5
Die Fahrt verlief schweigend. Ich stellte den Wagen auf den Parkplatz, dann fuhren wir mit dem Lift ins Büro hinauf.
Bertha Cool sah mich an. »Woher wußtest du, daß sie ermordet worden ist?«
»Wovon redest du eigentlich?« fragte ich harmlos.
Bertha Cool riß ein Streichholz an. »Mich kannst du nicht für dumm verkaufen.«
Eine Weile rauchte sie schweigend vor sich hin. Schließlich sagte sie nachdenklich: »Vor dem Haus war die Polizei in Bataillonsstärke aufgefahren, aber du hast getan, als hättest du nichts gesehen. Dann hast du nicht bei der Harris geklingelt, sondern bei der Hauswartsfrau. Schließlich bist du nach oben gegangen, hast ein paar dumme Fragen gestellt und bist wieder abgezogen. Daß etwas vorgefallen war, wußtest du also. Du wolltest jetzt nur noch feststellen, ob die Polizei auch schon informiert war. Willst du mir nicht erzählen, was sich hier tut?«
»Da gibt’s nichts zu erzählen.«
Bertha Cool öffnete ein Schreibtischfach, nahm eine Karte heraus, sah auf die Nummer, die darauf vermerkt war, griff zum Telefon, wählte und sagte mit ihrer süßesten Stimme: »Donald Lam wohnt bei Ihnen, Mrs. Eldridge. Hier ist Mrs. Cool, seine Partnerin. Ich muß ihn dringend sprechen. Wissen Sie, ob er in seinem Zimmer ist?«
Sie horchte aufmerksam auf die krächzenden Laute aus dem Hörer. »Aha«, sagte sie. »Vor einer Stunde, sagen Sie? Können Sir mir sagen, ob kurz vorher jemand bei ihm war?« Wieder horchte sie. Dann: »Ja, ich verstehe. Wie sah sie aus?«
Bertha Cool hörte mit halb geschlossenen Augen zu. Ab und an warf sie mir aus mißtrauischen grauen Augen einen scharfen Blick zu. »Vielen herzlichen Dank, Mrs. Eldridge. Wenn er kommt, sagen Sie ihm doch bitte, er möchte sich bei mir melden.«
Sie schob das Telefon weg. »Wer war das Mädchen, Donald?«
»Wer?«
»Das Mädchen, das dich besucht hat.«
»Eine ehemalige Schulkameradin. Ich hab’ sie eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sie wußte, daß ich dein Partner bin, und hatte heute nachmittag im Büro angerufen. Elsie hat ihr meine Adresse gegeben.«
Bertha Cool rauchte eine Weile stumm. Dann trat wieder das Telefon in Aktion. »Elsie, hier ist Bertha. Hat heute nachmittag jemand angerufen und Donalds Adresse verlangt? Wer war sie? Hat sie ihren Namen genannt? Ach, hat er? Gut, Elsie, vielen Dank. Das war’s.«
Bertha legte auf. »Elsie hast du gesagt, sie wäre nicht bei dir gewesen.«
»Elsie Brand geht mein Liebesleben überhaupt nichts an. Sie kam auf eine halbe Stunde bei mir vorbei, und wir haben geschwatzt. In allen Ehren natürlich...«
»Soso«, meinte Bertha grimmig.
Ich schwieg.
Bertha Cool hielt sich an ihrer Zigarette fest. Dann hatte sie sich offenbar zu einem Entschluß durchgerungen. »Jetzt gehen wir erst mal was essen. Aber diesmal zahlt jeder für sich.«
»Ich habe keinen Hunger.«
Sie lächelte. »Ich habe heute meinen spendablen Tag, Donald. Setzen wir’s auf die Spesenrechnung.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte nichts.«
»Dann komm wenigstens mit und leiste mir Gesellschaft.«
»Vielen Dank. Ich bleibe lieber hier. Muß nachdenken.«
»Kannst du das nicht auch im Restaurant?«
»Nein. Hier habe ich mehr Ruhe.«
»Aha.« Bertha Cool war heute offensichtlich in Telefonierstimmung. »Hier ist B. Cool. Schicken Sie mir ein Klubsandwich und eine Flasche Bier herauf.« Sie legte auf. »Schade, daß du keinen Appetit hast, Donald. Dann bleibe ich eben hier und leiste dir Gesellschaft.«
Darauf gab es nichts zu sagen.
