Sprache

In Australien wird eine eigenwillige Variante des Englischen gesprochen, die sich sowohl vom britischen Queens English als auch vom amerikanischen Englisch vor allem in der Aussprache, aber auch im Wortschatz, stark unterscheidet. Bemerkungen von Ausländern über den starken australischen Akzent (oder schlimmer noch: Dialekt) kommen allerdings bei den Australiern gar nicht gut an. Diese Haltung sind sie nämlich schon seit fast zwei Jahrhunderten von den Engländern gewohnt, die den breiten Austral-Akzent mit Naserümpfen quittieren.

Da in Australien ebenso lange alles Englische als Maßstab aller Dinge galt, fühlen sie sich noch heute durch diese Verachtung tief getroffen und kompensieren dies durch einen ausgeprägten Stolz. Wenn jemand komisch spricht, dann sind es die anderen, die Pommies (Engländer), die Yanks (Amerikaner) oder die Kiwis (Neuseeländer).

Für die, die sich neu in die fremd klingende Englisch-Variante einhören müssen, gibt es immerhin einen Trost: Ins Gewicht fallende regionale Varianten gibt es praktisch nicht. Dance, chance usw. wird in manchen Gegenden britisch ausgesprochen (mit einem langen „a”), in anderen amerikanisch (wie „dänce, chänce”), in ländlichen Gebieten sprechen die Leute wohl langsamer, gedehnter, aber im Allgemeinen gilt: In Cairns spricht man (fast) genauso wie in Sydney oder Wagga Wagga.

Ein paar Grundregeln

Um dem Schulenglisch eine australische Färbung zu verleihen, sollte man einige Grundregeln beherzigen:

  •   Den Mund möglichst wenig aufmachen – waschechtes Australisch ist genuschelt. Böse Zungen behaupten, diese Sprechweise habe sich auf Grund der australischen Landplage der Fliegen entwickelt.
  •   Alle Vokale möglichst breit und gedehnt aussprechen, z. B. card, market mit langem „a”, das kurze „i” und „e”, z. B. in Tim oder bed, dehnen.
  •   Wörter wie place, race, mate, hay sprechen die Australier nicht, wie wir im Englischunterricht gelernt haben, wie Pleys, Reys, Meyt und Hey aus, sondern Plais, Rais, Mait und Hai. Wenn ein Australier von einem ,horse rice’ erzählt, beschreibt er kein merkwürdiges Gericht, sondern ein Pferderennen!
  •   Die Australier lieben Abkürzungen. Wörter mit mehr als drei Silben werden zusammengezogen. So erhält ein Einwohner von Brissie (Brisbane) morgens Post vom postie (Postman), Milch vom milko, und der garbo (garbage man) holt den Müll ab. Am Saturday arvo (afternoon) trotzt man den biowies (blowfly – Fliegen) und mozzies (Moskitos), wirft im Garten den barbie (barbecue) an und trinkt dazu ein paar stubbies (kleine Flaschen Bier).

Strine-Wörterliste

Strine ist die inzwischen in Australien inoffiziell gebräuchliche Bezeichnung des australischen Englisch. Wenn die Australier das Wort Australian aussprechen, hört es sich wie Strine an. Sowohl Worte aus Aboriginal-Sprachen als auch eigene Wortschöpfungen fanden im australischen Englisch Einzug. Besonders reich und kreativ ist Strine im Bereich idiomatischer Redewendungen. Wie in jeder Sprache sind viele davon sehr zeitgebunden und klingen nach kurzer Zeit veraltet.

Einige „klassische” sind hier aufgeführt. Wer danach fragt, wird von den Aussies die neuesten Ausdrücke erfahren.

A

Abo verächtliche Abkürzung von Aborigine, kommt vom Ton her fast „Nigger” gleich

Aussie (sprich: Ossi) Australier

Aussie salute australischer Gruß: Wedelbewegung vor dem Gesicht, um die Fliegen zu verscheuchen

Arvo Nachmittag

B

Back of beyond Outback, Gegend, „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen”

Barbie Barbecue; Grill

Beanie Pudelmütze

Beaut beautiful

Beef road Straße im Outback, die von den Farmern zum Viehtransport genutzt wird.

Billabong Wasserloch im Outback, oft in einem ausgetrockneten Flussbett

Billy tea Art der Teezubereitung im Bush

Bitumen (road) geteerte Straße im Outback

Blackfella wörtlich: Schwarzer; gewöhnlich ist damit eine Person von Aboriginal-Herkunft gemeint (aber kein Torres Strait Islander). Im Gegensatz zu „Nigger” u. v. a. Schimpfwörtern hat blackfella keine grundsätzlich rassistisch gemeinte Bedeutung, sondern ist einfach nur das Gegenteil zu whitefella.

