KAPITEL ELF

 

Das Entsetzen und die Panik auf Anas Gesicht reichte, um Fence nach vorne springen zu lassen und den Kristall zu packen. Er riss ihn hoch, legte blitzschnell das Tuch wieder drum, in dem Moment als Quent gerade aufstand.

„Was ist los?“, fragte er Ana, während er Quent das Bündel zuschob. „Was stimmt nicht?“ Er konnte unter ihrem Hemd ein Glühen erkennen – einem Hemd, das immer noch verlockend flatterte, ganz besonders bei ihren panischen Bewegungen.

„Schaff ihn einfach weg“, wiederholte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Sie war immer noch damit beschäftigt, so weit wie möglich von dem Kristall wegzukommen, wobei sie die eigenen Kristalle mit ihren Händen bedeckte. Sie war erstaunlich schnell quer durch das Zimmer gelangt, wenn man an ihr verkrüppeltes Bein dachte.

„Ich bin gleich wieder da.“ Quent nahm das Bündel, sicher eingepackt, so dass es ihn nicht in den Strudel aus Erinnerungen und Energie reinsaugen würde, und rannte damit aus dem Zimmer.

Elliott hatte sich erhoben und war zu Ana gegangen, als Fence aufgestanden war und sich zwischen sie und den Kristall gestellt hatte, eine Art Barriere, aber eher ein etwas hilfloser Versuch zu helfen.

„Hast du Schmerzen?“, fragte Elliott und nahm sie sanft beim Arm.

Mit Quent aus dem Zimmer, wurde das Glühen unter Anas Hemd schwächer und die nackte Panik auf ihrem Gesicht löste sich. Auf Elliotts Drängen hin setzte sie sich wieder hin, wobei sie immer nervös zu der Tür blickte, durch die der Kristall verschwunden war.

„Nein“, sagte sie. „Schmerzen nicht. Aber er hat mich erkannt ... meine Kristalle. Er muss sie ... aktiviert haben. Die Kristalle stehen alle miteinander in Verbindung und ein paar von ihnen sind in der Lage andere zu rufen oder aufzuspüren. Wenn das einer davon ist – dann hat er meine zum Glühen gebracht ... mein Gott, jetzt werden sie mich finden.“ Sie sprang auf die Füße, als würde sie wieder nach einem Fluchtweg suchen. „Ich muss hier weg. Und Dad – wir müssen von hier verschwinden.“ Der drängende Unterton und ihre verschreckten Bewegungen versetzten selbst Fence in Unruhe.

„Ana“, sagte er und schaltete mit seiner sanften Stimme in den Beruhigungs-Modus. Das hier waren keine Tränen, aber verdammt nah dran. Und sein Misstrauen ihr gegenüber hatte angesichts ihrer offensichtlichen panischen Angst abgenommen. „Der große Kristall ist jetzt weg. Deine glühen nicht mehr. Wie wäre es, wenn du dich hinsetzt und uns erzählst, was es damit auf sich hat und wie wir dir helfen können?“

Zuerst dachte er, sie würde nicht reden – wenig überraschend, denn sie war schon die ganze Zeit recht zurückhaltend gewesen. Aber Fence setzte sich da neben sie und – zu seiner freudigen Überraschung – erwiderte sie mit ihrer Hand seinen Händedruck, als er seine Hand auf ihre legte.

„Ich habe mich vor ihnen versteckt, seit Dad und ich entflohen sind. Wenn sie mich jetzt wegen dem Kristall da finden, werden sie mich wieder dorthin zurück mitnehmen.“ Ihr Blick fügte da noch hinzu: Und das ist alles eure Schuld.

Er pickte die wichtigen Teile aus ihrer Rede raus. „Nach Atlantis?“

„Ja.“

„Du willst nicht zurück nach Atlantis“, sagte Quent dann noch einmal zur Bestätigung, als er wieder ins Zimmer kam.

„Nein“, entgegnete sie scharf, ihre Augen wütend und entschlossen. Ihre Hand ließ die von Fence los. „Nie wieder.“

Fence merkte da, wie Erleichterung sich übermächtig durch ihn durch wälzte. Das war gut. Wenn sie nicht zurück wollte, dann stand sie sehr wahrscheinlich nicht auf deren Seite.

Das ging klar mit ihm, die Vorstellung, dass sie vielleicht auf ihrer – auf seiner – Seite stand, ging definitiv klar mit ihm.

Statt an seiner Seite hätte er sie natürlich lieber liegend oder kniend...

„Der Kristall steht also mit deinen irgendwie in Verbindung?“, sagte er und verwies seine lustvollen Gedanken in ihre Schranken.

Ana nickte. „Sie stehen alle durch die gleiche Energie, ein Kraftfeld, miteinander in Verbindung. Manchmal ist es stärker als sonst und der Kristall, den du hast – ich kann mir nur nicht vorstellen, wie du an den rangekommen bist. Und ich kann nicht glauben, dass sie nicht schon hinter dem her sind. Ihn nicht schon gefunden haben. Sie müssen...“ Sie schüttelte den Kopf. Auf ihrem Gesicht kämpfte die Sorge mit der Neugier. „Wer seid ihr denn wirklich?“

„Das“, sagte Fence, „ist eine sehr gute Frage.“ Er war jetzt bereit, es ihr zu erzählen, aber er brauchte dafür die Zustimmung der anderen.

„Mein Vater war einer von den Elite“, sagte Quent. „Parris Fielding. Sagt dir der Name etwas?“

Ana schüttelte den Kopf. „Nein, sollte er das?“

Fence zuckte die Achseln und genoss die Tatsache, dass sein Arm ihren streifte. Er rutschte ein nano-bisschen näher. „Vielleicht. Er war einer aus dem Inneren Kreis der Elite und so wie wir es verstanden haben, standen die mit Atlantis in Verbindung. Mittels des Kristalls, den Quent gerade hatte.“

„Ich war erst dreizehn, als wir gegangen sind ... ich zählte wahrhaftig nicht zu den Eingeweihten, was die inneren Ratschlüsse von Krone und Schild anbetraf“, sagte sie.

„Was ist das?“, fragte Quent, der sich jetzt wieder interessiert vorbeugte. „Sind das Kristalle?“

„Es sind Personen ... Die Krone ist der männliche Herrscher, fast wie ein König. Und Der Schild ist die weibliche Herrscherin. Sie haben eine Gruppe von Beratern, die über alles herrschen. Der Vater meiner Mutter war ein Mitglied der Gilde, so nennt man diese Gruppe. Sie treffen sämtliche Entscheidungen, machen die Gesetze ... sie waren wahrscheinlich diejenigen, die in Kontakt mit ... mit den Elite waren.“

„Wir konnten noch nicht herausfinden, wie man den Kristall benutzt, um Kontakt mit Atlantis aufzunehmen“, sagte Quent.

„Und Einstein hier hat sich beim Versuch das rauszufinden fast umgebracht“, sagte Zoë – die sich, schockierend genug, jetzt erst zu Wort meldete. „Wenn du eine Scheißidee hast, Schwester, wir sind ganz Ohr.“

„Ich bin mir ziemlich sicher, er ist ein Teil vom Jarrid Stein“, sagte Ana. „Das ist – oder war – ein großer Kristall, etwa so groß wie das Sofakissen hier. Ich habe gesehen, was davon übrig ist. Man hat Stücke davon rausgebrochen und in entlegene Winkel der Erde verschickt, tief unten im Meer, in der Hoffnung, Atlantis würde so einen Weg finden, mit denen oberhalb des Wassers zu kommunizieren. Oder mit anderen Atlantern, wenn und falls diese die größte ihrer Städte verließen.“

„Wie eine Flaschenpost. So in der Art“, sagte Fence.

„Wie viele Stücke?“, fragte Quent.

„Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht fünf. Aber wie kam dein Vater an dieses Stück?“

„Das weiß ich nicht. Ich nehme an, er fand es per Zufall. Oder vielleicht hat er eine Art von Wegweiser oder Karte entdeckt ... er war sehr reich und ihm standen viele Mittel zur Verfügung. Er gehörte zu einer Gruppe, die man den Kult von Atlantis nannte. Leute, die glaubten, dass Atlantis existierte, und die es finden wollten. Und anscheinend trat genau das ein. Und dann haben sie die Welt zerstört.“

Da nickte Ana. „Ja, ich habe die Geschichte, wie es dazu kam, gehört.“ Ihr Gesicht war ernst und ihre Augen wanderten für eine Sekunde zu Fence. Zum ersten Mal erblickte er da, wie ein Ausdruck des Ekels ihr Gesicht zur Grimasse werden ließ. „Sie reden darüber, dass es eine Art von Wunder war, ein großartiges und wunderbares Ereignis, das Aufsteigen.“

„Als die Stadt aus dem Meer hochkam?“, sagte Fence. Jetzt verdrehten sich ihm die Eingeweide.

„Die Emporgestiegene Stadt. Die Stadt, die sie seit Jahrhunderten bauten und vorbereiteten. Das ist, wo ich die meiste Zeit meiner ersten dreizehn Lebensjahre verbracht habe.“

„Dann liegt die Stadt nicht unter Wasser? Wofür hast du dann die Kristalle gebraucht? Können Atlanter außerhalb des Wassers atmen?“ Die Fragen kamen schnell, Quents Befragung war ein Echo von dem, was Fence dachte und wissen wollte – und beim Betrachten der Gesichter von Elliott und Zoë, auch ein Echo von ihren Gedanken.

„Außerhalb des Wassers können sie nicht lange überleben. Sie dürfen sich auch nicht allzu weit von der Energie des fließenden Wassers entfernen, oder die Kristalle sterben ab ... und dann sterben die Atlanter. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie abhängig von den Kristallen und jetzt können sie ohne diese nicht überleben. Selbst die Emporgestiegene Stadt ist aus diesem Grund absichtlich von Wasser durchzogen – Straßen, Teiche, überall. Sie leben halb im und halb außerhalb des Wassers, während sie versuchen sich weiterzuentwickeln ... ich denke mal, das Wort trifft es ... sich so zu entwickeln, dass sie wieder an Land leben können, ohne auf den Ozean beschränkt zu sein.“ Ana wandte sich Quent zu. „Wie um alles in der Welt, hast du den Stein von deinem Vater bekommen?“

Quent lächelte ohne die Spur von Humor. „Ich habe ihn gestohlen.“

Da kam Fence ein Gedanke, ein übler Gedanke. „Ana, erzählst du uns gerade, dass sie den Aufenthaltsort und die Gegenwart des Kristalls ausfindig machen können?“

Sie zuckte die Achseln, schaute ihn an, als sie eine dicke Locke Haar nach hinten schob. „Ich bin mir nicht sicher... Sie haben mir nicht viel erzählt, auch wenn...“ Ihre Stimme wurde immer leiser. „Aber die Reaktion meiner Kristalle auf den großen da könnte bedeuten, dass es einen Weg gibt, seinen Aufenthaltsort zu erspüren. Sie sind alle miteinander verbunden, die gesamte Energie davon. Ich befürchte, meine Kristalle haben den großen da aktiviert oder irgendwie erweckt, oder dass er meine erweckt hat – denn ich habe seine Energie gespürt – und wegen dem werden sie uns jetzt aufspüren. Wenn es noch andere Kristalle von der Energiequelle des ursprünglichen Kristalls aus Atlantis gibt, könnten die jetzt auch aktiviert sein und genau jetzt glühen.“

„Du und George seid geflohen? Warst du eine Gefangene?“, fragte Fence.

„Ich wollte nicht bei ihnen bleiben“, sagte sie.

„Und deine Mutter? Du hast mir erzählt, sie wäre aus Atlantis.“

„Sie starb. Und Dad und ich gingen fort.“

Fence hatte das Gefühl, dass die Geschichte nicht halb so einfach gewesen war, aber jetzt war offensichtlich nicht der Augenblick, um tiefer zu graben.

„Habt ihr irgendwelchen Kontakt mit Atlantis gehabt, seit ihr da fort wart?“, fragte Elliott.

Ana schüttelte schnell den Kopf. Zu schnell, dachte Fence. „Nein. Ich habe dir gesagt, ich will da nicht zurück. Ich will nicht, dass die wissen, wo ich bin – warum sollte ich mit denen in Kontakt sein? Ihr wisst ja offensichtlich, was sie getan haben.“

Logische Antwort. Aber eine nicht ganz ehrliche. „Dann musst du den Mann, der am Strand angespült wurde, erkannt haben. Ist das der Grund, warum du in diesem Teil vom Gebäude warst?“

Sie zögerte, dann erwiderte sie, „ich kannte ihn nicht sehr gut, aber – ja – ich habe ihn wiedererkannt. Ich wollte ... ihn nur noch einmal sehen“, sagte sie, wie zu ihrer Verteidigung. „Um zu sehen, ob ich erkenne, woran er starb.“

„Für mich sah das aus, als wäre er angegriffen worden“, sagte Fence. „Ein Hai oder ein anderes Tier aus dem Ozean.“

„Atlanter werden nicht so einfach von Meerestieren angegriffen“, sagte sie mit mehr als nur einer Andeutung von Spott in der Stimme. „Ich will damit sagen, sie leben miteinander. Irgendwie. Es wäre sehr ungewöhnlich. Der Ozean ist nur eine Erweiterung ihrer Welt ... wie der Wald und die Berge es für euch sind.“

Und urplötzlich schüttelte Ana den Kopf und ihr Miene wurde kühl. „Ich habe genug geredet. Ich denke, es ist an der Zeit für ein paar Antworten von euch. Zum Beispiel, wer zum Teufel seid ihr Typen denn? Und was ist das hier für ein Raum?“

Fence’ ungeniert lustvolle Betrachtung von Ana wurde noch einen Zacken verschärft durch seine Bewunderung – nicht nur wegen dem Ton in ihrer Stimme, aber die Art, wie sie sich zurücklehnte, als würde sie jetzt die Kontrolle übernehmen. Ein Teufelsweib. Ganz besonders in der Lage, in der sie sich gerade befand. Eine Frau, die in die Offensive ging, fand er ziemlich gut, selbst wenn das hieß, dass sie für einen Kerl mehr Arbeit war.

Klug. Tapfer. Mutig. Und sie kapierte seine Witze.

Das ganze verdammte Gesamtpaket ... hier neben ihm.

„Ich denke, wir sollten es ihr sagen“, sagte er mit einem Blick zu Elliott.

Der Arzt nickte leicht zur Bestätigung, aber dann fragte er, „in was für einem Verhältnis stehst du zu den Fremden?“

„Meinst du die Elite?“, sagte Ana. „Ich stehe in keinerlei Verhältnis zu ihnen. Ich will einfach allen aus dem Weg gehen, ok? Ich wäre genauso glücklich, wenn ich nicht hier wäre, insbesondere jetzt, wo euer verdammter Kristall nach zwölf Jahren meinen Aufenthaltsort verraten hat.“ Ihre Stimme war wieder angespannt. „Ich muss von hier weg.“

„Das weißt du nicht sicher“, setzte Fence an, aber er tauschte mit Elliott und Quent besorgte Blicke aus. Wenn die Aktivierung des Kristalls irgendwie den Kopfgeldjägern ihren Aufenthaltsort verraten hatte, oder den Elite oder den Atlantern ... waren sie verdammt ernsthaft am Arsch.

„Das Risiko will ich nicht eingehen.“ Sie versprühte Ärger wie Funken. „Wenn ich nicht so besorgt darüber wäre, was gerade im Ozean vor sich geht, wäre ich nicht einmal hier.“

Moment, Moment, Moo-ment. „Was meinst du damit, was im Ozean gerade vor sich geht?“ Der Raum vibrierte jetzt geradezu vor Spannung.

Ana lehnte sich wieder zurück, fuhr sich mit der Hand über die Stirn und fasste ihr Haar wieder zu einem Bündel hinten zusammen. „Ich weiß nicht, aber etwas stimmt nicht. Etwas passiert gerade, etwas anderes. Das war der Grund, warum ich das graue Zeug zu Hause habe – auch ich habe das noch nie zuvor gesehen. Und ich kenne das Meer, so wie ihr–na, die Gegend kennt. Euch an Land auskennt. Es gefällt mir nicht. Es fühlt sich an, als würde bald etwas passieren. Und nichts Gutes.“

Im Zimmer war es still geworden. Fence tauschte einen Blick mit Quent aus, der auf seine unausgesprochene Frage hin zustimmend nickte.

