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Hester dämmerte in einem leichten Halbschlaf dahin. Ein leises Geräusch drang an ihre Ohren, als schnappte jemand nach Luft und ließe sie mit einem unterdrückten, verzweifelten Keuchen entweichen. Monk lag regungslos neben ihr, die Hand schlaff auf dem Kissen, das Haar über dem Gesicht.

Nicht zum ersten Mal in den letzten zwei Wochen hatte sie Scuff in der Nacht weinen hören. Es war eine heikle Beziehung zwischen ihr und dem Jungen, mit dem Monk und sie sich angefreundet hatten. Zuvor hatte er auf den Straßen in der Nähe des Flusses gelebt und sich größtenteils selbst versorgt, was ihm vorzeitige Reife und einen unbändigen Unabhängigkeitsdrang beschert hatte. Wie er das sah, passte er auf Monk auf, denn dem fehlte es Scuffs Meinung nach an jenen Kenntnissen und scharfen Sinnen, die in seiner Stellung als Kommandant der Thames River Police in Wapping, dem Herzen der Londoner Hafengegend, unabdingbar waren.

Bis vor einem Monat war Scuff nach Lust und Laune gekommen und gegangen und hatte nur sporadisch die Nacht in Monks Haus in der Paradise Place verbracht. Doch seit seiner Verschleppung und den entsetzlichen Erlebnissen in jenem Boot am Execution Dock hatte Scuff sich hier eingerichtet, wagte sich tagsüber kaum hinaus und warf sich in den Nächten, von Alpträumen gepeinigt, in seinem Bett hin und her. Er sprach nie darüber, und sein Stolz verbot es ihm, ausgerechnet Hester gegenüber zuzugeben, dass er vor Dunkelheit, geschlossenen Türen und besonders vor dem Schlaf Angst hatte.

Natürlich wusste sie, warum. Kaum entglitt ihm die strenge Kontrolle, die er in wachen Stunden über sich ausübte, lag er wieder verkrümmt unter der Falltür zum Kielraum des Bootes, eingesperrt neben der halb verwesten Leiche des vermissten Jungen, deren Gestank bei ihm einen permanenten Brechreiz auslöste, und kämpfte gegen das wirbelnde Wasser und die Ratten.

In seinen Alpträumen schien es keine Bedeutung zu haben, dass er jetzt wieder frei und Jericho Phillips tot war. Dabei hatte er dessen Leiche selbst gesehen, gefangen in einem Eisenkäfig im Fluss. Sein Mund war weit aufgerissen, als ihn die steigende Flut umschloss und seine Stimme für immer erstickte.

Hester hörte das Geräusch erneut und glitt aus dem Bett. Sie hüllte sich in einen Morgenrock, nicht so sehr, weil sie in der Spätseptembernacht fröstelte, sondern um Scuff nicht in Verlegenheit zu bringen, falls er wach war. Lautlos huschte sie durch das Schlafzimmer und über den Flur. Die Tür zu seinem Zimmer hatte sie mit Bedacht weit offen gelassen, damit er jeden Moment einfach hinauslaufen konnte. Die Gaslampe brannte auf kleiner Flamme, wodurch die Illusion erhalten bleiben konnte, Hester hätte vergessen, sie vor dem Zubettgehen auszublasen. Keiner von den beiden sprach dieses Thema jemals an.

Scuff lag klein und verkrümmt zwischen den Laken und halb zu Boden gerutschten Decken. Seine Haltung war genau dieselbe wie damals, als Sutton, der Rattenfänger, die Falltür zum Kielraum aufgestemmt hatte.

Ohne lange zu überlegen, trat Hester in das Zimmer, hob die Decken auf, breitete sie über dem Jungen aus und stopfte sie an den Rändern behutsam unter die Matratze, damit sie nicht gleich wieder herunterrutschten. Erneut stieß Scuff ein Wimmern aus, dann zog er die Decke höher, als wäre ihm kalt. Hester blieb bei dem Bett stehen und beobachtete ihn. Im matten Schein der Gaslampe konnte sie sehen, dass er immer noch träumte. Seine Züge waren angespannt, seine Augen fest geschlossen und seine Zähne aufeinandergepresst. Immer wieder bewegte sich sein Körper, und dann schossen seine Hände in die Höhe, als griffen sie nach etwas.

Wie konnte sie ihn wecken, ohne seinen Stolz zu verletzen? Er würde es ihr nie verzeihen, wenn sie ihn wie ein Kind behandelte. Und doch waren seine Wangen so glatt, sein Hals so zierlich und seine Schultern so schmal, dass noch nichts den Mann in ihm verriet. Er behauptete, er sei elf Jahre alt, sah aber eher aus wie neun.

Welche Lüge würde er nicht durchschauen? Sie konnte ihn nicht wecken, ohne damit stillschweigend zuzugeben, dass sie ihn im Traum hatte weinen hören. Schließlich wandte sie sich um, kehrte zur Tür zurück und ging ein Stück weit in den Flur hinaus. Unvermittelt hatte sie eine Idee. Auf Zehenspitzen lief sie die Treppe zur Küche hinunter, wo sie ein Glas Milch einschenkte und vier Kekse auf einen Teller legte. Damit stieg sie wieder nach oben, sorgfältig darauf bedacht, nicht über ihren Morgenrock zu stolpern. Im Flur angekommen, knallte sie absichtlich den Wäscheschrank zu.

Ihr war klar, dass sie damit womöglich auch Monk weckte, aber das ließ sich nun einmal nicht ändern.

Als sie in Scuffs Zimmer trat, lag der Junge mit weit aufgerissenen Augen im Bett, die bis zum Kinn hochgezogenen Decken fest umklammert.

»Du bist wach?«, fragte sie in einem Ton gelinden Erstaunens. »Ich bin es auch. Ich habe mir Milch und Kekse geholt. Möchtest du die Hälfte davon haben?« Sie zeigte ihm den Teller.

Scuff nickte. Er sah, dass es nur ein Glas war, aber auf die Milch kam es ihm nicht an. Was zählte, war die Gelegenheit, wach und dabei nicht allein zu sein.

Hester trat ein, wobei sie die Tür nur anlehnte, und setzte sich auf die Bettkante. Das Glas stellte sie auf dem Tisch neben ihm und den Teller auf den Decken ab.

Scuff nahm einen Keks und knabberte daran, ohne Hester aus den Augen zu lassen. Seine Pupillen waren im matten Lampenlicht groß und dunkel. Er wartete darauf, dass sie etwas sagte.

»Ich mag es nicht, so spät in der Nacht nicht schlafen zu können«, begann sie und biss sich auf die Lippe. »Eigentlich habe ich gar keinen Hunger. Ich habe es nur ganz gern, wenn ich irgendwas esse. Du kannst die Milch haben, wenn du sie willst.«

»Ich trink die Hälfte«, erklärte Scuff. Nahrung war wertvoll; er nahm es stets sehr genau mit der gerechten Verteilung.

Hester lächelte. »Ist recht.« Und damit er sich beim Essen unbefangener fühlte, griff sie ebenfalls nach einem Keks.

