»Nun küß mich, Kate! Sonntag bist du meine Frau.«

Petrucchio

 

22. Kapitel

 

 

Der Vorteil von Zeitreisen • Ein zeitiger Aufbruch • Ein Problem • Gladys und Gladys • Finch ist verschwunden… • Anekdoten über die Findigkeit von Katzenmüttern • Ein verzögerter Aufbruch • Belauschen • Kohlköpfe • Verity ist verschwunden • Baine zitiert Shakespeare • Ein Gesetz, das Dienstboten das Lesen verbietet • Das Rätsel des durchweichten Tagebuchs wird gelöst • Ein verfrühter Aufbruch

 

 

Am nächsten Morgen fühlte ich mich besser. Als ich mit Cyril um sechs Uhr aus dem Haus trat, hatte der Regen aufgehört, der Himmel war blau, und das feuchte Gras glitzerte wie Diamanten.

Und der Vorteil bei Zeitreisen lag in der Natur der Sache. Vermasselte man es beim ersten Mal, so hatte man noch weitere Chancen (wenn nicht ich, dann doch jemand anderes) und in einer Woche oder einem Jahr, wenn die Gerichtsmedizinerin es endlich geschafft haben würde, das Tagebuch zu entziffern, konnten Carruthers oder Miss Warder oder irgendein hohlköpfiger neuer Rekrut erneut zum fünfzehnten Juni 1888 springen und schauen, ob Mr. C diesmal sein Stichwort nicht verpaßte.

Zwar hatten wir keinen Erfolg gehabt, aber gerade in diesem Augenblick löste T. J. vielleicht das Geheimnis von Waterloo und der Selbstkorrektur. Genau in diesem Augenblick schickten T. J. und Dunworthy vielleicht jemanden durchs Netz, um mich auf meinem Weg zum Oxforder Bahnhof abzufangen und davon zurückzuhalten, Terence zu treffen und sein Liebesleben zu verpfuschen. Oder um Professor Peddick und Professor Overforce voneinander fernzuhalten. Oder um Verity abzuhalten, überhaupt erst in die Themse zu waten und Prinzessin Arjumand zu retten. Oder um mich in den Ersten Weltkrieg zu schicken, damit ich mich dort von meiner Zeitkrankheit erholte.

Die Katze würde ans Ufer schwimmen, Maud Terence treffen und die Luftwaffe London bombardieren. Und ich würde niemals Verity treffen. Ein geringer Preis, wenn man dafür das Universum rettete. Dieses Opfer war es wert.

Und ich würde den Verlust nicht merken, weil ich Verity nie begegnet war. Ich überlegte, ob Terence den seinen merkte, ob er ihn auf einer tieferen Ebene seiner selbst spürte, daß er nicht seine wahre Liebe getroffen hatte. Und wenn ja, wie würde er sich fühlen? Rührselig leidend, wie in einem seiner victorianischen Gedichte? Von einer nagenden ungestillten Sehnsucht erfüllt? Oder würde ihm einfach alles nur grau und eintönig vorkommen?

Ich brachte Cyril in den Stall. Prinzessin Arjumand hatte uns nach unten begleitet und stolzierte nun mit hocherhobenem Schwanz vor uns her durch das feuchte Gras. Ab und zu kam sie zu uns zurück, um sich um Cyrils Hinterbeine und meine Knöchel zu winden. Vom Stall hörte man Geräusche, und die großen Türen begannen sich knarrend zu öffnen.

»Deckung«, sagte ich, schnappte Prinzessin Arjumand und duckte mich in den Schutz der Küchentür. Der Stallknecht, der aussah, als wäre er grade erst erwacht, stieß die Türen auf, und der Kutscher führte zwei Pferde, die bereits vor die Kutsche gespannt waren, ins Freie. Die Kutsche, die Professor Peddick und Colonel Mering zum Bahnhof bringen sollte.

Ich schaute zum Haus hinüber, wo Baine gerade das Gepäck heraustrug und auf die Eingangsstufen stellte. Professor Peddick, in seinem akademischen Gewand und seinem Barrett, den Kessel mit Fischen an sich gepreßt, stand hinter ihm und unterhielt sich mit Terence.

»Komm«, flüsterte ich Cyril zu und eilte zur Stallseite. Prinzessin Arjumand wand sich wie wild in meinem Arm, und ich setzte sie auf die Erde. Sie schoß wie ein geölter Blitz über den Rasen und verschwand. Ich ließ Cyril zur Tür hinein, die der Stallknecht benutzte. »Tu so, als seist du die ganze Nacht hier gewesen«, flüsterte ich, und prompt lief Cyril auch zu seiner sackleinenen Unterlage, umrundete sie dreimal, ließ sich darauf fallen und fing an, laut zu schnarchen.

»Braver Junge«, sagte ich und machte, daß ich ins Freie kam. Wo ich mit Terence zusammenstieß.

»Ist Cyril bei dir?« fragte er.