Wir hockten schweigend beieinander. Bertha betrachtete mich aus halbgeschlossenen Augen und rauchte. Nach einer Weile klopfte es. »Das ist der Bote vom Restaurant«, sagte Bertha. »Mach doch bitte auf.«
Er brachte ein Tablett mit dem Klubsandwich und dem Bier, Bertha ließ sich das opulente Mahl auf den Schreibtisch stellen, zahlte und gab ihm ein Trinkgeld. »Das Geschirr können Sie morgen früh abholen. Wir haben heute abend noch hier zu tun.«
Der Bote zog unter devoten Dankesbezeigungen ab. Bertha kaute ihr Sandwich, spülte ab und zu mit einem Schluck Bier nach und meinte: »Ein ziemlich klägliches Essen. Aber irgendwas muß man ja dem Magen anbieten. Pech, daß du keinen Hunger hattest.«
Nachdem sie ihre nächste Zigarette angezündet hatte, sah ich wie zufällig auf die Uhr. »Tja«, meinte ich, »ich glaube, es hat keinen Zweck, noch länger zu warten.«
Bertha strahlte mich wohlwollend an. »Sehr richtig. Mal mußt du ja doch mit der Sprache herausrücken. Warum hat sie dich versetzt?«
»Wir wollten uns zum Essen treffen. Kann man denn nicht mal mit einer Freundin ausgehen, ohne daß das ganze Büro seinen Senf dazugibt?«
»Offenbar nicht«, meinte Bertha Cool ungerührt. »Wenn du meinst, können wir ja dann gehen.«
Wir stiegen wieder in die Firmenkutsche. »Ich werde den angebrochenen Abend mit einem Kinobesuch totschlagen«, sagte ich. »Kommst du mit?«
»Nein, mein Kleiner. Ich bin müde. Ich fahre jetzt nach Hause, lege mich aufs Bett und lese noch ein bißchen.«
Ich fuhr sie zu ihrer Wohnung. Sie legte mir ihre beringte Hand auf den Arm. »Tut mir wirklich leid«, sagte sie.
»Laß nur. Pech — aber nicht zu ändern. Vermutlich hat sie angerufen, während wir weg waren. Und irgendein Rivale hat nur darauf gewartet, sie zu entführen.«
»Es gibt noch andere Frauen, Donald. Ein junger flotter Kerl wie du müßte eigentlich an jedem Finger zehn haben. Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, gab ich zurück.
Ich wendete und sauste zurück ins Büro. Ich sah auf die Uhr. Alles in allem war ich nur fünfundzwanzig Minuten fort gewesen. Ich konnte nur hoffen, daß Marian nicht ausgerechnet in dieser Zeit angerufen hatte.
Ich machte es mir in einem Sessel bequem und holte meine Zigaretten heraus. In diesem Augenblick hörte ich es schließen. Ich dachte, es wäre der Hausmeister und rief: »Wir haben noch zu tun. Lassen Sie morgen hier saubermachen, ja?«
Die Tür ging auf, und Bertha Cool betrat seelenruhig das Büro. »Das dachte ich mir«, sagte sie und ließ sich in ihrem alten, quietschenden Drehstuhl nieder. »Wir beide würden uns viel besser verstehen, Donald, wenn wir ehrlich miteinander wären.«
Ich hatte eine gepfefferte Antwort parat. Aber in diesem Augenblick klingelte das Telefon auf Bertha Cools Schreibtisch. Sie griff blitzschnell zum Hörer und meldete sich.
Ihre Augen glitzerten gespannt. Ihr linker Arm, dick wie ein junger Baumstamm, lag vor dem Apparat. Offensichtlich erwartete sie so halb und halb, daß ich versuchen würde, ihr den Hörer zu entreißen.
Ich saß still und rauchte.
»Ja, hier ist die Detektei Cool & Lam. Nein, tut mir leid, er ist augenblicklich nicht hier, aber er hat Ihren Anruf erwartet und mich gebeten, ihn entgegenzunehmen. Ja, natürlich. Er kommt in ein paar Minuten wieder. Er läßt Sie bitten, gleich herzukommen. Ja, sicher. Ja, die Adresse stimmt. Ich freue mich schon auf Sie.«
Sie legte den Hörer ungewöhnlich sanft auf und wandte sich an mich. »Laß dir das eine Lehre sein, Donald. Wenn du wieder mal Lust hast, dir ein Stück von dem Kuchen auf eigene Faust abzuschneiden, denk daran, daß Bertha auch gern Kuchen ißt. Sonst bekommst du Ärger.«
»Du willst also was von dem Kuchen abhaben«, vergewisserte ich mich.
»Allerdings.«
»Das läßt sich machen. Hoffentlich schmeckt er dir.«
»Als du zu mir kamst, mein Kleiner, hattest du von unserem Geschäft nicht die leiseste Ahnung. Du warst völlig abgebrannt und hattest seit zwei Tagen keinen ordentlichen Happen mehr gegessen. Ich hab’ dir einen Job gegeben und dir das Laufen beigebracht. Köpfchen hast du, das stimmt. Aber ich habe die größere Erfahrung. Du glaubst wohl, du kannst mit mir machen, was du willst? Aber da hast du dich gewaltig verrechnet, mein Lieber.«
»Bist du bald fertig?«
»Reicht das nicht?«
»Mir reicht’s schon lange«, sagte ich. »Und nun möchtest du sicher gern wissen, was für ein Kuchen das ist, von dem du so gern eine Scheibe abhaben möchtest.«
Sie lächelte süß. »Ja, sicher. Und — nichts für ungut, Donald, nicht wahr?«
»Nichts für ungut, Bertha«, bestätigte ich ganz friedfertig.
