»Wenn sich jeder um seinen eigenen Kram kümmerte«, grollte die Herzogin dumpf, »würde sich die Welt ein gutes Stück schneller drehen.«

»Alice im Wunderland«
Lewis Carroll

 

2. Kapitel

 

 

Die Spanische Inquisition • Oxford, Stadt der träumenden Türme • Flucht • Irrungen • Verwirrungen • Des Rätsels Lösung • Der Sportplatz von Merton • Der Lauscher an der Wand • Der Unterschied zwischen Literatur und wirklichem Leben • Eine Art Nymphe • Ein wichtiger Hinweis • Ein bißchen Gebäck • Ein guter Einfall

 

 

»Ihr Partner sagte, Sie litten an fortgeschrittener Zeitkrankheit, Mr. Henry«, sagte die Schwester und zurrte eine Manschette um mein Handgelenk.

»Hören Sie«, sagte ich, »ich weiß ja, daß ich mich da eben mit dieser Hundesache etwas reingesteigert habe, aber trotzdem muß ich sofort nach Coventry zurück.«

Es war schlimm genug, daß ich fünfzehn Stunden später durchgekommen war als erwartet. Nun hatte ich die Kathedrale auch noch mitten während der Suche verlassen, was beinahe so schlimm war wie überhaupt nicht zu suchen, und selbst wenn ich imstande sein sollte, so nahe wie möglich bei der Zeit, zu der ich verschwunden war, wieder in die Kathedrale zurückzukehren, würden doch fehlende Augenblicke entstehen, Augenblicke, in denen der Kirchendiener, von der Katze geleitet, des Bischofs Vogeltränke gefunden und sie aus Sicherheitsgründen seinem Schwager zur Verwahrung gegeben haben könnte, von wo aus sie dann für immer und ewig aus der Weltgeschichte entschwunden wäre.

»Es ist äußerst dringend, daß ich zu der Ruine zurückkehre«, sagte ich. »Des Bischofs Vogeltränke…«

»Übermäßige Beschäftigung mit Irrelevantem«, diktierte die Schwester in ihren kleinen Handcomputer. »Äußeres schmutzig und verwahrlost.«

»Ich habe in einer ausgebrannten Kathedrale gearbeitet«, protestierte ich. »Und ich muß sofort dahin zurück. Des…«

Sie schob mir ein Thermometer in den Mund und befestigte einen Minimonitor an meinem Handgelenk.

»Wie viele Sprünge haben Sie innerhalb der letzten zwei Wochen gemacht?«

Ich beobachtete, wie sie meine Temperatur in ihr Gerät eingab, und versuchte mich zu entsinnen, was als offizielles Limit für Sprünge galt. Acht? Fünf?

»Vier«, sagte ich. »Sie sollten besser Carruthers untersuchen. Er ist noch schmutziger als ich, und Sie hätten ihn mal hören sollen, als er über die Sterne und den hohen Herold der Hoffnung salbaderte.«

»Unter welchen Symptomen leiden Sie? Desorientiertheit?«

»Nein.«

»Schläfrigkeit?«

Das war schon schwieriger zu beantworten. Wer unter Lady Schrapnells Knute stand, litt automatisch an Schlafentzug, aber ich bezweifelte, daß die Schwester das in Betracht ziehen würde, und eigentlich war es auch keine Schläfrigkeit, sondern mehr eine Art zombiehafter Betäubung, wie sie oft Menschen befiel, die während des Blitzkrieges Nacht für Nacht unter Bombenangriffen zu leiden hatten.

»Nein«, entgegnete ich schließlich.

»Zögerlich beim Antworten«, sagte sie in ihren Handcomputer. »Wann haben Sie das letzte Mal geschlafen?«

»1940«, erwiderte ich prompt, woran man erkannte, daß auch zügiges Antworten Probleme aufwerfen kann.

Sie tippte eifrig. »Hatten Sie Schwierigkeiten, Töne voneinander zu unterscheiden?«

»Nein«, sagte ich und lächelte sie an. Krankenschwestern ähneln immer irgendwie Gestalten aus der Spanischen Inquisition, aber diese hier hatte ein beinahe freundliches Gesicht, ein Gesicht, wie es auch ein Hilfsfolterknecht, der einem auf der Streckbank festschnallt oder die Tür der Eisernen Jungfrau offenhält, haben könnte.

»Verschwommene Sicht?« fragte sie.

»Nein«, erwiderte ich, bemüht, nicht zu schielen.

»Wie viele Finger halte ich hoch?«

Zögerlich beim Antworten oder nicht – diese Frage verlangte einige Überlegung. Zwei war die wahrscheinlichste Zahl, konnte aber leicht mit drei und eins verwechselt werden. Vielleicht hatte sie auch fünf Finger gewählt, um mich zu verwirren, und falls das der Fall war, sollte ich dann vier sagen, weil der Daumen doch eigentlich kein richtiger Finger ist? Oder versteckte sie vielleicht ihre Hand hinterm Rücken?

»Fünf«, sagte ich schließlich.

»Wie ist das möglich, obwohl Sie laut Ihrer Angabe nur viermal gesprungen sind?«

Egal, wie weit ich mit meiner Vermutung betreffs der wirklichen Anzahl erhobener Finger danebengelegen hatte, war das doch mit Sicherheit eine unpassende Antwort. Ich überlegte, ob ich sie bitten sollte, die Frage zu wiederholen, sagte mir aber, daß sie daraufhin nur »Probleme beim Unterscheiden von Lauten« eintippen würde. Ich entschied mich für einen Frontalangriff.

»Sie verstehen wahrscheinlich den Ernst der Situation nicht«, sagte ich. »Die Einweihung der Kathedrale erfolgt in siebzehn Tagen, und Lady Schrapnell…«

Die Schwester drückte mir eine Pappkarte in die Hand und fuhr fort, diskriminierende Bemerkungen in ihr Gerät zu diktieren. Ich betrachtete die Karte und hoffte, daß es sich nicht um etwas handelte, das ich zum weiteren Test meiner Sehfähigkeit vorlesen sollte. Besonders, weil überhaupt nichts draufzustehen schien.

