EPILOG

Priscilla Jane mit heißem Bodyguard

im Standesamt von Denver gesichtet

Läuten bald die Hochzeitsglocken?

Modern Twang Weekly

Sechs Monate später

P. J. kam zu ihrer eigenen Brautparty zu spät. Aus dem gemütlichen Haus von John und Tori strahlte bereits warmes Licht, als sie und Jared in die Auffahrt abbogen. Ihr Flugzeug hatte fast vierzig Minuten Verspätung gehabt, es hatte ewig gedauert, bis ihr Gepäck auf dem Förderband der Gepäckausgabe erschienen war, und nachdem sie Jared endlich in die Arme geschlossen und gedacht hatte, dass nun nichts mehr schiefgehen könne, waren sie auf der Interstate 70 in einen Stau geraten.

Während Jared ihren Mantel in die Garderobe hängte, strich sie ihr goldfarbenes Wollkleid glatt, fuhr sich durch die Haare und atmete mehrere Male tief durch, um ihre Nerven zu beruhigen. Es war dumm, aufgeregt zu sein, aber trotzdem …

„Du siehst umwerfend aus“, meinte Jared beruhigend und gab ihr einen Kuss. Dann klemmte er ihre Hand in seine Armbeuge und steuerte die Wohnzimmertür an. „Hört sich an, als hätten sie ohne uns angefangen.“

Fröhliche Partygeräusche – klingende Gläser, heiteres Lachen, muntere Stimmen in angeregter Konversation – drangen durch die Tür, und P.J. entspannte sich etwas. Jareds Familie hatte sie sofort herzlich als neues Familienmitglied aufgenommen, daher hatte sie wirklich überhaupt keinen Grund, nervös zu sein. Wahrscheinlich kam das nur vom über den Tag hinweg angestauten Stress, weil sie überall Verspätung gehabt hatte.

Oder kam es vom Gespräch mit Jodeen letzte Woche, bei dem sie versucht hatte, ihre Mutter in die Hochzeitsvorbereitungen einzubeziehen? Sie hätte es besser wissen müssen. Nach Luther Menks’ Angriff und der Pressekonferenz im letzten Sommer hatte es viel Wirbel um P.J. gegeben, und ihre Mutter war in die Schlagzeilen geraten. Negative Schlagzeilen. Es schien ihr vollkommen egal zu sein, dass Menks in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen worden war und keine Gefahr mehr für ihre Tochter darstellte. Stattdessen warf sie Jared immer wieder vor, dass er sie blamiert habe. Und trotzdem hatte P.J. sich darum bemüht, ihre Mutter einzubeziehen. Es war vergeudete Liebesmüh, das wusste sie. Und dennoch …

Als sie die Tür öffnete, blieb sie zunächst überrascht stehen. So eine Brautparty hatte sie noch nicht erlebt!

Es waren nämlich auch Männer anwesend, zum Beispiel Hank, der mit keinem Wort sein Kommen erwähnt hatte. Er und Nell standen auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes an der Schiebetür, die zum Esszimmer führte. Dann war ein Mann da, den sie nicht kannte und der mit John und Toris Sohn Grayson sprach, sowie – ach, du liebe Zeit! – Eddie mit einem rothaarigen Mädchen, das kaum älter als Esme schien. Sie entdeckte Gert und winkte ihr. Die alte Dame hob ihre Champagnerflöte zum Gruß, und P.J. zog an Jareds Arm, damit sie zu ihr gehen konnte.

„Ihr habt es geschafft!“ Esme kam angelaufen und nahm beide in den Arm. „Kommt rein, kommt rein. Herzlich willkommen zu eurer Brautpaar-Party!“

„Ich wusste gar nicht, dass es so etwas auch gibt“, sagte P.J., zuckte in Gerts Richtung entschuldigend mit den Achseln und ließ sich von Esme weiter in den Raum ziehen. „Ich war bisher erst auf ungefähr drei Brautpartys, und dort waren keine Männer eingeladen.“

„Normalerweise sind sie das ja auch nicht“, erwiderte Esme. „Aber Daddys beste Freunde bestanden darauf, Jared erst dann heiraten zu lassen, wenn sie ihren speziellen Segen als Marines dazu gegeben haben.“

„Du machst Witze, oder?“, meinte P.J. ernüchtert. Jared hatte ihr zwar schon einige Geschichten über die drei ehemaligen Marines erzählt, aber sie hätte nie damit gerechnet, sozusagen zur Begutachtung vorsprechen zu müssen.