Scuff beäugte sie immer noch wachsam, gelangte dann aber zu dem Schluss, dass ihr Angebot aufrichtig gemeint war. So nahm er sich den letzten Keks und verspeiste ihn mit drei Bissen.

Sie lächelte ihn an, und einen Augenblick später grinste er zurück.

»Bist du schläfrig?«, wollte sie wissen.

»Nein …«

»Ich auch nicht.« Sie rutschte ein Stück nach hinten, damit sie sich an das Kopfende lehnen konnte, wahrte aber weiter eine halbe Armeslänge Abstand zu ihm. »Manchmal lese ich, wenn ich in der Nacht wach bin, aber im Augenblick habe ich kein gutes Buch. Und die Zeitung ist voll mit allen möglichen Geschichten, die ich bestimmt nicht wissen will.«

»Was für Geschichten?« Er drehte sich so zu ihr, dass er sie besser sehen konnte.

Sie berichtete ihm von gesellschaftlichen Ereignissen, von denen sie gehört hatte, und fügte ergänzend hinzu, wann sie stattgefunden hatten und wer daran beteiligt gewesen war. Das Thema interessierte weder sie noch ihn, aber sie hatten etwas zu reden. Sehr bald schweifte sie ab, und andere Veranstaltungen fielen ihr ein, mit denen sie persönliche Erinnerungen verband. Ausführlich beschrieb sie Kleider und Speisen, Verhaltensweisen, schlagfertige Bemerkungen, Flirts, kurz: alles Mögliche, um ihn abzulenken. Sogar die unselige Trauerfeier fiel ihr wieder ein, bei der ihre Freundin in einem von ihr nicht beabsichtigten Vollrausch für einen Skandal gesorgt hatte. Mitten in einer Geigendarbietung war sie auf die Bühne geklettert und hatte der äußerst ernsten jungen Geigerin die Violine entrissen, um dann selbst mehrere beliebte Varieténummern zum Besten zu geben und von Stück zu Stück frivoler zu werden.

Kichernd versuchte Scuff, sich die Situation auszumalen. »Und das war schlimm?«, fragte er.

»Verheerend!«, bestätigte Hester voller Genuss. »Sie verriet den Leute die ganze Wahrheit darüber, was für ein Angsthase der Tote gewesen war und warum sie tatsächlich gekommen waren. Damals war es entsetzlich, aber jetzt muss ich jedes Mal lachen, wenn ich daran denke.«

»Sie war Ihre Freundin.« Scuff sagte das letzte Wort ganz langsam, schmeckte geradezu seinen Wert.

»Ja, das war sie.«

»Haben Sie ihr geholfen?«

»So gut ich konnte.«

»Fig war mein Freund«, murmelte Scuff. »Ich hab ihm nich’ geholfen. Und die andern genauso wenig.«

»Ich weiß.« Hester spürte einen Kloß im Hals. Einen, der hart war und schmerzte. Fig war einer der Jungen, die Jericho Phillips ermordet hatte. »Das tut mir sehr leid«, flüsterte sie.

»Jetzt lässt sich nix mehr ändern«, stellte Scuff nüchtern fest. »Sie haben Ihr Bestes getan. Niemand kann so was aufhalten.« Er rutschte eine Handbreit näher an sie heran. »Erzählen Sie mir mehr von Rose und den andern.«

Oft genug hatte Hester die Schuldgefühle gesehen, die sich in den Gesichtern von Überlebenden spiegelten, deren Kameraden getötet worden waren. In ihrer Zeit als Krankenschwester im Krimkrieg hatte sie nur allzu oft gehört, wie Soldaten in den gleichen Alpträumen aufschrien und mit dem gleichen entsetzten, hilflosen Blick aufwachten und fassungslos die Bequemlichkeit um sie herum anstarrten und das Grauen in ihrem Inneren entdeckten.

Allein schon deshalb versuchte sie, an etwas anderes, Schöneres zu denken, das sie Scuff erzählen könnte, um die Erinnerungen an seine verlorenen Freunde zu vertreiben. So schmückte sie ihre Anekdoten noch ein wenig aus, bis sie bemerkte, dass ihm die Augen zufielen. Sie senkte die Stimme, senkte sie dann noch etwas mehr. Er war inzwischen so nahe, dass er sie berührte und sie seine Wärme durch die Decken zwischen ihnen spürte. Ein paar Minuten später schlief er. Ohne sich dessen bewusst zu werden, hatte er den Kopf an ihre Schulter gelehnt. Sie verstummte und blieb, wo sie war. Auch wenn ihre Haltung etwas verkrampft war, rührte sie sich bis zum Morgen nicht von der Stelle. Und als Scuff aufwachte, tat sie so, als hätte sie ebenfalls geschlafen.

Nach dem Frühstück mit heißem Porridge, Toast und Marmelade schickte Monk den Jungen auf einen Botengang, dann wandte er sich an Hester.

»Wieder Alpträume?«, erkundigte er sich.

»Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Ich dachte mir schon, dass ich dich wahrscheinlich wecken würde, aber ich konnte ihn nicht damit alleinlassen. Darum knallte ich die Tür zu und …«

»Du musst das nicht erklären«, unterbrach Monk sie. Für einen Moment milderte die Ahnung eines Lächelns die scharfen Züge seines kantigen Gesichts, nur um gleich wieder zu verschwinden. Er wirkte düster, voller Schmerzen, mit denen er nicht umzugehen wusste.

Hester war es klar, dass er wieder an diese schreckliche Nacht auf dem Fluss dachte, als Jericho Phillips Scuff verschleppt hatte, um Monk daran zu hindern, die Ermittlungen gegen ihn abzuschließen, was mit Sicherheit seinen Tod durch den Strick bedeutet hätte. Und fast wäre ihm sein teuflisches Vorhaben auch gelungen. Wäre nicht Snoot, Suttons kleiner Hund, gewesen, hätten sie den Jungen nie entdeckt.

»Er hat immer noch Angst«, sagte Hester leise. »Er weiß, dass Phillips tot ist – schließlich hat er die Leiche in diesem Käfig selbst gesehen. Aber es gibt andere Leute, die dasselbe tun, andere Boote auf dem Fluss, die Jungen für Pornografie und Prostitution benutzen – Jungen, genau wie ihn und seine Freunde. Menschen, denen wir nicht helfen können. Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll, denn er ist zu klug, um tröstliche Lügen zu glauben. Abgesehen davon will ich ihn sowieso nicht anlügen. Dann würde er mir überhaupt nicht mehr vertrauen. Ich wünschte, ihm würde nicht so viel an den anderen Jungen liegen, aber andererseits fände ich es entsetzlich, wenn für ihn Sicherheit nur ohne den Blick zurück in die Vergangenheit möglich wäre. Er glaubt, dass wir ihm nicht helfen können.« Sie blinzelte heftig. »William, Eltern sollten in der Lage sein zu helfen. Dazu sind sie doch da! Scuff ist zu jung, um sich der Realität zu stellen, die viel zu oft sogar uns überfordert. Ihm muss es so vorkommen, als ob wir es erst gar nicht versuchten, als ob wir uns einfach in die Niederlage fügten. Er versteht nicht einmal, warum er sich so schuldig fühlt, und glaubt, er würde die Opfer durch sein Wohlergehen, durch Vergessen verraten. Und auch wenn wir beteuern, dass er uns bestimmt nicht gleichgültig geworden ist, wird er uns nicht glauben.«

»Ich weiß.« Monk holte tief Luft und ließ sie langsam entweichen. »Und das ist nicht der einzige Aspekt des Problems.«

Hester wartete. Ihr Herz klopfte heftig, und sie spürte einen Knoten im Hals, der ihr die Luft abschnürte. Bisher hatten sie vermieden, es auszusprechen: Ihre ganze Zeit und all ihre Emotionen galten Scuff. Doch sie hatte gewusst, dass es irgendwann ans Tageslicht drängen würde. Jetzt betrachtete sie die von Anspannung herrührenden Furchen auf seiner Stirn, die Schatten um seine Augen, die hohen Wangenknochen. All das zeugte von einer Verletzlichkeit, die nur sie verstehen konnte.

