Lügen

277.tif

1

Klapperndes Besteck, Schluckgeräusche, Messer, die über Porzellan schabten. Die leise im Hintergrund spielende Jazzmusik sollte wohl das Schweigen übertönen, verschlimmerte es aber nur. Kady schob sich mechanisch eine Gabel nach der anderen in den Mund, ohne von ihrem Teller aufzusehen, und tat, als würde sie die besorgten Blicke ihrer Eltern nicht bemerken.

Selbst ihre Mutter schwieg. Und wenn Alana mal den Mund hielt, war die Lage wirklich ernst.

Das Esszimmer war in sanftes indirektes Licht getaucht. Das Essen schmeckte so gut, wie Essen schmecken konnte, wenn nichts Ungesundes mehr darin enthalten war, aber Kady schmeckte sowieso nichts. Sie dachte an ein Gesicht, das sich in der Fensterscheibe eines Zugs gespiegelt hatte. Ein Gesicht, das direkt der Hölle entsprungen zu sein schien.

Greg räusperte sich. Alana sah ihn an, als erwartete sie, dass er etwas sagte, drängte ihn mit Blicken. Er zögerte einen Moment, sagte dann aber doch nichts, sondern wandte sich wieder seinem Essen zu.

Kady wusste, dass sie sich Sorgen um sie machten, aber die Tatsache, dass keiner der beiden es auszusprechen wagte, machte sie wahnsinnig.

Bestimmt nahmen sie an, dass sie wegen Seth traurig war, weil niemand wusste, wo er steckte.

Das würde natürlich erklären, weshalb ihre sonst so fröhliche Tochter so ungewöhnlich still und in sich gekehrt war, nicht wahr?

Sie hatten ja keine Ahnung!

Kady wusste sehr genau, wo Seth war. Er war in einem Comic. Er war in eine Welt gegangen, die es eigentlich gar nicht geben konnte. Eine Welt, in der das Grauen regierte. Und nun waren Leute aus dieser Welt in ihre gekommen. Kady hatte Tall Jakes Stimme gehört, sie war von einem Ungeheuer, das sich als verknöcherte englische Jungfer verkleidet hatte, offen bedroht und nach der Königin der Katzen gefragt worden, wer auch immer das sein sollte.

Sie hatte eine Warnung erhalten: Hör auf, Fragen über Malice zu stellen! Vergiss alles, was du darüber weißt!

Andernfalls würden sie sie finden.

Und töten.

Beim Gedanken daran begannen ihre Hände so zu zittern, dass ihr Messer auf dem Teller klapperte. Sie warf es auf den Tisch.

»Kady!«, rief Alana.

»Darf ich bitte in mein Zimmer gehen?«, bat sie. »Ich hab keinen Hunger.«

»Natürlich«, sagte Greg, bevor Alana reagieren konnte. Kady stand auf und verließ wortlos den Raum.

Im Weggehen hörte sie, wie ihre Eltern sich gedämpft unterhielten. Es war nicht schwer zu erraten, dass sie über sie redeten. Sich fragten, was sie tun sollten.

Tja, ihr könntet mir zum Beispiel sagen, was mit euch los ist, dachte sie bitter, als sie in ihr Zimmer hinaufging. Das wäre doch immerhin mal ein Anfang. Sie spürte doch ganz genau, dass irgendetwas nicht stimmte. Gleich nach Lukes Verschwinden hatten Greg und Alana angefangen, sich merkwürdig zu benehmen. Sie waren hypernervös gewesen, übertrieben fürsorglich. Während alle anderen davon ausgegangen waren, dass Luke von zu Hause abgehauen war, hatten sie sich verhalten, als wäre er entführt worden. Dabei waren sie sonst überhaupt nicht so überängstlich.

Jetzt, wo auch noch Seth verschwunden war, ließen sie sie gar nicht mehr allein aus dem Haus. Lange nachdem die Sonne untergegangen war, stand Alana am Fenster und spähte durch die Vorhänge nach draußen. Und Greg erfand ständig irgendeinen Vorwand, um in Kadys Zimmer zu kommen und nach ihr zu sehen.

Kady hatte nicht den Eindruck, als hätten sie Angst, sie könnte weglaufen oder auf irgendeinem abgelegenen Feldweg entführt werden. Es war, als hätten sie Angst, jemand könnte kommen und sie holen.

