lang, es zu wärmen«, sagte er.

»Aber das ist nicht die anständige Art und Weise, es zu tun«, gab sie zurück und rückte von ihm ab, als sie unwillkürlich mit der behandschuhten Handfläche ihre Nase rieb. Ein warmes Prickeln lief ihr über den Rücken, sein Duft und die Wärme seiner Haut hafteten an dem Schal um ihren Hals, und die Röte ihrer Wangen rührte nicht allein von der Kälte her.

»Ich dachte mir, es könnte trotzdem helfen«, sagte er mit einem Schmunzeln, das keine Spur Bedauern enthielt, drehte den Kopf und stieß auf zwei Fingern einen Pfiff aus, der einer Droschke galt. Er öffnete die Tür für Chastity, die einstieg, ehe er die Möglichkeit hatte, seine Hände um ihre Taille zu legen. Dann setzte er sich ihr gegenüber.

»Ich vergaß ganz, dass Sie hilfreiche Hände nicht mögen«, sagte er breit lächelnd.

»Was ich nicht mag, sind übertrieben vertrauliche hilfreiche Hände«, berichtigte sie mit gespielter Arroganz, die ihr nicht ganz gelang. Douglas grinste nur, und Chastity empfand einen Anflug von Ärger, der ihre harmonische Stimmung von vorhin verfliegen ließ.

»Eine Frage haben Sie mir nicht beantwortet«, ließ sie nicht locker und kniff die Augen zusammen. »Warum waren Sie zu mir so schroff? Da steckte doch mehr dahinter als der Umstand, dass ich über Ihr Geheimnis stolperte, oder?«

Er musterte sie. Ihr Mund blieb unbewegt, doch hätte er geschworen, dass zwischen den goldenen Pünktchen in ihren braunen Augen Funken tanzten. Sie wollte eine Antwort. Und er hatte eine. Doch war es eine, von der er ziemlich sicher annahm, dass Miss Duncan sie nicht schätzen würde.

»Es ist eine Gewohnheit«, sagte er.

Sie starrte ihn an. »Eine Gewohnheit? So ungehobelt zu sein? Eine Gewohnheit? Das also ist es? Eine andere Erklärung haben Sie nicht?« Ihr Ton war ungläubig und stachelte ihn genügend an, um ihm die Wahrheit zu entlocken.

»Na schön«, sagte er knapp. »Wenn Sie es unbedingt wissen müssen ... Ich knüpfte eine Vermutung an Ihre Reaktion, und weil diese Vermutung mich wütend machte, ließ ich meine Wut leider an Ihnen aus.«

»Was für eine Vermutung?« Sie beugte sich vor, um seine Miene besser beobachten zu können.

Er seufzte. »Ich bin so sehr daran gewohnt, bei den Frauen meiner Familie Vorurteile hervorzurufen - eigentlich bis zu einem gewissen Grad bei fast allen Menschen meiner Umgebung - dass ich annehmen muss, die Leute im Allgemeinen und Frauen im Besonderen seien selbstgefällig, voreingenommen und denkfaul.«

»Wie bitte?« Chastity blieb der Mund offen stehen. Sie starrte ihn an, bis sie merkte, dass ihr Mund offen stand, als hätten ihre Kiefermuskeln versagt. Hastig klappte sie ihn zu. »Frauen im Besonderen«, echote sie. »Arroganter, voreingenommener und gedankenloser geht es wohl nicht. Sie wagen von Selbstgefälligkeit und Denkfaulheit zu reden ... Allmächtiger.« Sie stieß in heftigem und hörbarem Widerwillen den Atem durch die Lippen aus. »Arzt, hilf dir selbst.«

Ein winziges Lächeln berührte Douglas' Mund und ließ die Mundwinkel zucken. Lachen tanzte in den schwarzen Augen. »Mea culpa«, sagte er und warf die Hände in einer Geste der Niederlage in die Höhe. »Hätte ich geahnt, dass ich eine geborene Kämpferin damit reize, hätte ich auf meine Worte geachtet.«

»Sie hätten darauf geachtet, sie aber nicht berichtigt«, konterte sie.

