Biorhythmus heißt das Zauberwort«, lacht Jenny, als sie ihren morgendlichen Wuschelkopf zur Küchentür hereinsteckt. Isa und ich machen einander das Bienenkrönchen streitig; seit halb neun sitzen wir hier zwischen Kaffee und Hämatologie. Und seit halb zehn fragen wir uns, was aus Jennys Morgen-früh-geb-ich-Vollgas-dass-ihr-nur-noch-die-Rauchwolke-seht geworden sein könnte … Inzwischen ist es fast elf und die Bienchen haben bereits alle Störungen der Blutgerinnung durchgesprochen. In einer Stunde wollten wir zum täglichen Kreuzchen-Pensum übergehen.

»Das ist DAS Erfolgsrezept, glaubt mir«, tönt Jenny und trinkt meinen Kaffeebecher leer. »Wenn man das Lernen seinem Biorhythmus anpasst, ist man tausendmal leistungsfähiger. Und MEIN Rhythmus sagt, dass ich am besten gegen Mittag zu lesen anfange.«

»Wir lesen eigentlich immer bis zwölf und machen dann Test-Prüfungen«, erklärt Isa vorsichtig – merklich hin- und hergerissen zwischen der Sicherheit gebenden Routine und dem Wunsch, Jenny nicht im Stich zu lassen.

»Passt doch prima. Ich komme zum Kreuz-Test dazu«, entgegnet unsere verschlafene Freundin unbekümmert. »Ich nehme ihn als Test für meinen Leistungsstand. Wer weiß, vielleicht kann ich schon mehr, als ich denke?«

Ich erinnere mich vage an meinen deprimierenden Bestandsaufnahme-Test am ersten Lerntag, sage aber nichts. Man will doch kein Besserwisser sein. Und hey, ich würde ihr ehrlich wünschen, dass sie schon viel, viel mehr kann, als eine Woche Italien durchschnittlich an medizinischem Wissen einbringt.

»Und wenn nicht?«, fragt Isa zaghaft. »Wann liest du dann den ganzen Stoff?«

»Na nachts!«, erklärt Jenny mit verwirrender Selbstverständlichkeit. »Ich hab doch gesagt, dass man das Lernen dem Biorhythmus anpassen muss. Und für mich bedeutet das, ich soll mich richtig ausschlafen und in der Stille der Nacht lernen, wenn ich am meisten Energie habe.«

Weil wir wohl skeptisch dreinschauen, grinst sie extrafrech. »Während ihr beiden schnarcht und hübsch die Klappe haltet!«

Pah, das können wir. Die Testbögen verteilt, Klappe zu, Hefte auf.

Inzwischen habe ich ein wenig mehr Übung im Umgang mit Fangfragen und wohl auch etwas mehr Stoff im Kopf; die Fragen verursachen wenigstens keine Verzweiflungsanfälle mehr. So schnell ich kann, arbeite ich mich durch die Aufgaben. Welche der folgenden Aussagen zur Therapie bei einer beginnenden Gonarthrose trifft am ehesten zu? Wie lautet bei der in Abbildung 12 der Bildbeilage dargestellten Verletzung die wahrscheinlichste Diagnose? Ich kreuze mich flink von Frage zu Frage – aber denken muss man ja auch manchmal … Und so bin ich noch nicht mal auf der vorletzten Seite, als unser Küchenwecker, die kleine Matrjoschka, zum letzten Mal den Kopf dreht und dann in ohrenbetäubendes Schrillen ausbricht. Ach, menno!

Wir versuchen 80 Fragen in vier Stunden zu beantworten, das entspricht ungefähr dem Prüfungsschnitt. Bekümmert blättere ich um; die letzten beiden Seiten hätten noch fünf Aufgaben für mich bereitgehalten, heute habe ich also nur 75 geschafft – und wer weiß, wie viele davon falsch sind …

Hey, am Ende habe ich 62-mal richtig geantwortet! 77,5 Prozent! Ausbaufähig – aber nicht deprimierend!

Isa schafft fast 90 Prozent, erntet die als Preis ausgeschriebene letzte Schachtel Torrone, freut sich aber nicht gerade überschwänglich und erklärt entschieden, der Preis bestünde darin, dass die Erste entscheiden dürfe, wer wie viel Torrone essen muss.

