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Fabel, die – Lange Lüge zur Illustration einer kurzen Wahrheit.

Fähigkeit, die – Naturgegebenes Handwerkszeug zum Erreichen eines kleinen Teils der minderen Ziele, die fähige von toten Männern unterscheiden. In letzter Analyse stellt sich oft heraus, daß Fähigkeit in hohem Maß vor allem aus feierlicher Steifheit besteht. Möglicherweise wird jedoch diese beeindruckende Eigenschaft zu Recht gepriesen; es ist keine leichte Aufgabe, unausgesetzt feierlich steif zu sein.

Falschheit, die – Wahrheit, der die Tatsachen nur unvollkommen angepaßt sind.

Farce, die – Kurzes Drama, oft nach einer Tragödie gespielt, um die Niedergeschlagenheit des Kritikers zu vertiefen.

Fauna, die – Sammelname für alle Tiere, die eine bestimmte Gegend verseuchen, ausgenommen Haustiere, Wanderzoos und demokratische Politiker.

Faulheit, die – Unerwünschte Muße einer Person niederen Standes.

Faustschlag, der – Stimulans, das den Kreislauf oder das Temperament anregt, je nachdem, ob es den Magen oder die Nase trifft.

Federkiel, der – Folterinstrument; einer Gans abgerungen und gewöhnlich von einem Esel geschwungen. Heute in dieser Form obsolet; allerdings wird die moderne Entsprechung, die Stahlfeder, vom gleichen Ewigen Wesen geschwungen.

Fee, die – Geschöpf von unterschiedlicher Gestaltung und Begabung, das ehedem Wiesen und Wälder bewohnte. Die Fee frönte nächtlichen Gewohnheiten und war dem Tanzen sowie Kinderstehlen krankhaft ergeben. Naturwissenschaftler halten Feen heutzutage für ausgestorben, obwohl ein Geistlicher der Kirche von England drei Feen in der Nähe von Colchester sah, als er nach üppigem Mahle im Herrenhaus des Orts den dazugehörigen Park durchquerte. Der Anblick verwirrte ihn höchlichst, so daß sein Bericht über den Vorfall einer gewissen Zusammenhanglosigkeit nicht entbehrt. Im Jahre 1807 suchte eine Gruppe von Feen einen Wald nahe Aix heim und entführte die Tochter eines Bauern, die nach Augenzeugenberichten den Wald mit einem Kleiderbündel unter dem Arm betreten hatte. Der Sohn eines wohlhabenden bourgeois verschwand um die gleiche Zeit, kehrte jedoch später zurück. Er hatte die Entführung beobachtet und die Feen verfolgt. Justinian Gaux, ein Autor des vierzehnten Jahrhunderts, bekräftigt die gewaltigen Verwandlungskünste der Feen; er selbst habe gesehen, wie eine Fee sich zu zwei feindlichen Heeren verwandelte, die einander eine mörderliche Schlacht lieferten, und am folgenden Tage, nachdem die Fee ihre ursprüngliche Gestalt wieder angenommen und den Ort verlassen hatte, lagen dort siebenhundert Leichname von Gefallenen herum, welche von den Dorfbewohnern begraben werden mußten. Er teilt leider nicht mit, ob etwelche Verwundete genasen. In der Regierungszeit Heinrichs III. von England wurde ein Gesetz erlassen, das die Tötung, Verwundung und Verstümmelung von Feen unter Todesstrafe stellte; es wurde allgemein eingehalten.

Fegefeuer, das – Art ungemütlichen Knasts, in den Seelen gesperrt werden, bis einige ihrer Verwandten sie auslösen.

Fehler, der – Eines meiner Vergehen, im Unterschied zu einem von deinen, bei dem es sich um ein Verbrechen handelt.

Feigling, der – Einer, der in gefährlichen Notlagen mit den Beinen denkt.

Feind, der – Intriganter Schuft, der einem einen Dienst erwiesen hat, den zu erwidern nicht konveniert. Militärisch: Gruppe von Männern, die von den niedrigsten Motiven geleitet werden und ruchloseste Ziele anstreben. – Einer, den seine Verworfenheit dazu bewegt, meine Verdienste zu leugnen oder größere eigene Verdienste an den Tag zu legen.

Feindseligkeit, die – Besonders feines Gespür für die Übervölkerung der Erde. Feindseligkeit erscheint in zwei Formen, aktiv und passiv, wie z.B. die Gefühle einer Frau für ihre Freundinnen und die für den Rest ihres Geschlechts.