»Ich gebe zu, dass jede Regel Ausnahmen hat«, gestand er ernst, wobei sein Ernst leider von dem fortgesetzten Lächeln in Augen und Mund Lügen gestraft wurde. »Wie auch nicht, wenn ich mich selbst in Gesellschaft einer solchen befinde?«

Chastity bemühte sich, ihre würdige Entrüstung beizubehalten, doch hatte sein Lächeln etwas an sich, dass es ihr unmöglich machte. Es war ein sehr anerkennendes Lächeln mit nur einem Anflug reuiger Erkenntnis in den Tiefen. Unwillkürlich verzogen sich ihre Lippen amüsiert nach oben. »Für diese spezielle Regel gibt es mehr als nur eine Ausnahme«, sagte sie. »Ich glaube, Sie kennen meine Schwestern.«

»O ja.« Er nickte. »Zwar konnte ich mich mit keiner der beiden ausführlich unterhalten, doch bin ich sicher, dass es sich um sehr intelligente, analytische und zu tiefem Denken befähigte Frauen handelt.«

Chastity verschränkte die Arme. »Sie haben The Mayfair Lady gelesen. Was ist mit den Frauen, die für das Blatt schreiben? Sind die denkfaul, selbstgefällig, voreingenommen?«

»Wahrscheinlich nicht«, musste er zugeben. »Aber einige Artikel darin wenden sich an Frauen dieses Typs. Das müssen Sie zugeben.«

Chastity ließ diese Antwort durchgehen. Es war einfacher, als sich daran zu erinnern, dass sie und ihre Schwestern sehr oft Ansichten, die jenen des Doktors glichen, über die Damen geäußert hatten, die die Mehrheit ihrer Leserschaft bildeten. »Und was ist mit den Suffragetten?«, fragte sie herausfordernd. »An ihnen und ihrem Ziel ist nichts selbstzufrieden.«

»Nein.«

»Und was halten Sie von der Sache? Sollen Frauen das Stimmrecht bekommen?«

Sie merkte, dass ihr Ton nun schärfer war, als unterzöge nun sie ihn einer Prüfung.

Douglas, dem das nicht entging, ahnte, dass dies ein Thema war, das Miss Duncan sehr am Herzen lag. Ebenso klar war, auf welcher Seite des Zaunes sie stand. »Im Prinzip bin ich nicht dagegen«, formulierte er vorsichtig.

»Aber in der Praxis sind Sie es.« Sie lehnte sich mit einem leisen Seufzer zurück, der zu sagen schien: >Ich wusste es ja.<

»Nein, nein, Moment.« Er hob gebieterisch den Finger. »Eine höchst komplizierte Frage. Die meisten Frauen, die ich kenne, wollen das Stimmrecht gar nicht und wüssten nicht, was sie damit anfangen sollten. Meine Mutter und meine Schwestern fühlen sich in ihrer ureigenen Sphäre einflussreich genug, und sie sind es in der Tat.«

»In ihrer eigenen Sphäre«, sagte Chastity. »Das ist genau das übliche Argument. Frauen haben ihre Welt und Männer die ihre. Und nie werden die zwei aufeinander treffen. Allen ist klar, welche der beiden die mächtigere und bedeutendere ist«, setzte sie hinzu, wobei sie dachte, dass sie allmählich so belehrend klang wie Constance. Meist konnte sie beide Seiten eines jeden Themas sehen, aber aus irgendeinem Grund bewirkte Douglas Farrell, dass sie einseitig argumentierte.

»Ich glaube, wir sollten uns darauf einigen, dass wir in diesem Fall uneins sind«, bot Douglas an. »Ich bin nicht gegen die Idee an sich, würde nur zögern, sie in die Praxis umzusetzen, ehe die Mehrzahl der Frauen nicht die Bildung und Fähigkeit erlangt haben, über die häusliche Sphäre hinaus zu denken und sich für weiter reichende Themen zu interessieren, die bislang Domäne der Männer waren.« Er hatte geglaubt, eine diplomatische Formulierung gefunden zu haben, seine Begleiterin war jedoch nicht dieser Meinung.