Sie wünschte, sie hätte einen der Tricks anwenden können, die sie von Alana gelernt hatte, um sie unter Hypnose dazu zu bringen, ihr zu sagen, was los war. Aber ihre Mutter hätte sich niemals von ihr hypnotisieren lassen. Und wenn jemand nicht freiwillig dazu bereit war, funktionierte es auch nicht. Das war leider nicht so wie in Zeichentrickfilmen. Da hypnotisierte man jemanden, indem man eine Taschenuhr oder einen Anhänger an einer Kette vor ihm pendeln ließ, und schon bildeten sich in seinen Pupillen schwarze Strudel und er fiel in Trance.

Alana hatte auf unbestimmte Zeit sämtliche Hypnosesitzungen abgesagt. Normalerweise kamen die Klienten zu ihr nach Hause und sie setzte sich mit ihnen in das kuschelige Arbeitszimmer, das sie eigens dafür eingerichtet hatte. Die Leute wandten sich aus allen möglichen Gründen an sie: weil sie abnehmen oder mit dem Rauchen aufhören wollten, um irgendwelche Ängste zu überwinden, verdrängte Erinnerungen wachzurufen oder in frühere Leben zurückzukehren (Alana glaubte fest an Wiedergeburt). Aber seit ein paar Tagen ließen Greg und Alana gar keine Fremden mehr ins Haus, außer den Polizisten, die mehrmals vorbeigekommen waren, um Kady zu befragen. Und selbst da war Alana immer in ihrer Nähe geblieben.

Vor ein paar Monaten hatte Kady einmal versucht, Seth zu hypnotisieren, aber das war ein ziemlicher Reinfall gewesen. Er hatte sich so entspannt gefühlt, dass er mittendrin einfach eingeschlafen war. Luke hatte sich vor Lachen am Boden gewälzt.

Luke

Sie blieb vor der Tür zu ihrem Zimmer stehen. Als sie an die Bilder dachte, die sie in dem Comic gesehen hatte, schossen ihr Tränen in die Augen: Luke, wie er in Todesangst in das baufällige alte Haus geflohen war und sich im Keller verbarrikadiert hatte… und wie sich dann diese… Kreaturen auf ihn gestürzt und ihn verschlungen hatten.

Sie ging mit hängenden Schultern ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Die Vorhänge waren zugezogen, aber der Mond schien durch den dünnen Stoff und der Bildschirmschoner ihres iMacs leuchtete. Statt das Licht anzuknipsen, ging sie im Dunkeln zum Bücherregal und fuhr mit dem Zeigefinger langsam über die Buchrücken. Entschlossen zog sie den Umschlag mit dem Comic hervor, der dazwischen versteckt war.

Das Heft, das sie in dem Haus in Kensington gestohlen hatte, steckte noch immer ungeöffnet in seinem Wachspapierumschlag.

Sie nahm es heraus, ließ sich aufs Bett fallen und starrte lange auf das blutrote M des Logos. Was würde sie zu sehen bekommen, wenn sie es aufschlug? Seths Tod? Genauso grausam wie der von Luke? War Seth da drin und rief womöglich nach ihr? Versuchte er, ihr irgendwelche Informationen zukommen zu lassen? Oder handelte diese Ausgabe womöglich noch gar nicht von ihm?

Alles in ihr sträubte sich, das Heft zu öffnen.

Frustriert schleuderte sie es beiseite, rollte sich auf den Bauch und knabberte an ihrer Unterlippe. Sie hasste sich für ihre Schwäche. Ihr bester Freund war in Lebensgefahr und sie traute sich nicht, ihm zu helfen. Seit Miss Benjamin sie im Zug bedroht hatte, quälte sie sich mit der Frage, was sie tun sollte. Jede Stunde, die verging, war eine Stunde, die Seth an diesem furchtbaren Ort gefangen war, und was machte sie? Nichts.

Warum nicht? Weil sie Angst hatte. Entsetzliche Angst.

Vielleicht hatte Miss Benjamin sie ja angelogen, als sie sagte, sie könne sie jederzeit finden, wenn sie wolle. Aber Kady verspürte wenig Lust, es darauf ankommen zu lassen. Die Botschaft war klar: Halte dich raus oder wir kriegen dich.

Das war weit mehr als Schikane. Das war viel schlimmer als die Drohung einer Profikillerin.

Es war das pure Grauen.

Ich bin doch bloß ein Mädchen!, sagte sie sich empört und schämte sich sofort dafür. Wieso konnte sie nicht wie Seth sein? Seth hätte keinen Moment gezögert, wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre. Er hätte sich von niemandem einschüchtern lassen. Er wäre ihr sofort zu Hilfe geeilt und hätte keine Sekunde über die Konsequenzen nachgedacht.

