Rückkehr der Wölfe
Während die Sonne langsam am Horizont aufgeht, nähere ich mich der Buffalo Ranch, einer Ansammlung von winzigen Blockhütten, die in der Mitte des Lamar Valley liegt.
Die Temperaturen sind inzwischen auf erträgliche minus zehn Grad Celsius angestiegen. Als ich zum kleinen Parkplatz im hinteren Teil der Buffalo Ranch hinauffahre, sehe ich Licht im Gemeinschaftsgebäude. Die kalte Luft riecht nach Kaffee. Die Angestellten des Yellowstone-Institutes bereiten schon alles für den Unterricht vor. Ganzjährig hält hier die Yellowstone Association Seminare ab zu allen erdenklichen Themen wie »Leben mit Wölfen in Wyoming«, »Wildblumen von Yellowstone«, »Karten und Kompass«, »Naturfotografie« oder auch »Winter-Ökologie«. Ich komme gerne hierher und nehme an Kursen teil. Der Unterricht im kleinen Blockhaus – mit Panoramablick auf das Lamar Valley – macht Spaß und man trifft die unterschiedlichsten Menschen. Aber diesmal bin ich nicht zu einem Kurs hier, sondern ich habe mich zu einer Wanderung zum Akklimatisierungsgehege des Rose-Creek-Rudels entschlossen. Es ist das einzige Gehege, das noch steht – hauptsächlich als metallenes Denkmal an die Rückkehr der Wölfe.
Auf dem Parkplatz schnalle ich meine Schneeschuhe an, denn von nun an gibt es keine festen Wege mehr. Der Trail führt hoch in die Berge, und obwohl vor mir schon einige Wanderer hier entlang gegangen sind, muss ich aufpassen, mich nicht zu verlaufen, denn der viele Neuschnee, der in der Nacht fiel, hat die Spuren der vorherigen Tage fast zugeweht. Mit einem Picknick und ausreichend Trinkwasser im Rucksack mache ich mich auf den Weg. Anfangs muss ich noch kleinere Umwege laufen, wenn sich die Bisons mitten auf den Trail gelegt haben. Sie sehen friedlich aus, diese riesigen dunklen Ungetüme, wie sie dort im Schnee liegen. Aber ich weiß, dass sie sehr wütend werden können, wenn man sie reizt oder stört, und ich will es nicht darauf ankommen lassen. Immer wieder wird ihre Toleranz auf eine harte Probe gestellt. Vor einigen Jahren beobachtete ich, wie ein Vater versuchte, seine kleine Tochter auf den Rücken eines grasenden Bisons zu heben, um ein Foto zu machen. Nur ein schneller Sprint zum nahe gelegenen Auto konnte ihn noch vor dem wütenden Tier retten. Wir Zuschauer mussten unser Lachen unterdrücken, als sich bei der anschließenden Attacke des Tieres auf das Auto des vorwitzigen Touristen mit heftigem Zischen der Airbag öffnete ...
Für meine Bisons gibt es heute keinen Grund für einen Angriff, denn ich halte respektvoll Abstand und gehe langsam meines Weges. Der eben noch breite Trail wird immer schmaler und schlängelt sich über weite Bergwiesen, die nun unter einer dicken Schneeschicht verborgen liegen, in die Höhe. Gelegentlich komme ich an einem Baum mit langen Rillen in der Rinde vorbei. Das sind Kratzspuren von Bären. Jetzt im Winter besteht normalerweise keine Gefahr, von Meister Petz überrascht zu werden, da er in tiefer Winterruhe liegt. Dennoch kann es vorkommen, dass ein Grizzly vorzeitig seine Höhle verlässt, weil es – dank der Wölfe – auch in dieser unwirtlichen Jahreszeit ein vielfältiges Nahrungsangebot gibt. Darum habe ich auch sicherheitshalber mein Pfefferspray griffbereit. Im Sommer ist das Gebiet oberhalb der Buffalo Ranch auch Grizzly-Gebiet. Dann sollte man nicht allein, sondern stets mit mehreren Personen wandern.
Der Schneeschuhpfad zum Rose-Creek-Gehege ist länger als der Sommertrail, der durch die Wälder führt und der jetzt im Winter zu steil und unwegsam ist. Gelegentlich – auf einer Anhöhe – bleibe ich stehen und genieße den weiten Blick ins Tal, wo der Schnee unter der höher kletternden Sonne glitzert. 9000 Quadratkilometer Einsamkeit erstrecken sich vor und hinter mir; eine Landschaft aus Feuer und Eis, in der es alle großen Tierarten dieses Kontinentes gibt. Für die Wölfe, die 1995/96 hierher kamen, muss es das reinste Schlaraffenland gewesen sein. Bis sie dieses Paradies allerdings besiedeln konnten, war ein weiter Weg.
Während die Tier- und Umweltschützer im Mai 1994 die Entscheidung der Regierung für eine Wiederansiedlung feierten, versuchte die einflussreiche Viehzüchter-Lobby mit allen Mitteln, sie zu verhindern. Im November beantragten die Mountain States Legal Foundation und die American Farm Bureau Federation eine Einstweilige Verfügung zum Stopp des Programms. Daraufhin erklärte sich die Regierung bereit, vor dem 1. Januar 1995 keine Wölfe zu importieren und bis dahin den Klägern ausreichend Material über die Ansiedelung auszuhändigen. Am 3. Januar 1995 lehnte das Gericht den Antrag ab und machte damit für die Wölfe den Weg frei.
Während die Beteiligten alle rechtlichen Fäden zogen, gingen die Vorbereitungen für die Rückkehr der großen Kaniden weiter. In Yellowstone wurden Gehege gebaut, die notwendigen internationalen Genehmigungen für den Transport beantragt und Arrangements für die Reise getroffen.
Ein Forschungsteam von Biologen flog nach Kanada und stellte dort einheimische Trapper ein, die ihnen helfen sollten, die Wolfsrudel zu lokalisieren. Geplant war, im Laufe der nächsten Jahre insgesamt sechs Gruppen einzufangen und in Yellowstone freizulassen.
Umsiedlung
Eine der kritischsten Fragen bei der Projekt-Planung war, woher man die Wölfe für Yellowstone nehmen sollte. Man brauchte Gebiete, aus denen man eine große Zahl von Wölfen entnehmen konnte, ohne bestehende Populationen zu schädigen. Da Wölfe von ihren Eltern lernen, welche Tiere sie jagen können, wurde ein Areal mit ähnlichen Beutetieren wie in Yellowstone gesucht. Die Staaten Alberta und British Columbia erfüllten diese Kriterien. Die Wölfe, die 1995 in die USA gebracht wurden, kamen aus der Nähe von Hinton, Alberta, östlich vom Jasper Nationalpark und 880 km nördlich von Yellowstone. 1996 holte man sich Wölfe aus British Columbia, aus der Nähe von Fort St. John, etwa 1.200 km nördlich von Yellowstone. Diese Landschaften wurden ausgesucht, weil sie Yellowstone topografisch und vegetativ sehr ähneln und weil sie eine gesunde Population von Hirschen, Elchen und Rehen haben.
