Kapitel 11

Als ich ins Büro zurückkehrte, öffnete Ascanio die Tür und begrüßte mich mit einem Tausend-Watt-Lächeln, das mit seinem nächsten Atemzug verschwand.

»Ich rieche Blut.«

»Das hat nichts zu bedeuten. Wo sind die anderen?«

»Andrea und der Wolf sind noch nicht wieder da.«

»Hinten in meinem Jeep liegt ein gefesselter Mann. Ich möchte, dass du ihn reinbringst und in den Loup-Käfig sperrst. Nimm ihm auf gar keinen Fall die Fesseln ab. Und sprich nicht mit ihm, falls er aufwachen sollte. Er ist ein mächtiger Magier und wird versuchen, schmerzhafte Dinge heraufzubeschwören.«

Ascanio machte sich auf den Weg.

Ich ging zu meinem Schreibtisch. Mitten darauf lag ein ordentlicher Stapel beigefarbener Aktenordner, jeder mit der Tatze des Rudels gekennzeichnet. Daneben hatte man eine Mappe voller Dokumente bereitgelegt. Ich öffnete sie.

Artikel 7, Abschnitt A. Landeigentum des Clans. Jegliches Landeigentum wie in Artikel 3, Abschnitt 1.0 definiert ist Gemeinschaftseigentum des Rudels, auch im Erbrechtsfall. Jedes Rudelmitglied hat das Recht, das gesamte Landeigentum zu nutzen, darf aber keine anderen Rudelmitglieder daran hindern, das Gleiche zu tun. Landeigentum, das vom Rudel an einen Clan verpachtet wurde, darf ausschließlich für das offizielle Gemeinschaftshaus des betreffenden Clans genutzt werden. Jede nicht vertragsgemäße Nutzung ist eine Verletzung des Pachtvertrages und führt zur sofortigen Aufhebung dieses Pachtvertrages. Jedes persönliche Eigentum, das sich auf Landeigentum befindet, das von einem Clan gepachtet wurde, gilt als Gemeinschaftseigentum des Clans

Was zum Henker ?

Ascanio manövrierte den Körper des Wolchw durch die Tür. Er trug ihn wie einen Sack Kartoffeln über der Schulter und schwenkte den Stab. »Was soll ich mit dem Stock hier machen?«

»Schließ ihn im Schrank ein. Aber sei vorsichtig. Wenn die Magie im Schwange ist, beißt er.«

Ascanio nickte und brachte den Wolchw zum Loup-Käfig. Ich betrachtete nachdenklich das Telefon. Früher oder später würde ich die Wolchws anrufen und ihnen sagen müssen, dass ihr Kollege gefesselt in meinem Hinterzimmer lag. Im Idealfall würden sie ihn gegen Adam Kamen eintauschen. Im schlimmsten Fall würden wir alle eines furchtbaren Todes sterben. Hmm. Wen sollte ich anrufen, und was sollte ich sagen?

Ascanio kam zurück. »Was ist mit ihm passiert? Er sieht aus, als wäre er von einem Auto überfahren worden.«

Er war von meiner Faust überfahren worden. »Was haben diese Akten zu bedeuten?«

»Barabas hat sie dir hingelegt. Er sagte, ich soll dir sagen, dass der Herr der Bestien in einer wichtigen Angelegenheit unterwegs ist.«

Ja, er wollte Leslie jagen, bevor sie größeren Schaden anrichten konnte.

»Und dass du dich heute Abend um die Petitionen kümmern wirst.«

Moment mal!

Es gab zwei Dinge, die ich nicht ausstehen konnte: zur Schau gestellt zu werden und Entscheidungen zu treffen, die das Leben anderer Menschen betrafen. Wenn ich Bittsteller empfing, traf beides zu. Wenn ein Gestaltwandler mit jemandem im Rudel ein Problem hatte, wurde die Sache in der Befehlskette zum Alpha-Paar weitergegeben, das die Rolle des Schiedsrichters übernahm. Wenn zwei verschiedene Clans involviert waren, mussten zwei Alpha-Paare zu einer Entscheidung gelangen. Wenn das nicht funktionierte, landete der Fall bei Curran und, weil ich seine Partnerin war, auch bei mir.

