35. Kapitel
Neun gestandene Vogelsberger Schweinebauchmänner sind bereits da, als ich gemeinsam mit Manfred Kreutzer das Grundstück des aktuellen Spare-Rib-Vereinsmeisters Ludger Munker betrete. Ich blicke mich um, sehe einen irrsinnig großen Grill, eine Holzgartenhütte und auf der kleinen Grünfläche ein paar Bierbänke und einen Holztisch herumstehen. Auf dem Tisch liegen Berge von eingepacktem Fleisch, Baguettebrot und daneben zwei Fertigsalatpackungen.
«Servus Lusi», begrüßt Kreutzer den Gastgeber, den sie in der Schule nur den Schnaps-Munker nennen. «Das ist ein alter Kumpel von mir», knödelt Manni weiter und deutet auf mich.
«Den kenn ich doch», erwidert Munker, aus dessen Mund bereits jetzt, um 18.11 Uhr, eine gehörige Fahne weht.
«Sie hab ich doch schon mal in der Schule gesehen, oder nicht», lallt er.
«Jaja» antworte ich, «kann gut sein, meine Tochter geht in die Vogelsbergschule.»
«Ah ja, dann mein herzliches Beileid», sagt Munker und lacht.
Immerhin, denke ich. Das hat ja schon mal geklappt. Ich kann hier tatsächlich inkognito den Kreutzer-Grillkumpel spielen und wie ein verdeckter Ermittler versuchen, etwas aus Munker herauszubekommen. Munker ist ein enger Vertrauter von Bernhard Dohmknecht, dem Intimfeind von Ellen Murnau. Aber wenn ich ehrlich bin, so ganz genau weiß ich eigentlich nicht, was ich hier noch groß erfahren soll, was wir nicht ohnehin schon wissen. So ganz klar ist mir nicht, warum ich diesen Sonntagabend mit Männern verbringe, die andächtig um einen großen Schwenkgrill herumstehen, Bierflaschen in den Händen halten, Schürzen tragen, auf denen ein Vereinswappen prangt, und über die Qualität des lodernden Feuers philosophieren.
«Isch dät noch ’n Momentsche watte», quakt ein kleingewachsener rotgesichtiger Schweinebauch mit Halbglatze in die Runde. «Das braucht noch e bissi.»
Alle nicken andächtig und starren nun schweigend, nahezu rituell auf das Feuer.
Ludger Munker, der eine vergilbte Bayern-München-Schirmmütze auf seinem blond gefärbten Haupthaar trägt, drückt Kreutzer und mir jeweils eine Flasche Bier in die Hand.
«Ist ja auch net offiziell heut. Da sind Gäste erlaubt», sagt er, nimmt einen weiteren Schluck aus der Flasche und zündet sich eine Zigarette an.
Der Höflichkeit halber frage ich in die Runde, wie lange es denn diesen Grillverein schon gebe.
«Grillsportverein», berichtigt mich ein bodenständiger, vermutlich im Rentenalter befindlicher rüstiger Erwin frei von Ironie mit erhobenem Zeigefinger.
Ich lasse mir darauf erklären, dass die «Schweinebäuche» regelmäßig mit anderen Vereinen um diverse Meisterschaften grillen. Ich finde das sehr lustig, doch außer mir sieht das sonst niemand so. Dieser Sport wird sehr sehr ernst genommen, da ist kein Platz für laue Späßchen, das wird mir sehr schnell klar. Heute allerdings sei nur lockeres Grillen angesagt, täte auch mal gut, sagt dieser Erwin, einfach mal Grillen ganz ohne Druck.
Als ich allerdings frage, ob ihre Frauen auch manchmal mit von der Partie wären, da ist das Gelächter groß. Nein, nein heißt es, das sei satzungsgemäß verboten. Frauen und Grillen, krakeelt Ludger Munker, das sei so ähnlich wie Frauen und Fußball.
Haha, macht da geschlossen die Männerrunde.