»Ich habe ihn gerade heruntergebracht. Warum? Stimmt was nicht? Hat Mrs. Mering mich gesehen?«

Er schüttelte den Kopf. »Baine hat mich aus den Federn geholt, um mir zu sagen, daß Colonel Mering krank ist und ich Professor Peddick nach Oxford begleiten soll. Scheint so, als habe er sich gestern beim Forellenangeln eine Erkältung geholt, und Mrs. Mering will ganz sicher gehen, daß Professor Peddick wirklich nach Hause gelangt. Keine üble Idee, im Grund genommen. Sonst erspäht er vielleicht einen Hügel, der ihn an die Schlacht von Hastings erinnert oder so was Ähnliches, und er steigt aus dem Zug. Ich wollte Cyril mitnehmen. Dachte, es wäre eine kleine Erholung für ihn von…« – er hielt inne und fuhr dann fort – »vor allem weil er doch gestern nicht mit nach Coventry durfte. Ist er im Stall?«

»Neben den Heuballen«, sagte ich, aber als Terence die Stallknechttür öffnete, stand Cyril schon mit seinem ganzen dicken Körper wackelnd dahinter.

»Na, alter Junge, wie wär’s mit einer Eisenbahnfahrt?« fragte Terence, worauf die beiden in bester Laune in Richtung Haus verschwanden.

Ich wartete, bis die Kutsche abgefahren und Baine ins Haus zurückgegangen war, pirschte mich dann zu dem Goldregenspalier, bevor der Stallknecht gähnend zurückkam, und durch den Kräutergarten über den Crocketrasen zum Gartenpavillon.

Es war etwas darin. Etwas, das die Trauerweide umrundete und hinter den Fliederbüschen auftauchte. Eine dunkle Gestalt, die sich auf einer der Seitenbänke niederließ. Wer würde sich zu so früher Stunde dort hinsetzen? Mrs. Mering, auf der Jagd nach Geistern? Baine, um seiner Lektüre nachzukommen?

Ich teilte die Fliederzweige, um besser zu sehen, wobei sich ein Wasserschauer über meine Jacke und Hose ergoß. Wer immer da saß, hatte einen Umhang an, dessen Kapuze über den Kopf gezogen war. Tossie, die auf ihren Liebsten wartete, der ihr Leben verändert hatte? Oder der geheimnisvolle Mr. C selbst?

Von der Stelle, wo ich stand, konnte ich das Gesicht der Person nicht erkennen. Dazu mußte ich auf die andere Seite des Pavillons. Ich ließ vorsichtig die Zweige los, duschte mich dabei erneut ab, trat einen Schritt zurück und mit voller Wucht auf Prinzessin Arjumand.

»Mrrrraw!« jaulte sie, und die Gestalt sprang auf, den Umhang umklammernd. Die Kapuze fiel zurück.

»Verity!«

»Ned?«

»Mrrraw!« Ich hob Prinzessin Arjumand hoch, um sie zu sehen, ob ich sie verletzt hatte. »Mrrrow!« machte sie und begann zu schnurren. Ich trug sie um die Fliedersträucher herum zu der Stelle, wo Verity wartete. »Was machen Sie hier?«

Verity war so bleich wie einer von Mrs. Merings Geistern. Der Umhang, offenbar eine Art Abendcape, war durchnäßt, und darunter sah man ihr weißes Nachthemd.

»Wie lange sind Sie schon hier draußen?« Prinzessin Arjumand zappelte. Ich ließ sie zu Boden. »Sie hätten nicht springen müssen. Ich sagte Ihnen doch, ich gehe, wenn ich Cyril herunterbringe. Was hat Dunworthy über…« Da sah ich ihr Gesicht. »Was ist los?«

»Das Netz öffnet sich nicht«, sagte sie.

»Was soll das heißen – ›es öffnet sich nicht‹?«

»Das soll heißen, daß ich hier bereits seit drei Stunden warte, und es öffnet sich nicht.«

»Setzen Sie sich und erzählen Sie mir genau, was passiert ist«, sagte ich, auf die Bank deutend.

»Es öffnet sich nicht!« sagte sie. »Ich konnte nicht schlafen und dachte, je schneller wir zu Dunworthy springen, um so besser. Außerdem wäre ich zurück, bevor noch jemand aufsteht. Also ging ich zum Absetzort, und das Netz öffnete sich nicht.«

»Ist hier nicht der Absetzort?«

»Nein, dort drüben. Dort, wo Sie den Schimmer sehen. Als ich hineintrat, tat sich nichts.«

»Haben Sie möglicherweise etwas falsch gemacht? Sind Sie sicher, daß Sie auf der richtigen Stelle standen?«

»Ich habe auf einem Dutzend verschiedener Stellen gestanden«, entgegnete Verity ungeduldig. »Es öffnet sich nicht.«

»Schon gut, schon gut«, sagte ich. »War jemand hier? Jemand, der Sie gesehen haben könnte? Mrs. Mering, Baine oder…?«

»Daran habe ich auch schon gedacht. Nach dem zweiten Versuch ging ich zum Fluß hinunter und dann zum Fischteich und zum Blumengarten hinüber, aber es war niemand da.«