Blowie kurz für Blowfly, die überaus lästigen australischen Fliegen, die vor allem im Frühjahr in allen Landstrichen außerhalb der Städte zur Landplage werden können

Bludger Parasit, Absahner. Oft: Dole bludger Person, die Arbeitslosen-/Sozialhilfe einkassiert, obwohl sie in der Lage wäre zu arbeiten und einen Job zu finden

Bogan Proll

Boong rassistisch: Schimpfwort für die Aborigines

Bottle Shop Laden mit Alkoholverkaufslizenz, gehört meist zu einer Kneipe

Bull Quatsch

Bull dust feiner, alles durchdringender Staub im Outback

Bunkhouse Haus mit einem oder mehreren Räumen, die mit Etagenbetten (Bunks) ausgestattet sind

Bunkum Quatsch, Unsinn

Bunyip mythisches Buschungeheuer

Bush alle Gebiete außerhalb der Zivilisation, egal ob sie bewaldet, mit Sträuchern bewachsen oder ohne Vegetation sind

Bushwalking kurzer Spaziergang oder lange Wanderung im Bush

BYO (sprich bi-wei-o) – Abkürzung für bring your own (Alkohol oder andere Sachen)

C

Cattleman wörtlich: Viehtreiber, Rinderhirte. Das australische Äquivalent zum amerikanischen Cowboy und ähnlich stark mythologisiert.

Cattle Station Rinderfarm; oft von der Größe eines kleinen europäischen Landes

Chook Huhn

Chunder (Verb) sich übergeben (ug.)

Cocky Besitzer einer kleinen Farm

Coo-ee Ruf, wenn man sich im Busch verlaufen hat (wie: huhuhl). Angeblich von den Aborigines übernommen

Compo Kompensation, Ausgleichszahlung

Comprehensive Insurance oder: Fully Comprehensive Insurance; Vollkaskoversicherung

CTP Compulsory Third Party Insurance; obligatorische Personenschadenversicherung, die bei der Zulassung (Registration) eines Autos automatisch mit eingeschlossen ist.

Coon rassistisch: Schimpfwort für die Aborigines

Corroboree früher: Versammlung und zeremonielle Zusammenkunft der Aborigines, heute: Fest

Countermeal Essen in der Kneipe, das man sich vom Tresen abholt

Cozzies Badeanzug oder Bikini

Crook wie in: I feel a bit crook – krank sein

Cut lunch Sandwich

D

Damper Art der Brotzubereitung im Bush

Daggy hausbacken, spießig, uncool – das genaue Gegenteil von hip. Auch als Nomen: ein Dag ist ein Spießer

Derro Obdachloser; Landstreicher (von: derelictperson)

Dickhead Idiot

Didgeridoo (andere Schreibweise: Didjeridu); Musikinstrument der Aborigines des Nordens, langes Blasrohr

Digger Soldat

Dill Idiot

Dinkum echt, wahr. Ein Dinkum Aussie ist ein waschechter Australier

Down under Australien ist down under oder liegt down under – weit weg am anderen Ende der Welt

Drongo (veraltet) Narr

Drover Viehtreiber

Dunny Plumpsklo

E

Esky Kühltasche. Mit das wichtigste Zubehör eines australischen Picknicks

F

Fair dinkum echt wahr; nicht gelogen

Fair go everybody should have a fair go – Jeder sollte eine Chance haben

Flake Haifischfilet

Footy Australian Rules Football. Hat nichts mit Soccer, dem europäischen Fußball, zu tun

Fossick nach Edelsteinen schürfen, wofür man meist eine Fossicking Licence benötigt

Four Wheel-Drive auch 4 WD abgekürzt. Wagen mit Allradantrieb, Geländewagen

G

Galah kreischender Papagei; Schimpfwort für dumme Schwätzer

Garbo Garbage Collector, Müllmann

Gin verächtliche Bezeichnung für eine Aboriginal-Frau (kommt aus dem Amerikanischen)

Globe Glühbirne (brit. Bezeichnung: lightbulb)

Good on ya na, is′ ja gut, oder: haste gut gemacht. Wie schön für dich. (Oft ironische Verwendung)

Grazier Besitzer von riesigen Stations mit Weideland

Gripe wie in: I have no gripes – Ich habe nichts zu bemängeln

Grog Alkohol

Grub Essen (Pub Grub = Kneipenessen)

Gum Tree jede Art von Eukalyptusbaum (kein Gummibaum!)

