5

 

Es war nicht gerade die Dritte Panzerdivision, die da anrückte, aber nach einem Dutzend Anrufe erreichten sie jemanden, der sie abholen konnte.

»Ich biege in die Straße ein - bis jetzt ist niemand zu sehen«, sagte Eves Stimme über den Lautsprecher von Claires Handy. Sie hatte Claire eine minutiöse Beschreibung ihrer Fahrt geliefert und Claire musste zugeben, dass das ziemlich Furcht einflößend klang. »Ja, ich kann das Day House jetzt sehen. Und ihr seid in der Gasse daneben?«

»Wir sind auf dem Weg«, sagte Claire atemlos. Sie war schweißgebadet und alles tat ihr weh von der Anstrengung, Myrnin zusammen mit Hannah aus dem Labor heraus, die Treppen hoch und durch die schmale, scheinbar endlose dunkle Gasse zu schleppen. Daneben befand sich das Gründerinnenhaus, das Katherine Day und ihrer Enkelin gehörte und praktisch eine Kopie des Hauses war, in dem Claire und ihre Freunde lebten. Dunkel und verrammelt lag es da, aber Claire sah, dass sich an einem der Fenster Im oberen Stock ein Vorhang bewegte.

»Das ist das Haus meiner Großtante. Großtante Kathy«, keuchte Hannah. »Alle nennen sie jedoch Gramma. Das war schon immer so, solange ich denken kann.«

Claire konnte erkennen, dass Hannah mit den Days verwandt war. Zum Teil wegen ihres Gesichtszüge, aber vor allem wegen ihres Verhaltens. Die ganze Familie bestand aus starken, klugen, tatkräftigen Frauen.

Eves großes schwarzes Auto stand mit laufendem Motor am Ende der Gasse und die hintere Tür wurde aufgestoßen, als sich die beiden näherten - oder die drei? Zählte Myrnin noch dazu? Eve betrachtete skeptisch Myrnin und den Pfahl in seinem Rücken, warf Claire einen Du-willst-mich-wohl-verscheißern-Blick zu und zerrte ihn mit dem Gesicht nach unten auf den Rücksitz. »Beeilt euch!«, sagte sie und knallte auf dem Weg zur Fahrerseite die hintere Tür zu. »Verdammt, hoffentlich blutet er mir nicht alles voll. Claire, ich dachte, du solltest...«

»Ich weiß«, sagte Claire und kletterte in die Mitte der langen Vorderbank. Hannah quetschte sich außen dazu. »Erinnere mich nicht daran. Ich sollte ihn eigentlich in Sicherheit bringen.«

Eve legte den Gang ein und wendete schwerfällig und kraftstoffintensiv.

»Wer hat ihn denn gepfählt?«

»Das war ich.«

Eve blinzelte. »Okay, das ist eine interessante Interpretation von in-Sicherheit-Bringen. Wart ihr nicht mit Amelie unterwegs?« Eve schaute sogar kurz auf dem Rücksitz nach, als hätte sie befürchtet, dass Amelie auf magische Weise dort aufgetaucht sein und wie im Film als eine Barbarenkönigin auf Myrnins liegendem Körper sitzen könnte.

»Ja, waren wir«, sagte Hannah.

»Muss ich euch alles aus der Nase ziehen? Nein, wartet, will ich es überhaupt wissen?«.

»Wir haben sie zurückgelassen«, sagte Claire und fühlte sich elend. »Bishop hat uns eine Falle gestellt. Sie kämpfte noch, als wir fliehen mussten.«

»Was ist mit den anderen Typen? Ich dachte, ihr seid mit einer ganzen Eskorte losgezogen!«

»Die meisten von ihnen haben wir zurückgelassen...« Und dann dämmerte es ihr und sie schaute Hannah an, die wohl gerade denselben Gedanken hatte. »Oh, Shit. Die anderen Typen. Sie waren in Myrnins Labor, aber als wir zurückkamen, nicht mehr...«

»Weg«, sagte Hannah. »Beseitigt.«

»Super. Dann sind wir wohl am Gewinnen.« Eves Tonfall war verdammt zynisch, aber in ihren dunklen Augen lag Angst. »Ich habe mit Michael gesprochen. Er ist okay. Sie sind an der Universität. Bis jetzt ist alles ruhig.«

»Und Shane?« Claire wurde von Gewissensbissen gequält, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn nicht angerufen hatte. Falls er sie angerufen hatte, dann hätte sie das nicht bemerkt; sie hatte das Handy nämlich auf lautlos gestellt aus Angst, dass das Geräusch sie verraten könnte, während sie auf ihrer Rettungsmission herumschlichen.

Aber als sie ihr Handy hervorkramte, entdeckte sie, dass sowieso keine Anrufe in Abwesenheit angezeigt waren.