»Tragen Sie vielleicht etwas aus diesem Jahrhundert bei sich?«

»Daran habe ich auch gedacht. Das Nachthemd hier brachte ich aber mit, und es ist hier weder geflickt worden noch habe ich einen neuen Knopf angenäht.«

»Vielleicht liegt es an Ihnen«, sagte ich. »Ich mache einen Versuch.«

»Daran habe ich nun nicht gedacht«, sagte sie etwas gelöster. »Es müßte jede Minute soweit für einen Sprung sein.«

Sie führte mich aus dem Pavillon heraus und um ihn herum zu einem Fleckchen Gras direkt neben einer Gruppe rosafarbener Peonien. Im Gras schimmerte es bereits leicht. Ich überprüfte rasch meine Kleidung. Blazer, Flanellhosen, Socken, Schuhe und Hemd waren genau, was ich bei meiner Ankunft getragen hatte.

Die Luft schimmerte, und ich stellte mich in die Mitte des Grasfleckens. Das Schimmern wurde zum Glühen.

»War das bei Ihnen auch so?« fragte ich.

Das Glühen erlosch abrupt. Auf den Peonien glitzerten Wassertröpfchen.

»Ja.«

»Vielleicht liegt’s an meinem Kragen«, sagte ich, knöpfte ihn ab und reichte ihn Verity. »Ich kann meinen nicht von denen unterscheiden, die Elliot Chattisbourne mir geliehen hat.«

»Es liegt nicht an Ihrem Kragen«, sagte Verity. »Es ist zwecklos. Wir sind hier gefangen. Es geht uns wie Carruthers.«

Mich überfiel plötzlich eine Vision von endlosen Crocketspielen, Kedgeree zu jedem Frühstück und Ruderpartien auf der Themse, Verity, die ihre Hand in das braune Flußwasser tauchte und mich unter ihrem bebänderten Hut hervor anblickte.

»Es tut mir leid, Ned. Es ist alles meine Schuld.«

»Wir sind nicht gefangen«, sagte ich. »Also gut. Machen wir’s wie Harriet und Lord Peter und gehen wir alle Möglichkeiten nacheinander durch.«

»Das habe ich bereits.« Veritys Stimme klang gepreßt. »Und die einzige, die Sinn ergibt, ist, daß alles zusammengebrochen sein muß. T. J. sagte, das könnte passieren.«

»Unsinn«, meinte ich. »Es dauert Jahre, bis das Kontinuum wegen einer Inkonsequenz kollabiert. Sie haben doch die Modelle gesehen. Vielleicht bricht es 1940 zusammen, aber nicht eine Woche, nachdem die Inkonsequenz eingetreten ist.«

Sie sah aus, als wünschte sie sich nichts sehnlicher, als mir zu glauben.

»Also gut«, sagte ich und klang dabei selbstsicherer, als ich war. »Sie gehen jetzt ins Haus zurück und kleiden sich an, bevor Sie uns beide hier kompromittieren und ich Sie heiraten muß.«

Jetzt lächelte sie wenigstens. »Und dann frühstücken Sie, damit Mrs. Mering nicht denkt, Sie seien verschwunden, und einen Suchtrupp nach Ihnen ausschickt«, fuhr ich fort. »Nach dem Frühstück sagen Sie ihr, daß Sie zeichnen gehen wollen, kommen wieder hierher zurück und warten auf mich. Ich werde derweilen zu Finch gehen und ihn um seine Meinung fragen.«

Sie nickte.

»Wahrscheinlich hat es überhaupt keine Bedeutung, ein kleiner Fehler im System, sonst nichts, den Miss Warder bis jetzt nicht bemerkt hat. Vielleicht hat sie auch alle Rückkehrsprünge gestoppt, bis sie Carruthers rausgeholt hat. Was immer es auch ist, wir werden es ergründen.«

Wieder nickte sie, etwas erleichterter diesmal, und ich machte mich schleunigst auf zu den Chattisbournes, wobei ich mir zum einen wünschte, ich könnte selbst alles glauben, was ich ihr gerade erzählt hatte und zum anderen, daß die Victorianer nicht so weit von ihren Nachbarn entfernt leben würden.

Ein Dienstmädchen mit gerüschter Schürze und einem Häubchen öffnete die Tür.

»Gladys, ich muß Mr. Finch sprechen, den Butler«, sagte ich, als ich imstande war, wieder Luft zu holen. Ich fühlte mich wie Professor Peddicks Läufer aus Marathon, nachdem er den ganzen Weg nach Sparta gerannt war. War er nicht gestorben, nachdem er seine Nachricht überbracht hatte? »Ist er im Haus?«

»Es tut mir aufrichtig leid, Sir«, sagte das Mädchen mit einem Knicks, der noch ungeschickter ausfiel als der von Jane. »Mr. und Mrs. Chattisbourne sind nicht zu Hause. Möchten Sie Ihre Karte hier lassen?«

»Nein«, sagte ich. »Zu Mr. Finch möchte ich. Ist er da?«

Offenkundig war sie auf eine solch unerwartete Herausforderung nicht vorbereitet.

