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Paar, das – Zwei von einer Sorte, wie zwei Asse, zwei Buben, zwei Fünfen etc. Beliebt ist z.B. das Bartlettsche Paar, benannt nach dem Erfinder, Mr. Bartlett, vom Bulletin. Es besteht aus einer Acht und einer Sieben, wobei eine der Markierungen der Acht vom Daumen des Spielers verdeckt wird. Läßt sich in gleicher Weise auch aus einer Sieben und einer Sechs herstellen.

Palast, der – Schöne, kostspielige Behausung, vor allem die eines hohen Beamten. Auch die Residenz eines hohen Würdenträgers der christlichen Kirche heißt Palast; die des Begründers dieser Religion hieß Feld oder Wegesrand. Es gibt doch Fortschritte.

Pantheismus, der – Doktrin, nach der alles Gott ist; steht in schroffem Widerspruch zur Doktrin, nach der Gott alles ist.

Pantomime, die – Stück, in dem eine Geschichte erzählt wird, ohne die Sprache zu vergewaltigen. Die am wenigsten unersprießliche Form dramatischer Darstellung.

Paß, der – Dokument, das in verräterischer Absicht einem Bürger aufgezwungen wird, der ins Ausland will; es stellt ihn als Ausländer bloß und setzt ihn besonderer Mißhandlung aus.

Patriot, der – Einer, dem die Interessen eines Teils wichtiger sind als die des Ganzen. Narr des Politikers und Werkzeug des Eroberers.

Patriotismus, der – Entflammbarer Müll, bereit für die Fackel eines jeden, der ehrgeizig ist und seinen Namen beleuchtet sehen möchte. In Dr. Johnsons berühmtem Wörterbuch wird Patriotismus als die letzte Zuflucht eines Schurken definiert. Mit allem geziemenden Respekt vor einem lichtvollen, aber minderwertigen Lexikographen erkühne ich mich, anzumerken, daß es die erste ist.

Peripatetisch, adj. – Umhergehend. Bezieht sich auf die Philosophie des Aristoteles, der wahrend ihrer Darlegung von Ort zu Ort wanderte, um den Einwänden seiner Schüler zu entgehen. Überflüssige Besorgnis – sie verstanden auch nicht mehr davon als er.

Pessimismus, der – Philosophie; dem Beobachter aufgezwungen durch die entmutigende Übermacht des Optimisten mit seiner gräßlichen Hoffnung und seinem abstoßenden Lächeln.

Pfählen, v. – Allgemein: Jemanden mit einer Waffe durchbohren, die in der Wunde verbleibt. Diese Verwendung des Worts ist jedoch ungenau; eigentlich bedeutet pfählen Tötung durch gewaltsame Einführung eines aufrechten spitzen Pfahls in den Körper, wobei das Opfer in einer sitzenden Stellung verharre. Es war dies eine verbreitete Methode des Strafvollzugs bei vielen Völkern des Altertums und erfreut sich in China und anderen Ländern Asiens noch immer großer Beliebtheit. Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts wurde das Pfählen bei der kirchlichen Verarbeitung von Häretikern und Schismatikern oft verwendet. Wolecraft spricht hierbei vom »Stuhl der Reue«, und im einfachen Volk sprach man scherzhaft vom »Reiten auf dem einbeinigen Roß«. Ludwig Salzmann läßt uns wissen, daß in Tibet Pfählung noch immer als die angemessenste Strafe bei Verbrechen wider die Religion gilt, und wenn sie auch in China bisweilen wegen weltlicher Vergehen verhängt wird, so findet sie doch ihre häufigste Anwendung in Fällen von Sakrileg. Der Person, die gerade der Pfählung unterzogen wird, mag es als minder bedeutend erscheinen, zu wissen, welcher Sorte zivilen oder religiösen Abweichens sie die enge Bekanntschaft mit den Unersprießlichkeiten des Pfählens verdankt; sie empfände jedoch zweifellos eine gewisse Befriedigung, wenn sie sich als eine Art Wetterhahn auf der Turmspitze der Wahren Kirche zu betrachten vermöchte.

Pferd, das – Begründer und Bewahrer der Zivilisation.

Pflicht, die – Das, was uns auf dem Weg der Begehrlichkeit unaufhaltsam zum Profit vorantreibt.

Pflug, der – Instrument, das laut nach Händen schreit, die an die Feder gewöhnt sind.

Phantasie, die – Tatsachendepot; im gemeinsamen Besitz von Dichter und Lügner.