»Er ist okay«, sagte Eve und steuerte den Wagen in gemäßigtem Tempo um eine Ecke. Die Stadt war dunkel, sehr dunkel. Nur in wenigen Häusern flackerten Laternen, Kerzen oder Taschenlampen. Die meisten Menschen warteten im Dunkeln ab und hatten Todesangst. »Ein paar Vamps wollten in den Bus kommen, wahrscheinlich auf der Suche nach einem kleinen Imbiss, aber es kam gar nicht zu einem richtigen Kampf. Bisher fahren sie ohne große Schwierigkeiten herum. Es geht ihm gut, Claire.« Sie griff nach Claires Hand, um sie zu drücken. »Dir wohl nicht so. Du siehst furchtbar aus.«

»Danke. Sehr liebenswürdig.«

Eve zog ihre Hand zurück, um das große Lenkrad des Wagens zu drehen. Scheinwerfer glitten über eine - unnatürlich blasse und stille - Gruppe auf dem Gehweg. »Oh, Shit, wir haben Besucher. Na warte, die mach ich fertig.«

Eine fantastische Idee, fand Claire, denn die Vampire auf dem Gehweg waren plötzlich auf der Straße und folgten ihnen. Sie verfolgten das Auto mit einer Art manischer Freude, aber nicht einmal ein Vamp konnte es mit Eves Fahrweise auf Dauer aufnehmen; einer nach dem anderen blieb in der Dunkelheit zurück. Der letzte war der schnellste und fast hätte er den Kofferraum zu fassen bekommen, aber dann stolperte er und blieb in einer schwarzen Abgaswolke zurück.

»Verdammte Freaks«, sagte Eve und versuchte, dabei abgebrüht zu klingen, aber sie schaffte es nicht ganz. »Hey, Hannah. Wie laufen die Geschäfte?«

»Im Moment?« Hannah lachte leise. »Nicht so fantastisch, aber ich mache mir keine Sorgen. Schauen wir erst mal, ob wir bis zum Morgen überleben. Danach zerbreche ich mir den Kopf darüber, wie ich mit der Werkstatt über die Runden komme.«

»Oh, wir überleben schon«, sagte Eve mit einer Zuversicht, die Claire selbst überhaupt nicht spürte. »Sieh mal, es ist schon vier Uhr. Noch ein paar Stunden und alles ist okay.«

Claire sagte nicht, in ein paar Stunden könnten wir alle tot sein, aber sie dachte es. Was war mit Amelie? Was würden sie unternehmen, um sie zu retten?

Wenn sie überhaupt noch am Leben ist.

Claire hatte Kopfschmerzen, aus Schlafmangel juckten ihre Augen und sie wollte sich eigentlich nur in einem warmen Bett zusammenrollen, das Kissen über den Kopf ziehen und nicht diese Verantwortung tragen.

Nicht sehr wahrscheinlich.

Sie achtete nicht darauf, wohin Eve fuhr. Es war sowieso draußen so dunkel und seltsam, dass sie gar nicht sicher war, ob sie irgendetwas erkennen würde. Eve hielt am Bordstein vor einer Reihe Glasfenster an, die innen von Kerzen und Laternen erleuchtet wurde.

Mir nichts, dir nichts waren sie am Common Grounds angelangt.

Eve sprang auf der Fahrerseite heraus, öffnete die hintere Tür und packte Myrnin unter den Armen, wobei sie die ganze Zeit »igitt, igitt, igitt!« murmelte. Claire schlüpfte aus dem Wagen, um ihr zu helfen, und Hannah ergriff Myrnins Füße, als sie auf dem Pflaster aufschlugen. Zu dritt trugen sie ihn in das Café.

Claire wurde augenblicklich von zwei Vampiren aus dem Weg gedrängt: Von Oliver und einer Frau, die sie nicht kannte. Oliver sah finster aus, aber das war eigentlich auch nichts Neues. »Legt ihn hin«, sagte Oliver. »Nein, nicht da, ihr Idioten, dort drüben, auf das Sofa. He ihr! Weg da!«Letzteres galt den verängstigten Menschen, die auf besagtem Sofa saßen. Sie stoben davon wie Hühner. Eve machte weiter mit ihrem Igitt-Mantra, als sie und Hannah Myrnin hinüberhievten und ihn mit dem Gesicht nach unten auf die Sofakissen legten. Er hatte inzwischen etwa die Farbe einer fluoreszierenden Glühbirne - bläulich weiß und kalt.

Oliver kauerte sich neben ihn und schaute sich den Pfahl an, der in Myrnins Rücken steckte. Er legte die Fingerspitzen aneinander und schaute dann zu Claire auf. »Was ist passiert?«

Sie nahm an, dass er irgendwie wusste, dass es ihr Pfahl war. Na wunderbar. »Ich hatte keine Wahl. Er ist auf uns losgegangen.« Das uns mochte eine Übertreibung sein; eigentlich war er auf Hannah losgegangen. Aber am Ende hätte er sich auch auf Claire gestürzt; das wusste sie.

