8. Kapitel
Nachmittag. Hornblower ging auf dem Achterdeck auf und nieder. Die ihn bewegende Frage war so schwierig, daß er die Heckgalerie verlassen hatte, auf der er sich nicht so schnell bewegen konnte. Die auf dem Achterdeck Beschäftigten erkannten seine Laune und hielten sich wohlweislich auf der Leeseite, wodurch ihm eine fast dreißig Meter lange Strecke der Luvseite verblieb. Hin und her schritt er; hin und her, wobei er sich inbrünstig bemühte, zu einem festen Entschluß zu gelangen.
Unter westlicher, dwars einfallender Brise glitt die Sutherland langsam durchs Wasser. Nur wenige Kabellängen von ihr entfernt und in Lee stand der Geleitzug, der sich zusammengedrängt hatte.
Mit schnappendem Laut schob Gerard das Fernrohr zusammen.
»Boot von der Lord Mornington hält auf uns zu, Sir«, meldete er. Er wollte seinen Kommandanten frühzeitig auf den bevorstehenden Besuch aufmerksam machen, um ihm Gelegenheit zu geben, sich als unerreichbar in die Kajüte zurückzuziehen, aber er wußte auch genauso wie Hornblower, daß es für einen Seeoffizier nicht ratsam war, den an Bord der Ostindienfahrer eingeschifften Standespersonen allzu grob zu begegnen.
Hornblower warf einen Blick auf das Boot, das wie ein Insekt über die Meeresoberfläche kroch. Zehn Tage lang hatte der aus Nordwesten wehende starke Wind die Reise kräftig gefördert, so daß der Geleitzug bereits querab von Nordafrika stand, auf welcher Breite Hornblower seine bisherigen Schutzbefohlenen entlassen sollte. Überdies hatte das Wetter bis vor kurzem jeden Verkehr von Schiff zu Schiff verhindert. Gestern war ein lebhafter Verkehr zwischen den Einheiten des Geleitzuges festzustellen gewesen, und es stand durchaus zu erwarten, daß er - Hornblower - heute offizielle Besuche empfangen würde, die sich nicht gut abweisen ließen. Innerhalb von zwei Stunden sollte die endgültige Trennung stattfinden. Die Quälerei konnte also nicht sehr lange dauern. Das Boot schor längsseit, und Hornblower trat zum Fallreep, um seine beiden Gäste, den Kapitän Osborn von der Lord Mornington, der feierlich im Frack war, und einen großen und knochigen, mit Ordensband und Stern geschmückten Zivilisten zu empfangen.
»Guten Tag, Herr Kapitän«, sagte Osborn. »Ich erlaube mir, Ihnen Lord Eastlake, den neuen Gouverneur von Bombay, vorzustellen.«
Die Herren verneigten sich voreinander, worauf sich Lord Eastlake räusperte.
»Ich komme, Herr Kapitän Hornblower, Sie zu bitten, diese mit vierhundert Guineen gefüllte Börse zur Verteilung an die Besatzung Ihres Schiffes entgegenzunehmen. Sie wurden von den Passagieren des ostindischen Geleitzuges gesammelt in Anerkennung der Geschicklichkeit und des Mutes, die von der Sutherland gelegentlich des bei Ushant gelieferten Seegefechts bekundet wurden.«
»Im Namen meiner Besatzung danke ich Euer Lordschaft«, erwiderte Hornblower.
Die Überreichung des Geldes war eine hübsche Geste, und während er die Börse ergriff, kam er sich angesichts der Pläne, die er hinsichtlich des Geleitzuges geschmiedet hatte, wie ein Judas vor.
»Und ich«, ließ sich Osborn vernehmen, »bin der Überbringer einer Einladung, durch die Sie und Ihr Erster Offizier freundlichst gebeten werden, an unserem Mittagessen an Bord der Lord Mornington teilzunehmen.«
Anscheinend lebhaft bedauernd schüttelte Hornblower den Kopf.
