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Der Beamte des Nachlaßgerichtes musterte mich kritisch. »Wie war doch gleich Ihr Name?« fragte er dann.

»Lam, Donald Lam.«

»Sind Sie Rechtsanwalt?«

»Nein.«

»Was sind Sie denn von Beruf?«

Ich gab ihm eine unserer Geschäftskarten. Er betrachtete sie und schien unschlüssig, was er tun solle. »Was wollen Sie denn wissen?« fragte er schließlich.

»Ich möchte eine Aufstellung der dem Nachlaßgericht unterstellten Vermögen von Verstorbenen, die einen großen Besitz hinterlassen haben, aber keinen Teilhaber hatten.«

»Ich verstehe nicht ganz, was Sie damit meinen, aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, daß wir Ihnen eine solche Aufstellung nach unseren Unterlagen nicht geben können.«

»Ich meine zum Beispiel Ärzte, die eine gutgehende Praxis besaßen und ein ansehnliches Vermögen hinterließen, aber in ihrer Praxis keinen Partner hatten.«

Der Beamte schüttelte den Kopf. »Diese Auskunft kann ich Ihnen nicht geben. Sie müssen schon genauer angeben, was Sie zu erfahren wünschen.«

Ich ging in die nächste Telefonzelle, rief bei der Ärztekammer an und bat um Auskunft, welche bekannten und angesehenen Ärzte während des vergangenen Jahres gestorben seien. Mir wurde ein halbes Dutzend Namen genannt, darunter auch der von Dr. Devarest. Damit ging ich wieder zu dem Beamten, und zehn Minuten später hatte ich die Unterlagen über den Nachlaß dieser Verstorbenen in Händen.

Nachdem ich mir einige Einzelheiten notiert hatte, verschwand ich in der Telefonzelle an der Ecke des Gerichtsgebäudes. Mein erster Anruf erwies sich als Niete. Meinen zweiten begann ich wieder mit den gleichen Worten: »Entschuldigen Sie bitte, gnädige Frau, ich rufe vom Nachlaßgericht aus an. Ich habe eine Rückfrage wegen des Vermögens Ihres Mannes.«

»Ja bitte, was wünschen Sie?«

»Ihr Gatte stand in geschäftlicher Verbindung mit einem Herrn Anfang Dreißig, mit dunklem, welligem Haar, einer langen geraden Nase, klar geschnittenem Profil und etwas vorgerecktem Kinn. Er macht einen freundlichen Eindruck und hat lustige Augen, die auch Mitgefühl ausdrücken können und...«

»Ja, ich kenne ihn. Sie meinen Mr. Harmley.«

»Handelte es sich bei dieser Geschäftsverbindung um Besitzungen in Südamerika?«

»Nein. Die einzige geschäftliche Beziehung, die mein Mann mit Mr. Harmley hatte, betraf ein kleines persönliches Darlehen, für das Mr. Harmley sehr dankbar war.«

»Waren es zweihundertfünfzig Dollar?«

»Ja.«

»Und Mr. Harmley hat dieses Darlehen zurückgezahlt, als er aus Südamerika wiederkam?«

»Er kam zufällig am gleichen Tage hier an, als mein Mann starb.- Er las die Nachricht in der Zeitung und schrieb mir einen Beileidsbrief, dem er einen Scheck über die zweihundertfünfzig Dollar und die Zinsen für sechs Monate beilegte. Er schrieb dazu, er hoffe, mir damit zu helfen.«

»War Ihr Gatte nicht an dem südamerikanischen Ölunternehmen beteiligt?«

»Nein, mein Mann nicht.«

»Haben Sie selbst Anteile an diesem Unternehmen erworben?«

»Was hat das mit dem Vermögen meines Mannes zu tun? Wer spricht denn dort bitte, und was möchten Sie eigentlich wissen?«

»Gnädige Frau«, sagte ich geduldig, »wir wollen nur feststellen, ob die Beteiligung an dem Ölunternehmen von Ihnen selbst vorgenommen oder ob sie von Ihrem Mann als Gegenleistung für das Darlehen erworben wurde. Im letzteren Falle würde sich der Vermögenswert und damit die Erbschaftssteuer erhöhen.«

»Ach so«, antwortete sie besänftigt. »Nein, mein Mann hatte mit dem Ölgeschäft nichts zu tun. Die Anteile sind ausschließlich mein persönlicher Besitz.«

»Vielen Dank«, erwiderte ich und hängte den Hörer ein.