Sie wand sich einen Moment lang unter Olivers Blick, dann sah er wieder Myrnins reglosen Körper an, der wie ein Leichnam dalag. Der Bereich, in den der Pfahl eingedrungen war, sah sogar noch blasser aus als das umliegende Gewebe, so als wäre hier ein Sog, der alle Farbe aus ihm heraussaugte. »Hast du etwas von der Medizin dabei, die du ihm immer verabreicht hast?«, fragte Oliver. Claire nickte und kramte in ihrer Tasche. Sie hatte noch einige Phiolen in Pulverform und ein paar als Flüssigkeit. Aber sie war überzeugt gewesen, dass sie die Medizin nicht ohne einen Kampf, den sie mit Sicherheit verloren hätte, Myrnin in den Mund hätte schieben können. Wenn Myrnin seine Phasen hatte, würde man mindestens ein paar Finger verlieren, wenn man auch nur in die Nähe seines Mundes gelangte.

Aber das war im Moment wohl kein Thema, vermutete sie. Sie gab die Phiolen Oliver, der sie nachdenklich in seinen Fingern hin und her drehte und das Pulver dann zurückgab. »Die Flüssigkeit wird vom Körper schneller aufgenommen, nehme ich an.«

»Ja.« Darüber hinaus hatte es ein paar unberechenbare Nebeneffekte, aber das war jetzt vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen.

»Und Amelie?« Oliver drehte die Flasche weiterhin in den Fingern.

»Sie ist... wir mussten sie zurücklassen. Sie kämpfte mit Bishop. Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist.«

Tiefes Schweigen erfüllte den Raum und Claire sah, dass sich die Vampire alle gegenseitig anschauten - außer Oliver, der weiterhin mit völlig unbewegter Miene auf Myrnin hinunterschaute. »Na schön, dann. Helen, Karl, bewacht Fenster und Türen. Ich bezweifle, dass Bishops Patrouillen versuchen werden, das Cafe zu stürmen, aber vielleicht versuchen sie es doch, wenn ich abgelenkt bin. Der Rest von euch« - er schaute die Menschen an und schüttelte den Kopf - »versucht, nicht im Weg herumzustehen.«

Mit dem Daumen öffnete er die Phiole mit der klaren Flüssigkeit und hielt sie in seiner rechten Hand. »Macht euch bereit, ihn auf den Rücken zu drehen«. sagte er zu Hannah und Claire. Claire nahm Myrnin an der Schulter, Hannah packte seine Füße.

Oliver nahm den Pfahl in die linke Hand und zog ihn mit einer einzigen glatten Bewegung heraus. Klappernd fiel er zu Boden und Oliver nickte knapp. »Jetzt.«

Als Myrnin auf dem Rücken lag, gab Oliver Claire ein Zeichen wegzugehen. Dann öffnete er Myrnins blutleere Lippen. Er schüttete die Flüssigkeit in den Mund des Vampirs, drückte ihn zu und legte die Hand auf seine hohe Stirn.

Myrnins dunkle Augen waren offen. Weit offen. Claire schauderte, denn sie sahen vollkommen tot aus - wie Fenster zu einem sehr, sehr dunklen Zimmer... und dann blinzelte er.

Er holte ganz tief Luft und sein Rücken wölbte sich in stummem Schmerz nach oben. Oliver ließ seine Hand ununterbrochen auf Myrnins Stirn. Seine Augen waren vor Konzentration zusammengepresst und Myrnin krümmte sich schwach und versuchte ohne großen Erfolg, sich zu befreien. Schlaff fiel er in die Kissen zurück, die Brust hob und senkte sich. Seine Haut sah noch immer wie polierter Marmor mit blauen Venen aus, aber seine Augen waren wieder lebendig.

Und wahnsinnig. Und hungrig.

Er schluckte, hustete, schluckte wieder und allmählich erlosch das irrsinnige Licht in seinen Augen. Er sah müde aus, verwirrt und so, als hätte er Schmerzen.

Oliver stieß einen langen, klagenden Seufzer aus und versuchte aufzustehen. Er konnte nicht. Er schaffte es gerade mal halb hoch, als er taumelte und auf die Knie zurückfiel. Mit der Hand stützte er sich auf die Armlehne des Sofas. Sein Kopf fiel nach unten und seine Schultern hoben und senkten sich, fast so als würde er keuchen oder weinen. Claire konnte sich bei Oliver - Oliver - beides nicht richtig vorstellen.

Keiner rührte sich. Niemand berührte ihn, aber einige der anderen Vampire tauschten Blicke aus. Ihre Mienen waren undurchdringlich.