»Sie können gern Ihre Karte hier lassen«, sagte sie und hielt mir eine kleine silberne Platte hin, in die ein verschnörkeltes Muster getrieben war.

»Wo sind Mr. und Mrs. Chattisbourne hin?« Ich ließ mich nicht abwimmeln. »Hat Mr. Finch sie gefahren?«

Jetzt wirkte sie völlig hilflos »Mr. und Mrs. Chattisbourne sind nicht zu Hause.« Wumms, war die Tür zu.

Ich ging ums Haus herum zur Küche und klopfte dort an die Tür. Ein anderes Mädchen öffnete. Es trug eine grobe Leinenschürze, ein Kopftuch und war mit einem Kartoffelschäler bewaffnet.

»Gladys, ich muß unbedingt Mr. Finch, den Butler, sprechen«, sagte ich.

»Mr. und Mrs. Chattisbourne sind nicht zu Hause«, sagte sie, und ich befürchtete schon, sie würde genauso wenig entgegenkommend sein, aber sie setzte hinzu: »Sie sind hinüber nach Donnington gefahren. Zum Galanteriewarenverkauf in der St. Markuskirche.«

»Es ist Mr. Finch, den ich sprechen möchte. Hat er sie begleitet?«

»Nein«, erwiderte sie. »Er ist hoch nach Little Rushlade, um Kohlköpfe zu kaufen. Ging heute morgen mit einem großen Korb los, um sie darin heimzutragen.«

»Wann?« Ich überlegte, ob ich ihn noch einholen konnte.

»Vor’m Frühstück, grad als es hell geworden ist. Was an den Kohlköpfen von Bauer Gamm an der Landstraße nicht stimmen soll, weiß ich nicht, aber Finch sagt, er will nur das Beste auf Mrs. Chattisbournes Tisch. Ich würd’ sagen, ein Kohlkopf ist wie der andre.« Sie zog eine Grimasse. »Der Weg dauert mindestens drei Stunden.«

Drei Stunden! Es hatte keinen Sinn, ihm nachzulaufen, und er würde auch nicht bald genug zurückkehren, daß sich das Warten lohnte. »Sind Sie so nett und sagen ihm, wenn er zurückkommt, Mr. Henry von den Merings drüben wäre hier gewesen und würde sich freuen, ihn sofort zu sprechen?«

Sie nickte. »Obwohl ich mir vorstellen kann, daß er ziemlich hinüber sein wird, wenn er heimkommt. Warum er ausgerechnet heute gehen mußte, nach dieser Nacht, die wir hinter uns haben, ist mir schleierhaft. Mrs. Marmelade hat heute nacht ihre Jungen bekommen, und wir brauchten ewig, um herauskriegen, wo sie sie versteckt hatte.«

Ich überlegte, ob die Regel, nicht über Sex und seine Folgen zu sprechen, für die dienende Klasse nicht galt, oder ob sie nicht mehr galt, sobald die Jungen Tatsache geworden waren.

»Letztes Mal war es der Kartoffelkeller«, sagte Gladys, »und wenn sie erstmal die Augen auf haben, kann man sie einfach nicht mehr finden und ersäufen. Und das Mal davor haben wir das Versteck überhaupt nicht rausgekriegt. Ist schon eine Schlaubergerin, unsre Mrs. Marmelade.«

»Tja, nun… wenn Sie ihm freundlicherweise meine Nachricht übermitteln würden, sobald er zurück ist.« Ich setzte meinen Hut auf.

»Und das Mal davor war es die Nähschachtel von Miss Pansy. Und davor die Schublade mit den Leinentüchern im Schrank im Obergeschoß. Diese Schlauberger wissen nämlich, daß wir ihnen die Jungen wegnehmen wollen, also verstecken sie sie an den unmöglichsten Orten. Als die Katze von Merings letzten Winter Junge bekam, versteckte sie sie im Weinkeller, und die Merings brauchten fast drei Wochen, um sie zu finden! Am Heiligabend war’s, als sie sie schließlich fanden, und dann ging die Jagd los, bis sie sie alle zusammenhatten. Die Katze von Witwe Wallace, wo ich mal im Dienst war, versteckte ihre Jungen sogar im Ofen!«

Nach einer ganzen Reihe weiterer Anekdoten über findige Katzenmütter gelang es mir schließlich, zu entkommen und wie vom Teufel gejagt zum Gartenpavillon zurückzuhetzen.

Zuerst sah ich Verity nicht und dachte, sie hätte es vielleicht noch einmal probiert, während ich weg war und Erfolg gehabt, aber sie saß auf der andern Seite des Pavillons unter einem Baum. Sie trug das weiße Kleid, in dem ich sie zuerst gesehen hatte, und ihr Nacken beugte sich graziös über ihren Zeichenblock.

»Glück gehabt?« fragte ich.