»Ich will nur das, was mir zusteht«, erklärte Bertha. »Man muß sehen, wo man bleibt. Aber nachtragend bin ich nicht. Wenn ich mein Ziel erreicht habe, gebe ich mich zufrieden.«
»Sie kommt also?« fragte ich.
»Ja, jetzt gleich. Sie muß dich dringend sprechen, sagte sie. Es klang nicht gerade nach einer romantischen Liebelei; eher geschäftlich.«
»Es ist auch geschäftlich.«
»Dann mal raus mit der Sprache, Donald. Ich hänge mit drin. letzt möchte ich auch sehen, welche Karten ich habe — und um was gespielt wird.«
»Also gut. Es geht um Mord.«
»Das weiß ich schon längst.«
»Die junge Dame, mit der du eben gesprochen hast, heißt Marian Dunton. Sie kommt aus einem trostlosen Provinznest, das sie restlos satt hat. In dem Fall Lintig witterte sie eine Chance, den Staub von Oakview von ihren Füßen zu schütteln. Sie bekam Wind von einer Zeugin, durch die sie zu wertvollen Informationen zu kommen hoffte.«
»Meinst du diese Evaline?«
»Ja.«
»Die Vorgeschichte habe ich mir schon selber zusammengereimt. Erzähl mir mal etwas, was ich noch nicht weiß.«
»Die Autopsie wird vermutlich ergeben, daß Evaline Harris etwa zu der Zeit ermordet worden ist, als Marian Dunton zum erstenmal ihr Apartment betrat.«
»Zum erstenmal?« fragte Bertha.
»Ja. Sie öffnete die Tür und sah Evaline auf dem Bett liegen. Ein Mann hatte eben das Apartment verlassen. Marian sagte sich mit Recht, daß Evaline sie in dieser Situation nicht gerade herzlich empfangen würde. Daher machte sie leise die Tür wieder zu und setzte sich in ihren Wagen vor der Haustür. Nach einer halben Stunde versuchte sie es noch einmal. Diesmal faßte sie sich ein Herz und ging näher heran. Sie stellte fest, daß Evaline Harris eine Schlinge um den Hals hatte und mausetot war. Marian verlor den Kopf. Ihr fiel nichts Gescheiteres ein, als zu mir zu fahren und mir ihr Herz auszuschütten. Ich schickte sie zur Polizei und schärfte ihr ein, sie sollte weder mich noch die Detektei oder Mrs. Lintig erwähnen, sondern sagen, sie hätte Evaline bitten wollen, ihr bei der Stellungsuche in Los Angeles zu helfen. Beim ersten Besuch hätte sie gedacht, Evaline schliefe. Deshalb hätte sie draußen in ihrem Wagen gewartet und es nach einer halben Stunde noch einmal versucht.«
»Na, ob sie damit durchkommt...«, meinte Bertha Cool.
»Ich glaube schon.«
»Weshalb?«
»Sie kommt aus der Provinz — ein nettes, patentes Mädchen, hat keine Ahnung von den Tricks und Winkelzügen, die die Polizei von ihren Großstadtzeugen gewöhnt ist.«
Bertha Cool seufzte. »Daß du bei jedem weiblichen Wesen schwach wirst - das ist dein großes Handikap bei der Detektivarbeit, Kleiner. Daß du dich hei einer Keilerei nicht behaupten kannst, ist schlimm genug, aber daß die Weiber dir so leicht Sand in die Augen streuen können, ist noch zehnmal schlimmer. Wenn du dir das abgewöhnst, kannst du noch weit kommen. Schlau genug bist du ja.«
»Sonst noch was?« fragte ich.
Bertha Cool lächelte. »Nun sei nicht gleich eingeschnappt, Donald. Schließlich geht’s hier ums Geschäft.«
»Vielleicht läßt du mich jetzt zu Ende erzählen«, sagte ich. »Marian hat sich den Mann, der aus dem Apartment kam, ziemlich genau angesehen. Der Polizei wird ihre Beschreibung nichts sagen — das hoffe ich jedenfalls —, aber bei mir ist der Groschen gleich gefallen.«
»Was soll das heißen?«
»Der Mann, der aus dem Apartment kam«, sagte ich, »war Dr. Charles Loring Alfmont, früher bekannt unter dem Namen Dr. James G. Lintig und uns als Mr. Smith lieb — vor allem teuer.«
Bertha Cool starrte mich aus runden und endlich einmal ziemlich fassungslosen Augen an. »Da brat mir aber einer ‘nen Storch«, flüsterte sie.