Er ist krank, dachte Claire. Es war die Krankheit. Es wurde immer schwieriger für die Vampire, sich zu konzentrieren, die Dinge zu tun, die sie immer als selbstverständlich erachtet hatten, zum Beispiel weitere Vampire machen. Oder sie wiederbeleben. Sogar Oliver, der kein Wort geglaubt hatte, was die Krankheit anging... sogar er begann zu versagen.

Und das wusste er.

»Hilf mir auf«, flüsterte Oliver schließlich. Seine Stimme klang müde und mitgenommen. Claire griff nach seinem Arm und half ihm langsam hoch; er hatte Schmerzen und bewegte sich, als wäre er tausend Jahre alt und würde jedes einzelne Jahr davon spüren. Einer der anderen Vampire stellte ihm schweigend einen Stuhl hin und Claire half ihm, sich zu setzen.

Oliver stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und verbarg sein bleiches Gesicht in den Händen. Als er wieder anfing zu sprechen, sagte er leise: »Geh weg.«

Es schien keine gute Idee, einen Streit anzufangen. Claire trat zurück und kehrte zum Sofa zurück, auf dem Myrnin lag.

Er blinzelte und starrte noch immer an die Decke. Langsam faltete er die Hände über seinem Bauch, ansonsten bewegte er sich nicht.

»Myrnin?«

»Anwesend«, sagte er, es klang wie aus weiter Ferne. Er kicherte ganz leise, dann zuckte er zusammen. »Tut weh, wenn ich lache.«

»Ja, ähm... es tut mir leid.«

»Tut dir leid?« Er runzelte erst vorsichtig die Stirn, dann stärker, bis sich seine Augenbrauen langsam zu einem V formten. »Ah. Du hast mich gepfählt.«

»Ich... äh... ja.« Sie wusste, was Olivers Reaktion gewesen wäre, wenn sie so etwas mit ihm gemacht hätte. Es wäre nichts Schönes dabei herausgekommen. Sie war sich nicht sicher, was Myrnin tun würde. Um auf Nummer sicher zu gehen, hielt sie sich außerhalb unmittelbarer Reichweite.

Myrnin schloss einfach einen Moment lang die Augen und nickte. Er sah jetzt uralt aus, erschöpft, genau wie Oliver. »Ich bin mir sicher, das geschah in bester Absicht«, sagte er. »Vielleicht hättet ihr den Pfahl dort lassen sollen, wo er war. Wäre letzten Endes vielleicht besser für alle gewesen. Ich wäre einfach ... dahingegangen. Es ist nicht besonders schmerzhaft, zumindest so im Vergleich.«

»Nein!«Sie kam einen Schritt näher, dann noch einen. Er sah einfach so... abgeschlagen aus. »Myrnin, nicht. Wir brauchen Sie.«

Er hielt die Augen geschlossen, aber ein winziges, müdes Lächeln spielte um seine Lippen. »Ich bin mir sicher, dass du das wirklich glaubst, aber ihr habt jetzt, was ihr braucht. Ich habe das Heilmittel gefunden, Claire. Bishops Blut. Es wird Zeit, dass ihr mich gehen lasst. Es ist zu spät für mich, geheilt zu werden.«

»Das glaube ich nicht.«

Dieses Mal öffneten sich seine großen dunklen Augen und studierten sie mit kühler Intensität. »Das sehe ich«, sagte er. »Ob diese Annahme akzeptabel ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Wo ist sie?«

Er fragte nach Amelie. Claire warf einen Blick auf Oliver, der noch immer gebückt dasaß und offensichtlich Schmerzen hatte. Keine Hilfe. Sie beugte sich näher zu Myrnin. Sie würde trotzdem von den anderen Vampiren gehört werden, das wusste sie. »Sie ist... ich weiß es nicht. Wir wurden getrennt. Das Letzte, was ich gesehen habe, war, dass sie und Bishop ihren Kampf ausgetragen haben.«

Myrnin setzte sich auf. Es war nicht diese glatte, kontrollierte Bewegung, die Vampire sonst an sich hatten und die so wirkte, als hätten sie sie seit drei oder vier menschlichen Lebensspannen geübt; er musste sich langsam und qualvoll aufrichten und Claire schmerzte es, dabei zuzusehen. Sie legte ihre Hand auf sein Schulterblatt, um ihn zu stützen. Seine Haut fühlte sich noch immer kalt wie Marmor an, aber nicht tot. Es war schwierig zu ergründen, worin der Unterschied bestand - vielleicht lag es an den darunterliegenden Muskeln, die wieder angespannt und lebendig waren.