Dann begann der unangenehmste, manipulativste und schwierigste Teil der Wiederansiedlung: das Einfangen der Wölfe. Die Probleme begannen schon mit der Auswahl der Schlingen, in denen die Wölfe gefangen werden sollten. Die U.S. Fisch- und Wildbehörde stellte die Ausrüstung zur Verfügung und erklärte sich bereit, den teilnehmenden kanadischen Trappern 2.000 US-Dollar für jeden unverletzt gefangenen Wolf zu zahlen. Die von der Regierung gestellten Fallen bestanden aus einem Stahlkabel, das sich um den Hals des Wolfes legt. Eine Spezialvorrichtung verhindert, dass sich das Kabel komplett zuzieht und das Tier erstickt; gleichzeitig ist es so straff, dass der Wolf nicht mehr entkommen kann. Die kanadischen Trapper kannten sich mit dieser Fallenart jedoch nicht aus und verwendeten frustriert ihre eigenen Fallen ohne Schutzmechanismus. Mehrere Tiere starben oder wurden bei der Aktion verletzt. Daraufhin machte die Regierung die Auflage, dass immer ein Beamter der Fisch- und Wildbehörde ausgesuchte Trapper bei der Kontrolle ihrer Fallen begleiten sollte. Dennoch wurden bei der ersten Einfangaktion zehn Wölfe getötet.
Zwischen dem 16. November und dem 11. Dezember 1994 hatte man 17 Wölfe in Spezialschlingen gefangen oder aus Hubschraubern mit Pfeilen betäubt. Die Tiere erhielten Radiohalsbänder und wurden anschließend wieder freigelassen. Sie kehrten zurück in ihre Rudel und ermöglichten somit bei der späteren Umsiedlungsaktion ein schnelleres Auffinden des Rudels (weshalb sie auch »Judaswölfe« genannt wurden). Außerdem wollte man an ihnen später erforschen, wie sich die Entnahme eines Leitwolfes aus einem existierenden Rudel langfristig auswirkt.
Am 6. Januar 1995 begann die U.S. Fisch- und Wildbehörde mit der eigentlichen Einfangaktion. Die kanadischen Wölfe waren Überlebenskünstler, aufgewachsen in einem Gebiet, in dem sie massiv gejagt wurden. Man hoffte, dass sie in Yellowstone die besten Überlebenschancen haben würden.
Die ersten Tiere, die gefangen wurden, waren am 10. Januar Wölfin Nummer Neun und ihre Tochter Nummer Sieben. Nummer Neun sollte später die Leitwölfin des Rose-Creek-Rudels und die berühmteste Wölfin des Parks werden. Die Tiere wurden auf Tragen in eine Halle gebracht und mit Decken zugedeckt, damit ihre betäubten Körper nicht auskühlten. Jeder Wolf hatte eine Nylon-Augenmaske, um seine empfindlichen Pupillen gegen das Licht zu schützen. Die Tierärzte taten ihr Bestes, um eine ruhige Atmosphäre zu schaffen. Während der Untersuchung auf Wunden, Parasiten und Krankheiten kontrollierten die Biologen ständig Temperatur, Atmung und Puls des Tieres. Es wurde gemessen, gewogen und Blut abgenommen. Dann legte man den so malträtierten Wolf in eine Transportkiste – bereit für seine Reise ins Ungewisse.
Am 11. Januar flogen die ersten Wölfe von Hinton, Alberta, über Edmonton nach Great Falls, Montana. Dort wurden die Boxen auf große Pferdetransporter umgeladen. Begleitet von einem Ranger-Fahrzeug mit Blaulicht machten sie sich dann zur letzten Etappe des »Abenteuers Freiheit« auf.
Als am 12. Januar 1995 die ersten acht Wölfe durch den berühmten steinernen Torbogen in den Yellowstone-Nationalpark fuhren, empfing sie eine jubelnde Menschenmenge, die die Straßen säumte. Sie wurden in das Crystal-Creek- und in das Rose-Creek-Gehege gebracht.
Am 20. Januar 1995 kamen noch einmal sechs Wölfe nach Yellowstone (in das Rose-Creek- und das Soda-Butte-Gehege). Damit waren nach 30-jähriger Abwesenheit wieder 14 Wölfe nach Yellowstone zurückgekehrt.
Harte und weiche Freilassung
Die Wissenschaft der Wiederaussiedelung von Tieren ist noch jung und wirft viele Fragen auf, beispielsweise wie der Stress für die Tiere verringert wird, wie man die Tiere dazu bringen kann, im neuen Gebiet zu bleiben, und welche Methode am wenigsten kostet. Für die Rückkehr der Wölfe nach Idaho und Yellowstone entschied man sich für zwei Varianten: eine so genannte »weiche« und eine »harte« Freilassung.
Bei der harten Freilassung werden die Wölfe am neuen Ort sofort wieder freigelassen. Dies ist die kostengünstige und stressfreieste Methode. Der Nachteil ist, dass die Wölfe, denen ihre neue Umgebung fremd ist und die emotional noch an ihre frühere Heimat gebunden sind, dazu neigen, abzuwandern und sogar über Hunderte Kilometer nach Hause zurückzukehren, so geschehen in Idaho.
Es muss beachtet werden, dass Wölfe sehr territorial sind. Wenn die Tiere aus ihrem Heimatrevier gerissen und in einen völlig neuen Lebensraum gebracht werden, sind sie extrem verunsichert, weil sie nicht wissen, ob sich in diesem Gebiet nicht andere Wolfsrudel befinden. Das könnte ihren Tod bedeuten. Daher wanderten die Wölfe in Idaho unmittelbar nach ihrer Freilassung sofort ab und versäumten so auch die Paarungszeit und die Chance, Nachwuchs zu zeugen.
Bei der weichen Freilassung, wie sie in Yellowstone praktiziert wurde, brachte man die Wölfe zunächst für zwei Monate in ein Akklimatisierungsgehege und ließ sie erst wieder frei, als sie sich eingewöhnt hatten. Diese Alternative war mit hohen Kosten und viel Personal verbunden, da die Tiere gefüttert und auch bewacht werden mussten. Die Wölfe schienen sich schnell ihren Verhältnissen anzupassen. Schon in ihren Gehegen paarten sie sich und bildeten eigene kleine Familienverbände. Die trächtigen Weibchen hatten weniger Lust abzuwandern, und alle Rudel blieben nach der Öffnung der Zäune im Park. Um herauszufinden, ob es in ihrer Nähe andere Wolfsrudel gab, heulten sie während der ersten Wochen nach ihrer Ankunft Tag und Nacht und lauschten auf eine mögliche Antwort.
Die Wiederansiedlung war in Yellowstone teurer als in Idaho, aber die Zahl der Wölfe, die im Gebiet blieben, war auch viel höher.
Im nächsten Winter probierte man in Yellowstone eine Kombination von weicher und harter Freilassung aus. Das Lone-Star- und das Chief-Joseph-Rudel wurden für zwei Monate akklimatisiert und dann in ihr neues Revier im südlicheren, einsameren Teil des Parks gebracht. Man hoffte, dass die Wölfe eine Art Heimatgefühl entwickeln würden. Beide Rudel verließen jedoch nach einiger Zeit ihr Revier, bewegten sich aber weniger weit fort als die in Idaho »hart« freigelassenen Tiere.