„Einer für alle, alle für einen. Coop, Dad und Zach sind nun mal die dicksten Freunde.“

Jared schnaubte. „Sie denken, Alexandre Dumas hat Die drei Musketiere nur für sie geschrieben.“

„Wie? Hat er das etwa nicht?“, ertönte eine sonore Stimme, und P.J. sah, dass ein dunkelhaarigen Mann auf sie zukam, an dessen Arm eine leicht mollige, hübsche, blonde Frau auf mörderisch hohen Absätzen ging.

„Das Buch wurde hundert Jahre vor deiner Geburt geschrieben, alter Mann“, informierte Jared ihn trocken, umarmte ihn aber herzlich und gab der Frau einen freundschaftlichen Kuss. „Lily, du bist so hübsch wie immer.“

„Was für ein wohlerzogener Junge“, entgegnete sie lächelnd und tätschelte ihm die Wange. „Das hat mir schon immer an dir gefallen.“

Grinsend zog Jared P.J. an seine Seite und legte besitzergreifend seine Hand um ihre Hüfte. „Peej, das sind Zach und Lily Taylor. Zach und Lily, das ist meine Verlobte Priscilla Jayne Morgan.“

„Und ich bin Coop“, sagte eine weitere Stimme, und P.J., die eben noch Lilys Hand geschüttelt hatte, blickte zu dem dazugehörigen großen, blonden Mann. Wow! Sehr groß! Die beiden ehemaligen Marines waren etwa im Alter ihres zukünftigen Schwagers. Doch im Gegensatz zu John strahlte keiner von ihnen etwas von der berüchtigten Milde aus, die man Menschen mittleren Alters normalerweise zuspricht. „Hallo“, sagte sie höflich und streckte ihre Hand vor.

Coop drückte herzlich mit beiden Händen zu und musterte sie von oben bis unten. „Sie sind ja ein kleines Personellen. Sind Sie denn sicher, dass Sie es mit Jared aufnehmen können?“

P.J. hatte schon zu lang mit Männern gearbeitet, um einen provozierenden, aber nett gemeinten anzüglichen Scherz nicht zu erkennen, und musste ein Grinsen unterdrücken. Stattdessen kniff sie die Augen leicht zusammen und erwiderte: „Oh, da bin ich mir ganz sicher. Lassen Sie sich von meiner Größe nicht täuschen. Das mache ich alles mit Frechheit wieder wett.“

Um seine Mundwinkel zuckte es. „Ach, wirklich?“

„Hör auf, die Braut einzuschüchtern, Cooper“, befahl Tori und gesellte sich zu ihnen. Sie umarmte P.J., dann fragte sie den langjährigen Freund ihres Mannes: „Wo ist denn deine bessere Hälfte? Sollte sie nicht schon längst hier sein und dich an die Kandare nehmen?“

Er lachte und neigte sich aus seiner beeindruckenden Höhe zu P.J. hinunter, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. „Ich mag freche Frauen“, sagte er und wandte sich dann wieder an Tori. „Ronnie ruft gerade zu Hause an, um sich nach den Kindern zu erkundigen. Freunde von uns sind an diesem Wochenende zu Besuch.“

„Und da lässt sie dich allein hier rumlaufen?“

Er zuckte mit seinen breiten Schultern. „Sie sagte noch irgendetwas davon, dass ich mich benehmen soll.“

„Etwas, dass er selten zuwege bringt“, warf eine brünette Frau mit blasser Haut, rotem Lippenstift und einer hervorstechenden weißen Strähne im Haar dazwischen. „Sie müssen P.J. sein“, fügte sie herzlich hinzu, schüttelte ihr die Hand und nahm sie in den Arm. „Ich liebe Ihre Musik.“

„Und ich liebe es, wie Jared aufgeblüht ist, seit sie eingewilligt hat, ihn zu heiraten“, kommentierte Tori.

