Kapitel eins
In der Gegenwart
Die Straßen waren schmutzig und rochen nach Unrat und Verfall. Der jämmerliche Nieselregen vermochte den abstoßenden Geruch nicht zu vertreiben. Müllberge verstopften die Eingänge zu den heruntergekommenen, verfallenden Gebäuden. Aus zerfledderten Kartons und Wellblech zusammengestellte Schlupfwinkel standen in jeder Gasse und an allen möglichen anderen Orten, winzige Refugien für Menschen, die nirgendwo anders hingehen konnten. Ratten flitzten durch Mülltonnen und Rinnsteine und schlichen durch die Keller und Schächte. Im vollen Bewusstsein des brodelnden Lebens in diesen Schattenseiten der Stadt bewegte Falcon sich lautlos und wachsam durch die Dunkelheit. Hier lebte der Abschaum der Menschheit, die Obdachlosen, die Trinker und die Raubtiere, die auf die Unvorsichtigen und Hilflosen Jagd machten. Er wusste, dass er beobachtet wurde, als er die Straßen entlangging und von einem Schatten in den nächsten huschte. Die Blicke konnten ihm jedoch nichts anhaben, weil sein Körper flüssig war und mit der Nacht zu einem Teil von ihr verschmolz. Es war eine Szene, die er tausendmal an unzähligen Orten erlebt und ausgelebt hatte. Wie müde er der Berechenbarkeit der menschlichen Natur geworden war!
Falcon befand sich auf dem Rückweg in sein Heimatland. Viel zu viele Jahrhunderte war er vollkommen allein gewesen, und in dieser Zeit hatte er sehr an Macht und Kraft gewonnen. Aber auch das Tier in ihm war stärker und mächtiger geworden; es brüllte unablässig nach Befreiung und verlangte Blut. Verlangte, dass er tötete, um wenigstens ein Mal, für einen einzigen Moment nur, etwas zu verspüren. Falcon wollte nach Hause, um die heilkräftige Erde seiner Heimat in seine Poren eindringen zu spüren; er wollte den Prinzen seines Volkes ansehen und hören, dass er sein vor so langer Zeit gegebenes Wort gehalten hatte. Und dass die Opfer, die er gebracht hatte, nicht umsonst gewesen waren, denn er hatte die Gerüchte über eine neue Hoffnung für sein Volk gehört.
Falcon hatte sich damit abgefunden, dass es für ihn zu spät war, doch bevor sein Leben vorüber war, wollte er erfahren, dass es für andere Männer noch Hoffnung gab und dass sein Leben etwas wert gewesen war. Er wollte mit eigenen Augen die Seelengefährtin des Prinzen sehen, eine menschliche Frau, die erfolgreich in eine Karpatianerin verwandelt worden war. Falcon war einfach zu viel Bösem, zu viel Tod begegnet. Bevor er seine Existenz beendete, musste er etwas Reines, Gutes und den Grund für seine jahrhundertelangen Kämpfe sehen.
Seine Augen glitzerten von einem seltsamen roten Feuer, das in der Dunkelheit leuchtete, als er lautlos durch die schmutzigen Straßen ging. Falcon war nicht sicher, ob er es bis in seine Heimat zurückschaffen würde, aber er war fest entschlossen, es zumindest zu versuchen. Er hatte schon viel zu lange abgewartet und war dem Wahnsinn bereits nahe. Ihm blieb nur noch wenig Zeit, weil die Düsternis seine Seele schon fast völlig eingenommen hatte. Er konnte die Gefahr bei jedem seiner Schritte spüren. Nicht die, die von den schmutzigen Straßen und dunklen Gebäuden ausging, sondern eine ganz andere, die tief aus seinem eigenen Körper kam.
Er hörte ein Geräusch, das sich wie leise dahinschlurfende Schritte anhörte. Falcon ging weiter und betete dabei um die Rettung seiner Seele. Er brauchte Nahrung, und in solchen Momenten war er immer am verwundbarsten. Die Bestie in ihm brüllte vor Eifer und hatte ihre Krallen schon fast ausgefahren. Auch die Zähne in seinem Mund verlängerten sich bereits erwartungsvoll zu scharfen Fängen. Er achtete jetzt stets darauf, nur unter Verbrechern, Schurken und anderem menschlichen Abschaum zu jagen, weil er kein unschuldiges Blut vergießen wollte, falls er doch einmal dem Ruf der Finsternis erliegen sollte. Das Geräusch ließ ihn wieder aufhorchen, und diesmal waren es viele leise Füße und wispernde Stimmen, die sich nach einer kindlichen Verschwörung anhörten. Aus einem dreistöckigen Gebäude kamen sie auf ihn zu – ein ganzer Schwarm von Kindern, die auf ihn zustürmten wie eine Bienenplage und ihn um Geld und etwas zu essen anbettelten.
