KATZE_AL7. Kapitel

Die Katze, die nach Paris reiste

SCHMETTE

In den ersten paar Jahren seines Lebens auf dieser Erde und unter meiner Obhut hatte Norton im Vergleich zu einer normalen Katze schon sehr viel erlebt. Er war in einer Tasche durch Manhattan getragen worden. Er war mit Taxis und Fähren und Zügen gefahren. Er hatte die Strände von Fire Island, die schneebedeckten Gipfel von Vermont und die Antiquitätengeschäfte in Bucks County, Pennsylvania (eine eher ereignislose Reise, abgesehen von der Tatsache, dass ich damals eine wunderschöne Ahornwiege aus dem 18. Jahrhundert kaufte, die zu Nortons Lieblingsschlafplatz wurde; es sieht unfassbar süß aus, wenn er drinliegt). Er begleitete mich auch regelmäßig ins Büro – durchschnittlich etwa einmal pro Woche –, und sobald das etabliert war, kam er auch mit zu Vertretertagungen. Als Verlagsgast war er schon in Phoenix/Arizona, Laguna Beach/Kalifornien, auf Bermuda und an verschiedenen Orten in Florida gewesen. Im Grunde kam er immer dann mit, wenn der Flug nicht mehr als ein oder zwei Stunden dauerte, ganz egal, wie lange ich mich dort aufhielt und selbst wenn ich über Nacht blieb. Wenn es quer durchs Land ging oder es für ihn zermürbend zu werden drohte (wenn er zum Beispiel fünf Stunden ohne ein Katzenklo hätte auskommen müssen), dann nahm ich Norton nur mit, wenn die Reise länger als fünf oder sechs Tage dauerte.

Einer meiner Tagträume in der Lebensphase vor Norton war gewesen, den Hund, den ich ja eigentlich haben wollte, eines Tages mit nach Frankreich zu nehmen. Die Franzosen lieben Tiere; sie behandeln sie viel besser als Touristen. Selbst in den schicksten Restaurants sind Hunde willkommen, die es sich dort während des Essens gemütlich machen dürfen. Es ist durchaus üblich, dass man einen Mann im Anzug und eine pelzbemäntelte Society-Lady im Jamin oder im Rovuchon oder im L’Ambroisie essen sieht, deren Pudel oder Dackel währenddessen unter dem Tisch sitzt. Vor ein paar Jahren hat ein französischer Verleger einen Restaurantführer herausgegeben, in dem er jedes Restaurant in Paris danach bewertete, wie man dort Hunde behandelt: Welche Essensreste werden ihnen angeboten, darf man sie dort auch ohne Leine mit hineinnehmen, wie freundlich sind die Kellner, wenn es ums Streicheln geht.

Mir war irgendwie nie in den Sinn gekommen, Norton mit nach Übersee zu nehmen. Ich bin nicht sicher, wie es zu diesem mentalen Ausfall kommen konnte. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich in den ersten paar Jahren, die ich ihn hatte, nicht oft nach Europa reisen musste.

Das änderte sich allerdings schlagartig.

Es änderte sich, als Roman Polanski mich anrief.

»Peter«, sagte er mit seinem deutlich hörbaren Akzent, der sich aus ein bisschen polnischer Rebell, französischer Intellektueller, englischer Dandy, amerikanischer Schurke und jüdischer Onkel zusammensetzt, »warst du schon mal zur Weihnachtszeit in Paris?«

Roman und ich hatten 1982 zum ersten Mal bei seiner Autobiografie Roman Polanski von Roman Polanski miteinander zu tun. Wir hatten sehr gut zusammengearbeitet und waren aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen schnell Freunde geworden. Ich weiß, dass er fast sein ganzes Leben lang in der Kritik stand, aber um die Wahrheit zu sagen, habe ich nie eine besonders kritikwürdige Seite an ihm gefunden. Wir sahen viele Dinge ähnlich und wurden von der gleichen Neugier gepaart mit Zynismus angetrieben. Aus der Perspektive eines Freundes ist er ein ausgesprochen großzügiger Mensch – es gibt nichts, was er nicht für dich tun würde, wenn er dich mag –, und er hat sehr viel Sinn für Humor. Er erzählt wundervolle Geschichten und findet nichts schöner als im La Coupole zu sitzen, Champagner zu trinken, Austern zu schlürfen und über gute Witze zu lachen.

Ich habe eine Menge sehr, sehr intelligente Leute getroffen, aber Polanski ist vermutlich das einzige Genie, das ich kenne. Er spricht ungefähr zwölf Sprachen, kann Dinge auf eine der interessantesten Arten interpretieren, die ich kenne, hat einige der besten, originellsten Filme der Moderne gedreht und kennt außerdem ungefähr eine Million langbeinige Models namens Suzette. Damit will ich sagen, dass er eine Frage wie »Warst du schon mal zur Weihnachtszeit in Paris?« nicht stellt, wenn er nicht etwas von einem will.