„Als wir von Glenway aus auf dem Weg hierher waren“, erzählte er ihr, „und ich dem Auto gefolgt bin, habe ich zwei Kopfgeldjäger belauscht. Sie haben erzählt, dass Envy zerstört werden würde. Und da sind wir gerade dran: Wir versuchen herauszufinden, was passieren wird. Was auch immer es ist, wir müssen es aufhalten.“ Er schaute Ana an und zum ersten Mal ließ er in seinen Augen die Sorge offen sehen. „Ich denke, dass du uns vielleicht helfen kannst.“

Sie blickte misstrauisch drein. „Was soll ich denn tun?“

„Wenn vom Ozean eine Bedrohung ausgeht, erkennst du das als Allererste.“

Sie nickte und sah weniger nervös aus. „Natürlich. Glaub mir, ich hatte bereits vor, dir – oder jemandem – davon zu erzählen, sollte ich etwas rausfinden. Aber ich weiß nichts sicher. Es ist nur, dass ich fühle, etwas stimmt nicht.“

„Schätze, du musst einfach wieder zurück in den arschgroßen Ozean“, schlug Zoë vor. „Sehen, was du so findest.“

„Ich werde nicht nach Atlantis zurückgehen, wenn du das damit meinst. Selbst wenn ich wüsste, wo ich es finde“, sagte sie kurz und bündig.

„Ok. Aber was denkst du denn, Ana? Du kennst sie“, sagte Quent. „Eine Unterwasser-Armee wäre das ganz Offensichtliche, oder eine Art Marine, wo wir gar nicht sehen, wie sie herankommen, bis es zu spät ist. Oder – verdammt nochmal, sie haben es einmal getan, sie könnten es wieder tun: Ein Tsunami, der die Stadt zerstört. Und wir hätten keine Chance das zu verhindern, selbst wenn wir vorgewarnt wären.“

„Wir wissen ja nicht einmal, ob die Atlanter hinter dem stecken, was auch immer Envy gerade bedroht“, sagte Fence noch einmal zu ihm. „Ich habe gehört, wie die Kopfgeldjäger über ein paar Typen geredet haben, die Bescheid wüssten. Zum Teufel, vielleicht sollten wir die Meute zusammentrommeln und ein paar Kerle namens Roofey und Kaddick aufspüren, um herauszufinden, was die wissen.“ Er sagte das halb im Scherz, als er seine Fingerknöchel knacken ließ, als ginge es in den Kampf.

„Kaddick?“ Anas Nachfrage kam wie ein Pistolenschuss. „Himmel, Barsch und Schwert. Kaddick, so heißt der Atlanter, den man am Strand gefunden hat.“

„Das ist kein gutes Zeichen“, sagte Fence. „Und es kann auch kein Zufall sein.“

Ana schüttelte den Kopf. „Da müsste ich auch verneinen.“

Sie biss sich auf die Lippen und lehnte sich zurück. Zum ersten Mal, seit man ihr die Augenbinde abgenommen hatte, sah es eher so aus, als würde sie nachdenken, anstatt einen Ausweg zu suchen. Ihr Blick irrte durch den Raum, auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Kampf ab und alle anderen schwiegen einfach, als würden sie spüren, dass sie Zeit zum Nachdenken brauchte.

Dann schaute sie Fence an. „Ja, natürlich werde ich helfen, aber ich brauche zuerst ein paar Garantien von dir.“

Eine Frau, die gerne verhandelte. Was ihn betraf, ging das in Ordnung. „Zum Beispiel?“

„Ich brauche Sicherheit – man darf mich hier nicht finden oder aufspüren, denn wenn sie das erfahren, dann werden sie mich holen kommen.“

„Nun, das ist mein Spezialgebiet.“ Fence grinste und legte sich auch gleich ein einladendes Lächeln zu. „Privatpersonenschutz ist mein–“

Ana lächelte ebenfalls, aber nicht über seinen Witz. Es war ein kühles, distanziertes Lächeln, das ihn an die Mona Lisa erinnerte. „Das habe ich nicht gemeint. Ich meine, ich muss wissen, wie man hier rein und wieder raus kommt.“ Sie machte eine Handbewegung zum Zimmer hin. „Ihr habt eure Geheimnisse und ich meine ... und es ist nur fair, wenn ich eure kenne. So kommt niemand in Versuchung den anderen zu verraten.“

„Druckmittel“, sagte Quent mit ausdrucksloser Miene.

Zoë schüttelte entrüstet den Kopf. „Ich kann Scheiße nichts dagegen tun, ich mag sie wirklich.“

„Es ist nur fair. Ich habe euch vertraut, ich habe euch Sachen gesagt, die musste ich euch nicht erzählen – jetzt müsst ihr mir vertrauen. Und“, fügte sie mit einem Blick zu Quent hinzu, „halt mir den verdammten Kristall da vom Leib. Wir haben keine Ahnung, was für eine Kraft da drin steckt. Es ist vielleicht schon zu spät.“

 

~*~

Ihr Kristall brannte.

Remy machte gerade ihren Abendspaziergang mit Dantès und nutzte die Zeit alleine, um darüber nachzudenken, wann und wie sie Yellow Mountain verlassen würde. Die Welt war in immer längere Schatten getaucht und im Westen war schon ein halber Mond aufgegangen.

Zuerst hatte sie außer einem Zwicken unten an ihrem Bauch nichts bemerkt. Dann wurde das Zwicken zu einem Pochen und innerhalb der letzten zehn Minuten war das Pochen stärker, heftiger geworden. Und auch stechender.

„Was ist das denn?“, sagte sie laut und hob ihr Hemd hoch, um nachzuschauen. In den zwanzig Jahren, die er in ihrem Besitz war, hatte ihr Kristall noch nie etwas Derartiges getan.

Was zum Teufel?

Remy starrte auf ihren Nabel runter, wo der blass-orangene Kristall durch die feingearbeitete Gold- und Silbereinfassung an Ort und Stelle gehalten wurde. Das zierliche, komplizierte Metallgeflecht war an vier Stellen in ihrem Nabel gepierct worden, um den daumennagelgroßen Kristall zu fixieren – und das kunstvolle Design diente dazu, von dem orangenen Stein abzulenken.

Aber jetzt sah sie durch das ineinander verwobene Geflecht der Metallfäden, wie ihr Stein glühte.

Und er verbrannte sie, versengte ihr die Haut.

Dantès kam krachend durch die Büsche gesprungen, nach einer begeisterten Hatz wegen irgendeinem Geräusch oder Geruch. Als sie ihn nicht grüßte, blieb er stehen und schaute zu ihr hoch, während sie immer noch auf den Stein und die ansteigende Hitze runterstarrte. Ein plötzliches Zischen überrumpelte sie und sie fauchte unbewusst vor Schmerz.

Ihr Herz hämmerte. Remy versuchte die Klammern zu lösen, die sich wie kleine, zierliche Klauen krümmten – aber ihre Hände stellten sich mit den komplizierten Verschlüssen ungeschickt an und von ihrem Blickwinkel und von dieser Entfernung aus, konnte sie das auch nicht gut erkennen. Es lag Jahre zurück, dass sie einmal Gelegenheit gehabt hatte, den Stein abzunehmen, und selbst damals hatte sie Probleme gehabt und Hilfe gebraucht.

Der glühende Schmerz verstärkte sich und sie war am Verzweifeln. Aber die Hitze verkohlte ihr jetzt die Fingerspitzen, lief an den Drähten entlang und zischte, wo es die Haut berührte. Sie konnte ein schmerzerfülltes Stöhnen nicht unterdrücken, als sie versuchte, die Drähte rauszubiegen.

Remy fiel rückwärts gegen einen Baum, schürfte sich den Arm auf und ließ sich langsam zu Boden gleiten. Vielleicht konnte sie im Sitzen besser sehen und einen Weg finden, wie sie das Ding herauspulen konnte. Aber der Himmel verdunkelte sich und trotz dem Licht von dem Kristall her, strahlte er nicht hell genug, um allzu viel Licht zu spenden.