War es wirklich vorstellbar, dass Margarets Vater die treibende Kraft und der Geldgeber von Jericho Phillips’ Gräueltaten gewesen war? Hester wünschte sich so sehnlich, Monk würde ihr sagen, das alles wäre nicht wahr.

»Du hast gehört, was Rathbone über Arthur Ballinger und Phillips berichtet hat?«, fragte er laut.

»Ja. Hat er noch mehr dazu gesagt?«

»Nein. Ich nehme an, es wurden keine rechtlichen Schritte unternommen; sonst hätte er sich dazu geäußert. Dann hätte er keine Wahl gehabt.«

»Du meinst, es gibt keine Beweise, nur Sullivans Wort – und der ist ja tot?«

»Genau.«

»Aber du glaubst es?« Auch das war eigentlich keine Frage. Wenn Monk Sullivans Anschuldigung für eine Lüge gehalten hätte, müssten sie sich jetzt nicht diesem unausweichlichen Schmerz aussetzen.

»Natürlich glaube ich das«, antwortete er sehr leise. »Rathbone glaubt es. Und kannst du dir vorstellen, er würde ihn verdächtigen, wenn es im Himmel oder in der Hölle einen Weg gäbe, das zu vermeiden?«

»Nein.« Das Bild Oliver Rathbones erstand vor ihren Augen. Er war nun schon so lange mit Monk und ihr befreundet. An seiner Seite hatten sie so viele verzweifelte Schlachten um Gerechtigkeit ausgefochten, oft unter Gefahren für ihren Ruf, ja, ihr Leben. Endlose Nächte hatten sie sich auf der Suche nach Lösungen um die Ohren geschlagen, gemeinsam hatten sie Siege errungen und Katastrophen durchgestanden, sich dem Entsetzen gestellt, das Trauer, Mitleid und Desillusionierung mit sich brachten. Rathbone hatte Hester einmal geliebt, doch sie hatte Monk auserwählt. Später hatte er Margaret Ballinger geheiratet und bei ihr ein Glück gefunden, das viel besser zu seinem Naturell passte. Margaret konnte ihm Kinder schenken, aber noch augenfälliger war, dass sie gesellschaftlich auf der gleichen Stufe stand. Sie war ruhiger und besonnener als Hester; sie wusste, welches Verhalten von einer Lady Rathbone, Gattin des begnadetsten Anwalts von London, erwartet wurde.

Monk hob die Hand und strich ihr so sanft über die Wange, dass sie mehr als seine Berührung seine Wärme spürte.

»Um Scuffs willen muss ich wissen, ob Ballinger beteiligt war«, antwortete er ihr. »Dann merkt der Junge wenigstens, dass ich mich bemühe. Und Rathbone muss das Gleiche tun, selbst wenn er die Sache am liebsten auf sich beruhen lassen würde.«

»Hast du vor, mit ihm darüber zu sprechen?«

»Bisher bin ich diesem Thema ausgewichen und er genauso. In den letzten zwei Wochen hat er einen anderen Fall vor Gericht vertreten, doch das ist jetzt erledigt, sodass er die Sache nicht länger auf die lange Bank schieben kann.«

»Bist du sicher, dass er es wissen muss?«, drängte Hester. »Der Schmerz, den das für ihn bedeuten würde, wäre unerträglich, und er hätte keine andere Wahl als zu handeln.«

»Eine solche Haltung entspricht gar nicht deinem Wesen«, meinte Monk nachdenklich.

»Der Wunsch, jemandem zu helfen, Schmerzen zu vermeiden?« Einen Moment lang war sie regelrecht empört.

»Etwas zu vermeiden«, verbesserte er sie. »Du bist als Krankenschwester zu gut, um eine Stelle verbinden zu wollen, von der du weißt, dass sie operiert werden muss. Wenn es Wundbrand ist, muss man den Arm amputieren, sonst stirbt der Patient. Das hast du mich selbst gelehrt.«

»Nennst du mein Verhalten feige?« Obwohl Hester das letzte Wort absichtlich benutzte, zuckte sie in dem Moment, da sie es aussprach, zusammen. Sie hatte im Krimkrieg Verwundete gepflegt und wusste, dass »Feigling« für einen Soldaten in jeder Sprache die schlimmste vorstellbare Beschimpfung darstellte, übler noch als »Betrüger« oder »Dieb«.

Monk beugte sich vor und küsste sie. Seine Lippen verweilten nur kurz auf den ihren. »Man braucht keinen Mut, wenn man keine Angst hat«, erklärte er. »Es dauert nur ein wenig, bis man sich sicher ist, dass es keine Alternative gibt. Scuff braucht die Gewissheit, dass wir uns auch um diesen Missbrauchsfall kümmern und nicht nur darum, ihn zu retten, um alles andere zu ignorieren. Und ich glaube, dass Rathbone den gleichen Wunsch hat, egal, um welchen Preis.«

»Egal, um welchen Preis?«, fragte sie nach.

Er zögerte. »Vielleicht nicht um jeden Preis, aber es stimmt trotzdem.«

Zu Fuß begab sich Hester auf den Weg zu der Klinik, die sie selbst aufgebaut hatte, damit Prostituierte und andere auf der Straße lebende Frauen bei einer Erkrankung oder Verletzung behandelt werden konnten. Das Krankenhaus war in der Portpool Lane, ganz in der Nähe der Gray’s Inn Road gelegen. Es überlebte dank wohltätiger Spenden, und unter denjenigen, die um Gelder warben und sie erhielten, war Margaret Rathbone mit Abstand die hingebungsvollste und fähigste Sammlerin. Darüber hinaus verbrachte sie beträchtliche Zeit mit Arbeit in dieser Einrichtung, wo sie wusch, putzte und leichtere Pflegeaufgaben, für die Hester sie angelernt hatte, an den Patientinnen versah.

Verständlicherweise leistete sie seit ihrer Hochzeit deutlich weniger Arbeit und gar keine mehr in der Nacht. Gleichwohl freute Hester sich nicht unbedingt darauf, Margaret heute zu begegnen, und hoffte, es wäre einer der Tage, an denen sie anderweitig beschäftigt war. Hester war sich bewusst, dass ihr Unbehagen auch an ihrer eigenen Mutlosigkeit lag. Sie fürchtete sich vor den unabwendbaren Gefühlen von Wut und Schmerz. Doch sie schob all das nur hinaus.