»Über den Fall Lintig-Alfmont weiß die Polizei nichts«, fuhr ich fort. »Es wird also kaum von vornherein Verdacht auf einen gewissen Smith fallen. Aber wenn Marian Dunton ihn oder auch nur ein Bild von ihm sieht, wird sie ihn sofort identifizieren.«
Bertha Cool stieß einen leisen Pfiff aus.
»Deshalb gibt es für uns zwei Möglichkeiten«, sagte ich. »Wir können sie laufenlassen — in diesem Falle wird früher oder später die Polizei auf Smith stoßen und ihn Marian Dunton gegenüberstellen. Dann haben wir den Salat und sind unseren Klienten los. Oder wir können Marian soweit wie möglich aus dem Verkehr ziehen, Smith beibringen, was wir wissen, ihn zwingen, Farbe zu bekennen, und ihm klarmachen, daß nur wir ihn vor einer Mordanklage bewahren können. Dann wird er uns vermutlich unbegrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, und wir können uns daranmachen, den ganzen Schlamassel aufzuklären.«
»Bedeutet das nicht eine Unterschlagung von Beweismaterial?«
»Ja.«
»Für eine Privatdetektei ist das ein schwerer Vorwurf. Das kann uns die Lizenz kosten.«
»Wenn du nichts davon weißt, können sie dich nicht zur Verantwortung ziehen.«
»Aber ich weiß doch jetzt davon.«
»Eben! Du wolltest ja unbedingt ein Stück von dem Kuchen abhaben. Marian ist auf dem Weg zu uns. Du weißt jetzt, wie der Hase läuft. Jetzt bist du dran.«
Bertha Cool schob ihren Stuhl zurück. »Ich glaube, Donald, ich mache mich wohl lieber aus dem Staub.«
»Das machst du lieber nicht«, sagte ich. »Du bist ans Telefon gegangen und hast sie aufgefordert herzukommen. Das hätte ich nicht gemacht. Ich hätte ein Treffen irgendwo in der Stadt mit ihr vereinbart. Wahrscheinlich läßt die Polizei sie beobachten.«
Bertha Cool begann, mit ihren dicken beringten Fingern auf die Schreibtischplatte zu trommeln. »Eine schöne Pleite.«
»In die hast du uns hineingeritten.«
»Tut mir wirklich leid, Donald.«
»Dafür kann ich mir auch nichts kaufen.«
»Hör mal, kannst du nicht...«
»Nein, ich kann nicht. Ohne dein Wissen hätte ich so weiterwursteln können, wie ich es für richtig halte. Ich hätte mich dumm stellen können, und sie hätten mir nie im Leben was nachweisen können — außer meiner Dummheit. Jetzt liegt der Fall anders. Du bist eingeweiht, und darauf werden unsere lieben Freunde von der Polizei sehr bald kommen.«
»Auf mich kannst du dich verlassen«, sagte sie.
»Vielleicht...«
»Du traust mir nicht?«
»Nein. Jedenfalls genauso wenig wie du mir.«
Es klopfte. »Herein«, rief Bertha Cool.
Nichts rührte sich. Ich stand auf, ging durch das Vorzimmer und öffnete. Auf der Schwelle stand Marian Dunton.
»Komm, Marian. Darf ich dich mit meiner Partnerin, Mrs. Cool, bekannt machen.«
Bertha Cool strahlte sie an. »Guten Tag. Ich freue mich so, Sie endlich kennenzulernen. Donald hat schon so reizend von Ihnen erzählt. Kommen Sie, setzen Sie sich.«
Marian lächelte. »Vielen Dank, Mrs. Cool. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Dann stellte sie sich dicht neben mich und drückte heimlich meinen Arm. Ihre Finger zitterten.
»Nun setz dich endlich, Marian«, sagte ich.
Sie sank in einen Sessel.
»Einen Drink?«
Sie lachte. »Danke, ich hab’ mir eben erst einen genehmigt.«
»Wann?«
»Nach dem Verhör.«
»War es schlimm?«
»Nicht besonders.« Sie streifte Bertha Cool mit einem vielsagenden Blick.
»Mrs. Cool ist eingeweiht«, sagte ich. »Du kannst unbesorgt loslegen.«
»Weiß sie, daß — daß...«
»Daß du bei mir warst?«
»Ja.«
»Sie weiß alles. Los, Marian, erzähle!«
»Ich habe meine Geschichte anstandslos verkaufen können. Als ich bei der Polizei sagte, es handele sich um eine Tote, haben sie mich zuerst zur Verkehrspolizei geschickt. Offensichtlich dachten sie, es wäre ein Verkehrsunfall. Ich mußte meine Geschichte an drei verschiedenen Stellen herbeten. Dann haben sie einen Funkwagen hingeschickt, und dessen Besatzung hat dann das Morddezernat eingeschaltet. Danach ging’s rund. Ein junger Bezirksanwalt hat meine Aussage aufgenommen.«
»Hast du sie unterschrieben?« fragte ich.
