12
Die Nacht war bereits hereingebrochen, als ich in einer erwartungsvollen Gruppe von Leuten vor der Garage stand. Dr. Gelderfield hatte Mrs. Devarest in ihrem Rollstuhl herunterbringen lassen und sie in warme Decken gehüllt. Bertha Cool, zäh und unermüdlich wie immer, ließ ihre scharfen und wachsamen Blicke unaufhörlich über die Menschenansammlung schweifen, die sich zusammengefunden hatte, um den Verlauf meines Experiments zu beobachten.
Mrs. Devarest hatte auch Corbin Harmley zur Teilnahme aufgefordert - sofern er sich nicht von selbst eingeladen hatte, was mir wahrscheinlicher schien. Harmley hatte die unschätzbare Gabe, andere Menschen zu veranlassen, genau das zu tun, was er wünschte, und sie trotzdem zu der Überzeugung zu bringen, daß die Anregung dazu von ihnen ausgegangen sei.
Mrs. Croy hatte darauf bestanden, daß auch Forrest Timkan zugezogen wurde. Warum sie das wünschte, wußte ich nicht, vermutete allerdings, daß sie den Verdacht hegte, ich beabsichtige, den Ablauf des Experiments ein wenig zu unseren Gunsten zu korrigieren. Ich hatte auch die Lebensversicherung benachrichtigt, und sie hatte ihren Sachbearbeiter, einen Mann namens Parker Alfman, beauftragt, den Versuch zu überwachen. Ich konnte den Verdacht nicht loswerden, daß er auch Rechtsanwalt war, obwohl er sich die größte Mühe gab, einen simplen Angestellten der Versicherung zu mimen.
Vom Wetteramt hatte ich die Mitteilung erhalten, daß mit dem Einsetzen des Santana unmittelbar zu rechnen sei. In der Nähe von Winnemucca lag ein ungewöhnlich starkes Hochdruckgebiet, während der Druck am südlichen Teil der kalifornischen Küste verhältnismäßig gering war. Die Meteorologen sind der Ansicht, daß die Ursache für die Heftigkeit dieser Stürme zum Teil in großen Luftdruckunterschieden engbegrenzter Räume liegt. Im Innern des Landes bildet sich ein großes Hochdruckgebiet, in dem Luft infolge des atmosphärischen Druckes stark erwärmt und ausgetrocknet wird. Diese Luftmassen strömen dann auf genau erforschten Routen nach Westen ab, gewinnen dabei ständig an Geschwindigkeit, büßen aber bei ihrem Weg über die ausgedörrten Wüstengebiete weiter an Feuchtigkeit ein. Um acht Uhr hatte mir das Wetterbüro telefonisch mitgeteilt, daß der Sturm in großer Stärke den Cajonpaß erreicht habe und nun über das Gebiet von Cucamonga hinwegrase. Es sei zu erwarten, daß er mit der gleichen Gewalt über das Küstenland hereinbrechen werde.
Das bevorstehende Unwetter war schon in der Atmosphäre zu spüren. Die Menschen waren nervös und gereizt. Die Luft war ungewöhnlich ruhig und still, und die Sterne am Himmel strahlten hell und gleichmäßig. Sie schienen so nahe, als könnte man sie mit einem Luftgewehr vom Himmel herunterschießen.
»Ich fürchte, Ihr Sturm wird uns doch noch im Stich lassen«, sagte Timkan. »Meistens umgeht er die Gegend hier in einem großen Bogen.«
»Das ist mir bekannt, aber heute sind die meteorologischen Verhältnisse genau die gleichen wie an dem Abend, als Dr. Devarest starb«, antwortete ich.