Hester verließ die Paradise Place und lief den Hügel zur Fähre hinunter. Der Herbstwind war stürmisch und roch nach Salz. In Wapping angelangt, nahm sie einen Pferdeomnibus westwärts in Richtung Holborn. Es war ein weiter Weg zur Klinik, aber sie mussten notwendigerweise in der Nähe von Monks Arbeitsstätte leben. Nachdem er sich jahrelang als Privatermittler ohne Aussicht auf Sicherheit oder feste Bezahlung von einem Fall zum anderen gehangelt hatte, bekleidete er jetzt eine relativ neue Position. Seit noch nicht ganz einem Jahr war er Kommandant der Wasserpolizei in dieser Gegend und versah damit ein höchst verantwortungsvolles Amt. In ganz England gab es niemanden mit mehr Geschick für die Aufdeckung von Verbrechen, größerem Mut und hingebungsvollerem Einsatz oder, wie manche sagen mochten, erbarmungsloserer Härte, doch an der Kunst der Führung der eigenen Männer und der Fähigkeit, Vorgesetzte oder höhere Ränge in der politischen Hierarchie für sich zu gewinnen, mangelte es Monk bisweilen sehr. Außerdem hatte er seine ersten Erfahrungen als Polizist in der Stadt, nicht auf dem Wasser gesammelt, ehe seine Rivalität mit seinem damaligen Kollegen und jetzigen Chef Runcorn mit seinem Rauswurf beendet worden war.

Die Tatsache, dass die neuen Umstände Hester einen etwas längeren Weg auferlegten, stellte wirklich nicht mehr als einen kleinen Beitrag zu Monks Erfolg dar. Abgesehen davon fand sie großen Gefallen am Leben in dem Haus in der Paradise Place mit Blick über das Wasser in seinen zahllosen Launen, und nicht zuletzt bescherte ihnen ein regelmäßiges Einkommen endlich ein Leben frei von der Last finanzieller Sorgen.

Im Schatten der Brauerei Reid marschierte Hester zügig die Portpool Lane hinunter und trat schließlich in das Haus, das früher zu einem riesigen Bordell gehört hatte. Es war Oliver Rathbone, der ihnen geholfen hatte, das gesamte Gebäude auf durchaus legalem Wege, wenn auch unter Ausübung beträchtlichen Drucks auf den Vorbesitzer, Squeaky Robinson, zu erhalten. Squeaky, mittlerweile geläutert, war allerdings geblieben. Zunächst schon deshalb, weil er sonst keine Bleibe gehabt hätte. Mittlerweile strahlte er jedoch einen gewissen Stolz auf das Anwesen aus und strotzte angesichts seiner neu gefundenen Ehrbarkeit vor Selbstgerechtigkeit.

Als Hester das Gebäude betrat, stand Squeaky im Eingang, das Gesicht eingefallen, die strähnigen weißgrauen Haare hingen wie immer über den Kragen. Er trug seinen alten Gehrock, und zudem zierte ihn heute ein abgewetztes Seidenhalstuch.

»Wir brauchen mehr Geld«, jammerte er, kaum dass sie durch die Tür gekommen war. »Ich weiß nich’, wie Sie von mir erwarten können, dass ich all das hier für ’nen Apfel und ’n Ei auf die Beine stelle!«

»Erst letzte Woche haben Sie fünfzig Pfund bekommen!«, entgegnete Hester. Sie war an Squeakys Klagen gewöhnt und würde sich erst Sorgen machen, wenn er erklärt hätte, alles sei in bester Ordnung.

»Mrs Margaret sagt, dass wir bald neue Töpfe für die Küche brauchen werden«, konterte er. »Und zwar in rauen Mengen! Große. Manchmal hab ich das Gefühl, wir füttern halb London durch.«

»Lady Rathbone«, korrigierte Hester ihn automatisch. »Und Töpfe verschleißen nun mal, Squeaky. Irgendwann kann man sie eben nicht mehr ausbessern.«

»Dann fordern Sie die hohe Dame doch auf, ein bisschen Geld dafür rauszurücken«, giftete er zurück.

»Was ist denn aus den fünfzig Pfund geworden?«

»Betttücher und Medikamente«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. »Sie können’s ihr gleich selber sagen. Sie is’ dort drüben.« Er wies in Richtung der Tür links von ihm.

Es hatte keinen Sinn, das Gespräch hinauszuschieben. Das würde nur wie Drückebergerei wirken; mehr noch, sie würde sich schäbig und feige fühlen. Also gehorchte Hester seinen Anweisungen und marschierte gleich weiter ins nächste Zimmer. Margaret Rathbone stand mit einem blauen Notizblock in der Hand und gezücktem Bleistift an dem großen Tisch in der Mitte des Raumes. Bei Hesters Eintreten blickte sie auf. Einen Moment lang herrschte Totenstille zwischen ihnen, als hätte keine erwartet, die andere zu sehen, und doch mussten sich beide auf diese unvermeidliche Begegnung vorbereitet haben. Es war die erste seit Sullivans schrecklichem Selbstmord am Execution Dock und den Anschuldigungen gegen Margarets Vater, er sei die treibende Kraft hinter der Pornografie und der Erpressung gegen daran Beteiligte. Machenschaften, mit denen er Sullivan letztlich in den Ruin getrieben hätte. Beweise gab es nicht, nur diese unvergesslichen Worte. Und natürlich Wasserleichen. Margaret war nicht bereit zuzugeben, dass dergleichen überhaupt möglich war, wohingegen Hester es nicht von der Hand weisen konnte. So hatte sich eine Kluft zwischen ihnen aufgetan, über die keine Brücke führte.

Eine schöne Frau war Margaret nicht, aber sie besaß regelmäßige Züge und eine ungewöhnlich anmutige Haltung. Und sie strahlte eine Würde ohne jede Arroganz aus – eine Gabe, wie sie nur wenige hatten. Jetzt legte sie ihren Notizblock auf den Tisch und blickte Hester unverwandt in die Augen. Ihre Miene gab nichts preis und verriet auch keinerlei Herzlichkeit.

»Ich habe die neuen Betttücher«, sagte sie. »Insgesamt zwei Dutzend. Sie werden die alten, die wir wegwerfen müssen, mehr als ersetzen.«

»Die können wir immer noch zerreißen und als Verbandszeug verwenden«, erwiderte Hester und trat näher. »Danke.«

Margaret wirkte überrascht, als wäre ein persönlicher Dank unangebracht. »Es war ja nicht mein Geld«, bemerkte sie steif.