»Nein. Ein Polizeistenograph hat das Protokoll aufgenommen, aber es ist noch nicht getippt.«
»Na, wenigstens ein Lichtblick«, meinte ich.
»Wieso? Ich könnte doch wohl kaum etwas von meiner Aussage zurücknehmen...«
»Nein. Aber die Tatsache, daß sie dich nicht mit deiner Unterschrift festgenagelt haben, zeigt, daß sie dir die Geschichte abnehmen.«
»Sie haben sich besonders für den Mann interessiert, der aus dem Apartment kam.«
»Kann ich mir vorstellen«, meinte ich.
»Sie wollten mich davon überzeugen, daß ich ihn tatsächlich aus der Tür von 309 habe kommen sehen. Ich sollte niemandem etwas davon sagen, daß er vielleicht auch aus einem der anderen Apartments hätte kommen können.«
»Aha...«
Sie fuhr fort: »Der Bezirksanwalt war sehr nett. Um jemanden des Mordes zu überführen, meinte er, müßten angemessene Beweise für seine Schuld vorhanden sein. Du weißt, Donald — über den Begriff >angemessen< läßt sich streiten. Natürlich ist es denkbar, daß der Mann aus einem anderen Apartment gekommen ist, aber es sah nicht so aus, und wenn ich es mir recht überlege, kommt es mir doch so vor, als ob er aus 309 gekommen ist. Wenn ich mich nun verplappere und sage, daß er vielleicht doch aus einem der anderen Apartments kam, könnte ein gerissener Verteidiger das als Aufhänger benutzen, um seinen Mandanten freizubekommen. Als Staatsbürgerin trage ich eine große Verantwortung, und als Zeugin habe ich die Pflicht, die Dinge so darzustellen, wie ich sie gesehen habe.«
Ich grinste. »Es muß wirklich ein sehr netter Bezirksanwalt gewesen sein.«
»Sei nicht ekelhaft, Donald! Es stimmt doch — oder?«
Ich nickte.
»Die Polizei wird Erkundigungen über Evaline Harris einziehen und wird sich für ihre Freunde interessieren. Wenn sie weiß, wer zu ihrem Bekanntenkreis gehört, wird sie mir Fotos zur Identifizierung vorlegen.«
»Die Polizei glaubt also, daß der Mörder ein Bekannter von ihr war?« Ich warf Bertha einen Blick zu.
»Ja. Ein Eifersuchtsdrama. Sie glauben, daß der Mann ihr Geliebter gewesen ist. Die Leiche lag nackt — bis auf das rosa Nachthemd — auf dem Bett, und Spuren eines Kampfes waren nicht festzustellen. Der Mann muß ihr die Schlinge um den Hals gelegt haben, als sie nichts Böses ahnte.«
»Wie geht’s mm weiter? Sollst du hierbleiben, oder sollst du wieder nach Oakview zurückfahren?«
»Ich soll mich hier zur Verfügung halten«, sagte sie. »Sie haben sich beim Sheriff von Oakview nach mir erkundigt. Der ist ein alter Freund von mir und hat die hiesige Polizei davon überzeugt, daß ich nicht gemeingefährlich bin.«
»Hattest du den Eindruck, daß sie dich verdächtigten?«
»Nein. Daß ich aus eigenem Antrieb zur Polizei gegangen bin, sprach für mich. Und ich habe mich genauso benommen, wie du mir gesagt hast: Ich habe das harmlose Mädchen vom Lande gespielt.«
»Na, dann ist ja alles in Butter. Hast du schon gegessen, Marian?«
»Nein — und ich habe einen Bärenhunger.«
Ich grinste Bertha Cool an. »Pech, daß Sie Ihr Abendessen schon hinter sich haben, Gnädigste. Ich führe Marian zum Essen aus. Dazu brauche ich Spesen.«
Bertha Cool strahlte wie ein Weihnachtsbaum. »Natürlich, Donald. Geh nur. Wir haben heute abends nichts weiter zu tun.«
»Ich brauche Spesen«, wiederholte ich.
»Morgen früh um neun erwarte ich dich wieder an deinem Schreibtisch. Sollte sich heute abend noch etwas Unerwartetes ereignen, rufe ich dich an.«
»Gut. Und die Spesen?«
Bertha Cool zog ihr Schreibtischfach auf, öffnete ihre Handtasche, nahm den Schlüssel zur Kasse heraus, zählte hundert Dollar ab und gab sie mir. Ich behielt sie in der Hand. »Nur weiter. Ich sag’ dir schon, wann du aufhören kannst.«
Sie schluckte mit Mühe eine bissige Bemerkung herunter und riß sich einen weiteren Fünfzigdollarschein vom Herzen. »Mehr habe ich nicht in der Kasse. Ich bin nicht dafür, große Bargeldsummen im Büro aufzubewahren.« Sie klappte den Blechkasten zu, schloß ab und machte die Schublade zu.