Sie überlegte. Nein, das war nicht übertrieben. Er hätte wirklich um jeden Preis versucht sie zu beschützen.

Sie hatte noch nie in ihrem Leben jemanden gekannt, der so unverstellt, so unkompliziert und so absolut ehrlich war wie Seth. Seth hätte alles für sie getan, wenn sie ihn darum gebeten hätte. Er hätte sie niemals im Stich gelassen. Wie viele Leute hatten einen Freund, der das für sie tun würde?

Plötzlich vermisste sie ihn so sehr, dass es sich anfühlte, als würde ihr jemand eine glühende Nadel ins Herz bohren.

Aber ich schaffe das einfach nicht. Ich bin nicht wie er. Ich bin nicht so stark.

Plötzlich gab ihr Computer ein leises Pling von sich und sie blickte auf. Es war das Signal ihres Instant Messengers. Jess in San Francisco.

2

<Jezzibel828> bist du da?
<Kadybug> yo
<Jezzibel828> was neues von seth? ist er wieder zurück? habt ihr etwas gehört?
<Kadybug> nein
<Kadybug> er kommt nicht wieder zurück
<Jezzibel828> ?
<Kadybug> er ist nicht abgehauen
<Kadybug> er ist entführt worden
<Jezzibel828> was??? hat die polizei was rausgefunden?
<Kadybug> ich weiß es einfach
<Jezzibel828> alles ok?
<Jezzibel828> du klingst nicht so
<Kadybug> nichts ist ok
<Jezzibel828> oh baby, das tut mir so, so leid
<Jezzibel828> das ist superscheiße
<Kadybug> und wie!!!
<Jezzibel828> haben deine eltern irgendwas gesagt?
<Kadybug> was denn z
.b.?
<Jezzibel828> ich weiß auch nicht
<Jezzibel828> hey, kady
<Jezzibel828> ich muss dir was sagen
<Jezzibel828> auch wenn du mich danach bestimmt hasst
<Kadybug> quatsch. niemals
<Jezzibel828> doch. es tut mir echt wahnsinnig leid
<Kadybug> ???
<Kadybug> jess, jetzt sag’s mir einfach
<Kadybug> geht es um irgendwas, was in SF passiert ist, als ich da war?
<Jezzibel828> kady
<Jezzibel828> du warst nie in SF

Kady starrte bestürzt auf den Bildschirm und las immer wieder den letzten Satz. Sie war einfach nicht in der Lage, etwas darauf zu antworten. Was Jess da behauptete, war so lächerlich, dass sie nicht glauben konnte, dass sie es wirklich getippt hatte.

Sie erinnerte sich daran, in San Francisco gewesen zu sein. Sie erinnerte sich daran, die kleine Skulptur gekauft zu haben, die jetzt in ihrem Bücherregal stand. Sie erinnerte sich daran, wie Jess den weißen Geldschein gefunden hatte, der in ihrer Schublade lag. Sie erinnerte sich daran, im Golden Gate Park Frisbee gespielt und mit Tante Sadie und Onkel Bill am Tisch zu Abend gesessen zu haben. Sie erinnerte sich an einen Ausflug in den Yosemite Nationalpark, wo sie einen Grizzly gesehen hatte, und an die Geburtstagsparty für Jess’ Schwester Maisie. Die Erinnerungen waren ganz lebendig.

<Jezzibel828> bist du noch da?
<Jezzibel828> kady?
<Kadybug> ich warte auf eine vernünftige erklärung, warum du das eben geschrieben hast
<Jezzibel828> ich wusste, dass du es mir nicht glauben würdest
<Jezzibel828> aber es stimmt
<Jezzibel828> ich hab dich nicht mehr gesehen, seit du mit tante alana nach england gezogen bist
<Jezzibel828> du bist letztes jahr nicht nach SF gekommen
<Jezzibel828> ich dürfte dir das gar nicht sagen
<Jezzibel828> wenn meine eltern das wüssten, würden sie mich umbringen
<Jezzibel828> und deine sowieso
<Jezzibel828> hallo?
<Kadybug> wie soll ich denn jetzt darauf reagieren, bitte schön?
<Kadybug> wieso sagst du so was?
<Kadybug> ich bin gerade superfertig
<Kadybug> da brauch ich echt nicht auch noch so eine scheiße von dir
<Jezzibel828> ich sag das nicht, um dich fertigzumachen
<Jezzibel828> hey! Ich liebe dich, k!!!!
<Jezzibel828> ich sag es, weil du es wissen musst
<Jezzibel828> ich hätte es dir schon sagen sollen, als luke verschwunden ist
<Jezzibel828> aber ich wusste nicht, ob es was damit zu tun hat
<Jezzibel828> aber jetzt, wo seth auch verschwunden ist
<Jezzibel828> deine eltern hätten es dir sagen sollen
<Kadybug> WAS hätten sie sagen sollen?????
<Jezzibel828> dass du nicht in SF warst
<Kadybug> jess, ICH ERINNERE MICH, DASS ICH DA WAR!!!
<Jezzibel828> nein
<Jezzibel828> du glaubst bloß, dass du dich erinnerst
<Jezzibel828> deine mom ist hypnotiseurin