Wir, die wir mit Wölfen arbeiten, wissen inzwischen längst, dass nichts ist wie es ist. Immer, wenn wir glauben, eine feste Aussage zum Verhalten der Wölfe machen zu können, geschieht etwas, was alles Erarbeitete ins Gegenteil verkehrt. Diese Erfahrung haben wir besonders in Yellowstone gemacht. Harte Freilassung = Wölfe teilen sich auf und wandern ab; weiche Freilassung = Wölfe bleiben zusammen und im Ansiedlungsgebiet – so einfach war es nicht. Das Nez-Perce-Rudel hatte sich 1996 dazu entschlossen, diesen Regeln nicht zu folgen. Dieses Rudel bildete noch im Gehege einen engen Familienverband. Als es dann aber freigelassen wurde, teilte es sich auf und wanderte in getrennten Gruppen ausgiebig durch den gesamten Norden und Nordosten des Parks.
Die aufsteigende Sonne wärmt mich bei meiner Wanderung zum Rose-Creek-Gehege. Längst habe ich meine dicke Daunenjacke in den Rucksack gepackt und durch eine dünnere Fleece-Jacke ersetzt. Die Sonnenstrahlen brennen auf meiner Haut. Nur zu leicht vergisst man, dass man sich hier auf 2500 m Höhe befindet. Das Steigen mit Schneeschuhen strengt jetzt mehr an. Ich umgehe das Wäldchen, in dem das Gehege versteckt liegt, und suche mir einen Weg, bei dem ich nicht allzu sehr einsinke. Plötzlich sehe ich den Metallzaun silbern hinter den Bäumen schimmern. Noch einen kleinen Hügel erklimmen, und ich bin da. Im Schnee sehe ich Spuren, von denen ich nicht ausmachen kann, ob sie von Kojoten oder Wölfen stammen. Die Kojoten von Yellowstone sind sehr groß und werden von vielen Touristen oft mit den großen Verwandten verwechselt. Die Sonne hat die Kanidenspuren vor mir teilweise geschmolzen und dadurch schwer identifizierbar gemacht. In dem Gebiet, in dem ich jetzt wandere, liegt die bevorzugte Wurfhöhle des Druid-Peak-Rudels. Es kann also durchaus sein, dass das Rudel sich hier in der Nähe aufhält. Endlich habe ich das kreisrunde Gehege erreicht.
Die Gehege
Als die Biologen die Gebiete aussuchten, in denen die Akklimatisierungsgehege gebaut werden sollten, mussten sie darauf achten, dass diese zwar immer noch zu Fuß erreichbar, jedoch gleichzeitig so versteckt sein sollten, dass keine unerwünschten Besucher dorthin finden konnten. Außerdem musste es möglich sein, die Wölfe von einer gewissen Entfernung aus zu beobachten.
Für die Wölfe wurden insgesamt drei Gehege gebaut, die ihren Namen nach dem Ort bekamen, in dessen Nähe sie sich befanden: Crystal Creek, Soda Butte und Rose Creek.
Für die Umzäunungen gab es spezielle Anforderungen: Sie mussten leicht zu errichten sein und brauchten auch nicht auf Dauer gebaut zu werden. Vor allem aber musste das Gehege der Sicherheit und dem Wohlbefinden der Wölfe dienen. Und so wurde ein rundes Gatter mit einem drei Meter hohen Zaun entworfen; rund, weil Wölfe wahre Kletterkünstler sind und sich sehr gut an Ecken hochziehen können. Der Zaun erhielt oben einen um 45 Grad nach innen geneigten 60 cm langen Überhang, der ebenfalls ein Überklettern oder Überspringen durch die Wölfe verhindern sollte. Im Inneren wurde der Zaun noch einmal 1,20 m in die Erde eingelassen, damit die Ausbruchskünstler sich nicht unter dem Zaun durchgraben konnten. Angrenzend an das runde Hauptgehege entstand eine kleinere Umzäunung, um notfalls die Wölfe zu trennen oder herauszufinden, wie sich hinzugekommene Wölfe mit ihren bereits dort lebenden Artgenossen vertragen. Zum Schluss baute man mehrere hölzerne, mit Stroh ausgelegte Hundehütten, um den Tieren eine Rückzugsmöglichkeit zu geben.
Um das Gehege herum stand ein mit Solarzellen gespeister Elektrozaun. Der sollte hauptsächlich andere Wildtiere wie Hirsche oder Bisons daran hindern, sich – was sie gerne tun – am Zaun zu scheuern und ihn zu beschädigen. Im zweiten Jahr der Wiederansiedlung sollte der Strom andere Wölfe davon abhalten, ihre eingesperrten Brüder und Schwestern zu belästigen.
Das Rose-Creek-Gehege ist das einzige, das heute noch so steht, die anderen Gehege Crystal Creek, Soda Butte (1995), Nez Perce und Blacktail (1996) wurden nach der Freilassung der Wölfe abgerissen.
Schwer atmend vom Aufstieg nähere ich mich langsam der Umzäunung. Wie immer, wenn ich hierher komme, überflutet mich die »Nähe« zu den Wölfen und die Erinnerung an ihren Aufenthalt hier mit Gefühlen der Freude und Aufregung. Die letzte kleine Anhöhe bietet einen geschützten Blick auf das Gehege. Von hier aus konnten die Ranger und Biologen unbemerkt das Verhalten der Wölfe beobachten. Von hier kam auch ihr aufgeregter Ruf in das Funksprechgerät »Number 10's out« und »Number 9's out«, als die ersten beiden Wölfe nach fast 40 Jahren Abwesenheit in die Wildnis hechteten.
Die Sonne hat einen Teil des Schnees getaut. Ich ziehe die Schneeschuhe aus, öffne das Tor zum Gehege und schließe es hinter mir. Die hölzernen Hütten, die für die Wölfe gebaut worden waren, zerfallen langsam. Die Wölfe haben sie lediglich als Aussichtsplattform benutzt. An Stellen, wo der Schnee geschmolzen ist, liegen noch ein paar ausgeblichene Hirschknochen. Die ausgelaufene Trampelspur im Inneren des Geheges wächst langsam mit Gras zu.
Ich setze mich unter eine Tanne auf ein trockenes Plätzchen. Den Rücken an den Baum gelehnt, habe ich einen weiten Blick auf die umliegenden Berge. Wie fühlt sich wohl ein Wolf, wenn er hierher kommt? Herausgerissen aus seiner Familie, betäubt, von menschlichen Händen vermessen und gewogen, eingesperrt in einen engen, dunklen Käfig, transportiert unter lautem Lärm, bis sich schließlich die Käfigtür öffnet und er sich erneut in Gefangenschaft befindet. Er versucht, zu fliehen. Fort von diesem schrecklichen Geruch der Zweibeiner. Aber es gibt keine Fluchtmöglichkeit. Er beißt sich die Lefzen blutig, aber der Zaun gibt nicht nach. Irgendwann gibt er auf und tut das, was ein Tier schon immer getan hat, um zu überleben: Er passt sich an. Er bildet eine neue Familie, frisst das Futter, das ihm gebracht wird und schaut auf die großartige Landschaft, die vor ihm liegt. Ob Wölfe von Freiheit träumen?