»Kein Wunder, dass Sie eine Ehe nicht erstrebenswert finden«, bemerkte sie mit verwirrend einschmeichelndem Ton. »Wie könnten Sie auch - Sie, mit Ihrem überholten und voreingenommenen Frauenbild? Und ich könnte mir denken, dass eine Frau, die Ihren hohen Anforderungen entspricht, vermutlich einen Mann wenig anziehend findet, der eine so geringe Meinung von ihrem Geschlecht im Allgemeinen hat.« Wie um das Ende des Gespräches anzuzeigen, verschränkte sie die Arme.

Douglas kratzte sich am Nasenflügel. »Und ich hatte gehofft, wir stünden am Anfang einer viel versprechenden Freundschaft«, sagte er. »Bin ich so wenig besserungsfähig, so unsympathisch, dass ich mich als Freund nicht qualifizieren kann, Miss Duncan?«

»Sie sind mir nicht unsympathisch«, protestierte Chastity. »Es sind nur Ihre Ansichten, die ich nicht mag.«

»Ach, das ist alles.« Es hörte sich erleichtert an. »Ich bin aber sicher, diese ändern zu können.«

»Würden Sie diese ändern, wären Sie nicht mehr derselbe Mensch«, wandte sie unwidersprochen ein, als der Wagen vor ihrem Haus anhielt.

Douglas sprang hinaus und reichte ihr förmlich die Hand beim Aussteigen. Er bezahlte den Kutscher und begleitete sie zu den Eingangsstufen.

»Hier, ich muss Ihnen Ihren Schal zurückgeben«, sagte Chastity und zog den langen Schal aus dem Mantel heraus.

»Erlauben Sie.« Er griff zu und wickelte ihn ihr vom Hals. Dabei ließ es sich nicht vermeiden, dass sie sehr eng nebeneinander auf der obersten Stufe standen und sie seinen warmen Atem auf der Wange spürte. »Also«, sagte er und hielt beide Enden fest, während der Schal noch um ihren Hals lag. »Sind wir Freunde, Miss Duncan?«

»Ja, natürlich.«

Er beugte sich über sie und berührte ihren Mundwinkel mit seinem. Es war der Kuss eines Freundes, von der Art, wie sie sie mit vielen Männern ausgetauscht hatte. Doch dann geschah etwas. An den Enden des Schals ziehend, zog er Chastity näher zu sich, und nun lag sein Mund voll auf ihrem. Ihre Augen waren geschlossen, und gegen allen Willen und alle Vernunft erwiderte sie den Druck seiner Lippen, hob ihre Hände auf seine Schultern und hielt ihn fest. Plötzlich trennten sie sich jäh, blieben wie betäubt wortlos stehen und starrten einander an.

Chastity legte ihre behandschuhte Hand an den Mund, ohne den Blick von Douglas zu wenden, der reuig lächelte. »Eine Besiegelung der Freundschaft«, sagte er. Es klang nicht sehr überzeugt.

Chastity nutzte den eröffneten Weg. »Ja«, sagte sie. »Freundschaft. Natürlich.« Sie hob den Schal über den Kopf und reichte ihn Douglas. »Ach, nun haben wir Weihnachten gar nicht besprochen.«

»Nein.«

Chastity sprach rasch und in sachlichem Ton. »Wir alle - zumindest meine Schwestern und ich - nehmen am Heiligen Abend den Zug um vier von Waterloo aus. Am besten wäre es, wenn Sie mit uns fahren. Es sei denn, Sie kommen lieber am Christtag, doch glaube ich nicht, dass es da viel Züge gibt.«

»Ich wäre entzückt, Sie und Ihre Schwestern am Weihnachtsabend zu begleiten«, sagte er und neigte den Kopf.