Bald darauf stieg ich die Treppen in der East Bendon Street 681 hinauf. Es war gegen halb zwölf am Vormittag. Die Wahrscheinlichkeit, daß ich um diese Zeit weder Dorothy Grail noch Nollie Starr in ihrer Wohnung antreffen würde, schien mir recht groß, dennoch klopfte ich vorher an die Tür. Nichts rührte sich in der Wohnung. Das Schloß zu öffnen war eine Kleinigkeit. Wahrscheinlich wurde die Wohnung nur einmal wöchentlich von einer Putzfrau gesäubert, die mit einem Hauptschlüssel jedes Apartment im Haus aufschließen konnte.

Ich drückte die Tür hinter mir zu und hörte, wie der Riegel einschnappte. Bei meiner Durchsuchung ging ich methodisch vor und befaßte mich zunächst mit dem Wohnzimmer. Besonders interessierten mich die Bücher.

In dem Zimmer befanden sich viele Bücher. Rund neunzig Prozent waren Kriminalromane bekannter Autoren. Die Bände waren mit Sachkenntnis und Geschmack ausgewählt. Offensichtlich handelte es sich um von Dr. Devarest abgegebene Bücher.

An der einen Wand befand sich ein Klappbett. Ich ließ es herab und betrachtete die Steppdecke und das Kopfkissen. Meiner Meinung nach hätte es frische Wäsche vertragen. Die Fächer über und neben dem Klappbett waren mit weiblichen Kleidungsstücken ausgefüllt. Bei der Durchsicht kam ich zu der Ansicht, daß sie zur Garderobe von Dorothy Grail gehören mußten. Offensichtlich schlief sie auch in diesem Bett. Nollie Starr bewohnte demnach das Schlafzimmer.

Lautlos öffnete ich die Tür zu diesem Zimmer und trat ein. Die Vorhänge am Fenster waren zugezogen. Keinen Moment war mir auch nur der Gedanke gekommen, daß Nollie Starr, die früh am Morgen Tennis spielte, viel mit dem Rad fuhr und auch sonst Sport und Bewegung liebte, bei geschlossenen Vorhängen tief in den Tag hinein schlafen könnte.

Aber plötzlich schöpfte ich diesen Verdacht und blickte nach dem Bett.

Auf der Steppdecke lag ausgestreckt Nollie Starr. Ihre linke Hand bedeckte ihr Gesicht, ihr Haar war um den Kopf herum auf dem Kissen ausgebreitet. Sie trug ein sehr dünnes, pfirsichfarbenes Nachthemd, das, bis zu den Knien hochgeschoben, ihre wohlgeformten Beine frei ließ.

Ich war regungslos stehengeblieben.

Vorsichtig wendete ich mich auf den Zehenspitzen zur Tür zurück, um die Schläferin nicht zu wecken. Über die Schulter blickte ich zu ihr hinüber, ob sie durch eine plötzliche Bewegung oder einen langen Seufzer ein Anzeichen des Erwachens geben würde.

Aber Nollie Starr lag völlig still und schien nicht einmal zu atmen.

Ich hatte die Tür fast erreicht, als mich die bleiche Regungslosigkeit der Schläferin stutzig werden ließ. Sie beunruhigte mich mehr als meine eigene verfängliche Situation. Die geschlossenen Vorhänge ließen gerade genug Licht in das Zimmer dringen, um die auffällige Blässe ihrer Haut zu erkennen.

Ich trat an das Bett und berührte sie vorsichtig am Fuß. Er fühlte sich warm an, aber ich spürte doch Leblosigkeit. Nun hob ich ihren linken Arm vom Gesicht und sah, daß eine rosa Schnur fest um ihren Hals geschlungen war. Hinter ihrem Nacken ragte der Griff eines Fleischklopfers hervor, an dem die Schnur befestigt war. Er war als Knebel benutzt worden, um die Schnur, die tief in ihre Haut schnitt, fest zusammenzudrehen. Rasch öffnete ich den Knoten und löste die Schnur von ihrem Hals, beugte mich über ihre Brust und lauschte auf den Herzschlag. Ich vernahm nichts.

Ohne Zögern eilte ich ans Telefon, rief die Unfallstation an und alarmierte die Rettungswache.