Parker Alfman, ein grobknochiger, anmaßender und zynischer Bursche, betrachtete das Garagentor, dessen unteres Ende gerade so weit hochgeschoben war, daß ein Mann darunter hindurchgehen konnte. »Ich würde gern wissen, was Sie eigentlich beweisen wollen«, nörgelte er. »Selbst wenn der Sturm das Tor zuschlägt, beweist das meiner Meinung nach gar nichts - und für meine Gesellschaft noch weniger.«
Geduldig erklärte ich: »An dem Abend, als Dr. Devarest ums Leben kam, hatte sich das Seil zum Schließen des Tores verfangen. Es befand sich im gleichen Zustand wie jetzt. Wenn er das Tor ganz geöffnet hätte, konnte er es von innen nicht mehr schließen. Von außen kann man den Griff erreichen, um es zu bewegen, aber um es von innen zu schließen, benötigt man das Seil. Es ist aber ganz offensichtlich, daß Dr. Devarest nicht erst zur Garage hinausging, um das Tor zu schließen, und dann wieder auf einem anderen Weg in die Garage hineinging, um an seinem Motor zu basteln.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Weil es völlig unwahrscheinlich ist.«
»Mir scheint es durchaus wahrscheinlich.«
»Ihre Urteilskraft wird offenkundig von den vierzigtausend Dollar, um die es für Ihre Versicherung dabei geht, getrübt. Zwölf Geschworene vor einem Gericht dürften der Vernunft zugänglicher sein als Sie.«
»Die vierzigtausend Dollar haben damit überhaupt nichts zu tun«, entgegnete er wütend. »Unsere Gesellschaft hält ihre Verpflichtungen ein. Wenn wir zur Zahlung verpflichtet sind, zahlen wir selbstverständlich; wenn keine Verpflichtung dazu besteht, dürfen wir nicht zahlen, weil es ungesetzlich ist.«
»Ich weiß, ich weiß. Diesen Vers habe ich schon so oft gehört, daß ich ihn auswendig kann.«
»Nun, und was erwarten Sie eigentlich?«
»Dr. Devarest öffnete das Tor nicht ganz, sondern vielleicht gerade so weit, wie es jetzt steht, damit er seinen Wagen eben darunter hindurchfahren konnte, weil er wußte, daß sich das Seil zum Schließen der Garage verfangen hatte.«
»Das klingt nicht überzeugend. Woher wollen Sie denn wissen, daß er das Seil nicht selbst so verknotete?«
»Weil der Chauffeur schon vorher an diesem Abend bemerkte, daß sich der Strick verschlungen hat. Er wollte noch eine Leiter holen, um ihn loszuknüpfen, verschob es aber auf den nächsten Tag, weil er eine Verabredung hatte.«
»Nun gut. Nehmen wir also an, das Tor befand sich in der gleichen Stellung wie jetzt. Was soll dann geschehen sein?«
»Dr. Devarest wollte etwas an seinem Motor in Ordnung bringen.«
»Was war das?«
»Der Keilriemen hatte sich gelockert und mußte nachgespannt werden.«
»Er war aber nicht locker.«
»Natürlich nicht, denn er hat ihn ja wieder in Ordnung gebracht.«
»Während der Motor lief, meinen Sie?«
»Nein, solange er den Riemen nachstellte, hatte er den Motor abgeschaltet, aber anschließend ließ er ihn wieder laufen, um sich davon zu überzeugen, daß der Keilriemen stramm genug saß. Wahrscheinlich dachte er dabei nicht an die giftigen Auspuffgase, weil er glaubte, das Garagentor sei offen.«
»Und wodurch soll das Tor geschlossen worden sein?«
Ehe ich noch antworten konnte, fegte plötzlich ein Sturm durch die ganze Gruppe. Eine heftige Bö fuhr um das Haus herum, raschelte laut in den dürren Wedeln der Palmen und zog mit mächtigem Brausen um die benachbarten Häuser.
Alles wartete gespannt, was geschehen würde. Das Tor zitterte und schwankte leicht.
»Passen Sie genau auf«, sagte ich zu den Anwesenden.
Die erste Welle des Sturmes war vorüber, und es wurde wieder etwas ruhiger; aber bald folgte die zweite Bö. Im Lichtschein der zwei Lampen, die unter dem Dach der Garage brannten, warfen die Körper der Anwesenden bei ihrem Bemühen, sich vor dem Sturm einen festen Stand zu sichern, verzerrte Schatten.
»Ich halte nicht viel von Ihrer Theorie, Lam«, sagte Alfman. »Sie wird sich nicht bewahrheiten. Das Tor schwankt zwar, aber das ist auch alles.«
Eine dritte Bö brach über uns herein. Das Tor schwankte stärker und begann sich zu bewegen. »Jetzt schauen Sie bitte genau hin, Alfman.«
Plötzlich rutschte das Tor aufwärts und öffnete sich ganz.
»Wahrscheinlich stand das Tor eine Kleinigkeit tiefer«, sagte ich.
»Dann konnte er den Wagen nicht mehr in die Garage bringen«, entgegnete Alfman.