»Komm, Marian«, sagte ich.
Bertha Cool strahlte uns wohlwollend an. »Amüsiert euch gut, Kinder. Ich für mein Teil sehne mich jetzt nur noch nach meinen Hausschuhen, meinem bequemen Sessel und einem spannenden Schmöker. Nach einem anstrengenden Tag bin ich immer wie durch die Mangel gedreht. Man wird eben alt!«
»Unsinn!« protestierte Marian. »Sie sind doch in den besten Jahren.«
»Ich habe allerlei Ballast mit mir herumzuschleppen«, meinte Bertha. »Das strengt an.«
»Aber das ist doch kein Fett. Das sind Muskeln«, beharrte Marian. »Sie sind einfach kräftig gebaut.«
»Vielen Dank, Herzchen.«
Bertha Cool schloß den Schreibtisch ab und stand auf. »Du brauchst mich nicht nach Hause zu bringen, Donald. Ich nehme mir ein Taxi.«
Sie ging zur Tür, und ich hatte wieder mal Gelegenheit, ihren Gang zu bestaunen. Trotz ihrer Fülle watschelte Bertha nie. Sie glitt gemächlich durch den Raum, wie ein Schiff auf sehr ruhiger See.
Als wir im Restaurant saßen, sagte Marian: »Ich finde, sie ist eine tolle Frau, Donald. So tüchtig und so selbstsicher.«
»Ist sie auch«, meinte ich einsilbig.
»Aber sie kann sicher auch rücksichtslos sein.«
»Das kann man wohl sagen. Und jetzt laß uns lieber von dir reden.«
»Gern...«
»Warum hast du Oakview verlassen?«
»Ich wollte zu Evaline Harris.«
»Hast du deinem Onkel das gesagt?«
»Nein. Ich habe ihn einfach um einen kurzen Urlaub gebeten.«
»Ich denke, er ist zum Fischen gefahren.«
»Inzwischen ist er wieder zurück.«
»Ach nee! Wann ist er denn wiedergekommen?«
Sie runzelte die Stirn. »Augenblick — bald nach deiner Abreise.«
»Wie lange danach?«
»Ein, zwei Stunden vielleicht.«
»Und du bist gleich nach seiner Rückkehr weggefahren?«
»Ja.«
»Was hast du dir eigentlich von dieser Reise nach Los Angeles versprochen?«
»Wie meinst du das?«
»Das weißt du ganz genau. Also?«
»Du weißt doch, wie mir zumute war. Ich wollte raus aus der Redaktion, raus aus Oakview. Ich wußte, daß du Detektiv bist...«
»Woher?«
»Ich bin ja nicht blöd«, sagte sie. »Du bist nach Oakview gekommen, um einen Auftrag auszuführen. Du warst auf Informationen aus, und es ging nicht um so etwas Harmloses wie zum Beispiel eine Schuldeneintreibung. Immerhin waren inzwischen einundzwanzig Jahre vergangen...«
»Weiter.«
»Ich wußte also, daß du Detektiv bist und daß Mrs. Lintig in eine große Sache verwickelt war. Nicht umsonst wurde plötzlich ständig nach ihr gefragt. Ich rechnete mir aus, daß du dir dein blaues Auge bei deinen Ermittlungen über sie geholt hattest. Für mich war das eine große Chance. Ich war am Ort, da konnte es nicht schwer sein, an der richtigen Stelle einzuhaken. Ich habe Bekannte in Oakview, denen wollte ich schon aus der Nase ziehen, was sich hier zusammenbraute. Dann wollte ich zu deinem Boss gehen mit meinen Informationen und nach einem Job fragen.«
»Nach was für einem Job?«
»Als Detektivin. Es gibt doch weibliche Detektive, nicht?«
»Du wolltest Bertha Cool bitten, dich als Detektivin zu beschäftigen?«
»Ja. Da hab’ ich ja Bertha Cool noch nicht gekannt. Ich dachte, du arbeitest für eins der ganz großen Büros.«
»Wie stellst du dir denn die Arbeit als weiblicher Detektiv vor?«
»Ich war in Oakview als Reporterin tätig. Onkel war sehr mit mir zufrieden. Selbst in diesem müden kleinen Provinznest braucht man eine Spürnase für das, was Neuigkeitswert hat. Ich bin ehrgeizig. Man könnte es doch wenigstens mal mit mir probieren.«
»Das schlag dir aus dem Kopf. Fahr zurück nach Oakview, und heirate deinen Charlie. Wie geht’s ihm übrigens?«
»Gut«, sagte sie. Aber sie sah mich nicht an dabei.
»Was hat er denn gesagt, als du Hals über Kopf losgebraust bist, um dir einen Detektiv-Job in Los Angeles zu schnappen?«
»Er weiß nichts davon.«
Ich beobachtete sie unentwegt, und sie musterte beharrlich das Tischtuch. »Hoffentlich stimmt das...«
Das brachte sie hoch. »Natürlich stimmt das!« Dann senkte sie wieder den Kopf.