Die Kinder umringten ihn, ein halbes Dutzend aller Altersstufen und Größen, deren flinke kleine Hände geschickt unter seinen Umhang und in seine Taschen glitten. Ihre Stimmen bettelten und flehten, kleine Finger tasteten ihn ab. Die armen Kinder, dachte er. Seine Spezies konnte ihre Söhne und Töchter kaum über das erste Jahr hinaus am Leben erhalten. So wenige nur schafften es, und diese Kinder wiederum, so kostbar sie auch waren, hatten niemanden, der für sie sorgte. Drei waren Mädchen mit riesigen, traurigen Augen, die zerfetzte und zerlumpte Kleider trugen und Schmutz in ihren mit blauen Flecken übersäten schmalen Gesichtern hatten. Er konnte die Furcht in ihren wild pochenden Herzen hören, als sie ihn um Essen, Geld oder auch nur ein Stückchen altes Brot anbettelten. Alle rechneten mit Schlägen und Ablehnung und hielten sich bereit, beim ersten Anzeichen von Aggression davonzulaufen.
Falcon strich einem der Kinder sanft über den Kopf und murmelte ein paar bedauernde Worte. Er hatte den Reichtum, den er während seines langen Lebens angesammelt hatte, nie gebraucht, und obwohl dies genau der richtige Ort dafür gewesen wäre, hatte er leider nichts von all dem Geld dabei. Er schlief in der Erde und jagte, um sich zu ernähren. Und dort, wo er hinging, brauchte er kein Geld. Die Kinder schienen alle gleichzeitig zu reden, was ein Angriff auf seine empfindlichen Ohren war, bis ein leiser Pfiff sie jäh verstummen ließ. Sofort herrschte Stille. Die Kinder fuhren auseinander, verschmolzen mit den Schatten und verschwanden im Inneren der heruntergekommenen Gebäude, als wären sie nie da gewesen.
Der Pfiff war sehr leise gewesen, und trotzdem hatte Falcon ihn ganz deutlich durch den Regen und die Dunkelheit gehört. Der Wind hatte ihn geradewegs zu seinen Ohren getragen. Das Geräusch war interessant, da der Ton genau auf ihn abgestimmt zu sein schien. Er mochte eine Warnung für die Kinder sein, aber für Falcon war er eine Versuchung, eine Verführung seiner Sinne. Er verwirrte und faszinierte ihn, dieser leise kleine Pfiff, und weckte sein Interesse wie nichts anderes in den vergangenen Jahrhunderten. Falcon konnte fast die Töne in der regennassen Luft tanzen sehen. Oh ja, dieses Geräusch schlüpfte an seinen Barrieren vorbei und fand den Weg in seinen Körper wie ein Pfeil, der geradewegs auf sein Herz abzielte.
Ein anderes Geräusch ertönte. Diesmal waren es schwere Stiefelschritte, und Falcon wusste, was jetzt kam. Die Straßendiebe. Die Schläger des Viertels, die glaubten, es gehörte ihnen, und jeder, der es wagte, ihr Territorium zu betreten, müsse etwas dafür bezahlen. Sie sahen nur seine gut geschnittene Kleidung, das perfekt sitzende Seidenhemd unter dem üppig gefütterten Cape, und ließen sich in seine Falle locken, wie er es von Anfang an vorausgesehen hatte. Es war immer das Gleiche. In jedem Land, in jeder Stadt und zu jeder Zeit. Immer und überall gab es diese umherstreifenden Straßengangs, die auf Zerstörung aus waren oder das Recht für sich in Anspruch nahmen, sich zu nehmen, was ihnen nicht gehörte. Die Fänge in Falcons Mund verlängerten sich augenblicklich wieder.
Sein Herz klopfte schneller als gewöhnlich, was für ihn ein verblüffendes Geschehen war, denn normalerweise war sein Herzschlag beständig und immer gleich. Falcon kontrollierte ihn so beiläufig und mühelos, wie er auch alle anderen Aspekte und Funktionen seines Körpers kontrollierte, doch das Rasen seines Herzens jetzt war ungewöhnlich, und jede Abwechslung war ihm willkommen. Diese jungen Männer, die jetzt Aufstellung nahmen, um ihn zu umzingeln, würden heute Nacht nicht durch seine Hand sterben. Sie würden dem rasenden Raubtier entkommen, und seine Seele würde infolge zweier Dinge unversehrt bleiben: wegen seines beschleunigten Herzschlags und des leisen Pfiffs.
Eine seltsam unförmige Gestalt trat aus einem Eingang direkt vor ihm. »Laufen Sie, Mister!« Die Stimme war leise und rau, die Warnung klar. Sofort zog sich die merkwürdig unförmige Gestalt wieder zurück und verschwand in irgendeiner verborgenen Nische.
