Noch 109 Tage …«, seufzt Isa am nächsten Morgen in ihren Playmo-Kaffeebecher. Jenny und ich nicken ergeben. Eine verdammt lange Zeit, die furchterregend schnell zusammenschrumpfen wird. »Womit fangt ihr an?«
Ich habe mir vorgenommen, heute erst mal eine Bestandsaufnahme zu machen. Ich werde ein Probeexamen absolvieren, um festzustellen, wie viel Wissen sich schon unmerklich im Laufe des PJs eingeschlichen hat oder sogar noch aus den Uni-Semestern übrig ist. Weil es schön ist, im Laufe der Lernzeit die eigenen Fortschritte zu sehen. Und weil ja die klitzekleine Chance besteht, dass ich längst alles kann. (Dann würde ich dieses Super-Ergebnis an den Countdown-Tagen 108 bis 107 verifizieren, von Tag 106 bis Tag 2 den Sommer genießen, am Vorprüfungstag einen letzten, gelassenen Blick auf das Inhaltsverzeichnis von Mündliche Prüfung kompakt werfen und dann so entspannt in die Prüfungsräume spazieren, dass man mir bereits am Eingang den Bestanden-Zettel überreicht, weil diese lässige Sommerschönheit einfach die Jahrgangsbeste sein MUSS!)
Isa beginnt mit Lesen; ihr Plan sieht vor, dass sie in den ersten zwei Wochen nur liest, liest und liest. 80 Seiten am Tag. »Ich lächele euch jetzt noch mal an …« Sie schickt ein Lächeln um den Frühstückstisch, das nur ein ganz klein wenig verkrampft wirkt. »Ab morgen werde ich schon beim Frühstück nur in meine Bücher schauen.«
»Dann schenk noch mal Kaffee nach, solange du noch aufzusehen wagst«, entgegnet Jenny ungerührt und wackelt mit der Barbie-Tasse.
Wie sieht denn ihr Arbeitsplan aus? »Ach wisst ihr«, Jenny grinst mit diesem verräterischen Glanz in den Augen, der sagt: Ich weiß, dass ihr nicht gutheißt, was ich tun will, ich bin aber fest entschlossen, mir kein schlechtes Gewissen machen zu lassen. »109 Tage … das ist so unrund«, erklärt sie. »Findet ihr nicht, dass 100 eine viel schönere Zahl ist? Irgendwie greifbarer?«
Alles klar, ich ahne, was kommt.
»100 Tage sind ja immer noch unerträglich lang«, fährt sie fort.
Jenny will sich neun Tage schenken. Die ersten neun Tage. Die Grundstein-Tage. Um mit Felix in den Urlaub zu fahren. Weil sie das Ende des PJs noch nicht angemessen gefeiert hat. Und weil sie sich für die harte Lernphase wirklich noch motivieren muss. Und das am besten mit Meerblick.
Isa wirft mir einen besorgten Blick zu, wagt aber nicht, Jenny zu bevormunden. Und ich muss gestehen, dass ich mir auch nichts Schöneres vorstellen könnte, als erst einmal Kraft zu tanken. Mit Meerblick. Wenn ich den Mut und einen Reisefreund hätte – und diese andere Persönlichkeit sein könnte, die dann wirklich am Strand entspannt, statt sich die kompletten Ferientage mit dem Eisregen des schlechten Gewissens zu verderben –, würde ich vielleicht dasselbe tun. (Nun ja, Lena, wenn sich bei deinem Probeexamen herausstellt, dass du wirklich schon alles weißt, kannst du ja immer noch in den Urlaub fahren. Und dann nicht für neun, sondern für 104 Tage!)
Von dieser Aussicht aufgeheitert, nehme ich tatsächlich ohne Murren am Schreibtisch Platz. Nur schnell 320 Fragen ankreuzen. (Frage 1: Welches Reiseziel wählen Sie für Ihren übermorgen beginnenden Kann-bereits-alles-darf-mich-sonnen-Urlaub? A) Ostsee, B) Barcelona, C) Provence, D) Mexiko, E) Thailand. Das geht ja gut los! Schon die erste Frage ist eine kaum zu lösende Herausforderung! Und man muss fürchten, dass Frage 2 noch schwieriger wird. Wer soll Sie begleiten? A) Ihre Freundinnen, B) niemand, C) Dr. Tobias Thalheim, D) Alex … verdammt. Wer das beantworten kann, bekommt die Approbation auf jeden Fall schon am Einlass!)