»Es ist äußerst wichtig, daß des Bischofs Vogeltränke…«

Die Schwester drehte die Karte herum. »Sagen Sie mir, was Sie da drauf erkennen.«

Es erwies sich als Postkarte von Oxford, von Headington Hill aus gesehen. Oxford mit seinen träumenden Türmen und seinen moosbewachsenen Steinen, seinen malerischen, durch Ulmen beschatteten Collegehöfen, wo der letzte Widerhall des Mittelalters noch in der Luft schwingt und von antikem Wissen und scholastischer Tradition erzählt, von…

»Genug jetzt«, sagte sie und wand mir die Karte aus der Hand. »Sie sind ein Fall von fortgeschrittener Zeitkrankheit, Mr. Henry. Ich verordne Ihnen zwei Wochen Bettruhe. Und keine Sprünge während dieser Zeit.«

»Zwei Wochen? Aber die Einweihung ist in siebzehn Tagen…«

»Da sollen sich andere Leute den Kopf drüber zerbrechen. Kümmern Sie sich jetzt um Ihre Gesundheit.«

»Sie verstehen nicht ganz…«

Sie verschränkte die Arme. »Offenbar nicht. Ihr Arbeitseifer ist sicher bewundernswert, aber warum Sie Ihre Gesundheit riskieren wollen, um das archaische Symbol einer längst aus der Mode gekommenen Religion wiederaufzubauen, will mir nicht in den Kopf.«

Ich will ja gar nicht, dachte ich. Lady Schrapnell will, und was Lady Schrapnell will, bekommt sie auch. Sie hatte bereits die Kirche von England, die Universität von Oxford, viertausend Bauarbeiter, die ihr täglich erklärten, daß man unmöglich eine Kathedrale in sechs Monaten errichten konnte, und jedermanns Einwände, vom Parlament bis hin zum Magistrat von Coventry, beiseitegefegt, um ihr »archaisches Symbol« wiederaufzubauen. Ich besaß nicht die geringste Chance.

»Wissen Sie, was man in der Medizin mit fünfzig Milliarden Pfund machen könnte?« fragte die Schwester tippend. »Wir könnten einen Impfstoff gegen Ebola II entwickeln. Wir könnten alle Kinder der Welt gegen HIV impfen, wir könnten uns anständige Geräte kaufen. Allein mit dem, was Lady Schrapnell für die Buntglasfenster ausgibt, könnte das Radcliffe Krankenhaus eine vollkommen neue Abteilung mit modernsten Apparaten bauen.« Der Handcomputer spuckte einen Streifen Papier aus.

»Es ist kein Arbeitseifer, es ist…«

»Kriminelle Fahrlässigkeit, Mr. Henry.« Sie riß den Streifen ab und gab ihn mir. »Ich möchte, daß Sie diese Anweisungen wortgetreu befolgen.«

Ich studierte düster die Liste. Ganz zu oberst stand: »Fünfzehn Tage strenge Bettruhe.«

Allerdings gab es in Oxford kein Plätzchen, wo ich ungestört strenge Bettruhe wahren konnte, und anderswo im Lande auch nicht. Sobald Lady Schrapnell erfuhr, daß ich zurückgekehrt war, würde sie sich auf meine Spur begeben und mich ausfindig machen, um meine Bettruhe nicht zu knapp zu unterbrechen. Ich sah sie bereits ins Zimmer stürmen, mir die Bettdecke wegreißen und mich am Ohr zum Netz hinüberzerren…

»Ich möchte, daß Sie eine Proteindiät einhalten und mindestens acht Gläser Flüssigkeit am Tag trinken«, sagte die Schwester. »Keinen Kaffee, keinen Alkohol, keine Stimulantien.«

Ein Gedanke fuhr mir durch den Kopf. »Könnte ich nicht im Krankenhaus bleiben?« fragte ich hoffnungsvoll. Wenn irgend jemand Lady Schrapnell fernhalten konnte, dann diese Großinquisitoren, diese Stationsschwestern. »Vielleicht in Quarantäne oder so?«

»Quarantäne? Bestimmt nicht. Zeitkrankheit ist nicht ansteckend, Mr. Henry. Es ist ein biochemisches Ungleichgewicht, hervorgerufen durch gestörten Kontakt zwischen innerer Uhr und Innenohr. Sie brauchen keine medizinische Behandlung. Alles, was Sie brauchen, ist Bettruhe. Und die Gegenwart.«

»Aber ich werde nicht schlafen können…«

Ihr Handcomputer begann zu piepsen. Ich fuhr hoch.

»Übertriebene Nervosität«, sagte sie, tippte in ihr Gerät, und wandte sich dann wieder an mich. »Ich will noch ein paar Tests durchführen. Legen Sie Ihre Kleider ab und ziehen Sie das hier an.« Sie zog ein Papiernachthemd aus einer Schublade und warf es auf meine Beine. »Ich bin gleich wieder zurück. Die Klettverschlüsse werden hinten geschlossen. Und waschen Sie sich. Sie sind ja pechschwarz vor Ruß.«

Und hinaus ging sie und schloß die Tür. Ich stieg vom Untersuchungstisch herunter, wobei ich dort, wo ich gelegen hatte, einen schmierigen schwarzen Streifen hinterließ, und tappte zur Tür.

»Schlimmster Fall von Zeitkrankheit, den ich je gesehen habe«, sagte die Schwester zu jemandem. Ich hoffte, es handelte sich nicht um Lady Schrapnell. »Er könnte glatt Verse für Kalenderblätter schreiben.«

Es war nicht Lady Schrapnell. Ich wußte es, weil ich die Person, die antwortete, nicht verstehen konnte.

»Übertriebene Besorgnis«, sagte die Schwester. »Ein ungewöhnliches Symptom. Ich werde noch einen Scantest machen. Vielleicht finde ich den Grund für seine Nervosität.«

Ich hätte ihr diesen Grund, der keinesfalls unangebracht war, sofort nennen können, wenn sie mir bloß zugehört hätte, aber das schien unwahrscheinlich. Und so grimmig sie auch war, ein adäquater Gegner für Lady Schrapnell war sie doch nicht.

Ich konnte nicht hier bleiben. Bei einem Scantest wird man für anderthalb Stunden in eine lange geschlossene Röhre geschnallt und kann nur durch ein Mikrofon mit der Außenwelt kommunizieren. Ich hörte bereits die Stimme von Lady Schrapnell durch meine Kopfhörer dröhnen. »Hier stecken Sie also! Kommen Sie unverzüglich aus diesem komischen Apparat heraus!«

Ich konnte nicht hier bleiben, und ich konnte nicht in meine Wohnung zurück. Dort würde sie zuerst forschen. Vielleicht konnte ich mich irgendwo im Krankenhaus verstecken und lange genug ausschlafen, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen und mir dann alles weitere überlegen.

Dunworthy, dachte ich plötzlich. Wenn mir überhaupt jemand dabei helfen konnte, ein ruhiges, ungestörtes Plätzchen zu finden, dann Dunworthy. Ich stopfte das Papiernachthemd, das inzwischen auch rußverschmiert war, in die Schublade zurück, zog meine Stiefel an und kletterte aus dem Fenster.

