»Eigentlich gar keine schlechte Idee«, meint Justin und bleibt mitten auf dem Korridor zum Behandlungszimmer stehen, während ein neuerlicher Adrenalinschub seinen Körper durchströmt. »Genau das werde ich machen«, sagt er zu der Sprechstundenhilfe.

»Sie wollen Ihre Zähne hierlassen?«, erkundigt sie sich trocken und mit einem starken Liverpooler Akzent.

»Nein, ich gehe zum Banqueting House«, entgegnet er und fängt vor Aufregung schon an, von einem Bein aufs andere zu hüpfen.

»›Großartig, Dick. Kann Anne auch mitkommen? Aber vergessen wir nicht, zuerst Tante Fanny zu fragen.‹ Wir sind doch hier nicht bei ›Fünf Freunde‹.« Wütend funkelt sie ihn an, was seine freudige Erregung dämpft. »Es ist mir vollkommen gleich, was mit Ihnen los ist, aber diesmal lasse ich Sie nicht so leicht entkommen. Los jetzt. Dr. Montgomery wird es gar nicht gefallen, wenn Sie wieder nicht erscheinen«, drängt sie ihn weiter.

»Okay, okay, warten Sie. Meinem Zahn geht’s gut«, behauptet er und zuckt die Achseln, als wäre alles halb so schlimm. »Kein Problem. Keine Schmerzen. Ich kann sogar beißen.« Zum Beweis klappert er mit den Zähnen. »Sehen Sie, alles wieder gut. Was will ich hier überhaupt? Mir tut nichts weh.«

»Ihre Augen tränen.«

»Das sind die Gefühle.«

»Das sind die Wahnideen. Kommen Sie endlich«, beharrt sie und führt ihn weiter den Korridor entlang.

Dr. Montgomery begrüßt ihn mit dem Bohrer in der Hand. »Hallo, Clarisse«, sagt er und lacht herzhaft. »Ich mach nur Witze. Haben Sie schon wieder versucht abzuhauen, Justin?«

»Nein. Na ja, doch. Hmm, nein, eigentlich wollte ich nicht abhauen, mir ist nur plötzlich klar geworden, dass ich dringend weg muss und …«

Während seiner Erklärung schafft es Dr. Montgomery, unterstützt von seiner Assistentin, Justin in den Behandlungsstuhl zu bugsieren, und als er mit seinen Ausführungen fertig ist, merkt er, dass er bereits das Lätzchen umhat und nach hinten gekippt worden ist.

»Blablabla, mehr hab ich leider nicht verstanden, Justin«, fasst Dr. Montgomery fröhlich zusammen.

Er seufzt.

»Wollen Sie sich heute nicht mit mir anlegen?«, fragt Dr. Montgomery, während er sich die Gummihandschuhe überstreift.

»Solange Sie nicht von mir verlangen, dass ich huste.«

Dr. Montgomery lacht, und Justin öffnet widerstrebend den Mund.

 

Das rote Licht an der Kamera erlischt, und ich packe Dads Arm.

»Komm, wir müssen jetzt gehen«, dränge ich ihn.

»Nein, noch nicht«, entgegnet Dad in weithin hörbarem Flüsterton. »Da drüben ist Michael Aspel. Ich kann ihn neben dem Porzellantisch stehen sehen, groß, charmant, noch attraktiver, als ich gedacht habe. Er sieht sich nach einem Gesprächspartner um.«

»Michael Aspel ist hier in seinem gewohnten Lebensraum und sehr damit beschäftigt, eine Live-Sendung zu präsentieren.« Ich grabe meine Fingernägel in Dads Arm. »Ich glaube nicht, dass es zu seinen obersten Prioritäten gehört, sich ausgerechnet jetzt mit dir zu unterhalten.«

Dad macht ein etwas verletztes Gesicht, aber sicher nicht wegen meiner Fingernägel. Doch dann reckt er das Kinn in die Luft, und ich weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass sein Kinn und sein Stolz mit einem unsichtbaren Faden verbunden sind. Und schon macht er sich bereit, sich Michael Aspel zu nähern, der allein neben dem Tischchen steht, einen Finger im Ohr.

»Er hat bestimmt Probleme mit dem Ohrenschmalz, genau wie ich«, wispert Dad. »Er sollte mal das Zeug benutzen, das du für mich besorgt hast. Plopp! Schon ist es draußen.«

»Das ist ein Ohrhörer, Dad. Damit er die Leute im Regieraum hören kann.«

»Nein, ich glaube, es ist ein Hörgerät. Wenn wir zu ihm rübergehen, sollten wir auf alle Fälle schön laut und deutlich sprechen. Damit hab ich Erfahrung.«

Ich stelle mich ihm in den Weg und sehe ihn so einschüchternd an, wie es mir möglich ist. Dad verlagert sein Gewicht auf den linken Fuß, und gleich ist er mit mir auf Augenhöhe.