Fern, adj. – Der Tag, da Verdienste gefragter sein werden als Geld.

Fertigkeit, die – Eines Narren Ersatz für Gehirn.

Fest, das – Feier, z. B. religiös; gewöhnlich gekennzeichnet durch Völlerei und Trunkenheit; häufig zu Ehren eines Heiligen, der sich durch Enthaltsamkeit auszeichnete. In der römisch-katholischen Kirche sind Feste »beweglich« oder »unbeweglich«, die Feiernden hingegen sämtlich unbeweglich, bis sie abgefüllt sind. In den frühesten Ausprägungen waren derlei Zerstreuungen Feste für die Toten; man kann jedoch annehmen, daß die antiken Toten, wie die modernen, leichte Esser waren. In Rom gab es unter vielen anderen Festen auch das Novemdiale, das laut Livius immer dann stattfand, wenn Steine vom Himmel fielen.

Fiedel, die – Instrument, mit dem Menschenohren gepeinigt werden, indem man Roßhaar über Katzengedärm zerrt.

Findelkind, das – Kind, das sich von Eltern befreit hat, die seinen Qualitäten und Aussichten unangemessen waren.

Fleischfresser, der – Dem grausamen Verzehr des furchtsamen Vegetariers, seiner Erben sowie aller Rechtsnachfolger krankhaft ergeben.

Flirt, der – Glücksspiel, bei dem du den Einsatz des Gegenspielers nicht gewinnen willst, aber beste Chancen hast, deinen zu verlieren.

Folterbank, die – Streitbares Mittel der Belehrung; wurde früher häufig verwendet, um Anhänger eines falschen Glaubens zur lebendigen Wahrheit zu bekehren.

Formfehler, der – Vor einem englischen Gericht hatte ein Mann namens Home sich wegen Verleumdung zu verantworten, da er seinen Nachbarn des Mordes bezichtigt habe. Seine genauen Worte waren: »Sir Thomas Holt hat eine Axt genommen und seinem Koch auf das Haupt geschlagen, dergestalt, daß ein Teil des Hauptes auf die eine, der andere Teil auf die andere Schulter fiel.« Das Gericht sprach ihn frei, da die gelehrten Richter befanden, die Worte bärgen keine Mordbezichtigung, da sie nicht behaupteten, der Koch sei gestorben, welches lediglich eine Schlußfolgerung darstelle.

Förmlich, adj. – Einen Menschen zwingen, seine Schuhe auszuziehen, bevor man mit ihm ein Bett teilt.

Fortsetzungsroman, der – Literarisches Werk, gewöhnlich eine unwahre Geschichte; schleppt sich durch mehrere Folgen einer Zeitung oder Zeitschrift. Häufig wird jeder Folge für die, die frühere Kapitel nicht gelesen haben, eine Zusammenfassung vorangestellt; dringender wäre eine Zusammenfassung der nachfolgenden Kapitel für jene, die nicht beabsichtigen, diese zu lesen. Noch besser wäre eine Synopse des Gesamtwerks.

Der frühverstorbene James F. Bowman schrieb einen Fortsetzungsroman für ein Wochenblatt, in Zusammenarbeit mit einem Genie, dessen Name uns nicht erhalten ist. Sie schrieben nicht gemeinsam, sondern abwechselnd; Bowman lieferte die Folge der einen Woche, sein Freund die der nächsten, und so weiter ohne Ende, wie sie hofften. Bedauerlicherweise gerieten sie in Streit miteinander, und als Bowman eines Montagmorgens die Zeitschrift las, um sich auf seine Arbeit vorzubereiten, stellte er fest, daß sein Werk bereits beendet war, und zwar in einer überraschenden und schmerzlichen Form. Sein Kollaborateur hatte sämtliche Personen der Erzählung ein Schiff besteigen lassen und dieses mitten im Atlantik versenkt.

Fragment, das – In der Literatur ein Werk, das zu beenden des Autors Fähigkeiten überfordert hätte.

Frau, die – In allen bewohnbaren Weltteilen anzutreffendes Raubtier, ansatzweise domestizierbar; gehört zur Gattung der Katzen. Geschmeidig und anmutig in seinen Bewegungen, besonders die amerikanische Unterart (Felis pugnans). Allesfresser; ihm kann das Nichtsprechen beigebracht werden.

Fräulein, das – Titel mit dem wir unverheiratete Frauen brandmarken, um anzuzeigen, daß sie noch auf dem Markt sind.

