Chaim Lewis hatte seinen Laden früh aufgemacht. Er hatte nichts Besonderes gegen die Undercity, obwohl Levi Lewis, sein Halbbruder, ihm einredete, daß er durch die Strahlungen unfruchtbar werde (was für ein Unsinn) und sein Augenlicht verliere. Warum brauchte er, nachdem er zwei Kinder gezeugt hatte, noch potent zu sein und wozu das Augenlicht? Wenn er erblindete – was nicht geschehen konnte; Dr. Synder-Lange, sein Augenarzt, war Staatsbeamter und besuchte Seminare –, was machte ihm das aus? Er konnte eine billige Wohneinheit in Friedman City (die Hängende Stadt genannt wurde) bekommen – oder, wenn er genug gespart hätte, ein abgeschlossenes Zimmer in Manhattan City ergattern. Eine helle Metallfassade wäre wesentlich besser als der Castigon Complex. Shtetlfive, das im vornehmeren Teil des Komplexes lag, war ein sehr hübsches Oberstadtgetto, steinreich, semipsychologisch-isoliert und sensoriell-geschützt. Aber Chaim wollte nicht nach Shtetlfive ziehen; er brauchte den Schutz vertrauter Gedanken und der Kultur. Es wäre nicht so schlimm. Er könnte weiter Shtetlfive besuchen – es würde vorläufig nicht seinen Standort ändern, vielleicht sogar nie. Leider gingen die Geschäfte nicht allzu gut.
Über Shtetlfive lag das winzige Chardin-Getto. Sie gaben all ihr Geld (und das war eine beträchtliche Summe) ihrer Kolonie auf Omega-Ariadne. Koper Chardin führte ungestraft eines der besten Vergnügungsetablissements in der Undercity. Er machte sogar Reklame für Organ-Glücksspiele, „für diejenigen, die die höchste Spielerleidenschaft erleben wollen“. Es lag in der Chelm Street – die von der Shtetl-Castigon Corporation zu horrenden Preise vermietet wurde – und war auf gegenseitiger Vertragsbasis erbaut worden, um allen Geschäftsinteressen besser zu dienen. Sein Überschuß (und die Armen, die es sich nicht leisten konnten) trugen einen bescheidenen Teil zu Chaim Lewis’ Geschäft bei. Aber der Großteil seines Gelds stammte von Sammlern.
„Sammler nennen sie sich selbst“, sagte Chaim zu niemand Bestimmtem, während er die Aktienkurse auf dem hinter seinem hüfthohen Ladentisch versteckten Telefex studierte. Der kleine Raum war verstaubt und schlecht beleuchtet, aber kostspielig schalldicht, so daß nur Gedankengeräusche auf niedriger Ebene einzudringen und seine Kunden zu beeinflussen vermochten.
Eine junge Frau in einem Ballonanzug wandte sich von einem Zeitschriftenregal an der Wand um und sagte: „Was kosten diese Gestüt-Zeitschriften?“
Sie muß geil darauf sein, sehr geil, dachte er, während er spöttisch die Augen zusammenkniff. Und sie ist älter, als sie aussieht. Das ist ein Ersatzgesicht, sagte er sich.
„Also, wieviel?“ Ihr Ballonanzug änderte die Farbe, um sich der Umgebung anzupassen. Dieses Vorderzimmer, der Ausstellungsraum, war zu schäbig für Effekte. Ein schäbiger Laden lockte die Passanten an, die ein gutes Geschäft machen wollten. Schockgeschützte Zeitschriften säumten die fleckigen weißen Wände. Die Nischen aus Plastikglas enthielten kleine Telefexapparate, pornographische Telefexbänder und ein Sortiment selbsterregender Geräte: Händchen-Spendchen – zum Streicheln entworfene und programmierte Roboter – und Vibratoren mit regulierbarer Frequenz und Stärke in verschiedenen Größen und aus verschiedenem Material sowie mit einem Wärmeregler. Und auf einem kleinen Schild über Chaims Ladentisch stand untelepathisch: PUPPEN VORRÄTIG.
„Diese Zeitschriften sind sehr selten.“ Laß ihr Zeit, sagte sich Chaim.
„Wieviel? Kein Gefeilsche“, sagte sie und kam zu Chaims Ladentisch. Ihr Gesicht war rot und glatt – straffe synthetische Haut über einem Drahtgestell.
„Also“, sagte Chaim, „Pornos aus dem 20. Jahrhundert, schon allein das Papier ist wertvoll…“ Er machte eine angemessene Pause. Sie reagierte nicht richtig. Statt nach dem gesetzlich festgelegten Preis zu fragen, statt einen Kurskontrollapparat hervorzuziehen und dann innerhalb der bekannten, von ihrer eigenen Sammlergilde festgesetzten Parameter zu feilschen, spitzte sie den Mund und musterte die Wand über Chaims Kopf.
Vielleicht ist das ein neuer Dreh, dachte Chaim, aber die Rufe und Spötteleien neuer Kunden störten seine Konzentration. Ein schätzungsweise neunzehnjähriger Bursche mit nacktem Oberkörper und offensichtlich stolz auf seine ihm auf Brust und Arme transplantierten männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane führte ein Dutzend Leute in den Laden. Er hatte langes, zu Zöpfen geflochtenes blondes Haar, und sein Gesicht war geschminkt und gefurcht. Er fummelte an einer großen Brust herum, um zu beweisen, daß er ein Mann war. Das war der letzte Modeschrei. Die anderen sechs Burschen brüsteten sich auch mit Geschlechtsorganen auf Armen und Brust, aber die Frauen waren schlicht gekleidet, so daß Chaim nur raten konnte, was sie verbargen.
„Wo sind Ihre Einhaker?“ fragte der blonde Bursche mit dem Gossendialekt der Undercity.
„Nebenan“, sagte Chaim. „Aber passen Sie auf. Es sind viele Sensorien darin.“ Noch eine sensationslüsterne Familie, dachte Chaim. Kinkies. Auf Grund ihres Akzents nahm er an, daß sie aus dem nahen Industriegelände der Unterstädte kamen, obwohl eine von ihnen – ein spindeldürres Mädchen mit einem breiten Mund und einem geröteten Gesicht – mit einem affektierten Akzent der Oberstadt sprach. Alle Unterstädte waren identische Zonen, eine Meile im Durchmesser, und lagen tausend Fuß unter der Oberfläche. Aber die Undercity stand an erster Stelle; die anderen Unterstädte waren nach Familien und Persönlichkeiten benannt wie Ryan, Gulf, Rand, Lifegarten und weniger großen Leuchten. Lifegarten war die mächtigste. Es setzte sich aus zwölf Zonen zusammen und wurde wie ein Staat von einem eigenen Untergouverneur regiert.