Der Schmerz wurde unerträglich und jetzt war sie panisch, versuchte ihn aus ihrer Haut herauszureißen, heulte fast vor Schmerzen. Sie ertrug es fast nicht, ihn mit Händen anzufassen, und fing an nach einem Stock zu suchen. Und wenn sie ihn rausreißen musste, sie würde es tun. Egal was, nur diesem Schmerz hier ein Ende machen.

Auf einmal war jemand da, hockte neben ihr, wo sie keuchend zusammengebrochen war, die Hände um den Bauch verkrampft, vor Schmerzwellen geradezu zitternd, und reichlich Tränen im Gesicht.

Die feuchte Nase von Dantès stupste ihr ins Gesicht, als jemand sanft, aber entschlossen ihre Hände von ihrem Unterleib wegzog.

„Was zum – Himmel Herrgott.“ Es war Wyatt. „Ich glaube, das qualmt schon.“

„Hol ihn raus“, schaffte sie zu keuchen und es war ihr in ihrer Pein jetzt egal, dass Dantès ausgerechnet ihn zu Hilfe geholt hatte. „Schneid ihn raus, reiß ihn raus ... hol ihn einfach raus.“ Ihre Stimme stieg vor Verzweiflung schrill an.

„Wenn du mal still hältst“, murmelte er. Er schob ihre Hände beiseite, als diese wieder automatisch dorthin zurückkehren wollten, um den Schmerz zu lindern. „Gott verdammt.“ Diesen Fluch stieß er aus, als er selbst an den Drähten herumfummelte, sich dabei dicht über ihren Bauch beugte, während sie auf der Erde lag und versuchte, sich nicht wieder in Fötalstellung einzurollen und auch nicht ständig wie ein Kleinkind zu wimmern. „Das ist gesichert wie Fort Knox“, sagte er entnervt.

„Dann reiß es raus“, sagte sie mit einem unterdrückten, verzweifelten Schrei, die Augen geschlossen. Sie konnte kaum atmen: Ihr ganzer Leib drehte sich nur noch um ihren Mittelpunkt, ihren Nabel, von wo der anschwellende Schmerz immer stärker wurde und sich ausbreitete. Sie spürte, wie Haut und Muskeln sich verkrampften, Hitzebläschen sich bildeten, die Haut ganz ausgetrocknet von diesem Schmerz. Und sie roch den verbrannten Geruch davon.

Seine Hände wanderten rasch über ihren nackten Bauch. Sie fühlten sich kühl an und es gelang ihm einen Finger zwischen eingefassten Stein und Haut zu bekommen, was ihr etwas Erleichterung verschaffte. Sie war sich nicht sicher, wie er es anstellte, aber auf einmal fühlte sie ein scharfes Drehen und ein paar kleine Zerrbewegungen, und dann spürte sie, wie die Drähte sich lösten und ihre angespannte Haut sich entspannte ... und schließlich verschwand auch diese sengende Hitze.

Als Remy die Augen öffnete, hielt sie sich immer noch den Magen. Wyatt hockte immer noch neben ihr auf der Erde. Er hielt den Kristall in der einen Hand und blickte abwechselnd auf den immer noch orange glühenden Stein und dann auf sie. Hin und her.

„Wir müssen nach dieser Verbrennung da schauen lassen“, sagte er nur. „Aber wenigstens ist die Haut nicht aufgeplatzt.“

Sie schaute an sich runter und konnte bis auf einen schwarzen Fleck um ihren Nabel nichts erkennen, der aber auch ebenso gut von den Schatten herrühren konnte wie von den Verbrennungen. Es tat immer noch weh, was kein gutes Zeichen war. Aber es blutete nicht, was ein Zeichen dafür sein könnte, dass er ihr das Ding nicht aus der Haut gerissen hatte.

Und auf einmal wurde ihr klar, dass er den Kristall in seinen Händen hielt. Ihren Kristall. Ihr Großvater hatte ihr aufgetragen genau den mit ihrem Leben zu verteidigen falls nötig.

Und er glühte immer noch. Was war nur los damit?

Es schien beinahe so, als hätte man ... ihn eingeschaltet.

Sie versuchte sich den Anschein zu geben, es wäre nicht wichtig, und streckte ihm die Hand entgegen. „Danke.“

Sie wünschte, sie könnte in dem abnehmenden Licht Wyatts Gesichtsausdruck besser erkennen. Da er nach unten blickte und sie beide von Unterholz und Bäumen umgeben waren, war ihr Eindruck lediglich einer von dunklen Augenbrauen und Augen, die im Schatten lagen. Und der kantigen Linie seines Kiefers.

„Was ist das?“, fragte er und ließ den Kristall in ihre Hand fallen. Dabei beschrieb der Stein einen gold-orangenen Lichtbogen.

Remy schrie fast auf, als die Hitze sie erneut verbrannte. Sie hatte angenommen, das Glühen wäre weniger heiß, und vielleicht war es das auch ... aber nicht sehr viel weniger. Glücklicherweise war die Haut ihrer Handflächen rauer als die zarte, elfenbeinfarbene Haut an ihrem Bauch.

Aber sie hatte ihren Stein wieder und die Erleichterung, dass das so leicht gewesen war, übertrumpfte diese kleine Unbequemlichkeit. Sie stopfte ihn in eine Tasche ihrer Shorts und spürte noch durch die verschiedenen Stofflagen, wie er Hitze verströmte.

Dantès schien ihre Erleichterung ebenfalls aufzufallen und er stieß ihr mit der Nase sanft ins Gesicht, leckte sie mitfühlend ab und wandte sich dann um, um das Gleiche bei Wyatt zu tun, der immer noch auf der Erde hockte.

Der Mann lachte auch dann noch, als die Begeisterung von dem Hund ihn fast umstieß.

„Braver Junge“, murmelte er und streichelte Dantès mit beiden Händen aus Leibeskräften. Die Zunge hing dem hechelnden Hund fast auf dem Boden, so glücklich war er hier eingekeilt zwischen den beiden Menschen, die er über alles liebte. Remy konnte die Hitze seines Atems geradezu spüren, als er sich zu ihr drehte und ihr einen nassen Kuss auf die Nase klatschte.

„Vielleicht passt es ihr nicht in den Kram, aber das hast du gut gemacht, als du mich geholt hast.“ Wyatt redete immer noch mit Dantès.

„Danke für deine Hilfe“, sagte Remy da noch einmal und reichlich steif. „Es tut mir Leid, wenn ich ungnädig war.“

„Ungnädig?“ Von Wyatt ertönte da ein Prusten. „Ah, ihre königliche Hoheit spricht. Und dann noch ein grobes Understatement. Du musst mir nicht die Füße küssen, aber mal dir doch einfach mal aus, was passiert wäre, wenn Dantès mich nicht gefunden und hergebracht hätte.“

Ihre Königliche Hoheit?

„Ich dachte, ich müsste es mir rausreißen“, gab Remy daraufhin zu. „Danke, dass du es rausgekriegt hast, ohne zu Gewalt zu greifen.“

Wyatt hob etwas auf und schleuderte es in die Nacht und Dantès setzte dem direkt hinterher.

„Was ist es denn genau?“, fragte er noch einmal.

„Ein Schmuckstück“, antwortete sie. Da wäre sie dann aufgestanden, aber sein Arm kam wie ein schmaler Schatten hervorgeschossen und packte sie am Handgelenk.

„Herrgott nochmal, Remy, hältst du mich für einen Idioten?“ Er hielt sie weiterhin fest gepackt und in der Dämmerung ringsum bohrte sich sein Blick in den ihren.

Das war’s dann wohl. Entweder sie erzählte jetzt einen Teil der Wahrheit oder ... oder ihr fiel eine richtig gute Lüge ein. Eine richtig gute Lüge.