»Aber wir würden nicht darüber verfügen, wenn Sie nicht gewisse Leute zum Spenden überredet hätten.« Hester brachte ein Lächeln zuwege. »Aber natürlich jammert Squeaky schon wieder. Jetzt sind es die alten Töpfe, die nicht mehr repariert werden können, und es müssen neue her.«

Margarets Anspannung ließ nach. »Irgendwann werden wir sicher neue benötigen. Ich habe aber nur gesagt, dass wir allmählich anfangen sollten, dafür zu sparen. Ich schwöre Ihnen, der Mann wäre todunglücklich, wenn er nicht irgendeinen Grund zur Klage fände.«

Ein schüchternes Klopfen war zu hören. Hester öffnete die Tür, und Claudine Burroughs trat ein, um die Tür gleich wieder hinter sich zu schließen. Sie war eine Frau mittleren Alters mit breiten Hüften und einem Gesicht, das früher einmal hübsch gewesen war, das aber Zeit und Kummer hatten welken lassen. Sowohl ihre geistige Unabhängigkeit als auch einen beachtlichen Lebenszweck hatte sie erst entdeckt, seit sie ehrenamtlich in der Klinik mithalf. Dabei hatte sie ursprünglich in erster Linie ihren fantasielosen Mann ärgern wollen. Sie hatte sich seinem Befehl widersetzt, ihre Verbindung mit so einer Einrichtung auf der Stelle abzubrechen, und dabei mehr Mut bewiesen, als sie sich je zugetraut hatte.

»Guten Morgen, Mrs Monk!«, rief sie fröhlich. »Morgen, Lady Rathbone.« Und ohne eine Erwiderung abzuwarten, erstattete sie Bericht über die seit dem vergangenen Abend neu aufgenommenen Patientinnen und über die Fortschritte bei den ernsteren Fällen, die schon länger ein Bett belegten. Es handelte sich um die üblichen Fiebererkrankungen, Stichwunden, eine ausgerenkte Schulter, Entzündungen und Parasitenbefall – nichts, was wirklich dramatisch gewesen wäre. Aus der Reihe fiel lediglich ein Abszess, von dem Claudine triumphierend vermeldete, dass sie ihn aufgestochen hatte und die wunde Stelle jetzt sauber war und bald heilen müsste.

Margaret zuckte bei dem Gedanken an die Schmerzen, von dem vielen Blut ganz zu schweigen, unwillkürlich zusammen.

Hester beglückwünschte Claudine zu dem fachmännisch ausgeführten Eingriff. Danach wandten sie sich Haushaltsangelegenheiten zu, ehe sie den ernsteren Fällen einen Besuch abstatteten. Auch hierbei waren ihre Gespräche rein geschäftlicher Natur.

Als Hester nach den Krankenvisiten die Treppe zur Empfangshalle hinunterstieg, wartete dort Oliver Rathbone. Das unverhoffte Wiedersehen verblüffte sie, ja, sie verlor für einen Moment die Fassung, denn sie hatte sich die ganze Zeit Mühe gegeben, keinen Gedanken daran zu verschwenden, was Monk ihm über Ballinger hätte sagen können. Jetzt genügte ein Blick auf Rathbones sensibles und intelligentes Gesicht mit dem fragenden Ausdruck, um zu wissen, dass Monk noch nicht mit ihm gesprochen hatte. Plötzlich fühlte sie sich schuldig, als hätte sie ihn irgendwie getäuscht, da sie mehr über die Angelegenheit wusste als er, ihn aber nicht aufklärte.

»Guten Morgen, Oliver«, begrüßte sie ihn mit dem Anflug eines Lächelns. »Wenn Sie Margaret suchen, sie ist im Medikamentenzimmer.«

Rathbone zog die Augenbrauen hoch. »Haben Sie es eilig?«

Sie hätte sich selbst einen Tritt verpassen können, weil sie ihn so schnell hatte weiterverweisen wollen. Damit war sie nicht nur unhöflich gewesen, sondern hatte auch noch ihr Unbehagen verraten. Würde eine Entschuldigung alles noch schlimmer machen?

»Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«, erkundigte er sich und trat einen Schritt auf sie zu. »Und Scuff? Wie geht es ihm?«

Rathbone war dabei gewesen, als sie so verzweifelt nach dem Jungen gesucht hatten. Er wusste genau, wie sie empfand. Das Grauen hatte damals auch ihn so schlimm wie noch nie in seinem Leben gepackt, und das, obwohl er als Verteidiger oder Staatsanwalt bereits hautnah mit einigen der übelsten Verbrechen von London in Berührung gekommen war. Hester sah die Erinnerung in seinen Augen aufflackern und erkannte darin zugleich seine Sanftheit. Dummerweise brannten ausgerechnet jetzt Tränen in ihren eigenen Augen, und zudem schnürte ihr die Angst vor den Folgen für Rathbone die Kehle zu, falls Sullivan die Wahrheit gestanden hatte und er sich ihr stellen musste.

»Er hat immer noch schreckliche Alpträume«, antwortete sie mit leicht belegter Stimme. »Ich fürchte, das wird noch …« Sie zögerte. »Dauern.« Wie ausweichend, da sie doch eigentlich hatte sagen wollen: »… bis er glaubt, dass es vorbei ist und nicht wieder geschehen kann.«

»Was ist nötig, damit er jemals darüber hinwegkommt?«

»Ich weiß es nicht. Wirklich daran glauben können, dass es für seine Freunde und andere Jungen wie ihn vorbei ist.«

Ein winziges Lächeln spielte um Rathbones Mundwinkel. »Er würde Ihnen nie glauben, Hester. Sie sind eine fürchterlich schlechte Lügnerin. Immer sofort durchschaubar.«

Sie blickte ihn mit schalkhaft funkelnden Augen an. »Oder aber ich bin so gut, dass Sie mich nie ertappt haben?«

Vor Überraschung klappte ihm der Unterkiefer herunter. Dann brach er in schallendes Lachen aus.

In diesem Moment platzte Margaret herein. Hester drehte sich zu ihr um. Mit einem Mal bekam sie, wenn auch völlig unnötig, Gewissensbisse. Zu ihrer Erleichterung jedoch trat Rathbone mit vor Freude leuchtendem Gesicht auf seine Frau zu.

»Margaret. Mein großer Fall ist erledigt! Hast du Zeit, mit mir zu Mittag zu speisen?«

»Mit dem größten Vergnügen!«, antwortete sie, ohne Hester eines Blickes zu würdigen. »Vor allem, wenn du mir dabei helfen kannst zu überlegen, an wen ich noch alles herantreten könnte, um für Spenden zu werben. Jetzt haben wir zwar neue Betttücher, aber bald werden wir Töpfe und Teekannen brauchen.« Sie wies ihn nicht darauf hin, dass sie die Einzige war, die Spenden sammelte, aber die unausgesprochenen Sätze standen im Raum.

Hester machte sich schwere Vorwürfe, weil sie selbst kein Geld sammelte, andererseits genoss Margaret aufgrund ihrer Ehe mit Rathbone eine Stellung in der Gesellschaft, die Hester für immer verwehrt bleiben würde. Das war eine Tatsache, die ihnen beiden bewusst war, ohne dass es eines Wortes bedurfte. Außerdem erübrigte sich jeder Hinweis darauf, dass Margarets verbindliche Art und natürliche, gute Sitten viel mehr Früchte eingebracht hatten als Hesters unverblümte Freimütigkeit. Die Menschen hatten eben gern das Gefühl, dass sie ihre christliche Pflicht gegenüber den weniger vom Glück Begünstigten erfüllten, aber sie wollten eindeutig nichts davon wissen, dass sie ihnen dergleichen schuldeten. Und ganz gewiss wollten sie keine näheren Einzelheiten über Armut oder Krankheiten erfahren. Das war beunruhigend, ja, in manchen Fällen zutiefst anstößig.

