24. KAPITEL
Welche Mama hat ihr Mama’s Girl bestohlen?
– Country Connection –
P eej!“
Als sie seine Stimme hörte, verlangsamte P.J. zunächst instinktiv ihre Schritte. Dann fasste sie sich wieder und lief weiter. Nur noch einige Meter, dann hätte sie ihre Garderobe erreicht, wo sie die Welt von sich fernhalten konnte – wenn auch nur für kurze Zeit. „Geh weg, Jay.“
„Ich kann nicht. Du musstest schon viel zu lang allein klarkommen.“
Sie lief noch schneller, doch er holte sie ein, gerade als sie die Tür ihrer Garderobe erreichte. Bevor sie sie öffnen konnte, war er hinter ihr, drängte sie gegen den Türrahmen und stemmte rechts und links von ihrem Oberkörper seine Hände gegen das Holz. Dann beugte er sich vor, um ihr direkt ins Ohr zu flüstern.
„Es tut mir leid“, sagte er leise und mit tiefer Stimme, sodass sie eine Gänsehaut bekam. „Es war nicht meine Absicht, dich vor der gesamten Presse bloßzustellen. Ich war nur so wütend auf Jodeen, weil sie dich all die Jahre so schlecht behandelt hat. Ich hasse sie dafür, dass sie dich nicht wertschätzt, aber ich hätte das nicht vor der Presse ausbreiten und sie provozieren dürfen.“
„Ja, das wäre nett gewesen“, flüsterte sie in die Tür. „Ich hätte gut damit weiterleben können, dass nicht die ganze Welt weiß, wie wenig meine eigene Mutter mich mag.“
Dennoch zwang ihre Ehrlichkeit sie auch, zuzugeben: „Aber weißt du was? So erniedrigend es auch sein wird, all das in den Zeitungen zu lesen – ich bin darüber hinweg. Ich verzehre mich nicht mehr nach ihrer Zuneigung. Es tut weh, dass sie so ein Miststück ist, aber ich komme jetzt wunderbar allein zurecht.“
„P.J….“
Sie sah ihn an, drückte sich aber gleichzeitig fest an die Tür, um Jared nur ja nicht zu berühren. „Ich habe Besseres verdient, als irgendjemanden um Zuneigung anzubetteln.“
Jared trat einen Schritt zurück, um ihr Raum zu verschaffen. „Ich war ein Idiot.“
„Wann genau?“
Ein amüsiertes Schmunzeln erschien in seinem Mundwinkel. „Ja, genau das ist die Frage, nicht wahr?“ Er streichelte zärtlich über ihre Wange. Dann schob er die Hände in die Hosentaschen. „Ich war ein Idiot, als du gesagt hast, dass du mich liebst, und ich das einfach so abgetan habe. Und ich war ein Idiot, als ich entschieden habe, ich wüsste besser als du selbst, was du empfindest. Aber der größte Idiot war ich, als ich aus lauter Angst vor dem davongerannt bin, was ich mehr will als alles andere auf der Welt.“
Ihr Herz begann, sich mit … nein, nicht mit Hoffnung zu füllen. Auf keinen Fall mehr würde sie irgendetwas hoffen. Sie hatte ihre Lektion gelernt!
Doch auch wenn sie eine gewisse Spannung spürte, spottete sie über seine Bemerkung. „Angst? Du hast doch vor überhaupt nichts Angst!“
„Du hast schon immer mehr von mir gehalten, als meiner würdig war“, erwiderte er leise und kam wieder näher. Er ließ seine Hände in den Taschen, sah sie aber offen und aufrichtig an, sodass ihr ein Schauer der Erkenntnis durch den Körper zog. „Aber jeder hat vor irgendetwas Angst. Und meine Angst ist, dass ich dich enttäuschen könnte. Dass du merkst, welche Fehler ich habe, und dass du dann so wenig von mir hältst wie damals mein Vater.“ Sie sah, dass er ein Mal schwer schluckte. „Und dass du weggehst, wie du es vor fünfzehn Jahren getan hast – und ich nie wieder von dir höre.“
„Aber so war es doch nicht!“, widersprach sie automatisch. Dann schüttelte sie den Kopf. „Das heißt, wahrscheinlich war es doch so – aber nicht, weil ich es so gewollt habe!“
Diesmal war es Jared, der sie skeptisch ansah.