»Wir müssen sie finden«. sagte er. »Bishop wird vor nichts zurückschrecken, um sie in seine Gewalt zu bekommen, wenn er das nicht schon geschafft hat. Sobald du in Sicherheit warst, wird sie den Rückzug angetreten haben. Amelie ist eine Guerillakämpferin. Es sieht ihr nicht ähnlich, offen zu kämpfen, nicht gegen ihren Vater.«

»Wir gehen nirgendwohin«, sagte Oliver, ohne seinen Kopf aus den Händen zu nehmen. »Und du auch nicht, Myrnin.«

»Du schuldest ihr Treue.«

»Einer Toten schulde ich gar nichts«, sagte Oliver »Und bevor ich nicht einen Beweis dafür habe, dass sie noch lebt, werde ich nicht mein Leben oder das eines anderen in einem vergeblichen Rettungsversuch opfern.«

Myrnin verzog verächtlich das Gesicht. »Du hast dich nicht verändert«, sagte er.

»Du auch nicht, du Narr«, murmelte Oliver. »Und jetzt halt die Klappe. Ich habe Kopfschmerzen.«

***

Eve stand hinter dem Tresen und bereitete Espresso zu. Sie trug eine steife schwarze Schürze, die ihr bis über die Knie reichte. Claire ließ sich erschöpft auf der anderen Seite auf einen Barhocker gleiten. »Wow«, sagte sie.»Erinnerungen an die guten alten Zeiten, was?«

Eve machte ein säuerliches Gesicht, als sie ihrer Freundin einen Moccacino auf die Theke knallte. »Ja, erinnere mich nicht daran«, sagte sie. »Auch wenn ich sagen muss, dass ich das Monster vermisst habe.«

»Das Monster?«

Eve tätschelte die riesige, schimmernde Espressomaschine neben ihr liebevoll. »Monster, das ist Claire. Claire, Monster. Es ist süß, aber man muss seine Launen kennen.«

Claire streckte die Hand aus und tätschelte die Maschine ebenfalls. »Schön, dich kennenzulernen, Monster.«

»Hey.« Eve packte ihr Handgelenk, als sie die Hand zurückziehen wollte. »Blaue Flecken? Woher?«

Amelies Griff hatte tatsächlich einige leichte blaue Flecken auf ihrem Oberarm hinterlassen, es sah aus wie ein primitives Tattoo. »Flipp nicht gleich aus. Ich habe keine Bissspuren oder so etwas.

»Ich flippe aus, wann ich will. Solange Michael nicht da ist, bin ich irgendwie...«

»Was, meine Mom?«, fuhr Claire sie an, aber es tat ihr sofort leid. Und sie bekam ein schlechtes Gewissen, allerdings aus einem ganz anderen Grund. »Ich wollte nicht...«

Eve winkte ab. »Hey, wenn man an einem Tag wie heute keinen Koller kriegen soll, wann dann? Deiner Mutter geht es übrigens gut, ich weiß nämlich, dass das deine nächste Frage ist. Bisher haben es Bishops Freaks noch nicht geschafft, das Handynetz lahmzulegen, deshalb bin ich mit allen in Kontakt geblieben. Außer enormer Koffeinproduktion ist hier nämlich nichts passiert. Das Festnetz ist allerdings tot. Ebenso das Internet. Radio und Fernsehen sind auch nicht mehr auf Sendung.«

Claire schaute auf die Uhr. Fünf Uhr morgens. Noch etwa zwei Stunden, bis es hell wurde - wahrscheinlich weniger. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.

»Was machen wir am Morgen?«, fragte sie.

»Gute Frage.« Eve wischte die Theke ab. Claire nippte an dem tröstlich süßen, schokoladigen Moccacino. »Wenn dir etwas einfällt, lass es uns wissen, denn im Moment haben wir, glaube ich, alle keine Ahnung.«

»Glücklicherweise irrst du dich da«, sagte Oliver. Er schien aus dem Nichts aufgetaucht zu sein - Gott, wie Claire das hasste! -  und machte es sich auf dem Stuhl neben ihr bequem. Außer dass er sehr müde aussah, schien er inzwischen wieder der Alte zu sein. In seinem Blick lag ein Schatten, von dem sich Claire nicht erinnerte, ihn schon einmal gesehen zu haben. »Es gibt einen Plan. Dass Amelie aus dem Schlachtfeld entfernt wurde, ist ein Schlag, aber keine Niederlage. Wir machen so weiter, wie sie gewollt hätte.«

»Ja? Willst du uns davon erzählen?«, frage Eve. Sie erntete einen kühlen Blick. »Na, das hab ich mir schon gedacht. Vampire haben nicht gerade ein großes Mitteilungsbedürfnis, außer es nützt ihnen selbst.«

»Ich werde euch sagen, was ihr wissen müsst, wenn ihr es wissen müsst«, sagte Oliver. »Hol mir eine der Tüten aus dem begehbaren Kühlschrank.«

Eve schaute an ihrer Schürze hinunter. »Oh, sorry, steht hier irgendwo Dienerin? Denn das bin ich so gar nicht.«

Claire hielt einen Moment die Luft an, weil Olivers Gesichtsausdruck einfach mörderisch war, und hinten in seinen Augen sah sie ein rotes Licht aufflackern, das wie glühende Kohlen glomm.

