KAPITEL ZEHN
Ana keuchte, als seine Lippen ihren Bauch zum ersten Mal sanft streiften, genau neben ihrem Nabel. Ihre Haut vibrierte mit kleinen Wellenschlägen, als Fence sie zärtlich, so unglaublich zärtlich küsste. Seine Zunge kam zum Vorschein, seine Lippen warm und voll, als er in kleinen, süßen Kreisen an ihrem Bauch entlang kostete und sie liebkoste.
Sie sank kraftlos nach hinten, gegen die Wand. Sie brauchte diesen zusätzlichen Halt und ihre Hand um das Messer löste sich nun restlos. Es fiel scheppernd zu Boden und das störte sie nicht einmal...
Er hielt sie an den Hüften sicher fest, als er mit seiner Nase ihren Hemdzipfel beiseite zog, während sein Mund sich neckisch über die leichte Wölbung ihres Bauches einen Weg bahnte. Das Kitzeln wie von zarten Federn ließ in ihr Hitze anschwellen, hinunterschießen. Dorthin, wo sie allmählich voll und warm und feucht wurde.
Ana hielt die Luft an, als er den Kristallen nahe kam, aber auch dort war er sanft und fing dann an, eine Spur hauchzarter Küsse genau oberhalb von ihrer Jeans überall an der Haut dort entlang zu beschreiben. Sie erschauerte unter diesen sanften Berührungen, ihr Atem jetzt rau – und ihre Hände ... sie zitterten und kamen schließlich auf seinen unbeschreiblich breiten Schultern zu ruhen. Heiß und breit und glatt wegen der Muskeln unter dem dünnen, enganliegenden Hemd, und bei ihrer Berührung kam auch er in Bewegung.
Als Fence bei den Knöpfen ihrer Jeans anlangte, hielt er kurz inne, dann ließ er ihre Taille los. Ein kleines Zerren, ein kleines Poppen und ein ... nein, zwei ... Knöpfe standen offen.
Irgendwo, weit unten in ihrem Verstand begraben, wusste Ana, dass sie protestieren sollte, aber sie fühlte sich schwach und wehrlos, eingelullt in diesen lustvollen Rausch. Ihr kleines Messer war ... irgendwo hier, aber nichts schien wichtig außer der herrlichen Wärme, die sich in ihrem Körper ausbreitete, das anschwellende Verlangen.
Fence kam wieder hoch und ehe sie sich’s versah, hatte er ihren Mund unter dem seinen: Lippen so voll und zärtlich, die sie verführten und in eine Welt der Sinnlichkeit lockten. Selbstsichere Hände wanderten gemächlich an der Kurve ihrer Hüften entlang, unter ihr Hemd. An ihrer Hüfte glitten sie sanft in die gelockerte Jeans hinein und beschrieben dort einen Bogen, um die obere Rundung ihres Hinterns zu fassen, als er sie dann abrupt an sich zog. Ganz an sich.
Und ... wow.
Tief aus ihrer Brust kam ein verzücktes Summen und sie spürte, wie sein Mund an ihrem grinste und dann war auf einmal die harte Wand hinter ihr, als er sich noch mehr an sie ran presste. Sie schlang die Arme um seinen Hals, umfasste seinen glatten Schädel hinten, presste sich gegen ihn.
Aber Ana verkrampfte sich nervös, als er ihre rechte Hüfte berührte, seine Hände glitten jetzt tiefer in ihre Jeans rein. Denn sie wusste, dass ihre Haut dort von hässlichen Narben überzogen war ... dann vergaß sie all das, als er seine Hüften erneut gegen ihre presste, sich drängend in sie hineinpresste. Der tiefe Klang, halb Lachen, halb Stöhnen, der da von ihm ertönte, sandte ihr ein scharfes Stechen der Lust durch den ganzen Körper.