„Und denke dir jetzt ja keine Lügengeschichten aus“, sagte er. „Du schuldest mir eine Erklärung, das ist das Mindeste.“

„Ich schulde dir gar nichts“, sagte sie abweisend und ergriff die Möglichkeit, hier eine Ausflucht zu finden. „Ja, du bist dazu gekommen und hast mir geholfen, aber ich gehe mal davon aus, weil du so ein guter Mensch bist. Du bist vielleicht ein Hanswurst“, fuhr sie fort – das bezog sich auf ihren Spitznamen für ihn, den sie ihm verpasst hatte, bevor sie seinen richtigen Namen kannte –, „aber rumzustehen und zuzusehen, wie jemand Schmerzen hat, dafür bist du einfach nicht der Typ. Genau wie damals, als du mich unter dem Truck von Seattle hervorgezerrt hast.“

Einen Moment lang herrschte nur Schweigen.

„Das hast du echt drauf“, sagte er. „Dein Pech, dass ich es noch besser drauf habe. Also. Sagst du mir jetzt endlich, warum sich ein Kristall, der glüht, in deinem Besitz befindet, oder muss ich davon ausgehen, dass du eine Bedrohung darstellst, die man besser einsperrt?“

„Einsperrt? Dann wärst du keinen Deut besser als Seattle, wenn du mich zu deiner Gefangenen machst.“

Seine Hand wurde da zu einem schmerzhaften Schraubstock. „Netter Versuch“, sagte er und lockerte seinen Griff ein ganz kleines bisschen. „Aber zwei Sätze vorher, hieß es bei dir, ich wäre nicht der Typ dafür.“

„Dann lag ich wohl falsch.“

„Oder vielleicht siehst du die Dinge mal aus meiner Perspektive. In den letzten paar Monaten hast du schließlich auf mich geschossen. Aus kurzer Distanz, möchte ich noch hinzufügen. Mir eine Schlange ins Gesicht geworfen. Und jetzt weichst du meinen Fragen aus, die ich aus gutem Grund stelle, nachdem ich dich aus einer sehr schmerzhaften und schwierigen Situation gerettet habe. So handelt doch nur jemand, der etwas zu verbergen hat.“

„Erstens, ich habe dich gewarnt, dich nicht zu bewegen. Zweitens habe ich nicht auf dich geschossen. Ich habe auf die Wand hinter dir geschossen – genau auf den Punkt, auf den ich gezielt habe. Und drittens, die Schlange war ein harmloses Ablenkungsmanöver, damit ich fliehen konnte–“

„Das hat die Schlange wahrscheinlich anders gesehen. Und du hast damit nach mir geworfen, als ich auf einer Treppe stand. Gar nicht nett.“

„Ja ja, ich war auch dabei.“

„Wie konnte mir das nur entfallen.“

Zu ihrer Verwunderung ließ er ihre Hand los. „Was geht hier vor, Remy? Hast du denn immer noch nicht kapiert, dass wir dir nichts antun wollen? Dass wir dir vielleicht helfen können?“

„Ich sehe keinerlei Veranlassung anzunehmen–“

„Wir wissen, du bist die Enkelin von Remington Truth. Und es gibt dich immer noch, du bist in Sicherheit. Bei uns. Wir haben dich nicht an die Kopfgeldjäger oder die Zombies übergeben. Sagt dir das denn gar nichts?“

„Es sagt mir, dass ihr noch nicht herausgefunden habt, was ihr mit mir anstellen wollt“, schaffte sie noch zu sagen. Sie knirschte mit den Zähnen und das Herz hämmerte ihr so sehr, dass sie kaum Luft holen konnte ... aber sie kämpfte um ihre Selbstbeherrschung.

„Wenn es nach mir ginge ... mir würden schon ein paar Dinge einfallen, die man mit dir anstellen könnte.“ Seine Stimme klang ... anders.

Da blieb Remy das Herz kurz stehen und ihr Körper wurde plötzlich überall ganz heiß. Und ihre Gedanken schossen in Körpergegenden, wo sie nichts zu suchen hatten – heiß, tiefrot, herrliche Gegenden. Mit Wyatt drin.

Und dann war Dantès auf einmal wieder da, sprang krachend durchs Unterholz und sie stolperte von ihrem Möchtegern-Kerkermeister weg, als der Hund auf sie zugerannt kam.

Damit war die Entscheidung gefallen. Sie musste sich und ihren Kristall von hier fortbekommen, weg von Yellow Mountain, weg von diesen Leuten. Und ganz besonders weit weg von Wyatt.

Als sie zum Haus zurückeilte und diesen Verräter von Hund Dantès mit seinem neuen Freund zurückließ, hörte Remy in der Ferne das ihr wohlbekannte Stöhnen der Zombies.

Ruuu-uuthhh ... ruuuuuuthhh.

Sie riefen nach ihr. Truth.

Remington Truth.

 

~*~

Ana hätte Fence und Quent von ihrer Kontaktaufnahme zu Darian erzählen können, aber auch als sie sich bereit erklärten ihr zu zeigen, wie man in den Computerraum reinkam, war sie immer noch nicht ganz so weit, ihnen all ihre Geheimnisse zu offenbaren. Sie hatte ihnen bereits erzählt, dass sie mit Atlantis keinen Kontakt mehr aufgenommen hatte, seit sie vor zwölf Jahren von dort fortgegangen war – aber das entsprach natürlich nicht ganz der Wahrheit.

Sie war mit Darian zusammen gewesen.

Außerdem ... sie musste abwarten und sehen, ob ihr Ex-Liebhaber auf das Zeichen Antwort gab, das sie ihm in dem Briefkasten hinterlassen hatte. Sie war sich sicher, dass er es vorhatte – denn warum hätte er sonst den ersten Schritt gemacht – aber er würde vielleicht keine Informationen haben, die ihnen helfen könnten.

Es gab solche Informationen vielleicht gar nicht.

Sie lagen mit dieser Bedrohung von Envy vielleicht alle ganz falsch.

Obwohl Ana das nicht so recht glauben wollte. Sie bestand darauf, die unterirdische Kammer zu verlassen, um nach ihrem Vater zu sehen, aber ihr wahres Motiv war, wieder nach oben zu kommen und weg von dem Stück aus dem Jarrid Kristall. Wo sie atmen konnte.

Auch wenn ihre Kristalle anscheinend nicht mehr auf die Nähe des faustgroßen Kristalls reagierten, wollte sie kein unnötiges Risiko eingehen.

Und sie würde Fence und seinen Freunden auch noch nicht jetzt sofort verklickern, dass sie ihnen wahrscheinlich dabei helfen konnte, den Stein richtig einzusetzen. Sie durfte nicht riskieren, denen in Atlantis ihren genauen Aufenthaltsort zu verraten. Die Leute also, die sie so dringend wiederhaben wollten.

Sie blieb lange genug bei ihrem Dad, um seinen Jammertiraden zuzuhören, dass man ihn nicht länger auf der Krankenstation behalten müsste und was das überhaupt sollte und wo waren seine Petrischalen ... aber dann kam Flo rein und urplötzlich versiegte das Gejammer.

Und er hörte Ana nicht mehr zu, sondern redete nur noch mit der älteren Frau.

Na dann.

Ana konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen und sie schlüpfte aus dem Zimmer ... und wäre fast gegen Fence geprallt.

Die jähe Freude, ihn so plötzlich, so unerwartet wiederzufinden versiegte auch sehr rasch. Eine Gelegenheit ergibt sich, hmm?

Und da-dam, Mädel. Du ergibst dich auch gleich mit. Shit.

„Hey“, sagte Fence und schenkte ihr dieses lässige, breite Grinsen, das ihr Inneres zu Brei werden ließ. „Was für ein Zufall. Du, hier.“

Sie bewahrte eine ausdruckslose Miene, erinnerte sich immer wieder daran, wütend auf diesen Mann zu sein, der – erstens – sie dazu gebracht hatte, ihr größtes Geheimnis zu verraten und sich damit in Gefahr zu bringen; zweitens, aus ihr faktisch eine Gefangene gemacht hatte; und drittens, sie als Gelegenheit bezeichnete.

Und dann war da das Riesenarschloch, der am Strand so frech geworden war.