Philanthrop, der – Reicher (und gewöhnlich kahlköpfiger) alter Gentleman, der sich dazu erzogen hat, zu grinsen, während sein Gewissen ihm die Taschen plündert.

Philister, der – Einer, dessen Geist das Produkt seiner Umgebung ist und der Mode im Denken, Fühlen und Empfinden gehorcht. Er ist bisweilen gebildet, häufig wohlhabend, gewöhnlich sauber und immer steif.

Philosophie, die – Strecke mit vielen Wegen, die von Nirgendwo nach Nichts führen.

Photoalbum, das – Folterinstrument, in dem Freundinnen einen zwischen zwei Dieben kreuzigen.

Photographie, die – Bild, gemalt von der in Kunst unausgebildeten Sonne. Ein wenig besser als das Werk eines Apachen, aber längst nicht so gut wie das eines Cheyenne.

Physiognomie, die – Kunst, den Charakter eines anderen zu bestimmen anhand der Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen seinem Gesicht und unserem. Letzteres ist der Maßstab für alles Hervorragende.

Pilger, der – Ernstgenommener Tourist. Ein Pilgervater war einer, der Europa Anno 1620 verließ, weil es ihm dort nicht gestattet war, Psalmen durch die Nase zu singen, welcher er nach Massachusetts folgte, woselbst er gemäß dem Diktat seines Gewissens Gott spielen konnte.

Piraterie, die – Handel ohne Schonbezug, wie Gott ihn schuf.

Plage, die – in der Antike eine allgemeine Bestrafung der Unschuldigen zwecks Ermahnung ihres Herrschers, so z.B. im Fall des immunen Pharao. Die Plage, wie wir Heutigen sie zu kennen das Vergnügen haben, ist nichts als die zufällige Demonstration der zweckfreien Widerwärtigkeit der Natur.

Plagiat, das – Zufälliges literarisches Zusammentreffen; besteht aus schandhafter Priorität und ehrenvoller Nachfolge.

Plagiieren, v. – Denkweise oder Stil eines anderen Schriftstellers übernehmen, den man ganz bestimmt nie gelesen hat.

Planen, v. – Sich um die beste Methode zur Herbeiführung eines zufälligen Ergebnisses sorgen.

Platitüde, die – Grundlegendes Element und besonderer Ruhm der volkstümlichen Literatur. Schnarchen der Gedanken in rauchenden Worten. Weisheit von einer Million Idioten in der Formulierung eines Trottels. Moral ohne Fabel. Alles Sterbliche einer dahingeschiedenen Wahrheit. Bürzel eines federlosen Pfaus. Qualle, die am Gestade des Gedankenmeeres dahinsiecht. Gegacker, das das Ei überlebt hat. Entwässertes Epigramm.

Platonisch, adj, – Der sokratischen Philosophie zugehörig. Platonische Liebe ist ein schwachsinniger Name für die Neigung zwischen einer Unfähigkeit und einem Frost.

Plattenspieler, der – Irritierendes Spielzeug, das toten Lärm zum Leben erweckt.

Plebejer, der – Antiker Römer, der mit dem Blut seines Landes allein seine Hände befleckt hatte. Im Unterschied zum Patrizier, der eine gesättigte Lösung war.

Plebiszit, das – Volksabstimmung zur Bestätigung des Herrscherwillens.

Pleonasmus, der – Armee von Wörtern, eskortiert einen Feldwebel von Gedanke.

Plündern, v. – Jemandes Eigentum an sich nehmen, ohne die geziemende und übliche Zurückhaltung des Diebstahls zu beachten. Einen Eigentumswechsel unter der ungenierten Mitwirkung einer Blaskapelle vornehmen. A den Reichtum von B abnehmen und C eine vertane Chance bejammern lassen.

Plutarchie, die – Herrschaft jener, die weise in Privatbesitz und gut in Immobilien sind.

Plutokratie, die – Republikanische Regierungsform; leitet ihre Macht aus dem Dünkel der Beherrschten ab, die sich für die Herrschenden halten.

Pöbel, der – In der Republik: Inhaber der höchsten Gewalt, eingeschränkt durch Wahlbetrug. Zu vergleichen mit dem heiligen Simurgh der arabischen Legende – er ist allmächtig unter der Bedingung, daß er nichts tue. (Das Wort stammt aus dem Aristokratesischen und hat in unserer Sprache keine genaue Entsprechung, bedeutet jedoch ungefähr »ehrgeiziges Schwein«.)