Und schon gibt es die nächste Runde Bier, und die ersten watzig-speckigen Fleischstücke brutzeln fetttriefend auf dem Rost. Ich packe meine dürren Bio-Hähnchenpaprikaspieße aus und möchte sie gemeinsam mit der Aluunterlage auf den Rost stellen, da wirft sich mir ein entsetzter Siggi mit Vollbart in den Weg.
«Was ist das dann?», brüllt er. «Bist du dann verrückt geworden?»
«Ich verstehe nicht», gebe ich zaghaft zurück.
«Ey Leute, guckt mal er hier», ruft er die restliche Runde zusammen. «Sach mal, Manni, wen hast du denn da mitgebracht? Ich glaub’s net … ALUFOLIE, hier guckt mal, Gemüse auf ALUFOLIE. Ja, sache mal, bist du schwul oder was … und kommst aus der Stadt? Häh? Hast bestimmt ein Elektrogrill auf’m Balkon stehe?»
Alle lachen.
Stimmt, denke ich, habe ich.
«Hier, versteh mich net falsch, ich hab nix gegen unsere warmen Brüder, ehrlisch net, aber ALUFOLIE, ja gibt’s das denn? Nebenbei gesacht, Hähnschebrüstsche gelten bei uns als Gemüs! Passt acht, als Nächstes packt er eingelegte Schampingjongs aus, haha, mit Schafskäs …»
Der bärtige Siggi kriegt sich nicht mehr ein.
«Du bist ein Studierter, oder? Ein Professor oder so was, hä? Oder ist der auch ein Pauker, so wie du, Ludger?»
So richtig lustig finde ich es inzwischen eigentlich nicht mehr, doch den anderen Kampfgrillern geht das anders. Nur Kreutzer scheint sich ein wenig zu schämen und es inzwischen wohl auch zu bereuen, mich mitgeschleppt zu haben. Immer wieder höre ich spöttisch die Worte «ALUFOLIE» und «Gemüs» die Runde machen. So weiß ich mir nur mit einem weiteren Bier zu helfen, ehe mir Erwin an die Schulter greift und mit saurem Mundgeruch zuflüstert:
«Isch hätt damals aach an die Uni gehen könne … wenn isch quasi gewollt hätt, will sache, das heißt, wenn isch die Schul fertig gemacht hätt und misch irgendwas interessiert hätt, dann wär isch aach studiern gegange … fast. Doch isch hab das net nötig. Was isch vom Lebe weiß, das reischt mir, prost!»
«Prost», antworte ich und höre von hinten wieder «ALUFOLIE».
Nun legt Erwin seinen ganzen Arm um mich.
«Das Lebe heutzutach iss ja so zeitschnellig … ähh zeitlebig, ähhh schnellzeitig geworde, oder? Nix iss mehr so, wie’s mal war, oder? Und wir? Wir werden aach net jünger, was?»
Ich lache etwas unbeholfen und versuche mich aus seiner Umklammerung zu lösen.
«Ei ja, Sie lache! Komm du mal in mein Alter. Wobei isch mich schon gut gehalte hab, oder? Also, wenn isch morgens in de Spiegel guck, sach isch meiner Frau immer: Für mei Alter sehe isch noch rischtig gut aus … wenn man mal vom Bierbauch, der Glatze, der schlaffe Haut und de Krampfadern absieht, hähäh, weisste, also, wissen Sie, äh, wie isch mein?!»
Kurze Zeit später sitzen wir alle Schulter an Schulter an einer Biertischgarnitur. Eines meiner Lieblingswörter: Biertischgarnitur.
In einer Hinsicht verhalte ich mich an diesem Abend wie alle anderen: Ich trinke viel zu viel Bier. Trotz Alufolie und Hühnerbrüsten.
Dann packt Manfred einen halben Hirsch aus seiner Kühltasche. «Hier Freunde, obacht», ruft er in die Runde, «isch zeig eusch mal was. Isch demonstrier jetzt mal eine ganz neue Schnetzelteschnik. Hab isch mir letzte Woche vom Norbert von der Metzgerei Beiler zeige lasse. Ludger, geb mir mal dein Grillmesser.»