Aber irgendwie ... die Erinnerung, wie er neben Tanya kniete und ihr eine unglaublich liebe Entschuldigung versprach, stieg vor ihrem inneren Auge auf. Und all die Liebe und Hingabe auf seinem Gesicht, als er ihr auf der Reise von Glenway hierher all diese Dinge zeigte, seine wunderbare Erzählung, ohne einmal zu zögern, was ihr verriet, dass er seine Welt ebenso sehr liebte, wie sie ihr Meer liebte.

„Ich, hier?“, sagte sie und hielt ihre Stimme ganz bewusst kühl. „Wie seltsam kann das denn sein?“

„Seltsamer als ein grünes Marsmännchen“, entgegnete er ihr, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber seine Augen leuchteten einladend und er schnurrte, „wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich vermuten, dass du mir nachsteigst, nur um wieder an einen dieser Wackelpudding-Knie-Küsse zu kommen.“

Es bestand überhaupt kein Zweifel, was ihm hier vorschwebte, und diese Erkenntnis füllte Anas Magengrube mit köstlichem Geflatter.

Trotzdem setzte sie einen überraschten Gesichtsausdruck auf, „Hmm. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.“ Und lächelte, breit, aber noch nicht hundertprozentig einladend, und versuchte dann, an ihm vorbei zu schlüpfen.

Er hob seinen Arm, um ihr den Weg zu versperren. „Nun, ich hab’ mich so gefragt, was du jetzt vorhast.“

„Jetzt?“, sagte sie und blickte sich um. Sie wollte sichergehen, dass niemand in Hörweite war. „Jetzt ... nachdem man mich befragt und zur Gefangenen gemacht und gezwungen hat, meine Sicherheit aufs Spiel zu setzen?“

Er öffnete den Mund. Um zu antworten, aber musste es sich dann anders überlegt haben, denn er glitt stattdessen in ein warmes Lächeln rüber.

Das machte sie ziemlich stinksauer, dass er dachte, er könnte sich mit seinem Charme ihr Wohlwollen erschleichen – und andere Dinge womöglich noch dazu. Nur mit einem Lächeln und heißen Blicken. Aber was sie noch viel, viel stinksaurer machte, war, dass es verflixt und zugenäht funktionierte.

Was war es nur an diesem Mann? Er war so viel mehr als nur ein sexy Lächeln und Doppeldeutigkeiten ... warum verdammt nochmal musste er sich dahinter verstecken? Hinter diesem oberflächlichen Charme?

Sie zwang sich, innerlich einfach still und leise empört zu bleiben, und gab sich dann ganz unschuldig und sprach mit großen Augen wie beiläufig zu ihm: „Tja ... ich dachte gerade daran, schwimmen zu gehen. Hast du Lust mitzukommen?“

Ein Zucken in seinem Lächeln war das einzige Anzeichen, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, aber er fing sich gleich wieder. „Hmmm ... nasse, nackte Haut“, sagte er, seine Augen jetzt zudringlich und warm. „Gute Idee ... aber wie wäre es, wenn wir das Nass da weglassen? Oder vielleicht sollte ich sagen, erst einmal feucht, statt nass ... denn ... du weißt schon ... ein bisschen nasse Haut könnte schon dabei sein.“

Irgendwo unter all der flatternden Hitze, die sie nicht mehr unter Kontrolle hatte, ging Ana auf: Wenn irgendein anderer Kerl so etwas zu ihr gesagt hätte, hätte es sie angewidert und wütend gemacht und absolut abgetörnt.

Aber so war das mit Fence eben, verdammt. Er sagte solche Dinge und er bekam exakt die Reaktion, die er sich offensichtlich erhoffte. Auch wenn sie ihn am liebsten angefaucht hätte und dann voller Verachtung wegstolziert wäre ... er war wie ein Magnet. Und sie steckte fest.

Genau hier. Verführte sie.

Und dann kam ihr auf einmal ein Gedanke. Er hatte ihre Kristalle gesehen. Er wusste, sie stammte aus Atlantis.

Sie musste es nicht mehr vor ihm verstecken. Verdammt. Heiß.

Jetzt schenkte Ana ihm ein einladendes, verführerisches Lächeln. „Ein bisschen feucht?“, sagte sie und beobachtete, wie die Pupillen in diesen dunklen Geheimniskrämer-Augen plötzlich weit wurden. „Ist das ein Versprechen?“

„Dein Wunsch ist mir Befehl“, sagte er und ließ weiße Zähne aufblitzen, als er ihr dieses Riesenteil von Arm aus dem Weg nahm. Und ... ganz plötzlich sah sie, wie der Lack, der charmante Lack etwas abblätterte und ihr die Wirklichkeit zeigte. Eine echte Emotion da drin, tief unten in seinen Augen. Stark ... verunsichert ... warm.

Bei diesem Blick flatterte ihr Magen noch mehr.

„Bei dir oder bei mir?“, fragte er.

Ana war sich im Klaren darüber, dass ihr Herz jetzt schneller schlug, dass ihr Magen sich mit diesem flattrigen Gefühl der Vorfreude füllte. „Was näher liegt.“

„Bei dir“, sagte er und kam langsam auf sie zu.

Es war sonst niemand hier, also wehrte sie sich nicht, als er sie langsam gegen die Wand hinter ihr schob und seinen Mund auf ihren legte. Lippen, Zunge, glatt und warm, hungrig und eine einzige Verheißung ... und dann löste er sich. „Na, wackeln deine Knie schon?“, murmelte er, während er ihr eine Locke von der Schläfe nach hinten strich.

„Absolut gar nicht“, sagte Ana, die versuchte, nicht ganz so atemlos zu klingen, wie sie sich fühlte, „Ich denke, da musst du dich noch etwas ins Zeug legen.“

Seine Augenlider fielen noch tiefer runter. „Oh, das werde ich, Zuckerstück“, sagte er mit tiefer, gedehnter Stimme. „Da kannst du deine sexy Kristalle drauf verwetten.“

Fünf Minuten später war er schon auf dem besten Wege, seiner Angeberei Taten folgen zu lassen.

Schon bald befanden sie sich in ihrem Zimmer, die Tür hinter sich fest geschlossen und irgendwie hatte er sie zwischen weiteren langen und intensiven Küssen zum Bett hin bugsiert. Die Matratze stieß Ana hinten gegen die Beine und sie musste sich an seine Schultern klammern, um nicht umzufallen.

In dem Moment fiel ihr auch ein, dass das hier jetzt das erste Mal war, wo sie mit einem Mann intim wurde und sich nicht im Ozean befand. Normalerweise half ihr das Wasser dabei, auch mit ihrem verkrüppelten Bein aufrecht zu bleiben ... und mengte dem ganzen Abenteuer auch noch seinen salzigen Geschmack und sanfte Schwingungen bei.

„Optimal durchdacht“, murmelte Fence, als er sich an die Knopfleiste vorne an ihrem Hemd runter machte. „Sofortiger Zugang.“ Seine warmen, trockenen Hände glitten unter ihr offenes Hemd und er bedeckte ihre Brüste mit großen Handflächen. „Und kein BH“, fügte er mit einem dankbaren Stöhnen hinzu.

Ana erschauerte, als seine Daumen ihre harten, empfindsamen Brustwarzen fanden. Sie bestand nur noch aus Hitze, als er dort kleine Kreise beschrieb, wieder und wieder, mit unglaublich zarten Streichelbewegungen, während er sich herunterbeugte, um die weiche Haut an ihrem Hals zu küssen. Ihre Knie waren schon Wackelpudding, aber das hinderte sie nicht daran, ihm das Hemd hoch und aus der tief geschnittenen Jeans, die er anhatte, raus zu ziehen. Unter dem Baumwollstoff legte sie ihm die Hände flach auf seine breite, warme Brust.

Dann verlagerte er sein Gewicht und riss sich mit einem kleinen Lächeln das Hemd von den massigen, dunklen Schultern. „Besser so?“, fragte er und schaute sie an, dann runter auf ihre Hände an seiner Brust.

Sein Oberkörper war so unglaublich groß und – konfrontiert mit solcher Schönheit – wurde Ana der Mund ganz trocken. Auch wenn sie an einer Hand die Finger ganz weit spreizte, so umfasste das kaum einmal einen seiner Brustmuskel.