Das Mädchen mit dem Oberstadtakzent wackelte mit dem Kopf – noch so eine Oberstadtallüre, dachte Chaim – und flirtete mit dem blonden Burschen. Sie trug ihr langes blondes Haar in fettigen Löckchen, die winzige Flecken auf ihrem Kleid hinterließen. „Puppen“, sagte sie. „Das ist der Laden, in dem man Puppen kaufen kann. Herbesh hat mir davon erzählt…“
„Halt die Schnauze“, sagte ein anderes Mädchen mit dickem Fabrikakzent. „Wenn du schon mit uns bummeln gehst, dann halt gefälligst die Schnauze.“
„Die ist ganz in Ordnung“, sagte der blonde Bursche lachend. „Sie ist nicht mal eine Sammlerin und noch weniger eine Schnüfflerin.“
Die Frau im Ballonanzug erstarrte, nahm aber keine Notiz von den Kinkies. Sie verschwanden, um die Gefühlskitzler auszuprobieren, und der Raum war wieder still.
Sie ist also eine Sammlerin, dachte Chaim. Aber sie möchte keine Pornos haben, sondern Puppen. Bei der Gnade Gottes und weniger Kommentaren von diesem unsympathischen heiligen Mann, dem Baalschem, mußte er versuchen, ihr das auszureden. Chaim mußte sich freilich damit beeilen, denn Levi würde gleich hier sein, und er glaubte nicht an die göttliche Religion – in der Armee war er von Atheisten ausgebildet worden. Jetzt ist er ein Spitzel, dachte Chaim. Und mein eigener Blutsgeist.
„Sie verkaufen, glaube ich, Puppen“, sagte die Frau in dem Ballonanzug. „Ich möchte eine kaufen, und ich bin bereit, so lange hier stehenzubleiben und darum zu feilschen, wie Sie wollen. Ich weiß, daß die gesetzlich festgelegten Preise nicht für ausländische Waren gelten.“
„Sie scheinen zu wissen, was Sie wollen. Aber warum wollen Sie gerade das…“
„Na, kommen Sie schon, ich habe es mir eben in den Kopf gesetzt.“
„Dann wissen Sie also über Puppen Bescheid?“ fragte Chaim, während seine Gedanken abschweiften. Etwas an den Kinkies beschäftigte ihn, aber er wußte nicht, was es war. Vielleicht war es etwas, das sie sagten. „Es ist eine Perversion“, sagte Chaim. „Man kann sich mit Puppen nicht selbstbefriedigen.“
„Das steckt also dahinter, wie?“ fragte sie.
„Sex soll doch nicht…“
„Sex geht mich nichts an.“ Sie legte die Hände auf Chaims Ladentisch. Ihr Anzug änderte unter Einwirkung der wechselnden Farben, die durch die kleinen, hohen, pentagrammförmigen Fenster hereinströmten, die Farbe. „Ich bin geschlechtslos – natürlich aus freier Wahl. Ihnen sollte das vertraut sein. Empfiehlt Ihre Religion nicht ihrer Jugend Geschlechtslosigkeit, bis sie heiratsfähig ist, um sie rein zu halten?“
Im Geiste beendete Chaim den Satz: In Gottes Augen. Er musterte ihr Gesicht. Es war eine zu perfekte Arbeit, dachte er. Es gab darauf keine Charakterzüge, keine Unregelmäßigkeiten, keine Pickel oder Narben, und ihre Stupsnase (das war der Stil) bedeckte ihr Gesicht nicht genug, und ihr Mund war zu schmal. Aber so sollte es wohl sein, dachte er. Er konnte darin keine Sinnlichkeit entdecken, nur reinen Zweck.
„Warum wollen Sie denn dann die Puppe haben?“ fragte er. „Im Sex liegt das Erregende. Wo sonst?“
„Das ist es ja gerade. Ich möchte ohne meinen Unterleib damit herumexperimentieren. Ich möchte sie in meinem Kopf haben.“
„Aber Puppen sind zur Frustration da, um den Genuß aufzubauen und ihn dann in einem selbst in die Falle zu locken, bis er zum Schmerz wird. Zu unerträglichem Schmerz. Nichts kann heraus.“
„Müssen wir das Gespräch weiterführen? Ich zahle bar. Sie haben Ihre Pflicht getan. Was wollen Sie noch mehr? Ihr Juden wollt doch nur Geld verdienen.“
„Wir wollen einfach leben“, sagte Chaim, wobei er wieder an die Kinkies dachte. Sie sagten etwas. Er hatte dieses Gespräch schon zu oft geführt.
„Auf diese Art?“
„Mehr ist uns nicht erlaubt. Es ist eine lange Geschichte und wie alles übrige Politik.“
„Aber Ihre Sekte hat Geld – sie ist sogar sehr reich.“
Chaim seufzte und fuhr mit dem Daumen über den verstärkten Rand seiner Tasche. Lebe in der Gehenna oder sei geschieden. Die Diaspora der Reichen. Aber fast jeder ist reich, dachte Chaim. Um den Satan zu überwältigen, muß man ihn erst kennen. Ihn kennen und sich doch nicht bestechen lassen.
„Geld ist für manches gut“, sagte Chaim. „Es ist Teil des Planes von Paskudnyak. Haben Sie davon gehört?“ Es wirkte. Sie kaufte vielleicht doch keine Puppe.
Sie lachte, wobei ihre Mundwinkel effektvoll zuckten. „Das ist eine Legende, ein Ammenmärchen. Es gibt keinen Beweis dafür. Niemand versucht, einen zu bestechen. Es ist ein Trick, um Kindern Angst einzujagen.“
Sie hat die feste Absicht, diesen Dibbuk zu erwerben, dachte Chaim.
„Nun“, sagte sie, „wieviel kostet die Puppe?“
„Schon beim Anblick einer neuen Puppe wird einem etwas genommen. Etwas Gutes, das in einem lebt.“
„Ja, ich weiß.“ Sie grinste. „Wieviel?“
Eine Närrin, dachte er. „Sie wird tatsächlich die Form der eigenen Frustrationen annehmen.“
„Wieviel?“
„Es ist nicht einmal bekannt, ob die Puppe irgendein mechanisches Spielzeug ist oder ob sie lebt. Niemand weiß das.“
„Wieviel? Wievielwievielwieviel?“
„Sie gewinnen also“, sagte er zu niemand Bestimmtem im Raum. Herbesh. Das war das Wort, das das Mädchen aus der Oberstadt benutzt hatte. Wo hatte er es schon einmal gehört? Herbesh. Etwas über…
„Deine Zeit ist um“, sagte Levi Lewis, als er von der Straße hereinkam. Einen Augenblick badete der kleine Ausstellungsraum in einem gespenstischen gelben Licht. Alte Zeitschriften wurden gelb, silberne Händchen-Spendchen glitzerten, und Levis Gesicht, das ein rot-und-silbriger Bart, Schläfenlocken und ein schwarzer Hut mit Pelzrand einrahmten, sah welk und pockennarbig aus. Dann schloß sich die Tür, und der Raum wurde wieder schummerig. Levi war genau wie Chaim angezogen. Er trug einen schwarzen knielangen Kaftan. Seine Hosen waren rot und hatten Bügelfalten und Umschläge. Ein glitzernder Gürtel trennte Verstand und Herz von seinen bestechlicheren Körperpartien.