Jenny hat gerade mal 50 Prozent richtig. Aber nicht meine Veranlagung, sich davon deprimieren zu lassen. »Das hole ich locker auf«, winkt sie ab. »Und es ist ja nicht NICHTS!«

Am Abend herrscht in den Zimmern beider Mädels ungewohnte Stille. Ich war eigentlich der Meinung, ich hätte für heute genug gelernt; doch weil das konzentrierte Schweigen nun MIR ein schlechtes Gewissen macht, beschließe ich seufzend, mir doch noch ein einziges Unterkapitel zu Gemüte zu führen. In der Küche greife ich mir aus den momentan verfügbaren Mündliche Prüfung kompakt-Bänden Nummer 4: Atmungssystem und schleiche zurück an meinen Schreibtisch.

Vor Jennys Tür halte ich einen Moment inne und lausche beeindruckt. Was von drinnen zu hören ist, gleicht einer Art akustischer Mondfinsternis – selten und faszinierend. Es ist absolut still, nur ab und an zeugt ein leises Rascheln davon, dass wirklich jemand im Zimmer ist. Nun lernt sie also tatsächlich. Ich bin überwältigt.

Das Rascheln allerdings klingt nicht nach Buchseiten. Überhaupt nicht nach Papier. Eher nach Plastiktüten.

Und dann sagt drinnen Jennys Stimme »Das ist doch keine 38, ihr Füchse!«

Ich reiße die Tür auf wie ein fieser Feldwebel bei der Stubenkontrolle. Jenny starrt mich so ertappt an – ein Soldat, der gerade beim Shisha-Rauchen erwischt wird, könnte nicht erschrockener aussehen. Sie trägt ein knallgelbes Top, das über und über mit bunten Füchsen bedruckt ist – und definitiv nicht passt.

»Italienische Kleidergrößen sind etwa drei Größen kleiner als die deutschen«, sage ich nach einer Schweigesekunde herzlos. »Mit einer italienischen 38 hast du also eine deutsche 32 gekauft.«

Jenny sieht so unglücklich aus, dass ich die Frage, warum sie nicht lernt – die mir in strengstem Lehrerinnentonfall auf der Zunge lag – verschiebe. Das Shirt-Desaster ist Strafe genug. Jenny dreht sich vor dem Spiegel, zieht enttäuscht am deutlich zu weit oben sitzenden Saum des Fuchs-T - Shirts herum, denkt nach – und lächelt plötzlich verschmitzt. »Bauchfrei ist doch schon so lange out … Meinst du nicht, es ist mal wieder Zeit dafür?«

Sie ist einfach unverbesserlich – ich muss lachen. »Na unbedingt!«, antworte ich. »Und nachdem das nun geklärt ist: Möchtest du die vier oder kann ich sie haben?«

Jenny wirkt irritiert, dann erkennt sie Band 4: Atmungssystem in meiner Hand und fragt perplex: »Du willst doch jetzt nicht mehr lernen?!«

Unter Jennys ungläubigen Blicken gebe ich zu, dass ich eigentlich nur nicht zurückstehen wollte, weil ich dachte, meine Mitstreiterinnen würden auch noch pauken.

»Tun wir aber nicht«, grinst Jenny. »Also musst du auch nicht. Komm, wir gehen aus!«

Ihre Logik ist unwiderstehlich. Aber mein Verantwortungsgefühl hat noch nicht vollends klein beigegeben. »Wie heißt das Zauberwort?«, frage ich nachdrücklich.

»Bitte?«, rät Jenny. »Los jetzt? Party? Taxi?«

»Biorhythmus, Schatz«, verbessere ich. »Nach dem du angeblich genau jetzt am allerbesten lernst!«

Jenny schnaubt und sieht mich an, als hätte ich vorgeschlagen, dass sie sich jetzt mit dem Stapel Mündliche Prüfung 1 – 40 auf dem Kopf und einem Taschenrechner im Mund kerzengerade an den Schreibtisch setzt und 20 Stunden reglos sitzen bleibt.

»Feiern ist genauso wichtig«, erklärt sie und bemüht sich um eine ernsthafte Miene. »Loslassen und den Kopf frei kriegen ist existentiell für erfolgreiches Lernen!« Sie zeigt auf die Ansammlung italienisch bedruckter Tüten auf ihrem Bett und säuselt schmeichelnd: »Komm schon! Ich leih dir auch eine meiner italienischen Eroberungen!«

Und meinen letzten Einwand – ihre italienischen Einkäufe seien doch ohnehin alle zu klein für Normalsterbliche Mitte 20 – pariert sie mit einem überlegenen Grinsen. »Vergiss nicht, bauchfrei ist gerade wieder unglaublich angesagt!«

Ich WEISS einfach nicht, wie Jenny das macht. Aber eine halbe Stunde später folgen Isa und ich den bunten Füchsen durch die Tür in einem Bretterzaun zu einer Berliner Strand-Imitation. (Isa war wenigstens so klug, Jennys italienische Eroberungen entschieden von sich zu weisen, wohingegen ich ein knallrotes Etwas ausführe, das mir zu Hause noch gewagt, aber tragbar erschien, sich jetzt jedoch anfühlt, als könne ich darin nur eins tun: mich als Boje in der Spree versenken.)