Mrs. Devarests Schmuck trug ich wohlverwahrt in einem Gürtel unter meinem Anzug. Das war jetzt gefährlich für mich, denn mit dem Unfallwagen würden natürlich auch Polizisten kommen. Sie würden wissen wollen, mit welcher Absicht ich in die Wohnung gekommen war und was ich hier suchte. Gewiß konnte ich ihnen eine schöne Geschichte auftischen, aber das würde mir nicht viel helfen. Sicher würden sie mich bis zum letzten ausquetschen und mich selbstverständlich auch durchsuchen. Dabei mußten sie auf den Schmuck stoßen. Dann sah es aber übel für mich aus. Sie würden sofort annehmen, daß entweder Nollie Starr den Schmuck selbst aus dem Safe genommen oder Dr. Devarest ihn ihr gegeben hatte und ich nur in die Wohnung gekommen war, um ihn dort zu holen. Dabei hätte mich Nollie Starr, die gerade in ihrem Zimmer schlief, überrascht und laut geschrien, als sie mich plötzlich vor sich sah. Nur um sie zum Schweigen zu bringen - nicht in der Absicht, sie zu töten -, hätte ich sie dann gewürgt und dabei die Schnur zu fest und zu lange angezogen.

Das Unfallkommando war alarmiert und auf dem Weg hierher. Ich hatte also nichts zu gewinnen, wenn ich noch länger in der Wohnung blieb.

Sorgfältig wischte ich rasch den Telefonhörer und die Türklinken mit dem Taschentuch ab und trat auf den Gang hinaus. In meiner Hoffnung, daß mir niemand begegnen würde, wurde ich enttäuscht. Eine etwa fünfundvierzigjährige untersetzte, kräftige Frau, die einen Staubsauger in der Hand hatte, kam mir entgegen. Zunächst schenkte sie mir keine Beachtung, aber dann musterte sie mich plötzlich recht mißtrauisch.

Ich eilte die Treppe hinunter auf die Straße. Mit heulender Sirene kam gerade der Unfallwagen über die nächste Kreuzung gerast und hielt gleich darauf vor dem Haus. Passanten blieben stehen und bildeten einen kleinen Auflauf.

Ohne mich weiter aufzuhalten, fuhr ich schnell zu unserem Büro und stellte das Auto auf unserem Parkplatz ab. Der Parkwächter nickte mir zu. Ich grüßte so unbefangen wie möglich und stieg die Treppe zu unserem Büro hinauf.

Als ich die Tür öffnete, blickte Elsie Brand von ihrer Schreibmaschine auf.

»Wie geht es unserer hochbezahlten Sekretärin heute?« begrüßte ich sie.

»Der dank Ihrer Hilfe hochbezahlten Sekretärin geht es ausgezeichnet«, antwortete sie vergnügt lächelnd.

»Ist Bertha schon da?«

Sie sagte mit gedämpfter Stimme: »Ja. Sie ist aber in miserabler Stimmung.«

»Weshalb?«

»Ihretwegen.«

»Wieso meinetwegen? Was habe ich denn angestellt?«

»Irgend etwas mit der Polizei.«

»Wissen Sie, um was es geht?«

»Sie haben Inspektor Lisman Informationen vorenthalten, und er machte Bertha die Hölle heiß.«

»Ich soll Lisman etwas vorenthalten haben?« rief ich empört aus. »Ich habe ihm eine Beförderung gesichert, als ich ihn auf die Spur von Miss Starr brachte.«

»Vielleicht ist es eine Beförderung«, erwiderte Elsie lächelnd, »aber Lisman befürchtet, sie geht in die falsche Richtung.«

»Ach, der soll sich zum Teufel scheren. Ich ...«

Die Tür zu Berthas Arbeitszimmer wurde heftig aufgestoßen. In der Öffnung stand Bertha Cool.

»Was stellst du denn schon wieder an?«

»Ich unterhalte mich gerade mit Elsie, wenn du erlaubst.«

»Gibst du ihr etwa schon wieder eine Gehaltserhöhung?«

»Das ist gar keine schlechte Idee, wo doch die Lebenshaltungskosten unaufhaltsam steigen.«

»Es ist höchste Zeit, daß ich dir mal nach allen Regeln der Kunst die Leviten lese.«

»Was ist denn nun schon wieder los?«

»Du fragst noch? Viel zuviel ist los! Komm ’rein.«

»Also, wo brennt’s denn?« fragte ich.