Dann blinzelte er und sagte einfach: »Bitte, Eve.«

Das hatte Eve nicht erwartet. Sie blinzelte, starrte ihn einen Augenblick an, nickte dann schweigend und verschwand in einem von einem Vorhang verdeckten Durchgang.

»Du fragst dich, ob das wehgetan hat«, sagte Oliver, er sah sie dabei nicht an, sondern starrte Eve hinterher. »Hat es, das kann ich dir versichern.«

»Gut«, sagte Claire. »Ich habe gehört, Leiden sei gut für die Seele, oder so etwas.«

»Dann werden wir wohl bis zum Morgen mit unserem Gott im Reinen sein.« Oliver wirbelte auf seinem Hocker herum, um ihr direkt in die Augen zu schauen. »Ich sollte dich töten für das, was du getan hast.«

»Weil ich Myrnin gepfählt habe?« Sie seufzte. »Ich weiß. Ich dachte, ich hätte keine andere Wahl. Er hätte mir die Hand abgebissen, wenn ich ihm die Medizin gegeben hätte, und bis sie endlich gewirkt hätte, wären Hannah und ich längst Hundefutter gewesen, so oder so. Es schien mir die schnellste und leiseste Möglichkeit, ihn rauszuschaffen.«

»Trotzdem«, sagte Oliver und seine Stimme kam ganz tief aus seiner Kehle, »trotzdem habe ich als Mitglied des Ältestenrates das Recht, dich auf der Stelle wegen versuchten Mordes an einem Vampir zum Tod zu verurteilen. Verstehst du?«

Claire hielt ihre Hand hoch und deutete auf das goldene Armband an ihrem Handgelenk - das Symbol der Gründerin. Amelies Symbol. »Und was ist damit?«

»Ich würde Entschädigung bezahlen«, sagte er. »Ich nehme an, das könnte ich mir leisten. Amelie wäre eine Weile ziemlich sauer auf mich, immer angenommen, sie ist überhaupt noch am Leben. Wir würden zu einer Einigung kommen. Das tun wir immer.«

Claire sagte nichts weiter zu ihrer Verteidigung, sondern wartete einfach ab. Und einen Augenblick später nickte er. »Na schön«, sagte er. »Du hast richtig gehandelt. Du hattest mit vielem recht, das ich mir nicht eingestehen wollte, einschließlich der Tatsache, dass sich einige von uns« - er schaute sich schnell um und sprach so leise weiter, dass sie die Worte nur von seinen Lippen ablesen konnte - »unwohl fühlen.«

Unwohl. Ja, so konnte man es auch nennen. Sie widerstand dem Reflex, mit den Augen zu rollen. Wie wäre es mit todkrank? Hatte er je den Begriff Pandemie gehört?

Oliver fuhr fort, ohne ihre Antwort abzuwarten. »Myrnins Verstand war... sehr verwirrt«, sagte er. »Ich dachte schon, ich könnte ihn nicht mehr zurückholen. Ohne die Dosis von dieser Medizin hätte ich es auch nicht geschafft.«

»Heißt das, Sie glauben uns jetzt?« Sie meinte damit die Vampirkrankheit, aber sie konnte es nicht laut sagen. Selbst ihre Art und Weise, um den heißen Brei herum zu reden, war gefährlich; zu viele Vampirohren und zu wenig zu tun, und wenn sie von der Krankheit wüssten, konnte niemand vorhersagen, was sie tun würden. Davonlaufen wahrscheinlich. Einen Amoklauf durch die Welt der Menschen starten, krank werden und einsam und sehr langsam zugrunde gehen. Es würde Jahre dauern, vielleicht Jahrzehnte, aber letztendlich würden sie alle sterben, einer nach dem anderen. Bei Oliver war die Krankheit weit weniger fortgeschritten als bei vielen anderen, aber je älter man war, desto langsamer war der Krankheitsverlauf; vielleicht würde er noch sehr lange leben und sich langsam, aber sicher, selbst verlieren.

Alles, was von ihm übrig bleiben würde, wäre eine hungrige Hülle.

Oliver sagte: »Es heißt, was es heißt.« Er sagte das mit einem Anflug von Ungeduld, aber Claire fragte sich, ob er es wirklich wusste. »Ich spreche von Myrnin. Deine Medizin wird nicht reichen, ihn lange ruhig zu halten, und das bedeutet, dass wir Vorkehrungen treffen müssen.«

Eve tauchte hinter dem Vorhang auf. Sie hatte eine Blutpackung aus Plastik bei sich, die mit dunklem Kirschsaft gefüllt war. Jedenfalls versuchte Claire, sich das einzureden. Dunkler Kirschsaft. Eve sah erschüttert aus und ließ die Tüte wie eine tote Ratte vor Oliver auf die Theke fallen. »Du hast das geplant«, sagte sie. »Du hast dich auf eine Belagerung eingestellt.«