»Äh … nein«, erklärte ich schlagfertig. »Ich glaube, bisher nicht.«

»Es ist sehr schön. Sehr schön. Der Schnee fällt, die Lichter gehen an. Ohhh, diese Lichter in Paris, mmmm, wunderschön. Man möchte weinen. Und die Frauen … es kommen eine Menge schöne Frauen zu Weihnachten nach Paris, Peter.«

»Kann ich dich was fragen, Roman?«, fragte ich ihn von meinem New Yorker Apartment aus.

»Alles. Alles.«

»Warum erzählst du mir das?«

»Wie würde es dir gefallen, an Weihnachten nach Paris zu kommen und mir dabei zu helfen, meinen neuen Film mit Harrison Ford zu schreiben?«

Der Mann hat Stil, non?

Natürlich zierte ich mich. So leicht bin ich nicht zu haben. Ich erklärte ihm, dass ich mindestens vier oder fünf Sekunden brauchen würde, um zu packen und aus New York abzufliegen. Tatsächlich dauerte es ein bisschen länger – aber nicht viel. Eine Woche später waren Norton und ich auf dem Weg nach Europa.

Viele Leute halten es für eine extrem aufwendige Sache, ein Tier mit nach Übersee zu nehmen. Viele glauben, dass sie in Quarantäne müssen (nur in England) oder dass die Reisevorbereitungen äußerst kompliziert sind oder dass es unmöglich ist, Tiere mit ins Hotel zu nehmen. Die Wahrheit ist: Nichts ist leichter, als die eigene Katze mit in die Fremde zu nehmen – wenn man es richtig anstellt. Natürlich machte ich, als Norton das erste Mal dabei war, alles falsch.

Polanski war in Amsterdam, um seinen neuen Film zu promoten. Als ich gerade meine – Entschuldigung, unsere – Reise buchte, meinte er: »Peter, warum fliegst du nicht nach Amsterdam? Wir essen zusammen, tun unser Bestes, um in Schwierigkeiten zu geraten, und dann arbeiten wir am nächsten Tag in Paris. Amsterdam ist der perfekte Ort, um sich vom Jetlag zu erholen.«

Macht Sinn, oder? Für mich auf jeden Fall. Also war Nortons erste Station in Europa – nach einem einstündigen Aufenthalt am Flughafen Charles de Gaulle – Amsterdam.

Bevor es losging, musste ich meinen Kumpel zum Tierarzt bringen, damit er einen Katzen-Pass bekommt. Diese Prozedur war ziemlich einfach: Der Tierarzt impfte Norton, machte mit einem Wattestäbchen seine Ohren sauber, sah in seinen Hals und füllte dann eine kleine grüne Karte aus, auf der stand, dass Norton Gethers, eine acht Pfund schwere Scottish Fold, geboren in Los Angeles, aber wohnhaft in New York, gesund war und mit seinem Besitzer den Kontinent wechseln durfte, sofern dieser dies wünschte.

Der Flug war ein Kinderspiel – mit einer kleinen Ausnahme. Norton war schon mit einer Reihe von amerikanischen Fluggesellschaften geflogen. Wegen deren Strenge hielt ich mich inzwischen genau an die Regeln. Ich ließ Norton normalerweise in seiner Box, die während des gesamten Flugs unter dem Sitz stand, und wagte es nur, ihn herauszuholen und auf meinen Schoß zu setzen, wenn eine – okay, ich kann es jetzt sagen – Flugbegleiterin ihn sehen wollte, was äußerst selten passierte. Aber bei der Air France wurde Norton so herzlich begrüßt, als hätte er den vollen Flugpreis gezahlt. Die Flugbegleiter fanden es großartig, ein Tier an Bord zu haben, und erklärten mir sofort, dass ich ihn aus dieser engen Box herausnehmen sollte, damit er es bequem hatte. Wir flogen dank Warner Brothers erster Klasse und wurden beide in jeder Hinsicht erstklassig behandelt. Als man mir Champagner und Kaviar servierte, bekam Norton ein kleines Schälchen mit Räucherlachs und eine Schale mit Milch. Als es Zeit für den Nachtisch wurde, erwähnte ich Nortons Schwäche für Schokolade, und, voilà, seine persönliche Mousse au chocolat kam tout de suite. Sie waren so unglaublich nett zu meinem Reisegefährten, dass ich mich entspannte. Ich entspannte mich so sehr, dass ich nach zwei Stunden über dem Atlantik mit Norton zufrieden auf meinem Schoß tief und fest einschlief. Ich hätte den ganzen Weg nach Holland verschlafen, aber irgendwann stieß mich einer der männlichen Flugbegleiter sanft an die Schulter und weckte mich. Während ich mir die Augen rieb und mich orientierte, wurde mir bewusst, dass keine Katze auf meinem Schoß saß. Als ich aufblickte, sah ich, dass es daran lag, dass der Flugbegleiter Norton an seinem grauen Nacken hochhielt. Entsetzt nahm ich ihn entgegen, setzte ihn zurück auf meine Knie und fing an, mich bei dem Steward zu entschuldigen. Ich war so eingeschüchtert von der Strenge der amerikanischen Stewardessen, dass ich mich zerknirscht etwa fünf Minuten lang entschuldigte, bevor mir klar wurde, dass der freundliche französische Steward zu mir sagte: »Es ist in Ordnung. Es stört uns nicht. Er ’at nur einen kleinen Spaziergang gemacht.« Schließlich merkte ich, dass es den Steward wirklich nicht störte. Also fasste ich mir ein Herz und stellte die Frage, die ich unbedingt beantwortet haben musste: »Wohin ist er gegangen?«