Ein Kellner brachte die Suppe. Marian löffelte schweigend. Dann schob sie den Teller zurück. »Glaubst du, sie würde mir einen Job geben?«
»Wer denn?«
»Bertha Cool natürlich.«
»Sie hat schon eine Sekretärin.«
»Ich meine als Detektiv.«
»Sei nicht albern. Das könntest du doch gar nicht.«
»Warum nicht?«
»Du hast nicht genug Lebenserfahrung. Und zu viele Ideale. Du — nein, es lohnt sich gar nicht, darüber zu reden. Bertha Cool bearbeitet alle möglichen Gebiete. Besonders Scheidungssachen.«
»Na hör mal! Ich bin doch kein kleines Kind mehr«, protestierte Marian empört.
»Das nicht. Aber du bist auch nicht so abgebrüht, wie du glaubst. Du würdest dir schmierig vorkommen. Beschattungsjobs, Schnüffeleien, Schlüssellochgucken, Waschen von schmutziger Wäsche — für so was bist du einfach zu gut.«
Sie legte den Kopf schief und sah mich an. »Du wirst ja richtig gefühlvoll, Donald. Macht sich aber nett!«
»Quatsch«, sagte ich grob.
Der Kellner brachte den Salat.
Ich wartete. Offensichtlich war sie nicht zum Reden aufgelegt. Nach einer Weile sah sie mich an. »Donald, kennst du den Mann, der aus dem Apartment von Evaline Harris kam?«
»Das kommt davon, wenn man sich von der Polizei Dummheiten in den Kopf setzen läßt.«
»Was meinst du damit?«
»Beim erstenmal hast du nicht gesagt, daß er aus ihrem Apartment kam, sondern daß du ihn auf dem Gang getroffen hast.«
»Aus irgendeinem Apartment muß er ja gekommen sein.«
»Aber du wußtest nicht, daß es die Wohnung von Evaline Harris war.«
»Es muß ihre Wohnung gewesen sein.«
»Weißt du, daß es ihr Apartment war?«
»Ich — nein, natürlich weiß ich es nicht genau. Aber überleg doch mal, Donald...«
»Morgen gehen wir noch einmal in das Haus und machen einen kleinen Test. Du gondelst mit dem Lift hoch, ich stelle mich auf die Schwelle von Apartment 309 und betrete in dem Augenblick den Gang, wo du aus dem Lift kommst. Dann machen wir denselben Versuch von den anderen beiden Türen aus.«
Sie kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Das ist eine gute Idee. Vielleicht wäre es Mr. Ellis sogar sehr recht, wenn ich das mal ausprobiere.«
»Wer ist Ellis?«
»Der Bezirksanwalt. Larchmont Ellis heißt er.«
»Es wäre ihm mit tödlicher Sicherheit erst dann recht, wenn er noch ein paar Gespräche unter vier Augen mit dir geführt hat. Dann nämlich bist du hundertprozentig sicher, daß der Mann aus 309 gekommen ist, und bei einem Versuch kann nichts mehr schiefgehen.«
»So etwas würde er nie tun. Er ist absolut fair. Und wirklich sehr nett.«
»Das habe ich schon ein paarmal gehört, wenn ich nicht irre...«
Der Kellner brachte den Hauptgang. Als er gegangen war, sagte sie: »Donald, ich brauche eine Unterkunft.«
»Hat dein Bezirksanwalt nicht gesagt, wo du dein müdes Haupt hinlegen sollst?«
»Nein. Ich soll mich morgen vormittag um zehn wieder bei ihm melden.«
»Hör zu«, sagte ich. »Wir müssen engen Kontakt miteinander halten. Du kannst mich nicht ständig besuchen oder in die Detektei gelaufen kommen, und ich kann es mir nicht leisten, zu dir ins Hotel zu kommen. Wie wär’s mit meiner Pension? Ich sage der Wirtin, daß wir verwandt sind und daß du ein Zimmer brauchst. Ich glaube, sie hat etwas frei. Dort können wir uns sehen, ohne daß jemand sich was dabei denkt.«
»Großartig, Donald!«
»Es ist nicht gerade fürstlich«, sagte ich. »Aber...«
»Aber das macht doch nichts...«
»Wir fahren gleich nachher hin. Dann ist das erledigt, und ich kann in Ruhe weiterarbeiten.«
»Arbeiten? Muß das denn sein? Bertha Cool hat doch gesagt...«
»Wie ich mir meine Zeit einteile, ist ihr ganz egal. Für sie zählen nur die Ergebnisse. Bringe ich ihr die nach einem Dreiundzwanzigstundentag, dann hat sie nichts dagegen, wenn ich in der vierundzwanzigsten Stunde das süße Leben genieße.«
Sie lachte. Aber dann wurde sie unvermittelt ernst. »Donald — arbeitet ihr für den Mann, der aus Apartment 309 kam?«
»Du weißt nicht, ob er aus diesem oder einem anderen Apartment gekommen ist, Marian«, sagte ich geduldig.