Der Ersatz-Strand ist ehrlich gelungen. Sand, ein Volleyballfeld, eine Tanzfläche auf Holzbohlen, Liegestühle und Strandkörbe – bis auf das Meer ist alles da und zur Entschädigung führt wenigstens ein Steg auf die Spree hinaus.

Auf dem Steg sitzt Felix, baumelt mit den Beinen im Wasser und macht, als wir uns nähern, grinsend Feuerwehrsirenengeräusche – womit er meinen Eindruck, mich bei dem roten Oberteil vergriffen zu haben, mehr als notwendig bestätigt. Jenny boxt ihn zur Strafe ein bisschen und erlaubt auch mir, Felix diese Frechheit mit einem Knuff zu vergelten – ich aber bin zufriedener, als Felix mir seine Jacke anbietet.

Ich ziehe die viel zu große Kapuzenjacke über, fühle mich sofort wohler – und dann grinst Felix. »Das war gerade noch rechtzeitig!«

Ich drehe mich um. Alex kommt über den Steg auf uns zuspaziert.

Hm. Ist das hier eine abgekartete Sache? Isas Blick wandert von Alex vorwurfsvoll zu Jenny – sie hält es offenbar dafür. Ich bin mir da nicht so sicher. Alex kann einfach nichts verbergen und seine überraschte Freude, mich zu sehen, wirkt echt. Schön eigentlich, wenn man sich bei jemandem so sicher sein kann, dass man ihn richtig einschätzt.

Und noch etwas fällt mir in diesem Moment auf: Vor Tobias würde ich mich für das Feuerwehroberteil unendlich genieren. Vor Alex nicht. Als er neugierig nachfragt, was weshalb gerade rechtzeitig versteckt wurde, zeige ich ihm das schrille Teil. Er muss zwar auch grinsen, erklärt aber gleich, dass manche Leute – nämlich ICH! – so was durchaus tragen können und er selbst eine Skimütze in derselben Farbe hat. Na bitte!

(Was aus der Vor-Tobias-wär-mir-das-Teil-peinlich-Feststellung allerdings nicht klar hervorgeht: Ist das ein Plus oder ein Minus? Bedeutet das, dass mir an Alex nicht so viel liegt wie an Tobias?!)

Der Abend erinnert an die Strandpartys meiner Schulzeit. Sand zwischen den Zehen, Feuer, Musik, Grillen, Gelächter, warme Sommerluft. Wir sitzen auf dem Steg und schauen auf die Lichter Berlins, lassen die Beine im Wasser baumeln und trinken geeiste Cocktails.

Vielleicht ist dieses unerwartete Zeitreise-Gefühl schuld. Der Umstand, dass ich mich plötzlich 16-jährig fühle. Oder es liegt an der gemeinen, verstandvernebelnden Mischung aus Sommerabendromantik, Musik und Alex. Nein, BEIDES! Mindestens. Und noch tausend andere Gründe. Hier kommt eine ganze Menge zusammen, eine unfair RIESIGE Menge! Ich bin doch sonst IMMER rational. (Sehr oft. Öfter.)

Aber weil das Universum heute auf das Hinterhältigste gegen meinen Verstand arbeitet … Und weil Alex neben mir sitzt und so gut riecht und so leise und vertraut erzählt … weil der Moment einfach für zu-zweit-sein gemacht ist … lehne ich mich an ihn und finde es herrlich, dass er den Arm um mich legt. Genau die richtige Mischung aus aufregend und gemütlich.

Es kümmert mich nicht mal, was die anderen davon halten. Ob sie unsere plötzliche Annäherung begrüßen oder gar nicht mitbekommen – jedenfalls eilt niemand herbei, um sich schnell und vorsorglich zwischen uns zu quetschen. Jenny versucht, Felix zum Baden zu überreden, Isa hat sich mit ihrem Handy in eine privatgespräch-taugliche Entfernung verzogen und telefoniert offenbar mit ihrem Liebsten.