Der Steward rümpfte missbilligend die Nase. Offenbar hatte Norton etwas getan, dass dieser Mann abstoßend fand. Tatsächlich hatte meine Katze nach französischem Standard die ultimative Sünde begangen.

»Er war ’inten in der Touristenklasse«, teilte mir der Steward mit Verachtung in der Stimme mit, »und ’at mit einem ’und geredet.«

Ich blieb für den Rest des Fluges wach. Norton verbrachte die meiste Zeit damit, aus dem Fenster hinunter auf den Atlantik zu starren. Er schien ihn genauso faszinierend zu finden wie die Bucht von Fire Island.

Als wir in Amsterdam landeten, nahm ich mir ein Taxi zu einem, wie sich herausstellte, wunderschönen Hotel, dem Amstel. Ich bereitete mich darauf vor, Norton entweder zu verstecken oder mich um Kopf und Kragen zu lügen und zu behaupten, dass er nicht über Nacht bleiben würde und ich ihn nur schnell zu einem holländischen Freund brächte. Aber diese sonst gewohnte Geheimniskrämerei war gar nicht nötig. Die Frau am Empfang lächelte die Katze herzlich an, erklärte mir, dass ich Norton aus seiner Tasche holen sollte, und beobachtete dann mit amüsiertem Blick, wie Norton sich auf den Tresen plumpsen ließ und es sich bequem machte. Der Hotelmanager kam sofort und tätschelte Norton freundlich den Kopf; genauso wie zwei der Hotelpagen. Die Frau am Empfang fragte, ob Norton tatsächlich über Nacht bleiben würde, und als ich zögernd nickte, erkundigte sie sich sofort, ob er eine kleine Fischplatte essen wollte. Ich spürte, dass Nortons Ohren, was davon übrig war, sich bei dem Wort »Fisch« ein wenig aufstellten, also erklärte ich ihr, dass das sehr nett wäre.

Im Zimmer stellte ich Nortons erstes internationales Katzenklo auf, wartete, bis der Fisch kam, und rief dann Roman an. Nach einem kurzen Nickerchen war ich bereit aufzubrechen.

Norton war zufrieden, seine erste Nacht in Europa in unserem Daunenbett zu schlafen, während ich in einem spektakulären indonesischen Restaurant auf Kosten einiger holländischer Journalisten ausgiebig aß und trank. (Okay, eigentlich hatten sie nur Roman dazu eingeladen – aber ich durfte schließlich mitkommen, oder? Dann galt das auch für mich!) Der nächste Tag war ein bisschen aufregender, jedenfalls für meinen grauen Begleiter.

Ich wusste vor unserer Ankunft nicht wirklich, was wir in Amsterdam tun würden. Aber ich fand es bald heraus. Wir sollten gegen Mittag aus dem Hotel auschecken, uns eine Vorführung von Romans letztem Film ansehen, der allen wichtigen holländischen Vertrieben gezeigt wurde, dann zu der Aufzeichnung einer holländischen Quizshow fahren, in der Roman zu Gast sein würde, um Werbung für seinen Film zu machen, dann mit den Leuten vom Fernsehen und einigen der Vertriebsleiter essen gehen und dann mit einer späten Maschine nach Paris fliegen.

Das klang alles großartig, abgesehen von einer kleinen Komplikation. Was in aller Welt sollte ich von mittags bis zehn Uhr abends mit Norton machen?

Da ich wirklich keine andere Wahl hatte, nahm ich ihn einfach mit.

Der erste Höhepunkt des Tages war, dass man uns den Vertriebsleitern vorstellte. Wir kamen in einen großen Vorführraum und wurden an ein Podium vorne im Raum gesetzt. Der PR-Mann des Filmstudios, das Roman begleitete, hielt eine kleine Rede und erklärte allen, dass sie sich sicher schon darauf freuten, den neuen Polanski-Film in den Kinos zu zeigen. Er ging die lange Liste von Romans Erfolgen in Holland durch – von seinen Das Messer im Wasser-Tagen über Chinatown bis hin zu Tess. »Und jetzt«, verkündete er der Menge, »möchte ich Ihnen einige besondere Gäste vorstellen. Zu meiner Rechten sitzt ein Mann, den ich Ihnen nicht vorstellen muss. Einen der größten Regisseure unserer Zeit, Roman Polanski.«

Begeisterter Applaus folgte.