„Du hast dein Soll erfüllt“, sagte Levi. „Das ist Gesetz.“ Er zwinkerte der Frau in dem Ballonanzug zu. Erneut ein gelbes Gleißen, als ein Paar in den Laden trat und in der Ecke Zeitschriften durchblätterte. Beide trugen Paillettengewänder, Perlschnüre und Metallanhänger in der Form von Sternen und grotesken Gesichtern. „Siehst du“, sagte er. „Neue Kunden müssen angestachelt werden. Jetzt bin ich dran, Chaim. Na, geh schon.“
„Schon wieder so ein trüber Tag draußen“, sagte Levi. „Der Tag ist Nacht, der Morgen ist Nachmittag. Pfui. Sie benutzten Kugellampen und miese Quäk-Quäk-Gedankengeräusche, um bessere Geschäfte zu machen. Und alles ist gelb. Ich hasse Gelb. Es tut meinen Augen weh. Kann ich Ihnen behilflich sein?“ fragte er das Paar in der Ecke, das sich eine ärmliche Auswahl von pornographischen Telefexbändern ansah. Sie ignorierten ihn.
„Die Straße wird demnach ihren Namen verdienen“, sagte Chaim nach einer Pause. „Chelm, Chelm, ein schelmischer Ort.“
„Komm, hol ihr ihre Puppe“, sagte Levi plötzlich ernst. „Du wirst es ihr nicht ausreden.“
Er hat recht, sagte sich Chaim. Was macht es schon aus – sie ist nur ein Ballon. Obwohl der Raum seine frühere Schummerigkeit zurückgewonnen hatte – die kleinen pentagrammförmigen Fenster spendeten nicht viel Licht, und die Lampen waren gedimmt –, leuchtete ihr Ballonanzug. Er schien sich zu bauschen. Chaim konnte ihr Gesicht nicht anschauen. Noch mehr Zores für mich, dachte er. Jeder Tag brachte seine Scherereien mit sich. Einen Haufen Stöcke, die ausreichten, um ein heiliges Feuer zu machen.
Chaim versuchte, das Gedankengeräusch auszuschließen, das in seinem Kopf dröhnte. Das Gedankengeräusch mußte irgendwo aus dem Innern des Ladens kommen, dachte er, es war zu stark für Echos von draußen. Es verursachte ihm Kopfweh.
„Also“, sagte die Frau, „ich warte.“
Na schön, warten Sie, dachte Chaim. Der Fexschirm flimmerte. Keiner außer Chaim konnte ihn sehen. Er war in einen toten Winkel des Ladentischs aus Glastex eingebaut.
Achtung!
Eindringlinge FaChrm#4.
Polizei benachrichtigt/SU. Pro.:
Die Kinkies errichten eine Verstandesblockade, dachte Chaim. Deshalb konnte ich den Alarm nicht hören. Chaim war mit der Alarmanlage des Ladens gedankenverbunden. Sie müssen reich sein, dachte Chaim. Reich genug, um mit ihrer eigenen Ausrüstung das teuerste Alarm- und Kontrollsystem zu unterbrechen. Einige Sekunden lang hing er Tagträumereien nach. Herbesh. Dasselbe Wort kam ihm in den Sinn. Er erinnerte sich: Herbesh war ein mächtiges Mitglied eines Chartisten-Clans. Das „Städtl“ hatte viele politische Feinde, und davon waren die Chartisten die rabiatesten. Viele Geldfehden waren wegen des Antisemitismus verloren worden. Aber die Chartisten waren mehr als nur politische Feinde; sie schöpften ihre Stärke und Gemeinschaftlichkeit aus dem Haß und gewannen daher machiavelistischen Zugang zur höheren Politik.
Herbesh, dachte Chaim. Ein Paskudnyak. Sie sind ein und derselbe.
Paskudnyak war eine jüdische Mythe, eine aus Paranoia geborene und genährte weiterlebende Legende. Er wurde als Brennpunkt des Bösen betrachtet, als „Berg der Finsternis“. Manche behaupteten, er sei verwachsen, und nannten ihn Shitman Buckel; andere behaupteten, er sei häßlich wie die Sünde, verführe aber alle schöne Frauen, die ihm über den Weg liefen. Fruma, Chaims Frau, glaubte, er müsse schön sein – eine irregeführte Unschuldige. Eine Nebbich. Er war der imaginäre Superkonspirant, der verschiedene Masken zu verschiedenen Zeiten aufsetzte, um das jüdische Bündnis zu vereiteln. Chaim glaubte halb an Paskudnyak. Schließlich, pflegte er sich zu sagen, gibt es offenkundig eine Verschwörung gegen das „Städtl“.
Einer dieser Kinkies sagte etwas über Herbesh, dachte Chaim. Demnach müssen sie mit ihm in Verbindung stehen. Sie haben das Geld, um zu stehlen und eine Verstandesblockadeausrüstung zu kaufen. Sie müssen es auf die Puppen abgesehen haben. Gotenju. Die Kinkies würden sich mit den Puppen vollstopfen und einen neuen Skandal, eine neue Fehde hervorrufen. Aber warum stehlen sie die Puppen? Wenn sie sich eine Verstandesblockadeausrüstung leisten konnten, könnten sie doch die Puppen einfach kaufen.
Dahinter mußte also ein Plan stecken, dachte Chaim. Und ein Plan konnte nur Skandal bedeuten. Herbeshs Kinkies-Clanmitglieder würden ihr Leben lang psychologisch verhunzt sein – das würde der Fex daraus ersehen. Chaim konnte sich schon den Skandalfex von morgen vorstellen. Herbeshs- Reyak, der nur eine Melodie kennt, wird einen neuen Song komponieren. Und Paskudnyak, der unsere Leben schändet, wird siegen. Das wäre zuviel für die geschwächte Moral des „Städtl“. An Chuzpe fehlt es ihnen wirklich nicht, dachte Chaim.
„Rotes Licht“, sagte Chaim zu seinem Bruder. Levi zuckte mit den Achseln. Ihn traf keine Schuld: Er arbeitete nicht offiziell. Versuchte Raubüberfälle waren gang und gäbe, und Chaim hatte es sich zum Prinzip gemacht, die Kunden nicht aufzuregen. Alles war reine Routine. Die Sensorien würden jeden Kunden gedankensondieren, jede Hitzewaffe unwirksam machen, wenn nötig ein Schockfeld schaffen und die Polizei benachrichtigen. Da verborgene Projektile als „zivilrechtlich strafbar“ bezeichnet wurden, lag es im Ermessen des Besitzers, welche bei sich zu haben. Chaim konnte sich nicht erinnern, ob er (vorübergehende) Paralyse oder Verstandesausschaltung programmiert hatte. Es spielt keine Rolle, dachte er.
„Ich seh mal nach, was da vor sich geht“, sagte Chaim zu Levi. Die Polizei wartete wahrscheinlich um die Ecke. Es war wahrscheinlich zu spät, die Puppen fortzuschaffen.
„Warum auch? In einigen Minuten wird es vorüber sein.“
Davor habe ich Angst, dachte er, während er den Raum durchquerte.