»Dad, wenn wir nicht jetzt gleich hier verschwinden, sperrt man uns wieder in eine Zelle.«

Aber Dad lacht nur. »Ach, übertreib doch nicht, Gracie.«

»Ich bin Joyce, verdammt, Dad«, zische ich.

»Na gut, Joyce verdammt, du brauchst dir ja nicht gleich ins Hemd zu machen.«

»Anscheinend verstehst du den Ernst der Lage nicht ganz. Wir haben einen viktorianischen Papierkorb im Wert von siebzehnhundert Pfund aus einem Königspalast gestohlen und darüber live im Fernsehen berichtet.«

Dad schaut mich an, die buschigen Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hochgezogen. Zum ersten Mal seit langem kann ich seine Augen sehen. Sie sehen alarmiert aus. Und in den Ecken ziemlich wässrig und gelb. Aber ich nehme mir vor, ihn erst danach zu fragen, wenn wir wieder einigermaßen in Sicherheit sind und nicht mehr jeden Moment mit dem Gesetz in Konflikt geraten können. Oder mit der BBC.

Das Mädchen, dem ich vorhin auf der Suche nach Dad nachgelaufen bin, starrt mich mit großen Augen von der anderen Seite des Raums an. Mein Herz rast in Panik, ich sehe mich hektisch um. Leute starren uns an. Sie wissen Bescheid.

»Okay, wir müssen gehen. Ich glaube, man hat uns durchschaut.«

»Ist doch nicht so schlimm. Wir stellen den Kübel einfach zurück.« Aber er hört sich an, als wäre es total schlimm. »Wir haben das Ding ja nicht mit nach draußen genommen – also ist es kein Verbrechen.«

»Okay, jetzt oder nie. Greif es dir, damit wir’s zurückbringen können, und machen wir, dass wir hier rauskommen.«

Ich lasse die Augen über die Menge schweifen, um mich zu vergewissern, dass uns keine großen starken Männer folgen, die schon kampflustig mit den Fingergelenken knacken und ihre Baseballschläger schwingen. Nur das Mädchen mit dem Headset, und mit der kann ich es bestimmt aufnehmen. Falls ich es nicht schaffe, kann Dad ihr immer noch mit seinem harten Spezialschuh einen Schlag auf den Schädel verpassen.

Endlich tut Dad, was ich ihm sage, greift sich den Kübel vom Tisch und versucht ihn unter seinem Mantel verschwinden zu lassen. Was ein ziemlich sinnloses Unterfangen ist, denn das Ding passt nicht mal zu einem Drittel darunter, und als ich ihm einen strafenden Blick zuwerfe, holt er ihn wieder hervor. So bahnen wir uns einen Weg durch die Menge, ignorieren die Glückwünsche und freundlichen Worte der Umstehenden, die anscheinend glauben, wir hätten im Lotto gewonnen. Als ich mich umwende, sehe ich, dass sich auch das Mädchen mit dem Headset einen Weg durch die Menge bahnt.

»Schnell, Dad, schnell.«

»Ich tu, was ich kann.«

Wir schaffen es zur Tür der Halle, lassen die Menschenmenge hinter uns und halten zielsicher auf den Haupteingang zu. Ehe ich die Tür hinter uns zumache, schaue ich mich noch einmal um. Jetzt spricht das Mädchen aufgeregt in ihr Headset und versucht zu rennen, wird aber von zwei Männern in braunen Overalls aufgehalten, die einen Schrank durch den Raum tragen. Ich entreiße Dad das Gefäß, und sofort gewinnen wir an Tempo. Unten an der Treppe schnappen wir uns noch schnell unser Gepäck aus der Garderobe, und dann schaukeln wir rauf, runter, runter, rauf, durch den Korridor, über den Marmorboden.

Als Dad gerade die Hand auf den überdimensionierten Goldknauf der Eingangstür legt, hören wir den Ruf: »Stopp! Warten Sie!«

Abrupt halten wir inne und sehen uns ängstlich an. »Lauf!«, gebe ich Dad mit lautlosen Mundbewegungen zu verstehen. Er seufzt dramatisch, rollt die Augen, belastet das rechte Bein, beugt das linke, als wollte er mich daran erinnern, dass er schlecht gehen und noch schlechter laufen kann.