Ich zog das Tor an dem Gegengewicht zurück, bis ich seine untere Kante mit der Hand erreichen konnte, ließ das Gegengewicht los und zog das Tor noch etwas weiter herunter. »In dieser Höhe behält es immer noch das Gleichgewicht.«
»Sicher, aber so bringen Sie keinen Wagen mehr darunter durch.«
»Das können wir später feststellen. Zuerst wollen wir einmal sehen, was der Wind jetzt mit dem Tor anstellt«, entgegnete ich.
Darauf brauchten wir nicht lange zu warten. Der Sturm fegte jetzt gleichmäßig, nicht mehr in stoßartigen, scharfen Böen. Wieder begann das Tor zu zittern, senkte sich langsam und schlug gleich darauf mit lautem Krachen auf die Betonschwelle auf.
»Was sagen Sie jetzt, Alfman?« ließ sich Timkan angriffslustig vernehmen. »Haben Sie immer noch etwas daran auszusetzen?«
»Ja«, entgegnete Alfman. »Wenn das Tor in dieser Stellung ist, kann niemals ein Wagen darunter durchfahren. Und wenn es doch möglich sein sollte, muß Dr. Devarest bestimmt das Krachen des zuschlagenden Tores gehört haben.«
»Er war sicher zu sehr in seine Beschäftigung vertieft, um es zu bemerken«, wandte Timkan ein.
»Wenn er den Krach überhört hat, muß ihn die Arbeit aber sehr stark in Anspruch genommen haben«, entgegnete Alfman sarkastisch.
»Wir wollen Dr. Devarests Wagen aus der Garage holen und feststellen, ob man ihn hineinfahren kann, wenn das Tor in dieser Stellung ist«, sagte ich.
Der Wagen wurde herausgeschoben und das Tor wieder halb heruntergezogen. Ich brachte es in eine Position, in der das Verdeck des Autos um Zentimeterbreite nicht mehr berührt wurde und schenkte den Protesten Alfmans keine Beachtung.
»Wollen Sie vielleicht behaupten, daß es so nicht geht?«
Alfman sah sich die Öffnung noch einmal prüfend an. »Dr. Devarest hätte es nicht versucht«, wiederholte er hartnäckig.
Ich gab ihm keine Antwort, sondern fuhr den Wagen in die Garage. Dann warteten wir auf den nächsten Windstoß.
Als der Wagen nicht mehr vor dem Tor stand, wirkte die Öffnung so eng, daß es unmöglich schien, das Auto darunter hindurchzufahren. Es sah aber auch so aus, als müsse das Tor in dieser Stellung von dem Wind unbedingt geschlossen werden.
Der Sturm fegte jetzt gleichmäßig mit geringen Schwankungen in seiner Stärke und schien neue Kraft für eine mächtige Bö zu sammeln.
Alfman ging zu seinem Wagen hinüber und holte eine Kamera mit einem Blitzlichtgerät. »Kein Mensch, der seine fünf Sinne beisammen hat, würde versuchen, einen Wagen durch diesen Schlitz zu fahren.«
»Aber das Auto ist durch diesen Schlitz in die Garage gekommen. Sie haben es mit eigenen Augen gesehen.«
»Natürlich, weil Sie vorsichtig und langsam gefahren sind. Sie sind doch nur zentimeterweise darunter durchgekrochen.« Er hob seine Kamera. Dann ging er bis zur Straße zurück, um ein zweites Bild aufzunehmen.
Während er mit seiner Kamera in der Hand wieder zur Garage zurückkam, fegte der nächste Windstoß um das Haus und drang mit voller Wucht in die Garage. Diesmal zitterte das Tor nicht einmal. Sanft glitt es nach oben und gab den Eingang zur Garage frei.
Hinter mir hörte ich Alfman lachen. Bertha, die neben mir stand, murmelte überrascht: »Nun brat mir einer ’nen Storch!«
»Das wäre es wohl für diesmal. Jetzt können wir wohl nach Hause gehen«, sagte Jim Timley.
»Ich bin schon auf dem Wege«, erklärte Alfman und legte seine Kamera in sein Auto.
»Einen Moment noch!« rief Timkan mit lauter Stimme.
Alles blickte ihn an.
»Lam, haben Sie sich davon überzeugt, daß sich niemand an dem Gegengewicht des Tores zu schaffen gemacht hat?« wandte Timkan sich an mich.
»Ich habe das Tor kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch einmal geprüft. Es war im gleichen Zustand wie die anderen Garagentore.
Alfman setzte sich in seinen Wagen und ließ den Motor an.
Dr. Gelderfield drehte den Rollstuhl von Mrs. Devarest um und begann, sie zum Haus zu schieben.