»Von wegen.« Sie erhob sich. »Wo ist Finch?«

»Weg, in einem Nachbardorf Kohlköpfe kaufen«, sagte ich. »Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, daß er, sobald er zurück ist, nach Muchings End kommen soll.«

»Eine Nachricht«, sagte Verity. »Das ist eine gute Idee. Wir könnten versuchen, eine Nachricht zu senden.« Sie schaute überlegend auf den Zeichenblock. »Sie haben kein Papier mit durchs Netz gebracht, oder?«

Ich schüttelte den Kopf. »Alles, was ich mitbrachte, ging verloren, als das Boot kenterte. Nein, halt… Ich habe einen Geldschein.« Ich zog ihn aus meiner Tasche. »Aber womit sollen wir draufschreiben?«

»Wir müssen einfach annehmen, daß ein Milliliter Kohle oder so ein unwichtiges Teilchen ist«, sagte sie und hielt den Stift Zeichenkohle hoch.

»Der ist zu dick«, erwiderte ich. »Ich gehe zum Haus zurück und hole Feder und Tinte. Wann ist das nächste Rendezvous?«

»Jetzt«, sagte Verity und zeigte auf die schimmernde Luft.

Die Zeit reichte nicht mehr, um ins Haus und wieder zurückzurennen, geschweige denn »Kommen nicht durch« und unsere Koordinaten auf den Schein zu kritzeln. »Wir müssen aufs nächste Mal warten«, sagte ich.

Verity hörte mir nur halb zu. Sie beobachtete das wachsende Glühen im Gras, trat in seine Mitte und gab mir Zeichenblock und Stift.

»Sehen Sie?« sagte sie. Das Glühen wurde augenblicklich schwächer. »Es öffnet sich immer noch nicht«, und weg war sie, in einem Schimmer Wassertröpfchen verschwunden.

Na also. Das Kontinuum war nicht zusammengebrochen, zumindest jetzt noch nicht, und wir waren nicht hier gefangen. Was sicher auch das Beste war. Ich verabscheute Kedgeree wirklich, und Crocketspielen war absolut öde. Und falls St. Michael’s ein Indikator war, würde der Spätsommer Basare und Kirchenfeste en masse bringen.

Ich schaute auf meine Taschenuhr. Es war halb X. Ich mußte ins Haus zurück, bevor mich jemand sah und mich fragte, warum ich mich hier draußen herumtrieb, und mit etwas Glück konnte ich noch ein paar geschmorte Nierchen oder geräucherte Bücklinge aus dem Gasthof Zum Hirschen am Bai ergattern.

Ich machte mich auf zum Steingarten und wäre beinahe Baine in die Arme gelaufen. Er schaute mit grimmigem Gesicht auf die Themse hinaus, und ich ließ meine Augen forschend über den Fluß schweifen, ob Prinzessin Arjumand vielleicht in seiner Mitte mit ihren weißen Pfötchen Wasser trat.

Ich sah sie nicht, aber Baine würde mich jeden Augenblick sehen. Ich duckte mich hinter die Fliedersträucher, wobei ich versuchte, nicht mit den Blättern zu rascheln – und wäre fast von neuem auf Prinzessin Arjumand getreten.

»Mrriuuh« machte sie laut. »Mrreoh.«

Baine wandte sich um und schaute stirnrunzelnd zum Flieder.

»Mrroh.« Pscht, sagte ich lautlos und legte den Finger auf die Lippen. Prinzessin Arjumand fing an, sich laut miauend an meinem Bein zu reiben. Ich beugte mich hinunter, um sie hochzuheben und stieß gegen einen abgestorbenen Zweig. Er brach mit lautem Geraschel seiner dürren Blätter.

Baine begann sich in Richtung Flieder zu bewegen und ich, mir Erklärungen auszudenken. Ein verlorengegangener Crocketball? Und wieso sollte ich morgens um neun Uhr mit mir selbst Crocket spielen? Schlafwandeln? Nein, ich war vollständig angekleidet. Ich schaute sehnsüchtig zum Pavillon zurück, schätzte die Entfernung und Zeit bis zum nächsten Rendezvous. Beides lag zu weit. Und wie ich Prinzessin Arjumand kannte, würde sie in letzter Sekunde herbeigestakst kommen und eine weitere Inkonsequenz im Kontinuum verursachen. Es lief also auf den verlorengegangenen Crocketball hinaus.

»Mrirrh«, machte Prinzessin Arjumand, und Baine hob die Arme, um die Fliederzweige zu teilen.

»Baine, kommen Sie sofort zu mir«, rief Tossie vom Treidelpfad her. »Ich möchte mit Ihnen sprechen.«

»Jawohl, Miss.« Baine ging zu der Stelle, wo sie in Rüschen, Falten und Spitzen gekleidet stand, das Tagebuch in der Hand.

Ich nutzte die Gelegenheit, um Prinzessin Arjumand hochzuheben und paar Schritte tiefer in die Fliedersträucher hineinzutauchen. Die Katze kuschelte sich an meine Brust und begann laut zu schnurren.