Kurz darauf sind Alex und ich plötzlich allein auf dem Steg.

Vielleicht sind die anderen tanzen, übers Feuer springen, tatsächlich baden oder auf dem Weg zum Mars. Und da wird das Gemütlich ein bisschen weniger – zugunsten des Aufregend.

Wir küssen uns.

Ich weiß gar nicht, wie es dazu kam. Es ist so selbstverständlich. Und perfekt.

Stopp, Lena! Stoppstoppstoppstoppstoppstoppstooopp!

Das ist absolut nicht die Art, wie Zwei-Männer-Entscheidungen getroffen werden sollten! Danach, wer an einem romantischen Abend gerade zufällig neben einem am Wasser sitzt … (Zumal das für einen der beiden Herren einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil bedeutet. Für den, der in der Regel nicht an Stadtstränden herumsitzt. Aber der mit mir einst ein Picknick an einem geheimen See unternommen hat. Was gerade dadurch zu etwas ganz Besonderem wurde, dass so was normalerweise überhaupt nicht seine Art ist.)

Ähm, ja, Lena, das Picknick mit Tobias war wirklich romantisch, aber jetzt sitzt du hier neben Alex, ihr habt euch mal wieder geküsst, das letzte Mal hat das direkt in eine Art Beziehung geführt, er schaut dich irgendwie unsicher an, du bist gerade in Lichtgeschwindigkeit von ihm weggerutscht, als sei er eine kochendheiße, unattraktive Pellkartoffel, das ist er keineswegs, er schaut immer noch unsicher, irgendwie verletzt, du solltest jetzt wirklich dringend was sagen.

»Fehler«, sage ich. »Tut mir leid.« Es tut mir wirklich sehr leid. Ich kann nur noch nicht wieder richtig sprechen. Oder denken.

»Ist okay. Das kenn ich ja schon«, meint er.

Ich sehe, dass es nicht GANZ okay ist, nehme aber dankbar an. Es gilt das gesprochene Wort, sagt mein Vater in solchen Fällen. Jetzt nicht auch noch Papa, raus aus dem Hirn, das hier ist nicht elternfrei!

»Es tut mir leid«, sage ich noch mal. Alex lächelt. Es ist zu dunkel, um zu erkennen, welche Art von Lächeln es ist. Ein trauriges? Oder eins, das sagt: »Ich denke jetzt einfach mal daran, wohin unser letzter versehentlicher Kuss geführt hat.«?

In diesem Moment landet die Marsfähre mit unseren Freunden wieder auf dem Steg. In der nächsten Sekunde sitzen Alex und ich nebeneinander, als sei nichts gewesen.

Isa möchte heim, Jenny ist einverstanden – offenbar hat sie ihren Badeversuch durchgesetzt und jetzt nasse Hosenbeine, an denen der aufgeschüttete Sand unangenehm kleben bleibt. Und ich habe auch absolut nichts gegen einen Aufbruch. Ich brauche dringend ein bisschen Denk-Abstand. Vielleicht stehe ich etwas zu abrupt auf; Isa erklärt, sie habe nur in absehbarer Zeit gemeint und wir müssten nicht sofort … Aber da habe ich schon beinahe das Tor erreicht.

Moment, Lena, DAS ist jetzt wirklich unmöglich. Du kannst Alex doch nicht so stehen lassen?!

Ich werde langsamer und drehe mich um. Wie beneidenswert sind die Geküssten, die einfach einen Schuh liegen lassen können, wenn sie türmen – und damit von jedem peinlichen Nach-Kuss-Gespräch befreit sind.

»Ist wirklich okay«, sagt Alex leise, als unsere Freunde für eine Sekunde von der Frage abgelenkt sind, ob Jennys Sand-Matsch-Hose einen Taxifahrer wirklich dazu berechtigt, die Fahrt abzulehnen.

»Ich ruf dich an«, sage ich schnell – in dem Bedürfnis, ihm irgendwie zu vermitteln, dass das nicht das Ende unserer Freundschaft ist. Aber auch nicht der Beginn von etwas anderem.

»Lass dir Zeit.« Er sieht mir in die Augen dabei, liebevoll und offen … Und das ist schlimmer als der Kuss.

»Alex ist doch wirklich toll«, sagt Jenny im Taxi, während sie angestrengt ihre Beine anwinkelt. Sie hat dem Fahrer versprochen, die Sitzbank nicht zu berühren, und er kontrolliert regelmäßig im Rückspiegel, ob sie sich daran hält.

