11.

Natürlich war nicht unbemerkt geblieben, dass er sich entfernt hatte. Auf Baldvins Frage, wo er sich herumgetrieben habe, hatte Rouwen unumwunden zugegeben, in der Stadt gewesen zu sein – alles andere hätte ohnehin unglaubwürdig geklungen.

Wenn du uns verraten hast, wirst du es bitter bereuen, hatte Baldvin ruhig gesagt. Dabei hatte er sich nicht einmal besorgt angehört.

Ich habe euch nicht verraten.

Damit war das Thema überraschenderweise erledigt. Baldvin vertraute ihm.

Mit Recht. Schließlich hatte Rouwen nichts getan, was den Wikingern schaden könnte. Trotzdem fühlte er sich unwohl, als er sich in den Kreis der Männer setzte, die ein kleines Lagerfeuer entzündet hatten und frisch erlegtes Wild brieten. Sverri reichte ihm ein Stück Fleisch. Es stammte von einem Hasen und war trocken und zäh. Es wurde wenig geredet, jeder brütete anscheinend über seinen eigenen Gedanken. Ein Ziegenbalg mit Bier ging herum; Rouwen empfing ihn aus Haakon Steinrieses Hand, der ihn wie üblich auf finstere Art musterte. Er trank und gab den Balg Sverri, der seine Aufnahme in ihre Gruppe von allen Wikingern am bereitwilligsten hingenommen hatte. Unter Sverris zotteligem Bart war ein Lächeln erkennbar. Er nahm einen Schluck, wischte sich den Schaum vom Mund und reichte Hallvardr den Lederbeutel.

Hinter ihnen erschien plötzlich Yngvarr, beugte sich herunter und ergriff ihn. Er trank geräuschvoll.

Alle sahen zu ihm auf, vermutlich genau die Reaktion, die er gewollt hatte.

Als er sich satt getrunken hatte, verschloss er den Balg und warf ihm einen der Männer zu. Dann musterte er mit seinen grauen Augen jeden im Kreis. Besonders lange Rouwen.

»Ich war in der Stadt«, begann er, als er sich der Aufmerksamkeit jedes einzelnen sicher war.

Und du hast mich gesehen, ergänzte Rouwen in Gedanken. Da Baldvin davon wusste, sollte er sich keine Sorgen machen. Dennoch spürte er ein unangenehmes Prickeln zwischen den Schulterblättern, als Yngvarr langsam hinter ihm vorbeiging.

Yngvarr umrundete die auf ihren Decken, im Gras und auf einem Baumstamm hockenden Männer. Mit dem Handrücken rieb er sich über den sauber gestutzten Bart. Die Meeresbrise ließ seine hellblonden Locken aufwirbeln. Er war in der Tat ein gut aussehender Nordmann, das konnte selbst Rouwen erkennen. Rouwen hielt sich beileibe nicht für unansehnlich, doch musste eine Frau wie Rúna sich nicht zu einem Mann wie Yngvarr, der ihr so glich, hingezogen fühlen? Es wäre besser, wenn es so wäre, überlegte er grimmig. Für sie, für die Yoturer und auch für mich.

Aber so war es nicht.

Yngvarr lächelte selbstzufrieden in sich hinein. Warum sah der Wikinger nur so befriedigt aus? Rouwen wusste, dass Rúna mit ihm nach Eastfield aufgebrochen war. Hatte er ihr unterwegs klargemacht, dass er ihr Gefährte sein würde? Sich ihr aufgedrängt? Rouwen unterdrückte den Wunsch, die Fäuste zu ballen. Wo steckte sie eigentlich? Ihm schoss ein Bild in den Kopf, ein Bild von Rúna, wie sie sich versteckte und weinte, weil Yngvarr ihr zu nahe gekommen war. Sollte es so sein, dann wäre sein Leben verwirkt.

Rouwen mahnte sich zur Ruhe. Yngvarr würde sich hoffentlich niemals so sehr vergessen, und Rúna war wehrhaft. Vielleicht schlenderte sie nur irgendwo am Strandsaum herum und genoss das Alleinsein.