»Kommen Sie mit Kammerdiener?«

Das brachte ihn zum Lachen, und die verlegene Stille fand ein Ende. »Liebe Chastity, wie können Sie nach allem, was zur Sprache kam, annehmen, dass ich einen Kammerdiener habe?«

»Douglas, ich musste erfahren, dass Sie nicht immer sind, was Sie zu sein scheinen«, sagte sie in einem überlegenen Ton, den sie nicht durchhalten konnte. Auflachend schüttelte sie den Kopf und suchte in ihrer Tasche nach dem Schlüs-sei. »Nein, natürlich erwartete ich nicht, dass Sie einen Diener mitbringen, aber fragen musste ich.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, warum«, sagte er, nahm ihr den Schlüssel ab und steckte ihn ins Schloss. Die Tür schwang auf.

»Danke«, sagte sie. Zwischen ihnen knisterte es, und sie huschte an ihm vorbei durch den Eingang. Er streckte die Hand aus und strich mit dem Handrücken leicht über die Rundung ihrer Wange, eine flüchtige und doch zutiefst intime Berührung.

»Bis später, Chastity«, sagte er und reichte ihr den Schlüssel, als Jenkins aus den Schatten der Halle auftauchte.

»Danke für die Pie«, sagte Chastity und dachte sich, wie albern sich das anhörte. Rasch trat sie ein und schloss fest die Tür.

Douglas war wie benommen, als er sich auf den Weg in die Harley Street machte. Was eben geschehen war, entzog sich seinem Begriffsvermögen. Seit Marianne war er einer Beziehung zu einer Frau seines gesellschaftlichen Niveaus ausgewichen und hatte nichts vermisst. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer, ist ein wahrer Spruch, überlegte er, als er die Treppe zu seiner Suite in der zweiten Etage hochstieg. Seit er seine Arbeit in den Elendsvierteln von Edinburgh begonnen hatte, hatte er seine Energien, emotionale wie physische, für die Armen und Elenden verwendet, die alles brauchten, was er zu geben hatte. Er hatte sich eine Geliebte gehalten, eine angenehme, anspruchslose Person, die glücklich war, dass er ihre Miete bezahlte und sie als Gegenleistung für die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse großzügig versorgte. Doch hatte sie - an Gefühlsaufwand ebenso wenig interessiert wie er - ohne ein Wort der Klage zu einem anderen Beschützer gewechselt, als Douglas Edinburgh verließ.

Er hatte die Stadt erst verlassen, nachdem er eine gut funktionierende Klinik mit von ihm selbst ausgebildeten tüchtigen Mitarbeitern, männlichen wie weiblichen, aufgebaut und größtenteils aus persönlichen Mitteln finanziert hatte. Dann war er auf der Suche nach Neuland, das es zu erobern galt, nach London gezogen. Da seine Mittel jedoch nur zur Erhaltung einer einzigen Klinik reichten, brauchte er die Harley Street und eine reiche Frau. In seinem Leben war nur Platz für eine ehrliche Vernunftehe, für ein Arrangement, in dem Höflichkeit und Rücksichtnahme herrschten, das aber romantischer Liebe samt ihren Lockungen und Fallstricken keinen Raum bot. Eine Tändelei mit der Ehrenwerten Chastity Duncan, die ihn nur von seinem Ziel ablenken würde, stand nicht auf seinem Plan.

Als er sah, dass die Tür zu seiner Praxis offen war, runzelte er erstaunt die Stirn. Eine Sprechstundenhilfe hatte er noch nicht, und der Termin war erst in einer halben Stunde. Er trat ein und rief: »Hallo?«

»Ach, Dottore, Dottore.« Laura della Luca trat aus dem Sprechzimmer in das Wartezimmer, in den Armen Stoffproben. »Ich probierte eben ein paar Ideen aus. Der Hausmeister ließ mich ein, als ich ihm sagte, ich würde mit Ihnen an der neuen Einrichtung arbeiten.«

»Ach.« Der Hausmeister kann über sein Weihnachtstrinkgeld ein Kreuz machen, dachte Douglas mit berechtigtem Ärger. Er wollte nicht, dass diese Frau, dass irgendjemand in seinen Privaträumen wie selbstverständlich aus und ein ging. Fairerweise musste er dem Hausmeister zugestehen, dass sie dessen etwaige Einwände vermutlich hinweggefegt hatte wie ein Straßenfeger den Marktmüll von Covent Garden.