Während ich versuche, mich in sie hineinzuversetzen, denke ich zurück an die Zeit, als sie noch in diesem Gehege lebten.
Die Wölfe kommen
Der 12. Januar 1995 war ein besonderer Tag im kleinen Örtchen Gardiner. Seit Wochen schon waren alle Hotelzimmer von Fotografen und Medienvertretern ausgebucht. Die Kinder des Ortes hatten schulfrei bekommen. Die Läden waren geschlossen. Alle standen sie erwartungsvoll entlang der Straße, die in den Yellowstone-Park führt. Journalisten und Fernsehteams hatten sich an den Hügeln über dem Torbogen versammelt, um das Medienereignis im Überblick zu haben. Es herrschte Festtagsstimmung.
Und dann kamen sie!
An der Spitze der Wagenkolonne fuhren mehrere Ranger mit Blaulicht durch den massiven Steinbogen, die Roosevelt Arch, das Wahrzeichen des Parks. Ihnen folgte ein Truck mit einem langen, grauen Pferdeanhänger, in dem sich acht Aluminium-Boxen befanden. In einer war die schwarze Wölfin, die als Nummer Neun berühmt werden sollte, in einer anderen lag ihre einjährige Tochter, Nummer Sieben. In den restlichen Boxen lagen Nummer Vier, ein schwarzer Leitwolf mit silbernen Strähnen im Nacken, die hellgraue Leitwölfin, Nummer Fünf, ihre fünf Jährlinge (geboren im Frühjahr 1994, alles Rüden) und Nummer Acht (der kleinste von allen).
Die Menschen am Straßenrand jubelten, viele hatten Tränen in den Augen. Im Headquarter des Parks, in Mammoth Hot Springs, schlossen sich alle, die am Projekt unmittelbar beteiligt waren, dem Konvoi an: Mike Finley, der neue Direktor des Parks, Mollie Beattie, Leiterin der U.S. Fisch- und Wildbehörde, und Innenminister Bruce Babbitt. Auch die Biologen warteten schon: der Projektleiter Mike Phillips, Doug Smith, der die Feldforschung koordinieren sollte, Steve Fritts von der Fisch- und Wildbehörde und Mark Johnson, der Tierarzt.
Die Wölfe waren längst nicht mehr betäubt. Still lagen sie mit schreckensweiten Augen in ihren metallenen Käfigen, desorientiert und müde von 20 Stunden Transport, Lärm, fremden Gerüchen und Angst.
Der Truck fuhr weiter ins Lamar Valley. Es wurde ruhiger. Das gesamte Tal war vom Park Service gesperrt worden, und nur wenige Pressevertreter und Fotografen, die durch Los gezogen worden waren, durften mitfahren. In einer kleinen Parkbucht hielt der Truck. Das letzte Stück der langen Reise mussten die Wölfe paradoxerweise mithilfe der Tiere zurücklegen, die zu ihren Beutetieren gehören: Die Container wurden auf große Pferdekutschen umgeladen, die von zwei Mulis gezogen wurden. (Damit die Mulis wegen des Geruchs ihrer Erzfeinde auf dem Wagen nicht in Panik gerieten, hatten ihnen die Kutscher Eukalyptus-Öl unter die Nüstern gerieben.) Nach etwa einer Meile war die wertvolle Fracht am Crystal-Creek-Gehege angekommen. Auf den letzten hundert Metern wurden die berühmtesten Wölfe der Welt von der Prominenz selbst getragen: Mollie Beatty, Mike Finley, Bruce Babbitt und Jim Evanoff trugen Nummer Fünf in das Gehege. Sie setzten den Container ab ... und durften ihn nicht öffnen. Am Ende eines jahrelangen rechtlichen Kampfes um die Rückkehr der Wölfe schien es, als ob sie nun – so dicht vor dem Ziel – vielleicht doch noch verlieren würden. Was war geschehen?
Die Mountain States Legal Foundation, die die Rancher repräsentierte, hatte in letzter Minute, als die Wölfe bereits in der Luft waren, eine einstweilige Verfügung zum Stopp der Wiederansiedlung beim Berufungsgericht in Denver beantragt. Das Gericht entsprach diesem Antrag und verlangte 48 Stunden Zeit, um für eine Entscheidung die Unterlagen zu überprüfen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wölfe bereits mehr als 20 Stunden unterwegs. Alice Thurston, die Anwältin der Regierung, bat das Gericht, die Wölfe wenigstens in die Gehege entlassen zu dürfen, schließlich sei es kein Problem, die Tiere bei einem ablehnenden Bescheid wieder einzufangen. Die Richter jedoch lehnten ab, die Wölfe mussten in den Boxen bleiben. Der Tierarzt Mark Johnson sorgte sich. Weitere 48 Stunden in diesen engen Käfigen würden die Wölfe nicht überstehen. Die Boxen waren dunkel bis auf ein winziges Fenster, durch das die Betreuer nur ein paar Eiswürfel drücken konnten, um den Wölfen Wasser zu geben. Kot und Urin konnten nicht entfernt werden. Eine der Wölfinnen war läufig. Sie blutete und es bestand die Gefahr, dass der Stress sie unfruchtbar machen würde. Wenn Wölfe extrem gestresst sind, neigen sie dazu, sich in einen Benommenheitszustand zurückzuziehen. Dies geschah während der Wartezeit mit den Tieren.
Alle Mitarbeiter des Projektes erwarteten ruhelos am Telefon den Ausgang des Prozesses, äußerst besorgt um die Gesundheit der Wölfe, die nun seit 38 Stunden in ihren stählernen Gefängnissen warteten.
Endlich kam die erlösende Nachricht aus Denver: Die einstweilige Verfügung war aufgehoben worden. Ein Mitarbeiter sprang in sein Auto, um zum Crystal-Creek-Gehege zu rasen, wo Doug Smith bei den Wölfen ausharrte. Um 22.30 Uhr zogen sie die Schiebetüren an den Boxen hoch, ließen einen toten Hirsch im Gehege liegen und schlossen leise die Tür hinter sich. Alle sechs Wölfe lagen in der hintersten Ecke ihrer Container. Keiner wagte sich nach draußen.
Als schließlich auch im Rose-Creek-Gehege die Käfige der Wölfe geöffnet wurden, war die junge Nummer Sieben die Erste, die vorsichtig aus ihrer Box schlich. Ihre Mutter rührte sich nicht von der Stelle. Erst am nächsten Morgen war auch sie ins Freie gekommen.
Eine Woche später, am 20. Januar, kamen noch einmal sechs Wölfe aus Kanada nach Yellowstone. Diesmal mit wesentlich weniger Publicity. Dabei hätte dies einer der Wölfe sicher verdient: Nummer Zehn. Jeder, der einen Blick auf ihn werfen konnte, wusste, dass dies der schönste und mächtigste Wolf war, den Yellowstone je gesehen hatte. Aber der sechzig Kilo schwere Wolf war nicht nur groß und stark, am eindrucksvollsten war seine imposante Ausstrahlung. Er vereinte Kraft, Ruhe und Gelassenheit mit Würde und hatte etwas Magisches, das ihn von allen Wölfen unterschied. Im Gegensatz zu den anderen schaute er den Menschen direkt in die Augen und lenkte nie seinen Blick ab. Er hatte ohne Zweifel das souveräne Auftreten, das einen Wolf zum Leitwolf macht. Von den menschlichen Projektmitarbeitern war er als Gefährte für Nummer Neun vorgesehen.