Dann hörte sie plötzlich eine Stimme, sofort gefolgt von einem dumpfen, grollenden Geräusch und die Stimme wurde lauter. Mehr Licht fiel in ihre Ecke und Ana erstarrte zur Salzsäule, als sie begriff, dass die Aufzugstüren, die sie gerade versucht hatte zu öffnen, sich jetzt wirklich öffneten.
„– verrückte spatzenhirnige Ausrede, Einstein“, sagte ein Frau. „Ich kann es scheiß nochmal nicht brauchen, dass ich dir jedes Mal den Arsch retten muss, wenn ich dich mal für fünf Minuten aus den Augen lasse, egal wie knackig dein Arsch ist.“ Dann kam ein raschelndes Geräusch, vielleicht sogar eine kurze feuchtnasse Saugaktion... „Und das ist ein höllenmäßig knackiger Arsch.“
Fence stand ganz ruhig da, aber trotz Anas instinktiver Reaktion ihn wegzuschieben, um wieder zusammenhängend denken zu können, um hier Teufel nochmal schleunigst zu verschwinden, machte er nur einen lässigen Schritt nach hinten. Er schaute auf sie runter und ein kleiner amüsierter Funke glomm in seinen Augen auf, die immer noch ziemlich verdammt erregt aussahen.
„Alles klar“, erwiderte ein Mann, mit einer Stimme, die so knapp und dennoch zärtlich klang wie die der Frau sauer. „Nur, dass dein Lebenszweck darin besteht, mir den Arsch so oft wie nur möglich zu retten. Das hält dich am Laufen, Süße.“
Die Frau schnaubte nur und schien in dem Moment auch Fence und Ana zu bemerken. „Wer zum Teufel seid–oh, Shit. Fence, kannst du nicht einen anderen verdammten Ort dafür finden?“
Ana hatte inzwischen ihr Hemd wieder in Ordnung gebracht und ihre Gedanken unter Kontrolle. Ihr ging auf, dass ihr Partner – nun so mehr oder weniger – ihr einen Gefallen erwiesen hatte, als er nicht gleich zur Seite gesprungen war: So hatte er die Sicht auf sie verstellt.
„Tja, du kennst mich, Zoë“, sagte Fence mit eben jenem leisen Lachen in Bass-Tonlage, bei dem Ana kleine Schauer tief im Magen flatterten. „Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann ergreife ich sie mit beiden Händen und dem ganzen verdammten Rest von mir.“
Ana richtete sich auf. Was zum Teufel? Die Gelegenheit ergab sich?
Es war wohl eher ein brutales Herbeizerren, verdammt nochmal. Die letzten Reste von Lust waren jetzt verflogen und sie bewegte sich heimlich unauffällig fort ... aber der Arm von Fence war schon da und packte sie am Handgelenk.
Er warf ihr einen „nicht so hastig“ Blick zu, dann drehte er sich wieder zu dem Mann und der Frau, deren Name Zoë zu sein schien. Sie war eine schlanke, durchtrainierte Frau mit niedriger Geduldsschwelle, deren Körper unter Dauerstrom zu stehen schien. Ihr dunkles Haar war kurz und rund um ihr exotisches Mahagoni-Gesicht standen die Spitzen ihrer Locken in alle Himmelsrichtungen ab.
Ihr Begleiter war ein hochgewachsener, gutgebauter Mann mit blondem Haar. Er sah entspannt, gelassen und ordentlich aus – ein klarer Gegensatz zu der Frau, die er kurz zuvor anscheinend geküsst hatte. Er sah auch nicht wie ein Kerl aus, der eine Frau brauchte, um seinen Arsch in Sicherheit zu bringen.
„Ich bin auf der Suche nach Elliott“, erzählte Fence ihnen.
Zoë schnaubte. „Ja, genau so sah das für mich aus.“
Fence ließ ein Lächeln aufblitzen, das Ana noch mehr auf die Palme brachte. „Tja, wie ich sagte, eine Gelegenheit und so weiter und so fort. Wir müssen ihm ein paar Dinge erzählen. Und du auch.“ Dabei packte er Ana ein wenig fester am Handgelenk und ihr Herz fing an, heftiger zu schlagen.