Oliver lächelte träge. »Hab ich das?«

»Du hast genug Blut da drin, um die Hälfte der Vampire der Stadt einen Monat lang zu ernähren, und genug von diesen Aufwärmgerichten für Camper, um den Rest von uns sogar noch länger durchzufüttern. Und Medikamente. So ziemlich alles, was wir brauchen, um es hier auszuhalten, einschließlich Generatoren. Batterien, Wasserflaschen...«

»Sagen wir mal, ich bin vorsichtig«, sagte er. »Das ist ein Charakterzug, den viele von uns auf unseren Reisen entwickelt haben.«

Er nahm die Bluttüte und deutete auf die Tassen; als Eve eine vor ihn hinstellte, machte er mit dem Fingernagel ein ordentliches kleines Loch in die Tüte und drückte einen Teil des Inhalts in die Tasse. »Bewahr den Rest auf«, sagte er und gab die Tüte Eve zurück, die aussah, als wäre ihr noch mulmiger als zuvor. »Schau nicht so angewidert. Blut in Tüten bedeutet immerhin, dass es nicht gegen euren Willen aus euren Adern entnommen wurde.«

Eve hielt es auf Armeslänge von sich entfernt, öffnete den kleineren Kühlschrank hinter der Bar und stellte es auf einen freien Platz in der Tür. »Bäh«, sagte sie. »Warum stehe ich eigentlich wieder hinter der Bar?«

»Weil du die Schürze angezogen hast.«

»Oh, da fährst du doch voll drauf ab, oder?«

»Leute«, sagte Claire und zog damit die Blicke von beiden auf sich. »Myrnin. Wohin mit ihm?«

Bevor Oliver antworten konnte, hatte sich Myrnin durch die Menge im Sitzbereich des Common Grounds geschoben und kam auf sie zu. Er schien wieder normal, zumindest so normal, wie Myrnin überhaupt sein konnte. Er hatte einen langen schwarzen Samtmantel erbettelt, ausgeliehen oder einfach gestohlen, unter dem er noch immer die tuntenhafte weiße Pierrot-Hose von seinem Kostüm trug; dazu dunkle Stiefel und kein Hemd. Seine langen schwarzen Haare glänzten und seine Augen schimmerten dekadent.

Oliver schaute sich sein Outfit an und zog eine Augenbraue hoch. »Du siehst aus, als wärst du aus einem viktorianischen Bordell ausgebrochen«, sagte er. »Einem... Spezialbordell.«

Als Antwort darauf krempelte Myrnin die Ärmel seines Mantels hoch. Die Wunde auf seinem Rücken mochte verheilt sein -  oder war wohl wenigstens gerade dabei -, aber die Verbrennungen an seinen Handgelenken und Händen waren noch immer blassrot mit einem ungesunden silbrigen Stich. »Nicht die Art von Bordell, in der ich normalerweise verkehren würde, zumindest nicht freiwillig«, sagte er, »aber du bist da natürlich viel experimentierfreudiger, Oliver.« Sie fixierten sich gegenseitig mit Blicken und Claire widerstand dem Bedürfnis, einen Schritt zurückzutreten. Einen Augenblick lang dachte sie sogar, sie würden die Zähne fletschen... und dann lächelte Myrnin. »Ich denke, ich sollte mich bedanken.«

»Das wäre angebracht«, stimmte Oliver zu.

Myrnin wandte sich Claire zu. »Danke.«

Irgendwie war das nicht das, was Oliver erwartet hatte, dachte sie; sie selbst hatte jedenfalls nicht damit gerechnet. Durch genau diese Art von Brüskierung beleidigten sich die meisten Leute in Morganville gegenseitig, aber andererseits war Myrnin nicht wie die meisten Leute, nicht einmal Oliver gegenüber.

Oliver zeigte keine Reaktion. Vielleicht war da ein kleines rotes Glimmen tief in seinen Augen, aber vielleicht reflektierten auch nur die Lichter.

»Ähm... wofür?«. fragte Claire.

»Ich erinnere mich daran, was du getan hast.« Myrnin zuckte mit den Achseln. »Es war zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Der Schmerz... es war äußerst schwer, ihm standzuhalten.«

Sie warf einen nervösen Blick auf seine Handgelenke. »Wie ist es jetzt?«

»Erträglich.« Sein Tonfall ließ keine weitere Diskussion zu.

»Wir müssen zu einem Portal und Amelie finden. Das nächste ist in der Universität. Ich glaube, wir brauchen ein Auto und einen Fahrer. Ein paar schlagkräftige Begleiter wären auch nicht verkehrt.« Myrnin klang locker, aber er wirkte auch absolut sicher, dass seinem geringsten Wunsch entsprochen würde. Wieder spürte sie einen Anflug von Spannung zwischen ihm und Oliver.