Falcon blieb stehen. Alles in ihm erstarrte förmlich. Still wie eine Statue stand er plötzlich da und konnte fast nicht glauben, was er sah. Er hatte seit fast zweitausend Jahren keine Farbe mehr gesehen, doch nun starrte er auf einen hässlichen roten Anstrich, der von den Überresten eines Gebäudes abblätterte. Es war unmöglich, völlig irreal. Vielleicht verlor er neben seiner Seele ja auch noch den Verstand. Niemand hatte ihm gesagt, dass er vor dem Verlust seiner Seele wieder Farben sehen würde, und die Untoten hätten mit einer solchen Leistung sicherlich geprahlt. Vorsichtig trat er einen Schritt auf das Gebäude zu, in dem die Stimme verschwunden war.
Doch es war zu spät. Die Halbwüchsigen hatten schon einen lockeren Halbkreis um ihn gebildet. Sie waren groß und kräftig, und viele von ihnen ließen ihn ihre Waffen sehen, um ihn einzuschüchtern. In einer Hand blitzte ein Messer auf, in einer anderen sah er einen Baseballschläger. Sie wollten ihm Angst einjagen, damit er ohne Gegenwehr seine Brieftasche herausrückte. Aber damit würde es nicht enden. Falcon hatte zu oft ein solches Szenario gesehen, um nicht zu wissen, was er zu erwarten hatte. Zu jeder anderen Zeit wäre er ein in ihrer Mitte herumwirbelndes Tier gewesen und hätte sich von ihrem Blut genährt, bis der furchtbare Hunger in ihm gestillt gewesen wäre. Doch heute war alles anders, fast schon verstörend anders. Statt nichts als trübe Grautöne um sich herum zu haben, konnte Falcon die Kerle in lebhaften Farben sehen. Sie trugen blaue und violette Hemden, und eins war sogar in einem scheußlichen Orange.
Alles schien viel lebhafter zu sein. Sein Gehör war sogar noch schärfer als gewöhnlich, und die Regentropfen sahen wie glitzernde Silberfäden aus. Falcon atmete tief die kühle Nachtluft ein, nahm die Gerüche darin in sich auf und trennte sie voneinander, bis er den einen fand, nach dem er suchte. Diese unförmige Gestalt war kein Mann gewesen, sondern eine Frau. Und sie hatte sein Leben schon jetzt für alle Zeit verändert.
Die Männer kamen drohend näher, und der Anführer rief ihm zu: »Wirf mir deine Brieftasche herüber!« Einfach so. Ohne lange Vorreden oder Imponiergehabe gingen sie direkt zum Geschäft des Raubens und des Mordens über. Falcon hob langsam den Kopf, bis sein feuriger Blick dem herausfordernden des Anführers begegnete. Das Lächeln des Kerls verblasste und erstarb dann ganz. Offenbar hatte er den Dämon in den rot glühenden Flammen in Falcons Augen entdeckt.
Ganz unversehens erschien wieder die unförmige Gestalt vor Falcon, griff nach seiner Hand und zog daran. »Weg hier, Sie Idiot, verschwinden Sie!«, flüsterte die Frau eindringlich und zerrte an seiner Hand, um ihn näher an die dunklen Gebäude heranzuziehen. Ihre Stimme war von Furcht geprägt – Furcht um ihn und seine Sicherheit. Sein Herz verkrampfte sich, als ihm das bewusst wurde.
Die Stimme war weich und wohlklingend, ihr Tonfall darauf abgestimmt, Falcon zu beruhigen. Ein heißes, drängendes Verlangen ergriff seinen Körper und seine Seele und sandte kleine Stromstöße durch seine Blutbahn. Er konnte weder das Gesicht der Frau noch ihren Körper sehen, hatte keine Ahnung, wie sie aussah oder wie alt sie war, aber seine Seele schrie nach ihrer.
»Du schon wieder.« Der Anführer der Bande wandte sich von dem Fremden ab und der Frau zu. »Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich raushalten?«, fuhr er sie mit barscher Stimme an und trat drohend auf sie zu.
Womit Falcon am allerwenigsten gerechnet hatte, war ein Angriff dieser fremden Frau. »Laufen Sie«, zischte sie wieder und stürzte sich auf den Anführer der Gang. Sie kämpfte wie ein Streetfighter. Ihr Knie traf den Kerl so hart im Unterleib, dass es ihm die Beine wegriss und er auf seinem Allerwertesten landete. Mit einem gekonnten Tritt stieß sie ihm mit der Fußkante das Messer aus der Hand. Der Mann heulte auf vor Schmerz, als ihr Fuß sein Handgelenk traf und die Klinge seiner Hand entglitt. Ein weiterer Tritt von ihr beförderte das Messer über den Gehweg in den Rinnstein.