„Aber du begibst dich selbst in Gefahr…“
Er sollte aufpassen, dachte Chaim. Er würde mit Fruma schlafen. Er sollte froh sein, daß ich ihm nichts sage. Was konnte er denn anderes tun, als alles zu verderben? Ein Gebet murmelnd, ging Chaim in den Emotionsraum. Beide Telefexgeräte wurden benutzt, ebenso wie die weniger exotischen zerebralen Einhaker. Ein Bursche und ein Mädchen, beide nackt, waren in die Telefexbügel geschnallt worden, und ihre Rücken lehnten an den Stützpolstern, die ihre Spinalnerven stimulierten und die Pornobänder aktivierten. Ein Netz von mikronisierten Düsentransduktoren versorgte sie mit Tastinformationen, und sie empfingen auch audio-visuelle Bewegungsregeneration. Die Knie des Mädchens krümmten sich. Das Spinalpolster beschleunigte ihren Pulsschlag durch das ständige Abspielen von „Animalische Liebe“. Ihr Freund in dem anderen Telefex hatte die Wehen des Orgasmus. Die letzte stellvertretende Sensation.
Chaim wandte den Blick von ihnen ab. Die anderen, die an die kleinen Einhakerkonsolen angeschaltet waren, waren benommen. Doch der blonde Bursche und das Mädchen aus der Oberstadt standen neben der hinteren Tür. Die Tür war offen und enthüllte einen Teil des sensoriellen Lagerraums. Die Puppen lagen in einem Schließfach am anderen Ende der Lagerraumwand. Er hoffte, daß es ihnen nicht gelungen war, das Schließfach zu öffnen und die Puppen zu finden.
„Die Polizei wird gleich hier sein“, sagte Chaim. Er versuchte, sein Zittern zu unterdrücken.
„Wir warten“, sagte der blonde Bursche. Er nahm das Mädchen aus der Oberstadt bei der Hand.
„Es steckt also ein Plan dahinter“, sagte Chaim.
„Nein“, sagte das Mädchen. „Es ist nur zum Spaß. Wir tun das nur, um Ihnen einen Streich zu spielen und uns zu amüsieren. Als Kinder haben wir schließlich ein Recht auf ein bißchen Spaß.“
„Gehört ihr zu Herbeshs Clan?“
„Er ist mein Onkel“, sagte der Bursche. „Fürchten Sie sich nicht vor Paskudnyaks Rache?“ Das Mädchen kicherte. „Wenn er dahinterkommt, daß Sie Kindern Puppen verkaufen und ihre unschuldigen Seelen mit Schmutz besudeln, entsteht ein Skandal. Und wo würden Sie dann arbeiten?“
„Hungrige Juden“, sagte das Mädchen.
„Ihr mögt zwar Herbeshs Clan angehören“, sagte Chaim, „aber ihr seid keine Kinder mehr.“ Chaim wußte, daß er in der Falle saß. Herbesh würde eine wörtliche Auslegung des Gesetzes schwarz auf weiß verlangen, die Gerichte anrufen und das „Städtl“ auf jedem Fex-Kanal wegen Vertreibung von Schund an Unschuldige anprangern. Aber wenn es keine Puppen gäbe, könnte nichts bewiesen werden.
„Die Polizei wird gleich hier sein“, sagte der Bursche. „Alles ist vorbereitet. Vielleicht hätten Sie…“ – er verfiel in seinen Gossendialekt – „… gerade noch Zeit. Es ist nur ein Spiel.“
„Sie kennen ja den Werbefunk“, sagte das Mädchen. „Der Nachrichtenfex von heute wird der Skandalfex von morgen sein.“
„Habt ihr das Puppenfach geöffnet?“ fragte Chaim. Der Bursche und das Mädchen lachten ihn aus.
„Wir wissen das, und Sie müssen es feststellen.“
„Asessponim“, murmelte Chaim mit einem letzten Aufbegehren des Stolzes. Sie lachten weiter, als er an ihnen vorbei in den Lagerraum ging. Der Lagerraum war durchstöbert worden: Der Boden war mit zerrissenen alten Zeitschriften, mutwillig abgespulten Telefexbändern und zerbrochenen Steckern übersät. Ein Kinkie-Mädchen (Chaim war nicht sicher, ob es ein Er oder eine Sie war, denn es hatte nichts an) kauerte an der Wand und verbarg welchen Geschlechtsteil auch immer zwischen spindeldürren Beinen. Chaim hoffte, daß sie keine Puppe in den Armen wiegte.
Das Schließfach war zu. Aber Chaim blieb keine Zeit. Seine Ohren brannten. Ich renne, dachte er, wie ein Tier vor diesen Kindern davon – dabei müßten sie vor mir davonrennen: Sie haben das Gesetz gebrochen. Was macht es aus, fragte er sich. Iß jetzt Dreck, werde später zu Asche.
Er mußte die Puppen auf die Straße schaffen. Es lief ihm kalt über den Rücken – sollten sie etwas mit den Puppen angestellt haben? Was wäre, wenn sie an dem Schließfach herumgefummelt hätten, fragte er sich. Was konnte er anderes tun, als die Augen zu schließen und zu beten? Die Polizei sollte inzwischen da sein, dachte er. Keine Zeit. Bringen wir es hinter uns. Sollten sie das auch geplant haben? Natürlich, mit dem Shtot Balebos. Was geht ihn das an?
Chaim steckte die Finger in eine chiffrierte Vertiefung des Schließfachs. Ein sanftes Aufleuchten, und die Tür öffnete sich und enthüllte Glastexplatten mit Puppen in Reih und Glied. Und jede Puppe hatte ein verzerrtes Gesicht. Chaims Gesicht.
Sie haben die Puppen ausgepackt, dachte Chaim. Plastikhüllen stapelten sich ordentlich auf der obersten Platte.
Kleine um kleine Zähne geschlungene Zungen, schielende Porzellanaugen, Runzeln und Glatzen.
Versteinerte Schreier.
Alle schauten Chaim von ihren Glastexplatten an.
Chaim schrie und preßte dabei die Hände vor die Augen, damit die Puppen nicht in seinen Kopf gelangen konnten. Aber das war schon geschehen. Sogar mit geschlossenen Augen hatte er jede von ihnen „geprägt“. Innerhalb eines Sekundenbruchteils übertrug er jeden seiner Impulse und Emotionen auf die Puppen, vor allem Angst. Sie saugten sie auf und transformierten sich in ein Muster, das sich am besten dazu eignete, ihn zu frustrieren und zu animieren.
„Dibbuks sind in mich eingedrungen“, brüllte er und versuchte die Geister auszutreiben. Er konnte fühlen, wie jeder von ihnen sich in seinem Verstand vergrub, seine Gedanken verwirrte, seine sündigsten Wünsche genoß. Chaim konnte die Kinkies lachen hören. Wie Glockengeläut, dachte er. Laß sie nur lachen – nach Gottes Willen über mich.
„Skandalfex“, sagte das Mädchen. „Sie sollten lieber Ihre Puppen zusammenraffen und mitnehmen. Keine Zeit zu verlieren…“ – ein Abrutscher in den Gossendialekt, eine Oberstadtallüre. „Die Polizei wird gleich da sein, und die Gören hängen mit roten Gesichtern und Erektionen an den Telefexen und hocken mit in ihre rosigen Köpfe eingestöpselten Einhakern auf dem Boden. Es sieht übel für Sie aus.“
„Ganz richtig“, sagte der blonde Bursche und kniff sie in die Wange.