»Wo wollen Sie beide denn so eilig hin?«, fragt der Mann und kommt auf uns zu.

Langsam wenden wir uns um, und ich mache mich bereit, unsere Ehre zu verteidigen.

»Sie war’s«, sagt Dad und deutet mit dem Daumen auf mich.

Mir fällt die Kinnlade herunter.

»Ich fürchte, es waren Sie beide«, lächelt der Mann. »Sie haben Ihre Mikros mitgenommen, und die sind ziemlich wertvoll.« Eifrig macht er sich daran, hinten an Dads Hose rumzufingern, und schließlich hakt er erfolgreich den Akku ab. »Hätte Sie in Schwierigkeiten bringen können, wenn Sie damit weggelaufen wären«, lacht er.

Dad sieht erleichtert aus, aber ich frage nervös: »Waren die Dinger die ganze Zeit über eingeschaltet?«

»Hmm«, macht er, betrachtet den Akku und knipst den Schalter auf »off«. »Allerdings.«

»Wer hat uns dann gehört?«

»Keine Sorge, Sie waren nicht auf Sendung, solange das nächste Stück vorgestellt wird.«

Unwillkürlich stoße ich einen Seufzer der Erleichterung aus.

»Aber im Haus konnte jeder Sie hören, der gerade Kopfhörer aufhatte«, erklärt er, während er nun auch Dads Mikro entfernt. »Ach ja, und natürlich die Regie.«

Jetzt bin ich an der Reihe, und es gibt einen peinlichen Kuddelmuddel, als er den Akku von meinem Hosenbund entfernen will und energisch an meinem String zerrt, der mit in die Klammer geraten ist.

»Au!«, jaule ich, dass es durch den ganzen Korridor hallt.

»Tut mir leid.« Der Mann wird knallrot, während ich meine Kleidung wieder in Ordnung bringe. »Das sind die Tücken meines Jobs.«

»Ach, halb so schlimm«, grinst Dad.

Als er wieder in die Halle zurückkehrt, stellen Dad und ich den Kübel schnell neben die Eingangstür, stopfen die kaputten Schirme wieder hinein und verlassen den Tatort.

 

»Und, Justin, irgendwas Neues?«, fragt Dr. Montgomery.

Justin, der zurückgekippt in dem Stuhl hängt, mit zwei gummibehandschuhten Händen und einem Spuckesauger im Mund, weiß nicht, wie er antworten soll, und entschließt sich, einmal zu blinzeln, weil er das schon mal im Fernsehen gesehen hat. Aber weil er plötzlich unsicher ist, was das Signal bedeutet, blinzelt er lieber noch einmal, um für Verwirrung zu sorgen.

Dr. Montgomery kriegt sein Geblinzel jedoch nicht mit und schmunzelt: »Ihnen hat’s wohl die Sprache verschlagen, was?«

Justin verdreht die Augen.

»Irgendwann werde ich mal echt gekränkt reagieren, wenn die Leute mich mit Nichtachtung strafen, obwohl ich ihnen direkte Fragen stelle.« Wieder lacht er in sich hinein und beugt sich über Justin, so dass dieser eine hervorragende Aussicht in seine Nasenlöcher bekommt.

»Arrrrch«, stößt Justin hervor und zuckt zusammen, als die kalte Spitze der Zahnsonde die schmerzende Stelle berührt.

»Ich sage es frei heraus – das haben Sie sich selbst zuzuschreiben«, meint Dr. Montgomery. »Das Loch, das Sie mich letztes Mal nicht anschauen lassen wollten, hat sich infiziert, und jetzt ist das Gewebe drum herum entzündet.«

Er stupst noch ein bisschen mit seiner Sonde herum.

»Aaaah.« Justin macht gurgelnde Geräusche.

»Ich sollte ein Buch über Zahnarztsprache schreiben. Jeder Patient macht eine ganze Reihe von Geräuschen, die ich nicht verstehe. Was meinen Sie, Rita?«

Offenbar ist Rita mit den glänzenden Lippen an dieser Frage nicht interessiert.

Justin gurgelt unartikulierte Schimpfworte.