Mein ursprünglicher Plan sah vor, dass ich gar nichts mit Petitionen zu tun hatte. Bedauerlicherweise hatte Curran mir in aller Ausführlichkeit erklärt, dass dies eine der schwersten Pflichten eines Alphas war und dass er nicht geneigt war, diese Bürde allein auf sich zu nehmen. Was der Grund war, warum ich einmal pro Woche neben Seiner Majestät hinter einem sehr hohen Schreibtisch in seinem sehr großen Raum saß und ein Blickfang für das versammelte Publikum der Gestaltwandler war. Bislang hatte ich nur so tun müssen, als würde ich das Geschehen interessiert verfolgen, während ich hoffte, dass Curran nicht gezwungen war, Babys in zwei Hälften zu zerhacken. Mich ganz allein den Petitionen zu widmen stand eindeutig nicht auf meiner Tagesordnung. Ich wusste nicht einmal, welche Fälle verhandelt werden sollten oder worum es dabei ging.

Ich zeigte auf die Ordnung und dann auf die Mappe. »Das da sind offenbar Petitionen. Aber was ist das?«

»Barabas sagte, das sind Cliffs Unterlagen mit den Gesetzestexten des Rudels, die für diese Anhörung relevant sind.«

Ich fluchte.

»Barabas meinte, dass du vielleicht etwas in dieser Art sagen würdest. In diesem Fall soll ich dir Folgendes sagen.« Ascanio räusperte sich und brachte eine erstaunlich akkurate Imitation von Barabas’ Tenor zustande. »Nur Mut, Euer Majestät.«

»Ich werde ihn töten.«

»Den Herrn der Bestien oder Barabas?«

»Beide.« Ich rieb mir das Gesicht und blickte auf die Uhr an der Wand. Zehn nach vier. Die Petitionen waren auf acht Uhr angesetzt, und ich würde über eine Stunde brauchen, um von hier zur Festung zu kommen, was bedeutete, dass ich insgesamt drei Stunden hatte, um mir dieses Zeug in den Kopf zu stopfen. Argh! Alles in mir sträubte sich dagegen. Der Wolchw würde warten müssen, bis ich diese Sache erledigt hatte. Immerhin bestand er nicht aus Eiskrem, also würde er nicht schmelzen.

»Irgendwelche Nachrichten aus der Festung?«

»Nein, Gemahlin.«

»Nenn mich nicht Gemahlin. Nenn mich Kate.«

Nichts Neues von Julie. Verdammt, wie lange brauchte eine Jugendliche, um hundert Meilen zu laufen? Wenn sich Currans Fährtenleser nicht bis morgen Abend gemeldet hatten, würde ich mich selber auf die Suche nach ihr machen. Dann würden Rene und ihre Weltuntergangsmaschine noch etwas warten müssen.

Ich packte die Ordner und die Mappe zusammen. »Ich gehe nach oben. Egal, wer durch die Tür kommt, wenn es nichts mit Blut oder Feuer zu tun hat, will ich nicht gestört werden.«

Ascanio schlug die Hacken zusammen und salutierte schnittig. »Ja, Gemahlin!«

An manchen Tagen verstand ich, warum Curran gelegentlich brüllte.

*

Das Lesen der Petitionen bereitete meinem Gehirn Schmerzen. Die ersten zwei hatte ich in einer Stunde durchgearbeitet, doch dann blieb ich bei einem Immobilienstreit zwischen zwei Clans hängen. Sich klarzumachen, wer wer war und wem was gehörte, war wie die Entwirrung eines Gordischen Knotens. Wenn ich den Kopf geschüttelt und bemerkt hätte, dass mir einzelne Passagen der Rudelgesetze aus dem Haar fielen, hätte es mich nicht überrascht. Ich würde sie vorsichtig zusammenfegen und wieder in Barabas’ Mappe legen, aber ich wäre kein Stück überrascht gewesen.

Es war auch nicht besonders hilfreich, dass mein Gedächtnis immer wieder das Gespräch mit Evdokia abspulte. Glaubst du, dein Löwe hätte nicht darüber nachgedacht, wer du bist, bevor er dein Herz erobert hat?