»Ich war bei MacCallum«, kam Yngvarr nach seiner langen, bedeutungsschwangeren Pause endlich zur Sache.

Ungläubiges Staunen. »Bei dem Earl?«, fragte Haakon Steinriese mit vollem Mund.

Yngvarr versetzte ihm im Vorbeigehen einen Hieb gegen den Hinterkopf. »Wie viele MacCallums gibt’s, he? Natürlich bei dem Earl. Bei Athelnas Vater. Er bewirtete mich mit Bier und fränkischem Wein, und wir haben wie Männer miteinander geredet.«

Haakon spuckte aus, was er im Mund hatte, und stieß einen nordischen Fluch aus. Gorun der Schiffszimmermann, ein langer Kerl mit dunklen Zotteln, die ihm fast bis zu den Ellbogen reichten, schlug sich kichernd auf die Schenkel. Hallvardr schien die Sache weniger lustig zu finden, denn er rieb sich mit beiden Händen durch das vernarbte Gesicht.

»Was habt ihr beredet?«, fragte Sverri ruhig.

»Na, was wohl? Ich habe eine Antwort darauf verlangt, wo sich der mörderische Mönch aufhält. Bruder Oxnac, der Benediktiner.«

»Und das hat er dir gesagt? Obwohl er Baldvin gegenüber behauptete, keinen Mönch ausliefern zu wollen?«

»Allerdings. Er ist ein alternder Mann, der so viel wiegt wie ein halber, und mir kaum bis zur Brust reicht. Ein zusammengesunkenes Häuflein Elend, das sich am Feuer wärmen muss und nach der Tochter sehnt. Ich hätte derjenige sein sollen, der voriges Jahr Baldvins Forderung überbrachte, den Mönch im Tausch gegen Athelna auszuliefern. Dann wäre ich nicht nur mit seinem Kopf heimgekommen, sondern mit einem ordentlichen Sümmchen Sühnegeld obendrein. Es hätte nicht viel gefehlt und MacCallum wäre vor mir auf seine knochigen Knie gefallen.« Mit den Fäusten in den Seiten, den Kopf im Nacken, schritt Yngvarr auf und ab. »Er hat mir zugesagt, morgen jemanden zur Verfügung zu stellen, der uns zu Oxnacs Versteck führt.«

»Mir scheint, es könnte auch eine Falle sein«, warf Rouwen behutsam ein.

Aber natürlich wollte sich Yngvarr seinen prahlerischen Auftritt nicht verderben lassen. »Was du glaubst, Engländer, ist völlig uninteressant!« Mit zwei langen Schritten war er hinter Rouwen, dessen Nackenhärchen sich augenblicklich aufrichteten. Er zwang sich, ruhig sitzen zu bleiben und sich nicht umzuwenden. Scheinbar gemächlich biss er in sein Fleisch und kaute. War es ihm zuvor schon wie Leder vorgekommen, schien es jetzt aus Stein zu sein. »Du bist zum Kämpfen hier«, hörte er den Wikinger gefährlich leise und gefährlich nah an seinem Ohr. »Ein Söldner gewissermaßen, der nicht zu denken und nicht zu reden hat. Verstanden?«

Rouwen ließ das Fleisch sinken und streckte den Rücken. Der Krieger in ihm sehnte sich danach, dem Mann eine Lektion zu erteilen. Der Mönch in ihm mahnte zur Besonnenheit. Yngvarr war es nicht wert, dass er sein Leben aufs Spiel setzte. Keiner dieser Nordleute. Außer Rúna natürlich, aber sie war nicht da. Und für Arien hätte er es vielleicht ebenfalls gewagt. Der neugierige Junge kauerte am Eingang seines Zeltes und starrte zu ihnen herüber.

