VII
Lena fühlte sich ein bißchen komisch, als sie am Montagmorgen das Theater betrat. Sie glaubte, es würde ein wenig merkwürdig sein, Carl nach einer so wilden Party wiederzusehen. Aber als sie ihm oben im Unterrichtsraum begegnete, verriet er mit keiner Miene, daß es irgend etwas gab, was ihr den anderen Schülern gegenüber eine Sonderstellung einräumte. Ganz im Gegenteil, Carl zeigte sich ihr gegenüber sogar ziemlich kurz angebunden. Fast alles, was sie sagte, wurde mit Worten kommentiert, die voll beißender Ironie waren. Zunächst glaubte Lena nur, er sei mit dem falschen Bein aus dem Bett gekommen, aber als es im Verlauf des Vormittags nicht besser wurde, mußte sie sich richtig anstrengen, um nicht in Tränen auszubrechen.
Sie biß die Zähne zusammen und kämpfte sich bis zur Lunchpause durch. Als es soweit war, sagte sie den anderen, daß sie in der Stadt etwas zu erledigen habe und leider nicht mit ihnen essen gehen könne. Sie ging auf die Toilette und hielt sich dort so lange versteckt, bis sie sicher sein konnte, daß die anderen längst weggegangen waren, dann schlich sie sich in den Unterrichtsraum zurück.
Carl stand an einem der riesigen Fenster und merkte nicht, daß Lena den Raum betrat. Sie war sich seiner Gefühle nicht ganz sicher und tapste deshalb leise über den Fußboden, bis sie bei ihm angekommen war. Ohne ein Wort zu sagen, stellte sie sich ab wartend neben ihn. Sie erwartete, daß er einen Anfang machte. Zunächst schien es, als wollte Carl von ihrer Gegenwart keine Notiz nehmen, aber dann besann er sich doch, wandte langsam den Kopf und sah sie an.
»Ich wußte, daß du es warst, die da eben zurückkam«, sagte er mit müder Stimme.
Sie antwortete nicht sofort. Sie wartete darauf, daß er fortfuhr, aber als er das nicht tat, seufzte sie und nahm gewissermaßen einen Anlauf vor dem, was jetzt gesagt werden sollte.
»Warum warst du heute während des Unterrichts so häßlich zu mir?«
Sie fragte, obwohl sie schon wußte, wie die Antwort ausfallen würde.
»Ich habe mich mit Absicht so verhalten. Als du gestern nacht weggegangen warst, wurde mir klar, daß es zwischen uns nie etwas geben kann. Mir hat diese Erkenntnis weh getan, weil du seit langer Zeit die erste bist, die in mir so etwas wie Liebe wachgerufen hat. Aber da wir die Tatsachen leider nicht nach unseren Wünschen ändern können, meinte ich, daß es am besten wäre, so deutlich wie möglich zu zeigen, daß zwischen uns Schluß sein muß.«
Das war genau das, was Lena schon geahnt hatte, aber als sie es jetzt bestätigt bekam, spürte sie dennoch merkwürdigerweise einen Stich in der Brust. Sie wußte, daß sie Carl vermissen würde — auf jeden Fall im Bett —, sie wußte aber auch, daß diese Lösung die beste war. Ein schneller und schmerzhafter Bruch war immerhin besser, als in ein Stadium hineinzuschlittern, in dem alles zu grauer Gewohnheit wurde. Nach einiger Zeit hätten sie sich wahrscheinlich ohnehin aneinander abgenutzt und wären dann nebeneinander hergelaufen, ohne etwas zu empfinden.
Lena hatte schon eine Erwiderung auf der Zunge und machte den Mund auf, schloß ihn aber wieder und wandte sich ab. Mit raschen Schritten ging sie aus dem Raum, um zu ihren Mitschülern zu gehen.
Während der jetzt folgenden Wochen ging Lena ganz in ihrer Arbeit auf und versuchte, weder an Carl noch an andere Männer zu denken. Tagsüber sah sie Carl zwar von Zeit zu Zeit, aber sie gingen sich nach Möglichkeit aus dem Weg und versuchten, Rücksicht aufeinander zu nehmen und die Gefühle des anderen zu schonen. Allmählich kam Lena in einen regelmäßigen Rhythmus von Arbeit und Ruhe hinein und fand sich sehr gut in ihrem Dasein zurecht.
Dann und wann ging sie ins Kino oder in irgendein Konzert, aber meistens saß sie zu Hause und büffelte die verschiedenen Rollen, die man ihr zugeteilt hatte. Infolge dieser Arbeit war sie so gut geworden, daß man ihr im Theater schon halb eine große Rolle in einem Stück zugesagt hatte, das um die Jahreswende Premiere haben sollte.
An einem dieser einsamen Abende stromerte sie in der Stadt herum, als sie hinter sich plötzlich eine Stimme hörte.