Es schmerzte, was sie mir über meine Mutter und Voron erzählt hatte. In den ersten fünfzehn Jahren meines Lebens hatte ich Voron bedingungslos und ohne Vorbehalte vertraut. Wenn ich in Schwierigkeiten geriet, haute er mich raus. Wenn er mich zwang, etwas zu erdulden, war es für mich überlebensnotwendig. Ich hatte keine Mutter, aber ich hatte einen Vater. Er war der Gott meiner Kindheit. Er konnte alles tun, er brachte alles in Ordnung, er konnte jeden töten, und er liebte mich, weil ich seine Tochter war. Väter taten so etwas nun mal.

Es war eine Lüge. Der Verrat ging so tief, dass etwas Wichtiges in mir zerbrach, und nun war ich voller Wut. Ich war nicht seine Tochter. Ich war nur ein Werkzeug mit einem bestimmten Verwendungszweck. Wenn ich im Endkampf zerbrach, wäre es kein großer Verlust, solange ich diejenige war, die den Schaden anrichtete.

Es schmerzte, wenn ich es jetzt mit erwachsenen Augen betrachtete. Ich musste schreien, musste etwas schlagen und treten, bis mein Schmerz verschwand. Wenn ich still dasaß und mir erlaubte, ernsthaft darüber nachzudenken, würde ich durchdrehen. Doch ganz gleich, was zwischen meiner Mutter und Voron geschehen war, es war in der Vergangenheit geschehen. Ich würde mich damit auseinandersetzen und darüber hinwegkommen. Ich konnte es nicht ändern, denn es war, wie es war.

Die Gegenwart waren Curran und ich.

Mit siebzehn, als Voron seit zwei Jahren tot und Greg mein Vormund war, hatte ich einen Jungen kennengelernt. Derin war ein paar Jahre älter, hübsch und witzig. Ich war zwar nicht richtig verliebt, aber irgendwas war gewesen. Mein erstes Mal hätte durchaus schlimmer ablaufen können. Am Morgen danach verließ ich Derins Wohnung und lief genau in Gregs Arme, der draußen auf der Straße auf mich gewartet hatte.

Damals hatte ich gedacht, ich müsste schreien. Voron hatte sehr viel Geduld, aber gelegentlich brüllte auch er herum. Ich hätte es besser wissen müssen. Greg brüllte niemals. Er erklärte alles auf sehr logische und bedächtige Art, bis man selber den Drang verspürte, laut zu schreien.

Greg ging mit mir zum Sunrise House, um zu frühstücken. Er gab mir eins dieser riesigen Pfannkuchenmenüs mit Marmelade und Schlagsahne aus, und während ich aß, redete er auf mich ein. Ich konnte mich immer noch gut an seine ruhige, geduldige Stimme erinnern. »Sex ist ein notwendiges menschliches Bedürfnis. Gleichzeitig ist er eine große Vertrauenssache, was für dich noch viel mehr gilt als für andere Leute. Intimität bringt dich in große Gefahr, Kate.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Kein Problem. Ich kann es mit Derin aufnehmen.«

Greg seufzte. »Darum geht es nicht. Körperliche Intimität führt zu emotionaler Intimität und umgekehrt. Wenn du eine Beziehung mit Derin hast, selbst wenn du dir vornimmst, dass die Sache körperlich bleiben soll, wirst du früher oder später unachtsam werden. Sag mir, was die allerschlimmste Möglichkeit wäre, falls Derin erkennt, wie mächtig du bist.«

Ich stopfte mir einen großen Bissen des Pfannkuchens in den Mund und kaute sehr langsam, nur um Greg zu ärgern. »Er könnte eins und eins zusammenzählen und mich an meinen wirklichen Vater verraten?«

»Das wäre bedauerlich, ja. Aber das ist nicht der schlimmste Fall, der eintreten könnte.«

»Falls du die Ansteckungsgefahr meinst, wir haben uns geschützt. Ich bin kein Dummkopf, Greg.«

Er schüttelte den Kopf.