»In zwei Stunden trennen sich unsere Wege«, sagte er. »Ich wollte gerade das entsprechende Signal heißen lassen, und es tut mir aufrichtig leid, Ihrer liebenswürdigen Aufforderung nicht Folge leisten zu können.«
»Auch wir bedauern diesen Umstand außerordentlich«, meinte Lord Eastlake. »Das zehntägige schlechte Wetter beraubte uns des Vergnügens, mit den Herren Seeoffizieren zusammenzukommen. Ließe sich Ihr Entschluß nicht abändern, Herr Kapitän?«
»Ich stehe im Dienste Seiner Majestät, Mylord, und ich habe die sehr klaren Befehle der Admiralität zu befolgen.«
Gegen solche Erklärung vermochte der Gouverneur von Bombay natürlich keine Einwendungen zu erheben.
»Ich verstehe das«, nickte er. »Würden Sie mir aber zum mindesten die Freude gewähren, die Bekanntschaft Ihrer Herren Offiziere zu machen?«
Auch dies war eine liebenswürdige Geste. Hornblower ließ seine Offiziere rufen und stellte sie der Reihe nach vor; den hornhändigen Kapitänleutnant Bush, den hübschen und eleganten Gerard, den Hauptmann Morris von der Marineinfanterie und sämtliche übrigen im Offiziersrang stehenden Untergebenen bis hinunter zum jüngsten Seekadetten.
Sie alle waren entzückt von solcher Begegnung mit einem Lord.
Endlich schickte sich Lord Eastlake an, von Bord zu gehen.
»Leben Sie wohl, Herr Kapitän«, sagte er, dem Kommandanten die Rechte entgegenstreckend. »Ich wünsche Ihnen eine glückliche Reise ins Mittelmeer.«
»Danke verbindlichst, Mylord. Mögen Sie Ihrerseits eine gute Reise nach Bombay erleben; und möge Ihnen viel Erfolg in Ihrer neuen Stellung beschieden sein.«
Während er ihnen nachsah, wog Hornblower noch immer die Börse in der Hand - einen bestickten Leinenbeutel, an dem noch unlängst jemand eifrig gearbeitet haben mußte. Er spürte das Gewicht des Goldes und das Knistern der Banknoten. Gern hätte er die Summe als Prisengeld betrachtet und sie nach den dafür gültigen Regeln verteilt, aber er sagte sich, daß er eine solche Belohnung nicht von Zivilpersonen annehmen durfte.
»Mr. Bush«, sagte er, als das Boot ablegte. »Die Leute sollen drei Hurras ausbringen.«
Lord Eastlake und Kapitän Osborn freuten sich sichtlich über die Ehrung. Hornblower sah, wie das Boot wieder zur Lord Mornington kroch. Vierhundert Guineen! Es war viel Geld, aber er gedachte nicht, sich bestechen zu lassen. Und im gleichen Augenblick, da ihm solches klar wurde, stand auch sein Entschluß fest, um den er seit vierundzwanzig Stunden gerungen hatte. Er wollte der Ostindischen Kompanie einen Begriff von der Unbestechlichkeit des Kapitäns Horatio Hornblower geben.
»Mr. Rayner, lassen Sie die Barkaß und die Pinnaß klarmachen, und steuern Sie das Schiff auf die Leeseite des Geleitzuges. Die Boote werden zu Wasser gefiert, sowie die entsprechende Position erreicht ist. Mr. Bush und Mr. Gerard...«
Inmitten der Geschäftigkeit des Wendemanövers erteilte Hornblower kurz seine Befehle. Zum erstenmal im Verlauf seiner Dienstzeit wagte Bush Einwendungen zu machen.
»Es handelt sich um Schiffe der Kompanie, Sir.«
»Dieser Ansicht bin ich ebenfalls«, erwiderte der Kommandant spöttisch. Er war sich des Wagnisses vollauf bewußt, das er durch die Wegnahme von Leuten der Ostindischen Kompanie auf sich nahm. Nicht nur beleidigte er dadurch die mächtigste Handelsorganisation Englands, sondern er verstieß auch gegen die Befehle der Admiralität. Er brauchte indessen die Leute; er brauchte sie unerhört dringend, und die Schiffe, von denen er sie sich holen wollte, würden erst bei der Insel St. Helena wieder Land zu sehen bekommen. Eine Beschwerde konnte frühestens in drei bis vier Monaten in England eintreffen, und ein halbes Jahr würde verstreichen, bis ihn ein entsprechendes Dienstschreiben im Mittelmeer erreichen konnte. Ein sechs Monate altes Verbrechen dieser Art würde schwerlich mit allem Nachdruck geahndet werden, und überhaupt war er bis dahin möglicherweise tot. »Die Boote sind mit Pistolen und Entermessern auszurüsten, damit man drüben gleich im Bilde ist, daß ich keine Dummheiten dulde. Von jedem der Schiffe da drüben benötige ich zwanzig Mann.«
»Zwanzig!« wiederholte Bush bewundernd. Wenigstens ging sein Kommandant aufs Ganze!