„Wirklich nicht! Hör zu, ich habe schon einmal versucht, es zu erklären, aber da bist du sauer geworden, weil ich deinen Reichtum erwähnt habe. Aber bedenke bitte, dass ich damals erst dreizehn war! Als Mama mich schließlich wieder zu Hause aufnahm, wusste ich sehr wohl, dass sie es nur wegen Gert tat. Du hast mir damals mehr bedeutet als irgendein anderer Mensch, aber ich hatte gesehen, wie du lebst. Euer großes Haus und euer Koch und eure Haushälterin und … und … und wie du mich beim Sprechen immer korrigiert hast. Ich meine, ich weiß, dass du das manchmal auch gemacht hast, als wir noch auf der Straße lebten, aber als du es dann in diesem großen palastartigen Haus tatest, da kam ich mir so … so …“
Sie räusperte sich. „Na ja, ich habe Mama dann einfach geglaubt, als sie mir einbläute, dass ein reicher Junge wie du ganz bestimmt nichts mit einem Wohnwagen-Mädchen wie mir zu tun haben wolle. Aber ich habe dich vermisst, Jared. O Gott, wie sehr ich dich vermisst habe! Und …“
Er zog sie in seine Arme, hielt sie ganz fest. „Ich liebe dich, Peej. Schick mich bitte nicht weg. Das könnte ich nicht ertragen.“
„Ich … Du … Was?“ Wie ein zarter Spross begann die Hoffnung, gegen die sie sich so gewehrt hatte, nun doch in ihr aufzukeimen. Dennoch wagte sie nicht, sich zu bewegen. Was wäre, wenn sie sich das alles nur einbildete? Beinahe ihr halbes Leben lang war Jared für sie der perfekte Mann gewesen, das Ideal, an dem sie alle anderen Männer gemessen hatte. Wenn sie hier nur halluzinierte, wollte sie das lieber gar nicht wissen.
„Ich liebe dich. Ich glaube, irgendwie habe ich das schon immer getan.“ Jared presste seine Lippen auf ihr Haar und zog Hoffnung aus dem Umstand, dass sie sich nicht von ihm losriss. Ihm war sogar so, dass sie sich an ihn schmiegte. Er konnte sich an keinen Moment seines Lebens erinnern, an dem er sich so gut gefühlt hatte. So … vollständig.
Denn er kannte sie. Und er wusste, dass Priscilla Jayne Morgan ein großes Herz hatte. Sie würde ihn nicht abweisen, auch wenn er das nach seinen selbstsüchtigen Taten durchaus verdient hätte.
Er streichelte ihr kurzes Haar. „Als du aus meinem Leben verschwunden bist, hast du einen wichtigen Teil von mir mitgenommen“, gestand er heiser. Dann legte er einen Daumen unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht an und küsste ihre Stirn. „Und im Moment habe ich das Gefühl, dass ich ihn gerade wiederbekomme.“
Plötzlich musste er grinsen. „Jetzt muss ich nicht mehr der verdammte Gletscher sein.“ Als ob dieses Mantra bei P.J. je genützt hätte …
Sie sah ihn verständnislos an. „Wie bitte?“
„Ach, egal, es ist nicht wichtig. Sag mir, dass du mich liebst.“
„Ich liebe dich, Jay.“
„Und ich liebe dich noch viel mehr. Das hätte ich sagen sollen, als du mir neulich deine Liebe gestanden hast. Ich liebe dich viel mehr.“ Er küsste sie sanft auf den Mund und öffnete hinter ihrem Rücken die Tür. Als sie im Zimmer waren, trat er die Tür mit dem Fuß zu und drehte sich zusammen mit P.J. herum, bis sie mit dem Rücken wieder gegen die Tür stieß.
Er liebkoste sie mit seinen Lippen, küsste sie tiefer und inniger und streifte ihr dabei die Kleider ab. Dann hob er sie hoch, stemmte sie gegen die Tür und zog eine Linie von Küssen von ihrem Hals zu ihren Brüsten. Plötzlich spürte er, wie sie in sein Haar griff und daran zog.
„Ich will dich in mir spüren“, sagte sie. „Jetzt.“
Er war so in die Situation vertieft, dass er keine Sekunde daran dachte, in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Er stellte sie wieder auf die Füße, drückte ihr seine Brieftasche mit einem gemurmelten „Kondom“ in die Hand, zog sein Hemd aus, streifte Schuhe und Strümpfe ab und stieg aus der Hose, während sie das Kondom herausholte. Diesmal ging es nicht darum, sie mehrere Male zum Orgasmus zu bringen, bevor er sich gehen ließ. Es ging nicht um Kontrolle.
Es ging darum, Peej zu lieben.
Er hob sie wieder hoch, ging mit ihr durchs Zimmer und warf sie auf die schmale Couch in der Ecke. Dann legte er sich auf sie und stützte sich mit den Händen ab.
Einen Moment lang sah er sie nur an, ihre geröteten Wangen, ihre Verletzungen, und als er ihr in die Augen sah, war es, als würde sein Herz sich vor Glück zusammenballen.
„Gott, wie ich dich liebe!“, raunte er. Dann schob er sich zwischen ihre Beine und drang in sie ein.
Er hatte vor, sie langsam und zärtlich zu lieben, und am Anfang schaffte er das auch. Aber sie war so warm und feucht, und sie flüsterte süße Versprechen in sein Ohr. Gott, wie sehr er sich danach sehnte! Und so bewegte er sich immer heftiger, drang tief und immer tiefer in sie ein, und schon bald fing er an zu betteln.