»Lena! Leeena!«
Es war schon dunkel draußen, und sie drehte sich um, um denjenigen in der Menge auszumachen, der sie gerufen hatte. Sie meinte, die Stimme wiedererkannt zu haben, war sich ihrer Sache aber nicht ganz sicher.
»Hier! Lena!«
Sie entdeckte eine Hand, die über den Köpfen der sie umgebenden Menschen herumfuchtelte. Und dann sah sie einen dunklen Haarschopf. Nein, das konnte nicht wahr sein! Eine jubelnde Freude erfüllte sie. Jan! Jan, den sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte.
Sie winkte zurück und fing an, Jan entgegenzulaufen. Als sie sich sehen konnten, blieb Jan stehen und breitete die Arme aus. Sie warf sich hinein und umarmte ihn heftig, während sie die Tränen aufsteigen fühlte, die ihren Blick trübten. Eine lange Zeit blieben sie so stehen und hielten sich nur umarmt. Schließlich machte Jan sich frei und hielt Lena auf Armeslänge von sich, wobei er sie fest an den Schultern hielt.
»Laß dich mal ansehen. Wie siehst du denn aus? Ich habe ja fast schon vergessen, wie hübsch du bist.«
Lena schluchzte kurz und wischte sich die Freudentränen ab. Mit zitternden Lippen lächelte sie Jan zu.
»Hübsch kann man wohl kaum sagen, so, wie ich jetzt aussehe.«
Er streichelte ihr sanft über die Wangen und lächelte breit.
»Sei nicht albern jetzt.«
Er nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich die Straße hinunter.
»Willst du in eine Konditorei gehen?« fragte er. »Oder willst du lieber mit zu mir kommen? Ich habe eine Flasche Wein zu Hause, und außerdem sind wir dort ungestörter als in einer Konditorei.«
Lena sah ihn einige Augenblicke lang an und sagte dann flüsternd:
»Laß uns zu dir gehen.«
Sie nahm seinen Arm, und so gingen sie mit schnellen Schritten durch die Stadt. Jan war mit einem Ensemble aus dem Theater auf Tournee gewesen; sie waren erst gestern nach Hause gekommen.
Jetzt wollte er längere Zeit in der Stadt bleiben. Inzwischen hatte er sich schon so weit hochgearbeitet, daß er als Regieassistent arbeiten konnte. Schon bei den Vorarbeiten für die Frühjahrssaison sollte er dabeisein.
Lena freute sich mit ihm über diesen schönen Erfolg, und während sie in ihrer Wiedersehensfreude lachten und herumalberten, schmiedeten sie Pläne für die Zukunft. Es erschien ihnen beiden vollkommen natürlich, daß sie darüber sprachen, was sie in Zukunft alles gemeinsam machen und unternehmen wollten. Beide waren sich völlig darin einig, daß sie ein Paar werden wollten. Jedenfalls steckte dieser Gedanke im Unterbewußtsein, selbst wenn ihn keiner von beiden ausgesprochen hatte.
Als sie in Jans kleiner Behausung angekommen waren, warf Lena sofort die Schuhe von sich und kauerte sich auf seinem Bett zusammen. Jan holte seine Flasche Wein und etwas Käse. Nachdem er im Kamin Feuer gemacht hatte, setzte er sich zu Lena aufs Bett. Dort saßen sie dann, tranken, redeten, träumten und schmiedeten Pläne.
Als die Flasche fast leer war, verstummten beide wie auf ein verabredetes Zeichen. Jan hatte Lena den Arm um die Schultern gelegt, und sie fühlte, wie er sich mit der anderen Hand ihrem Gesicht näherte. Er faßte sie unters Kinn und hob ihr Gesicht zu sich hoch. Lena schüttelte ihr Haar beiseite und machte vor seinem Kuß die Augen zu. Sie hatte geglaubt, daß es ein vorsichtig-zarter >erster Kuß< werden würde, aber Jan schob ihr sofort seine Zunge in den Mund, die gleich zu spielen begann.
Die gesamte, lange aufgestaute Geilheit wurde urplötzlich in Lena wach, und sie schlang die Arme um Jan, um ihn an sich ziehen zu können. In der Stellung, die sie jetzt einnahmen, ging das nicht.
»Wir stellen uns hin«, keuchte Jan in ihren Mund.
Während sie langsam aufstanden, küßten sie sich weiter. Jetzt konnten sie sich ungestört umarmen, und Lena fühlte, daß Jan inzwischen einen kräftigen Ständer bekommen hatte. Sie spreizte die Beine ein wenig, damit er seinen Lümmel an ihrer feuchten Grotte reiben konnte. Sie selbst war vor Hunger und Sehnsucht weit geöffnet und wand und schraubte sich gegen Jan, damit er fühlen konnte, wie es um sie stand. Sie nahm die Hände von seinem Nacken herunter und zwängte sie unter seinen Hosenbund. Als Jan das spürte, wurde er einen Augenblick steif, entspannte sich aber gleich wieder, so daß sie weiter Vordringen konnte. Sie tastete sich am Bauch vorwärts und bekam endlich Jans steifen Schwanz in die Hand. Zärtlich streichelte sie ihn mit einer Hand, während die andere versuchte, seine Hose aufzuknöpfen.