Zum Balliol College brauchte man vom Krankenhaus aus nur die High Street hinunterzugehen, aber das schien mir zu riskant. Ich lief zur Rückseite des Gebäudes, wo der Eingang für die Notaufnahme war, dann die Adelaide Street hoch und quer durch einen Hof zur Walton. Wenn das Somerville College geöffnet hatte, konnte ich, indem ich den Weg durch seinen Innenhof abkürzte, zur Little Clarendon Street hinüberlaufen, dann die Worcester hinunter bis zur Broad und von dort aus das Balliol durch die Hinterpforte betreten.

Somerville hatte geöffnet, aber der ganze Weg dauerte ein gutes Stück länger als ich gedacht hatte, und als ich das Tor erreichte, schien etwas damit passiert zu sein. Es hatte sich in sich selbst verknotet, und die schmiedeeisernen Schnörkel waren zu gabelartigen Zinken, spitzen Haken und hervorstehenden Zacken geworden, an denen ich mit meinem Anzug hängenblieb.

Zuerst dachte ich, es wäre bei einem Bombenangriff beschädigt worden, aber das konnte nicht sein. Die Luftwaffe würde diese Nacht London angreifen. Und das Tor, inklusive Haken und Zinken, war leuchtend grün gestrichen.

Ich versuchte, in Krebsmanier seitwärts durchzuschlüpfen, aber die Epaulette an meiner falschen Hilfsfeuerwehruniform verfing sich an einem der Haken, und als ich zurückweichen wollte, verhedderte ich mich noch stärker. Meine Arme schlugen wie Dreschflegel, so sehr mühte ich mich loszukommen.

»Wenn ich Ihnen helfen dürfte, Sir«, sagte eine höfliche Stimme, und als ich mich, so gut es ging, umdrehte, erkannte ich Dunworthys Sekretär.

»Finch«, sagte ich. »Gott sei Dank, Sie sind’s. Ich wollte gerade Mr. Dunworthy aufsuchen.«

Er befreite die verhakte Epaulette und nahm mich beim Arm. »So herum, Sir«, sagte er. »Nicht so, hier durch. Ja, so ist es richtig. Nein, nicht so herum drehen«, und gab mir so schließlich die Freiheit zurück.

Allerdings stand ich wieder auf derselben Seite wie vorher. »Das bringt nichts, Finch«, sagte ich. »Um ins Balliol hineinzukommen, müssen wir in jedem Fall durch das Tor da.«

»Das hier ist Merton«, erwiderte er. »Sie befinden sich auf ihrem Sportplatz.«

Ich drehte mich um und schaute, wohin sein Finger wies. Finch hatte recht. Dort war das Fußballfeld, dahinter das Cricketfeld und dahinter, in Christ Church Meadow, erhob sich der eingerüstete und mit Plastikplanen bedeckte Turm der Kathedrale von Coventry.

»Wie kommt denn das Tor vom Balliol College hierher?« fragte ich.

»Das ist der Fußgängereingang von Merton.«

Ich schielte zu dem Tor. Wahrhaftig… Es war ein Drehkreuztor, damit keine Fahrräder mit hineingenommen werden konnten.

»Die Schwester sagte, die Zeitkrankheit hätte Sie erwischt, aber ich ahnte ja nicht… Nein, hier entlang.«

Er packte mich wieder am Arm und schob mich den Weg entlang.

»Die Schwester?«

»Mr. Dunworthy schickte mich zum Krankenhaus, um Sie abzuholen, aber Sie waren bereits fort«, sagte er, mich zwischen Häusern hindurch auf die High Street führend.

»Er wollte Sie sprechen, obwohl es mir nicht ganz klar ist, wozu Sie ihm in dieser Verfassung nützlich sein könnten.«

»Er wollte mich sprechen?« fragte ich verwirrt. Ich hatte gedacht, ich sei derjenige, der Dunworthy sprechen wollte. Dann fiel mir etwas anderes ein. »Woher wußte er, daß ich im Krankenhaus bin?«

»Lady Schrapnell rief ihn an«, entgegnete Finch, und ich machte einen Satz, um in Deckung zu gehen.

»Schon gut, schon gut.« Finch folgte mir in den Ladeneingang, in den ich mich geduckt hatte. »Mr. Dunworthy erzählte ihr, Sie seien nach London ins Royal Free gebracht worden. Sie wird mindestens eine Stunde brauchen, um dorthin zu kommen.« Er zog mich gewaltsam aus dem Eingang und über die High Street. »Meiner Ansicht nach hätte er ihr sagen sollen, Sie seien im Manhattan General. Wie halten Sie das bloß aus?«

Augen aufgesperrt und aufgepaßt, sagte ich zu mir selbst und folgte Finch auf dem Spazierweg entlang der Universitätskirche St. Mary The Virgin’s, wobei ich mich eng an der Mauer entlangschob.

»Sie hat überhaupt kein Gefühl dafür, was sich gehört«, sagte Finch. »Übergeht den normalen Verwaltungsweg, füllt keine Anforderungsanträge aus. Überfällt einen einfach, und weg ist alles – Büroklammern, Bleistifte, Handcomputer.«

Und Historiker, dachte ich.

»Selbst wenn ich einmal Zeit hätte, Vorräte zu bestellen, wüßte ich überhaupt nicht, was ich bestellen sollte. Ich verbringe meine ganze Zeit damit, diese Dame von Mr. Dunworthys Büro fernzuhalten. Immerfort erscheint sie, um auf irgendwas herumzureiten. Mauerkappen, Messingbeschläge, Meßbücher. Letzte Woche ging es um die abgebröckelte Stelle am Grab von Wade. Wie sie abgebröckelt ist und wann, vor dem Angriff oder während und welche Art Kanten der Sarkophag hatte, glatt oder rauh? Absolut authentisch muß es sein, sagt sie. Gott steckt…«

»… im Detail«, ergänzte ich.

»Sie wollte sogar mich rekrutieren«, sagte Finch. »Wollte, daß ich zum Blitzkrieg springe und des Bischofs Hobelbänke suche.«

»Vogeltränke«, verbesserte ich.

»Sagte ich doch«, erwiderte er und schaute mich scharf an. »Sie haben wirklich Schwierigkeiten, Töne zu unterscheiden, stimmt’s? Die Schwester sagte das auch. Und Sie sind vollkommen orientierungslos.« Er schüttelte den Kopf. »Sie werden keine große Hilfe sein.«

»Warum wollte Mr. Dunworthy mich sprechen?«

»Es gab einen Zwischenfall.«

Zwischenfall war das Wort, mit dem das Hilfsfeuerwehrkorps alles umschrieb, was im Umfeld einer explodierten Sprengstoffbombe passierte – Häuser, die zu Trümmerhaufen reduziert worden waren, verschüttete Menschen, Brände, so weit das Auge reichte. Aber Finch meinte sicher nicht diese Art Zwischenfall. Oder ich hatte immer noch Hörprobleme.