Es war wahrscheinlich eine List, dachte Chaim. Keine Polizei würde da sein. Aber er konnte das Risiko nicht eingehen. Herbesh würde keine ausgepackten Puppen in der Nähe seiner Verwandten dulden. Die Einhaker und Telefexen würden nur leicht bestraft. Sollte Levi sich den Kopf darüber zerbrechen – dieser loksch Spitzel.
„Und wir behaupten, daß Sie uns mit diesen Puppen geprägt haben“, sagte der Bursche, „wobei wir schreien und obszöne Gebärden machen und lachen und uns an den Kopf fassen. Ausländischer Abschaum, wissen Sie.“
Sie müssen eine Verstandesblockade benutzt haben, um die Puppen auszupacken, dachte Chaim. Er stellte sich vor, daß der blonde Bursche und das Mädchen aus der Oberstadt nackt waren. Sie standen im Dunkeln, hatten dicken Stoff um ihre boshaften Gesichter gewickelt und öffneten sorgfältig jede Verpackung. Gotenju, dachte er. Die Dibbuks verwandeln mich schon, besudeln meine Gedanken. Er raffte die Puppen zusammen – sie waren so groß wie seine langen Hände – und warf sie in einen Karton. Sie werden miteinander verschmelzen, dachte er. Na, laß sie doch. Sie werden meine Seele aussaugen. Was für eine schwarze Seele kann man doch haben. Das Mädchen ist hübsch, nicht fett und sinnlich wie Fruma, sondern zierlich und spröde wie Raizel, die Amme.
„Nehmen Sie sie mit nach Hause, schlafen Sie mit ihnen“, sagte das Mädchen, während es eine fettige Locke um den Zeigefinger wickelte.
Was für kleine Brüste muß sie haben, dachte Chaim. Er spürte, wie starke unnatürliche Triebe in ihm aufwallten, ihn erfüllten und gegen die Innenseite seiner Haut schlugen, um sich zu befreien. Sein Körper war nicht länger ein heiliges Gefäß, und er fühlte sich ihm gleichgültig fern. Er fuhr es wie ein Auto zur Hintertür. Seine Drüsen sekretierten die falschen Säfte, anästhesierten ihn, narrten ihn mit Meeren sexueller Sensation – alle auf das Kinkie-Mädchen gerichtet, immer verebbend, statt neue Höhen zu erreichen. Frustierten ihn. Aber diese Frustration war von krankhaft-süßer Schönheit.
Er konnte, er wollte sie nicht haben. Deshalb drangen die Dibbuks auf ihn ein, scheuerten mit seinem sensiblen Gewissen sein Fleisch, um Schuldgefühle hervorzurufen. Das erhöhte die Sensationen, verstärkte das Gebräu. Chaim drehte sich um, um einen letzten Blick auf das Mädchen zu werfen, während er gegen die Tür drückte, und hielt sich dann zurück. Nein, dachte er. Gott sollte ihn nicht bis zum Rande mit Schmutzleben gefüllt sehen. Die Puppen waren nicht mechanisch: Sie lebten.
Die Tür öffnete sich, und Chaim stand auf der Straße und blinzelte in dem grellen gelben Licht. „Nicht einmal ein Blick zurück“, sagte er zu den Puppen in seiner Hand und den Dibbuks in seinem Kopf. Die Chelm Street lag zu seiner Rechten, wimmelte von Leuten; Fließbänder glitten stadteinwärts und auf der anderen Seite zurück. Wie Boote auf dem Wasser trieben Plattformen und Drehscheiben in der Straßenmitte hinab. Jenseits der Chelm Street zu seiner Linken ragten Wolkenkratzer im Halbkreis aus dem Gedankennebel auf und funkelten wie Glasstalagmiten in einer Kristallgrotte. Mit Sonnenlampen ausgestattete Glastexfenster schichteten sich reihenweise übereinander und reichten wie umgedrehte Wurzeln bis zur hellen Kuppel hinauf. In dieser Glaslandschaft befand sich ein im sich senkenden Nebel kaum erkennbarer runder Park. Seine Grenze war nur wenige Fuß von Chaims Standort entfernt. Wenige Fuß von ihm entfernt verlief eine Transkapselschiene, so weit er nach links blicken konnte, und versank wenige Fuß rechts von ihm im Boden.
Chaim war es schwindlig. Der Nebel machte ihn benommen. Seine Dünste und Quäk-Quäk-Gedankengeräusche erregten ihn, ließen ihn sich wie verzaubert fühlen, als Teil der Party-Menge. Eine kleine Transkapsel hielt vor ihm. Das silberne Ei wurde computerkontrolliert und von einem in die schmale Schiene eingebauten Propulsionsystem angetrieben. Chaim stieg mit einiger Mühe in die Transkapsel und stimmte dabei sein ewiges Oi-oi-oi-an. Er zog die Koordinatoren heraus, um nach Hause zu fahren, rief im „Städtle“ an, um ihnen von seinem Dilemma zu erzählen, und als er schließlich eine bequeme Haltung gefunden hatte, stand er fast auf dem Kopf.
Er versuchte sich zu fassen. Genau wie ich gedacht habe, da ist keine Polizei, sagte er sich. Er schaute in den Karton auf seinem Schoß und dachte: Ich sollte diesen Dreck in den Müllschlucker werfen. Aber wer wußte, was ihn zu vernichten vermochte? Indem er ihn fortwarf, brachte er vielleicht die Dibbuks für immer aus seiner Reichweite, und ihre Geister würden in ihm bleiben und ihn verderben, bis er nur noch eine Hülle voller Dibbukdreck wäre. Er benötigte das Fleisch der Dibbuks, um sie auszutreiben.
Chaims Herz; hämmerte. Die Kapsel schien kleiner zu werden. (Das bildest du dir ein, sagte sich Chaim. Laß das.) Er hatte wieder Angst vor geschlossenen Räumen, wie als Kind, als er mit Dvora Shuddukah in Makhers Wandschrank eingesperrt worden war.
„So soll es also laufen“, sagte er und versuchte seine Phantastereien zu ignorieren. Er raffte sich zusammen, streckte die Arme aus, berührte mit den Fingern die silbernen Seitenwände und murmelte das Schma Jisroel. Die Luft war plötzlich von aufdringlichen Gerüchen erfüllt. (Laßdaslaßdas, sagte sich Chaim. Es ist ein Traum. Errichte nicht die Kulisse dafür.) Er versuchte zu beten. Ihm fiel das Atmen schwer. Es war zu heiß. Er schwitzte. (Du bist ausgedörrt wie eine Strohmatte.) Sein Taliss-kotn, ein Untergewand mit Schaufäden, war, dachte er, durch seine Träume klitschnaß und besudelt. Er bemerkte, daß er eine Erektion hatte.
Er träumte von Dvora, der goldigen schlanken Dvora mit ihren Brustansätzen und ihrer Piepsstimme. Im Wandschrank war es dunkel, und Dvora war nackt und quietschte wie eine Maus. Luft, sagte sich Chaim würgend. Zu klein. Ich kann nicht atmen. (Lügner. Dibbukträumer. Du lächelst und atmest saubere Recycle-Luft.) Chaim streckte die Hand aus, um die grauen Wände verschwinden zu lassen, konnte aber den Schaltknopf nicht erreichen. (Hör mit dem Theater auf, und drück auf den Knopf.)