Politik, die – Vom verkommenen Teil unserer kriminellen Schichten bevorzugter Lebensunterhalt. – Interessenkonflikt, maskiert als Prinzipienstreit. Die Leitung öffentlicher Angelegenheiten zu privatem Vorteil.

Politiker, der – Aal in dem Grundschlamm, der den Überbau der organisierten Gesellschaft trägt. Wenn er sich windet, hält er die Bewegung seines Schwanzes irrtümlich für ein Beben des Gesamtgebäudes. Im Vergleich mit dem Staatsmann leidet er unter dem Nachteil, noch zu leben.

Polizei, die – Streitmacht zu Schutz und Beteiligung.

Polygamie, die – Zuviel des Guten. – Haus der Sühne oder Bußkapelle, ausgestattet mit mehreren Reuebänken; im Gegensatz zur Monogamie, die nur über eine solche verfügt.

Portion, die – Teil, in der undeutlichen Aussprache wertloser Analphabeten. »Teil« bedeutet Stück oder Bruchstück des Ganzen; »Portion« bedeutet Anteil und impliziert einen Anspruch. Durch treuliche Beachtung dieses Unterschieds mag fürchterliches öffentliches Unheil abgewendet werden.

Positivismus, der – Philosophie, die unsere Kenntnis des Wirklichen leugnet und unsere Unkenntnis des Scheinbaren bekräftigt. Ihr längster Vertreter ist Comte, ihr breitester Mill und ihr dickster Spencer.

Postskriptum, das – Einziger Teil des Briefs einer Dame, den du lesen mußt, wenn du in Eile bist.

Prädestination, die – Lehre, derzufolge alles programmgemäß abläuft.

Prälat, der – Kirchenbeamter mit übergeordneter Heiligkeit und feisten Bezügen. Mitglied der Aristokratie des Himmels. Ein Gentleman Gottes.

Pranger, der – Mechanische Vorrichtung zur Verabreichung persönlicher Auszeichnungen. – Prototyp der modernen Zeitung, geleitet von Personen mit herben Tugenden und makellosem Lebenswandel.

Prärogativ, das – Eines Herrschers Recht, Falsches zu tun.

Präzedenzfall, der – In der Rechtspflege frühere Entscheidung, Regel oder Praxis, die in Ermangelung eines eindeutigen Gesetzes so viel Kraft und Autorität hat, wie ihr ein Richter zu geben beliebt, wodurch er sich die Aufgabe, zu tun, was ihm gefällt, erheblich erleichtert. Da es für alles Präzedenzfälle gibt, braucht er nur jene zu ignorieren, die seinem Interesse zuwiderlaufen, und jene hervorzuheben, die seinen Wünschen entsprechen. Die Erfindung des Präzedenzfalles hebt die Gerichtsverhandlung von der niedrigen Ebene eines zufälligen Verhängnisses auf die edle Stufe einer beeinflußbaren Willkürlichkeit.

Preis, der – Wert, zuzüglich einer angemessenen Summe für den durch seine Erhebung eingetretenen Gewissensverschleiß.

Presbyterianer, der – Einer, nach dessen Überzeugung die maßgeblichen Autoritäten der Kirche Presbyter heißen sollten.

Preußen, EN. – Land, in dem Würste, Bier und Kanonenfutter gedeihen.

Priester, der – Gentleman, der den direkten Weg zum Paradies zu besitzen behauptet und darauf Maut erheben möchte.

Primas, der – Haupt einer Kirche, besonders einer Staatskirche, die von unfreiwilligen Beiträgen unterhalten wird. Primas von England ist der Erzbischof von Canterbury, ein liebenswerter alter Gentleman; er bewohnt den Palast von Lambeth, falls lebendig, und die Abtei von Westminster, falls tot. Gewöhnlich ist er tot.

Primitiv, adj. – Leute, die glauben, ehrlich währe am längsten.

Prinz, der – Junger Gentleman, der seine Zuneigung in der Dichtung einem Bauernmädchen, in der Realität den Frauen seiner Freunde schenkt.

Prinzip, das – Etwas, was zu viele Leute mit Interesse verwechseln.

Privileg, das – Atmen dürfen, ohne zuerst jemanden bestechen zu müssen.

Problem, das – Wenn fünfzig angeekelte Leute in einem Theater ein »begeisterter Erfolg« sind, was ist dann ein Reinfall?