„Bitte, Peej. Komm schon, Baby, du musst – o Gott, ich muss …“ Seine Bewegungen wurden schneller und härter, und bald gab es nichts mehr, das ihn aufhalten konnte. „Liebste, bitte komm! Ich flehe dich an! Ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte … Bitte, Peej, bitte, Peej, ich liebe dich so seeehr …“ Noch ein letzter Stoß, und die Welt um ihn herum schien zu explodieren. Heiße Schauer der Lust durchströmten seinen Körper und ließen buntes Feuerwerk vor seinen Augen aufspritzen.
Und obwohl er kaum in der Lage war, irgendetwas anderes wahrzunehmen, erreichte ihn dennoch von irgendwo P.J.s Aufschrei, und er spürte, wie ihr Körper sich unter ihm aufbäumte und ihre Muskeln um ihn herum zuckten. Er schaffte es gerade noch, sie während ihres Höhepunktes festzuhalten und zu sagen: „Danke. O Gott, ich danke dir.“ Dann ließ er sich völlig entkräftet auf sie fallen.
Einige Zeit später hob er den Kopf und nahm den Oberkörper so weit hoch, dass sie wieder unbeschwert atmen konnte. „Tut mir leid“, murmelte er und sah auf sie hinunter. „Ich konnte mich nicht mehr beherrschen, egal, ob du nun auch so weit warst oder nicht.“
„Ich weiß.“ Sie grinste. „Das war bisher unser bestes Mal.“
„Wie bitte? Ich habe alles vergessen, was ich über weibliehe Bedürfnisse weiß – und dir hat es gefallen? Du nimmst mich auf den Arm, oder?“
„Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich keine multiplen Orgasmen brauche, bevor du dich endlich gehen lässt.“
„Na gut, das verstehe ich, wirklich. Aber einer wäre doch bestimmt ganz nett, oder?“
P.J. griff nach oben und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Zum ersten Mal habe ich gespürt, dass du wirklich zu hundert Prozent mit mir zusammen bist.“
„Ja.“ Es war tatsächlich besser gewesen als alles, was er je erlebt hatte. „Ja, ich glaube, das stimmt.“ Nun musste auch er grinsen. „Und gut war es auch, verdammt. Ich hoffe also, du bist bereit, in Zukunft selbst für deine Orgasmen zu sorgen, denn ich kümmere mich von nun an nur um mich selbst.“
Sie lachte. Dann stieß sie ihn in die Rippen. „Du erzählst ganz schön viel Mist. Ganz zu schweigen davon, dass du hier die falsche Frau bedrohst. Wenn ich wollte, könnte ich dich nämlich im Handumdrehen gefügig machen.“
Er prustete ungläubig.
„Doch, das könnte ich. Ich könnte dich dazu bringen, dass du jede wache Minute mit nichts anderem beschäftigt wärst, als dich um mein Vergnügen zu kümmern.“
„Das hättest du wohl gern.“
„Nichts leichter als das. Ich werde einfach sagen: Mein letzter Liebhaber hat mich immer erst fünf- oder sechsmal kommen lassen, bevor er einen Orgasmus hatte – und du schaffst nicht mal einen? Und dann wirst du dich abrackern, um mich glücklich zu machen.“
Er lachte ihr ins Gesicht. „Ha! Ich werde kommen, zur Seite rollen und einschlafen!“
„Du vergisst, dass ich dich kenne. Du würdest dich auf der Stelle herausgefordert fühlen, meinen Exliebhaber zu übertrumpfen.“
„Nicht mehr. Jetzt würde ich nur noch sagen: Dieser Versager? Ich kenne solche Typen. Nach außen hin machen sie viel Theater, aber sie haben keine Substanz.“ Er wurde wieder ernst. „Meintest du das vorhin ernst, als du sagtest, du willst für den Rest deines Lebens mit mir zusammen sein?“
„Aber ja, jedes einzelne Wort. Obwohl ich nicht genau weiß, wie wir das hinkriegen sollen. Ich meine, ich kann zwar mein Haus in Aspen verkaufen und nach Denver ziehen, aber ich werde viel unterwegs sein, und du hast deine Arbeit und …“
Er brachte sie mit einem langen Kuss zum Schweigen. Dann sagte er: „Du wirst doch nicht dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr unterwegs sein, oder?“
„Nein, natürlich nicht. Aber eine Tour kann schon mal zwei, drei oder sogar vier Monate dauern.“
„Tja, meine Aufträge dauern in der Regel selten länger als eine Woche, und ich kann zwischendurch freinehmen, um dich unterwegs zu besuchen. Wir werden das schon schaffen, Peej. Das Wichtigste ist, dass ich dich liebe und du mich und dass wir zusammen sein wollen. Eine Familie sein wollen.“ Er küsste sie, länger diesmal, und schmunzelte über ihren verträumten Gesichtsausdruck, als er schließlich Luft schnappen musste.
„Und wenn zwei Menschen einander so sehr lieben wie wir uns“, fügte er hinzu, „dann ist der ganze Rest Nebensache.“