P.J. bereitete es große Freude, all die Menschen kennenzulernen, die Jared wichtig waren. Er hatte ihr erzählt, wie die Männer ihn in ihre Projekte mit eingeschlossen hatten und an ihrer Freundschaft hatten teilhaben lassen. Und da die Miglionnis und Gert dasselbe für P.J. getan hatten, verstand sie nur zu gut, wie wohl sich Jared dabei gefühlt haben musste.

Sie unterhielt sich gerade mit Zach über das Ferienlager für schwierige Jungen, das er leitete, als Gert dazukam.

„Da bist du ja!“ P.J. löste sich von Jareds Arm und drehte sich zu ihr um. „Esme hat mich so schnell in die Mitte gezogen, dass ich noch gar nicht dazu kam, dich zu begrüßen.“ Sie schloss die alte Dame in die Arme.

„Ach, nun mach mal nicht so viel Aufhebens darum“, erwiderte Gert in gewohnt ruppiger Manier, obwohl auch sie P.J. fest umarmte. „Du bist wirklich ein Glückspilz“, sagte sie dann zu Jared. „Spät dran, aber ein Glückspilz. Letzten Sommer dachte ich schon, ich müsste mal ein ernstes Wort mit dir reden.“

„Ja, ich habe ein bisschen gebraucht, um es zu kapieren“, stimmte Jared lächelnd zu. „Aber wenn ich mal was begriffen habe, dann für immer.“ Er hob einen Arm. „Und irgendwie fühle ich mich auf dieser Seite allmählich ganz leer. Könntest du mir wohl bitte meine Braut zurückgeben?“

„Wenn es sein muss.“ Sie ließ P.J. los und sah Jared dabei streng an. „Ich habe es zwar schon mal gesagt, aber ich sage es jetzt erneut: Behandle sie gut, sonst bekommst du es mit mir zu tun.“

Jared schnaubte. „Sehe ich etwa so dumm aus?“

Gert hob nur die Brauen über die Ränder ihrer Schmetterlingsbrille, und Jared lachte. „Schon gut, Mama Bär.“

Eine leichte Röte überzog die Wangen der Frau, die wohl seit der Eisenhower-Ara nicht mehr rot geworden war, doch Jared würde nicht im Traum einfallen, sie deswegen aufzuziehen. Er sagte nur: „Ich weiß nur zu gut, was ich an Peej habe.“ Er zog sie fest an sich und nahm sie in die Arme. „Und ich bin der glücklichste Mann auf der Welt.“

P.J. lachte und schmiegte sich an ihn. Sie hatte das Gefühl, vor lauter Glück platzen zu müssen. Als ihre Karriere endlich anfing, in Gang zu kommen, hatte sie bereits gedacht, den Gipfel persönliche Zufriedenheit erreicht zu haben. Von so viel privatem Glück hätte sie niemals zu träumen gewagt. Doch plötzlich hatte sie alles: den Mann, den sie über alles in der Welt liebte, ihre Musik, gute Freundinnen und Freunde und nun auch noch eine herzliche Familie mit deren guten Freunden. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dies noch irgendwie zu überbieten wäre.

„Das ist erst der Anfang“, murmelte Jared, als hätte er gerade ihre innersten Gedanken erraten. „Du und ich, Peej – wir fangen gerade erst an.“

Sie sah zu ihm auf und lächelte. Es war ihr egal, dass man ihr ihre innersten Gefühle auf den ersten Blick ansah. Es war schließlich ihre Brautparty – da sollte man ihr das Glück ruhig an den Augen ablesen können!

„Ja, es fängt gerade erst an“, flüsterte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn aufs Kinn. „Ist das nicht wundervoll?“

ENDE