»Ja, Miss?« fragte Baine.

»Ich verlange, daß Sie sich bei mir entschuldigen«, sagte Tossie aufgebracht. »Sie hatten kein Recht, gestern so zu mir sprechen.«

»Das stimmt«, erwiderte Baine gemessen. »Es stand mir nicht zu, meine Meinung zu äußern, selbst wenn ich darum gebeten wurde, und deshalb entschuldige ich mich für mein Verhalten.«

»Mreeeh«, sagte Prinzessin Arjumand. Während des Lauschens hatte ich vergessen, sie weiterzustreicheln, und sie legte sanft eine Pfote auf meine Hand. »Mroooh.«

Tossie schaute sich verwirrt um, und ich duckte mich noch tiefer ins Gebüsch.

»Geben Sie zu, daß es sich um ein wunderbares Kunstwerk handelte«, sagte Tossie.

Eine lange Pause entstand, dann sagte Baine ruhig: »Wie Sie wünschen, Miss Mering.«

Tossies Wangen röteten sich leicht. »Nicht ›Wie ich wünsche‹. Reverend Doult sagte, es sei…« – eine Pause -»›… es sei ein Beispiel für alles, was die moderne Kunst so erhaben mache‹: Ich habe seine Worte in mein Tagebuch geschrieben.«

»Ja, Miss.«

Ihre Wangen wurden röter. »Erdreisten Sie sich, einem Mann der Kirche zu widersprechen?«

»Nein, Miss.«

»Mein Verlobter, Mr. St. Trewes sagte auch, es sei außergewöhnlich.«

»Ja, Miss«, sagte Baine ruhig. »Ist das alles, Miss?«

»Nein, das ist nicht alles. Ich verlange, daß Sie zugeben, sich getäuscht zu haben, indem Sie es als scheußlich, kitschig und rührselig bezeichnet haben.«

»Wie Sie wünschen, Miss.«

»Nicht, wie ich wünsche«, sagte Tossie und stampfte mit dem Fuß auf. »Hören Sie auf, das zu sagen.«

»Jawohl, Miss.«

»Mr. St. Trewes und Reverend Doult sind Gentlemen. Wie können Sie es wagen, ihren Meinungen zu widersprechen? Sie sind nur ein einfacher Bediensteter.«

»Jawohl, Miss«, sagte Baine erschöpft.

»Man sollte Sie entlassen, weil Sie so unverschämt zu Ihrer Herrschaft sind.«

Es folgte eine weitere lange Pause, und dann sagte Baine: »Alle Tagebucheintragungen und Entlassungen dieser Welt können die Wahrheit nicht verändern. Zwar widerrief Galilei unter Androhung von Folter, aber deshalb dreht sich die Sonne doch nicht um die Erde. Wenn Sie mich entlassen, bleibt die Vase immer noch gewöhnlich, ich habe immer noch recht, und Ihr Geschmack ist immer noch plebejisch, gleichgültig, was Sie in Ihr Tagebuch schreiben.«

»Plebejisch?« wiederholte Tossie, die inzwischen puterrot im Gesicht war. »Wie können Sie so mit mir sprechen? Ihrer Herrin? Sie sind entlassen.« Sie wies zornbebend zum Haus. »Packen Sie sofort Ihre Sachen.«

»Jawohl, Miss«, sagte Baine. »E pur si muove.«

»Wie?« fragte Tossie, krebsrot vor Wut. »Was haben Sie gesagt?«

»Ich sagte, nun, da Sie mich entlassen haben, bin ich nicht länger ein Mitglied der dienenden Klasse und deshalb in der Position, offen zu sprechen«, entgegnete er gelassen.

»Sie sind in überhaupt keiner Position, um mit mir offen zu sprechen«, sagte Tossie und hob das Tagebuch wie eine Waffe. »Verschwinden Sie sofort!«

»Ich wage es dennoch, die Wahrheit zu sagen, weil ich der Meinung bin, daß Sie es verdienen«, sagte Baine ernst. »Ich hatte gestern nur das Beste für Sie im Sinn, wie stets zuvor auch. Gott hat Sie mit großen Reichtümern gesegnet – nicht nur mit materiellem Reichtum, Position und Schönheit, sondern auch mit einem klugen Köpfchen und ausgeprägter Sensibilität, ebenso mit einem wachen Geist. Und doch vergeuden Sie diese Reichtümer mit Crocket und Organza und kitschiger Kunst. Sie haben eine Bibliothek zur Verfügung, in der Bücher der größten Denker der Vergangenheit stehen, und doch lesen Sie die törichten Romane von Charlotte Yonge und Edward Bulwer-Lytton. Angesichts der Möglichkeit, Wissenschaften zu studieren, vertrödeln Sie Ihre Zeit mit Taschentrickspielern, die Seihtücher und Leuchtfarbe tragen. Konfrontiert mit der Pracht gotischer Architektur, bewundern Sie statt dessen eine billige Imitation davon und konfrontiert mit der Wahrheit, stampfen Sie mit dem Fuß auf wie ein verwöhntes Kind und verlangen, Märchen erzählt zu bekommen.«