»Zu Mr. Polanskis Rechten sitzt der Autor von Mr. Polanskis neuem Film, den die beiden zusammen in Paris schreiben werden – Peter Gethers.«

Ich bekam höflichen Applaus, obwohl niemand je von mir gehört hatte und wahrscheinlich auch nie wieder von mir hören würde. Und dann kam die beste Ankündigung, denn der PR-Mann merkte, dass er noch jemanden vorstellen musste.

»Und zu Mr. Gethers Rechten sitzt … seine Katze???«

Ich habe selten jemanden so verwirrt gesehen. Und ich war selten so stolz auf meine Katze. Norton verbeugte sich zwar nicht bei der Nennung seines Namens, aber er setzte sich so gerade auf, wie er konnte, als er den sehr verwirrt klingenden Applaus hörte.

Den Rest des Tages verbrachten wir bei der Aufzeichnung der Unterhaltungsshow

»Wetten, dass …?«, eine der beliebtesten TV-Sendungen in Holland (auch in Deutschland und Belgien). Ich kann sie nur als eine Mischung aus »Wahrheit oder Pflicht«, der Comedyserie »Laugh-In« und der stets populären Vegas-Show »Nackt auf dem Eis« beschreiben.

Das holländische »Wetten, dass …?« dauerte neunzig Minuten, und die Aufzeichnung drei Stunden. Von diesen drei Stunden verbrachte Norton zweieinhalb damit, neben mir im Publikum zu sitzen – die Produzenten hatten ihm netterweise einen eigenen Platz gegeben – und auf das blinkende Zeichen zu starren, auf dem, wie ich vermutete, das holländische Wort für »Applaus« stand.

Die andere halbe Stunde verbrachte er in der Garderobe – wo ich nicht hindurfte – und ließ sich von den dreißig wunderschönen Oben-ohne-Tänzerinnen streicheln, die in den Unterhaltungsteilen der Show mitwirkten.

Norton lässt sich normalerweise nicht von Fremden hochnehmen und wegtragen, aber als eine der fast nackten Frauen während einer Pause zu ihm lief und mich um die Erlaubnis bat, ihn mit nach hinten nehmen zu dürfen, wartete er nicht mal auf mein Okay. Er sprang auf den Boden und folgte ihr, ohne sich auch nur einmal zu seinem eifersüchtigen Dad umzudrehen. Als er mir am Ende der Show wieder übergeben wurde – von drei Tänzerinnen, die sich alle nur sehr schweren Herzens von ihm trennen konnten –, bedauerte ich mal wieder, dass Norton nicht sprechen konnte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hätte ich jedoch, selbst wenn er es gekonnt hätte, die Details dieses besonderen Abenteuers niemals erfahren.

Als die Show vorbei war, gingen wir mit den Studiobossen und mehreren Vertriebsleitern, denen Norton bereits vorgestellt worden war, essen.

Wir nahmen einen von ihnen mit in eines der Toprestaurants der Stadt. Norton begleitete uns, als wäre er es gewohnt, jeden Abend auswärts zu essen. Er war seit vielen Stunden nicht mal in der Nähe eines Katzenklos gewesen, und ich hatte ihn noch nie mit in ein Restaurant genommen, also war ich ein kleines bisschen nervös. Doch mein Junge bewältigte alles mit Bravour. Er war der Hit des Abends.

Als Erstes fiel unsere Kellnerin praktisch in Ohnmacht, als sie sah, wie süß Norton war. Als sie bemerkte, wie ruhig er auf meinem Schoß saß, bestand sie darauf, ihm einen eigenen Stuhl zu bringen, den sie neben meinen stellte. Als Nächstes brachte sie ihm sein eigenes Essen – einen kleinen Teller Kartoffeln mit Hering, den Norton sofort verspeiste. Er amüsierte sich so gut, dass ich fast beleidigt war, als sie ihm nicht auch noch ein Glas Wein anbot – obwohl er mit seinem Schälchen Milch viel glücklicher wirkte.

Es sollte ein Geschäftsessen sein, bei dem Roman seinen Film vorstellte, aber wir sprachen kaum übers Geschäft. Das Hauptthema der Unterhaltung war der neueste – und kleinste – Ehrengast. Alle paar Minuten bestand jemand darauf, mit mir oder mit Roman, der auf Nortons anderer Seite saß, die Plätze zu tauschen, damit er bei der Katze sein konnte. Am Ende des Abends saß ich am ganz anderen Ende des Tisches, während Norton zwischen dem Chef eines holländischen Vertriebes und der Produzentin von »Wetten, dass …?« saß und sich alle Mühe gab, auszusehen wie Cary Grant – er kaute höflich auf seinem Hering, trank seine Milch, saß gerade auf dem Stuhl und genoss das Restaurant und die Aufmerksamkeit.