Dann fuhr die Frau herum und rannte in die finstere Gasse hinein, wo sie augenblicklich mit der Dunkelheit verschmolz. Ihre Schritte waren leicht und selbst für Falcons scharfes Gehör fast vollkommen geräuschlos. Er wollte sie nicht aus den Augen verlieren, aber der Rest der Gang rückte näher. Ihr Anführer fluchte lautstark, schwor, der Frau das Herz herauszureißen, und brüllte seine Freunde an, »den Touristen kaltzumachen«.
Falcon wartete schweigend ab, als die Burschen aus verschiedenen Richtungen auf ihn zukamen und dabei Baseballschläger und Bleirohre schwangen. Sowie sie jedoch in unmittelbarer Nähe waren, trat er mit übernatürlicher Geschwindigkeit in Aktion, riss einem der Kerle ein Bleirohr aus der Hand und verbog es vor den fassungslosen Blicken der Halbstarken zu einem Ring. Es kostete ihn keine Mühe und kaum mehr als eine Sekunde. Er warf es seinem Besitzer wie eine Halskette über den Kopf, versetzte ihm einen Stoß gegen die Brust und schleuderte ihn gegen ein etwa drei Meter entferntes Gebäude. Die Angreifer wurden jetzt vorsichtiger und schienen Angst zu haben, sich ihm zu nähern. Selbst ihr Anführer, der noch immer seine verletzte Hand umklammerte, war still geworden.
Falcon war jedoch abgelenkt, weil er an die geheimnisvolle Frau dachte, die ihr Leben riskiert hatte, um ihn zu retten. Er hatte keine Zeit für Raufereien, und Hunger quälte ihn. Deshalb unterdrückte er ihn nicht länger, sondern ließ sich von ihm beherrschen und das Tier in sich aufsteigen. Roter Dunst vernebelte seinen Geist, und ein hungriges Feuer flackerte in seinen Augen auf. Langsam wandte er den Kopf, lächelte die Kerle an und ließ sie seine Fänge sehen. Den Bruchteil einer Sekunde später griff er an. Wie aus weiter Ferne hörte er die entsetzten Schreie; er spürte die herumfuchtelnden Arme seines ersten Opfers. Es war Falcon schon fast zu umständlich, die Hand zu schwenken und Stille zu gebieten, um die Halbwüchsigen unter Kontrolle zu halten. Das Geräusch ihrer wild pochenden Herzen war so laut, dass die Gefahr eines Herzanfalls nur allzu real war, doch Falcon hatte weder das nötige Mitgefühl noch die Zeit, um das Bewusstsein der Jungen abzuschirmen.
Und so senkte er nur schnell den Kopf über den Nacken des jungen Burschen und trank begierig. Der Rausch war schnell und suchterzeugend, und das mit Adrenalin vollgepumpte Blut seines Opfers versetzte ihn in eine falsche Euphorie. Falcon spürte, dass er in Gefahr war, der Dunkelheit anheimzufallen, aber er schien nicht mehr die Disziplin aufbringen zu können aufzuhören.
Es war ein kleiner Laut, der ihn warnte, und das allein schon zeigte ihm, wie weit er dem Ruf der Finsternis bereits erlegen war. Er hätte die Gegenwart der Frau gleich spüren müssen. Sie war zurückgekommen, um ihm zu helfen. Falcon wandte sich ihr zu, und hungrig glitten seine schwarzen Augen über ihr Gesicht. Sie glühten vor Verlangen, diese Augen. Rote Flammen züngelten in ihren dunklen Tiefen auf, und jeder von Falcons markanten Zügen war von dem Wunsch geprägt, sie zu besitzen.
»Was sind Sie?« Die weiche Stimme der Frau holte ihn in die Realität zurück – und plötzlich wusste er wieder, was er gerade tat. Sie schnappte schockiert nach Luft, als sie näher trat, und starrte ihn aus großen, bangen Augen an. »Was sind Sie?«, fragte sie erneut, und die Furcht in ihrer Stimme zerriss ihm fast das Herz.
Falcon hob den Kopf noch mehr, und ein dickes Rinnsal Blut lief über den Nacken seines Opfers. Plötzlich sah er sich, wie die Frau ihn sehen musste: scharfe Fänge, wirres Haar und rote Flammen in den ansonsten leeren Augen. Er musste wie ein Tier, wie ein Monster erscheinen. Um sie zu beruhigen, streckte er die Hand aus. Falcon wollte sie berühren und sich bei ihr bedanken, dass sie ihn aufgehalten hatte, bevor es zu spät gewesen wäre.
Sara Marten trat zurück und schüttelte den Kopf. Dabei starrte sie mit großen Augen das Blut an, das an Nordovs Nacken hinunterlief und sein lächerlich orangefarbenes Hemd befleckte. Dann fuhr sie herum und rannte um ihr Leben. Rannte, als würde sie von einem Dämon gejagt. Und das war dieser Fremde. Das wusste sie. Das Wissen war tief in ihrer Seele eingegraben. Es war nicht das erste Mal, dass sie eine solche Bestie sah. Bei der anderen Kreatur war es ihr gelungen zu entkommen, doch diesmal war es völlig anders. Von diesem Mann – oder Monster – fühlte sie sich auf unerklärliche Weise angezogen. Sara war zurückgekommen, um sicherzugehen, dass er der Bande entkommen war. Sie hatte sich einfach überzeugen müssen, dass er in Sicherheit war. Irgendetwas in ihr forderte, dass sie ihn rettete.
