19

Abendessen mit

Eww-yuk

Im riesigen Speisesaal ging Eww-yuk zu einem der Steintische, die in die Wand gemeißelt waren. Die anderen Gnome beobachteten ihn verstohlen, doch er nahm keine Notiz von ihnen und setzte sich. An seiner Seite lümmelte Brains herum wie ein kleiner Kobold.

Plötzlich platzte Slurp durch die Saaltür, marschierte geradewegs zum Tisch des Generals und schlug vor Eww-yuk mit der Faust auf die Tischplatte. »Aaarrrrgh!«

»Argh?«, entgegnete Eww-yuk und schaute unbeeindruckt auf.

»Du hast mich von meinem Posten abgezogen!«, knurrte Slurp. »Wir wurden gerade von weiteren Menschen angegriffen. Sie sind aus dem Nichts aufgetaucht, wie Ungeziefer. Ich habe viele gute Gnome verloren. Ich muss zu meinen Soldaten zurückkehren, die noch nicht tot sind.«

»Ach was.« Eww-yuk zuckte die Achseln. »Wir haben genug Soldaten. Ich habe dich kommen lassen, um dir persönlich zu danken, dass du diesen seltsamen Menschenjungen so bereitwillig ausgeliefert hast. Es wird lustig sein, ihn in der Arena kämpfen zu sehen.«

Slurp starrte Eww-yuk an, verblüfft vom freundlichen Ton des Generals. »Äh, ja, zum Glück bin ich den Burschen los. Hat komisch gerochen, der Kleine.«

Der Chefkoch der Gnome, Snivell, trat mit einem Steinkasten von der Größe einer Apfelkiste heran. Snivell war spindeldürr und hatte doppelt so große Pranken wie ein normaler Gnom. Krabbelgeräusche drangen aus dem Inneren des Kastens.

»Ahh, möchtest du mit uns zu Abend essen, Slurp?«, bot Eww-yuk an.

Slurp setzte sich zu Brains und Eww-yuk an den Tisch, während Snivell den Kasten öffnete und den Inhalt vor ihnen ausschüttete. Käferartige Insekten in unterschiedlichen Formen und Größen purzelten heraus und begannen kreuz und quer über den Tisch zu krabbeln. Einige wanderten auf hauchdünnen Spinnenbeinen herum, andere krochen und schlängelten sich wie Würmer.

Die drei Gnome begannen, die kleinen Geschöpfe aufzuklauben und sich in die aufgerissenen Mäuler zu werfen. Ihre Unterkiefer hängten sich aus wie bei Schlangen, so dass sie sich auch die größeren Käfer in einem Stück in den Schlund stopfen konnten.

Eww-yuk warf sich einen fünfzehn Zentimeter langen Käfer ins Maul und leckte sich über die Zähne. Das große Insekt plumpste ihm in den Magen. Der General klopfte sich auf den Bauch. »Ahh, der kleine Kerl windet sich noch.«

Beiß, knirsch, schmatz, schluck! In einer rasenden Fressorgie schaufelten sie das Ungeziefer in sich hinein, bis nur noch ein einziger Bissen übrig war – ein dicker Leuchtkäfer. Alle drei sahen ihn im selben Moment. Geifernd beäugten sie einander. Eine Wache, die an den Tisch geschlichen war, wollte den Käfer stibitzen.

Eww-yuks Schwert flog aus der Scheide. Wusch … zonk!

Die Hand des räuberischen Gnoms fiel auf den Tisch, und er jaulte schmerzerfüllt auf und packte seinen blutenden Armstumpf. Eww-yuk klaubte den Leuchtkäfer auf, stopfte ihn sich ins Maul und zerkaute ihn langsam und genüsslich, während der verstümmelte Gnom zum Ausgang taumelte; sein Arm war bereits dabei zu schrumpfen.

»Ahhh. Köstlich«, seufzte Eww-yuk.

Slurp grunzte missbilligend. »Wie ist es um die Moral deiner Soldaten bestellt, Eww-yuk?«

Der General blickte auf; noch immer tropfte ihm der Geifer vom Maul. »Moral? Was heißt das?«

Brains flüsterte Eww-yuk rasch eine Erklärung ins Ohr. Der General runzelte die Stirn, nickte und begriff schließlich.

»Meine Soldaten wissen, wer zuerst frisst«, höhnte er. »Du kannst jetzt gehen.«

Während Slurp davontrottete, starrte Brains auf den Kopf des Hauptmanns. Schnell flüsterte er dem General etwas zu. Eww-yuks Augen verengten sich.

»Oh, Hauptmann«, rief der General Slurp nach.

Slurp wandte sich um.

Eww-yuk zeigte auf ihn. »Was ist mit deinem Kopf passiert?«

Slurp sah verwirrt aus. Er drehte sich im Kreis, versuchte vergebens, seinen eigenen Kopf zu betrachten. Schließlich fasste er sich an die kahle Stelle über dem Ohr, wo die Rakete sein Fell versengt hatte. »Oh … das?«

»Ja … das«, sagte Eww-yuk.

Slurp überlegte einen Moment lang, und das war ganz schön anstrengend für ihn. »Hmm, hmm.« Er blickte sich nervös um. »Die Schlacht mit den Menschen!«, rief er schließlich, zufrieden, dass ihm eine plausible Erklärung eingefallen war. »Genau! Kochendes Öl. Platsch! Es fiel mir mitten auf den Kopf.« Er lachte gezwungen. »Ich hatte die Sache fast vergessen. Lustig, was?«

»Ja«, sagte Eww-yuk, ohne zu lachen. »Sehr lustig, in der Tat. Halte dich zur Verfügung. Wir müssen uns noch mal unterhalten, bevor ich dich zu deinem Posten zurückschicke.«

Slurp grunzte und marschierte aus dem Saal.

Eww-yuk klopfte Brains anerkennend auf den Rücken und stieß den kleineren Gnom dabei zu Boden. »Gut beobachtet, Brains.«

Brains stand auf und klopfte sich den Staub ab, während Eww-yuk weiterplapperte. »Ich habe sofort gespürt, dass er mir etwas verschweigt, ich bin ja nicht blöd. Jetzt musst du nur noch herausfinden, was es ist.« Eww-yuk grinste. Ein langer Wurm, der die Fressorgie überlebt hatte, lugte zwischen seinen Hauern hervor.

Brains zeigte auf das Tierchen. »General, bevor wir in die Arena gehen, da, äh … hängt etwas zwischen deinen Zähnen.«

Garstige Gnome
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