»Ein Zwischenfall?«

»Ein Unglück, genauer gesagt. Eine unserer Historikerinnen. Neunzehntes Jahrhundert. Ließ eine Glatze mitgehen.«

Oh, es waren eindeutig Hörprobleme. Natürlich gab es Glatzen im neunzehnten Jahrhundert, aber wie sollte die jemand mitgehen lassen? Und warum?

»Was sagten Sie?« fragte ich vorsichtig.

»Ich sagte ›Hier sind wir‹«, erwiderte Finch, und so war es. Wir standen vor dem Tor des Balliol, wenn auch nicht vor dem seitlichen, sondern vor dem Hauptportal mit der Portierloge und dem vorderen Innenhof.

Ich schickte mich an, über den Hof und die Treppe hoch zu Dunworthys Zimmer zu marschieren, aber offenbar war ich immer noch desorientiert, denn Finch schnappte mich wieder am Arm und führte mich durch den Gartenhof.

»Mr. Dunworthy mußte den alten Gemeinschaftsraum in ein Büro umwandeln. Sie besitzt nicht den geringsten Respekt vor verschlossenen Türen, und von Anklopfen hat sie auch noch nie etwas gehört. Mr. Dunworthy mußte also ein äußeres und ein inneres Büro einrichten, obwohl ich einen tiefen Wassergraben für sinnvoller gehalten hätte.«

Er öffnete die Tür zur früheren Speisekammer, die nun aussah wie das Wartezimmer eines Arztes. An der Wand stand eine Reihe gepolsterter Stühle, und auf einem schmalen Beitisch häufte sich ein Berg Faxmagazine. Der Schreibtisch von Finch stand in der Nähe der Durchgangstür, versperrte praktisch den Weg zu ihr, zweifelsohne, damit Finch sich notfalls zwischen sie und Lady Schrapnell werfen konnte.

»Ich werde schauen, ob er da ist«, sagte er und umrundete den Schreibtisch.

»Nein und noch mal nein!« donnerte Dunworthys Stimme von drinnen. »Das kommt überhaupt nicht in Frage!«

O Gott, sie war hier. Ich schreckte gegen die Wand und suchte mit wildem Blick einen Fluchtweg.

Finch packte mich am Arm und zischte: »Es ist jemand anderes«, aber in gleichen Moment hatte ich es auch bemerkt.

»Ich verstehe nicht ganz, warum nicht«, antwortete eine weibliche Stimme, und es war nicht Lady Schrapnell, denn die Stimme klang eher lieblich als trompetend, und ich konnte nicht verstehen, was sie nach dem Wörtchen nicht sagte.

»Wer ist das?« flüsterte ich und entkrampfte mich in Finchs Griff.

»Das Unglück«, gab er leise zurück.

»Wie, um alles in der Welt, sind Sie auf die Idee gekommen, Sie könnten so etwas durch das Netz mit zurückbringen?« brüllte Dunworthy. »Sie haben doch Zeittheorie studiert!«

Finch zuckte zusammen. »Soll ich Mr. Dunworthy sagen, daß Sie hier sind?« fragte er zögernd.

»Nein, lassen Sie nur.« Ich ließ mich auf einen der chintzbezogenen Stühle sinken. »Ich warte hier.«

»Warum, um alles in der Welt, haben Sie sie überhaupt zuerst ins Netz mitgenommen?« schrie Dunworthy.

Finch nahm eines der uralten Faxmagazine und brachte es mir.

»Danke, ich möchte nichts lesen«, wehrte ich ab. »Ich möchte nur hier sitzen und mit Ihnen zusammen den Lauscher an der Wand spielen.«

»Sie sollen die Zeitschrift nicht lesen, sondern darauf sitzen«, sagte er. »Es ist außerordentlich schwierig, Rußflecken aus Chintz zu entfernen.«

Ich stand auf, ließ ihn die aufgeschlagene Zeitschrift auf den Stuhl legen, und setzte mich wieder.

»Wenn Sie schon etwas derartig Unverantwortliches tun mußten«, schrie Dunworthy, »warum konnten Sie dann nicht bis nach der Einweihung warten?«

Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand und schloß die Augen. Es war recht angenehm, mitanzuhören, wie zur Abwechslung einmal jemand anderem die Leviten gelesen wurden, und dazu noch von jemand anderem als Lady Schrapnell, auch wenn es unklar war, welcher Missetat sich das »Unglück« schuldig gemacht hatte. Vor allem, als Dunworthy schrie: »Das ist keine Entschuldigung. Warum haben Sie die Matratze nicht einfach aus dem Wasser gezogen und am Ufer zurückgelassen? Warum mußten Sie sie ins Netz schleppen?«

Matratzenschleppen schien zwar weniger unwahrscheinlich wie Glatzen mitgehen lassen, doch keines von beiden bot sich als ideales Objekt für eine Rettungsaktion aus einem nassen Grab an. Vor allem Glatzen nicht. Und wie sollten die eigentlich durchs Netz transportiert werden? Die Frage nach dem zugehörigen Kopf ließ mich schaudern.

In Büchern und Videos wird dem Lauscher von den Belauschten freundlicherweise immer alles mitgeteilt, was er benötigt, um das Gehörte richtig zu begreifen. Der Belauschte sagt: »Natürlich wissen Sie ja alle schon, daß diese Matratze, von der ich spreche, damals auf der Fahrbahn dieser Brücke lag, gerade als die Droschke mit Sherlock Holmes im dichten Nebel heranpreschte. Sie wissen doch, in jener Nacht, als Holmes diesen Hund von Baskerville verfolgte und man die Hand nicht vor Augen sah, aber ich erzähle das noch mal, damit Sie besser verstehen, wieso die Droschke vom Weg abkam und Holmes fast in die Tiefe gerissen hätte, weshalb er…« – eine Erklärung, die den hinter der Tür geduckten Lauscher über das Geschehen völlig ins Bild setzt. Oft findet er auch einen hilfreich im Zimmer deponierten Stadt- oder Gebäudeplan.

Solches Entgegenkommen wird dem Lauscher im wirklichen Leben nicht zuteil. Anstatt die Situation klarer zu umreißen, sagte der Unglücksfall: »Es war ja nur, weil Lehm zurückkam, um sich noch mal zu vergewissern«, eine Bemerkung, welche die Angelegenheit noch mehr verwirrte.

»Herzloses Ungeheuer«, sagte die Stimme, und es blieb unklar, ob sie diesen Lehm meinte, der zurückgekommen war, oder Dunworthy. »Und sie wäre ja doch nur zurück zum Haus gelaufen, und er hätte es erneut probiert. Ich wollte nicht, daß er mich sah, weil er sonst erkannt hätte, daß ich nicht aus seiner Zeit stammte, und es gab keine andere Möglichkeit, als sich im Netz zu verstecken. Im Gartenpavillon hätte er mich entdecken können. Ich dachte nicht…«

»Genau, Miss Kindle«, sagte Dunworthy. »Sie dachten nicht.«

»Was werden Sie jetzt tun?« fragte der Unglücksfall. »Sie zurückschicken? Sie werden sie ersäufen, stimmt’s?«

»Ich habe nicht vor, irgend etwas zu tun, bevor ich nicht alle Möglichkeiten in Betracht gezogen habe«, entgegnete Dunworthy.