»Danke«, sagte Hester freundlich, auch wenn sie das eine gewisse Anstrengung kostete. »Das wäre ganz sicher eine große Hilfe.«

Lächelnd hängte sich Margaret bei Rathbone ein.

Hester hatte bis weit in den Nachmittag hinein nichts zu sich genommen außer einem kalten Käsesandwich und einer Tasse Tee. Das hinderte sie freilich nicht daran, einer der Frauen beim Schrubben zu helfen. Und als Rupert Cardew ankam, traf er sie mit einer Bürste in der Hand vor einem Eimer Seifenlauge auf dem Boden kniend an. Erst hörte sie Schritte, dann fiel ihr Blick auf blankpolierte Stiefel, die etwa einen Meter vor ihr stehen blieben.

Sie setzte sich auf die Fersen und schaute langsam auf. Er war mindestens so groß wie Monk, aber blond, während ihr Mann dunkle Haare hatte. Er hatte die Klinik schon öfter besucht, da er sich an ihrer Finanzierung beteiligte, sodass er sich entspannt, um nicht zu sagen lässig geben konnte. Monk dagegen war stets von intensiver Lebhaftigkeit und immer auf dem Sprung.

»Tut mir leid.« Rupert grinste. »Wollte Sie nicht auf den Knien ertappen. Aber falls Sie gerade um mehr Geld gebetet haben, sind Sie erhört worden. Ich habe die Antwort dabei.«

Sie rappelte sich auf, ohne die hilfsbereit ausgestreckte Hand zu ergreifen. Ihr schlichter blauer Rock war um die Knie nass; und auch die bis zu den Ellbogen hochgekrempelte weiße Bluse, die von keinerlei Spitzen geziert wurde, war stellenweise durchnässt. Ihr Haar – nicht immer ihr schönster Schmuck –, das mit einer Klammer nach hinten gesteckt war, hatte sie mehrmals zurückgeschoben, sobald eine Strähne sich gelöst hatte, sodass es längst jede Form verloren hatte.

»Guten Tag, Mr Cardew.« Obwohl ihr der Adelstitel seines Vaters sehr wohl bekannt war, konnte sie ihn einfach nicht »Sir« nennen. Abgesehen davon glaubte sie nicht, dass er das wünschte. Sollte sie sich etwa dafür entschuldigen, dass sie aussah wie eine Dienstmagd? Ihre Freundschaft war noch sehr jung, aber sie hatte ihn auf Anhieb gemocht, auch wenn ihr klar gewesen war, dass seine Wohltätigkeit der Klinik gegenüber zumindest teilweise von einer beruflich bedingten Vertrautheit mit einigen ihrer Patientinnen herrührte – wobei diesbezüglich sie beruflich tätig waren und nicht er. Sein Vater, Lord Cardew, genoss genügend Wohlstand und eine entsprechende Stellung, um seinem einzigen noch lebenden Sohn ein Dasein frei vom Zwang zur Arbeit zu ermöglichen. So vergeudete Rupert seine Zeit, seine Mittel und seine Talente mit Charme und Großzügigkeit, hatte allerdings in letzter Zeit einen Teil seiner bisherigen Leichtigkeit eingebüßt.

»Ich habe nicht gebetet«, stellte Hester den Sachverhalt klar und sah betrübt auf ihre nassen und ziemlich roten Hände hinab. »Vielleicht hätte ich einen stärkeren Glauben zeigen sollen? Danke.« Sie nahm den beträchtlichen Geldbetrag, den er ihr reichte, erfreut entgegen. Auf das Zählen verzichtete sie, denn das Bündel in ihrer Hand enthielt deutlich erkennbar mehrere hundert Pfund in Scheinen von der königlichen Notenpresse.

»Vergnügungsschulden«, erklärte Cardew mit einem breiten Grinsen. »Sagen Sie, müssen Sie das wirklich selbst machen?« Er wies mit einer Kopfbewegung auf den Eimer am Boden.

»Eigentlich tut das sogar gut«, antwortete sie ihm. »Vor allem, wenn man verärgert ist. Man kann sich ein wenig austoben und danach sehen, was man vollbracht hat.«

Sein Grinsen wurde noch breiter. »Dann werde ich es bei meinem nächsten Wutanfall vielleicht auch mal ausprobieren.« Und in einem freundlichen, scherzenden Ton fügte er hinzu: »Sie waren doch Krankenschwester bei der Armee, nicht wahr? Man hätte Sie dort dem Feind auf den Hals hetzen sollen. Die hätten sich aus Angst vor Ihnen in die Hosen gemacht.« Er wechselte das Thema. »Möchten Sie eine Tasse Tee? Ich hätte Kuchen mitbringen sollen.«

»Brot und Marmelade?«, schlug sie vor. Ein paar Minuten Pause und dazu seine leichte, oberflächliche Art der Konversation würden ihr jetzt guttun. Er erinnerte sie an die jungen Kavallerieoffiziere, die sie auf der Krim kennengelernt hatte: charmant, lustig, scheinbar sorgenfrei, doch unter der Oberfläche verzweifelt darum bemüht, nicht an das Morgen oder Gestern und an die Freunde zu denken, die sie verloren hatten oder noch verlieren würden. Doch soweit sie wusste, hatte Rupert keinen Krieg auszufechten und auch keine Schlacht, die es wert war, gewonnen oder verloren zu werden.

»Was für Marmelade?«, erkundigte er sich, als ob das eine Rolle spielte.

»Schwarze Johannisbeere. Oder vielleicht Himbeere.«

»Sehr gut.« Zu ihrer Überraschung bückte er sich nach dem Eimer und nahm ihn ihr ab, wobei er peinlich darauf achtete, ihn möglichst weit von seinem Körper wegzuhalten, um sich nicht die perfekt geplättete Hose zu verschmutzen oder die blitzsauberen Stiefel zu bespritzen.

Hester verschlug es die Sprache. Noch nie hatte sie ihn dabei erlebt, dass er eine niedere Aufgabe der Achtung wert fand, geschweige denn sich dafür hergab, sie eigenhändig auszuführen. Sie fragte sich, was ihn heute dazu veranlasst haben mochte. Bestimmt nicht irgendein Zeichen von Verletzlichkeit an ihr. Dergleichen war ihm noch nie aufgefallen.

Vor der Tür zur Spülküche stellte er den Eimer ab. Das Ausleeren konnte warten, bis jemand anders kam.

In der Küche schob Hester als Erstes den Wasserkessel auf den Heizring des Kohleherds, dann begann sie Brot zu schneiden. Sie schlug vor, es zu rösten, und reichte ihm eine Gabel, damit er die Scheiben aufspießen und vor das offene Feuerloch halten konnte.

Sie unterhielten sich ungezwungen über die Klinik und einige der frisch eingelieferten Fälle. Rupert zeigte Mitleid mit den leidenden Straßenmädchen, obwohl er doch zu denjenigen gehörte, die ihre Dienste gern in Anspruch nahmen und damit auch den Umstand akzeptierten, dass ihre Not sie zwang, das Einzige, was sie besaßen, zu verkaufen.