Freibeuter, der – Eroberer, dessen Geschäftserfolgen die heiligende Größe fehlt.

Freidenker, der – Schurke, der sich in seiner Verruchtheit weigert, mit den Augen des Priesters zu sehen und statt dessen darauf beharrt, mit allzu forschendem Blick in sie zu schauen.

Freiheit, die – Eines der kostbarsten Güter der Einbildung.

Freimaurer, die (pl.) – Orden mit geheimen Riten, grotesken Zeremonien und phantastischen Kostümen. Er entstand zu Zeiten Charles' II. unter Handwerksmeistern in London; inzwischen traten ihm nach und nach die Toten vorhergehender Jahrhunderte bei, und zwar in ungebrochener Rückläufigkeit, so daß er nun alle Menschengeschlechter diesseits von Adam umfaßt und erlesene Rekruten unter den präkreationalen Bewohnern des Nichts und des Chaos zusammentrommelt. Der Orden wurde zu verschiedenen Zeiten gegründet, von Karl dem Großen, Julius Caesar, Cyrus, Salomon, Zarathustra, Konfuzius, Thothmes und Buddha. Seine Embleme und Symbole wurden in den Katakomben von Paris und Rom, auf den Steinen des Parthenon und der Großen Chinesischen Mauer, unter den Tempeln von Karnak und Palmyra und in den ägyptischen Pyramiden gefunden – immer von einem Freimaurer.

Freispruch, der – Urteil in einem Mordfall in San Francisco.

Freude, die – Gefühlsbewegung mit vielerlei Ursachen; im höchsten Grad speist sie sich jedoch aus der Betrachtung fremden Kummers.

Friede, der – In der Weltpolitik eine Periode des Betrugs zwischen zwei Perioden des Kampfes.

Friedhof, der – Abgelegene Meile der Vorstadt, allwo Trauernde mit Lügen wetteifern, Dichter wider ein Ziel schreiben und Steinmetze um die Wette buchstabieren. Die beiden folgenden Inschriften mögen den Erfolg illustrieren, der bei solchen olympischen Disziplinen erreicht wird:

Seine Tugenden waren derart offenkundig, daß seine Feinde, da sie sie nicht übersehen konnten, sie leugneten, und seine Freunde, deren lockerem Lebenswandel sie Vorwurf waren, sie als Laster darstellten. Sie sind hiermit dem Gedächtnis überantwortet von seinen Angehörigen, die sie teilten.

Hier im Erdenschoße ruht nun

Unsre liebe kleine Gudrun.

Thomas und Klothilde

Schimmel

PS: Hol sie Gott im Himmel.

Frömmigkeit, die – Verehrung für ein Höchstes Wesen; beruht auf Seiner mutmaßlichen Ähnlichkeit mit dem Menschen.

Frontispiz, das – Protuberanz des menschlichen Gesichts; beginnt zwischen den Augen und endet gewöhnlich in fremden Angelegenheiten.

Frosch, der – Reptil mit eßbaren Beinen. Die erste Erwähnung von Fröschen in der profanen Literatur findet sich in Homers Bericht über den Krieg zwischen ihnen und den Mäusen. Skeptiker haben Homers Urheberschaft an diesem Werk bezweifelt, aber der gelehrte, einfallsreiche und beflissene Dr. Schliemann hat die Frage bündig beantwortet, indem er die Knochen der gefallenen Frösche ausgrub. Eine der Formen moralischen Drucks, wodurch der Pharao bewegt werden sollte, freundlicher zu den Israeliten zu sein, war eine Froschplage, aber der Pharao, der sie als Frikassee besonders schätzte, bemerkte mit echt orientalischem Stoizismus, er könne die Plage mindestens so lange aushalten wie die Frösche und die Juden; daher wurde das Programm geändert. Der Frosch ist ein eifriger Sänger; er verfügt über eine gute Stimme, aber keinerlei Gehör. Das Libretto seiner Lieblingsoper wurde von Aristophanes verfaßt, ist kurz, schlicht und wirkungsvoll »brekekexkoax«; die stammt offenbar von dem vorzüglichen Komponisten Richard Wagner.

Fruchtbar, adj. – Die Decken eines Landstreichers.

Frühreif, adj. – Vierjähriger, der mit der Puppe seiner Schwester durchbrennt.

Furcht, die – Empfinden für die gänzliche Verderbtheit der unmittelbaren Zukunft.

Fußgänger, der – Beweglicher (und hörbarer) Teil einer Autostraße.