»Na, na«, tadelt Dr. Montgomery, und für einen Moment verschwindet sein Lächeln. »Werden Sie doch nicht ausfällig.«

Erschrocken konzentriert Justin sich auf den Fernseher, der in einer Ecke des Raums an der Wand hängt. Das rote Banner von Sky News unten auf dem Bildschirm behauptet, dass es brandneue Nachrichten gibt, und obgleich der Ton leise gestellt und das Bild zu weit entfernt ist, um lesen zu können, was diese Neuigkeiten sein mögen, ist es doch eine willkommene Ablenkung von Dr. Montgomerys faden Witzen. Außerdem beschwichtigt es Justins Drang, aus dem Stuhl zu springen, das erstbeste Taxi zu nehmen und sich direkt zum Banqueting House fahren zu lassen.

Der Reporter steht gerade vor Westminster, aber da Justin nichts versteht, hat er keine Ahnung, worüber der Mann spricht, obwohl er sein Gesicht genau beobachtet und versucht, ihm von den Lippen abzulesen. Unterdessen nähert sich Dr. Montgomery mit etwas, das aussieht wie eine Spritze. Justin reißt die Augen auf, aber dann wird er plötzlich von etwas auf dem Bildschirm abgelenkt. Seine Pupillen weiten sich und machen seine Augen ganz schwarz.

Dr. Montgomery lächelt und hält Justin das Ding vors Gesicht. »Keine Angst, Justin. Ich weiß, wie sehr Sie Spritzen hassen, aber wir brauchen sie für die Betäubung. Wir müssen noch eine zweite Füllung in einem anderen Zahn machen, damit sich dort nicht ein zweiter Abszess bildet. Es tut nicht weh, ist nur ein komisches Gefühl.«

Justins Augen werden noch größer, während er unverwandt auf den Fernseher starrt. Er versucht aufzustehen. Die Spritze ist ihm ausnahmsweise völlig egal. Aber er muss sich irgendwie verständlich machen. Da er den Mund aber weder öffnen noch schließen kann, stößt er tiefe, kehlige Laute aus.

»Okay, keine Panik. Nur noch eine Minute. Ich bin fast fertig.«

Er beugt sich wieder über Justin, so dass er diesem die Sicht auf den Fernseher blockiert, und Justin rödelt herum und versucht an ihm vorbeizuspähen.

»Meine Güte, Justin, hören Sie auf damit, bitte. Die Nadel wird Sie schon nicht umbringen. Aber ich vielleicht schon, wenn Sie nicht endlich aufhören, so herumzukaspern.«

Kicherkicher.

»Ted, vielleicht sollten wir lieber abbrechen«, sagt seine Assistentin, und Justin sieht sie dankbar an.

»Hat er vielleicht einen Anfall?«, fragt Dr. Montgomery und sagt dann sehr laut zu Justin, als wäre der auf einmal schwerhörig: »Haben Sie einen Anfall oder was?«

Justin verdreht die Augen und gibt weiter gepresste Kehllaute von sich.

»Fernseher? Was meinen Sie denn?« Dr. Montgomery schaut zu Sky News hinauf und nimmt endlich die Finger aus Justins Mund.

Zu dritt starren sie jetzt auf den Fernseher, die beiden anderen konzentrieren sich auf die Nachrichten, während Justin den Hintergrund beobachtet: Joyce und ihr Vater sind vor die Kamera geraten, hinter sich Big Ben. Offenbar merken sie nichts davon, denn sie lassen sich nicht in ihrer hitzigen Diskussion stören und gestikulieren weiter aufgeregt mit den Händen.

»Schauen Sie sich diese Idioten da hinten an«, lacht Dr. Montgomery.

Plötzlich drückt der alte Mann seiner Tochter den Griff seines Trolleys in die Hand und stürmt in die andere Richtung davon. Joyce bleibt allein mit zwei Koffern zurück und wirft frustriert die Hände in die Luft.

 

»Ja, danke, das ist wirklich eine sehr erwachsene Reaktion«, rufe ich Dad nach, der gerade abgedampft ist und mir seinen Koffer hinterlassen hat. Und wieder mal in die falsche Richtung läuft. Seit wir das Banqueting House verlassen haben, macht er das dauernd, weigert sich aber, es zuzugeben, und weigert sich auch, ein Taxi zum Hotel zu nehmen, weil er nämlich unbedingt sparen will.

Wenigstens ist er noch in Sichtweite. Ich setze mich auf meinen Koffer und warte, dass er seinen Irrtum einsieht und zurückkommt. Inzwischen ist es Abend, und ich möchte nur noch ins Hotel und ein Bad nehmen. Da klingelt mein Handy.

»Hi, Kate.«

Hysterisches Lachen antwortet mir.