Munker, der inzwischen seinem Spitznamen alle Ehre machend kleine Schnapsgläschen auf dem Biertisch verteilt, stößt kurz auf.
«Was?», bringt er hervor.
«Ei, isch brauch mal dein Grllmssr», wiederholt Kreutzer.
«Mein Messer, ach so, das ist net da …»
«Wie? Dein Messer ist net da. Das gibst du doch nie aussm Haus, so wie der Geiger sei Vadistradi auch net aus der Hand gibt», labert Manfred und knetet mit den Fingern in seinem Hirsch herum.
«Ich hab’s beim Schleife … Prost, ihr Leut!»
Ludger Munker wirft den Kopf in den Nacken, eröffnet die erste Schnapsrunde und setzt sich direkt neben mich. Eine gute Chance, denke ich, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
«Äh, Herr Munker …»
«Ich bin der Ludger. Prost!»
Nach ein paar einführenden Worten über das Grillen und das Biertrinken komme ich zur Sache: «O.k., gut, Ludger, sag mal, das mit der Schulleiterin ist ja ganz schön schlimm, was? Ein Schüler soll die doch erstochen haben, nicht wahr?»
Ludger Munker blickt mich betrunken an.
«Jaja, furchtbar, das alles.»
«Man sagt ja, ihr Nachfolger, der Dohmknecht, hätte ja nicht unbedingt das beste Verhältnis zu ihr gehabt, ne?», versuche ich es weiter.
«Ein Messer, ich brauch ein Messer», ruft Kreutzer quer über den Tisch, immer noch den rohen Hirsch vor sich.
«Weisste, die Murnau, das war so ’ne Tausendprozentige», lallt Munker, «so ’ne Aufsteigerin, die alles besser weiß. Hat sich über uns alle gestellt, aber selbst …, na ja, man soll über die Toten nicht schlecht reden.»
Ich nicke. Genau den Satz hatte ich von Bernhard Dohmknecht auch hören müssen.
«Aber eins kann ich dir sagen, die Stimmung in der Schule ist jetzt viel besser … bei allen, Lehrern und Schülern.»
«Aha», sage ich und stelle fest, dass ich der Einzige bin, der von dem Salat isst.
«Wie soll isch eusch denn zeige, wie man heutzutaach am beste Hirschgulasch macht, wenn isch kein Messer hab», schreit immer noch der Kreutzer-Manni.
«Ei, wart doch die Pfeiff ab», bellt Munker zurück und torkelt in Richtung Haus, ehe er wenig später mit einem Küchenmesser in der Hand zurückkommt.
«Was ist das denn?», blökt Kreutzer. «Das ist doch kein Messer! Das ist ein Zustand! Isch brauch ein vernünftiges Grillmesser, verdammt noch mal. Seit wann gibst du denn dein Messer zum Schleife weg? Du machst das doch sonst immer selbst, oder net? Wie soll isch denn damit den Hirsch kleinkriege?»
Dann klingelt mein Handy. Stefanie. Ich klettere von der Bierbank, entferne mich weit genug von den Schweinebäuchen und dem toten Hirsch und nehme das Gespräch an.
«Hallo Henning …»
«Hallo Stefanie …»
«Du klingst so komisch. Ist irgendwas?», fragt sie.
«Was? Wieso? Wassmeinsssu?»
«Bist du betrunken?»
«Was?»
«Ob du betrunken bist?»
«Ach so, ja nee, weiß nicht, ein bisschen. Ich bin bei den Schweinebäuchen, Grillsport machen …»
Ich höre sie lachen.
«Dann reden wir wohl besser wann anders, was?»
«Nee, warte kurz, nicht auflegen, das geht schon …»
«Ich wollte mich eigentlich nur entschuldigen, dass ich neulich nicht in die Teestube kommen konnte. Ich wollte einfach noch länger bei Lasse sein. Ich hatte dir eine SMS geschrieben, doch ich habe sie aus Versehen an eine Freundin geschickt. Habe es erst zu spät gemerkt. Warst wahrscheinlich dann sehr überrascht, als Gregor stattdessen plötzlich kam, was?»