Die anderen fünf Wölfe waren Rudelmitglieder und kamen in das Soda-Butte-Gehege. Unter ihnen war Nummer Zwölf, ein junger, kräftiger Rüde mit einem grauen Fell und leicht bläulichem Schimmer. Zwei Weibchen, Nummer Elf und Nummer Vierzehn, schienen keinen besonderen Führungsstatus zu haben. Nummer Fünfzehn, ein einjähriger, schwarz-silberner Rüde, war beim Einfangen fast gestorben, als der Betäubungspfeil seine Lungen getroffen hatte. Und schließlich gehörte zum Fang noch ein älterer kräftiger Rüde, der die Experten verblüffte: Sein dickes, silbriges Fell schimmerte tatsächlich blau!
Niemand wusste, ob die arrangierte Hochzeit von Nummer Neun und Zehn funktionieren würde. Steckt man wilde Wölfe aus verschiedenen Rudeln zusammen in ein Gehege, kann es zu heftigen Kämpfen kommen. Für das Dating-Experiment sprach, dass Nummer Neun in Kürze heiß werden würde. Die Biologen waren überzeugt, dass diese beiden wunderschönen Wölfe einfach füreinander geschaffen waren.
Als der imposante Wolf Nummer Zehn aus seinem Käfig kam, ging er schnurstracks auf Nummer Neun zu. Die junge Nummer Sieben zog sich vorsichtig zurück. Nummer Zehn beschnüffelte Neun ausgiebig. Dann legte er seinen Kopf über ihren Rücken – eine Geste, mit der Wolfsrüden Weibchen mitteilen, dass sie eine Bindung aufbauen wollen. Nummer Neun stellte alle Nackenhaare hoch und wehrte sich zunächst mit deutlichem Knurren. Beide standen groß und steif nebeneinander und knurrten. Dann berührten sich vorsichtig ihre Schnauzen und sie beschnüffelten einander die Analdrüsen. Dieses Spiel ging eine Weile so weiter. Am Ende des Tages lagen Wölfin Nummer Neun und Wolf Nummer Zehn eng zusammengerollt nebeneinander und schliefen den erschöpften Schlaf der Gerechten.
Die Wölfe verbrachten zwei Monate in ihren Gehegen. Anfangs wussten die Wissenschaftler nicht, was sie erwarten würde. Wilde Wölfe werden selten in Gefangenschaft gehalten. Alle drei Wolfsgruppen brauchten eine gewisse Zeit, um sich an ihr Gefängnis zu gewöhnen. Sie waren irritiert durch den Zaun und übten sich als Ausbruchskünstler. Sie bissen in den Maschendraht bis ihre Lefzen bluteten und sie sich die Zähne ausbrachen. Sie versuchten, über den Zaun zu springen oder hinüber zu klettern, andere bemühten sich, einen Tunnel unter das Gitter zu graben. Als alle Versuche vergeblich waren, fügten sie sich in ihr Schicksal, gaben auf, den Zaun zu bekämpfen und schienen ihr Gefängnis zu akzeptieren.
Die Biologen ihrerseits versuchten, ihren berühmten Gefangenen den Aufenthalt so angenehm und störungsfrei wie möglich zu machen. Zweimal wöchentlich brachten sie überfahrene Huftiere (Elche, Hirsche und Rehe). Sicherheitsbeamte patrouillierten in einiger Entfernung und sorgten dafür, dass keine neugierigen Reporter oder Fotografen ihren Weg zum Gehege fanden.
Die Wölfe erhielten im Durchschnitt vier bis sieben Kilogramm Hirschfleisch pro Wolf und Tag. Wenn sie nicht fraßen, trabten die berühmten Vierbeiner die meiste Zeit am Zaun auf und ab. Sie, die es gewohnt waren, Hunderte Kilometer zu laufen, lebten nun auf kleinstem Raum eingesperrt. Sie achteten darauf, den Eingangsbereich, durch den die Menschen mit Futter kamen, zu meiden. Ansonsten ruhten sie oder beschäftigten sich mit Fressen und Spielen. Das am häufigsten gespielte Spiel in allen drei Gehegen war das »Raben jagen«, wenn die schwarzen Vögel versuchten, einen Teil des Futters zu stehlen. Die Jungwölfe liebten es außerdem, mit riesigen Knochen durch das Gehege zu stolzieren, was die Ranger, die die Tiere aus der Ferne beobachteten, stets amüsierte.
Jede Wolfsgruppe schien ihr eigenes Verhalten zu haben, das sich von den anderen Gruppen unterschied. Während sich die Wölfe des Crystal-Creek-Rudels schnell beruhigten, wenn Menschen zu ihnen kamen, und der Leitwolf bereits 10 bis 20 Minuten, nachdem ein Kadaver abgelegt worden war, fraß, war der Leitrüde des Rose-Creek-Rudels, die stolze Nummer Zehn, ohne jegliche Scheu. Er stand meist aufrecht auf seiner hölzernen Hütte, wenn die Männer den Kadaver brachten, und ließ sie nicht aus den Augen, bis sie endgültig hinter dem Hügel verschwunden waren. Manchmal beschnupperte er sogar schon den Kadaver, bevor die Menschen das Tor hinter sich geschlossen hatten. »Ich bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er mich so ansah«, sagte ehrfürchtig einer der Helfer.
Das Soda-Butte-Rudel brauchte am längsten, um sich an die Gefangenschaft zu gewöhnen. Es verhielt sich noch forscher als das Crystal-Creek-Rudel, wenn die Männer mit den Kadavern kamen. Es schien, als ob die Wölfe jederzeit bereit waren, durch jeden noch so kleinen Spalt im Gehege zu flüchten.
Schon kurz nach ihrer Ankunft begannen alle gefangenen Wölfe die Biologen zu verblüffen, was in den folgenden Jahren nie aufhören sollte:
Nach nur einer Woche heulten alle Rudel massiv. Vermutlich wurden sie durch das Heulen der Kojoten dazu animiert, ihre Anwesenheit im Park anzukündigen. Völlig überrascht waren die Biologen aber, als sich die Wölfe in Gefangenschaft paarten. Zwar lag die Akklimatisierungszeit genau in der Paarungszeit (Mitte Februar bis Ende März), man hatte jedoch angenommen, dass der Stress des Einfangens und des Transports im ersten Jahr noch zu keinem Nachwuchs führen würde.
Offensichtlich bekamen die Wölfe Besuch. Kojotenspuren, aber auch gelegentliche Hirsch- und Bisonspuren waren in der Nähe des Geheges zu sehen. Und ein vorwitziger Rotfuchs wollte es genau wissen und kletterte über den Zaun (Füchse können fast wie Katzen klettern). Von ihm blieben nur ein paar Fellreste übrig. Bald würden Beutegreifer und Beute vereint und damit der Sinn und Zweck des Projektes erfüllt sein.