Jetzt steckte sie echt scheißtief im Schlamassel. Er hatte sie ausgetrickst und verführt, und jetzt kannte er ihr Geheimnis und würde es allen erzählen ... und was würden die dann mit ihr machen?
Anas Magengrube, die gerade eben noch herrlich lustvoll gezittert hatte, war jetzt ein einziger Knoten. Ihr war jetzt wirklich schwindlig und ein Schweißtropfen lief ihr am Rücken runter. Sie war ja so blöde. Ein hübsches Gesicht und breite Schultern und ein gutes Verhältnis zu Kindern ... und sie hatte sofort kapituliert. Ich muss von ihm wegkommen. Hier verschwinden.
„Dred ist unten“, sagte der Mann und blickte Ana neugierig an. „Ich habe gerade den Kristall untersucht–“
„Und dabei fast den Verstand verloren“, unterbrach Zoë ihn, die Stimme angespannt und sauer. Aber darunter erkannte Ana die gleiche nackte Angst, die auch immer in der Stimme ihres Vaters mitschwang, wenn er ihr Vorhaltungen dazu machte, so weit weg von zu Hause alleine zu schwimmen. „Also habe ich Quent scheiß nochmal dazu gebracht, eine Pause einzulegen. Man muss schon mehr als ein arschvergeigtes Hirn haben–“
„Es musste sein“, sagte der blonde Mann – Quent, vermutlich. Aus seiner Stimme war eindeutige Zuneigung herauszuhören, aber auch verbockte Sturheit. „Es ist unsere einzige Chance–“ Er unterbrach sich, als er Ana wieder sah. „Hm, genau.“
„Genau“, kam das Echo von Fence und die beiden Männer tauschten Blicke aus. Sie schienen nicht sicher, wie sie fortfahren sollten.
„Mann, oh Mann“, platzte es aus Zoë raus. „Leg ihr eine Scheiß-Augenbinde um und nimm sie da mit runter, bevor wir hier Wurzeln schlagen. Sie weiß doch Scheiße nochmal schon, wo es ist.“
Ana schaltete wieder auf starr. „Ich werde mich nicht wie eine Art Gefangene rumschleppen lassen“, sagte sie Fence überdeutlich und warf Zoë einen scharfen Blick zu. „Mit verbundenen Augen wie eine Geisel.“
Ein schrecklicher Gedanke kam ihr. Er würde sie doch nicht ernsthaft als Gefangene hier behalten? Sie würden es nicht wagen, sie einzusperren – aber was, wenn man sie wieder nach Atlantis zurückschickte?
Fence schien ihre Panik zu bemerken und in der Tat, er schenkte Ana einen mitfühlenden Blick. „Ganz ehrlich. Wir dürfen dir nicht zeigen, wo wir hingehen oder wie man dort hingelangt. Aber du bist keine Gefangene“, sagte er zu ihr.
„Super. Dann sehen wir uns nachher“, sagte Ana und entzog ihm ihren Arm. Sie wünschte, sie hätte noch ihr Messer, aber es lag da drüben in einer Ecke.
Er packte sie erneut am Handgelenk. „Du bist keine Gefangene, aber ich würde dir gern ein paar Fragen stellen.“
„Aha, jetzt möchtest du mir also ein paar Fragen stellen? Du verlangst also von mir, ein paar Fragen zu beantworten?“, sagte sie und funkelte ihn böse an. „Nun, da wirst du einfach warten müssen, bis sich eine Gelegenheit ergibt. Und lass dir von mir sagen, das kann ein ganzes Weilchen dauern.“
„Scheiße verdammt. Ich mag das Mädel“, sagte Zoë, die mit einem frechen Grinsen zuschaute.