Sara rannte durch den dunklen Eingang in das verlassene Apartmentgebäude. Von den Wänden bröckelte der Putz, das Dach brach langsam ein, aber Sara kannte jedes Schlupfloch, jede Notluke und Hintertür. Und die würde sie auch alle brauchen. Die schwarzen Augen des Mannes waren leer und ohne jegliches Gefühl gewesen, bis … das Ding sie angeschaut hatte. Sara wusste, was Begehren war, wenn sie es sah. Seine Augen waren zum Leben erwacht und von einer solch brennenden Intensität gewesen, wie sie ihr noch nie begegnet war. Und sie hatten für sie gebrannt, als hätte er sie mit einem Brandzeichen versehen. Sie als Beute gekennzeichnet …
Die Kinder würden jetzt sicher sein in den Tiefen der Abwasserkanäle. Sara musste sich selbst retten, wenn sie ihnen auch weiterhin eine Hilfe sein wollte. Sie sprang über einen Haufen Schutt und schlüpfte geduckt durch eine schmale Öffnung, die zu einer Treppe führte. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte Sara sie zum nächsten Stock hinauf. Dort war ein Loch in der Wand, das ihr eine Abkürzung durch zwei Wohnungen ermöglichte und sie durch eine kaputte Tür auf einen Balkon führte, wo sie die niedrigste Sprosse der Feuerleiter ergriff und diese schnell herunterzog.
Leichtfüßig und flink kletterte Sara die Leiter hinauf. Sie hatte hundert Fluchtwege ausgetüftelt und erprobt, bevor sie auch nur begonnen hatte, auf den Straßen zu arbeiten. Schließlich wusste sie, dass diese Routen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens sein würden. Indem sie jeden einzelnen Fluchtweg gründlich erprobte, die Zeit stoppte, die sie dafür brauchte, und Abkürzungen durch Gebäude und durch Gassen fand, hatte sie gelernt, sich in den geheimen Durchgängen der Unterwelt zurechtzufinden. Jetzt war sie auf dem Dach und rannte weiter, ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten, bevor sie auf das Dach des nächsten Hauses sprang. Auch über dieses rannte sie, so schnell sie konnte, und wich einem Haufen Trümmer aus, um zu einem dritten Dach hinüberzuspringen.
Kaum war sie auf den Füßen gelandet, lief sie auch schon auf die Feuerleiter zu. Ohne die Sprossen zu benutzen, rutschte sie an den Stangen zum Erdgeschoss hinunter, wo sie durch ein zerbrochenes Fenster stieg. Ein Mann, der auf einer zusammengebrochenen Couch lag, schaute mit seinem drogenumnebelten Blick auf, schien sie jedoch nicht wirklich wahrzunehmen. Sara winkte ihm zu, als sie über seine ausgestreckten Beine sprang und gezwungen war, auch noch zwei anderen auf dem Boden liegenden Junkies auszuweichen. Nachdem sie über sie hinweggestiegen war, stürzte sie aus der Tür und über den Gang zu dem gegenüberliegenden Apartment. Die Tür hing nur noch schief in den Angeln, sodass Sara sie mühelos aufdrücken konnte und dann um die Bewohner dieses Raums herum zum Fenster lief.
Hier musste sie innehalten, um vorsichtig durch das zerbrochene Glas zu steigen. Die zersplitterten Überreste verfingen sich in ihren Kleidern, sodass sie einen Moment zu kämpfen hatte. Dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals, und ihre Lunge schrie buchstäblich nach Sauerstoff. Bei dem Versuch, ihre Jacke loszureißen, verschwendete sie kostbare Sekunden. Die Glassplitter zerkratzten ihr die Hand und rissen ihr die Haut auf, aber sie erkämpfte sich den Weg nach draußen in die frische Luft und in den leichten Nieselregen. Erst hier tat sie einen tiefen, beruhigenden Atemzug und hielt ihr Gesicht in den Regen, um die winzigen Schweißtröpfchen von ihrer Haut zu waschen.