Das war für Kady wie ein Schlag in die Magengrube. Ihr wurde schwindlig. Fassungslos lehnte sie sich in den Stuhl zurück.

Das war unmöglich. Absolut unmöglich. Ihre Mutter würde ihr so etwas nie antun. Niemals!

Man konnte doch niemanden gegen seinen Willen hypnotisieren.

Oder hatte sie es etwa gewollt?

Nicht! Hör auf, so was überhaupt auch nur zu denken. Zweifle jetzt nicht auch noch an dir selbst. Das sind deine Erinnerungen. Alles, woran du dich erinnerst, ist wirklich passiert.

Aber falls es nicht wirklich passiert war… was war dann stattdessen passiert?

Sie beugte sich langsam vor und zog die Tastatur zu sich heran.

<Kadybug> ich sag dir was, jess. wenn du mir hier irgendeinen blödsinn erzählst, dann sind wir die längste zeit freundinnen gewesen
<Kadybug> ich meine das ganz ernst
<Jezzibel828> ich schwöre
<Jezzibel828> es ist wahr
<Jezzibel828> deine mutter hat uns gesagt, was sie vorhat
<Jezzibel828> mir und mom und dad
<Jezzibel828> sie hat uns erzählt, welche erinnerungen sie dir geben wird
<Jezzibel828> den ausflug nach yosemite und all die anderen sachen
<Jezzibel828> sie hat gesagt, deine fantasie würde die restlichen lücken dann von allein füllen
<Jezzibel828> und sie hat uns gebeten, so zu tun, als wärst du hier gewesen, und mit dir über das zu sprechen, was während der zeit passiert ist
<Jezzibel828> sie hat gesagt, das würde die wirkung verstärken
<Jezzibel828> sonst würdest du deine erinnerungen vielleicht infrage stellen
<Jezzibel828> oh mann, kady. ich sitze hier und weine
<Jezzibel828> es tut mir echt so leid
<Jezzibel828> ich wusste nicht, was ich tun soll
<Jezzibel828> sie hat gesagt, dass es schlimmer wäre, wenn du dich erinnern würdest
<Jezzibel828> sie hat es gemacht, um dir zu helfen
<Jezzibel828> verstehst du? sie hat es nur gut gemeint
<Jezzibel828> scheiße. hoffentlich hab ich jetzt nicht alles kaputt gemacht
<Jezzibel828> sie hat gesagt, dass du sonst vielleicht wieder eine depression bekommst
<Jezzibel828> aber jetzt, w
o… das mit luke und seth passiert ist
<Jezzibel828> ich finde, dass du es wissen musst
<Kadybug> was ist mit mir passiert?
<Jezzibel828> du warst verschwunden
<Jezzibel828> du warst
4monate weg

Kady vergrub das Gesicht in den Händen. Das konnte alles nicht wahr sein. Es wäre einfacher gewesen zu glauben, dass Jess irgendein fieses Spiel mit ihr trieb oder dass derjenige am anderen Computer gar nicht Jess war. Aber das glaubte sie nicht, weil sich das, was Jess geschrieben hatte, wahr anfühlte. Ganz egal wie sehr sie sich auch gegen den Gedanken wehrte, ihr Bauchgefühl sagte ihr etwas anderes. Irgendetwas in ihr reagierte auf Jess’ Behauptung.

Ihr war schlecht. Die Vorstellung, dass ihre Mutter in ihrem Kopf gewesen war, ihr diese Erinnerungen eingepflanzt hatte… ihre ganze Welt stürzte in sich zusammen.

Welche Erinnerungen waren sonst noch falsch? Konnte sie überhaupt noch darauf vertrauen, dass irgendetwas stimmte?