Fence grinste auch. „Hey, ich hab sie zuerst gesehen“, warnte er Zoë. Als Ana ihm einen weiteren wütenden Blick zuwarf, grinste er nur noch breiter und ließ seine Augen ein bisschen wärmer werden.
Ihr Magen wurde flattrig, verflixt und zugenäht.
„Zoë hat recht“, sagte Quent. Er schaute Ana an. „Bitte verzeih uns, aber wir müssen einfach mit dir reden. Und um uns selbst – und auch dich – zu schützen, wäre es das Beste, wenn du dir die Augen verbinden lässt. Je weniger du weißt, desto weniger kann man aus dir rauspressen.“
Nun, wenn sich die Sache so gestaltet. Anas Magengrube legte sich gerade in viele Angstknoten. Eines war sicher: Was auch immer gerade im Meer passierte und worüber sie sich den Kopf zerbrach, diese Leute hier schlugen sich mit anderen Sorgen rum. Und sie gingen kein Risiko ein.
„Ok“, sagte sie kurz angebunden. Dann schaute sie Fence an. „Aber hieraus ergibt sich noch lange rein gar nichts, ist das klar?“
„Das ist jammerschade“, sagte er mit einem noch breiteren, frechen Grinsen, die Augen warm und einladend. „Denn ich liebe eine Frau mit verbundenen Augen.“
~*~
Ana ließ es über sich ergehen, dass man ihr die Augen verband – teils weil sie nicht die Wahl hatte, wenn man es genauer betrachtete –, denn sie würden sie nicht einfach gehen lassen. Und abgesehen davon hatte, was Quent gesagt hatte, Sinn gemacht, als er meinte, es würde sie womöglich beschützen.
Sowohl die Atlanter – und damit dann auch die Elite – waren etwas, was sie lieber meiden wollte. Genauer gesagt wollte sie alle Wesen meiden – sowohl sterbliche wie unsterbliche, sowohl Landbewohner als auch Meeresbewohner.
Wenn man sie nur einfach in Ruhe lassen würde. Besser einsam zu sein als wieder zurück in Atlantis.
Da ihr keine Wahl blieb, sah sie ein, dass sie ihre Kraft besser darauf verwendete, zu überdenken, wie sie sich in der bevorstehenden Befragung verhalten sollte, was sie sagen würde und was nicht – anstatt auf Flucht zu sinnen.
Sie begriff auch, dass sie damit Druck ausüben konnte: Wenn sie die Geheimnisse dieser Leute für sich behielt, würden die vielleicht das Gleiche mit ihren eigenen tun.
Die Augenbinde roch nach Fence, was etwas verstörend wirkte, denn sie roch das nur allzu gerne. Er hatte dieses dünne Hemd abgenommen und ihr damit die Augen verbunden, bis über den Kopf, und sie dann an der Hand fortgeführt.
Sie drehten mit ihr ein paar Runden, wahrscheinlich um ihren Orientierungssinn durcheinanderzubringen, auch wenn sie wusste, dass die Aufzugstüren an einen bestimmten Ort führten...
Und endlich – nach längerem Herumgehen, ein paar Mal Stolpern, etwas Gezerre und dann einem seltsam schwerelosen Gefühl... Als sie dann zum Stillstand kam, wurde ihr der Sichtschutz abgenommen.
Ana fand sich in einem sehr hell erleuchteten Raum wieder, der ein bisschen nach etwas aus einer alten DVD aussah. Auf der einen Seite befand sich eine Ansammlung von Sofas und Stühlen, mit einem niedrigen Tisch in der Mitte. Die dicken, weißen Wände waren mit ein paar alten Filmplakaten verziert und einem Metallschild mit dem Code WIXY 97 darauf eingraviert. Aber den meisten Raum in diesem sehr großen, kargen Zimmer nahmen mehrere Tischreihen ein, mit etwas drauf, was sie für Computer hielt. Bildschirme. Tastaturen. Andere elektronische Apparate, die sie nur in Filmen gesehen hatte und nicht identifizieren konnte.