Dann erstarrte sie auf einmal und fühlte, wie jeder ihrer Muskeln sich versteifte und es ihr eiskalt über den Rücken lief. Der Mann war immer noch hinter ihr her! Sie spürte, wie schnell und unerbittlich er sich voranbewegte. Sie hatte keine Spur in den Gebäuden hinterlassen und war flink und leise gewesen, doch er hatte sich nicht einmal von den komplizierten Schleichwegen irritieren lassen, die sie genommen hatte. Er war ihr zielsicher und unbeirrbar auf der Spur, das wusste sie. Trotz des unbekannten Terrains, der heruntergekommenen Gebäude und vielen Schlupflöcher und Abkürzungen hatte er es irgendwie geschafft, ihr auf den Fersen zu bleiben, beharrlich, unverdrossen und von der absoluten Sicherheit erfüllt, dass er sie finden würde.
Sara nahm den unangenehmen Geschmack von Furcht auf ihrer Zunge wahr. Bisher hatte sie immer noch entkommen können. Warum sollte es diesmal anders sein? Sie war intelligent und geschickt, und im Gegensatz zu ihm kannte sie diese Gegend. Grimmig fuhr sie sich mit dem Ärmel ihrer Jacke über die schweißbedeckte Stirn und fragte sich plötzlich, ob er sie zwischen all dem Verfall und Gestank vielleicht riechen konnte. Was für ein beängstigender Gedanke! Sara hatte mit eigenen Augen gesehen, wozu seinesgleichen in der Lage war. Sie hatte die leblosen, blutleeren Körper gesehen und die zu einer Maske des Entsetzens verzerrten Gesichter.
Fest entschlossen, ihrer Furcht nicht nachzugeben, verdrängte Sara die Erinnerungen. Wenn sie in Panik geriet, würde es nur zu einer Katastrophe kommen. Schnell setzte sie sich wieder in Bewegung und bemühte sich sogar noch mehr, ihre Schritte möglichst leicht und ihre Atemzüge flach und kontrolliert zu halten. Dennoch rannte sie fast durch einen schmalen Gang zwischen zwei Gebäuden, bog in geduckter Haltung um die Ecke und schlüpfte durch einen Riss in einem Maschendrahtzaun. Mit ihrer unförmigen Jacke hindurchzukommen kostete sie einige kostbare Sekunden. Ihr Verfolger war jedoch zu groß und kräftig, um es durch dieses Loch im Zaun zu schaffen; er würde den ganzen Gebäudekomplex umrunden müssen.
Sie erreichte die Straße, wo sie mit weit ausgreifenden Schritten und pumpenden Armen weiterrannte. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und dröhnte ihr in den Ohren, aber sie hatte auch ein eigenartig wehes Gefühl darin, das sie sich nicht erklären konnte. Sie verstand nicht, warum ein solcher Kummer sie erfasste, doch er war da, ganz ohne Zweifel.
Die hässlichen schmalen Straßen verbreiterten sich, bis Sara sich in den Randgebieten der Zivilisation befand. Sie war noch immer in dem älteren Teil der Stadt, wo sie ihre Schritte nicht verlangsamte, aber Abkürzungen über Parkplätze nahm, mit eingezogenem Kopf an Geschäften vorbeihuschte und sich zielstrebig auf den Weg in die Innenstadt machte. Hier türmten sich hohe moderne Gebäude vor ihr auf, die sich bis in den Nachthimmel erstreckten. Die brennende Lunge zwang Sara, ein wenig langsamer zu werden. Außerdem war sie jetzt sicher. Die hellen, einladenden Lichter der Stadt tauchten bereits vor ihr auf, und der Verkehr nahm zu, als sie sich den Wohngebieten näherte. Sie joggte auf dem Gehweg weiter.
Die furchtbare Anspannung fiel jetzt langsam von ihr ab, sodass sie wieder denken und sich die Einzelheiten dessen, was sie gesehen hatte, in Erinnerung rufen konnte. Nicht das Gesicht des Mannes – das war in den Schatten geblieben. Alles an ihm schien undeutlich und verschwommen gewesen zu sein, außer seinen Augen – diesen glutvollen schwarzen Augen. Er war sehr gefährlich, und er hatte sie angeschaut, sie gewissermaßen gekennzeichnet und irgendwie sogar … begehrt. Sara konnte hören, dass ihre Schritte sich im gleichen Rhythmus bewegten wie ihr Herz, als sie, von Furcht getrieben, durch die Straßen eilte. Von irgendwoher kam der Eindruck eines Rufs, einer ungestümen Sehnsucht und eines schmerzlichen Versprechens, das so turbulent und ursprünglich war, dass es dem fieberhaften Trommeln ihres eigenen Herzens zu entsprechen schien. Der Ruf kam jedoch nicht von außerhalb, sondern aus ihrem eigenen Inneren – nicht einmal aus ihrem Kopf, sondern aus ihrer tiefsten Seele.
Sara zwang sich weiterzulaufen, durch die Straßen und über Parkplätze, über die verschlungenen Pfade vertrauter Nachbarschaften, bis sie ihr eigenes Haus erreichte. Es war ein kleines Cottage, das ein wenig zurückgesetzt vom Rest der Häuser lag und von großen Büschen und Bäumen umgeben war, die ihm einen Anschein von Ungestörtheit inmitten der dicht besiedelten Stadt verliehen. Mit zitternden Händen schloss Sara die Tür auf und taumelte hinein.
