Epilog
Tief in der Silvesternacht saß Lewis in seinem Zimmer am Schreibtisch, das Gesicht in die Hände gestützt. Die Neujahrsglocken waren schon lang in den frostigen Himmeln verhallt, doch die Schrecken der vergangenen Stunden hatten sie nicht vertreiben können.
Vor Stunden war er zurückgekehrt, nach all den matten Wünschen und Abschiedsworten. Karl und Eleonore Böttiger hatten ihn still umarmt, dann hatte er sich sofort zurückgezogen. Der Schlaf wollte allerdings nicht über ihn kommen, doch Lewis erschien dies gnädig, denn dieser erste Schlaf hätte gewiss nur Schatten geboren.
Lewis saß da und dachte stumm in die Leere hinein.
Von den nächtlichen Erlebnissen, von den Erlebnissen des verflossenen Jahres hatte ihn eines besonders aufgewühlt: die Auswirkung der geistigen Macht, die Balsamo über ihn erlangt hatte. Lewis fühlte jedoch, dass dessen mesmerische Kraft, die damals in Tiefurt auf ihn eingewirkt hatte, mehr getan hatte, als nur seinen Willen zu brechen.
Es schien sich eine Tür in seinem Inneren geöffnet zu haben, die in eine Welt hinüberführte, in der all das Wirklichkeit war, was ihn hier nur in seinen Träumen heimsuchte. Lewis fürchtete, dass diese Nachtmahre zu ihm herübergleiten könnten, in seine Welt, oder gar, dass er durch diese Pforte hinübergelangte zu jenem Ort, an dem die Alpträume herrschten und dort für immer gefangen sein würde.
Dieses Tor musste er verschließen, und er war sicher, dass ihm dies gelänge, wenn er all die Schrecken aus seinem Kopf verscheuchte, sie durch die Feder auf das Papier trieb und sie dort in der trocknenden Tinte bannte, damit sie nicht wieder zurück in seine Gedanken kröchen.
Er erinnerte sich des im sommerlichen Fieberwahn geschriebenen Manuskriptes.
Er erinnerte sich des gespenstischen Mönches, der ihm im Dunst des unterirdischen Gewölbes erschienen war. Er erinnerte sich aller wirklichen und unwirklichen, aller wohlgesonnenen und üblen Geister, die ihm in Weimar begegnet waren – und dann tauchte er die Feder ein und begann zu schreiben.