«Ja, das … war ich wohl, ja.»
«Er erzählte mir, dass ihr euch gut unterhalten und euch auf den neuesten Stand gebracht hättet.»
«Das haben wir, ja …»
Wieder höre ich sie lachen.
«Lass uns wirklich wann anders reden. Du bist ja hackedicht. Ich melde mich. Tschüüüs.»
«Tschüs», sage auch ich, ungefähr eine Minute, nachdem Stefanie das Gespräch beendet hat. Ich schüttele kurz verwundert meinen Kopf und kehre zur illustren Herrenrunde zurück.
«Und?», ruft mir Erwin zu. «Macht die Regierung daheim schon Stress?»
Ich grinse blöd, sage «Nein nein» und beschließe, weiter am fröhlichen Biertrinken teilzunehmen.
Ich lausche betrunken dem dummen Geschwätz und beobachte, wie Kreutzer fluchend und von allen unbeachtet mit dem Küchenmesser im Hirsch herumstochert.
Jeder bekommt den Sonntagabend, den er verdient, denke ich. Und diesen hier, den habe ich mir redlich verdient.
Nach und nach löst sich die Runde auf. Die meisten der Männer schlagen mir zum Abschied mit der flachen Hand auf den Rücken, nicht ohne noch einmal das Wort «Alufolie» von sich zu geben.
Ich habe den richtigen Moment verpasst und versacke still vor mich hin.
Ludger Munker liegt schnarchend in einem Gartenstuhl auf seiner Terrasse und schnarcht. Manni Kreutzer torkelt ziellos durch den Garten und murmelt «Bier, wo issn noch Bier?» vor sich hin. Alle anderen haben bereits den Heimweg angetreten.
Im Adressbuch meines Handys suche ich verzweifelt nach einer Taxinummer.
«Henning, kohommm, ein Bier trinken mer noch, oder?», lallt mich Manni von der Seite an.
«Issss doch keins mehr da», lalle ich zurück.
«Komm mit», fordert mich Kreutzer auf und zieht mich am Unterarm weg von der Bierbank. «Mir gugge da mal im Schuppe, da hat der Ludger bsch…schtmmt, be…stimmt noch Nachschub, da bin isch sischer.»
Ich grinse debil in die Nacht und folge meinem neuen besten Freund.
Kurz nachdem wir Munkers Gartenhaus betreten habe, stolpert Kreutzer gleich einmal über den Rasenmäher. Ich kichere albern und suche torkelnd nach einem Lichtschalter.
«Auaaua», macht Kreutzer, steht aber wieder auf und führt die Alkoholsuche im Dunkeln fort und ruft: «Isch seh nix, isch seh nix.»
Ich lache überdreht wie ein Teenager. Dann trete ich in einen Eimer voller Sand, bleibe mit dem Fuß hängen, verliere das Gleichgewicht und stürze zu Boden. Diesmal mache ich «Aua, aua» und Kreutzer lacht.
Ich spüre einen stechenden Schmerz in der linken Wade, greife in mein eigenes Blut und wundere mich durch den Suff bedingt leicht verzögert. Ein wenig nun haben sich meine Augen an die Dunkelheit im Schuppen gewöhnt. Neben meinem Bein sehe ich ein Messer liegen. «Scheiße», rufe ich. «Manni, ich hab mich verletzt, hier … an dem scheissss Messsser hier.»
Manni Kreutzer hat sich inzwischen erfolgreich zu mir durchgekämpft.
«Ei ei ei», sagt er, «du sollst Bier suche und net … ach, da isses ja, das Grillmesser vom Ludger. Ja suuuuper, da kann isch eusch ja doch noch zeige, wie man den Hirsch am beste schnetzelt … der Lügebeutel, der Munker, behauptet der doch, das Messer sei beim Schleife …»
«Die Murnau, die Murnau», murmle ich leise vor mich hin, während ich meine Beinblutung mit einem Taschentuch zu stillen versuche. Nachdenklich betrachte ich das lange Grillmesser. «Ellen Murnau wurde mit einem langen schmalen Messer erstochen … Manni, hörst du? Munker, das Messer, er war’s. Er hat Ellen Murnau erstochen und das Messer hier versteckt.»