Ihre durchnässte Jacke ließ sie achtlos auf den Boden in der Diele fallen. Sie hatte mehrere dicke Kissen in die viel zu große Jacke eingenäht, damit es unmöglich sein würde, je ihr wahres Aussehen zu beschreiben. Ihr Haar war aufgesteckt und unter einem formlosen Männerhut verborgen. Den Hut und die Haarnadeln warf sie achtlos auf die Küchenarbeitsplatte und eilte ins Badezimmer. Sie zitterte unkontrollierbar, und ihre Beine waren kaum noch in der Lage, sie zu tragen.
Sara riss sich die nassen, verschwitzten Kleider vom Leib und drehte das heiße Wasser in der Dusche auf. Die Arme um den Oberkörper geschlungen, saß sie in der Duschkabine und versuchte, die Erinnerungen auszulöschen, die sie so viele Jahre erfolgreich aus ihrem Bewusstsein verbannt hatte. Sie war noch ein Teenager gewesen, als sie dem Monster zum ersten Mal begegnet war. Sara hatte es angeschaut, und es hatte sie gesehen. Sie war es gewesen, die diese Bestie zu ihrer Familie gelockt hatte. Sie war verantwortlich dafür und würde sich diese furchtbare Schuld niemals vergeben können.
Die Tränen, die sie auf ihrem Gesicht spürte, vermischten sich mit dem Wasser, das über ihren Körper lief. Es war lächerlich, in der Dusche zu kauern wie ein Kind. Sie wusste doch, dass das nichts nützte. Irgendjemand musste sich den Ungeheuern dieser Welt entgegenstellen und etwas unternehmen. Es war der pure Luxus herumzusitzen, zu weinen und sich in Selbstmitleid und Furcht zu suhlen. Sie schuldete ihrer Familie mehr als das, erheblich mehr. Damals hatte sie sich versteckt wie ein Kind, das sie ja auch gewesen war, und obwohl sie die Schreie und flehentlichen Bitten gehört und das Blut unter der Tür hatte hindurchlaufen sehen, war sie nicht aus ihrem Versteck gekommen, um der Bestie entgegenzutreten. Stattdessen hatte sie sich nur noch mehr zusammengekauert und sich die Ohren zugehalten. Aber die Geräusche ließen sich nicht ausblenden. Damals nicht und heute nicht. Sie würde sie für den Rest ihres Lebens hören.
Langsam brachte Sara ihre Muskeln unter Kontrolle und zwang sie, ihre Arbeit wieder aufzunehmen und ihr Gewicht zu tragen, als sie sich widerwillig auf die Beine zog. Dann wusch sie sich mit dem Schweiß vom Laufen auch die Angst vom Körper. Wieder einmal kam es ihr so vor, als wäre sie fast ihr Leben lang davongelaufen. Sie lebte in den Schatten und kannte auch die Dunkelheit sehr gut. Sara schäumte ihr dichtes Haar ein und fuhr mit den Fingern hindurch, um es einigermaßen zu entwirren. Das heiße Wasser half ihr, ihre Schwäche zu überwinden. Sie wartete, bis sie wieder atmen konnte. Erst dann trat sie aus der Duschkabine und hüllte sich in ein dickes Handtuch.
Sie blickte sich im Spiegel an. Ihr Gesicht bestand fast nur aus Augen, die von einem solch dunklen violetten Blau waren, dass sie an die Farbe von Stiefmütterchen erinnerten. Saras Hand pochte, und sie betrachtete sie überrascht. Die Haut darauf war bis zum Handgelenk aufgerissen. Allein sie anzusehen ließ sie schon wie Feuer brennen. Sara wickelte ein Handtuch darum und ging auf bloßen Füßen in ihr Schlafzimmer. Nachdem sie eine bequeme seidene Hose mit Durchziehband und ein Trägertop angezogen hatte, ging sie in die Küche und brühte sich eine Tasse Tee auf.
Das Ritual brachte zumindest wieder einen Anschein von Frieden und Normalität in Saras Welt. Sie lebte und atmete. Außerdem waren da immer noch die Kinder, die sie dringend brauchten, und die Pläne, die sie schon so lange schmiedete. Die Formalitäten waren fast alle erledigt, sodass ihr Traum in greifbare Nähe gerückt war. Monster gab es überall, in jedem Land, in jeder Stadt und sämtlichen sozialen Schichten. Sie lebte unter den Reichen und fand die Monster dort. Sie bewegte sich unter den Armen, und auch dort waren sie. Das wusste sie inzwischen. Mit dem Wissen konnte sie leben, aber sie war auch fest entschlossen zu retten, wen sie retten konnte.