»Vollkommen herzlos«, sagte sie.

»Ich bin ein ausgesprochener Freund von Schwätzchen«, sagte er, »aber hier steht eine Menge auf dem Spiel. Ich muß sämtliche Konsequenzen und Möglichkeiten bedenken, bevor ich handle. Ich nehme an, eine solche Regung ist Ihnen fremd.«

Schwätzchen? Ein Freund davon? Taxichauffeure fielen mir ein, für mich der Ausbund an Geschwätzigkeit, besonders diejenigen, die zur Zeit des Blitzkriegs lebten und offenbar der Warnung, daß man den Teufel nicht an die Wand malen sollte, überhaupt keine Beachtung schenkten. Sie steckten voller geschwätziger Geschichten über Leute, die lebendig unter Trümmern begraben worden waren oder von einer Bombe zerrissen… »Den Kopf schleuderte es über die ganze Straße in eine Schaufensterscheibe hinein. Armer Kerl. Saß friedlich im Taxi, wie Sie gerade auch.«

»Schicken Sie mich zurück?« fragte sie. »Ich sagte ihnen, ich würde mit meinem Skizzenblock zum Fluß gehen. Wenn ich nicht wiederkomme, werden sie denken, ich sei ertrunken.«

»Ich weiß es nicht. Bleiben Sie in Ihrem Zimmer, bis ich mich entschieden habe.«

»Kann ich sie mitnehmen?«

»Nein.«

Ein unheilschwangeres Schweigen entstand, dann öffnete sich die Tür, und in ihrem Rahmen erschien das schönste Geschöpf, das ich jemals gesehen hatte.

Neunzehntes Jahrhundert, hatte Finch gesagt, und ich hatte Reifröcke erwartet, aber sie trug ein langes, grünliches Gewand, das an ihrem Körper klebte, als sei es naß. Langes nußbraunes Haar floß wie Wasserschlingpflanzen über Schulter und Rücken hinab, und insgesamt sah sie aus wie eine von Waterhouse gemalte Flußnymphe, die sich einer Erscheinung gleich aus dem dunklen Wasser erhob.

Ich stand auf, mit offenem Mund starrend wie der neue Rekrut, und nahm meinen Luftschutzhelm ab. Der heftige Wunsch überfiel mich, den Rat der Schwester beherzigt und mich gewaschen zu haben.

Das Mädchen packte den lang herabhängenden Ärmel ihres Gewandes und wrang ihn auf dem Teppich aus. Finch grapschte nach einem Faxmagazin und hielt es unter den Ärmel.

»O Ned, gut, daß Sie da sind«, sagte Dunworthy von der Tür her. »Genau der Mensch, den ich jetzt brauche.«

Die Nymphe schaute mich an. Ihre Augen waren von einem klaren, dunklen, grünlichen Braun, der Farbe eines Waldsees. Sie kniff sie zusammen. »Sie wollen doch nicht etwa den hier losschicken?«

»Ich schicke überhaupt niemanden. Und auch überhaupt nichts, bis ich nicht weiter nachgedacht habe. Gehen Sie jetzt und ziehen Sie diese nassen Sachen aus, bevor Sie sich eine Erkältung holen.«

Sie raffte ihren tropfenden Rock hoch und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen. An der Tür wandte sie sich um, die rosigen Lippen wie zu einem segnenden Abschiedswort geöffnet, zu ein paar vielleicht an mich gerichtete Worte der Liebe und Ergebung. »Füttern Sie sie nicht. Sie fraß bereits einen vollen Keller.« Und damit wirbelte sie aus dem Zimmer.

Ich setzte mich in Bewegung, um ihr verzaubert zu folgen, aber Dunworthy hatte bereits die Hand auf meiner Schulter. »Also hat Finch Sie doch gefunden«, sagte er und schob mich um Finchs Schreibtisch herum in das innere Büro. »Ich befürchtete schon, Sie wären bereits wieder in Richtung 1940 abgeschwirrt, zu einem dieser Wohltätigkeitsbasare, zu denen Lady Schrapnell Sie ständig schickt.«

Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich, wie die Nymphe den Innenhof durchquerte und dabei graziös das Pflaster volltropfte, eine liebliche… wie nannte man sie? – Dryaden? Nein, die lebten in Bäumen. Sirenen?

Dunworthy trat zu mir ans Fenster. »Das ist alles Lady Schrapnells Schuld. Miss Kindle gehört zu meinen fähigsten Historikern. Sechs Monate mit Lady Schrapnell, und sehen Sie, was aus ihr geworden ist!« Er zeigte auf mich. »Und aus Ihnen auch. Die Frau ist wie eine Sprengbombe!«

Die Sirene verschwand aus meiner Sicht, tauchte in den Nebel, dem sie entstiegen war. Nein, das stimmte irgendwie nicht. Sirenen saßen auf Felsen und lockten Schiffer in den Tod. Und das Wort hatte sich mehr wie Dryade angehört. Delphi? Nein, das war die Geschichte mit dem Orakel, das Untergang und Tod weissagte.

»…hätte sie eigentlich überhaupt nicht erst losschicken dürfen«, sagte Dunworthy gerade. »Ich versuchte, ihr das klarzumachen, aber hörte sie etwa zu? Natürlich nicht! ›Dreht jeden Stein dreimal herum‹, sagte sie. Schickt das Mädel einfach ins victorianische Zeitalter. Schickt Sie einfach auf Wohltätigkeitsbasare, um Nadelkissen und Teedeckchen zu kaufen!«

»Und Kalbsfußsülze«, ergänzte ich.

»Kalbsfußsülze?« Er beäugte mich argwöhnisch.

»Für die Kranken«, sagte ich. »Allerdings glaube ich nicht, daß diese sie essen. Ich glaube eher, sie spenden sie für den nächsten Basar. Und so macht sie Jahr für Jahr erneut die Runde. Wie Früchtekuchen.«

»Kommen wir zur Sache«, sagte Dunworthy stirnrunzelnd. »Jetzt also ist ein Stein mehr als dreimal umgedreht worden, und ein ernsthaftes Problem hat sich ergeben, um das Sie sich kümmern sollen. Setzen Sie sich, setzen Sie sich.« Er deutete auf einen ledernen Armsessel.

Finch kam mir mit einem Faxmagazin zuvor. »Außerordentlich schwer, Rußflecken aus Leder herauszubekommen«, murmelte er.