H

Hoon wird meist für randalierende Jugendliche gebraucht; etwa: Krawallbrüder, Pöbel. Auch als Verb gebraucht: to hoon around

Hotel Kneipe, mit oder ohne Unterkunft

I, J

Interstate to travel interstate; in einen anderen Bundesstaat fahren

Jackeroo Cowboy

Jilleroo Cowgirl

Joey Känguru- oder Koalajunges

Journo Journalist

Jumbuck Schaf

K

Kickback Provision für eine Vermittlung o. Ä.

Kiwi Bezeichnung für Neuseeländer

Koorie Kollektivbezeichnung für Ureinwohner aus dem Südosten Australiens

Knock to knock politicians oder to knock the boss, über jemanden herziehen, mit vernichtender Kritik niedermachen

Knock back (ein Angebot) ablehnen

L

Lamington mit Schokolade und Kokosraspeln überzogene Plätzchen

Larrikin Rebell, aber auch Radaubruder, Schläger

Lollies Süßigkeiten

M

Mate Kumpel. Übliche vertrauliche Anrede unter Männern

Middie kleines Glas Bier (in NSW)

Milk Bar Tante Emma-Läden in den Vorstädten

Moleskins Hose aus dicker Baumwolle mit verstärkten Nähten, für „Bushmen”

Murri Kollektivbezeichnung für Ureinwohner aus Queensland

N

Never-Never tiefstes Outback, dem man entweder entfliehen möchte, um never-never zurückzukehren, oder das man so ins Herz geschlossen hat, dass man es never-never verlassen möchte

New Australian offizielle Bezeichnung für Neueinwanderer; kann einen verächtlichen Unterton haben

No hoper Taugenichts. Aus dem/der wird nichts

No worries! Kein Problem. Standardfloskel als Antwort auf eine Anfrage oder Bitte, wird manchmal auch im Sinne des hispanischen Mahana gebraucht

Nungar Kollektivbezeichnung für Ureinwohner aus dem Südwesten Australiens (auch Nyungar oder Noongar geschrieben)

O

Ocker ungebildeter Australier

Opp Shop kurz für: Opportunity Shop; von Wohltätigkeitsvereinen betriebener Second Hand-Laden, in dem u. a. Kleidung, Geschirr und Hausrat verkauft wird.

Outback im Prinzip alle unbewohnten Gegenden, insbesondere aber die Steppen und Wüsten im Landesinnern

P

Paddock Acker

Piss up ein Piss up ist ein Riesenbesäufnis (auch piss = Bier; pissed- betrunken / blau)

Pollie Politiker, meist in verächtlichem Ton ausgesprochen

Pom, Pommie verächtliche Bezeichnung für Engländer

Poofter Schwuler; sehr verächtlich

Postie Briefträger

Pot kleines Glas Bier in Melbourne, großes Glas in Sydney

Pub Kneipe

R

Rage wie in: we raged all night – wild feiern, tanzen

Rapt wie in: she was rapt about the present – total begeistert, entzückt

Ratbag gebräuchliches Schimpfwort, etwa wie Idiot, Dreckskerl, A...loch

Reffo Refugee; Flüchtling, meist verächtlich ausgesprochen

Rego kurz für Certificate of Registration, Kfz-Zulassung

Road Train Sattelschlepper mit mehreren Anhängern

Roadworthiness das Certificate of Roadworthiness – das australische Äquivalent zur TÜV-Plakette – benötigt man beim Autokauf; es ist eine der Bedingungen für die Neuzulassung. Man bekommt das Papier von einer zur Ausstellung autorisierten Werkstatt.

Roo Bar weitere Stoßstange vorm Auto, die den Aufprall beim Zusammenstoß mit Kängurus dämpfen soll

Root;to root vulgärer Ausdruck für Geschlechtsverkehr (im Gegensatz zum nordamerikanischen: to root for a (baseball) team = ein Team unterstützen

Rooted völlig kaputt sein

RSL Abkürzung für Returned Soldiers′ League; Verein heimgekehrter Soldaten. Konservative Vereinigung, die vor allem in New South Wales viele gut gehende Clubs mit Spielautomaten, preiswerten Restaurants und anderen Annehmlichkeiten betreibt

Rubbish to rubbish the teacher. Jemanden kritisieren, heruntermachen, kommt v. a. im Zusammenhang mit Tall Poppies vor (s. u.)