In dem Raum war ein konstantes, leises Summen, ein surrendes Geräusch, zu hören, und am anderen Ende erkannte sie eine Tür, die woandershin hinführte.
Eine stechendes Angstgefühl packte sie in der Magengegend, als sie sich umschaute, auf der Suche nach Fluchtwegen. Sie war es nicht gewohnt, in einem abgeschlossenen Raum ohne Fenster zu sein, ohne die Außenwelt zu sehen oder zu hören. Vom Hinabgehen auf Treppen wusste sie, dass sie sich unterhalb der Erde befanden und unter der Erde zu sein war ganz anders als auf dem Meeresgrund zu sein. Ihr Atem kam rauer und flacher. Auch wenn der Raum riesig war, fühlte es sich für sie an, als würden die Wände aufeinander zu rücken, die Decke über ihr ganz niedrig und schwer.
„Nimm Platz“, sagte Fence und dann musste er ihren Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er hielt inne und betrachtete sie aufmerksam. „Ana?“ Sorge lag in seinem Gesichtsausdruck und seinen Worten, was sie etwas besänftigte.
„Wir sind unter der Erde“, schaffte sie zu sagen. Ihre Haut fühlte sich angespannt und verschwitzt an.
Er nickte und kam etwas näher zu ihr, sah aus, als würde er versuchen ihre Gedanken zu erraten. „Ja“, sagte er. „Niemand hier wird dir etwas antun. Wir müssen nur wissen, was gerade vor sich geht.“
Ana holte einmal tief Luft und schluckte die Worte runter, die ihm verraten würden, dass das nicht das war, was ihr Sorgen bereitete. Und sie benutzte den Gedanken, um sich von ihrer beunruhigenden Umgebung abzulenken.
Wie auch immer, sie sollte sich eher mal keine Sorgen darüber machen, dass sie ihr Geheimnis kannten. Und darüber, was den Status als Gefangene betraf – denn einen anderen Weg als den, um ihre derzeitige Lage zu beschreiben, gab es wohl nicht. Niemand wusste, dass sie hier war, und es gab keinen Weg hinaus, außer sie ließen sie gehen.
Erneut gingen ihr fast die Nerven durch und Ana verkrampfte ihre Finger zu einem komplizierten Knoten. Einen Schritt nach dem anderen. Fence hat nichts getan, außer dich gründlich abzuküssen.
Aber dann ... das hatte Darian auch getan ... und noch mehr. Und schau, wie das ausgegangen war.
Mit diesem nicht so angenehmen Gedanken setzte sie sich auf eins der Sofas, als Quent und Zoë Platz nahmen. Einen Augenblick später kam Elliott der Arzt durch die andere Tür ins Zimmer herein.
Fence schlich nicht um den heißen Brei herum. „Ana ist halb Atlanter“, sagte er.
„Hast du Kristalle?“, fragte Quent. Er schien von diesen Nachrichten nicht entsetzt zu sein, sondern eher interessiert. Ebenso wie Elliott und Zoë ... im Grunde schienen alle hier eher fasziniert als anklagend.
Alle, bis auf Fence, der trotz seines Mitgefühls von gerade eben immer noch einen skeptischen Gesichtsausdruck zur Schau trug.
Ana nickte Quent zur Erwiderung.
„Sie helfen dir beim Atmen unter Wasser?“, fragte Elliott.
Sie nickte noch einmal.
„Was ist dieses graue Zeug, was wir an deinem ersten Tag in Envy am Strand gefunden haben?“, fragte Fence.
„Ich weiß es nicht“, sagte sie ihnen.
„Du hast was davon zu Hause“, sagte Fence, womit er sie überraschte. „Im Labor von George. Wo kam das her? Was ist es?“
„Ich habe etwas davon für Dad mitgenommen, so dass er versuchen könnte herauszufinden, was es ist. Er war auch nicht imstande es zu identifizieren. Und ich auch nicht.“
„Wo ist Atlantis?“, fragte Quent. Er beugte sich vor, seine Augen funkelten fasziniert und entschlossen.