„Naja, ... noch ein bisschen Training vielleicht“, antwortete sie und kam näher, um ihm einen Kuss auf die kleine Erhebung aus Muskeln und Knochen nahe an der Einbuchtung unten an seinem Hals zu pressen. Er schmeckte warm und frisch, ein wenig salzig. Und glatt. Sein Herz schlug wild unter ihren Lippen und sie musste einfach noch ein bisschen knabbern. Es war anders ... und erotisch ... die Haut von einem Mann zu kosten, der nicht gerade im Salzwasser schwamm, kühl und glatt.

Fence lachte da leise und sie fühlte diesen tiefen Bass in seiner Brust brummen. „Ich werd’ mich gleich dranmachen. Aber vorher...“ Seine Stimme war so leise, dass sie fast nicht zu hören war. „Will ich dir etwas zeigen, was man gar nicht mehr verbessern kann.“

Seine Hände lagen auf ihren Schultern und Ana ließ sich von ihm nach rechts drehen, so dass sie jetzt zur anderen Seite des Raumes blickte, dann ließ sie ihn ihr Hemd abstreifen. Nachdem er es auf den Boden geworfen hatte, stellte Fence sich hinter sie und sagte, „schau nur.“

Ana blickte hoch und fand sich einem Spiegel gegenüber wieder, genau gegenüber von ihnen. Sie war von der Taille auf nackt, darunter nur eine jetzt verdächtig locker sitzende Jeans, die seltsamerweise schon aufgeknöpft war und den Blick auf ein kleines Dreieck von Unterhose freigab, sowie eine Andeutung von Hüftknochen. Ihr Oberkörper war fast so lang wie der von Fence, aber viel schmaler und mit Kurven an anderen Stellen. Ihre Kristalle blitzten dunkel auf in dem schummrigen Licht und ihre Brüste sahen aus wie zwei Tränen mit jeweils einem schwarzen Tupfen.

„Ist das nicht schlicht herrlich?“, murmelte er ihr ins Ohr, als seine großen Hände von hinten vor kamen, um sich um ihre Brüste zu schmiegen, die zwei zärtlichen Hände jetzt ganz voll.

Er streichelte mit seinen Daumen immer wieder über eine der Brustwarzen und die Widerspiegelung von diesem erotischen Bild hypnotisierte Ana geradezu. Kleine Schauer der Erregung kitzelten sie bis in ihr Innerstes. Das Licht in dem Raum bestand nur aus einer kleinen Tischlampe, die sie in der Nähe der Tür hatte brennen lassen. Die Lampe tauchte den Raum in einen warmen Schimmer, in dem ihre Haut wie poliertes Gold aussah. Seine dunklen Hände und die Breite seiner Schultern und seine muskelbepackten Arme brannten wie dunkle Bronze um sie herum und ihr Haar ergoss sich in weiteren Wellen von Gold und Bronze über seine Unterarme.

Sie streckte die Arme nach oben und schlang sie hinten um seinen Kopf, ihre Brüste streckten sich verführerisch nach oben. Sie spürte die Bewegung an seiner Wange und sah das Lächeln im Spiegel aufblitzen, als er beide Hände an ihrem Bauch entlang gleiten ließ und sie schließlich an ihren Hüften ankamen.

„‘S die reine Wahrheit ... das ist das heißeste, was ich je in meinem Leben gesehen habe“, sagte er leise in ihr Ohr, während seine Hände über die Kristalle rechts an ihrem Oberkörper strichen.

Seine Fingerspitzen streichelten ihre Haut mit kleinen Kreisen, wieder und wieder, runter und immer weiter. Immer wieder jagten ihr Schauer von Gänsehaut über den Leib. Sie konnte die Hitze nackter Haut spüren, die gegen ihre Schultern presste, und das mächtige Anschwellen hinter seinem noch geschlossenen Hosenschlitz, sowie die intensive, kribbelnde Antwort, die tief in ihr hochkam. Ana war es jetzt überall feucht und heiß, und als er seine Hände an ihrem Oberkörper immer schneller hoch und runterwandern ließ, dann wieder ihre Brüste fest packte, sie losließ, um ihre Brustwarzen zu necken, sank sie nunmehr völlig wehrlos, rückwärts gegen ihn. Ihre Hände umfassten seinen Kopf von hinten, streichelten lustvoll über die warme, glatte Haut, glitten nach vorne, um ihn an Schläfe und Wange zu streicheln.

Er beugte seinen Kopf zu ihrer Schulter runter, wobei er immer noch nach oben blickte, als er schon zärtlich an der schwachen Erhebung dort von Sehnen und Haut nibbelte. Mit der Zunge fuhr er an dieser Kurve entlang, seine Lippen feucht und warm, so ganz anders als die von Darian, und sie konnte das köstliche Schaudern nicht unterdrücken, das sie überall packte, wo sein Mund gewesen war.

Als er sich wieder ihrer Jeans zuwandte und genüsslich weitere Knöpfe öffnete, überkam Ana auf einmal Panik und sie versuchte sich in seinen Armen umzudrehen, um ihn direkt anzuschauen.

„Kommt nicht in die Tüte, Zuckerstück“, sagte er mit Nachdruck und hielt sie fest. Mit Blick in den Spiegel.

Seine langen Finger glitten unter den gelockerten Bund ihrer Jeans, unter ihr Höschen und weiter runter über ihre Hüften, und – unter ihren Augen – schob er beides mit einer weichen, geschmeidigen Bewegung nach unten.

Ana wollte eigentlich die Augen schließen, aber sie wusste: Das, was er sah, der Anblick ihres entstellten Beins, das musste auch sie sehen. Sie musste seine Reaktion beurteilen können, feststellen, wann seine Augen dorthin wanderten und ob sie darauf verweilten, außerstande wegzusehen. Mit Darian hatte es ihr nichts ausgemacht, denn im Wasser lag auch in ihren Bewegungen Schnelligkeit und Anmut ... aber hier und jetzt lagen die Dinge anders. Sie war ein Krüppel ... und das direkt neben einem so schönen Körper.

„Aahhh“, murmelte er ihr tief bewegt ins Ohr, als die Jeans runterglitt, zu einem Gewühl von Stoff an ihren Knien. „Ana.“ Er atmete ganz langsam aus, warm an ihrer Wange, und hielt sie einfach nur fest.

Die schöne Rundung ihrer Hüfte und die Stelle, wo ihre Oberschenkel eins wurden, zusammen mit dem dunklen Dreieck an jener Stelle, kamen jetzt zum Vorschein, aber Ana sah auf ihre linke Hüfte, wo diese in ihren Oberkörper überging. Das süße Anschwellen ihrer Lust war abgeebbt und alles, was sie jetzt noch sah, war ein Muster aus ineinander verschlungenen Narben, zackenförmigen Schnitten und verschrumpelter Oberfläche von beschädigter Muskulatur, die nie ganz verheilt war.

Entsetzen ergriff von ihr Besitz angesichts einer solch schaurigen Unvollkommenheit, aber bevor sie reagieren konnte, fuhren seine Hände schon die volle Länge ihrer Hüften entlang, runter über ihre Schenkel und wieder hoch – und die ganze Zeit hielt er sie so fest.

„Das nenne ich eine verrückte, verdammte Süße, Zuckerstück“, sagte er und hielt ihren Blick im Spiegel gefangen. Glitt mit seiner Hand zwischen ihre Beine. „Genau hier, Baby. Und ich habe vor, von allem hier naschen.“

Ana zitterte jetzt, als er mit den Fingern um sie herum glitt, in die Hitze und das Feuchte dort hinein. Ein lustvolles Aufbäumen überraschte sie und sie wollte sich weiter spreizen und ihm mehr Zugang verschaffen, aber die Jeans an ihren Knien hinderte sie.

Das tiefe Lachen von Fence grollte ihr noch in den Ohren, wieder blitzte dieses weiße Lächeln auf. „Lass mich mal“, sagte er und ohne die Hände wegzunehmen, hob er den Fuß hoch und zerrte ihre Jeans runter, bis auf den Boden.

Ana konnte sie jetzt wegkicken, zumindest an einem Bein, und als sie auf einem Bein hopste, nutzte er die Gelegenheit, um sich zwischen ihren Beinen mal richtig genüsslich umzutun.