»Und nehmen Sie den Helm ab. Mein Gott!« Dunworthy rückte seine Brille zurecht. »Sie sehen schrecklich aus. Wo sind Sie gewesen?«

»Auf dem Fußballfeld«, entgegnete ich.

»Muß ein ziemlich hartes Spiel gewesen sein.«

»Ich fand ihn am Fußgängereingang auf Mertons Sportgelände«, erklärte Finch.

»Ich dachte, er sei im Krankenhaus gewesen.«

»Er ist aus dem Fenster gestiegen und abgehauen.«

»Aha«, sagte Dunworthy. »Doch wie ist er in diese üble Verfassung geraten?«

»Ich suchte nach des Bischofs Vogeltränke.«

»Auf dem Fußballfeld?«

»In den Ruinen der Kathedrale, just bevor er ins Krankenhaus eingeliefert wurde«, sprang Finch mir hilfreich zur Seite.

»Haben Sie sie gefunden?« wollte Dunworthy wissen.

»Nein«, sagte ich. »Deshalb komme ich ja zu Ihnen. Ich konnte die Ruinen nicht ganz durchsuchen, und Lady Schrapnell…«

»… braucht uns im Moment überhaupt nicht zu kümmern. Seltsam, ich dachte nie, daß ich das mal sage.« Seine Stimme klang bekümmert. »Mr. Finch hat Ihnen sicher die Lage schon geschildert?«

»Ja. Vielmehr nein. Vielleicht sollten Sie es für mich noch einmal zusammenfassen.«

»Ein ernsthafter Zwischenfall hat sich im Netz ereignet. Ich benachrichtigte bereits die Abteilung Zeitreise und… ach, Finch, hat Chiswick Ihnen gesagt, wann er hier sein wird?«

»Ich frage sofort nach, Sir«, sagte Finch und verließ den Raum.

»Ein sehr ernsthafter Zwischenfall«, fuhr Dunworthy fort. »Eine unserer Historikerinnen…«

Finch kam zurück. »Er ist auf dem Weg hierher«, sagte er.

»Gut. Bevor er eintrifft, hier noch einmal ganz kurz die Lage: Eine unserer Historikerinnen stahl ein Plätzchen und brachte es durch das Netz mit zurück.«

Ein Plätzchen. Nun, das ergab mehr Sinn als Schwätzchen. Konnte man vielleicht mitgehen lassen. Erklärte aber irgendwie nicht die Sache mit dem nassen Grab.

»Ich weiß. Die Lehmplätzchen«, sagte ich.

»Lehmplätzchen?«

»Fortgeschrittene Zeitkrankheit, Sir«, erklärte Finch. »Orientierungslosigkeit, Schwierigkeiten, Laute voneinander zu unterscheiden, Hang zur Rührseligkeit, eingeschränkte Fähigkeit zum logischen Denken.« Er betonte die letzten beiden Worte.

»Fortgeschritten?« fragte Dunworthy. »Wie viele Sprünge haben Sie gemacht?«

»Vierzehn in dieser Woche. Zehn Wohltätigkeitsbasare und sechs Bischofsfrauen. Nein, dreizehn. Ich vergaß wieder Mrs. Bittner. Sie war in Coventry. Nicht in dem Coventry, aus dem ich gerade komme. Das heutige Coventry.«

»Bittner…« sagte Dunworthy, die Stirn grübelnd in Falten gelegt. »Doch nicht Elizabeth Bittner, oder?«

»Doch, Sir. Die Ehefrau des letzten Bischofs von Coventry.«

»Mein Gott, die habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen«, sagte er. »Ich kenne sie aus der Zeit, als wir anfingen, mit dem Netz zu experimentieren. Prächtiges Mädchen. Das erste Mal, als ich sie sah, dachte ich, sie sei das schönste Geschöpf, das ich jemals gesehen hatte. Leider verliebte sie sich in Bitty Bittner. War ihm absolut ergeben. Wie sah sie aus?«

Schwerlich wie ein Mädchen, dachte ich. Sie war eine zerbrechliche weißhaarige Dame, die sich während des ganzen Gesprächs nicht recht wohlzufühlen schien. Vielleicht hatte sie befürchtet, Lady Schrapnell würde sie rekrutieren und ins Mittelalter schicken. »Sehr gut«, sagte ich »Sie klagte ein bißchen über Arthritis.«

»Arthritis.« Er schüttelte den Kopf. »Schwierig, sich Lizzy Bittner mit Arthritis vorzustellen. Warum haben Sie sie besucht? Sie war nicht einmal auf der Welt, als die alte Kathedrale niederbrannte.«

»Lady Schrapnell dachte, des Bischofs Vogeltränke könnte in der Krypta der neuen Kathedrale aufbewahrt worden sein, und da Mrs. Bittner dabei war, als die Kathedrale verkauft wurde, bestand die Möglichkeit, daß sie das Ding beim Ausräumen der Krypta gesehen haben mochte.«

»Und? War dem so?«

»Nein, Sir. Sie sagte, es sei während des Brandes zerstört worden.«

»Ich erinnere mich noch daran, als sie die Kathedrale verkaufen mußten«, sagte er. »Die Leute hatten das Interesse an Religion verloren, keiner kam mehr zum Gottesdienst… Lizzy Bittner.« Seine Stimme klang warm. »Arthritis. Ihr Haar ist wohl auch nicht mehr rot, oder?«

»Übermäßige Beschäftigung mit Irrelevantem«, bemerkte Finch laut. »Miss Jenkins sagte, Mr. Henry habe einen ernsten Anfall von Zeitkrankheit.«

»Miss Jenkins?«

»Die Krankenschwester, die Mr. Henry untersuchte.«

»Himmlisches Geschöpf«, sagte ich. »Ein sorgend’ Engel, dessen sanfte Hand schon manches Mannes fiebernd’ Stirne kühlte.«

Finch und Dunworthy sahen sich kurz an.

»Sie sagte, es sei der schlimmste Fall von Zeitkrankheit, dem sie je begegnet sei«, sagte Finch.

»Und deshalb bin ich hier«, sagte ich. »Sie verschrieb mir zwei Wochen strenge Bettruhe, und Lady Schrapnell…«

»Wird das niemals zulassen«, vollendete Dunworthy. »Die Einweihung der Kathedrale ist bereits in siebzehn Tagen.«

»Ich versuchte, der Schwester das zu erklären, aber sie hörte nicht zu. Sie sagte, ich sollte nach Hause gehen und mich ins Bett legen.«

»Nein, nein. Dort würde Lady Schrapnell zuerst nachschauen. Finch, wo steckt sie jetzt?«

»In London. Sie rief eben aus dem Royal Free an.«

Ich erhob mich aus meinen Sessel.