Ich nicke schafsmäßig. Stimmt ja; er ist wahnsinnig toll. Und hübsch und lustig und lieb. Und nicht Tobias. Sonst hätte ich den Kuss nicht pellkartoffelabrupt beendet. Wenn ich mich jetzt darauf verlassen könnte, dass die gleiche Situation mit Tobias nicht zur Lichtgeschwindigkeits-Abstandssuche geführt hätte, wäre alles klar. Verdammt, es ist kein bisschen leichter geworden.

Und, hey, der Kuss WAR schön. Sei ehrlich, Lena. Du knutschst doch niemanden nur wegen eines Teenager-Flashbacks! Oder weil sich eine Großstadt hübsch in nächtlichem Wasser spiegelt! Sondern weil es genau das war, was du in diesem Moment wolltest. Du müsstest jetzt nur rausfinden, wie lange dieser Moment vorhält – und inwieweit Teenager-Flashback und Großstadt-Spiegelung doch ein klitzekleinwenig Einfluss genommen haben …

»Nun ist endlich alles klar. Ich bin so froh, mein Liebling!« Tobias hält mich im Arm und lächelt.

Irgendwas stimmt da nicht, ich komme aber nicht darauf, was es ist. Ich frag mal nach, was genau er meint.

»Nun, da wir uns geküsst haben«, antwortet Tobias, »steht unserer gemeinsamen Zukunft nichts mehr im Wege. Und keine Sorge, Liebling, ich übernehme die Verantwortung. Morgen gehe ich zum Krankenhauspastor wegen des Termins für die Zeremonie. Und dann spreche ich gleich mit Ruben über das Hochzeitsmenü.«

Ach richtig, wir hatten uns ja geküsst. Ich erinnere mich dunkel. Jetzt will er mich also heiraten. Prima so weit. Wenn ich nur darauf käme, was hier nicht stimmt. Ach egal, wir küssen erst mal weiter.

Ich fahre mit einem Satz im Bett hoch, dass der Bücherstapel vom Bettregal rutscht. Es gibt einen brutal lauten Knall. Und der weckt mich endlich richtig auf.

Bevor mein Kopf sortiert ist und ich mir den Traum – sowie seine mögliche Bedeutung – richtig vergegenwärtigen kann, rumpelt es auf dem Flur. Der Bücherknall hat auch meine Freundinnen aus ihren Träumen gerissen. Wer weiß, was in ihren nächtlichen Kopfkinos für verwirrende Versprechungen gemacht wurden. Vielleicht habe ich ihnen mit meiner abrupten Weckaktion ja einen Gefallen getan? Obwohl sie beide aussehen, als hätten sie eigentlich gerade sehr angenehm geträumt. Verschlafen tauchen sie in meiner Tür auf, Isa in ihrem Karo-Schlafanzug und besorgt, Jenny im XL-Felix-T - Shirt und brummig.

»Bist du in Ordnung?«, fragt Isa, als sei ich es, die gerade vom Regal gestürzt ist und verstreut auf dem Boden liegt. »Was zur Hölle treibst du mitten in der Nacht?«, knurrt Jenny, als hätte ich eben mit Vorsatz den lautestmöglichen und rücksichtslosesten Lärm gemacht.

Das ist nicht der Moment, meinen Kuss mit Alex zu beichten. Und spätestens dort müsste mein Bericht anfangen, wenn ich erklären wollte, warum ich nachts mit Büchern werfe.

»Ich lerne …«, behaupte ich stattdessen und deute unbeholfen auf die Lehrbücher am Boden.

Für Isa ist das offenbar eine akzeptable Erklärung, sie nickt, gähnt und geht. (Ich hoffe, sie geht ins Bett – und nicht, durch meinen nächtlichen Lern-Eifer beschämt, an den Schreibtisch.)

Jenny aber tippt sich an die Stirn und sieht mich an wie einst Mama, wenn ich um fünf Uhr morgens aufgestanden bin, um schon mal ganz leise Topfschlagen zu spielen.

»Du hast ja wohl eine Meise, Lena«, murrt sie. »Warum schläfst du nicht?«

Ähm, weil da ein Mann in meinem Traum ist?

»Lern doch am Tag, wenn es unbedingt sein muss!«, murmelt Jenny verdrießlich. »Warum, bitte schön, musst du das ausgerechnet mitten in der Nacht tun?!«

Ich sehe ihr in die zugekniffenen Augen und antworte: »Tja, das entspricht wohl einfach meinem Biorhythmus.«

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern
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