Jetzt hämmerte Anas Herz wie wild. Würden sie ihr glauben, wenn sie sagte, sie wüsste das nicht? „Ich habe Atlantis verlassen, als ich dreizehn Jahre alt war. Ich weiß nicht, wo es sich befindet.“
Zoë schnaubte. „Beschissener Bockmist. Irgendeine Ahnung musst du haben. Du hast da gelebt, oder nicht?“
Ana warf ihr einen kühlen Blick zu. „Der Ozean ist groß.“
„Wie ist es? Ist es wirklich eine Stadt mit einer Kuppel drüber? Auf dem Grunde des Ozeans?“, sagte Quent. „Ich kann nicht glauben, dass es das wirklich gibt.“
Sie biss sich auf die Lippen. Sie hasste die Atlanter ... aber wagte sie es, deren Geheimnisse preiszugeben? Würde sie dann die gleiche Welle aus Anschuldigungen und Schuld überrollen, wenn Fence und seine Freunde herausfanden, was genau ihr Volk getan hatte? Würden sie die Schuld auch bei ihr suchen?
„Es ist ... ja, die ursprüngliche Stadt hat eine Kuppel darüber“, sagte sie, nachdem sie sich für eine vage gehaltene Informationspolitik entschied. „Ich erinnere mich nicht mehr an sehr viel ... es ist lange her ... ich bin nur einmal dorthin gegangen.“
„Die ursprüngliche Stadt. Dann ... gibt es also noch eine?“ Quents Blick war jetzt härter geworden. „Ist das die, die sich jetzt im Pazifischen Ozean befindet? Die, die nach dem Wechsel aufgetaucht ist?“
Ana schluckte. Sie wussten mehr, als sie geahnt hatte ... mehr als jeder andere Landbewohner. Woher nur?
Die anderen tauschten Blicke aus und dann wie auf eine Art von geheimer Absprache hin, fragte Fence, „warum hast du Atlantis verlassen?“
Und da wollte sie so gar nicht wieder hingehen. Ana behielt eine ausdruckslose Miene bei und ermahnte sich, ihre Finger nicht nervös ineinander zu verknoten. „Meine Mutter starb und daher sind mein Vater und ich fortgegangen. Wir hatten keinen Grund mehr zu bleiben“, sagte sie ruhig. „Meine Mutter war die einzige Verbindung.“
„Ich möchte dir etwas zeigen.“ Quent stand auf einmal auf und ging rüber zu einem hohen Metallschrank. Die Schublade kreischte leise, als er sie aufzog und ein in Tuch eingeschlagenes Objekt rausholte.
Ana spürte, wie sich im Raum etwas veränderte ... eine Art Vibrieren, leise und noch verborgen.
Quent stellte den Gegenstand auf den niedrigen Tisch vor ihnen und zog das Tuch weg, um einen großen, blassblauen Kristall freizulegen. Der Stein sah wie ein Brocken aus, den man aus einem größeren Edelstein rausgehauen hatte. Größer als ihre Faust, hatte er oben scharfe Kanten und glatte, von Furchen durchzogene Seiten.
„Wo hast du das her?“, keuchte Ana und starrte entsetzt darauf. Es musste aus dem Jarrid Stein stammen. Das Leuchten, die Kraft, die von ihm ausging, die Farbe – alles war gleich. Und jetzt fing dieser ebenfalls an, heller zu glühen.
Auf einmal wurde sie sich der ansteigenden Hitze unter ihrem Hemd bewusst, die von ihren Kristallen dort ausging. Sie blickte an sich runter und erkannte durch den Stoff das schwache Leuchten und verstand dann, was gerade im Begriff war zu geschehen.
Panik packte sie da überall. Shitshitshit.
„Tu es weg“, schrie sie und schoss von ihrem Sitz hoch. „Schaff es weg von mir!“