Während ich mit dem Rücken am Baum sitze und die Erde unter mir fühle, beneide ich ein wenig die Bäume, die miterleben durften, wie Nummer Neun und Nummer Zehn hier ihre Romanze begannen, eine Affaire, der der Hauch einer Tragödie von Shakespeare innewohnt.
Große Namen wie bei Shakespeare haben die Yellowstone-Wölfe nicht. Stattdessen haben sie von den Wissenschaftlern Nummern erhalten. In Kanada geben die Wolfsforscher ihren Wölfen Namen, in Amerika dagegen Nummern (wenngleich viele der Biologen immer häufiger inoffizielle Namen wie zum Beispiel »Mom« für ihre Lieblinge erfinden), und die Rudel tragen ihren Namen nach den Gebieten, in denen sie freigelassen wurden. Ausnahmen hiervon sind das Leopold-Rudel, das nach dem Naturschützer Aldo Leopold benannt wurde, und das »Mollies Rudel«. Zur Erinnerung an Mollie Beattie, die kurze Zeit nach der Rückkehr der Wölfe an Krebs verstarb, wurde das Crystal-Creek-Rudel nach ihr umbenannt.
Die Idee, den einzelnen Wölfen Nummern zu geben, stammt hauptsächlich von Dave L. Mech, dem bekanntesten Wolfsbiologen Amerikas und wissenschaftlichen Berater des Yellowstone-Wolfsprojektes. Nach seiner Auffassung ist es ein Zeichen von Respekt vor den Tieren, ihnen keine menschlichen Namen zu verpassen. Das Geheimnis ihrer Namen soll ganz allein bei den Wölfen bleiben.
Inzwischen hat sich diese Praxis als sehr nützlich erwiesen. Es ist technisch einfach nicht möglich, mehreren Hundert Wölfen einen Namen zu geben und auch noch den Überblick zu behalten. Eine Nummerierung mit dem Zusatz »M« für männlich und »F« für weiblich vereinfacht die Identifizierung.
Während ich früher diese Art der Kennzeichnung lieblos fand, kann ich es heute verstehen und sogar nachempfinden. Das Tier in seiner komplexen Gesamtheit zu achten, dazu gehört auch, ihm seine Würde zu lassen – und zwar auch dadurch, dass man ihm keinen menschlichen Namen auferlegt.
Während ich vor mich hinträume, spüre ich eine Bewegung neben mir. Ein großer Rabe sitzt auf dem Zaun. Er reckt seinen Kopf zur Seite und seine schwarzen Augen mustern mich neugierig. Die Raben von Yellowstone sind für ihre Klugheit bekannt und dafür berüchtigt, dass sie gelernt haben, Klettverschlüsse an Rucksäcken zu öffnen, um an Futter zu kommen. Bei mir hat er keine Chance, denn ich habe mein Picknick schon verzehrt. Außerdem füttere ich prinzipiell keine Wildtiere. Der Rabe sitzt genau dort, wo der Maschendraht geflickt ist. An dieser Stelle hatte man im März 1995 ein Loch in den Zaun geschnitten, um die Wölfe freizulassen.
Wie mag es wohl gewesen sein, als die streng riechenden Zweibeiner kamen und das Tor zur Freiheit öffneten?
Endlich frei
Nach zwei Monaten Gefangenschaft hatten sich die Wölfe so weit akklimatisiert, dass die Forscher sie freilassen konnten. Am Nachmittag des 22. März 1995 wurden die Türen zum Rose-Creek- und zum Crystal-Creek-Gehege geöffnet. Wie immer, wenn Menschen in der Nähe waren, zogen sich die Wölfe sofort in die hinterste Ecke des Geheges zurück. Obwohl sie zweimal wöchentlich mit Nahrung versorgt wurden, hatten sich die Tiere zum Glück nicht an Menschen gewöhnt. Vier Tage vor ihrer Freilassung war ihnen zum letzten Mal etwas zu fressen gegeben worden. Ihre Mägen waren jetzt leer. Ein Stück außerhalb des Zauns hatte man einen toten Hirsch deponiert. Draußen wartete das Schlaraffenland auf sie. 20.000 Hirsche überwintern im Lamar Valley. Im Sommer sind es noch einmal fast doppelt so viel. 20.000 Hirsche, die keine größeren Kaniden als Kojoten kannten, viele von ihnen krank oder schwach vom langen, kalten Winter. Alles, was die Wölfe tun mussten, war durch die weit offene Tür gehen und sich ihr Futter holen.
Aber um Mitternacht hatte noch kein Wolf sein Gehege verlassen. Für die Biologen gab es nur zwei mögliche Erklärungen: Eine davon war die Angst vor dem menschlichen Geruch. In ihrer Heimat Alberta wurden die Wölfe stark bejagt. Um seine Jagdlizenz zu halten, muss ein Trapper eine Minimumquote an Wolfsfellen nachweisen. Die Fangerlaubnis ist nach oben offen. Die Tiere werden das ganze Jahr über bejagt. Für sie bedeutete alles, was nach Menschen riecht, Tod. Und nun sollten sie genau durch dieses Tor laufen, durch das immer wieder Menschen gekommen waren. Auch wenn nur wenige Mitarbeiter mit ihnen Kontakt hatten und sich sofort wieder zurückzogen, brauchten die Wölfe nach jedem Besuch etwa eine Stunde, bis sie sich halbwegs beruhigt hatten. Wölfe haben Angst vor Menschen. Ein Wolf, der mit Leichtigkeit einem 350 Kilogramm schweren Hirsch die Kehle durchbeißt, wird beim Anblick eines Menschen panikartig die Flucht ergreifen, und wenn er in die Enge getrieben wird, winselnd am Boden kauern.
Die zweite Möglichkeit, die sie davon abhielt, durch das Tor zu gehen, wurde unter den Biologen heftig diskutiert. Vermutlich sahen die Wölfe ein offenes Tor nicht als etwas, durch das sie hindurchgehen konnten, ebenso wenig wie sie wohl das Konzept des Zaunes um ihr Gehege verstanden. So wie sie am Anfang in den Zaun gerannt waren und versucht hatten, ihn mit den Zähnen zu zerbeißen oder sich unter ihm durchzugraben, weil sie nicht verstanden, was sie in ihrem Gefängnis hielt, so wenig verstanden sie nun, dass sie frei waren.
Niemand konnte auch nur ahnen, wie viel Stress die Wölfe empfanden. Es hatte nie zuvor eine so komplexe und auch für die Tiere äußerst schwierige Umsiedlung gegeben. Man wusste nicht, welche Auswirkungen die vielen Veränderungen auf sie hatten. Vielleicht hatten sie sich selbst seelisch »aufgegeben«?
Auch am nächsten Tag verließ keiner der Wölfe sein Gehege. Dave Mech riet den Biologen, ein großes Loch in den Zaun zu schneiden, und zwar auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite, der »Komfort-Zone« der Wölfe. Als Doug Smith, Mike Phillips und Mark Johnson um 16 Uhr in dichtem Schneegestöber am Rose-Creek-Gehege ankamen, um den Zaun aufzuschneiden und einen frischen Rehkadaver zu hinterlassen, ertönte hinter ihnen ein langes, tiefes Heulen.