Dann blendet mich plötzlich helles Licht, und Ludger Munker steht an der Tür des Gartenhauses. Mir wird schwindelig.
«Was ist denn hier los?», ruft er mit weit aufgerissenen versoffenen Augen.
«Stimmt das?», lallt Kreutzer. «Hasssduuu die Murnau erstoche?»
Munker blickt panisch zunächst auf das Grillmesser, das ich vorsorglich in meiner Hand halte, und dann auf mein blutendes Bein.
Drei hochgradig betrunkene Männer in einem engen Raum, die ein solch diffiziles Themengebiet bearbeiten müssen, das kann nicht gutgehen. Recht habe ich, denn Ludger Munker greift nach der im Wandregal liegenden Heckenschere.
«Langsam, langsam», versuche ich zu deeskalieren, «machen Sie keinen Blödsinn.» Aufgrund der neuen Sachlage bin ich wieder zum unpersönlicheren «Sie» zurückgekehrt. Und ich bin auch gleich weniger betrunken. «Herr Munker, legen Sie das Dings da weg», rufe ich, «ich bin von der Bohlizei, Bröhmann, Hauptkommissar.»
Wie von Sinnen starrt Munker uns an.
Dann steckt er das Stromkabel der Heckenschere in die Steckdose.
«Herr Munker, hören Sie doch auf damit!», rufe ich und versuche mühsam mich aufzurichten.
«Hinsetzen», schreit er. «Die hat mich zur Weißglut getrieben, die Murnau. Fertigmachen wollte die mich. Ich sollte in die Klapse, wegen Saufen und so. Ich würde ahallgoholisiert in die Schule kommen, und wenn ich net das machen würde, was sie verlangt, dann würde sie mich sspenso…supenso…suspendieren. Von oben herab war die … Ich wollt ja nur noch mal mit ihr reden …»
«Reden? Mit einem Grillmesser in der Hand?», entgegne ich, im Turbotempo ausnüchternd.
«Ich wollte das doch nicht. Nur ein bisschen drohen, dass sie das alles sein lässt, mit Kündigung und so … scheiße, ich hab dann die Nerven verloren, diese hochnäsige Art da … vielleicht hatte ich auch zu viel intus …»
Sehr vielleicht, denke ich.
«Ich hab da mal ’ne Frage», schaltet sich Manfred Kreutzer ein. «Was genau hast du mit der Heckenschere vor?»
«Was weiß ich?», schreit Munker nun. «Was hab ich denn noch zu verlieren?» Dann schaltet er das Gerät ein.
Hektisch krame ich nach meinem Handy und tippe die Notrufnummer.
«Handy weg!», kreischt er. Ich werfe es zur Seite. Er kommt mit der laufenden Heckenschere auf mich zu. Kreutzer versucht die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und durch die Tür zu fliehen.
«Hiergeblieben», schreit der betrunkene Ludger Munker, springt Kreutzer hinterher, erwischt ihn eher versehentlich mit der Heckenschere an der Hüfte. Schreiend stürzt Kreutzer zu Boden und krümmt sich so theatralisch wie Arjen Robben nach einem leichten Foul. Ich springe mit dem Grillmesser bewaffnet hinterher, steche Munker mit voller Kraft in den Oberschenkel, worauf dieser die Heckenschere fallen lässt und gleich darauf mit Kreutzer gemeinsam blutend auf der Erde liegt.
Ich rufe Notarzt und Kollegen, lehne mich an die Wand und blute mit.
Ein paar Minuten später treffen die Sanitäter ein.
Einer fragt: «Was ist denn bitte hier passiert?»
Ich antworte: «Ein Heckenscherenmassaker», dann kotze ihm vor die Füße. Wenig später frage ich mich: Habe ich das wirklich gerade selbst erlebt oder ist das ein weiteres Kapitel aus Kreutzers Roman?