»Vielleicht hast du die Bekanntmachungen verpasst«, sagte Oliver. »Du bist kein König oder Prinz mehr oder was immer du gewesen bist, bevor du in dein dreckiges Loch gekrochen bist. Du bist Amelies verschrobener Lieblingsalchemist und wirst mir keine Befehle erteilen. Nicht in meiner Stadt.«

»Deiner Stadt«, wiederholte Myrnin und starrte ihn aufmerksam an. Seine Gesichtszüge wirkten liebenswürdig und ein wenig steif, aber diese Augen... ganz und gar nicht liebenswürdig. Claire ging vernünftigerweise ein bisschen aus der Schusslinie. »Was für eine Überraschung! Ich dachte, dies sei die Stadt der Gründerin.«

Oliver schaute sich um. »Komisch, sie scheint nicht da zu sein und deshalb ist es meine Stadt, kleiner Mann, Darum geh und setz dich. Du gehst gar nirgends hin. Wenn sie in Schwierigkeiten steckt - was ich jedoch nicht glaube - und wenn eine Rettungsaktion notwendig wird, werden wir alle Risiken bedenken.«

»Und die Vorteile, die dadurch entstehen, dass nicht gehandelt wird?«, fragte Myrnin. Seine Stimme klang angespannt wie eine Uhrfeder. »Sag mir, Old Ironsides, wie du diese Schlacht gewinnen willst. Ich hoffe, du planst kein zweites Drogheda.«

Claire hatte keine Ahnung. wovon sie sprachen. Oliver aber schon. Für ihn war es etwas Bitteres und Tiefschürfendes, denn sein ganzes Gesicht verzerrte sich einen Moment lang.

»Wir ziehen hier nicht gegen die Iren ins Feld, und was immer ich für Fehler gemacht habe, ich begehe sie kein zweites Mal«, sagte Oliver. »Außerdem brauche ich keine Ratschläge von einer blaugesichtigen Heckenhexe.«

»Da ist er wieder. der alte puritanische Geist!«

Eve schlug heftig auf die Bar. »Hey! Was auch immer für schimmlige alte Vorurteile euch im Kopf herumspuken, stopp. Wir sind hier, einundzwanzigstes Jahrhundert, USA, und wir haben gerade Probleme, die nichts mit eurer vorsintflutlichen Geschichte zu tun haben!«

Myrnin blinzelte, schaute Eve an und lächelte. Es war dieses verführerische Lächeln, bei dem er immer seine dicken Wimpern niederschlug. »Werte Dame«, sagte er. »könnte ich vielleicht eines dieser köstlichen Getränke bekommen, wie Ihr es für meinen Freund hier zubereitet habt?« Anmutig deutete er auf Oliver, dem seine Tasse Blut wieder einfiel, die vor ihm stand. Verärgert trank er sie leer. »Vielleicht könntest du die Tüte vorher ein wenig in warmem Wasser anwärmen? Kalt ist es ein bisschen eklig.«

»Yeah, klaro«, seufzte Eve. »Vielleicht noch einen Schuss Espresso dazu?«

Myrnin schien ernsthaft darüber nachzudenken. Claire schüttelte eindringlich den Kopf. Das Letzte, was sie jetzt noch brauchten, war ein Myrnin auf Koffein.

Als Eve wegging. um Myrnins Getränk vorzubereiten, schüttelte Oliver seinen Ärger durch ein rasches Zucken im wahrsten Sinne des Wortes ab, holte tief Luft lind sagte: »In weniger als zwei Stunden wird es hell. Selbst wenn Amelie etwas zugestoßen sein sollte - was ich, wie gesagt, bestreite -, ist es zu riskant, sofort mit der Suche zu beginnen. Wenn Bishop sich Amelie geschnappt hat, wird er sie an einen Ort bringen, der in jedem Fall einem Angriff standhält. Zwei Stunden reichen nicht und ich werde unsere Leute nicht der Morgensonne preisgeben.«

Myrnin warf Claire einen Blick zu. »Einigen hier macht die Morgensonne nichts aus.«

»Einige von ihnen sind auch äußerst verwundbar«, sagte Oliver. »Ich würde keine Menschen zu Bishop schicken. Ich würde nicht einmal eine menschliche Armee zu Bishop schicken, es sei denn, du möchtest seinen Aufenthaltsort finden, indem du den Leichen folgst, die er hinterlässt wie eine Spur.«

Eine schreckliche Sekunde lang dachte Myrnin tatsächlich über diese Idee nach, dann schüttelte er den Kopf. »Er würde die Leichen verstecken«, sagte er bedauernd. »Trotzdem ein nützlicher Vorschlag.«

Claire wusste nicht, ob er sich über Oliver lustig machte oder ob er es ernst meinte. Oliver wusste es auch nicht, dem langen, nachdenklichen Blick nach zu urteilen, den er ihm zuwarf.

Oliver wandte seine Aufmerksamkeit Claire zu. »Erzähl mir alles.«