Nur wenige Hundert Meter entfernt stand auf dem Kamm eines kleinen Hügels im wirbelnden Schnee Leitwolf Nummer Zehn und schaute die Männer direkt an, während er weiter heulte. Das war eindeutig Territorialverhalten: »Das ist mein Berg!«
Die Männer ließen den Rehkadaver fallen und zogen sich überglücklich zurück. Ganze 25 Minuten lang folgte ihnen der Wolf den Berg hinunter, bevor er sich umdrehte und wieder zu seiner Gefährtin lief. Dass ein wilder Wolf freiwillig in ein Gehege zurückkehrte, war sensationell. Aber Nummer Zehn war auch kein gewöhnlicher Wolf. Der stolzeste aller Wölfe war frei!
Nummer Neun war indessen noch immer nicht bereit, ihr Gefängnis zu verlassen. Auch der für sie außerhalb abgelegte Hirschkadaver reizte sie nicht. Zwar schien sie nachts davon zu fressen, rannte aber danach sofort wieder ins sichere Heim. Anhand der Spuren konnten die Forscher sehen, dass Nummer Zehn regelmäßig zurück ins Gehege lief, vermutlich um Nummer Neun herauszulocken. Ihre Tochter machte den Anfang. Beide Wölfe warteten auf die immer noch unschlüssige Nummer Neun, bis sie schließlich bereit war und mit ihnen gemeinsam in die Berge verschwand.
Was keiner zu diesen Zeitpunkt wusste, war, dass dieses Wolfspaar längst über das Stadium bloßer Gehegegefährten hinaus war. Trotz ihrer Gefangenschaft hatten sich die beiden gepaart und die Wölfin war bereits trächtig. In nur vier Wochen sollte sie in einer eilig gegrabenen Höhle unter einem Baum hoch über dem Ort Red Lodge, Montana, acht Welpen zur Welt bringen – allein, und nach ihrem Gefährten Ausschau haltend, dem imposanten Leitwolf, nach dem Tier, das trotz seines Mutes und seiner Tapferkeit – vielleicht auch gerade deswegen – der erste Wolf sein sollte, der in Yellowstone starb.
Auch das Crystal-Creek-Rudel wollte sein Gehege immer noch nicht verlassen, weder durch das Haupttor noch durch das Loch, das die Ranger in den Zaun schnitten. Gelegentlich führten Spuren nur wenige Meter aus dem Gehege heraus, dann aber sofort wieder zurück. Die Wölfe hatten jetzt schon eine Woche nichts mehr gefressen. Außerhalb des Zauns wartete ein Hirschkadaver auf sie. Amerikas »Wolf-Papst« Dave Mech war zur Beratung und Unterstützung eingeflogen. Es gab viele Spekulationen, aber niemand hatte Erfahrung mit einem Fall wie diesem. Am nächsten Morgen, als Mech, Phillips und Smith sich dem Crystal-Creek-Gehege näherten, fanden sie plötzlich Wolfsspuren außerhalb des Geheges. Der Hirschkadaver, der an den Zaun gebunden war, war vollständig gefressen – überall Wolfsspuren. Mech stellte fest, dass die Wölfe ihr Gehege verlassen hatten, es jedoch nachts weiter als Heimatbasis nutzten. Dann aber schließlich, am Morgen des 31. März, verließen fünf der sechs Crystal-Creek-Wölfe endgültig ihr Gefängnis. Der letzte Jährling, Nummer Zwei, folgte am nächsten Tag seinen Gefährten.
Insgesamt dauerte es zehn Tage, bis alle Wölfe ihre Gehege verließen. Sie waren nicht sofort heraus geprescht, sondern sie hatten geduldig gewartet, bis sie es an der Zeit und für sicher genug hielten, sich auf den Weg zu machen.
Auch das Soda-Butte-Rudel verhielt sich ähnlich. Hier schnitten die Männer gleich ein großes Loch in den Zaun, statt die Tür zu öffnen. Und auch hier trauten sich die Tiere zunächst nicht aus dem »sicheren Revier«. Aber schon am nächsten Tag fraßen sie von dem außerhalb deponierten Kadaver. Und nur zwei Tage nach der Öffnung verließen die Soda-Butte-Wölfe ihr Gehege für immer.
Die Wölfe waren nach Yellowstone zurückgekehrt.
Mich fröstelt. Es ist kalt und spät geworden. Ich mache mich wieder auf den Heimweg. Es fängt an zu schneien. Nur noch schemenhaft nehme ich die Umrisse der Buffalo Ranch war. Gerade noch rechtzeitig bin ich vom Berg heruntergekommen. Wölfe lieben Schnee. Selbst bei minus 30° Celsius lassen sie sich unberührt einschneien. Ihr dickes Fell schützt sie vor Kälte. Sie sind perfekt für dieses Leben ausgestattet. Ich dagegen bin froh, dass ich wieder ins warme Auto steigen kann. Langsam mache ich mich auf den Heimweg nach Cooke City. Am Pebble-Creek-Campingplatz, der jetzt im Winter geschlossen ist, steht ein Elch im tiefen Schnee und zupft sich die zarten Nadeln von den Bäumen.
Das Gebiet zwischen Pebble Creek und Cooke City ist Elchrevier. Im Gegensatz zu den Hirschen, die im Winter in die Täler wandern, ziehen sich die Elche in die höher gelegenen Gebiete zurück. Dort im Schutz der Nadelwälder gibt es weniger Schnee und noch ausreichend Nahrung. Besonders im Dunkeln heißt es hier aufmerksam sein, denn wer möchte schon mit einem tonnenschweren Elch zusammenstoßen?
In Silver Gate brennt nur vereinzelt ein Licht in den kleinen Blockhütten. Eigentlich ist dies gar kein richtiger Ort, sondern vielmehr eine Ansammlung von Cabins und einem heruntergekommenen Motel, das nur von Juni bis September geöffnet hat. Dagegen ist Cooke City schon fast eine »Großstadt«. Hier gibt es eine Hauptstraße, zwei Tankstellen (eine davon mit öffentlichem Internetanschluss), vier Motels und einen Tante-Emma-Laden, wo sich gelegentlich die Hüttenbesitzer, die ohne Fernsehen auskommen müssen, versammeln und gemeinsam ein Football-Spiel anschauen. Eine kleine Blockhauskirche liegt auf halber Strecke zwischen Silver Gate und Cooke City und wird von den Einwohnern beider Orte besucht.
Man sollte meinen, dass es in einem Ort, der als einer der isoliertesten und einsamsten Städte Amerikas (außerhalb von Alaska) gilt und der ganzjährig eine Einwohnerzahl von 90 mehr oder weniger wild aussehenden Gestalten hat, relativ ruhig zugeht. Aber weit gefehlt.
Als ich an diesem Abend in die Stadt komme, ist immer noch das Dröhnen der Schneemobile zu hören, die hier jeden Winter einfallen. Dann liegt der Ort mit der gesunden Bergluft unter einer dicken blauen Dunstglocke, die von den ständig laufenden Motoren dieser modernen Männerspielzeuge herrührt.