Du hast es doch die ganze Zeit gewusst, machte sich eine leise Stimme in ihrem Inneren bemerkbar.

War sie deswegen so unruhig gewesen, seit… na ja, seit sie geglaubt hatte, in San Francisco gewesen zu sein? Sie hatte ständig das Gefühl gehabt, woanders gebraucht zu werden, irgendetwas tun zu müssen, hatte aber nicht gewusst was.

Der Instant Messenger piepte jetzt fast ohne Unterbrechung. Jess schrieb wie eine Besessene, feuerte vom anderen Ende der Welt hastig getippte Sätze auf sie ab. Spuckte das Geständnis aus, das sie fast ein Jahr lang für sich behalten hatte.

<Jezzibel828> niemand wusste, wo du warst
<Jezzibel828> nach
4monaten warst du plötzlich wieder da
<Jezzibel828> aber als du wieder da warst, konntest du dich an nichts erinnern
<Jezzibel828> aber du hattest total schlimme albträume
<Jezzibel828> du bist schreiend aufgewacht und so
<Jezzibel828> und du warst die ganze zeit total komisch drauf
<Jezzibel828> hat sie gesagt (tante alana)
<Jezzibel828> deswegen hat sie versucht mit hypnose rauszufinden, wo du warst
<Jezzibel828> aber du bist total ausgeflippt
<Jezzibel828> und dann hat sie gesagt, weil du dich an nichts erinnern kannst, würde sie die lücken mit schönen erinnerungen füllen
<Jezzibel828> damit du keine albträume mehr hast

»Oh Gott«, murmelte Kady, während sie die Sätze las, die auf dem Bildschirm erschienen. Allmählich dämmerte ihr, was passiert war. Alles ergab plötzlich einen Sinn. Es war nur so entsetzlich, dass sie den Gedanken nicht zulassen wollte.

<Jezzibel828> aber dann sind alle möglichen komischen sachen passiert
<Jezzibel828> komische leute, die plötzlich bei euch vor der haustür standen
<Jezzibel828> und einmal hat sie ein typ in der u-bahn verfolgt und ihr totale angst gemacht
<Jezzibel828> deiner mutter, meine ich
<Jezzibel828> und einmal war sie sich sicher, dass sie nachts ein wildes tier im garten gesehen hat
<Jezzibel828> eine riesige katze oder so was
<Jezzibel828> und am nächsten morgen haben sie an der tür lauter tiefe kratzspuren gefunden
<Jezzibel828> und dann hat tante alana beschlossen, dass es besser wäre, wenn ihr aufs land zieht und nicht in london bleibt
<Jezzibel828> du solltest mit ihr reden

Du solltest mit ihr reden.

Kady starrte auf die Wörter auf dem Bildschirm. Sie sollte mir ihrer Mutter reden? Und ob sie mit ihr reden würde! Darauf konnte sich ihre Mutter verlassen.

Aber es gab eine Sache, die sie vorher wissen musste. Etwas ganz Entscheidendes. Sie legte die Finger auf die Tastatur.

<Kadybug> eine frage
<Jezzibel828> was?
<Kadybug> als ich zurückkam, hab ich da irgendwas mitgebracht?
<Jezzibel828> ja
<Jezzibel828> das hatte ich ganz vergessen
<Jezzibel828> dazu hat sich deine mutter auch was ausgedacht
<Jezzibel828> du hattest einen weißen geldschein bei dir oder so was ähnliches
<Jezzibel828> und so eine komische kleine statue

Kady schloss das Chatprogramm ohne Vorwarnung. Sie ertrug es nicht, noch mehr zu erfahren. Sie war viel zu aufgewühlt und verwirrt, viel zu wütend auf Jess, weil sie bei dieser schrecklichen Lüge mitgemacht hatte.

Sie starrte noch einen Moment lang auf den Computer und drehte sich dann langsam in ihrem Bürostuhl um. In der Dunkelheit des Zimmers, das nur vom Mond und ihrem Computerbildschirm erhellt wurde, sah sie den Comic als schwarzen Umriss auf dem Bett liegen.

Sie wusste jetzt, wo sie während dieser vier Monate gewesen war, von denen sie die ganze Zeit gedacht hatte, sie hätte sie in San Francisco verbracht. Sie erkannte die Symptome wieder, die Jess beschrieben hatte. Sie hatte sie schon einmal bei jemandem erlebt. Einem Jungen namens Henry Galesworth.

Sie war in Malice gewesen.

Malice - Du entkommst ihm nicht
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