Was für eine Rede! Ich erwartete, daß Tossie, kaum daß Baine geendet hatte, ihm mit dem Tagebuch eins über den Kopf geben und mit knisternden, flatternden Rüschen davonrauschen würde, aber statt dessen fragte sie: »Sind Sie wirklich der Meinung, daß ich ein kluges Köpfchen habe?«

»Allerdings. Durch Studium und Selbstdisziplin wären Sie in der Lage, wunderbare Dinge zu vollbringen.«

Von meiner unvorteilhaften Position mitten im Flieder aus konnte ich ihre Gesichter nicht erkennen, und ich hatte das Gefühl, es wäre wichtig, sie jetzt zu sehen. Deshalb bewegte ich mich zu einem lichteren Busch. Und prallte auf Finch. Fast ließ ich Prinzessin Arjumand fallen. Sie fiepte, und Finch jaulte.

»Pscht«, flüsterte ich beiden zu. »Finch, haben Sie meine Nachricht bekommen, die ich bei den Chattisbournes hinterlassen habe?«

»Nein, ich war in Oxford«, strahlte Finch, »wo, wie ich mit großer Freude sagen darf, mein Auftrag ein voller Erfolg war.«

»Pscht«, flüsterte ich wieder. »Nicht so laut. Der Butler und Tossie haben einen Streit.«

»Einen Streit?« Finch schürzte die Lippen. »Ein Butler streitet nie mit seinem Arbeitgeber.«

»Nun, der hier schon«, sagte ich.

Finch wühlte raschelnd unter den Büschen. »Ich bin froh, daß ich Sie getroffen habe«, sagte er und tauchte mit einem Korb Kohlköpfe auf. »Wo ist Miss Kindle? Ich muß mit Ihnen beiden reden.«

»Was meinen Sie damit: ›Wo ist Miss Kindle?‹ Haben Sie nicht gesagt, Sie kämen grad aus dem Labor?«

»So ist es«, sagte er.

»Dann müssen Sie sie gesehen haben. Sie sprang gerade durchs Netz.«

»Zum Labor?«

»Natürlich zum Labor«, sagte ich. »Wie lange waren Sie dort?«

»Anderthalb Stunden«, erwiderte Finch. »Wir besprachen die nächste Etappe meines Auftrags, und während dieser Zeit kam niemand durchs Netz.«

»Könnte sie angekommen sein, ohne daß Sie sie bemerkt haben?« fragte ich. »Während dieses Gesprächs?«

»Nein, Sir. Wir standen im Netzbereich, und Miss Warder ließ die Konsole nicht aus den Augen, wegen Carruthers.« Sein Gesicht war nachdenklich. »Hatten Sie irgendwelche Probleme mit dem Netz?«

»Probleme?« sagte ich und vergaß ganz, meine Stimme gedämpft zu halten. »Wir haben mindestens fünf Stunden probiert, das Mistding aufzubekommen!«

»Pscht«, machte Finch. »Nicht so laut«, aber es war sowieso unwichtig. Baines und Tossies Stimmen hatten inzwischen Schreistärke erreicht.

»Und kommen Sie mir nicht mit Zitaten von Tennyson!« wütete Tossie.

»Das war nicht Tennyson«, donnerte Baine. »Das war William Shakespeare, der hervorragend zum Zitieren geeignet ist. ›Denkt Ihr, ein kleiner Schall betäubt mein Ohr? Vernahm ich Feuerschlünde nicht im Feld, in Wolken donnernd Jovis’ schwer Geschütz‹?«[74]

»Das Netz öffnete sich nicht?« fragte Finch.

»Deshalb habe ich Ihnen ja die Nachricht zukommen lassen. Es öffnete sich weder für Verity noch für mich. Verity versuchte es seit drei Uhr heute nacht.« Mir fiel etwas ein. »Wann sprangen Sie durch?«

»Um halb drei.«

»Also bevor Verity es versuchte. Wie groß war der Schlupfverlust?«

»Es gab keinen.« Finch blickte besorgt. »Oh, Gott, Mr. Lewis sagte, so etwas Ähnliches könnte passieren.«

»So etwas Ähnliches?«

»Ein paar seiner Waterloo-Simulationen zeigten Anomalitäten im Netz, aufgrund der Inkonsequenzen.«

»Was für Anomalitäten?«

»Daß sich das Netz nicht öffnet. Oder daß mit dem Zielort was nicht klappt.«

»Was meinen Sie damit – ›daß mit dem Zielort was nicht klappt‹?«

»In zwei der Simulationen kam der Historiker bei dem Rückkehrsprung irgendwo anders an. Es war nicht bloß eine lokale Verschiebung, sondern ein völlig anderer Zeitraum und Ort. Mexiko 1872 zum Beispiel.«

»Ich muß sofort zu Mr. Dunworthy«, sagte ich. »Wann kamen Sie zurück?«

»Um zwanzig nach zehn.« Er eilte mir nach und zog die Taschenuhr heraus. »Vor zwölf Minuten.«

Gut. Das hieß, es dauerte nur noch fünf Minuten bis zum nächsten Rendezvous. Ich hatte den Pavillon erreicht und ging zu dem Grasfleck, von dem aus Verity gesprungen war.