»Zwanzig von jedem. Und vergessen Sie nicht, daß ich ausschließlich Weiße haben will. Keine Laskaren. Und jeder muß ein erfahrener Seemann sein. Vor allem ist es mir um Richtkanoniere zu tun. Sie haben doch Verwendung für ein paar brauchbare Artilleristen, Gerard?«
»Donnerwetter, jawohl, Sir!«
»Schön. Ich danke den Herren.«
Hornblower wandte sich ab. Selbständig war er zu seinem Entschluß gelangt, den er nicht mehr zu erörtern wünschte. Die Sutherland hatte sich inzwischen dem Geleitzug genähert. Erst wurde die Barkaß und gleich darauf die Pinnaß zu Wasser gebracht. Die Boote hielten auf die in geringem Abstand voreinander liegenden Schiffe zu, während die Sutherland etwas nach Lee abfiel, um ihre Rückkehr zu erwarten. Mit backgebraßtem Großmarssegel blieb sie beigedreht liegen.
Durchs Glas sah Hornblower blanke Waffen glitzern, als Gerard mit seinen Leuten an Deck der Lord Mornington enterte. Gerard trat sofort sehr nachdrücklich auf, um den Gedanken an Widerstand erst gar nicht aufkommen zu lassen. Hornblower fiel es schwer, seine fieberhafte Erregung zu unterdrücken. Mit einem Ruck schob er sein Fernrohr zusammen und begann, schnellen Schrittes an Deck hin und her zu gehen.
»Boot von der Lord Mornington, Sir«, meldete Rayner nach einem Weilchen. Er war ebenso erregt wie sein Kommandant, doch verbarg er es viel weniger.
»Danke«, sagte Hornblower gewollt gleichgültig.
In Wirklichkeit fühlte er sich wesentlich erleichtert. Wenn Osborn Gerards Ansinnen scharf zurückgewiesen und seine Leute zu den Waffen gerufen hätte, so wäre die Lage sehr kritisch geworden. Ein Kriegsgericht wäre imstande gewesen, von Mord zu sprechen, falls jemand bei der Durchführung einer ungesetzlichen Handlung das Leben eingebüßt hätte. Andrerseits hatte er damit gerechnet, daß sich Osborn vollkommen überrumpeln und es auf einen bewaffneten Widerstand nicht ankommen ließ. Hornblowers Voraussetzungen erwiesen sich als richtig. Osborn erhob Protest, und Protest mochten sie immerhin dutzendweise erheben, zumal der Rest der Kapitäne dem Beispiel ihres Kommodore folgen würde, und während sie protestierten, wurden sie ihre Leute los.
Osborn erschien persönlich. Blauroten Gesichts, ein Bild gekränkter Würde, durchschritt er die Fallreepspforte.
»Herr Kapitän Hornblower!« schrie er, als er den Fuß an Deck setzte. »Das ist eine Vergewaltigung! Ich erhebe energischsten Einspruch. In diesem Augenblick mustert Ihr Leutnant meine Mannschaft, um mehrere von ihnen zum Dienst zu pressen.«
»Er handelt auf meinen Befehl.«
»Ich wollte meinen Ohren nicht trauen, als er das behauptete.