»Mir hat es nicht gefallen, wie sich das Tor verhalten hat«, erklärte Timkan nachdrücklich. »Ich will mir das Gegengewicht selber noch einmal ansehen. Zeigen Sie mir, wo es angebracht ist, Lam.«
Wir gingen zusammen zur Garage. Alfman schaltete die Scheinwerfer seines Wagens ein und fuhr rückwärts über die Auffahrt zur Straße. Dann besann er sich eines Besseren, hielt an und kam zu uns herüber, um zu sehen, was wir taten.
Ich schaltete die Beleuchtung in der Garage ein. Timkan blickte mit gerunzelter Stirn zu dem Tor hinauf. »Das Tor muß irgendwo ein Gegengewicht haben. Es kann gar nicht anders sein«, meinte er.
»Das Gegengewicht ist unten an der Innenseite des Tores, dort, der dicke Metallstreifen.« Ich zeigte zum Tor hinauf. »Sie können sehen, daß es unbeschädigt ist.«
Timkan sah sich um, erblickte eine Trittleiter, stieg hinauf und betrachtete sich das Tor eingehend aus der Nähe. »Ja, Sie haben recht. Trotzdem - das Tor hat sich ganz anders verhalten, als ich erwartet habe.«
»Ich möchte nicht zu früh fortgehen«, erklärte Alfman. »Ich möchte nicht, daß dadurch ein Vorwand gegeben ist, später Behauptungen aufzustellen, die niemand widerlegen kann. Was ist mit dem Gegengewicht?«
Dr. Gelderfield drehte den Rollstuhl mit Mrs. Devarest wieder der Garage zu.
»Es scheint in Ordnung zu sein«, antwortete ich Alfman. Er ging wieder zu seinem Wagen.
Dr. Gelderfield, der zu uns getreten war, sah ihm mit unwillig gerunzelter Stirn nach. »Dem Kerl traue ich nicht«, verkündete er.
Bertha Cool, die hinter Gelderfield stand, stimmte ihm zu.
Dr. Gelderfield lächelte ihr zu. Er schien für Bertha seit dem ersten Augenblick, als er sie sah, ein warmes Interesse zu hegen. »Es ist höchst bedauerlich, daß viele unserer Versicherungsgesellschaften einen Mann danach bewerten, was er für sie einbringt. Ich bin überzeugt, daß die Gesellschaften durchaus bereit sind, gerechtfertigte Ansprüche zu befriedigen, aber die Sachbearbeiter von Schäden und Bezirksdirektoren wollen der Zentrale immer zeigen, wie tüchtig sie sind und wieviel Geld sie dem Unternehmen einsparen.«
Ich stieg die Trittleiter hinauf und fuhr mit der Hand über die der Decke zugewandte Oberkante des Tores.
»Nimm dich vor Spinnen in acht«, warnte Bertha.
»Hier sind überhaupt keine Spinnweben«, antwortete ich und strich mit der Hand noch einmal über die glatte Oberfläche der der Decke zugewandten Außenseite des Tores.
Dr. Gelderfield, der sich offensichtlich bemühte, Bertha zu beeindrucken, erklärte ihr: »Dadurch, daß das Tor ständig in Bewegung ist, würde . .. Moment mal«, unterbrach er sich dann. »Sie sagen, daß überhaupt keine Spinnweben dort oben sind?«
»Nein, und das erscheint mir genauso bedeutsam wie Ihnen«, antwortete ich. »Einen Augenblick«, sagte ich dann. Ich hatte etwas entdeckt.
Meine Finger, die ich dicht unter der Decke über das Tor führte, waren auf ein Stück Metall gestoßen. »Kann ich mal eine Taschenlampe haben?«
Dr. Gelderfield reichte mir eine Lampe herauf.
Ich kletterte auf die höchste Sprosse der Trittleiter. Mit schief gehaltenem Kopf konnte ich in dem Lichtstrahl der Lampe durch den Spalt zwischen Tor und Decke ein Stück Metall erkennen, das an dem Tor befestigt war.
»Rufen Sie den Versicherungsmann zurück«, forderte ich die Untenstehenden auf.
»Was gibt es denn?« fragte Timley, während Dr. Gelderfield die Auffahrt hinunterlief, um Alfman aufzuhalten.