Konzentration, Lena. Die tatsächlichen Probeexamens-Fragen können doch nicht schwieriger sein als DAS! Zuversichtlich rufe ich die ersten echten Aufgaben auf. Ein Patient mit stabiler koronarer Herzerkrankung wird nach einer elektiven Ballonangioplastie … Ach nee, Lena. Eine Frage, bei der du das Medizinlexikon schon brauchst, um überhaupt den Inhalt zu verstehen, ist für den Einstieg denkbar ungeeignet.
Wie wäre das: Eine Frau kommt wegen eines Exanthems in Ihre Praxis. Sie sehen ca. 1 cm große, ovale, rötliche Herde am Stamm, die eine ringförmige Schuppung zeigen … Igitt. Auch nicht das Richtige. Kann ich nicht eine Eingangsfrage finden, die Lust darauf macht, noch 319 weitere Aufgaben zu lösen?
Vielleicht die hier: Bei dem 6-jährigen Kindergartenkind Fritz wird eine Hörstörung festgestellt. Es wird eine doppelseitige Schwerhörigkeit diagnostiziert. Welche Empfehlung ist bezüglich der bevorstehenden Einschulung des Jungen am besten zu geben? Ich muss mich zwischen A, B, C, D oder E entscheiden. Das ist machbar. Ich muss nur kurz all die Zusatzfragen loswerden, die in meinem Kopf dazu aufploppen. (Wie kommen die Eltern des Kindergartenkinds auf die Idee, ihren Sprössling Fritz zu nennen? A) Sie sind Fans des alten Preußenkönigs und/oder hoffen, dass es ihr Sohn einmal ebenso weit bringt, B) Schon sein Großvater hieß Fritz, da muss der Junge jetzt durch, C) Die Frage stammt noch aus dem Jahr 1952, als Jungs noch Fritz heißen konnten, ohne dass ablenkungswütige Prüfungsaufgaben-Hinterfrager sich daran festgebissen haben …)
Konzentration, Lena, das ist ganz einfach. B) Der kleine Fritz bekommt Hörgeräte und soll ganz normal in eine Grundschule gehen. Schnell im Lösungskatalog nachgesehen: Richtig! Dem geplanten Urlaub-bis-zur-Bestandenzettel-Übergabe steht fast nichts mehr im Weg.
Der Lösungskatalog ist eine gemeine Verführung. Kaum habe ich einen Blick darauf geworfen, bin ich versucht, meinen ersten Kreuzchen-Test ein klein wenig zu beeinflussen: 1A, 2C, 3D, 4B, 5A … Ohne dass ich es darauf anlege, frisst sich die Liste in meinem Kopf fest. Die ersten fünf Fragen? Kein Problem, ich könnte in Windeseile alles richtig ankreuzen.
Aufhören! Jetzt legst du den Lösungskatalog sofort zur Seite, sonst kannst du den ganzen Fragebogen wegschmeißen! Warum fällt es mir heute nur so schwer, mich zu konzentrieren? A) Weil Jenny im Flur unüberhörbar mit den Koffern rummst? B) Sind das nur obligatorische Startschwierigkeiten? C) Beschäftigt dich immer noch die Urlaubsbegleitungsfrage? Aber wieso?! Wenn das so weitergeht, wirst du gar keinen Urlaub machen – sondern in alle Ewigkeit vor dem ersten Testbogen sitzen bleiben und dir selbst nervige Zusatzfragen stellen!
Meine Zimmertür öffnet sich und Jenny strahlt herein. »In einer Woche bin ich wieder da«, flötet sie. »Spätestens an Tag 100. Und dann legen wir richtig los.«
ICH WILL AUCH! Wenn ich das jetzt sage, stopft Jenny mich in der nächsten Sekunde in ihren Schrankkoffer und eh ich »War nur theoretisch gemeint« sagen kann, liege ich mit ihr am Strand.