Als es Zeit wurde zu gehen, boten mir mehrere Leute an, dass Norton auch bei ihnen wohnen konnte, falls ich jemals wieder in der Stadt sein sollte, und einige fragten, ob sie mich bei ihrem nächsten Besuch in New York besuchen dürften. Als wir an Bord des Flugzeugs nach Paris gingen, war Norton völlig erschöpft. Tatsächlich musste ich ihn wecken, als wir über der Stadt kreisten, damit ich ihn ans Fenster halten und er einen ersten Blick auf den hellerleuchteten Eiffelturm erhaschen konnte.

Norton fühlte sich in Paris wie, na ja, wie ein Fisch im Wasser. Wir wohnten in einem meiner liebsten Hotels auf der ganzen Welt, dem Tremoille, das an der Ecke der Rue de la Tremoille und der Rue du Boccador im achten Bezirk liegt. Es ist großartig, es ist klein, es ist elegant, freundlich, sehr Pariserisch, und sie lieben dort Katzen.

Letztes Jahr, als ich mit Polanski an einem weiteren Film arbeitete, kam meine Agentin Esther – die uns auf Nortons erstem Flug begleitet hatte – für ein paar Tage in Paris vorbei, um sich zu amüsieren und gut zu essen. Ich war für drei Monate dort und wohnte zu meinem Bedauern nicht im Tremoille – das Filmstudio bezahlte für meinen Aufenthalt und fand es zu teuer für einen so langen Aufenthalt, weshalb man mir eine Wohnung gemietet hatte – aber ich bestand darauf, dass sie dort wohnen sollte. Nach dem Essen begleitete ich sie zum Hotel und erzählte ihr, wie nett die Leute da immer zu Norton waren. Während ich noch redete, blieb sie auf der Straße stehen und meinte: »Ich glaube dir nicht. Das denkst du dir definitiv aus.« Entrüstet bestand ich darauf, dass ich ihr zu hundert Prozent die Wahrheit gesagt hatte. Sie wollte mir immer noch nicht glauben. Also ging ich, als wir die Lobby erreichten, zum Empfang, grinste Esther selbstbewusst an und meinte zu dem Concierge: »Guten Abend. Erinnern Sie sich an mich?«

»Natürlich«, erwiderte er. »Und wie geht es Ihrem kleinen Kater? Ist er gesund?«

»Es geht ihm sehr gut«, erklärte ich ihm.

»Bitte grüßen Sie ihn von mir«, meinte der Mann zu Esthers großem Erstaunen. »Sagen Sie ihm, er kann uns besuchen, wann immer er möchte.«

Esther glaubt mir seitdem alles.

Über die Jahre war Norton schon sechs oder sieben Mal im Tremoille, meistens dann, wenn ich mit Roman zusammenarbeitete. Unser Arbeitsalltag gestaltete sich wie folgt: Wir begannen zwischen halb elf und elf Uhr morgens, legten gegen ein Uhr eine Mittagspause ein, aßen nett und entspannt zusammen und arbeiteten dann von drei bis sieben oder acht Uhr weiter. Nach einer ein- bis zweistündigen Entspannungspause, in der wir ein Glas eiskalten polnischen Wodka tranken oder einfach ein bisschen Abstand voneinander brauchten, aßen wir dann zu Abend. Ich ging immer während der Mittagspause oder der Pause vor dem Abendessen ins Hotel, um nach Norton zu sehen und mit ihm zu spielen. Nach einer Weile wurde mir klar, dass das Spielen nicht nötig war. Norton musste nicht noch mehr bespielt werden. Fast immer, wenn ich ins Zimmer kam, war mindestens ein Zimmermädchen da, meistens zwei, die ihn streichelten, kraulten oder ihn mit irgendeinem neuen Spielzeug spielen ließen, das sie für ihn gekauft hatten. Nachdem er als Mitglied der Hotelfamilie akzeptiert worden war, durfte er sich auch während des Tages in der Lobby aufhalten (einer vom Empfang oder eines der Zimmermädchen brachte ihn zurück ins Zimmer, wenn sie das Gefühl hatten, dass es zu hektisch wurde), und ich durfte ihn immer mit in den eleganten Speisesaal nehmen, wenn ich dort aß.

An einem Tag gab es fast eine Katastrophe. Ich kam um sieben Uhr abends zu meinem täglichen Check zurück, ging unbeschwert ins Hotel und bat um meinen Zimmerschlüssel. Einer der Manager sah mich sehr ernst an und meinte: »Oh, Monsieur Gethers, Ihr kleiner Kater, er ist sehr kraank.«

Ohne ein weiteres Wort griff ich nach meinem Schlüssel und rannte die beiden Treppen hinauf in mein Zimmer. Als ich es betrat, saß ein Zimmermädchen auf dem Bett, streichelte Norton beruhigend und flüsterte ihm tröstende Worte zu. Er lag auf dem Kissen, zu einem Ball zusammengerollt. Alles in allem sah er kläglich aus – und es ging ihm eindeutig schlecht.