Sind Sie sich dessen bewußt, Sir, daß Sie damit in unerhörter Weise gegen die Gesetze verstoßen? Es ist eine unglaubliche Übertretung der von der Admiralität herausgegebenen Bestimmungen; eine Vergewaltigung, Sir! Die Fahrzeuge der Ehrenwerten Ostindischen Kompanie dürfen nicht von Preßkommandos behelligt werden. Als dienstältester Kapitän erhebe ich flammenden Protest gegen Ihre Handlungsweise!«
»Ich werde diesen Protest gern zur Kenntnis nehmen, wenn Sie ihn erheben, Sir.«
»Ja... aber...«, stotterte Osborn. »Ich habe ihn ja soeben schon erhoben, Sir.«
»Ach so«, meinte Hornblower. »Ich dachte, dies wären erst einleitende Bemerkungen.«
»Durchaus nicht!« tobte Osborn, der ungeachtet seiner schwerfälligen Gestalt fast auf dem Deck umherzutanzen begann. »Ich habe protestiert, Sir, und ich werde fortfahren zu protestieren. Die Aufmerksamkeit der Höchsten des Landes werde ich auf diese Vergewaltigung lenken. Von den Enden der Erde werde ich freudig herbeieilen, Sir, um vor dem Kriegsgericht als Zeuge gegen Sie aufzutreten. Ich werde nicht ruhen und nicht rasten... keinen Stein werde ich auf dem anderen lassen... Ich werde meinen ganzen Einfluß aufbieten, um dieses Verbrechen entsprechend geahndet zu sehen. Zugrunde richten werde ich Sie!«
»Aber Herr Kapitän...«, begann Hornblower versöhnlich.
Osborn, der bereits in dramatischer Weise seinen Rückzug antreten wollte, stutzte. Ein flüchtiger Seitenblick hatte dem Kommandanten der Sutherland verraten, daß die Boote bereits auf zwei andere Opfer zuhielten, nachdem sie offenbar die ersten beiden aller als Rekruten in Frage kommenden Männer beraubt hatten. Osborn, der glaubte, daß Hornblower einlenken werde, wurde wieder ganz zugänglich.
»Wenn Sie die Leute herausgeben, nehme ich natürlich alles zurück, was ich gesagt habe«, versicherte er. »Kein Wort wird weiterhin über den Zwischenfall verloren werden.«
»Aber würden Sie mir nicht erlauben, Freiwillige unter Ihren Mannschaften anzuwerben, Herr Kapitän?« bat Hornblower.
»Vielleicht würden einige der Leute gern in den Dienst des Königs treten.«
»Schön... selbst das will ich zubilligen. Wie Sie andeuteten, Sir, werden Sie vielleicht in der Tat ein paar unruhige Geister unter ihnen finden.«
Das war der Höhepunkt von Osborns Großmut, obwohl er mit Sicherheit annahm, daß kaum einer seiner Seeleute töricht genug sein würde, die verhältnismäßig bequeme Lebensweise eines zur Ostindischen Kompanie gehörenden Matrosen mit den harten Daseinsbedingungen der Marine zu vertauschen.
»Bei jenem Zusammentreffen mit den Kaperern war Ihr Auftreten so bewundernswert, daß es mir schwerfällt, Ihnen irgendeine Bitte abzuschlagen«, sagte Osborn friedfertig. Die Boote der Sutherland lagen bereits längsseit des letzten Handelsschiffes.
»Sehr liebenswürdig von Ihnen, Sir«, verneigte sich Hornblower. »Erlauben Sie mir, daß ich Sie zu Ihrer Gig begleite. Da meine Offiziere natürlich zuerst die Freiwilligen ausgemustert haben, werden sich diese ausnahmslos in den Booten befinden, und die Unfreiwilligen schicke ich Ihnen zurück. Ich danke Ihnen aufrichtig für Ihr Entgegenkommen, Herr Kapitän.«
Sobald Osborn von Bord gegangen war, begab sich Hornblower wieder auf die Kampanje. Rayner machte große Augen. Weshalb hatte der Kommandant so plötzlich seinen Standpunkt geändert?
Aber Rayner sollte noch ganz anders staunen. Die Beiboote der Sutherland befanden sich auf dem Rückweg. Sie begegneten der Gig Osborns, die langsam gegen den Wind gerudert wurde.
Durchs Glas sah Hornblower, daß Osborn mit den Armen winkte. Wahrscheinlich schrie er etwas zu den Kriegsschiffsbooten hinüber, aber Bush und Gerard achteten richtigerweise nicht darauf. Innerhalb von zwei Minuten schoren sie längsseit, und dann enterten einhundertundzwanzig, von den dreißig Leuten der Sutherland geleitete Männer samt ihren wenigen Habseligkeiten an Bord. Mit breitem Grinsen wurden sie von der übrigen Mannschaft empfangen. Es war eine Eigenart des gepreßten britischen Seemannes, daß er sich immer freute, wenn er Leidensgenossen fand.
Bush und Gerard hatten ihre Sache ausgezeichnet gemacht.