S

Schooner großes Glas Bier (in NSW)

Sealed Road asphaltierte Straße

Sheila allgemeine Bezeichnung für junge Frauen; wie „Mädels”, zuweilen mit verächtlichem Unterton

She′ll be right wird schon gut gehen. Grundsätzliche Haltung der Australier gegenüber der Zukunft. Ebenfalls Standardantwort, wenn jemand von persönlichen Problemen erzählen will.

Shout wie in: It′s your shout, mate! oder l′ll shout you a beer – eine Runde werfen, einen ausgeben. Man bestellt niemals für sich allein, sondern es werden abwechselnd von allen Runden ausgegeben.

Sickie bezahlter Krankheitstag

Skinnydipping nackt baden

Slab of Beer Karton mit 24 Dosen Bier

Smoko Teepause

Snag (Brat-)Wurst

Spit the dummy wie in:... and then he spat the dummy – die Geduld verlieren; einem platzt der Kragen (wörtlich: „den Schnuller ausspucken”)

Spunk attraktive Person (beiderlei Geschlechts); auch Adjektiv: spunky

Station riesige Farm

sticky beak neugierige Person (auch: l just wanted to have a sticky beak – Ich wollte mal neugierig sein)

Stockman Cowboy

Stubbie kleine Flasche Bier, im Norden auch Bezeichnung für extrem kurze Männershorts

Swag Schlafrolle; wie ein Schlafsack, aber mit losen Enden (ohne Reißverschluss) und mit einer eingearbeiteten Unterlage – man braucht also keine Isomatte.

Swagman war bis in die Nachkriegszeit ein Gelegenheitsarbeiter, der auf der Suche nach Arbeit mit seinem swag durchs Outback zog. Heute gibt es die swagmen so gut wie nicht mehr.

T

Tall poppy wörtlich: hochwachsende Mohnblume, im übertragenen Sinne jeder, der sich irgendwie hervortut, ein Wichtigtuer, den man auf das „richtige” Durchschnittsmaß zurückstutzen muss. Auf Australisch heißt das to cut down tall poppies. Wenn in der Presse ein erfolgreicher Politiker, Geschäftsmann oder angesehener Intellektueller erbarmungslos niedergemacht wird, ist das „hohe Mohnblumen-Syndrom” mit im Spiel.

Third Party Property Cover in Australien nicht obligatorische Versicherung, die bei einem Autounfall Sachschäden am anderen Fahrzeug abdeckt (also keine Vollkaskoversicherung = fully comprehensive insurance!). Ein Abschluss ist dennoch sehr zu empfehlen, ein (unversicherter) Schaden an einem neuen Holden oder gar BMW kann riesige Scherereien verursachen, von den Kosten ganz zu schweigen.

Thongs Flipflops

Throw a wobbly eine Szene machen; einen Wutanfall bekommen

Togs queensländische Bezeichnung für Badeanzug

Troppo to go troppo – einen Tropenkoller kriegen

Tucker Essen

V

Vegemite Brotaufstrich, ohne den Australier auch im Ausland nicht existieren können; ein Hefeextrakt

W

Walkabout to go walkabout. Ursprünglich für Aborigines benutzt, die sich periodisch von ihrer Arbeit auf den Cattle Stations entfernten, um für eine Weile ein traditionelles Leben zu führen oder religiös-spirituelle Verpflichtungen zu erfüllen. Jetzt: Bezeichnung für einen Ausflug, um neue Energien zu tanken.

Wattle australische Akazie

Wet Regenzeit im tropischen Norden

Weatherboad House Holzhaus

Whinge wie in: he whinged a lot about the weather – herumnörgeln. Als whingeing Pom (bzw. anderer Ausländer) gilt jeder, der Australien nicht in den glühendsten Farben schildert.

Whitefella wörtlich: Weißer. Gewöhnlich ist damit ein Australier europäischer Herkunft gemeint. Hat keine grundsätzlich rassistisch gemeinte Bedeutung, sondern ist einfach nur das Gegenteil zu blackfella.

Willy-Willy kleiner Sandwirbelwind

Wog Schimpfwort für Leute südeuropäischer Herkunft

Wowser puritanischer Spielverderber

Y

Yakka wie in: hard yakka – schwere Arbeit. Es gibt auch ein Kleiderlabel mit dem Namen Yakka, das Shorts, Jeans, T-Shirts und dergleichen herstellt.

Yarn to have a yarn, to spin a yarn – ein Schwätzchen halten

Yobbo oder yob; ungehobelte, laute Person, etwa wie „Proll”