Das Zimmermädchen sprach kein Englisch, also bekam ich nicht viel von dem mit, was sie sagte. Ich verstand nur, dass sie am Morgen in das Zimmer gegangen war, um sauber zu machen und wie immer mit Norton zu spielen, doch er hatte nicht reagiert. Er wollte das Bett nicht verlassen, er hob den Kopf nicht, er wollte sich überhaupt nicht bewegen. Sie hatte versucht, ihm ein Pounce zu geben – ich hatte einen riesigen Vorrat mitgebracht und den Zimmermädchen gezeigt, wo ich ihn aufbewahrte – aber er rührte es nicht an. Die Lage war demnach sehr ernst.

Norton war noch nie zuvor krank gewesen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Roman war überraschend verständnisvoll, als ich ihm sagte, dass ich unser übliches Abendessen ausfallen lassen musste, um mich um eine kranke Katze zu kümmern. Er hatte Norton inzwischen auch in sein Herz geschlossen.

Norton aß nichts in dieser Nacht. Und er bewegte sich auch nicht von meinem Kissen herunter. (Ich schlief die ganze Nacht neben ihm.) Ich versicherte ihm ständig, dass alles wieder in Ordnung kommen würde, aber er war keine glückliche Katze. Wenn Ihnen irgendwann jemand erzählen will, Katzen hätten keine Gefühle, dann sagen Sie demjenigen, er soll mal eine Nacht mit einer kranken Katze verbringen. Wenn man das Wort »schwermütig« im Lexikon nachschlägt, dann würde man dort ein Bild von Norton in jener Nacht sehen. Ich beschloss, ihm vierundzwanzig Stunden zu geben, bevor ich einen französischen Tierarzt anrief.

Am Morgen schien es ihm besser zu gehen. (Mir dagegen ging es nicht allzu gut, da ich die ganze Nacht vor lauter Sorge kein Auge zugetan hatte.) Er war nicht besonders aktiv – er wollte nicht aufstehen oder sein Frühstück fressen –, aber er aß zwei Pounce, als ich sie ihm brachte, und er leckte anschließend dankbar meine Hand. Als ich zur Arbeit ging, erhob Norton sich mühsam und stand für einen Moment auf dem Bett. Ich kam zurück, erklärte ihm, dass es schon in Ordnung war, und sah zu, wie er sich zurück auf das Kissen legte.

Gegen Mittag kam ich zurück, um nachzusehen, wie es Norton ging. Der Manager machte mir strahlend ein Daumen-nach-oben-Zeichen, als ich meinen Schlüssel abholte. Und natürlich waren zwei Zimmermädchen bei Norton, der jetzt entspannt auf dem Rücken lag und ihr sanftes Kraulen und ihr freundliches Geplapper genoss. Sie hatten ihm ein Geschenk mitgebracht – ein kleines Katzenminze-Bäumchen, das sie auf den Beistelltisch am Bett gestellt hatten. Sie erzählten mir, dass er noch nicht bereit dafür war, aber dass sie ihm damit einen Anreiz geben wollten, wieder gesund zu werden.

Ich ging wieder zur Arbeit in dem Wissen, dass mein Kumpel in guten Händen war. In der Pause vorm Abendessen verhielt er sich schon wieder ganz normal. Er schlang nicht nur sein Essen herunter und krallte sich sofort sein Pounce, als ich es ihm hinhielt, er kaute auch ein paar Blätter von seinem neuen Katzenminze-Bäumchen ab. Als es Zeit wurde, ins Bett zu gehen, ging es ihm gut genug, auf seinem eigenen Kissen zu schlafen. Ich hatte keine Ahnung, was diese Ein-Tages-Krankheit ausgelöst hatte – vielleicht das reichhaltige französische Katzenfutter –, aber mit einem erleichterten Seufzer erklärte ich ihm, dass ich froh war, dass er sich besser fühlte, und küsste ihn oben auf den Kopf. Er leckte mich kurz mit seiner Sandpapier-Zunge und gab mir das Gefühl, dass ich zumindest eine verständnisvolle und stützende Krankenschwester gewesen war.

Bald hatte sich der Pariser Alltag für Norton und mich auf angenehme Weise eingespielt. Da ich erst um frühestens halb elf bei der Arbeit sein musste, gewöhnte ich mir an, in ein bestimmtes Café zu gehen, dem Eiffelturm gegenüber auf der anderen Seite der Seine, um dort meinen morgendlichen Café au lait zu trinken. Nach ein paar Morgen dieser Art sah ich keinen Grund, Norton nicht dorthin mitzunehmen. Also sprang er jeden Tag in seine Tragetasche, wir schlenderten die paar Blocks zu meinem Lieblingsplatz, und dann saß ich auf meinem geflochtenen Café-Stuhl, schlürfte meinen Kaffee und las die Herald Tribune, während er sphinxartig auf seinem Stuhl saß, die Passanten beobachtete und trank, nachdem die Kellner sich an seine Anwesenheit gewöhnt hatten, aus einer kleinen Schale Wasser oder Milch.