Langsam erhob sich Sverri. »Rouwens Einwand ist allerdings berechtigt. Warum soll MacCallum den Mörder erst verstecken und dann das Versteck preisgeben?«

»Weil ich es von ihm verlangte«, knurrte Yngvarr. Er funkelte Sverri an wie einen Feind. »Habe ich das nicht eben erklärt?«

Achselzuckend setzte sich Sverri wieder. Die Blicke der Männer waren auf die Glut des Feuers gerichtet. Einer zückte ein Messer und begann es zu schärfen. Ein anderer begann seine Schläfenzöpfe neu zu flechten. Rouwen entging nicht, dass sie in Richtung von Baldvins Zelt schielten, als fragten sie sich, wo ihr Häuptling blieb. Aber Baldvin war fort, die Gegend erkunden und jagen, wie er gesagt hatte.

»Gleich wird es dunkel«, unterbrach Hallvardr die unangenehme Stille. »Wir sollten die Wachen für die Nacht einteilen.«

Rouwen hätte wetten können, dass alle das Gleiche dachten: Yngvarr kratzte an Baldvins Autorität. Keiner schien sich damit wohl zu fühlen, aber ihm offen zu widersprechen wagte niemand.

»Kümmere dich darum, Sverri.« Yngvarr schien sich um einen versöhnlichen Ton zu bemühen. »Die letzte Wache übernehme ich. Und morgen werden wir einen Mann MacCallums an Bord nehmen; er wird uns führen …«

Er verstummte, starrte in Richtung des Waldes. Seine Hand fuhr an den Griff seines Schwerts. Sofort sprangen alle Männer auf und griffen ebenfalls nach ihren Waffen. Nur Rouwen beschied sich damit, sich auf dem Baumstamm, auf dem er saß, zu drehen. Er besaß ohnehin keine Waffe.

Ein Mann ganz in Schwarz wankte über den schmalen Pfad, den Baldvins Männer in den von Schilf und Gräsern überwucherten Ufersaum getrampelt hatten. Seine Hände waren vorne an seinen Gürtelstrick gefesselt. Ein Stoffstreifen bedeckte seine Augen. An seiner Seite ging Rúna. Sie hatte eine Hand in seinen Ärmel gekrallt und führte ihn; dennoch stolperte der Arme immer wieder, und sein Gesicht war bleich vor Furcht.

»Rúna!«, rief Arien mit seiner unverkennbar heiseren Stimme und wollte auf sie zustürzen. Augenblicklich war Hallvardr bei ihm und hielt ihn zurück.

Zur Hölle, wo blieb Baldvin? Als hätten seine Gedanken ihn hergerufen, kam er aus Richtung des Waldes herangestapft, eine blutige Axt in der einen und eine prächtige Wildgans in der anderen Pranke.

»Was ist hier los?«, donnerte er schon von Weitem. »Tochter, wer ist das, bei Thors Hammer?«

Fast meinte Rouwen zu hören, wie Yngvarr mit den Zähnen knirschte. Sicherlich hatte sich der Wikinger seinen Auftritt vor Baldvin in den schönsten Farben ausgemalt – und nun tauchte Rúna plötzlich auf und zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Sie schob den Mönch ans Feuer und drückte ihn nieder, sodass ihm keine Wahl blieb, als sich ins Gras zu setzen. Weinerlich schrie er auf, als sich ein fliegender Funke auf seinem zarten Gesicht niederließ.

»Ein Mönch?« Haakon Steinriese packte ihn an der Schulter, um ihn zu rütteln, als müsse er sich vergewissern, dass er sich nicht in Luft auflöste. Der arme Mann heulte und schlotterte.

»Rúna, erkläre dich.« Baldvin schlug das Axtblatt ein gutes Stück neben Rouwen ins Holz des Stamms, warf den Kadaver zu Boden und verschränkte die muskulösen Arme in einer Geste väterlicher Strenge.

Rouwen fühlte einen kalten Schauer seinen Rücken hinabrinnen. Der Gefangene war nicht einfach irgendein Mönch, es war Pater Alewold. Gott im Himmel und alle Heiligen! Rúna musste ihn bei Alewold in der Kirche gesehen haben! Verdammt! Was sollte er jetzt tun?

»Rouwen war in Eastfield«, kam sie sogleich zur Sache. Das sonst so helle Blau ihrer Augen wirkte düster wie ein Gewitterhimmel, als sie den Blick zu Rouwen lenkte. »Ich glaube, er hat uns verraten.«

Alle Köpfe drehten sich zu ihm. Er stand auf, machte einen Schritt über den Baumstamm hinweg und sorgte möglichst unauffällig dafür, dass sie ihn nicht umringten.