»Ich möchte dir keine Schwierigkeiten machen, Donald. Willst du mir nicht reinen Wein einschenken?«
»Abgelehnt.«
»Aber warum denn?«
»Weil du dann zuviel weißt.«
»Vertraust du mir nicht?«
»Darum geht es nicht. Du bist schon jetzt in einer nicht ganz einfachen Lage. Wenn du mir hilfst, ohne zu wissen, worum es geht, kann niemand dir einen Strick daraus drehen. Wenn du aber eingeweiht bist und es sich herausstellt, daß ich in der Patsche stecke, reiße ich dich mit hinein.«
»Du arbeitest also für ihn.«
»Iß jetzt. Ich habe heute abend noch mehr zu tun.«
Ich hetzte sie durch die übrigen Gänge und fuhr dann mit ihr zu meiner Pension. Mrs. Eldridge hörte sich meine Erklärung, es handele sich um eine Cousine, die unerwartet zu Besuch gekommen sei und ein oder zwei Tage in Los Angeles bleiben wolle, unbewegt an und gab ihr ein Zimmer auf meiner Etage. Dann schenkte sie mir einen giftigen Blick. »Wenn Sie Ihre — Cousine auf ihrem Zimmer besuchen, lassen Sie bitte die Tür offen.«
»Wird gemacht«, sagte ich und steckte die Quittung ein, die Mrs. Eldridge mir gab.
»Eine sehr moralische Dame«, meinte Marian.
»Hm...«
»Wie weit soll die Tür denn offenbleiben?«
»Ein paar Zentimeter. Ich muß sowieso noch weg.«
»Muß das sein, Donald? Ich — ich habe sehr gern Besuch auf meinem Zimmer.«
»Fragt sich, ob das auch in Charlies Sinn wäre.«
Sie zog ein Gesicht. »Laß doch endlich Charlie aus dem Spiel.«
»Wie heißt der Knabe eigentlich wirklich?« erkundigte ich mich.
»Du hast ihn doch erfunden. Er ist dein Geschöpf. Wenn du den Namen nicht magst, kannst du ihn gern umtaufen.«
»Gegen den Namen hab’ ich nichts.«
»Na also...«
»Ich muß weiter. Heute habe ich noch allerhand vor.«
»Donald — es war ein scheußliches Erlebnis. Sie hatte eine tolle Figur. Aber diese Schlinge um den Hals — und ihr Gesicht. Ihr Gesicht war ganz schwarz und aufgedunsen, und...«
»Schlaf einmal drüber, dann denkst du nicht mehr daran. Das Bad ist am Ende des Korridors.«
»Wann bist du wieder da, Donald?«
»Das weiß ich noch nicht. Es wird spät werden.«
»Wenn ich aufbleibe — würdest du dann noch mal bei mir reinschauen, bevor du schlafen gehst?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Du sollst gar nicht aufbleiben. Vielleicht komme ich auch erst morgens. Geh jetzt schlafen.«
»Meldest du dich wenigstens morgen früh?«
»Ich kann noch nichts versprechen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich noch nicht weiß, was morgen früh vorliegt.«
Sie legte mir die Fingerspitzen auf den Arm. »Vielen Dank für das Essen und — und für alles, Donald.«
Ich klopfte ihr auf die Schulter. »Halt die Ohren steif. Es wird sich schon alles einrenken. Gute Nacht.«
Sie sah mir von der Tür aus nach. Mrs. Eldridge lag schon auf der Lauer und stürzte sich auf mich. »Ihre Cousine macht einen anständigen Eindruck.«
»Sie ist auch ein anständiges Mädchen.«
»Ich weiß immer gern etwas näher über meine Mieter Bescheid. Besonders die weiblichen...«
»Meine Cousine ist mit einem Matrosen verlobt. Sein Kahn wird morgen im Laufe des Tages erwartet.«
Sie reckte sich würdevoll. »Wenn er hierherkommt, soll sie die Tür auflassen. Sagen Sie ihr das bitte! Oder soll ich es ihr sagen?«
»Er kommt nicht her«, sagte ich. »Seine Mutter wohnt hier in Los Angeles. Sie werden sich dort treffen. Sie hatte damit gerechnet, bei ihr wohnen zu können. Aber ihrer zukünftigen Schwiegermutter war unerwartet anderer Besuch ins Haus geschneit.«
Mrs. Eldridge rang sich ein säuerliches Lächeln ab. »Ach, so ist das.«
»Ist das alles?«
»Wenn das so ist, will ich mich mal mit dieser Auskunft begnügen.«
»Das freut mich aber«, sagte ich und fuhr zur nächsten Tankstelle, um die Firmenkutsche wieder flottmachen zu lassen. Sie hatte es nötig.