»Halten Sie das für eine gute Idee, Sir?« fragte Finch besorgt. »Wenn das Netz nicht richtig funktioniert…«

»… ist Verity vielleicht in Mexiko oder Gott weiß wo«, sagte ich.

»Aber sie würde doch sofort zurückspringen, wenn sie merkt, daß sie am falschen Ort ist.«

»Nicht, wenn sich das Netz nicht öffnet.« Ich versuchte, die Stelle zu finden, an der Verity gestanden hatte.

»Stimmt, Sir«, sagte Finch. »Kann ich irgend etwas tun?« Er wies auf den Korb. »Man erwartet mich zwar aus Little Rushlade zurück, aber ich könnte…«

»Am besten, Sie bringen den Chattisbournes die Kohlköpfe und kommen dann wieder hierher zurück, um mich zu treffen. Wenn ich nicht hier bin, springen Sie zu Dunworthy und erzählen ihm, was geschehen ist.«

»Ja, Sir«, sagte Finch. »Und wenn sich das Netz nicht öffnet, Sir?«

»Es wird sich öffnen«, entgegnete ich grimmig.

»Ja, Sir.« Er eilte mit dem Korb davon.

Ich starrte verbissen ins Gras, wie um den Schimmer herbeizuzwingen. Immer noch hielt ich die Katze im Arm und konnte sie nicht herunterlassen. Sie war imstande, in letzter Minute ins Netz zu stolzieren, und eine weitere Inkonsequenz war das letzte, was wir noch brauchten.

Mir blieben noch drei Minuten. Ich drückte mich wieder in den Flieder, wo Tossie und Baine standen, mit der Absicht, die Katze dort abzusetzen, damit sie sie sahen.

Die Dinge standen nicht zum besten. »Wie können Sie es wagen?« rief Tossie.

»›Nun komm schon, Kate!‹« sagte Baine. »›Schau nicht so sauer drein!‹«[75]

Ich ging in die Hocke und ließ Prinzessin Arjumand zu Boden gleiten. Sie schlenderte durch die Büsche zu Tossie hin, und ich sprintete zum Absetzort zurück.

»Ich werde meinem Verlobten sagen, wie impertinent Sie waren«, rief Tossie. Offenbar hatte sie Prinzessin Arjumand noch nicht entdeckt. »Wenn Mr. St. Trewes und ich verheiratet sind, werde ich ihn dazu bringen, sich fürs Parlament aufstellen zu lassen und ein Gesetz einzubringen, das es Dienstboten verbietet, zu lesen und Flausen im Kopf zu haben.«

Ein schwaches Summen, und die Luft schimmerte leicht. Ich trat in die Mitte des Schimmers.

»Und ich werde alles, was Sie sagten, in mein Tagebuch schreiben«, sagte Tossie. »Damit meine Kinder und Enkelkinder erfahren, was für ein roher, barbarischer, impertinenter, gewöhnlicher… Was machen Sie?«

Das Netz fing an, richtig zu schimmern, und ich wagte nicht mehr, hinauszutreten. Ich verrenkte den Hals, um besser über die Sträucher blicken zu können.

»Was tun Sie da?« schrie Tossie. »Lassen Sie mich herunter!« Eine Serie Schreichen folgte. »Lassen Sie mich sofort herunter!«

»Ich habe nur das Beste für Sie im Sinn«, sagte Baine.

Ich schaute auf das immer stärker werdende Licht und versuchte, zu schätzen, wie lange ich noch Zeit hatte. Nicht lang genug, und ich konnte es nicht riskieren, auf das nächste Rendezvous zu warten, nicht wenn Verity Gott weiß wo steckte. Hatte es in Mexiko in 1870ern nicht eine Revolution gegeben?

»Dafür werde ich Sie einsperren lassen!« Eine Serie dumpfer Schläge, als trommle jemand gegen die Brust eines anderen. »Sie arroganter, schrecklicher, unzivilisierter Kerl!«

»›So beug’ ich ihren harten, störr’schen Sinn‹«, sagte Baine. »›Wer Widerspenst’ge besser weiß zu zähmen, mag’s zu sagen sich bequemen.‹«[76]

Die Luft um mich herum füllte sich mit Licht. »Nicht jetzt«, sagte ich, und wie zur Antwort wurde das Licht schwächer. »Nein!« sagte ich, unschlüssig, ob ich wollte, daß sich das Netz öffnen sollte oder nicht.

»Lassen Sie mich herunter!« schrie Tossie.

»Wie Sie wünschen, Miss«, erwiderte Baine.

Das Licht des Netzes flammte auf und umhüllte mich. »Moment!« sagte ich, als es sich schloß, und es schien mir, als hörte ich einen Platscher.

Die Farben der Zeit
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