Projektil, das – Stiefelknecht oder Kuß; abhängig davon, ob man auf eine Katze oder ein hübsches Mädchen zielt. – Letztinstanzlicher Richter bei internationalen Streitigkeiten. Früher wurden derlei Dispute durch physischen Kontakt der Disputanten beigelegt, mit den schlichten Argumenten, welche die rudimentäre Logik jener Zeiten zu liefern vermochte – Schwert, Speer usw. Mit zunehmender Vorsicht in militärischen Dingen erfreute sich das Projektil wachsender Beliebtheit und wird heute von den Tapfersten hochgeehrt. Sein größter Mangel ist, daß es persönliche Anwesenheit am Ort des Abschusses verlangt.

Prophezeiung, die – Die Kunst, seine Glaubwürdigkeit jetzt zu verkaufen und später zu liefern.

Prophetisch, adj. – In der Nacht vor der Hochzeit vom Teufel träumen.

Prospekt, der – Tellergericht aus heißen Lügen, gewürzt mit ein paar kalten Tatsachen.

Provinziell, adj. – Eigentümlich.

Provozieren, v. – Einem Mann ins Gesicht sagen, sein Vater sei Politiker gewesen.

Prozeß, der – Maschine, die man als Schwein betritt und als Wurst verläßt. – Förmliche Untersuchung mit dem Ziel, den makellosen Charakter von Richtern, Anwälten und Geschworenen zu beweisen und in den Akten zu verewigen. Hierzu bedarf es einer Kontrastperson in Form eines sogenannten Angeklagten, Gefangenen oder Beschuldigten. Zur Verdeutlichung des Kontrasts hat diese Person so zu leiden, daß jenen tugendhaften Herren ein behagliches Gefühl erwächst, welches nicht nur ihren Wert, sondern auch ihre Immunität betrifft. Heutzutage ist der Angeklagte gewöhnlich ein Mensch oder Sozialist, im Mittelalter jedoch wurde auch Tieren, Fischen, Reptilien und Insekten der Prozeß gemacht. Ein Tier, das einen Menschen getötet oder Hexerei betrieben hatte, wurde ordnungsgemäß verhaftet, angeklagt und im Fall der Verurteilung vom Scharfrichter exekutiert. Insekten, die Kornfelder, Obstgärten oder Weinberge verwüsteten, wurden aufgefordert, sich durch einen Anwalt vor einem Zivilgericht zu verantworten, und wenn sie nach Beweiserhebung, Beratung und Verurteilung in contumaciam verharrten, wurde der Fall vor einen hohen kirchlichen Gerichtshof gebracht, wo man sie feierlich exkommunizierte und verfluchte. Auf einer Straße in Toledo wurden ein paar Schweine, die in der ihnen eigenen Ruchlosigkeit dem Vizekönig zwischen die Beine gelaufen waren und ihn gestürzt hatten, aufgrund eines Haftbefehls arretiert, vor Gericht gestellt und bestraft. In Neapel wurde ein Esel zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt; das Urteil scheint jedoch nicht vollstreckt worden zu sein. Gestützt auf Gerichtsakten berichtet Addosio von zahlreichen Verfahren gegen Schweine, Stiere, Pferde, Hähne, Hunde, Ziegen usw.; man nimmt an, daß diese Prozesse ihnen durchaus zu einer wesentlichen Besserung von Lebenswandel und Moral verhalfen. 1451 wurde gegen die Blutegel, die einige Teiche bei Bern verseuchten, Klage erhoben, und der Bischof von Lausanne, beraten von der zuständigen Fakultät der Universität Heidelberg, gab Anweisung, einige der »aquatischen Würmer« dem örtlichen Gerichtshof vorzuführen. Dies geschah, und den Blutegeln, gleich, ob sie an- oder abwesten, wurde befohlen, binnen dreier Tage die von ihnen verseuchten Orte zu verlassen, bei Strafe, sich »Gottes Fluch« zuzuziehen. In den umfänglichen Aufzeichnungen dieser cause célèbre findet sich kein Hinweis darauf, ob die Delinquenten der Strafandrohung trotzten oder die Reichweite dieser ungastlichen Rechtsprechung alsbald verließen.

Prozessierer, der – Einer, der sich das Fell abziehen läßt, in der Hoffnung, die Knochen behalten zu dürfen.

Prozession, die – Auflauf chronisch Irrer, die es versäumt haben, einen Sinn für Lächerlichkeit zu entwickeln.

Prüderie, die – Neigung einer Obszönität, sich hinter dem Rücken ihres gesitteten Betragens zu verbergen.

Pünktlichkeit, die – Tugend, die bei Gläubigern abnorm gut entwickelt zu sein scheint.

Puritaner, der – Frommer Mann, der daran glaubt, daß alle Leute tun und lassen sollten, was er will.