Sara fuhr sich mit einer Hand durch ihr kinnlanges kastanienbraunes Haar und schüttelte es, damit es schneller trocknete. Die Teetasse in der Hand, trat sie wieder auf ihre winzige Veranda hinaus und setzte sich auf die Schaukel, ein Luxus, auf den sie nicht verzichten mochte. Das nieselnde Geräusch des Regens war beruhigend, die leichte Brise in ihrem Gesicht sehr angenehm. In vorsichtigen kleinen Schlucken trank sie den Tee und ließ die wohltuende Stille die Furcht in ihr bezwingen. Jede ihrer Erinnerungen holte Sara wieder hervor, um dann hinter jeder einzelnen die Tür schließen zu können. Sie hatte gelernt, dass es Dinge gab, die man am besten ruhen ließ, Erinnerungen, die nie wieder hervorgeholt zu werden brauchten.
Geistesabwesend starrte sie in den Nieselregen hinaus. Die Tropfen fielen leise auf die Blätter der Sträucher und schimmerten wie Silber in der dunklen Nacht. Das Geräusch von Wasser war schon immer ein beruhigendes für sie gewesen. Sara liebte die Ozeane, Flüsse, Seen und alles, was in irgendeiner Weise Wasser mit sich führte. Der Regen dämpfte den Straßenlärm, verminderte die schrillen Geräusche des Verkehrs und ließ die Illusion entstehen, weit entfernt vom Zentrum der Stadt zu sein. Illusionen wie diese hielten Sara bei Verstand.
Seufzend stellte sie die Tasse auf den Rand der Veranda und erhob sich, um auf der kleinen Terrasse auf und ab zu gehen. Sie würde heute Nacht keinen Schlaf finden, das wusste sie. In eine Decke gehüllt, würde sie auf ihrer Schaukel sitzen und zusehen, wie die Nacht dem Morgengrauen wich. Ihre Familie war zu nahe, egal, wie sorgfältig sie ihre Erinnerungen weggeschlossen hatte. Sie waren Gespenster, die ihre Welt heimsuchten. Sara würde ihnen noch diese eine Nacht geben und sie dann verblassen lassen.
Sie starrte in die Dunkelheit und auf die noch dunkleren Schatten der Bäume. Die Bilder in diesen grauen Flächen faszinierten sie immer wieder. Wenn die dunklen Schemen sich vereinten, was war dann dort? Sie starrte auf die schwankenden Schatten und versteifte sich urplötzlich. Da war jemand – nein, etwas – in diesen Schatten, grau wie die Dunkelheit, und beobachtete sie still und reglos. Dann sah sie die Augen. Sie waren unbewegt, mitleidlos und tiefschwarz mit roten Flammen darin. Diese Augen waren auf sie gerichtet und markierten sie.
Sara fuhr herum, um zur Tür zu laufen, und das Herz blieb ihr fast stehen, denn das Ding bewegte sich mit schier unglaublicher Geschwindigkeit und landete auf der Veranda, bevor sie die Tür auch nur berühren konnte. Die Entfernung zwischen ihnen hatte fast zwölf Meter betragen, doch der Mann war so schnell, dass er sie noch mit seinen starken Händen packen konnte. Sara verschlug es den Atem, als ihr Körper mit seinem zusammenprallte. Ohne zu zögern, hob sie die Faust, um sie ihm gegen den Hals zu stoßen. Dann fuhr sie zurück und trat ihn gegen die Kniescheibe. Nur traf sie weder das eine noch das andere. Ihre Faust schoss an seinem Kopf vorbei, und er zog sie an sich und hielt ihre Handgelenke mühelos in einer seiner großen Hände fest. Er roch wild und gefährlich, und sein Körper war hart und unnachgiebig wie ein Baum.
Ihr Angreifer stieß die Eingangstür zu ihrem Zuhause, ihrem Zufluchtsort, auf, zog sie hinein und trat die Tür wieder zu, um nicht entdeckt zu werden. Sara kämpfte wie eine Wilde, schlug um sich und wehrte sich nach Kräften, obwohl sie beinahe völlig hilflos war in seinem Griff. Dieser Mann war stärker als jeder andere, dem sie je begegnet war. Sie hatte das entmutigende Gefühl, dass er sich ihrer heftigen Gegenwehr nicht einmal bewusst war. Außerdem konnte sie spüren, wie schnell ihre Kraft nachließ, und ihr Atmen hörte sich schon beinahe wie ein Schluchzen an. Es war schmerzhaft, gegen ihn anzugehen; ihr ganzer Körper fühlte sich schon wie zerschlagen an. Schließlich gab er einen ungeduldigen Laut von sich, stieß sie zu Boden, sodass ihr Körper unter ihm zu liegen kam, und hielt sie mit solch enormer Kraft fest, dass ihr keine andere Wahl mehr blieb, als ihren Blick zu dem Gesicht des Teufels … oder Engels zu erheben.