Bei Tee, Toast und Marmelade wanderte ihr Gespräch bald zu anderen Themen, die weniger auffällige Kontraste und Anlass zu Spannungen boten: Klatsch, Orte, die beide besucht hatten, Kunstausstellungen. Rupert interessierte sich für alles. Er hörte genauso liebenswürdig zu, wie er plauderte. Zwischendurch vergaß Hester sogar die große Küche um sie herum – die Kannen und Töpfe, den Herd und im Raum nebenan die Kupferkessel für die Kochwäsche, die Waschzuber, die Ausgussbecken in der Waschküche, die Regale voller Gemüse in der Kammer. Sie hätte als junge Frau zu Hause bleiben können – vor fünfzehn Jahren war das gewesen, vor dem Krieg, vor der Erfahrung, der Leidenschaft, dem Kummer, dem wahren Glück. Damals hatte sie noch so etwas wie Unschuld in sich gehabt, alles war möglich gewesen. Ihre Eltern hatten noch gelebt; ebenso ihr jüngerer Bruder, der später auf der Krim gefallen war. Die Erinnerungen waren sowohl süß als auch schmerzhaft.

Bewusst wechselte sie nun das Thema. »Wir sind sehr dankbar für Ihr Geschenk. Ich hatte Lady Rathbone gebeten zu versuchen, Geldgeber zu finden, aber das ist immer schwierig. Wir bitten in einem fort, denn ständig fehlt es bei uns an allen Ecken und Enden, aber die Leute haben uns langsam satt.« Ein leicht betrübtes Lächeln flackerte über ihr Gesicht.

»Lady Rathbone? Ist sie nicht die Frau von Sir Oliver?«, fragte er sichtlich interessiert, obwohl nicht ganz auszuschließen war, dass er sich nur der Höflichkeit halber erkundigte.

»Ja. Kennen Sie sie?«

»Nur von Hörensagen.« Die bloße Vorstellung schien ihn zu amüsieren. »Unsere Wege kreuzen sich nicht, außer vielleicht im Theater, und ich wage zu behaupten, dass er dort nur aus geschäftlichen Gründen hingeht und sie, um gesehen zu werden. Ich gehe hin, weil ich es genieße.«

»Ist das nicht der Grund für die meisten Ihrer Unternehmungen?«, erwiderte Hester, nur um sich im nächsten Moment zu wünschen, sie hätte sich auf die Zunge gebissen. Ihre Bemerkung war zu scharfsinnig gewesen, zu spitz.

Er schnitt eine Grimasse, wirkte aber keineswegs verletzt. »Sie sind so ziemlich die einzige wahrhaftig tugendhafte Frau, die ich tatsächlich mag«, gestand er in einem Ton, als staunte er über sich selbst. »Sie haben, Gott sei Dank, nie versucht, mich zu erlösen.«

»Gute Güte!« Sie riss die Augen auf. »Wie fahrlässig von mir! Hätte ich das denn tun sollen, wenigstens um des Anscheins willen?«

»Wenn Sie mir sagten, Ihnen läge am äußeren Schein, würde ich Ihnen nicht glauben«, entgegnete er, vergeblich um einen ernsten Ton bemüht. »Allerdings gibt es für manche nichts anderes.« Plötzlich schien er angespannt, und seine Halsmuskeln zuckten. »War es nicht Sir Oliver, der Jericho Phillips verteidigt und rausgepaukt hat?«

Für einen Moment überlief es Hester eiskalt, weil sie daran erinnert worden war. »Ja«, sagte sie mit so ausdrucksloser Miene wie möglich.

»Schauen Sie nicht so drein«, mahnte er sie sanft. »Dieser erbärmliche Teufel hat ja am Ende doch noch gekriegt, was er verdient hatte. Er ist ertrunken, und zwar ganz langsam, und hat gespürt, wie das Wasser mit der hereinströmenden Flut Zoll um Zoll an seinem Körper hochgekrochen ist. Dabei hatte er doch immer so schreckliche Angst vor dem Ertrinken, eine richtige Phobie. Für ihn war das viel schlimmer, als gehängt zu werden, was binnen Sekunden vorbei sein soll, heißt es.«

Sie starrte ihn an. Ihre Gedanken überschlugen sich.

Er errötete, was bei seiner hellen Haut leicht geschehen konnte. »Verzeihen Sie. Das waren jetzt bestimmt mehr Details, als Sie wissen wollten. Ich hätte das nicht sagen sollen. Manchmal spreche ich zu offen mit Ihnen. Ich bitte um Entschuldigung.«

Es waren nicht die Details, die das eisige Gefühl in ihr ausgelöst hatten. Schließlich hatte sie mit eigenen Augen verfolgt, wie Jericho Phillips gestorben war. Sie hatte sein totes Gesicht gesehen. Nein, es war vielmehr die Tatsache, dass Rupert Cardew von Phillips’ panischer Angst vor dem Wasser wusste. Das bedeutete, dass er Phillips persönlich gekannt hatte. Sie versuchte, sich zu fassen. Nun, warum sollte sie das überraschen? Rupert hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass er mit Prostituierten verkehrte und bereit war, für sein Vergnügen zu zahlen. Vielleicht war das sogar ehrlicher, als Frauen zu verführen und dann sitzen zu lassen, womöglich sogar mit einem Kind. Jericho Phillips war von einem ganz anderen Kaliber gewesen: Erpressung, Missbrauch von kleinen Jungen, die teilweise gerade erst sechs oder sieben Jahre alt waren. Vielleicht hatte er Phillips ja nur flüchtig gekannt, ohne zu ahnen, was er alles trieb? Oder war das eine der vielen Verlegenheiten, aus denen ihm sein Vater herausgeholfen hatte? Auch das wäre nicht weiter verwunderlich. Wie leicht war es doch, blind für das Schlechte in einem Menschen zu sein, den man mochte, blind für das Hässliche, zu dem er in der Lage war, und blind für Schwächen, die zu schlimm waren, um wohlwollend übergangen zu werden. Sie war froh, dass Rupert ihr Freund war, jemand, dem sie zutiefst dankbar war, doch mit dem sie nicht durch Verwandtschaft oder gar Liebe verbunden war.

Welcher entsetzliche Schock mochte Margaret noch bevorstehen, falls Sullivan die Wahrheit über Arthur Ballinger gesagt hatte und sie eines Tages dazu gezwungen sein würde, das zur Kenntnis zu nehmen? Das würde ihre Gefühle von Treue und Loyalität zunichtemachen. Ihr ganzes Gewebe aus Liebe und Glaube wäre bedroht. Margaret stand zu ihrem Vater; natürlich liebte sie ihn, so wie Rupert den seinen. Und vielleicht hatte er sogar noch mehr Grund, zu ihm zu halten. Sein Vater hatte ihn beschützt – ob zu Recht oder zu Unrecht. Das musste ihn erheblich mehr gekostet haben, als sich in Geldsummen ausdrücken ließe, und doch hatte er seinen Sohn nie fallenlassen. Das wusste sie, denn sie hatte zwischen den Zeilen gelesen, wenn Rupert etwas erwähnt hatte, oft beiläufig, und dabei seine innere Bewegung verbarg. Doch sie hatte die angespannten Muskeln in seinem Gesicht bemerkt, das wehmütige Lächeln, den ausweichenden Blick. Er kannte Liebe – die endlose Vergebung – und vertraute darauf, wenn er sie nicht vielleicht sogar benutzte.