»Viel Spaß«, sage ich brav – entschlossen, mich bis zu ihrer Rückkehr an Tag 100 nicht vom Tisch weg-, dafür aber stracks auf Frage 320 zuzubewegen.
Und dann stehen wir doch auf der Straße und sehen zu, wie Jenny das Gepäck in ihr winziges Auto wuchtet. Dazu eine Luftmatratze, Kühltasche, Strandmatte, Sonnenschirm, Badmintonschläger, Taucherbrille und Sonnenhut. Bis Felix fragt, ob er vielleicht mit dem Motorrad hinter ihr herfahren soll. Jenny schnaubt. Den Beifahrersitz hat sie doch extra freigehalten! Wenn er seine Tasche nur vielleicht auf den Schoß nehmen könnte …? Felix grinst uns zu, klettert mit seiner kleinen Sporttasche auf den Vordersitz und dreht die Musik laut.
Jenny küsst uns zum Abschied, ruft: »Lernt nicht zu viel!«, und ehe wir sie dafür verhauen können, braust die Ente davon. Isa und ich wechseln einen Blick wie zwei unschuldig verurteilte Steinbruch-Sträflinge. Ich würde alles dafür geben, so unbeschwert wie Jenny und ebenfalls auf dem Weg an einen italienischen Strand zu sein.
An der Ecke biegt Jenny mit viel Schwung und ohne jede Rücksicht auf die Hauptstraße ab, wodurch die nachfolgenden Autos zur Vollbremsung gezwungen werden. Die Ente ist schon nicht mehr zu sehen; nur Jennys überlaute Reise-Musik und das Hupkonzert, das ihr folgt, schrillen noch über die Straße.
Als es wieder still ist, schlurfen wir armen Sträflinge nach oben und eine Minute später sitze ich schon wieder am Schreibtisch, grübele, zu welcher Therapie einem 19-jährigen Mann zu raten ist, der wegen rezidivierender Zystinsteinbildung einer Metaphylaxe der Nephrolithiasis bedarf, muss nun doch das Medizinlexikon bemühen und bereue meine Disziplin.
Ich tue mir unendlich leid. Die kommenden 108 Tage wachsen vor meinem inneren Auge zu einem Lebenslänglich. Für immer, immer und ewig werde ich hier sitzen. Bis meine Füße degeneriert sind. Weil mein Körper ja keine zweibeinige Fortbewegung mehr leisten muss. Atrophie – das nicht mehr benötigte Gewebe schwindet. Dafür tritt vielleicht eine Verstärkung des Lendenwirbelbereichs ein, wenn sich die Wirbelsäule den Anforderungen des hundertjährigen Sitzens anpasst. Das Skelett wandelt sich zum ergonomischen Winkel, Stehen und Laufen sind ja nicht mehr gefragt … Ich werde als Klappmesser-Lena aus dem Zimmer getragen werden, hach ja, die arme Irre saß hier jahrzehntelang fest. Ich hoffe nur, dass sie mich seitwärts drehen, wenn sie mich durch die Tür bugsieren, damit sich mein angewinkelter Oberkörper nicht im Türstock verkantet.
Schluss, Lena! Wenn du all deine Schreibtischzeit mit Gejammer verbringst, könntest du genauso gut mit Jenny am Strand sitzen und DORT rumzetern!
Nach dieser gestrengen Ermahnung schaffe ich es endlich. Ich nehme Anlauf und lasse mich Alice-im-Wunderland-mäßig in den Lerntunnel fallen. Schlage unten auf und folge einem verrückten Kaninchen im Arztkittel durch das Labyrinth der Prüfungsfragen, suche geschäftig die richtigen Antwortschlüssel, um die A-B-C-D-E-Türen zu öffnen, werde angesichts der Neurologiefragen vor Unwissenheit winzig klein und bei den Gynäkologie-Fragen vor Selbstbewusstsein riesengroß und stiefele immer tiefer in das Aufgaben-Labyrinth hinein.