Hornblower ließ den Blick über die Neuen schweifen, die jeweils nach ihrem Temperament teilnahmslos, verstört oder in verbissenem Zorn an Deck standen. Ohne jegliche Warnung waren sie ihrer bisherigen Umgebung entrissen worden, in der sie bei lässig gehandhabter Disziplin regelmäßig bezahlt und reichlich beköstigt wurden. Nun sollten sie die Härten des königlichen Dienstes kennenlernen, in dem die Löhnung zweifelhaft, das Essen schlecht war, und wo sie erwarten mußten, daß ein kurzer Befehl ihres neuen Kapitäns genügte, ihnen das Fleisch von den Knochen peitschen zu lassen. Selbst ein vor dem Mast fahrender Seemann durfte sich auf den Besuch Indiens und die damit verbundenen Möglichkeiten freuen. Diese Männer jedoch waren zu zwei Jahren eintönigen Lebens verurteilt, in das nur die Gefahr einige Abwechslung brachte, während feindliche Kanonenkugeln und Krankheiten sie bedrohten.
»Lassen Sie die Boote heißen, Mr. Rayner«, befahl Hornblower dem wachhabenden Offizier.
Rayners Augenlider zuckten. Er hatte Hornblowers dem Kapitän Osborn gegebenes Versprechen gehört, und er wußte, daß mindestens hundert der neuen Leute nicht freiwillig an Bord bleiben würden. Die Boote mußten demnach später wieder zu Wasser gebracht werden, um sie zurückzubefördern. Wenn jedoch Hornblowers starre Gesichtszüge überhaupt etwas ausdrückten, so war es eiserne Entschlossenheit.
»Aye, aye, Sir«, sagte Rayner.
Inzwischen hatte Bush seine die Rekruten betreffenden Notizen mit denen Geralds verglichen. Ein Blatt Papier in Händen haltend, trat er zu Hornblower.
»Einhundertundzwanzig im ganzen, Sir, wie Sie befahlen.
Einer der Freiwilligen ist Küfer, einhundertundneun sind Seeleute, darunter zwei Freiwillige. Sechs Kanoniere und vier Landleute haben sich ebenfalls freiwillig gemeldet.«
»Ausgezeichnet, Mr. Bush. Gleich einstellen die Leute. Mr. Rayner, sowie die Boote geheißt sind, bringen Sie das Schiff auf den bereits angegebenen Kurs. Mr. Vincent, Signal an den Geleitzug:›Sämtliche Leute melden sich freiwillig. Danke sehr.
Gute Reise.‹Sie werden teilweise buchstabieren müssen, aber es lohnt sich.«
Die frohe Laune hatte Hornblower dazu verleitet, einen überflüssigen Satz zu sprechen, doch war es immerhin entschuldbar, wie er sich selbst eingestand. Dadurch, daß er einhundertundzwanzig Mann einstellte, von denen weitaus die Mehrzahl bereits seemännisch ausgebildet war, hatte die Sutherland nunmehr fast ihre volle Besatzung erhalten. Überdies war es ihm gelungen, sich gegen die zu erwartenden Vorhaltungen zu wappnen. Wenn das unvermeidliche Schreiben der Admiralität eintraf, konnte er antworten, daß die Leute mit Einwilligung des Kommodore der Ostindischen Kompanie an Bord gekommen wären. Mit einigem guten Glück konnte er dadurch den Ball weitere sechs Monate rollend erhalten. Es stand ihm also ein ganzes Jahr zur Verfügung, in dessen Verlauf er die Neuen davon zu überzeugen hoffte, daß sie freiwillig eingetreten waren. Bis dahin würden sich mindestens einige gut eingelebt haben, um solche Behauptungen zu beschwören. Das aber genügte, um die ganze Sachlage zu vertuschen und der Admiralität, die streng auf die Befolgung ihrer ständigen Befehle zu achten pflegte, die Möglichkeit zu bieten, den Kommandanten H. M. S. Sutherland nicht zu schwer zu bestrafen.
»Lord Mornington antwortet, Sir!« meldete Vincent. »›Signal unverständlich. Erwartet Boot!‹«
»Wiederholen Sie›Glückliche Reise‹«, befahl Hornblower.
Drunten auf dem Hauptdeck hatte Bush schon beinahe die Verlesung der Kriegsartikel beendet. Es war das notwendig, um die neuen Diener des Königs dem Henker und der neunschwänzigen Katze untertänig zu machen.