Ja, die Liebe kannte Vergebung, aber konnte sie alles vergeben? Sollte sie das überhaupt? Welche Treuepflichten kamen zuerst? Die zur Familie? Oder der Glaube an Recht und Unrecht? Was hatte Vorrang?

Wie verhielt es sich mit ihrem eigenen Vater? Der Schmerz hatte sich in tiefe Schichten eingegraben, in die sie nicht vorzudringen wagte. War er allein, verraten und beschämt gestorben, während sie fortgegangen war, um auf der Krim Fremde zu pflegen? Was für eine Art von Liebe war das? Konnte ihre Unkenntnis seiner Not sie entschuldigen? Manchmal glaubte sie das. Dann wiederum erfasste sie bei der bloßen Erinnerung an ein Wort, an einen Blick ein brennendes, unendlich schmerzhaftes Mitleid, und all ihre Rechtfertigungen fielen in sich zusammen.

»Hester?« Ruperts Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

Sie blickte auf. »Ja? Sie haben recht. Das klingt, als wäre das Schicksal härter zu Phillips gewesen, als es die Justiz je vermocht hätte.« Und damit war das schreiende Gesicht in ihr Bewusstsein zurückgekehrt.

Am späten Vormittag suchte Monk Oliver Rathbones Kanzlei in der City auf, nur um vom Sekretär höflich darüber informiert zu werden, dass Sir Oliver zum Speisen ausgegangen war. Pünktlich um halb drei fand Monk sich wieder ein, wurde aber trotzdem aufgefordert zu warten. Es wäre wohl leichter gewesen, Rathbone am Abend in seinem Haus zu erreichen, wenn er Zeit hatte, doch Monk musste ihn sprechen, ohne dass Margaret zugegen war.

Um Viertel vor drei kehrte Rathbone zurück. Beim Eintreten stellte er ein Lächeln und ein elegantes Gebaren zur Schau, die ihn immer auszeichneten, wenn er den Geschmack des Sieges noch frisch auf der Zunge hatte.

»Hallo, Monk!«, rief er überrascht. »Haben Sie schon wieder einen neuen Fall für mich?« Er kam herein und zog die Tür leise zu. Sein blassgrauer Anzug war hervorragend geschnitten und saß vortrefflich an seiner schlanken Gestalt. Durch die hohen Fenster schien das Sonnenlicht herein und schimmerte auf seinem blonden, an den Schläfen grau melierten Haar.

»Nein«, antwortete Monk. »Und hoffentlich bringe ich auch so bald keinen mehr. Aber diese Sache kann ich nicht auf sich beruhen lassen.«

»Wovon reden Sie?« Rathbone setzte sich und schlug die Beine übereinander. So wirkte er entspannt, auch wenn er es in Wahrheit keineswegs war. »Sie sehen aus, als wären Sie gerade unabsichtlich in ein fremdes Schlafzimmer geplatzt.«

Monk zog ein schiefes Gesicht. »Das kann durchaus sein.« Der Vergleich hatte nur der Veranschaulichung gedient, doch er kam der Wahrheit ziemlich nahe.

Rathbone musterte seinen Freund ruhig, sein Gesichtsausdruck war ernst. »Es ist nicht Ihre Art, die Fakten zu verschleiern. Wie schlimm ist es?«

Was er zu sagen hatte, widerstrebte Monk zutiefst. Sogar jetzt noch überlegte er, ob es nicht eine letzte, verzweifelte Möglichkeit gäbe, es zu vermeiden. »In der Nacht damals auf Phillips’ Boot, als wir Scuff und die anderen Jungen fanden, haben Sie mir gesagt, dass Margarets Vater dahinterstecke …«

»Ich habe Ihnen gesagt, dass Sullivan das behauptet hatte«, unterbrach Rathbone ihn hastig. »Er hatte keine Beweise, und jetzt ist er tot, durch seine eigene Hand gestorben. Was immer er wusste, hat er mit sich genommen.«

»Seine Antworten mögen mit ihm untergegangen sein …« Monk wandte den Blick nicht von Rathbones Augen. »Aber die Frage ist es nicht. Irgendjemand steckt dahinter. Phillips hatte weder das Geld noch die Verbindungen zur besseren Gesellschaft, um ein solches Boot zu betreiben und Kunden zu finden, die angreifbar waren, geschweige denn, sie später zu erpressen.«

»Könnte es nicht Sullivan selbst gewesen sein?«, warf Rathbone ein, mied jedoch Monks Blick.

Darauf antwortete Monk gar nicht erst. Sie wussten beide, dass Sullivan weder die Kaltblütigkeit noch die Gerissenheit besessen hatte, die für so etwas nötig gewesen wären. Er war ein Mann, den die eigenen Gelüste erst ruiniert und am Ende getötet hatten – letztlich ein Opfer mehr.

Rathbone hob wieder den Blick. »Na gut, nicht Sullivan. Er könnte aber die Schuld auf jemanden abgewälzt haben – Hauptsache, es traf nicht ihn. Und warum ausgerechnet Ballinger? Es liegt nichts vor, was Schritte gegen ihn rechtfertigen könnte. Sullivan war ein verzweifelter Jammerlappen. Und jetzt ist er mausetot. Er hat Phillips mit in den Tod genommen, was kein Mensch redlicher verdient hat. Mehr kann und möchte ich dazu nicht sagen. Das Boot ist zerlegt worden, die Jungen sind frei. Lassen wir die anderen Opfer ihre Wunden in Frieden pflegen.« Seine Züge verzerrten sich vor Abscheu, der zu tief war, um sich verbergen zu lassen. »Pornografie ist grausam und obszön, aber es gibt keine Möglichkeit zu verhindern, dass Männer sich im eigenen Haus anschauen, was immer sie sehen wollen. Wenn Sie auf einen Kreuzzug aus sind, gibt es lohnenswertere Anlässe.«

»Ich will Scuffs Kummer ein Ende setzen«, entgegnete Monk. »Und um das zu erreichen, muss ich dafür sorgen, dass kein anderer Junge mehr das Schicksal der Freunde erleidet, die er zurückgelassen hat.«

»Ich werde Ihnen helfen – aber nur im Rahmen des Gesetzes.«

Monk erhob sich. »Ich will jeden, der dahintersteckt.«

»Liefern Sie mir Beweise, und ich erhebe Anklage«, versprach Rathbone. »Aber an einer Hexenjagd werde ich mich nicht beteiligen. Wagen Sie es bloß nicht … oder Sie werden es bereuen. Hexenjagden geraten schnell außer Kontrolle. Und dann müssen Unschuldige leiden. Sehen Sie sich also vor, Monk.«

Darauf antwortete Monk nichts. Er schüttelte Rathbone die Hand und ging.