TORONTO
Nach dem Abendessen holte Arved Kleinmann seine Digitalkamera aus dem Wohnzimmerschrank und filmte aufs Geratewohl ab, was ihn bewegte. Alle Kinder hatten ihre Teller leer gegessen, Linda, die sonst als Köchin keine Leuchte war, hatte mit der Spinat-Lasagne einen hundertprozentigen Treffer gelandet. Lea gackerte vor Vergnügen, Max war ausnahmsweise brav gewesen und Rebecca mit ihrem Handy beschäftigt. Hätte sie nicht vorhin den Wunsch geäußert, im kommenden Jahr die Schule zu wechseln, weil an der Yorkland nach Prinzipien der Bibel unterrichtet wurde, es wäre ein perfekter Abend gewesen. Arved war nicht besonders religiös, aber er fand auch nichts völlig falsch dabei, wenn Kinder – in einem liberalen Rahmen – nach Prinzipien der Bibel erzogen wurden. Wahrscheinlich ging es Becky nur darum, keine Schuluniform mehr tragen zu müssen. Oder aber sie wurde von irgendwem beeinflußt. Wem schreibst du denn dauernd? fragte Arved seine Tochter, und die zuckte mit den Schultern, was heißen sollte: Nichts Besonderes. Eben hatte sie eine Nachricht von Cyberjack bekommen. Willst du am Wochenende was erleben, Honey? Sie schrieb ihm als Antwort: Klar, warum nicht? Hier sterbe ich sonst noch.