»Was ist los mit dir?«, erkundige ich mich. »Wie schön, dass jemand gute Laune hat.«

»Ach, Joyce«, ruft sie, nach Atem ringend, und ich stelle mir vor, wie sie sich die Tränen aus den Augen wischt. »Du bist einfach die beste Medizin, echt!«

»Was meinst du denn damit?« Im Hintergrund höre ich Kinder lachen.

»Tu mir den Gefallen und heb die rechte Hand.«

»Warum?«

»Tu’s einfach. Das ist ein Spiel, das meine Kinder mir beigebracht haben«, giggelt sie.

»Okay«, willige ich seufzend ein und hebe die rechte Hand.

Jetzt quietschen die Kinder vor Lachen.

»Sag ihr, sie soll mit dem rechten Fuß wippen«, ruft Jayda.

»Okay«, lache ich. Immerhin hat mich die allgemeine gute Laune angesteckt. Ich wackle mit dem rechten Fuß, und wieder prusten am anderen Ende der Leitung alle los. Ich höre sogar, wie Kates Ehemann im Hintergrund brüllt vor Lachen, und auf einmal wird mir wieder unbehaglich. »Kate, was soll das Ganze eigentlich?«

Aber Kate kann vor lauter Lachen nicht antworten.

»Sag ihr, sie soll mal hopsen!«, kreischt Eric.

»Nein.« Jetzt bin ich irritiert.

»Für Jayda hat sie’s aber gemacht«, jammert der Kleine, und ich ahne, dass er gleich in Tränen ausbrechen wird.

Also hopse ich pflichtschuldig ein paar Mal rauf und runter.

Gleich kreischen sie wieder los vor Vergnügen.

»Ist vielleicht zufällig jemand in deiner Nähe, den du nach der Uhrzeit fragen kannst?«, keucht Kate.

»Was redet ihr denn da?«, frage ich stirnrunzelnd und blicke mich um. Hinter mir ist Big Ben, und als ich mich wieder umdrehe, sehe ich in der Ferne das Kamerateam. Und höre sofort auf zu hopsen.

 

»Was in aller Welt macht die Frau denn da?«, fragt Dr. Montgomery und geht näher an den Fernseher. »Soll das vielleicht irgendein Tanz sein?«

»Hönn hi hie heen?«, fragt Justin, der die Wirkung der Betäubung jetzt deutlich spürt.

»Natürlich kann ich sie sehen«, antwortet der Zahnarzt. »Ich glaube, sie macht uns den Hokey Cokey. Linkes Bein zurück«, beginnt er zu singen. »Rechtes Bein nach vorn. Zurück. Vor. Zurück. Vor. Und schütteln!« Er tanzt im Zimmer herum. Rita verdreht genervt die Augen.

Justin ist zwar sehr erleichtert, dass er sich nicht nur eingebildet hat, Joyce zu sehen, fängt aber an, ungeduldig im Stuhl herumzurutschen. Ich muss zu ihr!

Dr. Montgomery wirft ihm einen komischen Blick zu, schiebt ihn energisch in den Stuhl zurück und stopft ihm wieder die Instrumente in den Mund. Justin gurgelt und macht Kehllaute.

»Es nützt nichts, wenn Sie mir das erklären, Justin, Sie bleiben jetzt hier, bis ich das Loch ordentlich geflickt habe. Gegen den Abszess müssen Sie Antibiotika nehmen, und beim nächsten Mal ziehe ich den Zahn entweder oder wir machen eine Wurzelbehandlung. Je nachdem, in welcher Stimmung ich grade bin«, fügt er hinzu und lacht albern. »Und wer immer diese Joyce sein mag, Sie können sich bei ihr bedanken, dass sie Ihre krankhafte Angst vor Spritzen kuriert hat. Sie haben es nicht mal gemerkt, als ich sie Ihnen verpasst habe.«

»I ha hu hehehe.«

»Oh, schön, junger Mann. Ich habe auch schon Blut gespendet. Ein gutes Gefühl, nicht wahr?«

»Aaa. Hi ha he hu.«

Dr. Montgomery wirft den Kopf in den Nacken und lacht laut. »Ach, seien Sie nicht albern, die verraten einem nie, wer das Blut bekommt. Außerdem wird es in seine Komponenten zerlegt, Blutplättchen, rote Blutkörperchen und was noch alles.«

Justin gurgelt.

Wieder lacht der Zahnarzt. »Welche Muffins hätten Sie denn gern?«

»Aa.«

»Banane?« Dr. Montgomery denkt nach. »Ich persönlich mag Schokolade ja lieber. Absaugen, Rita, absaugen, bitte.«

Völlig verwirrt steckt Rita das Röhrchen in Justins Mund.