„Oh!“, keuchte sie überrumpelt auf, als er sie fand ... oh, ja, er fand sie. Und seine Finger glitten so leicht in ihr heißes, angeschwollenes Zentrum hinein ... sie konnte die Nässe spüren, und jede winzige Bewegung, jedes kleine Necken, wurde dadurch noch verstärkt. Ana erstarrte, versuchte wieder ruhig zu atmen, als die kleinen Schauder jäh über sie kamen.

„Ich hatte dir doch ein bisschen nasse Haut versprochen“, sagte er ... aber auch seine Stimme klang weniger beherrscht als zuvor, etwas abgehackter und außer Atem. „Oder etwa nicht?“

Er hielt ihren Blick fest, während er sie im Spiegel beobachtete. Wegzuschauen war ihr unmöglich, als er streichelte und hineinglitt und drum herum, seine Finger selbstbewusst und zärtlich und absolut magisch. Er schien genau zu wissen, wie man lockte und neckte, und Ana spürte, wie ihr Körper sich anspannte, in dieser Hitze wegschmolz vor Lust, sich bereit machte zu explodieren. Sie sah seinen dunklen Armen zu, einer davon oben um ihre Brust gelegt und der andere vergraben zwischen ihren Beinen. Wie eine Art erotisches Fesselspiel, das sie rücklings an ihm festband.

„Komm schon, Zuckerstück ... ich will spüren, wie du zitterst, an mir erbebst“, flüsterte er. Ihr Blick begegnete seinem, sah die Hitze, die darin loderte, und sie spürte den wilden Ausstoß von seinem Atem in ihrem Haar, ihren Magen, der sich plötzlich zu einer wilden Spirale aufdrehte, ein fast schmerzhaftes Stechen ihren gesamten Körper erfasste.

Und dann dachte sie an gar nichts mehr, als er in genau die richtige Stelle reinglitt, genau den richtigen Punkt fand und den Rhythmus ... und dann war sie auf einmal nichts als ein langes, glückliches Stöhnen, ausgiebig, zitternd und bebend. Und an ihm explodierte.

Er hielt sie fest, murmelte ihr ins Ohr, sorgte dafür, dass diese Wellen von Lust noch lange andauerten ... und andauerten ... neckisch, lüstern, bis sie ihre herrliche, jubelnde Kapitulation hinausschrie.

Als sie die Augen wieder öffnete, standen sie immer noch vor dem Spiegel. Er stand immer noch hinter ihr, seine Augen immer noch lüstern und heiß, sein Mund zuckte, ein angespanntes, zufriedenes Lächeln, eine Hand strich wieder über ihre Kristalle, die andere strich eine Locke dichten Haares über ihre Schulter nach hinten.

„Also, das“, murmelte, „war, was ich eine echte Süße nennen würde.“

Sie hätte sich in seinen Armen umgedreht, aber wieder hielt er sie, genau wie sie war, gluckste leise auf seine aufreizende Art. Und dann kippte er sie schon sanft seitwärts auf das Bett.

Als sie rückwärts fiel und sich dabei in ihren langen Haaren verfing, streifte sie mit einer raschen Bewegung schnell die Jeans vom zweiten Bein und kam gut auf dem Bett zu liegen, während er sich nun auch die Hose aufknöpfte.

Er schaute sie an, als seine Hände runter in seine Hose und seine Unterhose hinein glitten und beides dann mit der gleichen geübten Bewegung abstreifte, mit der er schon sie ausgezogen hatte. Seine Erektion, voll und mehr als bereit, sprang hoch.

Woww.

Ihr stockte der Atem, als er sich restlos auszog. Sowohl sein glatter, straffer Bauch als auch die Rundung seines Hinterns leuchteten in dem gleichen satten Bronzeton, alles schlank und muskulös und groß. Groß und kraftvoll und breit.

Überall.

Ana hämmerte das Herz vor Verzückung und Vorfreude, als ihre Blicke sich erneut begegneten. Seine Augenwinkel kräuselten sich, als wollte er lächeln, würde es aber nicht ganz schaffen.

Als Nächstes war er schon da, neben ihr auf dem Bett. Sein Mund wanderte sofort zu einer ihrer Brüste und er ließ seine Zunge in gierigen, nassen Bewegungen um ihre Brustwarze kreisen ... dann ... dann zog er sie in einem langen, donnernden Rhythmus in seinen Mund, was ihr Innerstes in gleichem Rhythmus immer wieder vor Lust erschauern machte.

Weil sie spürte, wie ihr Körper sich wieder anspannte, erneut bereit war, streckte Ana ihren Arm nach unten zwischen sie, streichelte über den harten, flachen Bauch. Seine Haut zitterte genau so heftig wie die ihre und als sich ihre Finger um seine samtene, harte Länge schlossen, kam von ihm ein tiefes, unverhohlenes Stöhnen. Er war schwer und heiß, und sie konnte förmlich spüren, wie er in ihrer Hand pulsierte, als sie ein wenig fester drückte. Sein Stöhnen vibrierte an ihrer Brust und er hob den Kopf hoch.

„Wie wäre es mit noch ein wenig mehr von dem gleichen Nass, Zuckerstück?“, schlug er mit einem schiefen, angespannten Lächeln vor. „Entweder das oder du hast gleich ein echtes Desaster in der Hand.“

Sie lächelte und hätte ihm gleich noch einmal kräftig die ganze Länge gestreichelt, wenn er sich ihr nicht entzogen hätte. „Was machst du denn da?“, fragte sie, als er sich halb wegdrehte und nach seiner Hose griff.

Er machte etwas ... da ... und seine Hände beschrieben kurze, ruckartige Bewegungen ... und dann drehte er sich wieder zu ihr.

„Was...?“, wollte sie fragen, aber ihre Worte wurden von seinem Mund verschluckt, der ihren mit einem heißen, fordernden Kuss bedeckte.

Und dann zerstoben alle Gedanken und Fragen, als er zwischen sie reichte. Er streichelte sie einmal schnell und gezielt, bei dem lustvollen Schock blieb Ana der Atem weg ... und dann manövrierte er sich genau dort hinein, wo sie ihn haben wollte.

„So verdammt nass“, murmelte er, als er sich zwischen ihren Beinen bereit machte und...

„Ah“, seufzte sie und hob ihm etwas unbeholfen die Hüften entgegen, wobei sie sich stärker auf ihrer guten Seite abstützte.

„Ana, Grundgütiger, du schwimmst mir ja davon“, sagte er, seine Stimme an ihrem Ohr war ehrfurchtsvoll. „Süß, so süß, und glatt und nass“, sagte er und bewegte sich in ihr drin ... tief und langsam und süß.

Oh, Gott.

Ana schloss die Augen, fand seine Schulter und presste ihren Mund gegen diese starke Wand, als er sich bewegte ... sie so gänzlich ausfüllte, so groß und rhythmisch...

Er hielt sie ganz fest, drückte sie an sich, als er sich wiegte, lässig und langsam. Und dann kam sein Atem schneller und abrupter, seine heiße Brust, von Schweiß bedeckt, klebte an ihrer, der Rhythmus jetzt schneller. Ana löste sich von seiner Schulter, weil sie wieder Luft holen musste, und sie spürte die sicheren Anzeichen der ansteigenden Lust ... kurz davor, schon bald bereit erneut zu explodieren.

Als es dann geschah, schrie sie laut, und dann ließ er den Atem entweichen, den er bis dahin angehalten hatte ... und wenige Sekunden später stieß auch er mit einem letzten Zustoßen ein tiefes Stöhnen aus.

Und brach über ihr zusammen, zog sie dann aber auf sich, als er zur Seite weg fiel. Seine Brust hob und senkte sich in heftigen Atemstößen, wie nach einem Marathon. Sie schloss die Augen und ließ sich gelöst auf ihn fallen, ihr ganzes Wesen nicht nur voll von befriedigter Lust ... sondern auch voller erotischer, schmutziger Bilder von ihren ineinander verschlungenen Körpern.

Mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht schloss sie die Augen und bemerkte den Schmerz in ihrem Bein kaum.