»Ich dachte mir, das wäre besonders passend für das Wartezimmer, Dottore«, plapperte Laura weiter. Sein Schweigen und das Ausbleiben einer Begrüßung schien sie nicht zu bemerken. Sie hielt ein Stück geblümten Chintz hoch. »Stellen Sie sich das auf den Sesseln vor. Ich habe mich auf die Suche nach Sitzgelegenheiten gemacht und in einem reizenden kleinen Laden in Kensington ein paar tiefe Armsessel gefunden, die sich mit diesem Material sehr gut machen würden. Wir müssten Schabracken anfertigen lassen, damit man die Beine nicht sieht ... Beine sind bei Sesseln so vulgär, finden Sie nicht?«

»Aber sehr nötig, möchte man meinen«, sagte Douglas trocken.

»Ja, nötig schon, natürlich.« Sie wedelte diesen kleinen Einwand ab. »Aber wir müssen unseren Blick doch nicht mit schnöden Notwendigkeiten belasten, oder, Dottore?« Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Finger. »Und das hier müsste sich hübsch an den Fenstern machen, natürlich mit passenden Bändern zurückgehalten und von einem gerüsch-ten Querbehang gekrönt.« Sie zeigte ihm wieder ein Stück Chintz, das genauso aussah wie das erste.

Douglas starrte es an. »Ist das nicht dasselbe?«

»Nein, nein ... Männer haben kein Auge dafür. Sehen Sie, das Muster ist anders, und die Farben unterscheiden sich. Dies hier hat einen goldenen Grund, das andere einen blauen.«

»Ach so.« Douglas nickte und dachte an das Haus in der Park Lane. Gold und Blau herrschten ebenfalls dort vor, ließen das Haus aber nicht aussehen wie ein Teehaus auf dem Land.

»Und darunter nehmen wir für die Fenster diesen herrlichen zarten Spitzenvorhang.« Laura hielt triumphierend ein Stück weißer Spitze hoch. »Stellen Sie sich das vor, Dottore. Stellen Sie sich das nur vor!« Sie eilte an eines der hohen vornehmen Fenster, hielt mit der einen Hand die weiße Spitze daran und mit der anderen den Chintz. »Süß und wunderhübsch.«

»Ja«, äußerte Douglas matt. Süß und wunderhübsch. Lieber Gott, süß und wunderhübsch, und das im Wartezimmer eines Arztes! Er würde zum allgemeinen Gespött seiner Zunft werden.

»Und kleine vergoldete Tischchen«, sprach sie eilends weiter. »Ich habe die Richtigen gefunden. Für jeden Sessel einen, dachte ich mir - zur Bequemlichkeit.« Sie breitete die Arme weit aus. »Und dazu noch Blumenbilder an den Wänden, damit die Mühseligen und Beladenen von einer Atmosphäre der Schönheit und Sanftheit umfangen werden.«

Wie das Boudoir einer alten Dame, dachte Douglas. Aber er wollte nicht unhöflich sein ... Das würde ihm bei seiner Werbung nicht förderlich sein. Wenn er lächelte, nickte und sich fügte, würden die Dekorationspläne schließlich ein natürliches Ende erleiden.