Nach dem Frühstück nahm ich ihn normalerweise wieder mit zurück ins Hotel. Manchmal begleitete er mich aber auch zu Roman. Bei jener ersten Reise, als ich das Script für das umschrieb, was später der Film Frantic wurde, kam Harrison Ford für zwei Wochen nach Paris, um mit uns zu arbeiten. Er war der Star des Films und wollte als solcher natürlich gerne an der Entwicklung der Motivationen, der Handlungen und Gedanken seiner Figur beteiligt sein. Er und Roman waren Freunde, hatten jedoch noch nie zusammengearbeitet. Ich hatte Harrison noch nie vorher getroffen. Also verbrachten wir die ersten Tage damit, uns besser kennenzulernen und herauszufinden, wie wir miteinander klarkamen. Jeder von uns versuchte, seine Meinung über den Film zu vertreten, aber dennoch flexibel und einfühlsam gegenüber den beiden anderen Egos und Wünschen zu bleiben. Harrison eilte der Ruf voraus – den ich nach meinen Erfahrungen nur bestätigen kann –, ein ausgesprochen intelligenter Schauspieler zu sein. Das ist bemerkenswert, weil Schauspieler auf der Intelligenz-Skala im Allgemeinen etwa auf der Höhe eines durchschnittlichen Esstischs angesiedelt werden. Sie sind auch bekannt dafür, Drehbücher zu verhunzen, um ihre Figur besser aussehen zu lassen. Harrison war nicht nur intelligent, er machte sich auch mehr Sorgen um den Film als darum, ob seine Figur mutiger, intelligenter oder cleverer als alle anderen Figuren war. Ich mochte ihn und respektierte ihn von Anfang an sehr. Ich schätze jedoch, dass Harrison an jenem Tag unserer ersten Begegnung nicht besonders begeistert von mir war. Wir schüttelten uns die Hände, fingen an, über die erste Fassung des Drehbuchs zu diskutieren, das von Roman und seinem langjährigen Kollaborateur, Gerard Brach, geschrieben worden war – was stimmte noch nicht und was schon –, und dann, gerade, als wir richtig in Fahrt kamen, als die Unterhaltung gerade begann, leidenschaftlich zu werden, schnupperte Roman in der Luft.

»Was riecht denn hier so schrecklich?«, fragte er.

»Wartet. Ich hab’s«, meinte Harrison ganz aufgeregt. »Ich glaube, jetzt weiß ich es. Ich glaube, dieser Kerl, dieser Arzt, muss seine Frau wirklich lieben, muss extrem eifersüchtig sein, was sie angeht …«

»Wooooou, was stinkt hier so schlimm?« Roman war eindeutig abgelenkt. Sein Gesicht war verzogen, so als falle ihm das Atmen schwer.

»Roman, Roman, hör mir zu! Ich glaube, wir brauchen eine Szene mit mir und meiner Frau, etwas Zärtliches, gleich zu Anfang … Herrgott, was stinkt denn hier so?«

Schließlich nahmen alle Diskussionen über das Drehbuch ein abruptes Ende. Die gesamte Wohnung fing an zu stinken, als wäre jemand gestorben – vor ungefähr drei Wochen. Beide Köpfe drehten sich zu mir um, als ich leise hauchte: »Äh … ich glaube, ich weiß, was das ist.«

Ich ging mit ihnen in Romans Badezimmer. Dort in der Badewanne saß Norton. Und direkt neben ihm lag ein sehr großer Haufen … na ja … man kann es nur als Katzenscheiße bezeichnen.

»Ich habe heute vergessen, sein Katzenklo mitzunehmen«, erklärte ich kleinlaut. »Normalerweise geht er in die Badewanne, wenn es kein Katzenklo gibt.«

»Das ist ziemlich intelligent«, bemerkte Roman.

»Ist das deine Katze?«, fragte Harrison.

Ich nickte.

»Du hast sie aus New York mitgebracht?«

Ich nickte wieder.

»Ich arbeite mit einem Autoren zusammen, der seine Katze mit nach Paris bringt, damit sie in die Badewanne scheißen kann?«

»Ich weiß, es sieht schlimm aus«, gestand ich, »aber gib ihm eine zweite Chance.«

»Er ist es nicht, um den ich mir Sorgen mache«, meinte Harrison zu mir.

Das war der Anfang eines lebenslangen Traums von mir – das Drehbuch für einen Film zu schreiben, der in Paris spielt und in dem ein brillanter Regisseur und ein Starschauspieler im Badezimmer knien und versuchen, den Gestank von Katzenscheiße wegzuschrubben, während ich die Katze auf dem Arm halte und versuche, ihr zu versichern, dass sie nichts falsch gemacht hat.