»Hier ist ein Stück Metall an dem Tor befestigt.«
»Und was bedeutet das?«
»Es erhöht das Gewicht des oberen Teiles des Tores und bewirkt, daß das Tor leichter nach oben geht als nach unten.«
»Was ist da schon dabei?«
»Nicht viel, nur könnte es der Versicherung vierzigtausend Dollar ersparen.«
»Keine Versicherungsgesellschaft würde zu solchen Mitteln greifen«, -wandte Timkan nachdrücklich ein.
»Die Gesellschaft vielleicht nicht, aber...«
Ich hörte Schritte, und Dr. Gelderfield kam mit Alfman in die Garage zurück. »Hier ist noch etwas, was Sie fotografieren können«, sagte Gelderfield zu dem Versicherungsmann.
»Um was handelt es sich?« fragte Alfman.
Während Gelderfield Alfman nachgelaufen war, hatte ich mir diesen Teil des Tores genauer angesehen. »Hier am oberen Ende wurde ein Stücke Blei befestigt«, antwortete ich.
»Das ist doch Unsinn. Sie können ja nicht einmal die Hand zwischen das Tor und die Decke stecken. Der Spalt ist doch viel zu eng. Wie wollen Sie dann einen Nagel oder eine Schraube dort anbringen?«
»Das ist gar nicht nötig. Sehen Sie diese beiden Bolzen hier? Welchem Zweck sollen sie wohl dienen?«
»Keine Ahnung.«
»Jemand hat von dieser Seite zwei Löcher durch das Tor gebohrt, die Bolzen hindurchgesteckt und dann mit zwei Muttern einen Streifen Blei hier oben befestigt. Es ist erst kürzlich geschehen.«
»Nach sechs Uhr heute abend? Da haben Sie doch das Tor noch inspiziert?« fragte Dr. Gelderfield.
»Das kann ich nicht beschwören, denn diesen Teil des Tores habe ich nicht untersucht. Ich habe mich nur vergewissert, daß sich niemand an dem Gegengewicht zu schaffen gemacht hat.«
»Und was wollen Sie nun unternehmen?« fragte Timley.
»Es so lassen, wie es ist. Vielleicht findet die Polizei hier Fingerabdrücke.«
»Darüber muß ich meine Patientin unterrichten«, sagte Dr. Gelderfield. »Lieber Himmel, ich habe sie draußen in ihrem Rollstuhl sitzen lassen, ich...« Er wollte wieder aus der Garage.
»Schon gut«, beruhigte ihn Bertha trocken. »Während Sie hinter Alfman herliefen, ist sie aus ihrem Rollstuhl aufgestanden und hierhergekommen, um nachzusehen, was es gäbe. Dann hat sie sich wieder hineingesetzt und weiter die Kranke gespielt.«
»Das hätte sie nicht tun dürfen«, sagte Dr. Gelderfield aufgebracht und lief hinaus zu Mrs. Devarest.
Ich stieg von der Leiter.
Dr. Gelderfield beugte sich besorgt über Mrs. Devarest, zog die Decken zurecht, in die sie eingehüllt war, und erkundigte sich mit fürsorglicher Stimme nach ihrem Befinden.
Alfman konnte seinen Ärger nicht mehr länger zügeln. »Das ist ein verfluchter Betrug!« tobte er. »Ich hätte mir gleich denken können, daß mir ein Schwindel vorgeführt wird. Dieses ganze Experiment war mir vom ersten Moment an höchst verdächtig.«
»Soll das etwa eine Anschuldigung sein?« fragte ich.
»Sie versuchen, meiner Gesellschaft hier etwas anzuhängen. Sie wollen vor Gericht aussagen können: Auf diese Weise hat die Versicherung versucht, sich von der Zahlung zu drücken. Ihr Experiment ist ein aufgelegter Schwindel. Sie beabsichtigten, den Versuch mißlingen zu lassen, wodurch die Witwe um ihre vierzigtausend Dollar gebracht wird. Dann entdecken Sie das Gewicht, das ein betrügerischer Vertreter der Versicherung an dem Garagentor angebracht haben soll, um Ihr Experiment scheitern zu lassen. Privatdetektive sind ein elendes Betrügerpack, nicht besser als Straßenräuber und...«
Ich trat auf Alfman zu. »Ich weiß nicht, wer das Stück Blei an der Tür angebracht hat. Ich bin nicht davon überzeugt, daß Sie es waren, obwohl es möglich wäre. Aber ich weiß ganz genau, daß ich es nicht gewesen bin.«
»Dummes Geschwätz«, entgegnete er verächtlich. »Sie wissen ganz genau, wer es tat.«