»Na gut, dann weiß ich es nicht.«

Gregs blaue Augen fixierten mich. »Derin ist sehr ehrgeizig. Perfekter Notendurchschnitt, Jahrgangsbester, der Erste aus seiner Klasse, der an der Magier-Akademie zum Lehrling der Stufe zwei befördert wird.«

»Hast du mir nachspioniert?«

Er wischte die spitze Bemerkung beiseite. »Derin möchte es im Leben weit bringen. Er will alles haben: Geld, Ansehen, Respekt, Macht. Er wünscht es sich so sehr, dass er es fast schmecken kann. Du bist verletzlich, Kate. Dir fehlt der Vater, und du magst mich nicht. Du sehnst dich verzweifelt nach Anerkennung. Wenn du dran bleibst, wird Derin früher oder später eher früher, würde ich sagen dein Potenzial erkennen. Er wird der beste Freund sein, den ein Mädchen sich wünschen kann: freundlich, sanft, verständnisvoll. Du wirst dich verlieben oder zumindest von ihm hingerissen sein. Das ist völlig natürlich. Wenn jemand bewirkt, dass du dich besser fühlst, willst du so oft wie möglich mit dieser Person zusammen sein. Dann wird Derin dich bitten, etwas für ihn zu tun. Es wird ganz klein anfangen. Vielleicht hat er ein Problem mit einem Mitschüler. Oder er muss einen Professor beeindrucken, um ein Stipendium zu bekommen. Etwas Kleines. Kaum der Rede wert. Du könntest ihm helfen, wenn du deine Magie einsetzt oder vielleicht ein oder zwei Tropfen deines Blutes benutzt. Du wirst es tun, weil du ihn liebst. Dann wird er dich um etwas anderes bitten. Und dann um etwas Größeres. Und jedes Mal, wenn du etwas für ihn tust, wird er dich verwöhnen und dir das Gefühl geben, du wärst die einzige Frau auf Erden. Doch dann wirst du eines Tages aufwachen und erkennen, dass du benutzt worden bist, dass du dich an diesen Mann gekettet hast, der nur seine eigenen Interessen verfolgt, und zwar auf Kosten deiner Gefühle und deiner Sicherheit. Und du wirst bemerken, dass seine leichtsinnige Benutzung deiner Macht die Aufmerksamkeit deines Vaters geweckt hat. Nun musst du ihn und dich verteidigen, aber dazu bist du noch nicht bereit. Und wenn sich eine günstige Gelegenheit bietet, wird er dich verraten, um seinen eigenen Arsch zu retten. Das ist das Schlimmste, was passieren könnte. Selbst wenn du entkommst, wird diese Erfahrung schwere Narben auf deiner Seele hinterlassen, und solche Narben heilen nie vollständig ab. Du wirst dich nie mehr davon erholen.«

Ich starrte ihn an und hatte die Pfannkuchen völlig vergessen.

Greg trank von seinem Kaffee. »Du hast ein Problem, Kate. Wenn du dich auf eine Beziehung mit einem Schwächeren einlässt, wird er zu einer Belastung für dich. Er wird sich unzulänglich fühlen und dir die Befriedigung und Freude einer echten Partnerschaft verweigern. Wenn du eine Beziehung mit einem starken Mann eingehst, läufst du Gefahr, enttarnt zu werden oder manipuliert und benutzt zu werden. Glaube niemals, dass ein Mann in einer mächtigen Position nicht jede Mauer niederreißen wird, die ihm im Wege steht, um ein Bündnis mit dir schmieden zu können. Deine Magie macht dich zu etwas sehr Kostbarem. Woran willst du erkennen, ob jemand dich liebt oder nur an deiner Macht interessiert ist?«

»Ich weiß es nicht.«

Greg nickte. »Ich auch nicht. Ein One-Night-Stand ohne tiefere Bindung ist die sicherste Option für dich. Das ist nicht fair, aber so sieht’s für dich aus. Es ist dein Leben, Kate. Ich gebe dir Ratschläge, aber ich werde dich nicht zwingen, meine Ratschläge zu befolgen. Aber ich bitte dich, gründlich über das nachzudenken, was ich dir gesagt habe. Du hast bereits einen weiten Weg hinter dir. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn alles umsonst gewesen wäre.«

Gleich nach dem Frühstück war ich zu Derin zurückgegangen. Wir igelten uns in seiner Wohnung ein, tranken billigen Fusel und hatten zwei Tage lang Sex. Am Ende des langen Wochenendes ging ich unter die Dusche. Als ich aus dem Bad kam, hielt Derin mein Schwert in der Hand. Er hatte noch nie zuvor etwas Ähnliches gesehen. Ob er ein paar Proben nehmen könnte? Er arbeitete an einer unabhängigen Studie für die Magier-Akademie. Damit würde ich ihm einen großen Gefallen erweisen.