Ich stelle mein Auto bei der Elkhorn Lodge ab, wo ich eine Cabin mit Küche und Bad gemietet habe und laufe zu Fuß die wenigen Meter zur Soda Butte Lodge. Dies ist das älteste Hotel im Ort und sehr beliebt bei Schneemobilfahrern. Mindestens 30 chromblitzende Maschinen stehen säuberlich aufgereiht vor dem Eingang des aus Holzbrettern gebauten Gebäudes – einige noch mit laufenden Motoren, während sich die Fahrer am mächtigen Steinkamin in der Lobby aufwärmen. Ich bekomme einen Tisch in der Nichtraucherecke des Restaurants und bestelle mir bei Michael, dem stets gut aufgelegten und freundlichen Studenten, der auch bei stärksten Minustemperaturen mit kurzer Hose bedient, einen Hamburger. Größere kulinarische Ergüsse kann man im Wilden Westen nicht erwarten. Dafür ist mein Fleischklops riesengroß und kämpft mit einer gigantischen Portion fettiger Pommes frites um einen Platz auf meinem Teller.
Am Nebentisch wird es laut. Eine Gruppe Jäger diskutiert über die Wölfe. Die meisten sind dafür, sie abzuknallen: »Die fressen alle unsere Hirsche und Elche! Bald gibt es nichts mehr!« Ein anderer erzählt in Bierstimmung, wie er einen Kojoten mit dem Schneemobil gejagt und mehrmals überfahren hat. Das Töten von Kojoten ist in Amerika erlaubt. Grölend stimmen ihm seine Freunde zu und meinen, dass man dies auch so mit den Wölfen machen müsse.
Mir wird schlecht. Allein auf weiter Flur wage ich es nicht, mich als Wolfsfreund zu outen. Ich lasse den angebissenen Hamburger stehen, zahle und verlasse das Lokal. Während ich aus dem Hotel gehe, sehe ich, wie der Besitzer einen weißen Fuchs füttert, der bettelnd durch die bodenhohen Fenster schaut. Später erzählt er mir, dass sich das Tier jeden Abend seine Ration rohe Eier abholt.
Während ich mich in sternenklarer Nacht auf den Heimweg mache, wundere ich mich wieder einmal über die Zwiespältigkeit der Menschen hier.
Cooke City hat eine junge und aufregende Geschichte. 1868 kam John Colter mit einer Gruppe von Trappern, Landsuchern und Minenleuten in dieses Gebiet. Sie fanden Spuren von Silber, Gold und Kupfer, wurden jedoch von den Crow-Indianern verfolgt, denen das Land gehörte.
Kurz nachdem die Grenzen des Indianerreservates aufgehoben waren, wurden 1.450 Minen-Grundstücke abgesteckt, die meisten davon jedoch schon nach einem Jahr wieder aufgegeben. Die Stadt erhielt zunächst den Namen Shoo-Fly, der später von den Minenarbeitern geändert wurde, um Jay Cooke Jr. zu ehren. Cooke war ein Eisenbahn-Unternehmer und der Sohn eines Investors bei der Northern Pacific Railroad. Er versprach nicht nur die Entwicklung des Ortes zu fördern, sondern auch eine Eisenbahn in die Stadt zu bringen. Jedoch geriet er in finanzielle Schwierigkeiten und konnte seine Pläne nie zu Ende führen.
1883 war Cooke City zu einer Gemeinde von 135 Blockhütten und Zelten angewachsen.
John P. Allen war der Erste, der eine Kutsche mit vier Pferden und einem beladenen Anhänger in den Ort lenkte. Er baute wenig später ein Hotel und eröffnete drei Minen.
Die eigentliche Stadt entstand 1883 mit 227 Einwohnern, zwei Sägemühlen, drei Einkaufsläden, zwei Hotels, zwei Ställen und einem Fleischmarkt. Wegen der großen Anzahl von Minengrundstücken dauerte es noch acht Jahre, bis alles vermessen war. Das war den meisten Gold- und Silbersucher zu lange. Sie gaben auf und zogen fort.
Aber auch heute noch sind die Auswirkungen der Minen zu spüren. Einige der Nebenflüsse am oberen Soda Butte Creek führen immer noch in hellem Orange das Gift aus den Schlacken der Bohrungen im neunzehnten Jahrhundert mit sich. Merkwürdigerweise schützt die fischlose Todeszone oberhalb der Stadt die einheimischen Forellen im unteren Soda Butte Creek und im Lamar River vor Invasionen durch eine östliche Forellenart, die vor einigen Jahren eingesetzt wurde und die die heimischen Fischarten rapide verdrängt hat.
1995 gab es einen erneuten Versuch, Gold aus den Bergen von Cooke City herauszuholen. Eine kanadische Firma wollte wieder mit dem Schürfen beginnen und dazu den 3.340 Meter hohen Gipfel des Henderson Mountain in der nordöstlichen Ecke des Yellowstone-Parks abtragen. Das hätte ihnen etwa eine Milliarde Dollar Gewinn gebracht, aber auch eine Umweltkatastrophe nach sich gezogen. Die Gegend um Cooke City wimmelt von Elchen, Hirschen, Schwarz- und Grizzlybären. Die meisten Wälder bestehen aus uralten Tannen mit Feuchtgebieten und Quellen. Und der Lamar River und der Soda Butte Creek fließen in den Yellowstone River, den längsten frei fließenden Fluss Amerikas. Durch die Mine war all dies in Gefahr. Ein politischer Kleinkrieg zwischen Befürwortern und einer örtlichen Bürgerrechtsbewegung begann. Am 12. August 1996 kam Präsident Bill Clinton persönlich nach Cooke City, um den Bewohnern mitzuteilen, dass die Minenpläne aufgegeben worden waren.
So bleibt also Cooke City weiterhin das verschlafene Städtchen, dessen Haupteinnahmequellen im Winter immer noch die Schneemobile sind. Langsam aber verändern auch die Wolfsbeobachter die Ökonomie in dem Ort. Waren vor wenigen Jahren noch viele Motels in der Nebensaison geschlossen, so wird es heute auch in dieser Zeit immer schwieriger, ein Zimmer zu bekommen. Die Wolfsbeobachter sind nicht auf Schnee angewiesen und sie kommen auch außerhalb der Sommersaison, wo die Einwohnerzahl von Cooke City auf das Dreifache anwächst. Die Wölfe haben Cooke City ein wirtschaftliches Wachstum von 80 Prozent gebracht. Und dabei geht es nicht nur um Hotels oder Restaurants, sondern auch um örtliche Guides und vor allem um Souvenirs wie Wolfs-T-Shirts, -Tassen, -Aufkleber, Bücher und Ähnliches. Das müssen auch die härtesten Wolfsgegner zugeben.
Inzwischen ist es auch in Cooke City ruhig geworden. Die Fahrer der Schneemobile haben ihre Maschinen abgestellt und lärmen in den Restaurants und in der Bar weiter. Spät nachts werden sie noch einmal mit ihren schweren Stiefeln die Treppen zum Hotel hoch poltern und sich lautstark verabschieden. Ich räche mich dafür auf meine Art: Am nächsten Morgen dusche ich ausgiebig um fünf Uhr und kratze wenig später laut das Eis von den Autoscheiben, bevor ich noch in der Dunkelheit wieder in den Park aufbreche, um die Wölfe zu beobachten.