»Warten Sie ab, bis Sie sehen, was ich für Ihr Sprechzimmer plane«, sagte Laura verheißungsvoll und ging ihm gestikulierend voraus. »Hier hängen wir als Sonnenschutz vor die Fenster die gleiche Spitze, dafür müssen aber goldfarbene Seitenteile mit Tapetenmuster und roten Quasten her - und rotes Leder auf die Schreibtischfläche. Dazu könnte ich mir Stühle mit roter Lederpolsterung vorstellen. Und unbedingt einen Teppich in vielen Farben ... Rot, Blau, Gold. Das wäre perfekt.« Sie nickte entschieden. »Stellen Sie sich das vor, Dottore.«

Douglas empfand lediglich leises Grauen. Er würde seine Patienten in einem Raum untersuchen, der an ein Bordell erinnerte. Er räusperte sich und überlegte, wie er sie taktvoll ablenken sollte. Sie aber fuhr ungehemmt fort:

»An den Wänden stelle ich mir italienische Gemälde vor. Sie sind unübertrefflich, da nichts über italienische Kunst geht. Natürlich keine Kopien, deshalb muss ich mich sehr sorgfältig umsehen. Billig wird das nicht sein, Sie werden es aber nicht bereuen.«

Wieder räusperte Douglas sich. »Meine Mittel sind nicht unbegrenzt, Signorina.«

Laura tat seinen Einwand mit einer lässigen Handbewegung ab. »Ach, ich werde für Sie feilschen. Wir Italiener können das sehr gut. Keine Angst, Dottore, für mich ist das eine Kleinigkeit.«

»Das ist sehr gütig von Ihnen, Miss della Luca ... Laura ..., sich diese Mühe zu machen, aber leider ...«Er sah auf seine Uhr. »In zehn Minuten erwarte ich einen Patienten und muss noch einige Vorbereitungen treffen.«

»Ach ja, natürlich. Der viel beschäftigte Arzt. Da möchte ich nicht stören.« Sie begab sich zurück ins Wartezimmer und sammelte die überall herumliegenden Stoffmuster ein. »Aber Sie können eine Praxis nicht richtig aufbauen, ohne das richtige Ambiente zu schaffen. Kann man sich den Leibarzt des Königs in so schäbiger Umgebung vorstellen? Nein, keinesfalls.« Wieder lachte sie auf.

»Leibarzt des Königs?«, wiederholte er verständnislos. Wie kam sie nur darauf?

Lachend tippte sie ihm auf die Schulter. »Ehrgeiz, Dottore. Wir alle müssen Ehrgeiz haben, und Ihren kann ich Ihnen von den Augen ablesen.«

Eine Blinde, was das Erkennen von Charakteren betrifft, dachte Douglas, der sein starres Lächeln beibehielt. Allmählich bekam er das Gefühl, als sei es fest zementiert. Vielleicht würde es ihm für ewig bleiben?

»Diese Dinge müssen Sie mir überlassen«, sagte sie mit energischem Nicken. »Sie haben andere Sorgen, Dottore ... aber ich muss mich daran gewöhnen, Sie Douglas zu nennen, nicht? Ja, Douglas, Sie tun die Männerarbeit, während Sie mir die weibliche Sparte überlassen. Sie müssen einfach.«

»Sie sind zu liebenswürdig«, murmelte er. »Ich bringe Sie hinunter.« Er begleitete sie bis auf die Straße, dann schloss er fest die Tür und widerstand der Versuchung abzuschließen, indem er sich ermahnte, dass ein eventueller Patient, der sich mit einer versperrten Tür konfrontiert sah, vermutlich immer ein eventueller bleiben würde.

Während er hinaufging, fragte er sich, wie auf fünf Quadratmeilen einer Stadt so unendlich verschiedene Frauen wie Chastity Duncan und Laura della Luca leben konnten. Und zum ersten Mal regten sich nagende Zweifel. Waren Lauras Geld und die offenkundige Bereitwilligkeit und Energie, mit denen sie sich der Karriere ihres Mannes widmen würde, eine Ehe wert?

Er tat diese Spitzfindigkeit mit einer lässigen Handbewegung ab. Seit es Menschen gab, wurden Kompromisse gemacht. Laura war genau das, was er brauchte. Und sie kannten einander ja kaum. Er war sicher, er würde ihr in der Ehe geben können, was sie wollte, während sie ihm gab, was er brauchte.

Aber Leibarzt des Königs? Du lieber Gott. Das musste man im Keim ersticken. Ihren Chintz sollte sie bekommen, wenn es denn unbedingt sein sollte, aber das nicht.