»Was hast du dir nur dabei gedacht, als du Inspektor Lisman wichtige Informationen verheimlichtest?«

»Ich habe ihm nichts vorenthalten.«

»Das behauptet er aber.«

»Im Gegenteil, ich habe ihn informiert, wo er diese Nollie Starr finden kann.«

»Ja, und darauf ist er auch hereingefallen. Es war ein guter Köder.«

»Was soll das heißen: ein Köder?«

»Warum hast du Lisman nicht gesagt, daß der Chauffeur von Mrs. Devarest vorbestraft ist?«

»Er hat mich nicht danach gefragt.«

»Nein, wie sollte er auch? Aber du hast Lismans Position mißbraucht, um zu erfahren, was du wissen wolltest.«

»Ich habe ihn um eine Gefälligkeit gebeten, und er hat meine Bitte erfüllt. Das war alles. Was ist dagegen einzuwenden?«

»Das weißt du doch selbst ganz genau. Du hast ihn hintergangen.«

»Und das will er jetzt gemerkt haben?«

»Natürlich ist er dahintergekommen.«

Ich setzte mich auf die Kante von Berthas Schreibtisch und zündete mir eine Zigarette an. »Das ist unangenehm.«

»Das kann man wohl sagen. Er denkt, daß wir nicht ehrlich mit ihm Zusammenarbeiten wollen. Er ist maßlos wütend auf uns.«

»Das ist nicht so wichtig. Die Frage ist, was beabsichtigt er mit Rufus Bayley zu tun?«

»Eine ganze Menge. Zunächst einmal hat er ihn sich ins Polizeipräsichum geholt.«

Von meiner Zigarette fiel Asche auf Berthas Schreibtisch. Unwillig schob sie mir den Aschenbecher hin. »Paß doch auf«, zischte sie ärgerlich.

Ich legte meinen Hut auf ihren Schreibtisch. »Warte einen Moment auf mich, ich habe den Wagen vor einem Hydranten stehenlassen. Ich fand keinen anderen freien Platz zum Parken.«

»Bleib ja sitzen und erkläre mir erst einmal, was du mit Lisman im Sinn hattest. Ich habe dir oft genug gesagt, daß du den Wagen nicht vor einem Hydranten parken sollst. Es geschieht dir recht, wenn du eine Geldstrafe zahlen mußt.«

»Es ist der Wagen unserer Agentur.«

»Wenn schon.«

»Die Geldstrafe ginge auf Spesenrechnung. Jetzt bin ich ja Teilhaber.«

Sie schob ihren Stuhl zurück und wollte aufspringen, lehnte sich dann aber wieder zurück. »Beeile dich, daß du ’runter kommst und den Wagen woanders hinstellst. Vertrödele doch nicht so die Zeit. Worauf wartest du noch?«

Ich verließ ihr Büro und ging im Vorzimmer nahe zu Elsie Brand heran.

Sie blickte zu mir auf. »Ich bin in einer Klemme, Elsie. Können Sie mir helfen?«

»Um was geht es denn?«

»Ich habe den Schmuck von Mrs. Devarest bei mir, wollte auf einen mir geeignet erscheinenden Zeitpunkt warten, ehe ich ihn zurückgebe. Aber nun bin ich in der Patsche, wenn er bei mir gefunden wird.«

»Soll ich den Schmuck an mich nehmen?«

»Das ist zu gefährlich.«

»Wenn schon. Geben Sie ihn her.«

»Es gibt eine andere Möglichkeit.«

»Welche?«

»Vielleicht kann ich den Schmuck doch noch dort deponieren, wo ich ihn unterbringen wollte.«

»Dann beeilen Sie sich doch.«

»Ich müßte mich erst einmal verstecken, wo man nicht nach mir sucht.«

Noch ehe ich meinen Satz beendet hatte, griff sie nach ihrer Handtasche und öffnete sie. »Hier sind meine Schlüssel. Aber tun Sie mir einen Gefallen, beurteilen Sie mich nicht danach, wie meine Wohnung jetzt aussieht. Ich habe mich heute morgen verspätet, und mein Zimmer ist in einer fürchterlichen Unordnung. Das Bett ist nicht gemacht, es sieht wüst bei mir aus.«

»Macht nichts. Bis später dann.«

»Weiß Bertha Bescheid?«

»Niemand hat eine Ahnung. Bertha glaubt, ich ginge nur hinunter, um den Wagen an einen anderen Platz zu stellen.«

Elsie schloß ihre Handtasche und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Sie ließ ihre Schreibmaschine klappern, als wolle sie mich zur Eile antreiben.