Und dann drückte er auf den Knopf und schrie. Er war ein Schauspieler ohne Publikum. Aber es gab keine Befreiung. Der Hals tat ihm weh, und sein Kopf schmerzte. Nun war zuviel Luft und Raum vorhanden. Ringsum war die Stadt, und er wurde durch einen Glastunnel, durch einen der Billionen durchsichtiger Schläuche, die die Stadtviertel miteinander verbanden, zu einer Schlucht aus Glas und Stahl und Licht gefegt. Hoch über ihm zogen sich perspektivische Linien zusammen. Ein Dach überspannte diesen Teil der Stadt und verschmolz alle Gebäude zu einer Decke. Unter ihm waren Gleitwege und bewegliche Läden und Millionen von Leuten, die herumeilten und die klaren geometrischen Linien des Straßennetzes verdarben. Aber Chaim konnte sie von seiner Höhe aus nicht erkennen.
Er hoffte auf einen Anflug der Erleichterung. Er war fast zu Hause. Aber die Vorfreude war zuviel für ihn. Sie wurde zu einem rädernden Schmerz. Und dann einfach zur Angst. Er hatte erst einmal in seinem Leben Höhenangst gehabt, als er wagehalsig auf eine Brüstung kletterte. Er rutschte aus und wäre fast hinuntergefallen. Das gleiche Gefühl hatte er jetzt. Er fiel wieder und griff nach einem Glasrand.
Vor ihm war eine Glaswand. Dann war er drinnen. Die Transkapsel setzte ihren Weg zu einer Hebeschiene fort, die sie wie ein Aufzug zu den obersten Stockwerken der höchsten Wohngebäude in New York brachte. Der Castigon Complex bestand aus zwei hundertstöckigen, miteinander durch Querwände und Notausgangsrohre verbundenen Wolkenkratzern. Die obersten Stockwerke erlaubten einen Ausblick auf die glatte, schneebedeckte Fläche der Stadtdächer und schwankten leicht. Aber von Chaims Standort aus war das Gebäude zu groß, um anders als ein Geflecht aus Linien und Verschachtelung von willkürlichen Formen gesehen zu werden. Es war so, als hätten diese Wolkenkratzer einen Glasrahmen, der selbst ein anderes Gebäude war.
Als die Kapsel hielt, klärte sich Chaims Kopf, und er seufzte und schloß die Augen. „Vielen Dank, Kwatern sowohl der Dämonen als auch der Engel.“ Die Tür öffnete sich zu einer mit Plastikpapier bestreuten Plattform, aber Chaim machte keine Anstalten auszusteigen. Ein paar Leute eilten vorbei. Er betete. Vielen Dank, sagte sich Chaim. Gönne mir einen Augenblick Ruhe. Ein vertrautes Gesicht kam ihm in den Sinn und löste sich vor seinem geistigen Augen auf. Es war Dvora. Ihre tiefliegenden Augen waren in die Höhlen ihres knochigen Gesichts eingesetzte winzige blaue Steine. Er träumte, daß sie auf der Glasbrüstung lag. Sie wartete auf ihn, atmete in kurzen Stößen und bot ihren wurmblassen Körper dem kühlen Wind dar. Es würde keinen Aufschub geben.
„Aber das ist doch alles Einbildung“, rief Chaim in die Luft. Das ist genauso unecht wie ein Telefex oder ein Einhaker, dachte er. Ich ziehe das aus dem Schmutzhaufen meiner fleischlischen Gedanken und Erfahrungen. Aber sie sind nicht wirklich. (Doch, sie sind es.) Ich schmachte nach Vergessen. (Gott wird dich strafen. Lügner.)
Eine Gruppe von Kindern mit knielangen Kaftanen, kahlgeschorenen Köpfen, aber unangetasteten Schläfenlocken, die alle Jarmules oder schwarze Hüte trugen, waren auf dem Heimweg vom Chejder, wo sie den Vormittag mit Thora-Studien verbracht hatten. Sie grölten und sangen. Schrille Stimmen widerhallten. Durchsichtige Wände wurden Geräuschspiegel.
„Hört damit auf“, sagte Chaim. „Das ist Sünde.“ Ihre Echos würden ihre zarten Seelen auflösen.
„Bim bam, bim bam“, sangen sie. „Schlaf gut in der Nacht…“
„Und lern die Thora bei Tag. Dann wirst du ein Rabbi…“
„Wenn du graue Haare hast.“
Sie gingen an Chaim vorbei. Für jeden Schritt, den sie machten, so besagte die Legende, müßten ihre Aufseher oder Beobachter ein Jahr in der Hölle braten. Technisch war Chaim in diesem Augenblick ein Beobachter. Deshalb schloß er die Augen, aber die Kinder hatten schon mindestens fünf Schritte gemacht. Sie sollten mit Schatten spielen. Scheiße-Nichtstuer. (Laß das. Dibbukdreck.)
Ein Summer ertönte und erinnerte Chaim daran, daß er anderen im Wege war. Er versuchte, ihn zu überhören. Gleich würde die Kapsel genügend Gedankengeräusch auf Chaim richten, um ihn zum Aussteigen zu zwingen. Denk nach. Über diese Kinder auf der Plattform, sagte er sich. Sie waren wie Schejnes, wie Reiche, gekleidet, aber sie hatten die roten Gesichter der Prostes, der Armen. Ein Kälteschauer fuhr ihm durch die Lenden. Denk-denk. An etwas Vertrautes. Etwas Schönes. (Dibbukgeschwätz. Verschließ die Ohren.)
Chaim umklammerte den Karton auf seinem Schoß und spürte, wie ein Schauder durch seine Beine strahlte. Eine Flamme färbte alles, was er dachte und sah, und dämpfte die immer anwesende Frustration, die wie Kohlen in seinem Schoß glühte. Es gab keinen Grund zur Eile, sagte er sich. Er mußte sich an etwas erinnern. Das ist es, dachte er. Diese Kinder sehen alle wie ich aus. (Träumer, Lügner. Pseudomann.) Wie meine Kinder. (Dibbukbrut.) Wieder diese Kälte. Sein Schoß war feucht. Er schüttelte die dunklen Dinge ab, die in seinem Geist herumkrochen, und bemerkte, daß er zwischen seinen breiten Händen weiches Fleisch knetete. Seine Hände steckten in dem Karton.
„Gotenju“, rief er, während er die Hände aus dem Karton zog und den Deckel schloß. „Jetzt haben sie auch mein Fleisch.“ Er beobachtete die Leute, die an der Kapsel vorbeieilten. Obwohl einige Frauen in alten Kleidern und Arbeitsschürzen herumliefen, waren die Männer – die knielange Kaftane trugen und ungepflegte Vollbarte, aber ordentlich gekämmte Schläfenlocken – in der Überzahl. Mehrere Kapseln stauten sich hinter Chaim. Es war noch früh, die Arbeiter waren noch nicht auf dem Heimweg, und ihre Frauen bereiteten in ihren Wohnungen hektisch den Erew Schabbes, den Sabbatabend, vor. Er wurde „kurzer Freitag“ genannt, weil nach Sonnenuntergang keine Arbeit mehr getan werden durfte. Jede am „kurzen Freitag“ in den Gebäudegängen angetroffene Frau wurde als Jidene, als Schlampe, angesehen und von den anderen Frauen ihres „Städtl“-Milieus gemieden, es sei denn, sie hatte eine triftige Entschuldigung. Der Schabbes war eine Zeit für die Familie, eine Zeit für Gebet und Studium.