»Ich wusste es.« Yngvarr klang beinahe hämisch.

»Noch weiß ich es nicht sicher.« Rúna zog die Augenbinde von Kopf Pater Alewolds, die offenbar hatte verhindern sollen, dass er die Lage des Wikingerlagers erfuhr. »Der Mönch hier mag nämlich nicht reden.«

»Ich sagte doch, ma dame, dass ich das nicht kann!« Alewold war ein noch junger Priester mit einer Tonsur so groß wie eine Hostie. Den Rosenkranz am Gürtel hielt er so fest umklammert, dass seine Finger weiß waren.

»Wieso denn nicht?«, fragte Sverri neugierig.

»Wegen des Beichtgeheimnisses!« Pater Alewold ging in die Knie. »Bitte, bitte, tötet mich nicht, ihr Herren, bitte …«

Yngvarr stürzte auf ihn zu und packte sein Haar im Nacken, sodass er zu ihm aufsehen musste. Alewold heulte vor Angst und Schmerzen. »Du wirst reden, sonst ziehe ich dir das Fell über die Ohren und hänge dich an den Füßen am nächsten Baum auf!«

»Yngvarr! Ich habe ihn entführt, also lass die Finger von ihm!« Rúna stieß Yngvarr vor die Brust, und tatsächlich ließ er von dem jungen Mann ab und trat zurück. Sie stapfte zu Rouwen. Selbst jetzt konnte er nicht anders als ihre gewittergleiche Schönheit zu bewundern. So ähnlich mussten sich die alten Römer Bellona, die Göttin des Krieges, vorgestellt haben. Vielleicht nicht blond und auch nicht mit einem Sarazenendolch in der Hand, dennoch … Er schüttelte den Kopf, um diese närrischen Gedanken zu vertreiben.

Dicht vor ihm blieb sie stehen. Er sah die Klinge vor seinem Gesicht aufblitzen und hielt still. Sanft, beinahe zärtlich – das bilde ich mir ein – berührte sie mit der Spitze seine Wange.

Sie lächelte.

»Der Mönch redet nicht, ich hab’s vergeblich versucht. Deshalb habe ich ihn hergeschleppt: damit du an seiner Statt sprichst. Sonst überlasse ich ihn doch noch Yngvarr. Und das willst du nicht, oder? Ehrlich gesagt, tut er mir leid. Ich war froh, dass er ein so schmales Bürschchen ist, denn andernfalls wäre es mühseliger geworden, ihn herzubringen. In Yngvarrs Hände zu fallen, hat der arme Kerl nicht verdient.«

Ohne ihn zu ritzen, berührte die Spitze seine Unterlippe. Es fehlte nicht viel, und er hätte den Dolch beiseite gestoßen, um ihr Gesicht mit beiden Händen zu packen und sie zu küssen. Er sah, wie sich ihre wunderbar geschwungenen Lippen bewegten, sah, dass sie Worte formte, hörte sie auch, doch sie drangen wie aus weiter Ferne zu ihm hindurch.

hast du ihm gesagt?

Mit aller Willensanstrengung machte er einen halben Schritt von ihr fort.

»Es ist nicht so, wie du denkst, Rúna.«

»Wie ist es denn dann?«

Sie lächelte noch immer. Doch ihre Augen blickten kühl. Nein, traurig. Enttäuscht. Gott, wie sollte er das erklären? Wenn er es tat, war sein Leben nichts mehr wert.

»Es hat nichts mit eurer Mission zu tun.«

»Womit dann?«

»Es ist ganz ohne Belang für euch. Du hast mein Wort, dass …«

»Dein Wort!«, fauchte sie. »Damit bist du ja sehr freigebig, nicht wahr? Du erwartest allen Ernstes, dass ich dich in der Stadt erwische, im Gespräch mit einem Mönch, und dir dann auf die Schulter klopfe und sage, ist schon in Ordnung, du bist ja ein Ehrenmann, Rouwen, ja? Glaubst du das?«

Er sah, dass Yngvarr Baldvins Axt ergriff und mit einem kräftigen Ruck aus dem Holz zog. Dann packte er Alewold am Schopf und zwang seinen Kopf in den Nacken.