»Ich sagte ihr, alles sei ein Mißverständnis«, fuhr Finch fort. »Mr. Henry sei in Wirklichkeit ins Royal Masonic eingeliefert worden.«

»Gut. Rufen Sie das Royal Masonic an und sagen Sie ihnen, daß sie sie dort behalten sollen.«

»Das habe ich bereits, Sir.«

»Ausgezeichnet«, sagte Dunworthy. »Setzen Sie sich wieder, Ned. Wo war ich stehengeblieben?«

»Bei Lehms Plätzchen«, erwiderte Finch.

»Es war allerdings kein Plätzchen, was die Historikerin durch das Netz mit zurückbrachte«, sagte Dunworthy, »es war…«

»Sagten Sie zurückbrachte?« fragte ich. »Man kann nichts durch das Netz mit zurückbringen. Es ist unmöglich.«

Dunworthy seufzte. »Anscheinend nicht.«

Ein Geräusch drang aus dem äußeren Büro. »Haben Sie nicht gesagt, sie wäre im Royal Free?« sagte Dunworthy zu Finch, und einen Moment später platzte ein untersetzter, gehetzt dreinblickender Mann ins Zimmer. Er trug einen Laborkittel und einen piepsenden Handcomputer, und ich erkannte in ihm den Direktor der Abteilung Zeitreise.

»Ah, gut, daß Sie da sind, Mr. Chiswick«, sagte Dunworthy. »Ich muß mit Ihnen über einen Zwischenfall sprechen, der Ihre Abteilung…«

»Und ich muß mit Ihnen über Lady Schrapnell sprechen«, entgegnete Chiswick. »Die Frau ist völlig übergeschnappt. Faxt mich Tag und Nacht an, will wissen, warum wir nicht mehr als einen Menschen gleichzeitig in dieselbe Zeit zum selben Platz schicken können, warum wir nicht mehr Sprünge pro Stunde zustandebringen, und dabei ist es doch sie selbst, die alle meine Wissenschaftler und die Leute, die am Netz mitarbeiten, mit Beschlag belegt hat und sie durch die ganze Weltgeschichte hetzt, um Klingelbeutel zu suchen und Stützpfeiler zu vermessen.« Er schwenkte das Handgerät. »Da ist sie wieder. In der letzten Stunde hat sie mich sechsmal angefaxt, weil sie wissen wollte, wo einer ihrer vermißten Historiker steckt! Zeitreise stimmte diesem Projekt zu, weil wir uns durch das Geld in der Lage glaubten, unsere Forschungen zur Zeittheorie voranzutreiben, aber diese Forschung ist inzwischen zum völligen Stillstand gekommen. Lady Schrapnell verwendet die Hälfte meines Labors für ihre Handwerker und belegt jeden Computer weit und breit.«

Er hielt inne, um einige Knöpfe an dem piepsenden Handcomputer zu drücken, und Dunworthy nutzte die Gelegenheit, um zu sagen: »Über die Zeittheorie wollte ich gerade mit Ihnen sprechen. Eine meiner Historikerinnen…«

Chiswick hörte nicht zu. Der Handcomputer hatte aufgehört zu piepsen und spie nun Zentimeter um Zentimeter Papier aus. »Sehen Sie, hier!« Chiswick riß einen langen Streifen ab und schwenkte ihn vor Dunworthy hin und her. »Sie verlangt, daß einer meiner Mitarbeiter jedes Krankenhaus im Bereich London anruft, um diesen vermißten Historiker ausfindig zu machen. Henry heißt er, Ned Henry. Einer meiner Mitarbeiter… Ich habe keine Mitarbeiter mehr! Sie hat ja schon alle in Beschlag, außer Lewis, und auch den versuchte sie sich zu grapschen! Glücklicherweise war er…«

Dunworthy unterbrach ihn. »Was würde passieren, wenn ein Historiker etwas aus der Vergangenheit mit durch das Netz hierher brächte?«

»Will sie das wissen?« fragte Chiswick. »Natürlich will sie das wissen. Sie hat es sich so sehr in den Kopf gesetzt, diese Vogeltränke zu bekommen, daß sie sogar zurück in die Zeit springen und sie stehlen würde. Ich sagte ihr immer und immer wieder, daß ein solcher Diebstahl die Gesetze des Raumzeitkontinuums verletzen würde, und wissen Sie, was sie sagte? ›Gesetze sind dazu da, gebrochen zu werden‹.«

Er redete unablässig weiter, und Dunworthy lehnte sich in seinem Bürosessel zurück, nahm die Brille ab und betrachtete sie nachdenklich.

»Ich versuchte ihr klarzumachen«, sagte Chiswick, »daß die physikalischen Gesetze nicht einfach Regeln oder Bestimmungen sind, sondern Gesetzmäßigkeiten, und daß ein Verstoß gegen sie katastrophale Folgen haben würde.«

»Welcher Art?« fragte Dunworthy.

»Das kann man unmöglich vorhersagen. Das Raumzeitkontinuum ist ein chaotisches System, in dem sämtliche Ereignisse in solch nichtlinearer, komplizierter Weise verbunden sind, daß eine Vorhersage unmöglich ist. Ein Objekt aus der Vergangenheit in die Zukunft zu transportieren, würde eine parachronistische Inkonsequenz schaffen. Im günstigsten Fall würde als Resultat nur ein vermehrter Schlupfverlust beim Springen entstehen. Im schlimmsten Fall könnte diese Inkonsequenz den Lauf der Geschichte ändern. Oder das Universum zerstören. Und das ist der Grund, warum solch eine Inkonsequenz nicht herbeigeführt werden darf, wie ich Lady Schrapnell schon wiederholt zu erklären versuchte!«

»Vermehrter Schlupfverlust«, murmelte Dunworthy. »Eine Inkonsequenz würde vermehrte Schlupfverluste hervorrufen?«

»Theoretisch ja«, sagte Chiswick. »Inkonsequenzen waren eines der Gebiete, über das wir mit Lady Schrapnells finanzieller Unterstützung hätten forschen können, eine Forschung, die nun vollkommen nebensächlich geworden ist, weil sich alles nur noch um den Bau dieser idiotischen Kathedrale dreht! Diese Frau ist unmöglich! Letzte Woche befahl sie mir, den Schlupfverlust pro Sprung zu reduzieren! Befahl es mir! Sie versteht ja nicht einmal, was ein Schlupfverlust ist.«

Dunworthy beugte sich vor und setzte die Brille wieder auf. »Ist die Spanne der Schlupfverluste angestiegen?«

»Nein. Lady Schrapnell begreift bloß überhaupt nicht, wie Zeitreisen eigentlich funktionieren. Sie…«

»Das Gemüsekürbisfeld«, sagte ich.

»Wie?« Chiswick drehte sich um und starrte mich an.