Chaim stellte fest, daß er ohne weiteres die meisten Gedankengeräusche aussperren konnte. Er bildete sich ein, daß Raizel, die Amme, genau wie er aussah. Obwohl er dabei ständig um sein Leben bangte, trieb er es mit ihr auf der Brüstung. Er war unersättlich und saugte die Lebenssäfte aus ihrem zerbrechlichen dünnen Körper.
„Worauf warten Sie noch?“ fragte Feigle Kaporeh, eine alte Frau, die ein zerknittertes knöchellanges Kleid, ein Tuch um ihren dicken Hals und eine Perücke über ihrem kurzgeschnittenen Haar trug – sie galt als senil, hielt sich selbst aber noch immer für schön genug, um sündige Blicke zu verteilen. „Wieviel Lärm muß die Kapsel denn machen, bis Sie aussteigen?“
Immer noch an Raizel denkend, schwang Chaim ein Bein aus der Kapsel. Feigle Kaporeh kann nicht wie ich aussehen, sagte er sich, während er den Karton hinter sich herausholte. (Onanist.)
„Oh“, sagte sie, „Sie sind es. Scheren Sie sich weg von mir. Tatenju.“
„Jidene“, murmelte Chaim, eilte über die Plattform und drängte sich durch die wenigen Leute, die ihm im Weg waren. Er konnte den süßen Duft der Chala, des Sabbatbrotes, riechen, der sich mit der muffigen Luft des Transkapseltunnels vermischte. Chaim fühlte, wie er sich zusammenballte, um dann zu explodieren und die in seinem verdorbenen Körper eingesperrten Säfte herauszuspritzen. Ich muß mit den Puppen allein sein, dachte er. Nur ein paar Minuten. (Bekämpfe sie.)
Ein von goldenen Löwen und Tafeln mit den Zehn Geboten gekrönter Torbogen führte zu den Shtetlfive-Wegen, eitlem Labyrinth von Gängen, die parallel und rechtwinklig zu einem Fließband verliefen, das außer Betrieb war. Das Fließband mit der niedrigen Decke hatte die Größe einer schmalen Straße oder Gasse und war zum Treffpunkt der Nachbarschaft geworden. Es war schlecht beleuchtet und gelüftet, aber in einer Gegend, in der der Raum ein Vorrecht war, stellte dieser leere Tunnel einen Luxus dar. Man hoffte, daß die Behörden das Fließband nicht so bald in eine Passage verwandeln würden. In der Nähe lagen die Hörsäle und Versammlungsräume, die als Synagoge dienten, als Beißmedresch – als Studien- und Gebetszentrum, Klageraum, Bundeskongreß und Ortsschulen wie die Talmud Tojress und der Gemara Chejder.
Aber nur wenige Leute waren dort, bloß Besucher, Frühschichtarbeiter, verspätete Schwätzer und Kinder, die von Berufsschulen oder reichen Chejders zurückkamen. Die „Königin-Braut“ des Sabbats mußte hereingeführt werden; es blieb keine Zeit zum Trödeln. Der Schammes, ein Synagogendiener, erfüllte schon früh seine Pflichten. Er ging das Fließband entlang und rief dabei: „Juden, auf zum Badehaus, zur Mikwe oder Reinigung!“
„He, Chaim“, rief er. „Wir haben gehört, was geschehen ist. Beeil dich. Rabbi Ansky hat mehr als genug Männer gefunden, um einen Minjan zu bilden. Und – gesegnet möge er sein – der Baalschem aus dem Menachem Getto wird den Vorsitz haben.“
Chaim ignorierte ihn und trat in einen schmalen Gang, der zu seiner Wohnung führte. Ich muß allein sein, dachte er. Nur eine Minute, nur um nachzusehen… Er mußte in den Karton schauen; in ihm befand sich seine Katharsis. Aber der Minjan wird mich retten. Warum brauche ich eigentlich Raizel, fragte er sich. Ich brauche nur mich. (Dibbukgeschwätz.) Aber Raizel ist ein Lustgefäß. Ganz egal. Ich habe alles in mir. Er hörte Gesprächsfetzen, ehe er seine Wohnung erreichte. Ich muß an diesem Minjan vorbeigelangen, dachte er. Die Schiebetür war offen. Er trat in sein Vorderzimmer und stellte fest, daß es voller Leute war, mehr als genug für einen heiligen Minjan zur Austreibung der Dibbuks. Chaim blieb vor seiner Frau Fruma stehen, die einen Schritt zurückwich. Sie trug ein schwarzes Kleid, einen Spitzenschleier über ihrer Matronenperücke und ihren ganzen Schmuck, der aus drei goldenen Anstecknadeln, zwei Halsketten mit Mogen-Dovid-Anhängern und mehreren silbernen Armreifen bestand. „Es tut mir leid“, sagte sie. „Das Jahr in der Hölle sollte mir zuteil werden. Es sind die Dibbuks…“
Auch sie sieht wie ich aus, dachte er. Das gleiche kräftige Gesicht. (Laß das. Hier bist du sicher.)
„Wir haben es von Levi gehört“, sagte Fruma. „Es muß einer von Paskudnyaks Tricks sein. Aber wir sind stark, schau nur, da ist der Baalschem – er möge gesegnet sein –, und Rabbi Ansky wird beim Minjan den Vorsitz haben. Und für alle Fälle hat Mordcha Lublin uns den Schofar aus dem Neuen Tempel mitgebracht.“
Alle außer Rabbi Ansky standen hinter dem Baalschem, einem heiligen, ungefähr achtzigjährigen Mann mit weißem Vollbart und gefetteten Schläfenlocken. Er trug einen schwarzen Kaftan aus feinstem Satin und ein Käppchen mit einer Quaste. Fruma wollte noch etwas sagen, als der Baalschem die Arme effektvoll ausbreitete und sagte: „Es ist an der Zeit. Laßt uns anfangen. Chaim, gib mir diesen Karton mit dem Dreck.“
„Du kannst jetzt das andere Zimmer vorbereiten“, sagte der Baalschem zu Fruma. „Dann verlaß uns. Eure Sogerke oder welche Frau eurer Wahl auch immer wird eure Gebete für Chaim in diesem Zimmer leiten. Aber denk daran, lausche nicht unseren heiligen Worten.“
Einige Männer – Gebetsmäntel um die Schultern, Gebetsriemen um Stirn und bloße Arme – wogten bereits hin und her und murmelten Gebete. Chaim sah sich im Zimmer um. Er kannte die meisten Männer: Yitzchak Meyvn, Solomon den Kantor, Avrum Shmuel, Yudel, der seine Frau mit seiner Nachbarin betrog, Moishe Makher, Yussul, Itzik, Yankel und andere, deren Namen er vergessen hatte.