»Wollen doch mal sehen, ob wir die Sache nicht beschleunigen können«, sagte er und hob die Axt.

Dem Pater wich endgültig alle Farbe aus dem Gesicht. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick in eine erlösende Ohnmacht fallen.

»Musst du so übertreiben, Yngvarr?«, murmelte Rúna, ohne den Blick von Rouwen zu lösen. Offenbar war sie sich sicher, dass er den Pater nur erschrecken wollte. Nur wusste dieser es nicht, und Rouwen selbst hätte dafür auch keine Hand ins Feuer gelegt.

Er sah noch einen Moment in Rúnas Augen, las die Entschlossenheit darin, dann traf er seine Wahl. Sofern man es so nennen konnte. Im Grunde hatte er keine Wahl. Wie so oft in letzter Zeit. »Lass ihn in Ruhe«, rief Rouwen Yngvarr zu. »Ich rede.«

Der Wikinger gab dem armen Mann einen Stoß, sodass er nach vorn fiel und zu einem Häuflein Elend zusammengekauert liegenblieb.

Rouwen atmete einmal tief durch, dann begann er zu sprechen. »Ich habe ihm gebeichtet, dass ich dich begehre, Rúna, dass ich dich in den Armen hielt und küsste.« Seine Stimme klang rau, als sei es nicht seine; als stünde er neben einem Fremden, der an seiner Statt antwortete. »Und ich habe ihn gebeten, für mich zu flehen, dass Gott mir die Stärke gibt, dieser Versuchung zu widerstehen.«

Ihr Mund öffnete sich zu einem Ausdruck des Staunens. »Warum, Rouwen? Warum … willst du das nicht?«, flüsterte sie.

Schwang da ein Hauch von Sehnsucht in ihrer Stimme mit? Ihre Augen glänzten. Jede Einzelheit sah er, jede geschwungene Wimper, jede noch so blasse Sommersprosse. Er hob eine Hand, legte sie an ihre Wange und strich mit dem Daumen über ihre Haut. Einen Herzschlag nur, noch einen … Eine Ewigkeit verging so, und sie war viel zu kurz. Dann bemerkte er eine Bewegung und ließ die Hand sinken. Vermutlich Yngvarr, um sie ihm abzuschlagen.

Doch es war Baldvin. »Habe ich das richtig verstanden?«, donnerte er, das faltige, bärtige Zwergengesicht eine einzige Verblüffung. »Du … du liebst meine Tochter?«

Liebe? War nicht von Begehren die Rede gewesen? Rouwen war für einen Moment verwirrt, da Baldvins Worte so nachhaltig klangen.

Sein Blick suchte wieder Rúnas Augen, so sanft, klar und wehmütig. Liebte er sie? War es so?

Gott steh meiner Seele bei, ich … ich weiß es nicht.

»Ich vermute es«, murmelte er.

Gefährlicher Zorn blitzte bei diesen Worten in ihren Himmelsaugen. »Ah, das vermutest du. Und dann stößt du mich zurück?« Sie zischte es so leise, dass nur er es hören konnte.

»Ich habe einen Eid abgelegt, keine Frau je zu lieben, Rúna.«

Sie wirbelte zu Alewold herum. »Stimmt das?«

Der Pater wischte mit dem Ärmel über sein tränenfeuchtes Gesicht. »Ich … ich kann gerade nicht mehr folgen, Weib«, schluchzte er. »Bitte töte mich nicht!«

Rouwen griff nach ihrem Arm, sodass sie sich ihm wieder zuwandte. »Drei Gelübde habe ich abgelegt: arm zu leben, Gehorsam zu leisten und keusch zu leben. Das sind die Gelübde eines … eines Mönchs.« Er wusste, dass diese Worte sein Todesurteil bedeuten mochten. Trotzdem widerholte er sie. Die Zeit für Geheimnisse war vorbei.

»Ich bin ein Mönch.«