Ich antwortete, dass ich ihm gegen ein Chicken-Burrito eine Probe überlassen würde. Das nächste Restaurant, in dem es so etwas gab, war ein paar Meilen entfernt. Er beklagte sich, aber ich gab nicht nach. Sobald er losgezogen war, rief ich Greg an. Er brauchte zwanzig Minuten, um das Haus zu erreichen, und als er eintraf, hatte ich bereits die Laken und Kissenbezüge auf dem Balkon ausgeschüttelt, sie in die Waschmaschine gesteckt, den Boden gefegt und das Geschirr in der Spüle ertränkt. Ich wischte sämtliche Möbel ab und reinigte den Abfluss der Dusche. Ich sammelte den kompletten Müll ein, jedes Papiertuch, jedes verirrte Haar, alles, was mich möglicherweise verraten konnte. Dann säuberte Greg die Wohnung, indem er sie mit seiner Macht versengte, die mögliche Spuren meiner Magie überlagern würde. Sollte Derin auf die Idee kommen, seine Wohnung einem M-Scan zu unterziehen, würde er nur die leuchtend blaue Explosion einer göttlicheren Macht registrieren. Schließlich verließen wir mitsamt den Müllsäcken das Gebäude. Achtundvierzig Stunden später war ich auf dem Weg zur Akademie des Ordens. Aber ich wusste nicht, ob ich vor Derin flüchten wollte oder vor Greg, weil er am Ende recht behalten hatte.

Ich starrte auf die Akten mit dem Tatzenabdruck.

Curran war paranoid. Er legte allergrößten Wert auf seine Sicherheit und die des Rudels. Er widmete sein ganzes Leben dem Wohlergehen des Rudels. Ich hatte immer gedacht, dass ich ihn in Gefahr bringe, und es ihm auch gesagt. Er hatte mich trotzdem gewollt. Das bedeutete mir mehr als alles andere.

Aber gleichzeitig war Curran jemand, der andere manipulierte. Wenn ich mich zurücklehnte und die Situation objektiv betrachtete, sah das Bild nicht besonders nett aus. Roland hatte es darauf abgesehen, das Rudel zu eliminieren. Curran war zu mächtig geworden, und mein Vater wollte ihn vernichten, bevor das Rudel noch stärker wurde. Er hatte es mit seinen Rakshasas angegriffen, und als er damit gescheitert war, hatte er meine Tante geschickt, damit sie die Gestaltwandler dezimierte. Es würde in jedem Fall zum Kampf zwischen Roland und dem Rudel kommen. Was hatte Curran zu verlieren, wenn er eine Partnerschaft mit mir einging?

Ich wollte ihn so sehr, dass ich nie darüber nachgedacht hatte, ob er mich vielleicht nur benutzte. Die ganze Zeit hatte ich mich auf die Sorge konzentriert, meine Herkunft könnte ihn davon abhalten, mit mir zusammenzukommen. Ich war nie auf die Idee gekommen, dass er mich vielleicht als Aktivposten betrachtete. Es wurde Zeit, die Scheuklappen abzunehmen.

Wenn ich ihm in die Augen sah, wusste ich, dass er mich liebte. Er hatte um mich geworben, als ich jede Hoffnung auf Überleben aufgegeben hatte. Er hatte mich aus einer Horde Dämonen gerettet. Er wollte mich beschützen. Er hatte es nie ausdrücklich gesagt, aber es fühlte sich an, als würde er mich tatsächlich lieben.

Auch Voron war ein wunderbarer Vater gewesen und meine Mutter eine Heilige. Und rosafarbene Einhörner flogen mit Regenbogenflügeln über Hügel aus Schokolade und Flüsse aus Honig.

Ich rückte vom Schreibtisch ab. Ich machte mich nur verrückt. Solche Grübeleien bekamen mir nicht.

Die Tür knarrte. Wahrscheinlich Andrea und Derek. Gut. Wenn ich noch eine Minute länger mit meinen eigenen Gedanken allein gewesen wäre, hätte ich bestimmt eine Zwangsjacke gebraucht.