Prolog
Wieder krachte ein Schuss über die Baumwipfel.
Das Rufen der Treiber war jetzt schon deutlich zu hören. Das Blut pochte in den Ohren, und die Lungen schmerzten vom scharfen Einatmen der feuchten Luft.
Los, los, weiter, lauf, und fall bloß nicht hin. Du kommst sonst nie wieder hoch. Scheiße, Scheiße, warum bekomme ich die Hände nicht frei? Weiter, na los ... oh Shit... Die dürfen mich nicht hören. Haben die mich gehört? War's das jetzt? Soll mein Leben etwa so enden?
Die Zweige peitschten ins Gesicht und hinterließen blutige Streifen, das Blut mischte sich mit dem Schweiß.
Wieder krachten Schüsse. Die Projektile pfiffen jetzt dicht an den Ohren vorbei, der Schweiß lief in Strömen. Wie eine Kompresse legte er sich um den Körper.
Noch eine Minute oder zwei, dann würden sie dort stehen. Verdammt, die Hände auf dem Rücken, warum gehorchen die nicht? Was ist das bloß für ein Scheißklebeband?
Laut flügelschlagend erhoben sich plötzlich aufgeschreckte Vögel über die Baumwipfel. Die tanzenden Schatten des dichten Tannenwaldes wurden immer deutlicher. Jetzt fehlten vielleicht noch hundert Meter bis dorthin. Alles wurde klarer. Auch die Stimmen. Der Blutdurst der Jäger.
Wie werden sie es machen? Ein einzelner Schuss? Ein Pfeil? Schluss, aus, vorbei?
Nein, wohl kaum, warum sollten sie sich damit begnügen? So gnädig waren die nicht, diese Schweine. Die nicht. Die hatten ihre Gewehre und ihre verschmierten Messer. Und wussten genau, wie effektiv eine Armbrust ist.
Wo kann ich mich verkriechen? Gibt's da nirgendwo ein Versteck? Oder doch wieder zurück? Schaffe ich das?
Der Blick suchte den Waldboden ab. Wanderte vor und zurück. Aber das Klebeband bedeckte die Augen fast vollständig, das machte es so mühsam. Die Füße stolperten immer weiter.
Jetzt spüre ich gleich am eigenen Leib, wie es ist, in ihrer Gewalt zu sein. Die werden mit mir keine Ausnahme machen. Das brauchen die doch, nur so kriegen die doch ihren Kick. Und nur so haben sie eine Chance, davonzukommen.
Das Herz hämmerte jetzt so wild, dass es wehtat.