Ich holte den Wagen vom Parkplatz und parkte ihn vor einem Feuerhydranten, wo ich sicher war, daß der nächste Polizist sich die Nummer aufschreiben würde. Dann sprang ich auf die Straßenbahn, fuhr ein paar Haltestellen, stieg wieder aus und nahm mir ein Taxi zu Elsies Wohnung.

Im Spülbecken in der Küche stand schmutziges Geschirr, das Bett befand sich genau in dem Zustand, wie sie es verlassen hatte, als der Wecker sie aus dem Schlaf riß. Über einem Stuhl lag ein seidener Schlafanzug. Im Bad war über der Wanne eine Leine gespannt, auf der ein Paar Strümpfe und einige Wäschestücke hingen.

Ich zog die Decken über dem Bett glatt und sah mich in der Wohnung um, ob ich etwas zu lesen fände.

Dann nahm ich mir eins der Bücher, die in einem Regal standen, schaltete das Radio ein und begann zu lesen, verfiel aber bald in eine Art Halbschlummer.

Als plötzlich mein Name in den Lokalnachrichten im Radio genannt wurde, war ich sofort hellwach. Deutlich vernehmbar sagte der Sprecher: »Der Privatdetektiv Donald Lam wird von der Polizei in Verbindung mit einem Juwelendiebstahl gesucht. Es handelt sich um Schmuck im Wert von zwanzigtausend Dollar, der Mrs. Colette Devarest gehört. Der vorbestrafte Rufus Bayley hat bei einer Vernehmung durch Inspektor Lisman ausgesagt, daß Lam ihn zu einem Komplott überredet habe. Bayley behauptet, daß Lam die Leiche von Dr. Devarest in Wirklichkeit schon eine Stunde früher gefunden haben soll, als er später angegeben hat. Bekanntlich wurde Dr. Devarests Leiche vor einigen Tagen von Lam entdeckt, als-er gemeinsam mit Mrs. Croy, der Nichte des verstorbenen Arztes, einen Rundgang durch das Haus unternahm, um den Ursprung eines Geräusches festzustellen, das sich später als der laufende Motor von Dr. Devarests Wagen, der in der Garage stand, erwies. Bei der ersten Auffindung der Leiche soll Lam nach den Aussagen von Bayley im Handschuhkasten von Dr. Devarests Wagen in verschiedenen Etuis Schmuck gefunden haben. Bayley behauptet weiter, Lam habe den Schmuck an sich genommen, den Motor des Wagens wieder angelassen und erst eine Stunde später die Untersuchung veranlaßt, die zur Entdeckung von Dr. Devarests Leiche führte. Bayley erklärte, Lam habe ihm vorgeschlagen, den Schmuck gemeinsam zu verkaufen. Dieses Ansinnen will Bayley, der behauptet, er habe und wolle sich nichts mehr zuschulden kommen lassen, entschieden abgelehnt haben. Er behauptet ferner, daß er sich auf dem Weg zur Polizei befunden habe, um Anzeige gegen Lam zu erstatten, als er festgenommen wurde. Da die Leichenschau ergeben hat, daß Dr. Devarest etwa eine Stunde bewußtlos in der Garage gelegen haben kann, ehe sein Tod eintrat, ist die Polizei der Ansicht, daß, sofern die Angaben von Bayley stimmen sollten, die Handlungsweise des Privatdetektivs Lam durch das Wiederanlassen des Motors praktisch als Mord an Dr. Devarest angesehen werden muß...«

Ich stellte das Radio ab und griff nach dem Telefon, ließ aber rechtzeitig davon ab. Das Telefon war an die Hauszentrale angeschlossen, die von einer Telefonistin bedient wurde. Es mußte ihr auffallen, wenn in Elsies Wohnung zu einer Zeit telefoniert wurde, während der sie im Dienst war. Sie würde sich vielleicht einschalten und das Gespräch abhören.