»Die Bauersfrau hielt ihn für einen deutschen Fallschirmspringer.«

»Fallschirmspringer?« Chiswicks Augen verengten sich. »Sind Sie etwa dieser vermißte Historiker? Wie heißen Sie?«

»John Bartholomäus«, sagte Dunworthy.

»Der, wie ich an seiner Verfassung sehe, auch von Lady Schrapnell rekrutiert wurde. Der Frau muß Einhalt geboten werden, Dunworthy.« Das Handgerät begann wieder zu piepsen und zu speien. Chiswick las laut vor. »Noch keine Nachricht über Henrys Aufenthaltsort erhalten. Warum nicht? Erwarte sofortige Angabe. Brauche noch zwei Leute mehr für die Weltausstellung 1850. Sollen mögliche Herkunft der Vogeltränke erkunden.« Er zerknüllte den Ausdruck und warf ihn auf Dunworthys Schreibtisch. »Tun Sie etwas, und zwar sofort! Bevor sie die ganze Universität zerstört hat!« sagte er und rauschte aus dem Zimmer.

»Oder das bekannte Universum«, murmelte Dunworthy.

»Soll ich ihm nachlaufen?« fragte Finch.

»Nein«, sagte Dunworthy. »Versuchen Sie, Andrews zu erreichen, und beschaffen Sie aus der Bodleiana-Bibliothek alle Unterlagen über parachronistische Inkonsequenzen.«

Finch verschwand. Dunworthy nahm seine Brille wieder ab und spähte nachdenklich durch die Gläser.

»Es ist sicher nicht gerade der günstigste Zeitpunkt«, sagte ich, »aber haben Sie nicht eine Idee, wo ich eine Zeitlang ungestört Ruhe finden könnte? Außerhalb von Oxford?«

»Einmischung«, sagte Dunworthy. »Einmischung hat uns so weit gebracht, und noch mehr Einmischung wird alles nur schlimmer machen.« Er setzte die Brille wieder auf und erhob sich. »Wahrscheinlich ist es das beste, einfach abzuwarten, was passiert – falls etwas passiert«, sagte er auf und ab gehend. »Die Möglichkeiten, daß durch dieses Verschwinden der Lauf der Geschichte verändert wird, sind statistisch gesehen gleich Null, besonders wenn man jenes Zeitalter bedenkt. Ganze Würfe von ihnen wurden damals in Flüssen ersäuft, um ihr Aufkommen in Schach zu halten.«

Würfe von Plätzchen? Ich überlegte.

»Und die Tatsache, daß es durch das Netz gelangte, beweist selbst, daß es keine Inkonsequenz geschaffen hat, oder das Netz hätte sich nicht geöffnet.« Er wischte seine Brille am Aufschlag seiner Jacke ab und hielt sie gegen das Licht. »Es ist über hundertfünfzig Jahre her. Wäre das Universum dadurch zerstört worden, würde das sicher bis jetzt geschehen sein.«

Er hauchte die Brillengläser an und wischte sie erneut ab. »Und ich weigere mich zu glauben, daß zwei Zeitläufe existieren sollen, in denen Lady Schrapnell und ihr Projekt, die Kathedrale von Coventry wiederaufzubauen, existieren.«

Lady Schrapnell. Sie konnte jeden Augenblick vom Royal Masonic zurückkommen. Ich beugte mich im Sessel vor. »Mr. Dunworthy«, sagte ich, »ich hoffte, Sie würden ein Plätzchen wissen, an dem ich mich von der Zeitkrankheit erholen kann.«

»Andererseits könnte es gut sein, daß keine Inkonsequenz entstand, weil es schnell genug wieder zurückgebracht wurde und das Ganze deshalb keine Folgen nach sich zog, katastrophale oder andere.«

»Die Krankenschwester sagte, zwei Wochen Bettruhe, aber ich könnte auch in drei, vier Tagen wieder auf den Beinen…«

»Doch selbst wenn das der Fall sein sollte«, Dunworthy stand auf und begann auf und ab zu marschieren, »gibt es trotzdem keinen Grund zur Eile. Das ist das Schöne am Zeitreisen. Man kann drei, vier Tage warten oder zwei Wochen, selbst ein Jahr, und die Sachen werden doch sofort wieder zurückgebracht.«

»Wenn Lady Schrapnell mich findet…«

Er blieb stehen und starrte mich an. »Das habe ich ja ganz vergessen. Oh, mein Gott, wenn Lady Schrapnell das erfährt…«

»Wenn Sie mir einfach ein ruhiges, abgelegenes Fleckchen…«

»Finch!« schrie Dunworthy, und Finch erschien aus dem äußeren Büro, einen Ausdruck in der Hand.

»Hier habe ich alles über parachronistische Inkonsequenzen«, sagte er. »Viel ist es nicht. Mr. Andrews ist in 1560. Lady Schrapnell schickte ihn dorthin, um Lichtgaden zu studieren. Soll ich noch mal Mr. Chiswick holen?«

»Eins nach dem anderen«, sagte Dunworthy. »Zuerst müssen wir für Ned ein Plätzchen finden, wo er sich ausruhen und ohne Störung von seinen Symptomen erholen kann.«

»Lady Schrapnell…«

»Genau«, sagte Dunworthy. »So etwas gibt es in diesem Jahrhundert nicht. Im zwanzigsten Jahrhundert ebensowenig. Und es muß friedlich und abgelegen sein, ein Landhaus vielleicht, oder eher ein Fluß. Die Themse…«

»Sie wollen doch nicht etwa…?« rief Finch.

»Er muß sofort verschwinden«, sagte Dunworthy. »Bevor Lady Schrapnell es merkt.«

»Oh!« Finch japste. »Ja, ich verstehe. Aber Mr. Henry ist nicht in der Verfassung, zu…« Dunworthy schnitt ihm das Wort ab.

»Ned«, sagte er zu mir, »was halten Sie vom victorianischen Zeitalter?«

Das victorianische Zeitalter. Lange verträumte Nachmittage auf der Themse und Crocketspiel auf smaragdgrünen Wiesen mit Mädchen in weißen Kleidern und flatternden Bändern im Haar. Und danach Tee unter einer Weide, serviert in zerbrechlichen Sevres-Tassen von beflissenen Butlern, die sorgsam bemüht sind, jedermanns Schrullen zu erfüllen, und dieselben Mädchen, die laut aus einem schmalen Band Gedichte vorlesen, ihre Stimmen wie Blütenblätter in der duftenden Luft schwebend. »›Den ganzen goldenen Nachmittag, dorthin, wo um verschlung’ne Kindheitsträume verborgen sich Erinnerung’ windet…‹«[5]

Finch schüttelte den Kopf. »Ich halte das für keinen guten Einfall, Mr. Dunworthy.«

»Unsinn«, sagte Dunworthy. »Hören Sie ihm doch zu. Er paßt genau dorthin.«

Die Farben der Zeit
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