»Warte, ich helfe dir«, krächzte Jan mit einer Stimme, die vor Brunst überzuschnappen drohte.
Lena zog ihre Hände zurück und machte sich aus Jans Umarmung frei.
»Ich mach’ das Licht aus«, fuhr er fort und drehte sich nach dem Lichtschalter um.
Während er ihr den Rücken zukehrte, riß Lena sich schnell ihre wenigen Kleidungsstücke vom Leib, und als er sich umdrehte, stand sie nackt vor ihm. Ihm klappte vor Überraschung der Unterkiefer herunter, als er den jungen, glatten Mädchenkörper im Lichtschein des schwächer werdenden Holzfeuers im Kamin sah.
»Zieh dich aus und komm zu mir«, flüsterte sie.
Ihre Worte lösten seine Verzauberung, und er begann, fieberhaft an den Knöpfen seiner Hose herumzufingern. Schließlich kriegte er die Hose auf und zog sie und die Unterhose auf einmal herunter. Er machte das mit einer so heftigen Bewegung, daß der Schwanz mit nach unten gezogen wurde und dann wie eine Stahlfeder zurückschnellte. Dann zog er das Hemd über den Kopf und ging zu Lena. Sie begegneten sich in einem neuen Kuß, und Lena nahm Jans warmen Ständer zwischen ihre Schenkel, so daß sie leichte Bumsbewegungen machen konnte, während sie weiter in der Umarmung verharrten.
»Wollen wir uns nicht hinlegen?« atmete sie, als sie für ein paar Sekunden den Kuß unterbrach.
Er antwortete nicht, sondern nickte nur und ging zum Bett. Er warf sich auf die Decke und verschlang Lenas Körper mit den Augen, als sie näher kam, um sich neben ihm auf die weichen Federn zu kuscheln.
Sie waren jetzt beide so geil, daß für weitere Spielereien keine Zeit mehr blieb. Lena drängte sich unter Jan und öffnete sich so, daß er sofort in sie eindringen konnte. Er sank ohne Schwierigkeiten in sie hinein und fickte sie dann mit langen, guten Stößen, bis er drauf und dran war zu spritzen. Da straffte er den Körper zu einem Bogen und versuchte, noch tiefer in sie einzudringen. Sie schob die Hände unter den Popo und hob sich hoch, um ihm entgegenzukommen, und als er mit den Hüften wie wild zu zucken begann, schlang sie die Beine um seinen Rücken und drückte ihn an sich. Er versuchte, von ihr loszukommen, aber sie klemmte nur noch fester zu und warf ihm ihren Unterleib in immer heftigeren Fickbewegungen entgegen. Sie fühlte, wie sein Schwanz sich in ihr straffte und wie ein Spritzer nach dem anderen in sie hineinschoß, bis die Ladung sie vollständig ausfüllte. Dann kam endlich auch ihr eigener, so lange zurückgehaltener Orgasmus. Welle auf Welle umspülte Jans Schwanz, und er stöhnte laut, als das Schöne weh zu tun begann; aber sie hielt ihn noch ein bißchen fest — bis sie fühlte, daß eine wohlige Mattigkeit sich in ihrem Körper ausbreitete und daß all ihre Glieder kraftlos zu werden begannen. Da ließ sie ihn herausflutschen und rollte sich in seine Decke, um zu schlafen.
Er weckte sie am folgenden Morgen mit Tee und Zwieback, und nachdem sie ein bißchen miteinander gealbert hatten, zogen sie sich an und leisteten sich auf dem Weg zum Theater Gesellschaft. Sie machten keine Anstalten, ihre Beziehungen zueinander zu verbergen, sondern zeigten allen ganz offen, daß sie jetzt ein Paar waren. Jeder akzeptierte das, und schon am selben Tag holte Lena zu Hause ein paar Sachen ab und zog zu Jan in die Wohnung.
Drei Tage später war es soweit, daß Lena in einem wichtigeren Sinn als bislang ihr Debüt geben sollte, und Jan war bei ihr in der Garderobe, um ihr ein wenig beizustehen. Bevor sie die allerletzte Schminkschicht auflegte, schlangen sie die Arme umeinander und verschmolzen in einem langen, hitzigen Kuß, und dann wartete Jan draußen, bis Lena fertig war. Er Wartete, um ihr noch einen letzten glückbringenden Klaps geben zu können, wenn die Glocke ertönte, die Glocke, die alle Schauspieler auf Trab brachte und die besagte, daß sie sich jetzt für ihren Auftritt bereitmachen sollten.