Am Abend habe ich 68 Fragen gekreuzt, klettere erschöpft aus dem Tunnel ins sommerliche Abendlicht und erlaube mir endlich wieder einen Blick in den Lösungskatalog. Nun wird sich zeigen, welche Spuren die vergangenen Jahre in meinem Hirn hinterlassen haben. Ich habe ein gutes Gefühl. Ein sehr gutes.
Die erste Antwort ist richtig. Hurra! Bestanden! Ich nehme E) Thailand. Die zweite Antwort ist falsch. Macht nichts, Lena, EINEN Fehler darf man sich durchaus erlauben. Die dritte ist auch nicht richtig. Hmpf. Dann reicht es also doch nur für A) Ostsee. Wenn überhaupt. Aber ruhig Blut, Lena, 60 Prozent reichen, um zu bestehen. Das wären von den 68 genau 40,8 Fragen. 41 – wir wollen ja nicht kleinlich sein.
Bei der zehnten falschen Antwort wird mir mulmig, denn eigentlich geht es ja nicht nur darum, die Fragen an den Prüfungstagen theoretisch richtig zu beantworten. Sind 60 Prozent überhaupt genug, um darauf ein Ärzteleben aufzubauen? Besonders praxistauglich ist das ja nicht! (»Sie müssen entschuldigen, lieber Patient, bei Ihrer Diagnose muss ich passen. Bitte keine Vorwürfe, bei über 60 Prozent aller Krankheiten kenne ich mich bescheinigtermaßen aus!«) Fest steht: Mit 60 Prozent möchte Beststudentin Lena nicht aus der Prüfung gehen. Aber die erträumten 99,9 Prozent funkeln in unerreichbarer Ferne. Denn auch Aufgabe 24, 36 und 37 habe ich nicht richtig beantwortet.
Bei der 27. falschen Antwort verlässt mich endgültig der Mut. 27 von 68. 39,7 Prozent falsch … Du wirst es nicht schaffen, Lena. Wolltest du nicht irgendwann mal Bäckereifachverkäuferin werden? Warum hast du im vergangenen Jahr rein gar nichts getan, um dir diesen Notfallplan warmzuhalten?!
Dass auch noch die 28. Antwort falsch ist, wäre wirklich nicht mehr nötig gewesen. Ich bin vollends demotiviert.
Du kannst überhaupt nichts, Lena. Du wirst diejenige sein, die schon am Eingang des Prüfungsraums zurückgewunken wird. (»Sie brauchen gar nicht reinzukommen. Eine Unverschämtheit, dass Sie es einem vielbeschäftigten Echt-Arzt zumuten wollen, seine kostbare Zeit damit zuzubringen, Ihre Antworten anzuhören, von denen Sie doch selbst wissen, dass sie alle falsch sind. Herr Professor hat wirklich Besseres zu tun.« – »Ja, Entschuldigung, ich suche auch nur die Toilette. In der ich mich gerade ertränken wollte.« – »Ah, gut, damit tun Sie der Medizinwelt einen großen Gefallen. Nur schade für den Einzelhandel.«)
Eine halbe Stunde später schleiche ich wie erschlagen in die Küche; vielleicht finde ich ein Geschirrtuch, das ich mir schon mal um die Hüfte binden kann, um meine neue Berufskleidung zu testen. Dann werde ich versuchen, Isa ein Brötchen aus unserer gestrigen Kollektion zu verkaufen. Mal sehen, ob ich wenigstens das hinkriege. Verkäuferin ist ja auch nicht ohne …
Isa sitzt in der Küche; sieht nicht viel glücklicher aus als ich und krümelt grade das Vortags-Brötchen, an dem ich mein Verkaufstalent schulen wollte, geistesabwesend in ihren Tee. Ringsum auf dem Tisch sind Notizzettel verteilt, alle vollgeschrieben mit Isas ordentlicher, runder Schrift.
»Hach, Lena«, seufzt sie erschöpft in meine Richtung, hebt den Blick aber nicht vom Buch. »Ich hab das Kapitel Kardiologie noch nicht mal durch und weiß jetzt schon, dass ich nur die Herzrhythmusstörungen wirklich kann. Myokard-, Perikard- und Endokard-Erkrankungen muss ich quasi neu lernen.« Sie will Trost, möchte hören, dass heute erst Tag 1 und noch Zeit im Überfluss ist. Ich aber habe nur eins gehört: Sie hat fast das ganze Kapitel Kardiologie gelesen!