„Gib mir jetzt den Karton“, sagte der Baalschem. „Wir müssen uns beeilen. Der Schabbes wird nicht auf uns warten.“
„Nein“, sagte Chaim. „Ich muß für mich allein sein.“ (Gib ihnen den Karton.) Ich habe es fast hinter mir, dachte er. (Die Dibbuks saugen dich auf.) Nur einen Moment. (So kannst du nicht für dich allein sein. Trejfetrejfe. Unrein.)
„Was ist das für ein Gerede?“ fragte Rabbi Ansky, ein dunkelhäutiger Mann mit kahlgeschorenem Kopf, gekräuselten Schläfenlocken und einem struppigen schwarzen Bart. Er machte einen Schritt auf Chaim zu. „Na, komm schon, gib mir den Karton.“
Chaim schmeckte Würmer im Mund. Er stürzte zum Schlafzimmer, wobei er Rabbi Anskys Frau, eine runzlige Alte, über den Haufen rannte, die daraufhin um Hilfe rief. Der fette Yitzchak versuchte, ihm den Weg abzuschneiden, aber Chaim war schon an Fruma vorbei. Er stieß sie aus der Türöffnung beiseite und schloß die Schiebetür ab. Ein paar Minuten bin ich hier vor ihnen sicher, dachte er. Sie würden einige Zeit benötigen, um das Schloß aufzubrechen. So lange konnten sie nicht zu ihm gelangen.
Er rückte einen Stuhl in die Mitte des Zimmers, setzte sich hin, stellte den Karton auf den Boden und öffnete ihn dann gierig. Alle Männer im anderen Zimmer sehen gleich aus, dachte Chaim. Aber sie sind nur klägliche Abbilder von mir. (Mach die Tür auf.)
Chaim schaute in den Karton. Beeilt euch, Dibbuks, dachte er. Bringt es hinter euch. Seine Körperteile verkrallten sich ineinander. Geisteseiter. Ich bin voll davon. Ich werde platzen. Befreit mich. (Mach die Tür auf.)
Die Puppen verschmolzen zu einem grauen Lehmklumpen. Seine Form änderte sich, als Chaim ihn anstarrte. Er wurde zu einem menschlichen Gesicht. (Laß das jetzt.) Es ist nur eine Maske, dachte Chaim. Warte. Der Mund stand offen, Lippen strafften sich über blauem Zahnfleisch. (Laß das.)
Chaim sah das, was er sehen wollte: sein blutloses, lebloses Gesicht. Gib es zurück, dachte er. Aber es konnte keine Befreiung geben. Seine Seele schlüpfte in den offenen Mund des Dibbukfleisches. Er könnte nicht mehr zu sich zurückgelangen. Er würde im Dibbukmund steckenbleiben.
Zitternd und weinend versuchte er, die dunklen Dinge zu bekämpfen, die an seinen Gedanken und Erinnerungen saugten. Aber er hatte sich schon zu sehr verloren. Ich kann nicht draußen bleiben. (Dann mach die Tür auf.)
Ich kann nicht.
„Schnell, entfernt ihn, bevor er sich besudelt“, sagte der Baalschem „von diesem Ding.“ Die Schiebetür klemmte in einem seltsamen Winkel, und die Männer mußten die Bäuche einziehen, um sich hindurchzuzwängen. Fruma und die anderen Frauen schauten vom anderen Zimmer aus zu. Die Männer hoben Chaim von seinem Stuhl hoch und zwangen ihn zu stehen.
„Kannst du mich hören, Chaim?“ fragte der Baalschem.
„Ja“, sagte Chaim. Sein Herz schlug schneller. Ein Fleck des Guten wurde größer, dann wurde er von fremden Gedanken verschlungen. Chaim träumte von Fruma, davon, wie sie roch und welche Laute sie von sich gab. FrumaDvora. Zusammen keuchend. Wie er. Sie riechen wie ich. Sie schmecken wie ich. Er streckte die Hand nach Fruma aus, konnte aber nur sich selbst finden.
Der Baalschem begann zu beten. Er wiegte sich auf seinen Fersen vor und zurück, sang und hob die Augen zur Decke. „Wir müssen die Dibbuks aus ihm herausziehen“, sagte er zu den anderen Männern, die, die Hände vor den Augen, beteten. „Ihr braucht keine Angst zu haben. Schaut sie euch an. Vernichtet sie. Wir werden sie in uns aufnehmen, aber mit Gottes Hilfe sind wir stark.“
Während die Männer in den Karton schauten, las der Baalschem den 91. Psalm vor. Anfangs klangen seine Worte laut und klar, aber als er fortfuhr, begann er zu stammeln. Er klammerte sich an seinen Gebetsmantel, bis seine Handknöchel rot wurden. „Schaut sie euch an“, flüsterte er den anderen zu, als er sich vorbeugte, um in den Karton zu starren. „Zieht sie heraus. Gott wird euch schützen.“
Chaim konnte die Anwesenheit eines jeden fühlen. Er versuchte zu beten, aber seine Kiefer blieben geschlossen, und die Worte verwirrten sich in seinem Verstand. Der Dibbukfleischklumpen veränderte sich. Manchmal sah er wie das Gesicht des Baalschem aus, freilich sündhaft und lüstern, und ein andermal sah er wie Rabbi Ansky aus, verängstigt und bemüht, eine Frau zu werden. Chaim konnte die Gesichter all der anderen in dem Lehmklumpen erkennen. Er kannte ihre Ängste und Gedanken. Yudel spuckte Blut, und Yussel versuchte, vor einem Mann davonzulaufen, den er haßte. Die anderen erstickten still an den Erinnerungen eines jeden.
„Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln.“
„Hilf mir, Mayer Ansky“, sagte der Baalschem, als er das heilige Buch fallen ließ. Aber der Rabbi konnte, wie die übrigen Männer, nur katatonisch in den Karton starren.
„Ich will ihn sättigen mit langem Leben“, sagte Chaim. Er mußte sich jedes Wort abringen.
„… und will ihm zeigen mein Heil“, intonierte der Baalschem.
„Dibbuks“, rief der Baalschem, „räumt die Körper von Chaim Lewis und der anderen Mitglieder dieses heiligen Minjan. Im Namen des Allerheiligsten, weicht und findet ewige Ruhe.“
Der Lehmklumpen änderte die Farbe. Er würde bald zu Staub verfallen. Chaim fühlte, wie die Dunkelheit seinen Verstand verließ, aber die schmerzlichen Erinnerungen blieben stark. Die anderen hatten die Dibbuks vernichtet, indem sie Chaims Sünden zu ihren eigenen machten. Jetzt waren sie alle befleckt. Sie würden die Sünden jedes anderen teilen. Sie würden immer aneinander gefesselt sein. Der Baalschem würde niemals ein Märtyrer werden. Chaim konnte fast die Gedanken eines jeden hören.
„Masseltow“, sagte der Baalschem. „Der Schabbes ist angebrochen.“
Aber Chaim und die anderen waren eingeschlafen. Der Baalschem gab endlich seiner Schwäche nach und fiel in Ohnmacht. Die „Königin-Braut“ des Sabbats würde von Schläfern beim Trompetengeschmetter der Schnarcher ins Shtetlfive geführt werden.