Im Laufe der Zeit gefiel es Norton, glaube ich, in Paris besser als in New York, genau wie seinem Dad. Er liebt es, sein Frühstück draußen zu essen; er genießt es, manchmal mit mir in einem Restaurant zu essen. (Zufällig waren Norton und ich hier in Paris, als ich den Vertrag für dieses Buch unterschrieb. Das Essen, zu dem ich ihn an dem Abend einlud, um das zu feiern, hat er definitiv sehr genossen. Wir gingen in mein Lieblingslokal, das L’Ami Louis, wo Norton eine eigene große Platte von Louis’ Spezialität bekam, dem besten Fois Gras, das man sich nur vorstellen kann.) Diese Katze war sogar schon in dem einen oder anderen Nachtclub. Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass sie tatsächlich die einzige Katze ist, die je im Bains Douches, einem der coolsten Clubs von Paris, die ganze Nacht durchgefeiert hat. Viele Leute werden vom Türsteher im Bains Douches abgewiesen – aber Norton kommt garantiert rein, wenn er dort auftaucht.

Die Lieblingsbeschäftigung meiner kleinen Katze war es, die berühmten Dächer von Paris zu erkunden. Von unserem Zimmer im Tremoille aus hatte er Zugang dazu. Das Hotel hatte diese alten, sehr schweren Fenster, die aufschwingen. Norton saß dann immer mit der Nase gegen das Schlafzimmerfenster gepresst und wartete darauf, dass ich endlich seinen Wink verstand, dass er verzweifelt nach draußen wollte. Zuerst zögerte ich, aber wieder siegte der Wunsch der Katze über den gesunden Menschenverstand, und das Fenster wurde weit geöffnet. Ich hielt Norton ein paar Augenblicke auf dem Arm und erklärte ihm, dass er in einer fremden Stadt war und dass er nicht so weit weglaufen sollte – dann sprang er auf den Balkon und kletterte von dort auf die rotgeziegelten Dächer der Stadt.

Ich weiß nicht, wie weit er tatsächlich herumkam. Ich sah ihn einmal drei Dächer entfernt – vielleicht einen halben Block. Er kam immer zurück, wenn ich ihn rief, also kann er nicht außer Hörweite gewesen sein. Schließlich entspannte ich mich während seiner Freiluft-Abenteuer, und sobald ich den Zimmermädchen verständlich machen konnte, dass sie unter keinen Umständen das Fenster schließen sollten, wenn Norton nicht im Zimmer war, fing ich sogar an, es ständig aufzulassen, damit er sich vergnügen konnte, wenn ich nicht da war.

Die andere Sache, die Norton eine Zeitlang viel Spaß bereitete, war unser ständiges Pendeln zwischen Paris und New York. Obwohl Autoren eigentlich als Faustregel davon ausgehen können, dass alles, was sie tun, entweder nicht gedruckt oder niemals realisiert wird, gab es einen Zeitraum von einem Monat, in dem alles, an dem ich arbeitete, gleichzeitig umgesetzt wurde – der Polanski-Film, ein Roman, den ich geschrieben hatte, ein Pilotfilm fürs Fernsehen –, und so lebten Norton und ich während dieses besonderen Februars quasi in der Concorde. Einmal in der Woche flog ich für ein paar Tage nach Paris, um an dem TV-Film zu arbeiten. Dann setzte ich mich wieder in das schnelle Flugzeug, raste zurück nach New York, tat, was immer ich dort tun musste – ich konnte zu diesem Zeitpunkt die einzelnen Aktivitäten kaum noch voneinander unterscheiden –, und dann fuhr ich wieder zum Flughafen und setzte mich erneut in die Concorde. Ich verbrachte den kurzen Flug entweder mit Lesen, Schreiben oder Umschreiben. Norton verbrachte die wenigen Stunden damit, in der kleinen Kabine herumzuwandern und sich mit den Flugbegleiterinnen und den anderen Passagieren anzufreunden.

Das war definitiv der Höhepunkt des Luxus für eine Katze und der Höhepunkt von Nortons Europareisen. Die Flugbegleiterinnen in der Concorde kannten ihn irgendwann so gut, dass sie mich nicht mehr zwangen, die Box mitzunehmen. Nach einer Weile brauchte er nur noch seine Stoffschultertasche. Er fühlte sich in dem Flugzeug so wohl, dass ich fast erwartete, auf einem der Flüge die folgende Durchsage zu hören: »Meine Damen und Herren, wir ’aben auf diesem Flug einen Gastpiloten bei uns. Monsieur, bitte begrüßen Sie die Passagiere.« Dann würde der Pilot ans Mikrofon kommen und ein lautes »Miau« von sich geben.

So weit kam es natürlich nie, aber das lag nicht daran, dass Norton nicht alles versucht hätte.

Tatsächlich würde ich an Ihrer Stelle, falls Sie in naher Zukunft nach Paris fliegen, diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Wenn Sie dafür sorgen wollen, dass Ihr Flugzeug rechtzeitig landet, dann schlage ich vor, Sie nehmen einen ausreichenden Vorrat an Pounce mit.