Erschöpft lasse ich mich neben Isa auf einen Stuhl fallen. »Erzähl mir was darüber«, bitte ich mit letzter Kraft. »Ich falle nämlich durch und werde Verkäuferin – falls sie in der Backwarenabteilung eine ungelernte Kraft nehmen.«
Isa lächelt müde. »Wenn du genommen wirst, schmuggel mich rein!« Ich verspreche es. »Nur warum sollen wir dann noch Kardiologie lernen?«, fragt sie.
Ich überlege. »Falls jemand vor unserer Theke mit einem Infarkt zusammenbricht, wäre es doch nett, wir könnten in der Backstube eine Erstversorgung durchführen …«
Isa nickt. »Wenn wir auf die Schnelle den Knet-Tisch desinfizieren … je schneller wir sind, desto mehr Herzmuskelgewebe lässt sich retten.«
»Wir müssen den Kunden bloß mit angehobenem Oberkörper lagern, Sauerstoff zuführen und einen venösen Zugang für die Medikamente legen«, ergänze ich. »Das werden wir ja wohl hinkriegen.«
»Nur leider haben wir kein EKG in der Backstube!« Isa beißt sich nachdenklich in den Finger, als stünden wir tatsächlich vor der immensen Herausforderung einer Infarktpatientin im Bäckereihinterzimmer. »Aber vielleicht können wir nach erfolgreicher Reanimation ein mögliches Kammerflimmern mit einem Draht aus dem Backstubenkühlschrank defibrillieren?« Ich muss grinsen, MacGyver lässt grüßen.
Wir tragen auch noch alle Medikamente zusammen, die dem Patienten verabreicht werden müssten.
»Aber jetzt muss die Gute wirklich in eine kardiologische Abteilung mit Herzkatheterlabor!«, schnauft Isa erschöpft. »Hier können wir nichts mehr für sie tun.«
Trotzdem – und nur für den Fall, dass in der angesteuerten Kardiologie im Gegenzug nur Bäckermeister arbeiten – repetieren wir noch die Wiedereröffnung des betroffenen Herzgefäßes. »Also, wenn wir auch sonst nichts können: Diese Frau wird weiterleben«, erklärt Isa entschieden. Ich nicke. »Und wer sagt, dass du nicht genug über Myokardinfarkte weißt?!«
»Selber.« Sie lächelt. Und dann beschließen wir, dass wir mit der Rettung der armen Frau für heute genug geleistet haben. Morgen lernen wir, was zu tun ist, falls in unserer Bäckerei mal jemand mit hypoglykämischem Schock oder einer Alkoholvergiftung umkippt – unsere Rumkugeln haben es sicher in sich.
Plötzlich ganz zufrieden lade ich Isa zum Belohnungs-Sushi-Essen ein. Auch wenn ich mit meinem heutigem Kenntnisstand keine Prüfung bestehen würde: Meinetwegen muss immerhin keine Bäckereikundin vor dem Kuchentresen ihr Leben aushauchen. Und das ist für einen ersten Lerntag doch vollkommen annehmbar.
Wir stoßen mit einem Schluck Sake an und fragen uns, wie weit Jenny wohl mit Felix, ihrer Ente und dem opulenten Strandequipment gekommen sein mag. Bestimmt ist sie schon in Italien, vielleicht nähert sie sich gerade Verona, vielleicht trinkt sie gerade in einem kleinen Café einen vierfachen Espresso, damit sie bis Rimini durchbrausen kann, ohne Felix ans Steuer lassen zu müssen. Wir können nur hoffen, dass keiner der Cafégäste dort zufällig gerade einen Infarkt erleidet. Und plötzlich finden wir es ganz in Ordnung, brav und entsagungsvoll zu Hause geblieben zu sein. Und ebenso okay, für heute Schluss zu machen. Ich habe für den ersten Tag genug gelernt. Über die Kardiologie ebenso wie über mich und meine Lernmethodik. Und es bleiben ja noch 108 Tage.